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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188801104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880110
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-10
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.01.1888
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Nr. 7. — 8. Jahrgang. - Sächsischer Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de- folgenden Tage») zur Bersenduna gelangende „Sächsische LandeS-Auzriger mit täglich einem besonderen Unter« haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Sliftiger Bilderbuch kostet bei den Attsqabe- stellen monatlich 70 Pfg., bei de» Post-Aust, -b Pf. (1888er ZtgS.-Preisliste Nr. -E.) Dienstag, 1V. Jannar 1888. «uzeizeu» Jllüstr. »alender de- Sächsischen Landboten. Jllustrirte- Jahresbuch des Landes-Anzeigers. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. MM Me, - ' '".Ms Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler - 3. Sächsische Gerichts-Zeitung Amtliche Bekanntmachungen. Da- Konkursverfahren über das Vermögen des Kunst- und Handels, aärtners Christian Gottlieb Günther in Altchemnitz wird nach erfolgter Ab Haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 5. Januar 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 8. Januar. Wien. Der russische Militärattache Zujew in Wien machte am Sonnabend dem Kriegsminister Graf Bylandt-Reydt einen Besuch und gab' im Namen des Zaren die amtliche Erklärung ab, der Kaiser wolle den Frieden wie bisher erhalten, und die russischen Truppenaufstellungen hätten mithin keinerlei feindselige Tendenz. Nach einem, bisher nicht verbürgten Gerücht habe er hinzugefügt, es würden noch 2—3 Infanterie-Divisionen zur Grenze gezogen, doch bedeute auch das nichts Feindseliges. — Die österreichische Regierung ist bereit, den Coburger ohne Weiteres fallen zu lassen, wenn dem Frieden damit zu dienen ist. Rom. Der König sowohl wie Crispi erhielten Tausende von Telegrammen auch aus dem Ausland als Gegendemonstration zum Papstjubiläum. — Der Vormarsch der Italiener nach Saati beginnt, das Hauptquartier wird nach Moncullo vorgeschoben. Der Negus verharrt noch immer unbeweglich. ^ Paris. Crispi ließ der französischen Regierung officiell erklären, daß der Präfekt, der eine Haussuchung bei dem französischen Konsul in Florenz anordnete, seines Amtes entsetzt sei. Damit ist dieser Zwischenfall erledigt. — „Gaulois" erfährt aus Rom, daß der Be schluß der italienischen Regierung der persönlichen Einwirkung Crispis zu verdanken sei. Konstantinopel. Die dem früheren Khedive von Egypten, Ismail Pascha, ertheilte Ermächtigung zur Uebersiedelung hierher ist auf französische und russische Rathschläge erfolgt, um der Hinneigung Tewsik Paschas zu England ein Gegengewicht zu schaffen. — Die italienische Regierung beauftragte ihre sämmtlichen Konsuln in der Türkei, anläßlich des Papstjubiläums jede Demonstratwn strengstens zu meiden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 9. Januar. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat an die Freimaurerloge „Lucens" in Rostock aus Anlaß ihres 75jährigen Bestehens ein Glückwunschschreiben gerichtet, in welchem er zunächst seiner Hoffnung ür das weitere Gedeihen der Loge Ausdruck giebt. Es heißt dann Weiter: „Dann wird auch die Loge ein lebendiges Zeugniß davon abgeben, daß die Freimaurerei vorzugsweise geeignet ist, nicht allein ihre Mitglieder zu wahrer Religiosität, zur freudigen und opferwilligen Erfüllung der ihnen in ihrer Familie, ihrem Berufe und sonstigen öffentlichen Wirkungskreisen obliegenden Pflichten zu erziehen und durch fortschreitende Selbstveredelung wahrhaft zu beglücken, sondern auch zum Wohl der gesummten Menschheit mit segensreichen: Erfolge thätig zu sein!" — Der Kaiser hat an die Tochter des verstorbenen letzten Ehrenseniors des Eisernen Kreuzes aus den Befreiungskriegen, Grafen Egloffstein, ein Beileidstelegramm und einen Lorbeerkranz für den Sarg des Verewigten gesandt. — In San Remo ist wieder mildes und warmes Wetter ein getreten, und der deutsche Kronprinz hat deshalb seine Spazierfahrten und Ausgänge wieder ausgenommen. Auf der Durchreise nach Cannes haben der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden den Kronprinzen besucht, auch der Erbprinz von Meinungen ist aus Deutschland wieder an der Riviera angekommen. Da das günstige Befinden des Kronprinzen und der gegenwärtige Stand der Krankheit die Nothwendigkeit eines Luftröhrenschnittes für absehbare Zeit nicht befürchten lassen, so wird vr. Bramann, welcher diese Operation nöthigenfalls ausführen sollte, San Remo nächstens verlassen. — Das Dankschreiben des deutschen Kronprinzen an die Be hörden der Stadt Potsdam für den Neujahrsglückwunsch schließt mit Verurtheilt. Eine New-Uorker Kriminal-Novelle von Arthur Zapp. Nach dem Englischen, Fortsetzung. Nachdruck verboten. Indem alles dies in Erwägung gezogen wurde, beschloß die Be hörde, sich der Presse als Helferin bei ihren Nachforschungen nach dem Verbrecher zu bedienen. Einer Person, die das Gesetz Übertritt, welches die Gesellschaft zu ibrem Schutze festgestellt hat, bleibt heut zu Tage wenig Aussicht auf ein Entrinnen vor der verdienten Strafe. Wenn der Verbrecher sich auch des Dampfes als des Mittels einer schleunig zu bewerkstelligenden Flucht bedient, derselbe Eisenbahnzug, dasselbe Dampfschiff, aus dem er flüchtet, befördert zu gleicher Zeit jene Zeitungen, die ausführliche Berichte seines Verbrechens bringen. Ja, ihm voraus trägt der elektrische Funke überall hin die Meldung seiner That und die Beschreibung seiner Persönlichkeit. Obgleich Macroy fest überzeugt war, daß der Name Brown, welchen die Er mordete an Bord der „Bristol" als den ihrigen angegeben hatte, in diesem Falle nur ein angenommener war, so theilte er denselben den noch als den muthmaßlichen Namen der Unglücklichen den Zeitungen mit. Ebenso hatte der Detcctive die Ueberzeugung gewonnen, daß die Frau entweder in New-Aork oder in Boston wohnhaft gewesen war. Ihre ganze Persönlichkeit, ihr Aeußeres, die Frisur ihrer Haare, der Schnitt ihrer Kleider, Alles das verrieth dem erfahrenen Auge des Polizeibeamten, daß sie eine Großstädterin war. Daß sie sich zuletzt in Boston aufgehalten hatte, darüber fühlte er gar keinen Zweifel mehr, denn während er ihre Schuhe einer genauen Besichtig ung unterzog, hatte er den Namen des Schuhmachers an jener Stelle der Sohle, über der sich der Span befindet, bemerkt. Sofort hatte er den Adreßkalender von New-Uork nachgeschlagen, doch einen Schuh macher des betreffenden Namens nicht gefunden. Es ließ sich aber nicht annehmen, daß der Besitzer eines Schuhwaarengeschäfts, der so elegante, feingearbeitete Waare lieferte, nicht sorgsam darauf achten Würde, seinen Namen im Adreßkalender zu haben. Da er den Namen im New-Uorker Adreßkalender nicht gefunden hatte, so war er sicher, daß Beide, der Schuhmacher und -ie Besitzerin des Schuhes, nach Boston gehörten. Macroy sandte ausführliche Berichte an die Polizeibehörden in Jall River und in Boston, besonders genaue Mittheilunqen aber an dem Ausdruck der frohen Hoffnung, sie im Sommer, wie alljährlich, begrüßen zu können. — Der Erbprinz von Meiningen hat bei dem unter seinem Commando stehenden Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Regiment in Ber lin durch den Stolze'schen Stenographenverein einen stenographischen Cursus für Offiziere und zwei für Unteroffiziere und Soldaten ein richten lassen mit einer Gesammttheilnehmerzahl von 57. Auch beim Eisenbahn-Regiment, bei 2 Bataillivnen des 2. Garderegimentes zu Fuß und bei 2 Regimentern in Spandau sind oder werden auf Ver anlassung des Vereins stenographische Curse eingerichtet. — Entgegen anderen Meldungen kann die „Kreuzzeitung" mit theflen, daß das Befinden des kranken Reichsschatzsecretärs Or. Jacoby sich in erfreulicher Weise gebessert hat. Doch wird zur vollständigen Erholung noch eine Verlängerung seines Urlaubes von nöthen sein — Alle Nachrichten zur allgemeinen politischen Lage lauten fortgesetzt beruhigend und friedlich. Von Wien aus wird berichtet, deutscherseits sei eine diplomatische Action eingeleitet, welche bezweckt, eine dauernde Besserung der Beziehungen zwischen Rußland und Oesterreich herzustellen. — Die Kosten des neuen Wehrgesetzcs. Der „Köln. Ztg." wird darüber aus Berlin telegraphirt: In. unseren politischen Kreisen er wartet man, daß dem Reichstage schon bald nach seinem Zusammen tritt am 17. Januar ein Nachtragsetat zugehcn wird, der die Forder ungen der Militärverwaltung für die aus der neuen Wehrvorlage hervvrgehende Heeresverstärkung enthalten wird. Die Höhe dieser Forderung ist noch nicht genau bekannt. In sonst unterrichteten Kreisen wird angenommen, daß sie .sich auf nahezu hundert Millionen belaufen wird. In anderen Kreisen wird freilich diese Höhe bestritten Jedenfalls hat bereits der Kriegsminister in der Reichstagssitzung vom 16. Dccember ausdrücklich darauf hingewiesen, daß durch Be kleidung, Bewaffnung und Ausrüstung der für den Kriegsfall in Aussicht genommenen Gesammtverstärkung des Heeres nicht unerheb liche einmalige Kosten entstehen werden. — Der mit der russischen Regierung enge Verbindung unter haltende „Nord" äußert sich über Gegenwart und Zukunft folgender maßen: „Man darf der sicheren Erwartung Ausdruck geben, daß Europa nunmehr, nach Entlarvung der Betrüger, welche eine allge meine europäische Konflagration Hervorrufen wollten, indem sie den Kaiser Alexander über die deutsche Politik zu täuschen suchten, die langentbehrte Ruhe wiederfindcn werde. Ob Diejenigen, welche die falschen Aktenstücke verfaßten und dem Zaren in die Hände spielten, der verdienten Strafe verfallen oder nicht, ist für den Frieden gleich- giltig. Mit aufrichtiger Freude muß es begrüßt werden, daß das Verhältniß zwischen Rußland und Deutschland, welches so lange zu ernsten Befürchtungen Anlaß gab, eine gewisse Klärung erfahren hat. Die Hauptaufgabe der Mächte ist nunmehr die Beseitigung des bul garischen Wirrwarrs, welcher fortgesetzt wie ein w6Ls tsirol den europäischen Frieden bedroht. In Sofia muß man heute schon die Ueberzeugung haben, daß die Tage der coburgischen Herrlichkeit ge zählt sind." Das Blatt glaubt nicht, daß der Prinz von Coburg und sein Berather Stambulow Widerstand wagen würden, sobald sie sich einem geeinigten Europa gegenüber sehen würden, und hegt die este Zuversicht, das Jahr 1888 werde ohne Störung verlaufen. — Der „Reichsanzeiger" hatte bekanntlich bemängelt, daß im Gothaischen genealogischen Taschenbuch Prinz Ferdinand von Coburg als „Fürst Ferdinand I. von Bulgarien, Königliche Hoheit" aufge- ührt sei. Die Redaction des Taschenbuches erläßt nun eine Er- lärung, in welcher es heißt: „Der Redaction steht kein Richterspruch über politische Fragen zu, sondern sie erblickt ihre Aufgabe in der Wiedergabe der historisch gewordenen Thatsachen. Es würde eine auffallende Lücke in ihrem Artikel über Bulgarien gewesen sein, wenn die augenblicklich doch factisch bestehende Regierung dieses Landes un erwähnt geblieben wäre. Diese Regierung aber schrieb der Redaetion den vom „Reichsanzeiger" getadelten Abschnitt wörtlich vor. Die Redaction ihrerseits konnte dem Fürsten Ferdinand, wenn sie ihn überhaupt als thatsächlichen Regenten Bulgariens nannte, keinen die letztere Behörde, der er auch eine von den Photographien der Ermordeten sandte. So war der Detective in voller Thätigkeit, um Licht zu bringen n das geheimnißvolle Dunkel des Mordes auf der „Bristol". UI. Die Verhaftung. Die Bekanntmachung der bisher ermittelten Einzelheiten des Verbrechens hatte das Ergebniß, daß viele Leute, die verschwundene Angehörige oder Freunde suchten, sich im Polizei-Bureau meldeten. Jedermann, der in Angelegenheiten des Mordes auf die „Bristol" kam, wurde sogleich an den Detektive Macroy gewiesen. Sein Ber ühren war sehr einfach. „Wie lange ist es her, daß Sie Ihre Angehörigen vermissen?" war seine erste Frage. Nachdem die Antwort hierauf gegeben war, fragte er weiter, indem er eine der Photographien, die er in Longdale hatte anfertigen lassen, seinem Besucher vorlegte: „Ist das ihr Bild?" Die Ant wort, welche er auf diese Frage erhielt, hatte bisher noch immer „Nein" gelautet. Am Morgen deS zweiten Tages nach dem Morde lief die Meldung von der Bostoner Polizcidirection ein, daß die Beschreibung der Ermordeten auf keine der als vermißt angemcldete» Frauen passe. Auch von Fall River und von den verschiedenen Pvlizei- bezirken der Stadt New-Uork kanien Meldungen desselben Inhalts. Die Behörde befand sich hinsichtlich der Persönlichkeit des Mörders öwohl wie der Ermordeten also immer noch in vollkommener Un wissenheit. Da plötzlich — es war gegen ein Uhr Nachmittags — wurde Macroy eine höchst angenehme Ueberraschung zu Theil. Ein junger Mann, dem Anscheine nach im ungefähren Alter von fünfundzwanzig Jahren, von mittelgroßer Statur, schmächtiger Figur und mit gewöhnlichen Gcsichtszügen, trat in das Bureau des Detektives ein. „Ich komme in Sachen des Mordes auf der „Bristol", begann der neue Besucher, „man wies mich hierher zu Ihnen." „Was wissen Sie von dem Fall?" fragte Macroy. „Ich befand mich an Bord der „Bristol" in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, als —" „Was? Sic reisten mit der „Bristol" in derselben Nacht?" rief der Detektive aus, von seinem Sessel aufspringend. „Hier, nehmen Wanderen Titel zuertheilen, als denjenigen, welchen er selbst beim Antritt seiner Regierung sich zugelegt hat. Dieser Titel aber ist königliche Hoheit." Ob nun Hoheit oder nicht, deshalb wird Europa nicht aus den Fugen gehen. j — Von der holländischen Grenze. Im vergangenen Jahre find - von dem kolonialen Werbedepot in Hardervyk am Zuidersee 1840 ^ Mann nach Ostindien abgesandt worden, darunter 245 Deutsche; für dieses Jahr sollen 2000 Mann nach Ostindien geschickt werden und die holländischen Zeitungen rühren bereits fleißig die Werbetrommel. In Deutschland geht das natürlich nicht an, dafür treten die Werber hier im Geheimen auf, und zwar sind eS in der Regel leider Deutsche ° selbst, die sich zu diesem unlauteren, aber lohnenden Geschäft her« ^ geben. Das holländische Werbedepot hat in Deutschland mehr Agenten, als man denkt, und trotz aller Warnungen fallen ihnen jährlich mehrere hundert junge Leute in die Hände. Deshalb sei nochmals darauf hingewiesen, daß der Dienst in der holländischen Kolonialarmee der schlechteste ist, den man sich denken kann, daß Strapazen und Krankheiten aller Art die meisten Leute dahinraffen. — DaS für die südwestafrikanischen Schutzgebiete in Aussicht genommene Goldgesetz wird den, Bundesrath und Reichstage nick* unterbreitet, sondern einfach im Wege kaiserlicher Verordnung i» Kraft gesetzt werden. Ueber den Inhalt des Gesetzes verlautet, daß der Südwestafrikanischen Gesellschaft unter Oberaufsicht des Reiche ein allgemeines Bergregal verliehen werden soll, und daß zunächst' nur für Gold, Golderze und Edelsteine eingehendere Bestimmungen zu treffen beabsichtigt wird. Oesterreich-Ungarn. Kaiser Franz Joseph empfing am Sonn abend den ungarischen Ministerpräsidenten Tisza in Audienz, der H darauf nach Pest zurückreiste. — Laut Meldung >dcS „Wiener Tage- i blatt" beehrte der Kaiser nach aufgehobener Hoftafel am Donnerstag H den russischen Botschafter Fürsten Lobanow in besonders auSzeichNen- der Weise mit einer längeren Unterhaltung. Im Laufe derselben' er klärte Lobanow, Rußland sei durchaus friedlich gesinnt und der Zar lege auf die Fortdauer freundschaftlicher Beziehungen mit Oesterreich den höchsten Werth. Lobanow soll schließlich geäußert haben, Kaiser Franz Joseph werde die Ueberzeugung erlangen, daß die russischen Versicherungen durchaus loyal und begründet seien, — Das Wiener „Fremdenblatt" sagt: Die entgegenkommende Disposition des Kaiser tum Rußland, welche in der Publikation der gefälschten Aktenstücke im „Deutschen Reichsanzeiger" zum Ausdruck gekommen, wird in gut unterrichteten Kreisen auch als Anzeichen dafür angesehen, daß die diplomatische, auf eine allgemeine Klärung der Lage abzielende Thätig keit gesteigerte Aussichten auf einen Erfolg beanspruchen könne. — Die im letzten gemeinsamen Ministerrath beschlossenen Vorlagen be treffs der successiven Einberufung aller Reservisten, die demnächst den "Parlamenten zugehen werden, haben keine andere Tendenz, als die riegsverwaltung zu ermächtigen, die Reservisten außer zu den gesetz lichen dreimaligen Waffenübungen zu einer außerordentlichen sieben tägigen Uebung zum Zweck der Einübung mit dem neuen Repetir- gewehr einzuberufen. — Das in Prag aus Anlaß der Eröffnung deS neuen deutschen Landestheaters stattgehabte Festbankett hat einen glänzenden Verlauf genommen. Der Deutschenführer Schmeykal hielt eine Rede über die guten Rechte und die Wohlfahrt der Deutsch böhmen, die einen wahren Sturm der Begeisterung erweckte. Italien. Der Papst empfing am Sonnabend den Grafen Brühl-Pförten, den Vertreter Kaiser Wilhelms, in Audienz. TagS zuvor wurde die vatikanische Ausstellung vom Papste in Gegenwart einer glänzenden Versammlung eröffnet. Der Papst sprach seine Freude darüber aus, daß die Theilnahme der ganzen Welt an seinem Jubiläum diese Ausstellung ermöglichte. Daneben dauert der Kampf zwischen der vatikanischen Presse und den Regierungsblättern, welcher sich aus Anlaß des Jubiläums entspannen, mit ungemeiner Heftig keit fort. Crispi's Organ „Riforma" erklärt unumwunden, ange sichts der Haltung der Curie sei der Antiklerikalismus geradezu Pflicht für jeden italienischen Patrioten. — Aus Massauah wird die Wiederaufnahme des Vormarsches der italienischen Armee gegen Sie Platz!" und er schob dem jungen Mann einen Sessel hin. Dieser setzte sich, und auch Macroy nahm seinen Sitz gegenüber seinem Be sucher wieder ein. „Ihr Name?" fragte der Beamte kurz. „James Wilson," war die Antwort. „Ihre Beschäftigung?" fragte Macroy weiter, nachdem er den Namen notirt hatte. „Geschäftsreisender," antwortete Mr. Wilson. „Nun," sagte Macroy, mit einem scharfen Blick sein Gegenüber musternd, „was wissen Sie in Betreff des Verbrechens?" „Ich glaube die Dame auf dem Schiff gesehen zu haben." „Was veranlaßt Sie zu dieser Vermuthnng?" „Die Beschreibung des Kleides, welche in den Blättern ver öffentlicht wurde. Ich reise für ein Seidenwaarenhaus und verstehe mich auf dergleichen." „Ist das ihr Bild?" fragte der Detektive, indem er plötzlich die Photographie der Ermordeten auf den Tisch legte. „Ja, cs ist die Dame," antwortete Mr. Wilson, nachdem er, einen Blick auf das Bild geworfen hatte. „Was macht Sie so sicher in Ihrem Glauben?" fragte der Beamte schnell. „Nun, als ich an Bord gekommen war, spazierte ich auf dem Hinterdeck auf und ab, und sie saß da allein, und ich —" „Und Sie bemühten sich, die Bekanntschaft der Dame zu machen und den Liebenswürdigen zu spielen?" fiel Macroy ein. „So ist es," gab Mr. Wilson lachend zu. „Die Dame aber nahm keine Notiz von Ihren Bemühungen?" „Nein." „Und was geschah weiter?" „Später, kurz vor Abgang des Schiffes, betrat ein Herr das Deck, und kaum hatte sie ihn bemerkt, so erhob sie sich und ging chm entgegen." „Ah", machte der Detektive gespannt aufhorchend. „Sie gingen eine Weile zusammen auf und ab und nahmen dann neben einander Platz auf dem Deck." „Hörten Sie nicht seinen Namen?" „Nur seinen Vornamen, Richard." „Was? Sie nannte ihn Richard?" rief der Detektive auS.
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