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Nr. 5. — 8. Jahrgang. — ! jeden Wochentag Abend (mit Datum folgende» TaaeS) zur Versendung ^ S.Anzeiger" SMtschtr Kr-ciag, «. Jauuar 1888. an'geüe „Sächsische LandeS-Anzeige Ist täglich einem besonderen Unter« kltungSblatte und mit dom Extrabeiblatt, pstigks Bilderbuch lostet bei den Nnsgabe- kllen monatlich 70 Pig., bei den Post-Anst. . Pf. (1888er Ztgs.-PreiSliste Nr. S035.) »ür Abonnenten crscheint je einmal im Jahr r kominer-Eiseiibahiifahriilanheft fiir Sachsen. Kinter-Eisenbahnfahrplaiibeft fiir Sachsen. Illuftr. Kalender der Sächsischen Landboten. Illustrirtes Jahresbuch des Landes-Anzeigers. «e zelle) noncenS mit „ChemnitzeV Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. keck,: NM» Wb Buchdntckeres. Chemnitz, rheaterftraß« S (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr -Adr-: Lander-Anzeiger, Ehrnmitz. ttt täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung Sächsisches Allerlei — 5. JllnstrirteS Unterhaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertta-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 4. Januar. Wien. Die „Polit. Corr." erhält aus Hofkreisen in Sofia vlgende Erklärungen: Daselbst war der Inhalt der gefälschten Akten tücke seit einiger Zeit bekannt. Ungeachtet des Bedürfnisses, durch line unzweideutige Kundgebung festzustellen, daß zwischen der frechen Fälschung und dem Prinzen Ferdinand von Koburg nebst dessen Nutter keinerlei Zusammenhang bestehe, wurde auf einen selbst ständigen Schritt verzichtet, um den Entschließungen anderer Inte ressenten nicht vorzugreifen. Ueber die erfolgte Veröffentlichung des l,Reichsanzeigers" herrscht lebhafte Befriedigung, weil sowohl aus den einleitenden Bemerkungen des „Reichsanzeigers" als aus dem In halte der Falsifikate hervorgeht, daß mit dem Namen des Koburgers ein ebenso unerhörter Mißbrauch getrieben worden ist, wie mit dem Namen der Gräfin von Flandern, des Prinzen Reuß und anderer ^Persönlichkeiten. - Rom. Der Papst betonte gestern, Italien würde, wenn es sich »mit dem Papst aussöhnte, innerlich erstarken und nach außen, insbc- Isondere den katholischen Staaten gegenüber, imposanter dastehen als Ijetzt, aber es sei im Innern getheilt und gehe großen Gefahren cnt- Igegen; nicht ihr Katholizismus allein, sondern das staatsmännische I Interesse müßte die Regierung veranlassen, die vollste Unabhängigkeit sdes päpstlichen Stuhles hcrzustellen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 5. Januar. Deutsches Reich. Aus San Remo. Nach den vorliegenden ^ Meldungen dauerte die katarrhalische Affectivn beim deutschen Kronprinzen an, sodaß er mehrere Tage am Ausgehcn verhindert war. — General ! von Winterfeld kehrt in den nächsten Tagen nach der Riviera zurück, ! auch der zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten in Berlin an- ! wesende, zur Excellenz beförderte Hofmarschall Graf Radolinski wird ! in den nächsten Tagen nach San Remo zurückkehren. Zu Neujahr hat der Kronprinz seinen Aerzten prachtvolle Geschenke gemacht. Mackenzie erhielt ein vollständiges chirurgisches Besteck, Krause eine Brillantnadel, Schröder zwei prachtvolle japanische Basen, von Berg mann ein Silbcrbestcck für 24 Personen, Schmidt ein goldenes Tinten faß, Am Mittwoch waren die katarrhalischen Erscheinungen so ver mindert, daß eine Ausfahrt unternommen werden konnte. In Ncu- jahrsbriefen aus der Umgebung des Kronprinzen wird mit großer Freude von der fortschreitenden Besserung berichtet. Die Aerzte könnten noch nicht sagen, daß kein Krebs vorlicge, aber ihr Glaube an die Krcbsdiagnose sei erschüttert. Ueber die Entscheidung können noch Wochen vergehen. — Königin Victoria von England hat der Gattin des vr. Mackenzie einen großen Shawl von hohem Werth zum Geschenk gemacht. Tie Königin legte der Gabe ein Schreiben bei, in welchem sie sagt: „Die Dienste, welche Ihr Gemahl meinem Schwiegersöhne, dem deutschen Kronprinzen, leistet, reiße» ihn häufig von Ihrer Seite, Um Ihnen zu beweisen, wie sehr ich dies uns gebrachte Opfer ancr- kenne, schicke ich Ihnen dies Zeichen meiner Huld." — An den Prinzen Wilhelm von Preußen circnlirt in Berlin eine Adresse, in welcher ihm für seine in der Versammlung beim Grafen Waldersee bcthätigte Förderung der Berliner Stadtmissivn gedankt werden soll. Aus den Rheinlanden sind dem Prinzen bereits zahlreiche Zustimmungsadressen zugcgangen. — Papst Leo XIII. hat am Dienstag beim Empfang der Ver treter der italienischen Diözesen im Vatikan eine Ansprache gehalten, in welcher er seinen Dank für die große Theilnahme an seinem Ju biläum aussprach und erklärte, das Jubiläum, welches die Vorsehung ihm zu feiern vergönnte, habe eine große Kundgebung aller Regier ungen, aller Nationen und aller katholischen und nichtkathvlischen Souveräne zu Gunsten des Glaubens veranlaßt. Das Papstthum habe Italien stets große Dienste geleistet, welche das Land zum Gegenstand des Neides machten und welche nur von jenen Sectcn geleugnet würden, die zu erklären wagten, daß das Papstthum ein ewiger Feind Italiens sei. Die römische Frage sei eine internationale Verurtheill. Eine New-Iorker Kriminal Novelle von Arthur Zapp. Nach dem Englischen. Nachdruck verboten. 1. Das Korpus Delikts. Es war am Morgen des 23. Jnli 1876, als John Robinson, der seines Zeichens ein Austcrnzüchter war, sein Häuschen kurz nach sieben Uhr verließ. Es war das für den fleißigen Mann später als gewöhnlich, aber der 23. Juli 1876 war ein Sonntag und John Robinson beabsichtigte, nicht zu arbeiten. Sein Häuschen lag in ge ringer Entfernung von dem Dorfe Longdale, da wo der East River sich in den Lang Island Sund ergießt, und sein Austernbeet war ungefähr tausend Schritt vom Ufer entfernt. Mit der Pfeife im Munde schleuderte John Robinson dem Wasser zu in der nachlässigen, gelangweiltcn Art eines Menschen, der mit seiner freien Zeit nichts anzufangen weiß. Am Wasser angekommen, ließ er sich auf die Erde nieder und vergnügte sich damit, an einem Holzspan, den er auf seinem Wege aufgelesen hatte, mit seinem großen Taschenmesser zu schnitzeln, dabei behaglich seine Pfeife schmauchend. Plötzlich ließ er ohne eine besondere Absicht seine Augen über das Wasser hinschweifen, nach jener Stelle, wo sein Austernbect mit langen Pfählen abgesteckt war. Etwas erregte dort seine Aufmerksamkeit, und schnell erhob er sich von seinem bequemen Sitz. Dann blickte er, mit beiden Händen die Augen beschattend, aufmerksam über das Wasser hin. „Teufel, da ist etwas nicht in der Ordnung I" murmelte er, indem er seine Hände von der Stirn sinken ließ. Kurz entschlossen stieg er in sein Boot und ruderte der Stelle zu, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Er war ein tüchtiger Ruderer, und va die Entfernung nicht groß war, so befand er sich bald am Ziele. Als sein Boot an einen der langen, dicken Pfähle, welche die Grenzlinien seines Ansternbectcs bezeichneten, anstieß, zog er die Ruder ein und erfaßte den Pfahl. Dann richtete er sich in seinem Boot auf und blickte nach dem Gegenstände, der sein Interesse angezogen hatte, als er am Ufer war. Kaum hatte er einen Blick darauf geworfen, als er auch schon auf die Ruderbank zurücksank, Augen und Mund vor Schrecken weit offen. und universelle. Alsdann spielte der Papst auf die Schwierigkeiten an, welche Italien ihm in der Ausübung seiner geistlichen Functionen be reite. Er werde sich niemals dem Königreich Italien unterwerfen, niemals auf Rom verzichten. Er hoffe, daß das anläßlich des Papst jubiläums bemerkte Erwachen der Katholiken zum endlichen Triumphe der Kirche beitragen werde. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt in ihrer neuesten Nummer zur allgemeinen Lage: Es ist nach der ganzen Beschaffenheit der Sach lage nicht zu erwarten, daß das Bild der internationalen Konstella tion einen von Tage zu Tage wechselnden Anblick gewähre; im All gemeinen sind die Grundzüge desselben festgelegt, und es muß der Zeit, sowie einer ziclbewußtcn politischen Action anheimgestellt werden, ob der Schatten tiefen Ernstes, der gegenwärtig noch auf den internationalen Beziehungen lagert, einer hoffnungsvolleren Zukunft Platz machen wird. — Die Gesandtschaften Deutschlands, Oesterreichs und Italiens in Madrid werden jetzt ebenfalls zu Botschaften erhoben, die betref fenden Gesandten zu Botschaftern ernannt. — Die Unterhandlungen zur Ausführung des Planes betreffs Gründung einer deutschen Spiritus-Commissionsbank find jetzt einge- leiiet. Die Belheiligung ist eine wachsende, denn es find bereits im Ganzen 2442 Zustimmungserklärnngen, entsprechend einer Steuer summe von mehr als 38 Mill. M., eingcgangen. — Der herrschende Lehrermangel an den öffentlichen Preußischen Volksschulen in Verbindung mit der Steigerung der Pensionszahlungen hat den Cnltusminister veranlaßt, den Provinzialregicrungen nach drücklich zur Pflicht zu machen, die Versetzung der Lehrer in den Ruhestand nur bei zwingender Nothwendigkeit eintreten zu lassen. Auch denkt man nunmehr ernstlich daran, in der nächsten Landtags- scssion die Frage der Gehältererhöhung der Volksschullchrer zur Sprache zu bringen. Die Gehälter in viele» ländlichen Schulen können allerdings nicht zur Uebernahme des Lehreramtes reizen. — Der sogenannte Promessenhandel und der Verkauf vvn An- theilscheinen an Loospapieren, welcher bekanntlich in Deutschland, insbesondere in Preußen, verboten und mit Strafe bedroht ist, wird neuerdings von den Niederlanden aus, namentlich von einer Anzahl Firmen in Amsterdam (Grünhut u. Cie., I. Stern, Grün ». Cie., Lotenbank „Fortuna" u. a.) in schwunghafter Weise betrieben. Zahl reiche Personen in Deutschland, und zwar gerade aus den ärmeren Klassen, lassen sich immer wieder durch die verlockenden Anpreisungen dieser Firmen oder ihrer Agenten das Geld aus der Tasche ziehen. Wenn dann die Zusendung des versprochenen Werthpapieres nicht erfolgt und der erhoffte Gewinn ausbleibt, wenden sie sich an die Hilfe der kaiserlichen Cvnsulate, die aber der Natur der Sache nach eine solche nicht gewähren können, da die betreffenden Firmen selbst verständlich für gütliche Einwirkungen unzugänglich sind, die nieder ländischen Behörden aber ein strafrechtliches Einschreiten gegen die Loosverkäufer ablehnen und die Geschädigten auf den kostspieligen und meist ebenfalls aussichtslosen Weg des Civilprozcsses verweisen. Oesterreich-Ungarn. Der Präsident des ungarischen Ober hauses, Baron Paul Sennyey, ist Dienstag Abend gestorben. — Das Wiener „Fremdenblatt" erklärt die thörichte Behauptung russi scher Blätter, Oesterreich-Ungarn wolle einseitig mit Rußland ver handeln, für unbegründet. Die Widerlegung ciues solchen Unsinnes lohnte sich eigentlich gar nicht. Frankreich. Wie aus Paris gemeldet wird, ist Admiral Gervais an Stelle Mahy's zum Marineminister ernannt worden. — Heute Donnerstag findet beim Präsidenten Carnot im Elysee das erste diplomatische Galadiner und Abendempfang statt. — Das Ober gericht setzte die Strafe der Ratazzi wegen Ordensschwindels von 13 auf 6 Monate herab. — Die italienische Regierung hat die Polizei beamten, welche widerrechtlich in das französische Konsulat in Florenz eindrangen, abgesetzt. — Der Pariser „Figaro" konstatirt die — durchaus nicht befremdliche — Thatsache, daß der Expräsidcnt der französischen Republik, Herr Grevy, in diesem Jahre kaum ein halbes Dutzend Neujahrsgratulationen erhielt, während die Zahl der Gratu lationen im Vorjahre mehr als sieben Tausend betrug. England. Die vom Wolff'schcn Bureau übermittelte Nach richt, die englische Regierung wolle die irische Nationalliga auch i» Gerade in dem Augenblick erschien ein anderer Austcrnzüchter am Ufer und bemerkte Robinson. „Halloh, Jack!" schrie der neue Ankömmling hinüber, indem er seine Hände wie ein Sprachrohr gebrauchte. Robinson gab jedoch keine Antwort. Nach einer kurzen Pause rief der Andere noch einmal: „Halloh, Jack! An die Arbeit?" Robinson stand nun im Boote auf und winkte dem Kameraden „Was willst Du?" fragte dieser. „Komm hierher, Henry", forderte Robinson mit zitternder Stimme. Henry Smith sprang in ein Boot und ruderte schnell zu Ro binson hinaus. Der Letztere stand unterdessen aufrecht in seinem Boot und starrte athemlos auf den Gegenstand, der vorher seine Aufmerksamkeit errrgt hatte. Als Smith's Boot an das seine anstieß, ragte der Erstere: „Was gicbts denn, Jack?" „Sieh Herl" antwortete Robinson, indem er auf den Gegen land im Wasser zeigte. Smith erhob sich und schaute in der Richtung aus, welche Ro binson andcutete. „Es ist der Leichnam einer Frau!" sagte Smith, während seine Stimme die Ueberraschung ausdrückte, welche er fühlte. „Laß uns ihn mit ans Land nehmen." „Nein, nein," rief Robinson. „Rühr ihn nicht an, bevor ihn nicht der Coroner*) besichtigt hat." „Du hast Recht," stimmte Smith bei. „Einer von uns muß ans Land gehen und dem Coroner die Anzeige machen." „Ich werde gehen," sagte Robinson, „ich liebe Todte nicht. Du magst hier bleiben und die Leiche bewachen." „Meinetwegen, ich mache mir nichts daraus," versetzte ruhig Smith. Robinson also, der leicht erregbarer Statur war, eilte hinweg, um den Leichcnbeschauer zu holen, während Smith, der sich einer ruhigen Gemüthsstimmung erfreute, gemächlich seine Pfeife in Brand > Dublin und Meath unterdrücken, ist unbegründet. — Gladstone er« freut sich in Italien besonder- der Ovationen der Garibaldi-Vereine, die ihn nicht genug preisen und loben können. — Dem Vernehmen nach hat sich der vom englischen KriegSministcrium eingesetzte Aus schuß zur Prüfung der Frage über die Neubewaffnung der britischen Armee jetzt auf ein Magazingewehr mit ^zölliger (7,62 Milli meter) Bohrung nach dem Metford'schen System geeinigt. Die Treff fähigkeit dieses Gewehres wird besonders gerühmt. Der Rückschlag ist dadurch stark verringert, daß das Gewehr das beträchtliche Gewicht von 9Vt Pfund (4,2 Kilogramm) ohne Büjkmnet hat, tlebep hie, Art des einzuführenden Bajonnets hat der Ausschuß noch keine Nlt- scheidung getroffen. — Gladstone ist in Rom angekommen und wird dort sehr gefeiert. Hingegen findet seine Pariser Aeußerung, England müsse sich bei einem Weltkriege neutral halten, bei fast allen Lon doner Blättern ohne Unterschied der Partei die allerschärfste Miß billigung. Die Blätter sagen ganz richtig, wenn England in ernsten Zeiten es versäunie, ein Wort mitzusprechen, werde es auch aufgehört haben, im Frieden eine Rolle zu spielen, und seine Feinde würden nur zu bald zeigen, daß sie England nicht mehr fürchteten. Auf irgendwelchen Beistand werde Großbritannien nie rechnen können, nach dem es seine Freunde sich in der Gefahr selbst überlassen. Stimmt! Rußland. Wie aus Petersburg gemeldet wird, sagte der Zar dem russischen Militär-Attachee Zrujew vor dessen Reise nach Wien: „Ich autorisire Sie, zu veröffentlichen, daß ich niemals kriegerische Absichten hatte, noch sie jetzt habe. Ich will mit dem deutschen Reiche keinen Krieg, noch weniger mit Oesterreich." — Lord Churchill ist vor seiner Abreise nach Moskau, noch einmal vom Zaren empfangen worden. — Auch die „Pol. Corr." bestätigt, Kaiser Alexander sei über die Studenten-Unruhen in hohem Maße aufgebracht und habe beschlossen, das sträflingsartige Universitätsstatut abzuändern. AuS Warschau meldet die „Pol. Corr.", der Fcstungsbau bei Kowno werde eifrig fortgesetzt, die Erdarbeiten seien bereits vollendet und der Bau der Außenwerke habe begonnen. In den starken, im vorigen Jahre ausgebauten Befestigungen Jwangorods arbeite man jetzt an der Auf stellung von Geschützen, welche aus dem. Innern Rußlands herbeige schafft würden. " Orient. Die serbische Skupschtina ist vertagt, nachdem sie die neue Anleihe von 20 Millionen bewilligt. Vorher entwickelte der neue radikale Ministerpräsident Gruic sein Regierungs-Programm. Gruic will mit allen jenen Mächten freundschaftliche Beziehungen unterhalten, welche die Selbständigkeit der Balkanvölker und die In teressen Serbiens unterstützen. - Er kündigte Vorlagen an bezüglich der Ausdehnung der Selbstverwaltung der Gemeinden, der Erweiter ung der politischen Rechte der Staatsbürger, Verbesserung des Preß- und Vereinsgesetzes, Reorganisation der Armee ohne Schmälerung der Wehrkraft. — König Milan empfing eine Deputation der radikalen Partei, welche ihm für das ihr geschenktelvertrauen dankte, und sprach derselben seine Anerkennung für ihre loyale Haltung und die Ueberzeug- ung aus, daß die auswärtige Politik des Landes von serbischem und nicht von panslavistischem Geiste beseelt sein werde. Der König hat alle wegen des Aufstandes vvn 1850 Verurtheilten mit Ausnahme des Rädelsführers Paschic begnadigt. Sächsisches. — Die Schneeverwehung auf den sächsischen Bahnen hat in der Nacht zum 4. Januar in geringerem Grade fortgedauert. Die Lage besserte sich im Allgemeinen. Auf der völlig gesperrten Linie Bischofswerda-Görlitz gelang die Wiedereröffnung des Verkehrs bis Bautzen, auch war die Aussicht vorhanden, bis zum Abend ein GeleiS zwischen Bautzen und Görlitz von den gewaltigen Schneemassen zu befreien. Bis dahin wurde der Verkehr nach Löbau über Ebersbach geleitet und Reisende nach Görlitz und Schlesien nach Zittau mitge nommen, damit sie von dort aus mit der Zittau-Görlitzer Bahn Weiterbeförderung finden konnten. Im Laufe des Dienstag Nachmittag wurden die Linien Arnsdorf-Kamenz und Klotzsche-Königsbrück wieder frei, ebenso die Strecke Bautzen-Wilthen. Auf der Schandau-Neustädter Linie hatten die Züge auch gestern noch mit Verwehungen auf der *) Coroner nennt man in Amerika den amtlichen Leichenbeschauer, der bei allen gcwaltthätigc» oder verdächtigen Todesfällen den Thatbestand auf- unetnnen hat- setzte und auf der Ruderbank Platz nahm, die Augen auf den todten Körper gerichtet. Da cs Sonntag und noch früh am Tage war, traf Robinson den Leichenbeschauer in dessen Hause an; der Beamte machte sich mit Robinson sofort auf den Weg nach dem Orte, wo der Leichnam sich befand. Der Coroner sah auf den ersten Blick, daß die Unglückliche schon mehrere Stunden todt im Wasser gelegen haben mußte. „Faßt an und tragt sie in das Boot," ordnete er an. Die beiden Männer gehorchten dem Befehl, obgleich Robinson deutlich zeigte, daß ihm die Berührung der Leiche nichts weniger als angenehm war. Als sie den Auftrag ausgeführt hatten, fand man. daß der Körper der einer jungen Frau im Alter von achtuiidzwauzig bis dreißig Jahren war. An Kleidungsstücken war nichts an dem Leichnam vorhanden, als das Hemd. Der Körper war, wie ihn Robinson gefunden hatte, an dem Pfahl von einem kurzen Zweig festgehalten gewesen, an dem sich das Hemd verwickelt hatte. Als sie das Ufer erreicht hatten, nahm der Coroner eine gründ liche Untersuchung des Leichnams vor. Er schien, wie bereits er wähnt, der einer »och jungen Frau zu sein. Sie hatte sehr schöne, zarte und feine Gcsichtszüge, ticfschwarze Augen und eben solches Haar und einen klaren, durchsichtigen Teint. Augenscheinlich war sie in Wohlhabenheit, wenn nicht im Reichthum ausgewachsen, das einzige Kleidungsstück, das sie trug, war vom feinsten Linnen und reich mit kostbaren Spitzen besetzt. Die Ursache ihres Todes ergab sich bei ver Untersuchung klar genug. Drei tiefe Wunden waren in ihrer Brust, von denen die eine, welche mitten durch's Herz ging, allein hinreichte» um den sofortige» Tod herbcizuführen.. » Der Coroner hatte nicht die leiseste Ahnung, wie der Leichnam der fast nackten Frau nach dem Pfahl, der die Grenzen vvn Jack Nobinson's Austcrnbcet bczcichnetc, gekommen war; aber er war über zeugt, daß sic ans einer der große» Nachbarstädte war. Dem ent sprechend sandte er eine telegraphische Meldung von dem Funde unter näherer Angabe der besonderen Umstände und mit einer Beschreibung des lodtc» Körpers an die Polizci-Dircctio» in New-Aork. Das Tele gramm ging um 8 Uhr 45 Minuten Vormittags ab. Fortsetzung folg«'' HZ