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Sächsischer Landes-Anzeige». Nr. K. Freitag, 6. Januar 1868. Höhe bei Krummhermsdorf zu kämpfen, doch wurde der Verkehr auf recht erholten und auch auf der anschließenden Strecke Neustadt- Niederneukirch wieder hergestellt. Die Schmalspurstrecke Radebeul- Radeburg wurde gestern Bormittag wieder fahrbar und die Zittau- Relchenauer gestern Mittag. Bis gestern Abend waren — abgesehen von der Bautzcn-Görlitzer Strecke — noch verweht und für den Ver kehr gesperrt die Linie Neustadt Dürrröhrsdorf, Annaberg-Weipert und Marienberg-Reitzenhain. Das zwischen Frankenstein und Oederan verwehte Geleis war gestern ebenfalls noch »»fahrbar, was dem leb haften, auf dieser Strecke auf nur ein Geleis angewiesene» Verkehre mannichfache Schwierigkeiten bereitete. — Unter den durch Schnee verwehungen aufgehaltcnen Zügen befand sich am Montag auch der früh 7 Uhr von Pirna nach Neustadt verkehrende Personenzug. Er blieb bei OberhelmSdorf im Schnee stecken. Die Passagiere des stecken gebliebenen Zuges (ca. 30) fanden während ihres unfreiwilligen einstündigen Aufenthaltes ein behagliches Unterkommen beim Bahn wärter Ackermann, dessen Frau in der uneigennützigsten Weise die Verpflegung übernahm. Lebhaften Dank erntete auch der Lokomotiv führer Leincrt, welcher von OberhelmSdorf, wo der Zug festsaß. nach Dürrröhrsdorf eilte und von dort zwei Hilfsmaschinen holte. Damit den zu so langem unfreiwilligen Sitzenbleiben verurtheilten Passagieren di« Zeit nicht zu lang wurde, spielte ein im Zuge befindliches Mnsik- korpS, welches von einer Tanzmusik in Wehlen kam, manch' lustiges Stücklein auf. — Dresden, 5. Januar. Die Kgl. Majestäten werden am 10. Januar die Villa in Strehlen verlassen und das hiesige Residenz- schloß beziehen. — Prinz Friedrich August ist an den Masern erkrankt; doch läßt die Fassung des ärztlichen Bulletins, Welches lautet: „Das Fieber und die katarrhalischen Erscheinungen sind mäßig; daS Allgemeinbefinden befriedigend, vr. Fiedler" mit Bestimmtheit annehmen, daß die Genesung des Prinzen schnell und ungehindert sich vollziehen werde. — Der vorläufig mit Führung der Geschäfte für die freie Vereinigung Kampfgenossen von 1870/71 betraute und noch zu ergänzende Ausschuß entwickelt in Folge der sehr zahlreichen Anmeldungen zum Beitritt eine lebhafte Thätigkeit. Aus den Beitrittserklärungen ergicbt sich bereits eine stattliche Uebersicht über die Zahl jener Kampfgenossen, die in den sächsischen, nvrd- und süddeutschen Heerestheilen gedient und in Dres den, sowie den Vororten ihren dauernden Aufenthalt haben. Aufs Freudigste berührt es auch, daß schon jetzt, noch ehe den Kampf genossen aus Officierskreisen das Rundschreiben zum Anschluß an die freie Bereinigung zugegangen ist, Beitrittserklärungen von Officiercn erfolgt sind. Bemerkenswerth ist weiter, daß die überwiegende Zahl der angemeldeten Kampfgenossen bisher nicht den Militärvereinen angehörten, so daß durch die zwanglose freie Vereinigung das Militär- vereinSwesen gewissermaßen eine Stärkung erfährt, wenn auch materielle Zwecke im vorliegenden Falle ausgeschlossen sind. — Als ein seltenes Glück ist es zu begrüßen, wenn cs zwei Zwillingsbrüdern vergönnt ist, zusammen den 70. Geburtstag zu feiern. Dieses frohe Fest begehen am 7. Januar zwei Dresdner Bürger, die Herren Curt und Max Heinsius. Beide Herren dürfen auf eine gleichzeitig und ehrenvoll zurückgelcgte Bcamtenlausbahn zurückblickcn: Beide sind Postdirectoren a. D. — In Freiberg erhängte sich der im Bäckergäßchen wohn hafte 22 Jahre alte Handarbeiter Fahsel, der seit längerer Zeit arbeitslos und krank gewesen war. — In Görbersdorf bei Oederan brannte am 3. Januar Abends 7 Uhr die Scheune des Gutsbesitzers Reinhardt nieder. E»t- stehungsnrsache des Feuers noch unbekannt. — Leipzig. Am 3. Jan. machte ein plötzlicher Lungenschlag dem Leben eines verdienstvollen hiesigen Bürgers, des Musikalien händlers Christian Bernhard Klemm, in Firma C. A. Klemm, Neumarkt 28, ein Ende. Der Verstorbene stand im 76. Lebensjahre. Seit Mitte vorigen Jahres hatte er sich ins Privat leben zurückgezogen, nachdem er fast 50 Jahre dem Musiknlicuhaudel als Chef eines bereits seit 1821 bestehende», mit Leihanstalt ver bundenen Geschäfts angehört, das letztere 1817 durch eine Filiale in Chemnitz und 1856 durch eine zweite in Dresden großartig erweitert hatte. Seine voriges Jahr zu königl. Hofmusikalieuhändlcrn ernannten Söhne Oswald und Felix führen diese Firmen weiter. (Eine Tochter ist an Graf Karl von Hohenthal Buchau verheirathet.) — Am 3. Jan. vergiftete sich in der Werkstätte seines Meisters in der Burg straße ein LOjähriger Gürtlergesclle, indem er eine Dosis Cyaukali zn sich nahm. Wie wir hören, hatte der Verstorbene seinen Meister Wiederholt bestohlen und fürchtete, er würde von demselben, der zufällig hinter die Diebereien gekommen war, zur Anzeige gebracht und be straft werden. ,7 —Lindenthal, 4.Januar. Zur Entdeckung des Mörders bHw. der Mörderin der Messinger'schcn Eheleute ist die ganze Gendarmerie des Kreises eifrig thetig und es verlautet, daß man bereits eine sichere Spur gefunden zu haben glaubt. Das Geld, welches die ermordete Frau Messingcr besaß »ud das vcrmuthlich die Veranlassung zu der unseligen That gewesen ist, gehörte der Ermor deten nicht eigenthümlich, sie hatte cs vielmehr an Lieferanten abzu liefern, welche ihr Maaren zum Verkauf übergeben hatte». Hoffent lich wird bald Licht in die Sache kommen. — Aus Penig wird nachstehender Unglücksfall mit tödt- lichem Ausgange gemeldet: Am 2. Januar abends fuhren zwei Knechte vom grfl. Vorwerk zu Penig auf einem Schlitten einen Trans port Milch nach dem Bahnhof. Auf dem Nachhauseweg gesellte sich die ebenfalls auf genanntem Vorwerke dienende 21 jährige böhmische Mägd Namens Homula hinzu und nahm in dem Schlitten »eben dehi einen Knecht Platz, während der andere nebenherging. Dabei wurde das Pferd scheu, ging durch und raste mit dem Schlitten über die Brücke. Bei der Biegung nach der Brückenstraße schleuderte der Schlitten mit außerordentlicher Wucht gegen die dort befindliche hohe Sitinrampe, sodaß er zerschellte und die Insassen heraus geworfen wurden. Dabei schlug die genannte Magd so unglücklich mit dem Kopf an die Steine der Rampe an, daß sie als Leiche vom Platze getragen werden mußte, während der Knecht mit unerheblichen Ver letzungen davonkam. Die Verunglückte wurde zunächst in die Be hausung des Herrn Scilcrmeister Vogel gebracht. Das Pferd konnte erst mit dem Rest des Schlittens, nachdem cs »och über den Schloß platz und durch die Schloßstraße gerast war, in der Mandelgassc aufgehalten werden. ,, — Die Zahl der in Folge der Trichinosis in Heiersdorf i. V. verwaisten Kinder beträgt dermalen 20. — Eine unheimliche Entdeckung wurde am Neujahrstage im Ringofen der hinter dem Bahnhof in Reichenbach gelegene» Kramer'sche» Ziegelei gemacht. Seit Jahren schon ist besagte Ziegelei nicht mehr im Betriebe, und die Ziegclhüttcn wie der Ringofen habe» obdachlosen Individuen schon öfter beliebten Unterschlupf geboten. Als nun am genanntem Tage ein Mann sich dem Ringofen näherte nnd durch die Ocffnung in das Innere cinzudringcn suchte, stieß er im Dunkel an einen weichen Gegenstand, und als er sich die Sache bei Lichte besah, hatte er den Leichnam eines Menschen vor sich liegen, dessen Gesicht von Ratten oder sonstigem Gethier, welches sich dort auszuhaltcn scheint, vollständig abgcfrcsscn war. Wie nach her aus der Kleidung und auf Grund sonstiger Merkmale festgcstcllt werden konnte, war der verunstaltete Todtc der in den 40cr Jahren stehende, aus der Gegend von Plaue» gebürtige Zimmermann Dcg, der ehedem in Reichcnbach in Arbeit gestanden, in letzter Zeit aber in seinen Verhältnissen zurückgckviumeu war. Er trieb sich obdachlos umher, ist noch kurz vor den Wcihnachtstagcn gesehen worden und ist vcrmuthlich auf seinem Unterkunftsort, den 'er in dem mehr erwähnten Ringofen gefunden, einem Schlaganfall oder der Kälte erlegen. — Die Bäcker-Innung in Zwickau beging am 3. Januar ihr 404. Stiftungsfest. — Zwickau. Dem Bergarbeiter Gotthilf Popp aus Lichten tannc, welcher 40 Jahre lang ununterbrochen bei den Werken der Zickauer Bürgergewerkschaft thätig war, ist die große silberne Me daillc für Treue in der Arbeit verliehen worden. Die Gewerkschaft fügte dieser vom König verliehenen Auszeichnung eine Ehrengabe von 300 Mk. bei. — Frankenberg. Infolge einer im Kreise des hiesigen Kaufmännischen Vereins eingeleitcten Agitation zur Errichtung einer Fcrnsprechanlage in hiesiger Stadt haben bis jetzt 20 Firmen ihren Beitritt zugcsichcrt, auch sind noch weitere Beitrittserklärungen zu erwarten. — Schon wieder ein Bahnbeamter verunglückt. Der 57 Jahre alte Blockwärtcr Hart mann auf Bahnhof Flöha wurde am 3. Januar Abends 6 Uhr von der Lokomotive eines Nangir Zuges überfahren, als er sich auf seinen Posten begeben wollte. Der Unglückliche hatte hierdurch so schwere innere Verletzungen erhalten daß der Tod in einer Stunde darauf eintrat. — Greiz, 4. Januar. Beim Holzfällen im herrschaftlichen Walde auf dem Holzschlag Rieschnitzwand verunglückte heute Vor mittag der Waldarbeiter Eduard Dietzel aus Nischareuth dadurch daß sich ihm ein Ast von dem fallenden Stamme mit voller Wucht in den Kopf bohrte, wodurch der Tod sofort eintrat. Der Bedauerns wcrthc, ein im 31. Jahre stehender junger Mau», ist erst seit einem Jahre verheirathet und hinterläßt eine Fra», sowie ein im zartesten Alter stehendes Kind. — Zeitz. Unweit des eine halbe Stunde von hier entfernten Theißener Bahneinschnittes hat sich ein entsetzliches Unglück ereignet. Zwei Arbeiter aus Zangenbcrg waren damit beschäftigt, die Gleise vom Schnee zu reinigen, und wurden, indem sie dem nach Wcißcnfels kursirenden Güterzng auswichen, von dem auf dem ander» Gleise von Wcißcnfels daherbrausenden Pcr'onenzug — die Bahn hat an dem Theißener Einschnitt ein nicht unbedeutendes Gefälle erfaßt und sofort getödtet. Der eine von ihnen hinterläßt Fran und sechs Kinder. — Apolda, 3. Januar. Ein von dem Jenaer Bataillon dcsertirter Füsilier wurde gestern hier von einem Untcrosfizier vergeblich gesucht. Diese Nacht hat der Deserteur sich vom Schnellzug überfahren lassen. Die Räumer an der Maschine hatten den Körper über 100 Meter bis an den Bahnhof Apolda geschleift, wo dct Kopf durch ei» sogenanntes Herzstück vom Körper getrennt wurve. Der Soldat heißt Patzer, war Wirker nnd stand bisher hier in Arbeit. Aus Nah und Fern. — Eisenbahnunglück. Die „Kreuz-Ztg." läßt sich aus Utrecht über ein Eisenbahnunglück, das sich ans der niederländischen Staatsbahn ereignete. Wie folgt berichten: Am 3. Januar 6 Uhr 15 Min. Vormittags verkehrten zwei Schnellzüge auf der Strecke Zwolle-Groningen; in Folge falschen Signals, welches freie Bahn meldete, erfolgte in der Nähe von Meppcln ein furchtbarer Zusammen stoß beider Schnellzüge, welche mit furchtbarer Kraft dahinbraustcn Beide Züge wurden vollständig zertrümmert, viele Reisende unter ihnen begraben. Beide Zugführer, sowie die meisten übrigen Beamten wurden sofort getödtet. Wie groß die Zahl der Verunglückten sonst ist, läßt sich vorläufig noch nicht fcststclle». Bisher konstatirtc man 26 Todte. Zahlreiche Hilfszüge sind abgelassen. Ein Amsterdamer Telegramm meldet jedoch, daß bei dem Eiscnbahnunfall bloß 2 Per sonen tvdt blieben und 10 verletzt wurden. Bon diesen sei später noch eine Person gestorben. Die obige Mitihciluug, daß 26 Personen todt geblieben feien, ist demnach sehr übertrieben. — Die Leiche des Kaisers Napoleon III. wird am nächsten Sonnabend oder Montag mittels Sonderzuges von Chislehnrst in das »euerbantc Mausoleum in Farnbvrvugh übcrgcführt werden Jeder Pomp und jede Art Feierlichkeit soll dabei vermieden werden Chemnitzer Stadt Anzeiger. Die ^rennde unseres Blattes werden ersucht, uns wichtige Begebenheiten glitlgii mitzutheilen, Chemnitz, de» 5. Januar. Jubiläum. Am 22. Decembcr hatte» sich die Arbeiter und Vorge setzte» der weitbekannten Papicrinaschincnsabrik von F. W. Strobel ver sammelt, um de» Sicbnäher Herrn K. Friedrich Oswald Lauzenberger (nicht Langenbcrgcr, wie irrthümlich berichtet), au festlich dccoruter Arbeitsstätte als sünfundzwanzigjährigcn Arbeitsjubilar zu begrüße» und beglückwünschen. Hierbei wurden ibm zur Erhöhung der Festfreude reiche < schenke und seitens der Herren Chefs ei» bedeutendes Geldgeschenk überreicht. Auch wurde ihm vom Sladtrath, wie schon erwähnt, ein Ehrendiplom „für Treue in der Arbeit" zuerkannt. — Im Stadt-Theater gelangt morgen, zum hohen Neujahrstaa Nachmittags 3 Uhr nochmals das Weihnachtsmärchen „Die sieben Raben" das so viel Beifall gesunden hat, bei ermäßigte» Preisen zur Ausführung Abends 7 Uhr die Oper „Der Waffenschmied". Ans das Auftreten der Hof- Ichauspielerin Frl. Pauline Ulrich und des Herrn Porth in „Iphigenie au' Tauris" am Sonnabend Abend ist an dieser Stelle bereits hiugcwieseii wor den. Am Sonntag gehe» Nachmittags „Die sieben Raben" zum letzte» Male über die Bühne, Abends wird die neue Oper „Der deutsche Michel" nochmals gegeben. Im Thalia-Theater wird morgen Abend „Der Weg zum Herzen", am Sonntag „Der Raub der Sabincrinnen" aufgeführt. — DasI2. Symphonie-Concert der städtischen Capelle findet heute, Donnerstag, Abend im Elysium statt. An diesem Abend wird Herr Capellmeister Fritz Scheel die Besucher wieder durch zwei Violin-Solovor- Iräge erfreuen, und zwar wird er die Serenade von Haydn »nd „Die Spinnerin" von I. Lotto vortragen. Als Symphonic gelangt die Beethoven sche Nr. 1, 0-<I>», zur Vorführung. Auch im klebrigen enthält das Pro gramm mchrcre Stücke von beliebten Compouistc». — Der Verein z» Rath und Thal wurde durch die hilfsbereite Opferwilligkcit seiner Mitglieder und Freunde in den Stand gesetzt, in der verflossenen Weihnachtszeit 604 bedürftige» und würdige» Familien unserer Stadl die Summe von Mk. 4239 als freudig empfangene Christgabe» zu- wcnden zu könne», außer mancherlei Zutheilungen von Kohlenmarkcn, Be- kleidungsgcgcnständcn re. Für 31 Zöglinge des Knabcnhories erhielte» deren Elter» Kleidungsstücke im Werthe von Mk. 3üO als Weihnachtsgeschenk. Eine besonders wcrthvolle Beihilfe zu seine» Zwecken empfing der Verein z» Rath und That auch in diesem Jahre durch die von ihm übernommene» Neujahrs gratnlations-Ablösungen, welche einen Betrag von Mk. 1317 ergaben. —gl/.. Uebcr das Frauen- und Mä dchcnt urnc» i» seiner Beden lung für die Erhaltung der Volkskrast — ei» für Chemnitz besonders interes santes Thema, da hierorts auch ei» Damentnruklub besteht — sprach gestern Abend im „Verein für volksvcrständliche Gesundheitspflege und arzneilosc Heilkunde" vor vollbesetztem Lindensaale Herr Turu-Jnspector Weidner aus Cöln a. Rh. Der mit seiner Materie, wie sich denken läßt, sehr gut ver traute Redner wies zunächst die Bedenke» zurück, welche in der Frage liegen: Hat das weibliche Geschlecht überhaupt den Kraf-fonds »nd die Ausdauer, welche cs zum fortgesetzten Turnen befähige»? Er führte außergewöhnliche von Dame» vollbrachte Leistungen im Schwimmen, Bergsteigen u. s. w. an, die sännntlich von einer der männliche» gleichkommendcn Ausdauer zeugten, in d bemerkte, man habe i» denMädchentnrnst»»dcnil»ddcilTurnlehrcrinnen- bildnngsanstalten täglich Gelegenheit, dieselbe Kraft, dieselbe Liebe nnd Lust zur Turiiknnst wahrzunchmcn. Herr Weidner verbreitete sich des Fernere» über den seelischen Einfluß des Turnens. Das letztere bezcichnete er als eine Arbeit im Gewände der Freude, und als solche übe cs immer wieder neue Anziehung aus. Sein starker Einfluß aufs Gemüth schaffe gleichsam eine zweite Jugend. Das ganze Nervensystem überhaupt, wie das Centn»» dieses Netzes im besonderen, lernen jedem Willen streng gehorche»; die Geistesgegen wart wird gefördert. Seine leiblichen Wirkungen sind viclfäitige, unschätzbare. Es verhütet Nervosität, macht auch den Muskclapparat zum vollständigen, ge wandte» Diener des Willens, befördert die Ausscheidung in starkem Maße und ist insofern für beleibte Personen heilsam, bildet die Schönheit der For men nnd die Eleganz der Bewegungen, weitet die Athmungsorgane »nd ist aus diesem Grunde Lungenkranken sehr dienlich, es macht den Stoffwechsel zu einem schleunigen und hilft darum den Appetit besser». Soll man turnen, wenn man nervös ist? Ja; doch ist dann zu erwägen, wie und in welchem Maße man solches thnt. Dtrncn ist, meinte Redner, eine aktive Massage des Körpers. Während bei der gewöhnliche» passiven Massage die Muskel» nur oberflächlich bearbeitet werden, ist beim Turnen da« Gegentheil der Fall. Sprecher wandte sich weiter gegen die Annahme, das Tm-ncn sei« unweiblich. DaS Tanzen, da« Schwimmen, das Wandern seien doch sännntlich ein partielle« Turnen, und sie finde man für das Weib paffend; warum sollte dann nicht eine Uebung aller Glieder miti? den Regeln der Schicklichkeit sich vereinen lassen. Freilich müsse da«! Damenturnen sich in den Grenzen der Sitte bewegen, weitab aber stehe es/ von der falschen „Emancipation". Es reiße das Weib nicht von seinem natür lichen Berufe los, sondern befähige cs für denselben niehr und mehr. Denn: ) gesunde Mütter, gesunde Kinder; ist die Frau cntnervt und entkräftet, so ist es auch das Volk. Auf diese Weise ruhe im Frauenturnen ein wick ' Moment für die nationale Stellung, für die wirthschaftliche und polit Macht eines Volkes. Bei der Erörterung, wa» die Fra» turnen solle, sich Redner bezüglich des Reigens näher aus. Er befürworte denselben nicht allzusehr, obwohl er zugebe, daß er, zuweilen geübt, nicht zu verwerfen sei. Vom gewöhnlichen Tanze unterscheide er sich wie ein klassisches von einem leichten Unterhaltungs-Buch. Denn während man beim Ball sich zwanglos der Fröhlichkeit und Laune hingiebt, heißt es beim Reigen Nachdenken und Schönes schaffen, und insofern bilde nnd veredle er. Unter vielem Anderen gab Redner dann »och einen Ueberblick über den jetzigen Stand des Damen turnens, aus dem hervorging, daß in Chemnitz der Andrang zu dem Frauen turnclub mit am größten gewesen sei. Zum Schluß forderte Herr Weidner die anwesenden Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts auf, zu turnen, wo und wann cs irgend möglich sei. Sie würden dadurch eine Pflicht gegen sich, gegen ihre Familie und gegen das Vaterland erfüllen; gegen sich, indem sie j sich frisch »nd jung erhalte» an Körper »nd Geist, gegen ihre Familie, indem sie ihren Männern nnd Kindern gesunde Ehefrauen und Mütter bewahre», und gegen das Vaterland, indem sie demselben starke Söhne schenken. — Der Vortrag wurde beifällig anfgcnonnne». Nach ihm gelangten die eingegangenen Fragezettel zur Erledigung, und schließlich erklärte »och Herr Weidner einen ausgestellten Zinnnerlurnapparat. — Der Christ bäum wird in zahlreichen Familie» viele Wochen hin durch im Zimmer gehütet, che die Zuckerwaarc» und das Backwerk den Kin der» zum Verzehren überantwortet werden. Abgesehen von der in den Zim mern befindlichen oft recht schlechten Luft ist es auch der sich auf diesen Eß- waare» sestsctzendc Staub, welcher denselben nicht nur schlechten Geschmack verleiht, sonder» sie sogar zu Krankheitsursachen mache» kann. Man sollte daher die Plünderung des Christbaumes im doppelten Interesse der Kinder nicht allzulange hinausschicbc». —"Explosion. Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr Ware» in einem Fabriklocal an der Zwickauerstraßc drei junge Arbeiterinnen damit beschäftigt, in der Nähe eines Ofens Strümpfe mit Benzin zu waschen. Als hierbei eine der Arbeiterinnen a» den Ofen trat, um Wasser anzusetzcn, fing deren wahr scheinlich mit Benzin bespritzte Schürze sofort Feuer, gleich daraus explodirte auch das in einem Topfe befindliche Benzin. Die drei Mädchen eilten in größtem Schreck nach dem Hofe hinaus und riefe» um Hilfe. Zwei der Mädchen Ware» so ergriffe» vom Schreck, daß sie irre Reden führte» und des halb in ärztliche Behandlung gegeben werden mußten. Die Haare beider waren theilweise verbrannt. In dem fraglichen Raume sind die säiinntlichen Fensterscheiben zersprungen, sowie eine Holztasel und eine Bank angekohlt, ferncr 3 bis 4 Dutzend Strümpfe vollständig verbrannt. Das Feuer .wurde durch Aiiswerfen von Asche gelöscht. - —"Unfall durch überm äßig schnelles Fahre». Am 2. d. M. Nachmittags gegen 2 Uhr fuhr ei» Schlitten in übermäßig schnellem Trabe aus der inneren nach der äußeren Klosterstraße nnd überfuhr auf deniUeber- gange der Theaterstraße einen Knabe» mit einem Handschlitten. Während letzterer zertrümmert wurde, wurde der Knabe mit fortgerisscn und ein Stück mit fortgeschleift. Es zeigte sich später, daß die Verletzungen des Knaben lücklicher Weise nur unbedeutende waren. Der Contravenient war ein GutS- esitzcr aus Markersdorf bei Burgstädt. —* Ein Stubcubrand entstand gestern Nachmittag gegen 5 Uhr in einem Hause a» der Stiftsstraße durch Herabstllrzen einer brennende» Petro- lcumhängclampc. Das Feuer wurde »och vor Ankunft der benachrichtigten Feuerwehr gelöscht. « Gottesdienste. Am Erscheinttngöfcstc Christi. Freitag, de» 6. Januar: St. Jacobikirchc: Früh 9 Uhr predigt Herr Diaconus vr. Sterz el. Musik vor der Predigt: ..Singet dem Herrn ein neues Lied", Chor von I. G. Naumann. (Mit Orchester.) Abends 6 Uhr predigt Herr Oberpfarrcr Dr. Graue. Nach der Predigt ist Beichte und Connnunion. Bcichtrede: Herr Oberpfarrcr vr. Graue. Bei deni Vormittags- und Abendgottcsdienste Collecte für die Heiden« Mission. St Johaniiiskirchc: Früh 9 Uhr predigt Herr Diaconus l->e. Acker mann über Jes. 55, 3—5. Nach der Predigt Beichte und Communion. Beichtrede- Herr Pastor Trautzsch. Musik vor der Predigt: „Die heiligen drei Könige", Sopransolo mit Orgclbeglcilinig von Peter Cornelius. Abends 6 Uhr predigt Herr Pastor Seidel. A» beide» Gottesdiensten Einsammlung der Missionscollccte. Confirmirtc Mädchen: Abends V-8 Uhr Pfarrhaus, 2 Treppen. Herr Diaconus l-ie. Ackermann. St. Paulikirche: Früh 9 Uhr predigt Herr Diaconus Colditz- Nach der Predigt Beichte und Communion. Beichtrede: Herr Pastor Fromm hold. Musik vor der Predigt: „Mache dich auf, werde Licht!" von Fr. Kücken. Abends 6 Uhr Missionsfest des Chemnitzer Zweigmissionsvereins. Fest predigt: Herr Diaconus Pä utz. Bei beiden Gottesdiensten wird eine Collecte für die Zwecke der Helden mission cingesannnelt. Schloßkirch e: Früh 9 Uhr Hauplgottesdienst. Predigt: Herr Pastor Tube sing. Nach der Predigt Beichte und heil. Abendmahl: Beichtrede: Herr DiaconusRüling. Kirchenmusik: „Oloria tu exeelsis Deo" von Bortniansky. Collecte für den sächsischen Haiipt-Missionsverci». Dreieinigkcitskirche der separirten evangelisch-lutherischen Gemeinde ungeänd. Augsburger Confession auf dem Kaßberg: Früh 9 Uhr predigt über Matth. 2, 1—12 Herr Pastor Kern. Nachmittags 2 Uhr Fcstkatechesc- Katholische Kirche: Früh 7 Uhr hl. Messe. Früh 9 Uhr Predigt (Herr Cavlan Lengs selb), dann feierliches Hochamt. Nachmittags 2 Uhr gesungene Litanei. Abends 7 Uhr Christbaumanclion des GesellenvereinS (Stadt Mannheim.) Israelitische Gemeinde: Freitag den 6. Januar Abends 4',. Uhr, Sonnabend den 7. Januar früh 9 Uhr Gottesdienst, Renmondswcihe und Predigt. Parochie Altchen,,iitz: Früh Predigtgottcsdicust mit Abendmahlsfeicr. Collecte für die Heldeinnisssion. Parochie Altendorf: Früh ',',9 Uhr Beichte. Früh 9 Uhr PrcdigtgoiteSdicnst mit Communion. Enisannnlniig der Missionscollecte. . Parochie Hilbersdorf: Früh 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachmittags 1 Uhr Missionsstunde. Einsammlnng einer Collecte für die Heidennlission. Parochie Nicderra benstei»: Früh ',,9 Uhr Beichte. Früh 9 Uhr Predigtgotiesdicnst mit heil. Abendmahl. Collecte für die Heidenmission. - Paroch ie Ncichcubrand mit Mittelbach: Früh 9 Uhr predigt in Rcichcnbrand Herr Pastor Koch, in Mittelbach Herr Diaconus Hoblfeld. In beiden Kirche» öffentliche Abendmahlsfeicr. Schlacht- »mV Viehhof zu Chemnitz. Vom 4. Januar. Austrieb: 40 Rinder, 329 Landschw., 15 „ng. Schweine, 216 Kälber, 154 Hammel. Der heutige Schlachlvichmarkt verlies schleppend. Dis Rinderpreise waren niedriger, die Preise für die übrigen Viehgatttingen dieselben wie am vorigen Montagsmarktc. Preise: Rinder: I. Qual. 52—55 Mk. und II. Qual. 47—49 Mk. für 100 Pfund Fleischgewicht. Schweine: Landschw. 45—47 Mk. und ung. Schw. 46—47 Mk. für 100 Pfund Lebendgewicht bei 40 Pfund Tara per Stück. Kälber: 100 Pfund Flcischgewicht 50—52 Mk. Hammel: 100 Pfund Lebendgewicht 28—30 Mk. Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze i» Chennnj Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlick Glänzende Resultate erzielt bei Athcmnoth, Brustbeklemmung. Asthma, Luftbcschwcrdc». Hören wir in diesem Falle fremdes Urtheil, das uns von einem Patienten kürzlich zuging: Hochgeehrter Herr! Von nieiucn Bekannten wurde ich veranlaßt, gegen meine so lästigen Athmungsbcschwcrden die i» kürzester Frist so rühmlichst bekannt gewordene» Sodcncr Mineral. Pastillen anzuwendc». Diesen« Rath bin ich gefolgt, und kan» Ihnen hier- die erfreuliche Mittheilung mache», daß ich »ach dem Gebrauch derselben meinen Athmungsbeschwerden völlig befreit worden bin. Ich kan» nicht iin, allen a» dieser quälenden Krankheit Leidenden die Sodcncr Miiicral- llen auf's Beste zu empfehlen, und zeichne »nt vorzüglicher Hochachtung ie Kanß, Wwe., Boruheim. In allen Apotheken sind diese trefflichen llen L 85 Psg. pro Schachtel zu haben. mit von »ml Pas Mari