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chönbuM Tageblatt VHcheint täglich mit Ausnahme der Tage MMM s»l re» MrilÄH r» Walömtmz Zugleich Mit verbreitet in den Städtm Penig, Lnnzena«, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Ziegelheim bei Herrn 8 —r-ri-—- Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster, in Langenchurs- dsrf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rocksburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Trust Rösche; in nach Sonn- und Festtagen. Umrahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Ler AbonnementSpreis beträgt Vierteljahr, lich 1 Ml. 88 Pf. Einzelne Nrn. ü Pf. Huserate pro Zeile 10 Pf., Tinges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergaffe 291L. und WM«i>NPt Anzeiger. Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. N WK» Mittwoch, dZy 7. September 1892. WitternugSberichl, ausgenommen am 6. September, nach«. 4 Uhr. Nrmmetrrsta«- 765 mm. reductrt auf den Meeresspiegel. Thermometerstan- -s- 13" 0. (Morgens 8 Uhr -j- 10'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 76°/°. Thauchuukt -s- 9 Grad. Windrichtung: Nord. Daher WittrrmrgsanSftch!eu für den 7. September: Meist trübe ohne erhebliche Niederschläge. Bekanntmachung, betreffend Maßregeln gegen die Cholera. Bei der täglich zunehmenden Ausdehnung der Cholera werden außer den an ; einzelne Betheiltgte bereits erlassenen Verfügungen folgende Anordnungen hiermit getroffen: 1 . Straßen, Plätze, Häuser, Wohnungen und Höfe find von faulenden - ' und fäulntßfähtgen Substanzen retnzuhalten. 2 ., Wasserläufe, Gräben und Kanäle, insbesondere auch die Schleuß;» find sehr oft zu reinigen und zu spülen, die Schleusten auch zu dcstnfiziren. 3 ., Schmutz- und Abfallwässer find so schnell wie möglich abzuführen. 4 , Die Entnahme von Trinkwafser aus solchen Brunnen, welche in der Nähe von Düngergruben und dergleichen sich befinden, ist zu vermeiden. 5 ., Dungstätten auf den Höfen müssen wasserdicht sein, damit eine Ver unreinigung des Bodens verhindert wird. 6 ., Pissoirs und Abortgruben, namentlich die der Schankwirthschaften, find regelmäßig zu desinfiziren. vor Allem wird hiermit avgeor-- aet, -aß siimmtliche Abortgrubeu iu der Stadt so schnell als möglich vollkommen geräumt werde«; diese Maßregel ist von größter Wichtigkeit, da eine wenig gefüllte Grube sehr leicht, eine sehr volle schwer oder gar nicht zu desinfiziren ist. Wetter ist sofort an hiesiger Ralhsstelle Anzeige zu machen, wenn aus einem von der Cholera befallenen Ort und namentlich aus Hamburg eine Person hier zureist. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. ev. Haftstrafe bedroht. Die Desinfectton wird am einfachsten durch Eingießen von Kalkmilch bewirkt. Zu Herstellung d^r letzteren wird 1 Liter zerkleinerter i einer gebrannter Kalk, sog. Fetttalk, mit 4 Liter Wasser dergestalt gemischt, daß von dem Wasser etwa */« Liter in das zum Mischen bestimmte Gefäß gegossen, dann der Kalk htneingelegt und, nachdem er das Wasser aufgesogen hat und dabei zu Pulver zerfallen ist, mit dem übrigen Wasser verrührt wird. Die Kalkmilch ist, wenn sie nicht bald Verwendung findet, in einem gut geschloffenen Gefäß aufzubewahren und vor dem Gebrauche umzuschütteln. Die Beobachtung der zur Abwehr und Unterdrückung der Cholera erlassenen Anordnungen wird durch einen hierzu bestellten Wohlfahrtsausschuß controlirt werden. Waldenburg, am 6. September 1892. Der Stadtrat h. Kretschmer, B. 'Wal-mburg, 6. September Ld92. Die neue MIlttärvorlage und die Stellung der Par teien im Reichstage zu derselben steht heute im Vor dergrund unserer politischen Tageserörterung. Den Anlaß dazu haben sehr freundliche Aeußerungen über den Reichskanzler Grafen Caprivi gegeben, die auf dem soeben abgehaltenen diesjährigen deutschen Katholiken tage in Mainz gehalten find, auf dem auch die meisten politischen Größen der Centrumspartet anwesend waren. Di- „Nordd. Allg.Ztg." hat der Centrumspartei zur Entgegnung wiederum freundliche Worte gewidmet, und daraus ist der Schluß gezogen, die Reichsrcgierung : wolle sich mit der Centrumspartei verständigen, um mit Hilfe dieser, sowie der conservativen Partei, die über die Mehrheit im Reichstage gebieten, die neue / Milttärvorlage unter Dach und Fach zu bringen. Es ist allgemein bekannt, daß seit dem preußischen Volks- schulgesetz zwischen den eben genannten Parteien eine ! sehr erhebliche Annäherung stattgefunben hat, die neuer dings auch praktisch bet Ersatzwahlen zum Reichstage j zum Ausdrucke gekommen ist, bet welcher Gelegenheit , die katholischen Wähler geschloffen für den conservativen Candidaten gegen den Candtdaten der Liberalen stimm- i ten. Es wird nun weiter ausgeführt, die Lentrums» ' Partei werde in keinem Falle die ganz unbedingt er heblichen Neuforderungen der Militärvorlage bewilligen, wenn ihr nicht auf kirchenpolttischem Gebiete Gegen leistungen gemacht würden. Es ist bekannt, wie der Reichskanzler Graf Caprivi einmal im Reichstage gesagt hat: „So lange ich die Ehre habe, auf diesem Posten zu stehen, werden polt- tische Handelsgeschäfte nicht betrieben werden." Man wird abwarten müssen, ob Graf Caprivi gegen dies sein eigenes Wort handelt. So sehr viel Gelegenheit hierzu hat er nicht, denn im Reiche kann an kirchen- politischen Vorlagen nur die Aufhebung des Jesutten- gesetzes in Frage kommen, und dabei hat der Reichs- tag das erste Wort zu sprechen. Graf Caprivi hat früher gesagt, er werde der Aufhebung des Jesuiten gesetzes nicht zustimmen. Wenn nun gesagt wird, ein kaiserlicher Befehl könnte diese Ansicht ändern, wie es s. Z. beim Volksschulgesetz geschehen, so wird vergessen, daß damals Graf Caprivi in Folge der kaiserlichen Entscheidung gegen das Volksschulgesetz, für welches er selbst in seiner Eigenschaft als preußischer Minister präsident mit großer Entschiedenheit eingetreten war, eben die preußische Premtermintsterschaft niederlegte. Wenn ein kaiserlicher Befehl, der aber doch mehr als fraglich ist, noch einem eventuellen R-ichstagsbeschlusse auf Aushebung des Jesuitengesetzes diesem Beschlusse des Parlamentes zustimmte, so würde also Graf Ca privi gemäß seiner früheren Erklärung von dem Posten als Reichskanzler abtreten müssen. Dem preußischen Staatsministerium gehört der Reichskanzler nur als Minister des Auswärtigen an. Er hat also bet einem eventuellen neuen preußischen Kirchengesetz an und für sich keinen direkten Einfluß. Ein solches Gesetz auszuarbciten ist lediglich Sache des Kultusministers Ür Bosse, für fein Einbringen im Parlament ist der Ministerpräsident mit verantwort lich, der aber Graf Eulenburg heißt, und nicht Gras Caprivi, und für welches in letzter Instanz keiner der beiden Staatsmänner der entscheidende Factor ist, son dern vielmehr Volksvertretung und Monarch. Fürst Bismarck hat so manches Gesetz im Parlament durch gedrückt, welchem die Stimmung nicht eben günstig war; aber was seiner Autorität gelang, gelingt nicht eben jedem Minister, und darum find die Zeitungsge rüchte von politischen Handelsgeschäften nicht so ernst zu nehmen. Es spricht aus diesen Meldungen viel un begründete Furcht und noch mehr unbegründeter Ehr geiz. MMLische RNNVschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hat am Sonntag Abend Swinemünde wieder verlassen und ist am Montag Morgen 8 Uhr in Potsdam wohlbehalten eingetroffen. Vom Bahnhofe aus begab sich der Kaiser sofort nach dem Marmor- palais; dort arbeitete derselbe mit dem Chef des Civilcabinets und nahm später die regelmäßigen Ma- rtnevorträge entgegen. Die drei jüngsten kaiserlichen Prinzen haben am Montag Vormittag Schloß Wil« helmshöhe bet Cassel verlassen und find am Nachmittag im Marmorpalats bei Potsdam eingetroffen. Der Kaiser trifft am Sonntag, den 11. September, von Trier kommend, in Metz ein. Nach dem Empfang findet auf dem an der Esplanade anstoßenden Kaiser WilhelmSplatze ein Feldgottesdienst statt. Hieran schließt sich die Enthüllung des Kaiser Wtlhelm-Denkmals. Darauf fährt der Kaiser in das Beztrkspräfidium, woselbst Vorstellung der höheren Civtlbeamten statt findet. Nach eingenommenem Frühstück fährt der Mo narch nach Schloß Urvtlle, wo er übernachtet, und am Montag Morgen nach Metz zurück, um sich nach dem großen Exercierplatze bet Frescati zu begeben und dort die Parade über das 16. Armeekorps nebst der combinirten Kavalleriedtvtfion abzunehmcn. Die Rück kehr nach Metz erfolgt gegen 2'/r Uhr und es findet dann in dem neuen Milttärkafino das Festmahl für die Generalität, die Regiments- und AbtheilungScom- mandeure statt. Abends fährt der Kaiser wieder nach Urville zurück. Am nächsten Tage beginnen die vier tägigen Corpsmanöver. Auf Alarm steht, auf Befehl des Kaisers, jetzt täglich von 9 Uhr morgens bis 8 Uhr abends die in Potsdam garnisonirende 2. rettende Batterie des 2. Garde-Feldarttllerte-Regiments, welche das in unserem Katserhause zu erwartenden freudigen Familtenereig- nifses wegen nicht mit ins Manöver gerückt ist. Die Mannschaften der Batterie haben jetzt weiter keinen Dienst, als daß sie bis 9 Uhr früh die Pferde be wegen. Die Batterie soll sofort nach der erfolgten Entbindung der Kaiserin die Salutschüsse abgeben, aber nur tn der Zett von 9 Uhr morgens bis 8 Uhr abends. Sollte das freudige Famtlteoeretgniß tn der Nacht etntreten, so wtrd erst am nächsten Morgen geschossen. Eine Veröffentlichung der neuen Milttärvorlage steht bevor. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, wird Ende dieses oder Anfangs nächsten Monats etne für dte Öffentlichkeit bestimmte autorifirte Darlegung der Zwecke und Ziele und damit des Inhalts der neuen Militärvorlage erfolgen. Der Cultusmintster Or. Bosse hat, der „Magd. Ztg." zufolge, über seine Posener Reise dem Kaiser einen schriftlichen Bericht unterbreitet. Das Blatt glaubt bestätigen zu können, daß an wettere Zuge ständnisse an das polnische Element nicht ge dacht werde, man scheine sich von der Gefährlichkeit einer weiteren Berücksichtigung des polnisch-nationalen Jdeenkretses überzeugt zu haben. Auch sei di- Reise des Ministers nach Oberschlesien und Westpreußen nur verschoben, nicht aufgehoben. Mit ihrer Lassallcfeier haben die Berliner So- ctaldemokraten tn diesem Jahre Fiasco gemacht. Trotz des schönen Wetters war der Besuch der Fest- lokale überall nur ein schwacher. So war es am