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Nr. 8. Jahrgang. be meine- )er guten nachge- >es HauS- rathsmit. züge von 'I. mandten, llen von überaus für die rr letzten stcn Dank, tzemeinde- :ärvereine ine, Allen rfeln und ,e innigen n Herren elbersdorf s für die fiel. Herz, -m Herrn trostreiche cn Lehrer zr Grund ige. Vor then Frau i schweren de meines freich zur herzlichen r. sei die llen Tagen! vollbracht, sl g.iragen, aderNacht. nnitz, den hulze. zungs» entriß unS ill am 3. r meinen lern guten z-.oßvater, den Ge- kiltn, re. DieS Freunden, n tiesbe- we Kindern, schlascnen >. >/,3Uhr Chemnitz, z 1889. uns unser annchen neu nach den Tod > und Be trübt an- Frau. crz 1889. et Freitag t. ats ftüh schweren uhig als der hoff- rder und Ar jahre. thcueren Oonnecs- er Halle tatt. Ellern er warz e, n und jenen. Triebes, z 1888. ater. n.-Vorst.)r lcten. onn.): l Heuet» ! für Herrn 8«. cflöle. v. Mozart. Hadinger. ung". Der jeden Wochentag Abend (mit Datu« de- folgenden Tage-) zur Versendung gelangende..Sächsische LandeS-Anzetger" mit täglich einem besonderen Unter- Haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Luftiges Bilderbuch kostet bei den Au-gabe- stellen monatlich 70 Psg., bei den Post'Anst. -5 Pf. (1S68er ZtgS.-Prel-list« Nr. Ü035.) - ' » 7- - 0 . Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Sommer-Eiseubahnfahrplaiibeft für Sachse». Kinter-Eisenbahnfahrplanheft für Sachsen. Zlluftr. Laleuder de« Sächsischen Sandboteo. Zllustsjrte« JahreKbuch-erLandeS-rlnzeiger«. Sächsischer ii-.- ij>0 mit MPemrtitzev Stadt-Anzeigev DF Unparteiifebe tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Freitag, S. MLrz 1888. «»telgendreirde« „Sächs. Sandt«.«»jtlgkr»-. Raum einer schmalen EorpuSzeil« lo Psg. Bevorzugte Stell« (Isvalt. Petitzeile) S0 Pf. BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Au-wärt» wollt man Jnfertion-betrag (in Briesmarlen) beistlaeu lie SSilben LorpuSschrist bilden ca. IZeile.) «nnoncenannahnie nur bi» vormittag. »eck«: MMer Sick. Buchdruckerei. Stiemnttz. Iheaterstraße S (Fernsprechstell« Nr. ISS). Lelegr.-Adr.! Lander-Aozeiger, EhzWsiitz- Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 SächfifcheS Allerlei — 6 Jllnsirirtes Unterkaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertta-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 7. März.' San Remo. Der Kronprinz verbrachte heute wieder einen guten Tag, war längere Zeit im Garten und später auf dem Balkon. Der Appetit ist gut. Professor v. Bergmann ist heute Abend nach Berlin abgercist. Wien. Die hiesigen diplomatischen Kreise sind nicht ohne Be sorgnisse in Betreff der Wirkung der Jllegalitätserklärung des Prinzen von Koburg auf die Bulgaren. Mau meint, die bisherigen, aus Sofia stammenden Versicherungen, daß die Bulgaren unerschütterlich zum Fürsten halten werden, böten, weil sie vor der Erklärung der Pforte erfolgten, vorderhand keine vollständig zuverlässige Gewähr in dieser Richtung. Der „Polit. Corr." zufolge machte der Botschafter Saadullah Pascha heute dem Grafen Kalnoky Mittheilung von der Erklärung der Pforte i» Betreff der illegalen Stellung des Prinzen von Koburg in Bulgarien. — Die meisten Blätter drücken die An sicht aus, daß das Einschreiten der Pforte in Sofia keinen Erfolg 'haben werde. Ein von der hiesigen russischen Botschaft ausgehendes Gerücht will wissen, eine Macht habe Rußland den Prinzen Alexan der Battenberg als Kandidaten für den bulgarischen Thron vorgeschlage». Paris. Die „Rcpublique Fr." PNblizirt das Gutachten eines hervorragenden Rechtsgelchrten, indem er auf Grund von Präcedenz- fällen und des Gesetzbuches uachiveist, daß Boulangcr, wenn er gegen seinen Willen zum Kandidaten gemacht worden, berechtigt sei, die Urheber seiner Kandidatur und die Drucker des Wahlbulletius gerich ckich zu verfolgen, da ihm daran liegen müsse, den aui ihm ruhenden Verdacht zu zerstreuen. Er werde, wenn er wirklich unschuldig sei, eine Klage einreichcn; sein Stillschweigen würde ein Ginge- ständniß sein. Berlin, 8. März, 11 Uhr 10 Min. Vormittags. Ein vom Leibarzt Or. von Lauer unterzeichuetcs Bulletin meldet: Se. Majestät der Kaiser hatte eine unruhige Nacht. Das Befinden ist sehr schwach Das Reichsgesehblatt und die Gesetzsammlung bringen einen kaiser lichen Erlaß vom 17. November 1887, betreffend die Beauftragung des Prinzen Wilhelm mit der Stellvertretung des Kaisers und Königs in den laufenden Negieruugsgeschäften. rgend welcher Theilnahme für die Debatte war keine Spur vor handen. Am späteren Nachmittag nahm der Kaiser etwas Nahrung zu sich. ES wird das als ein günstiges Zeichen gedeutet, doch kann kein Zweiiel darüber bestehen, daß der diesmalige Krankheitsanfall viel schwerer als die früheren ist; einen Schwächeanfall von ähn licher Dauer hat der Kaiser »och nie gehabt. Nach San Remo soll ofort Nachricht über den Zustand des gxeisen Monarchen gesandt ein. Welcher neue schwere Schlag für den Kronprinzen! Die Auf regung in Berlin war gestern Abend ungeheuer. Das Gerücht ver- lärkte die wenig günstigen Nachrichten über das Befinden des Kaisers noch ungeheuerlich und rief allenthalben den heftigsten Schreck und die bitterste Sorge hervor. Hoffentlich wird die Gefahr glücklich Überstande»! Die neuesten Nachrichten bestätigen, daß eine ent- chiedenc Besserung eingetreten ist. Das Annehmen von Nahrung war ersichtlich von sehr kräftigendem Einfluß und die behandelnden Leibärzte hegen infolgedessen die bestimmte Erwartung, daß auch dieser Anfall wie die früheren glücklich vorübergehen werde. Staatssekretär von Bötticher erschien am Abend im Reichstage und ägte dort, es gehe Sr. Majestät besser, der Kaiser habe Nahrung genommen. Gestern Abend sollte im Hinblick auf die schwere Krank heit dcS Kaisers eine außerordentliche Bundcsrathssitzung stattfindc». — Gestern Abend gegen 7*/, Uhr machte Prinz Wilhelm Sr. Maj. dem Kaiser einen viertelstündigen Besuch, ebenso Ihrer Maj. der Kaiserin. Der Kaiser verbrachte eine ziemlich gute Nacht und nahm etwas leichte Nahrung zu sich. Das Befinden ist im Uebrigen un verändert. — Aus San Remo vom Dienstag veröffentlicht der .Reichs- Anzeiger" folgendes Bulletin: Se. K. K. Hoheit der deutsche Kron prinz hielt. Höcbstsich gestern mehrere Stunden im Garten auf. Der Schlaf warjwieder gut, im Uebrigen wie früher. Mackenzie. Schräder. Krause. Hovell. v. Bergmann. Bramann. Privatberichte melden noch: Der deutsche Kronprinz verbrachte eine recht gute Nacht, fühlte sich gestärkt, in guter Stimmung und nahm das Frühstück mit vielem Appetit ein. Husten und Auswurf haben sich »och weiter vermin dert. Bei prächtigem Wetter promenirte er lange im Garten, er sieht nicht so wohl wie früher, aber auch nicht sehr schlecht aus. Er geht ruhig und stramm und erwidert freundlich die zahlreichen Grüße. Der Bart ist nicht schneeweiß, aber stark melirt. — lieber Waldeyer's Untersuchung meldet der „New-Pork Herald", „der Professor sei von Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. März. Dentfches Reich. Seit Monaten hält stete Besorgniß um das Befinden des Kronprinzen da» deutsche Volk befangen, und nun gesellt sich dazu auch »och ei ue Kran khci t unseres greisen Kaiser s. Das alte Nierenleiden hat wieder eine ungünstige Wendung ge nommen, die gestern Nachmittag zeitweise zu schweren Befürchtungen Anlaß gab. Der „Reichsanzeigcr" meldete, wie wir gestern Nach mittag bereits mittels Extrablattes mitthcilten, darüber Folgendes: „Bei Sr. Majestät dem Kaiser und König haben sich zu den seit Sonnabend den 3. dss. Mts. vorhandenen allgemeinen Erkältungs- erscheinungcn, welche mit einer Assertion der Halsschleimhaut und Reizung der Angenbindehaut verbunden waren, in den nächstfolgenden Tagen öfters eintretende schmerzhafte Untcrleibsbeschwcrden gesellt. Seit gestern hat sich auch der Appetit wesentlich vermindert. In folgedessen ist eine merkliche Abnahme der Kräfte eingetreten. von Lauer. Leuthold." Von Mittag an waren Fürst Bismarck und der Kriegsmiuister im Palais anwesend, der am Morgen cinge- Iroffene Prinz Wilhelm wich nicht vom Krankenlager seines greisen Großvaters. Von 3 Uhr ab b ldeten sich dichte Menschenansammlungen Vor dem Palais, im Reichstage war cs unbeschreiblich leer, von nasiumS haben. Die Erziehung derselben, welche nicht nur den speciellen Beruf, sondern auch die „Stellung in der Gesellschaft" in, Auge haben soll, wird in besonderen Zahlmeister-Sektionen geleitet, an deren Spitze ein erfahrener, älterer Zahlmeister steht. Auch eine Besserung der Einkünfte wird als unerläßlich betont, damit nicht ein schwacher Charakter in's Wanken gebracht werde. — Eine neue Reichstagsersatzwahl steht für den pommerschen Wahlkreis Anklam-Demmin bevor. Wie bereits gemeldet, ist die Wahl des Abg. von Maltzahn-Gültz zum Landrath des Kreises Demmin zweifellos. Herr von Maltzahn-Gültz muß dann sein ReichStagS- Mandat, in dessen Besitz er seit 1871 ist, niederlegen, wird aber bei der Ersatzwahl von Neuem kandidiren. ; *>. — Angesichts der nahe bevorstehenden Arbeiten für den Nord- Ost-Seekanal sind die Bestimmungen von allgemeinem Interesse, welche die kaiserliche Kanalkommission über die Annahme der Arbeiter, den mit denselben abzuschließenden Arbeitsvertrag, ihre Unterbringung und Verpflegung erlassen hat. Darnach werden zur Beschäftigung beim Kanalbau nur männliche Arbeiter nach vollendetem 17. Lebens jahre zugelassen; wenn Väter mit ihren Söhnen in die Arbeit treten, genügt für letztere das vollendete 15. Lebensjahr. Weibliche Personen dürfen bei den Bauarbcite» nicht beschäftigt werden. Deutschen Arbeitern ist bei sonst gleichen Eigenschaften und Leistungen vor den remdländischeu der Vorzug zu geben. Der anarchistischen und sozial demokratischen Partei angehörende oder ihren Bestrebungen Vorschub leistende Arbeiter dürfen beim Kanalbau nicht beschäftigt werden. Mit jedem Arbeiter ist ein besonderer Vertrag abzuschließen. Jeder Arbeiter erhält ein Arbeitsbuch. Uebec Einrichtung und Gebrauch sind genaue Bestimmungen gegeben. Die /Eintragung eines Urt.ejt« über die Führung und Leistungsfähigkeit des Arbeiters in daS Arbeits buch darf nur auf Antrag des Arbeiters geschehen. Ferner sind sehr genaue Vorschriften für die Lösung des Arbcitsverhältnisses gegeben, darunter findet sich auch die, daß Arbeiter ohne Aufkündigung ent lassen werden können, wenn sie der anarchistischen oder sozialdemo kratischen Partei sich zuwcnden oder Gesinnungen dieser Parteien unter ihren Mitarbeitern zu verbreiten oder den Bestrebungen der selbe» Vorschub zu leisten suchen. — Die Publikation des durch kaiserliche Verordnung zu erlassen den Gvldgcsetzes für Deutsch-Südwestafrika wird binnen Kurzem z»Q erwarten sei». Reichskommissar Or. Göring wird Ende dieser Woche dem Vorhandensein eines unheilbaren Kehlkopfkrebses überzeugt, und ans Deutschland auf seinen Posten zurückkehren und die Militär alle anderen Aerzte, einschließlich Mackcnzie's, seien derselben Ansicht." Personen mit sich nehmen, welche die zu bildende berittene Kvlonial- Von Geschlecht zu Geschlecht. Erzählung von W. Widdern. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Einige Minuten war es wieder still in dem traulichen Gemach. Dann erhob sich das alte Fräulein und ging schwerfällig, als wenn sic eine Last mit sich trüge, die für ihre Schultern nicht geschaffen, „ach dem Fenster. „Tic Lichter in den Lampions sind verlöscht," sagte sie dann. „Im Girten ist es still. Jedenfalls haben sich die Gäste entfernt und das Fest ist für heute beendet. Da wollen wir uns auch zur Ruhe begeben, Gitta!" setzte sie hinzu. „Ich will Ihnen die Kam- merjungser rufen. Jedenfalls kommt auch Mama noch auf ein paar Minuten, um Ihnen den gewohnte» Gutenachtkuß zu geben." Damit war Fräulein Lotte wieder ganz dicht an das Ruhebett getreten. Jetzt schlang sie zärtlich ihre Arme um den Hals der Dulderin. „Schlummern Sie süß, Kind," flüsterten die schmalen Lippen, „und träumen Sie heute lieblicher als in den vergangenen Nächten." Noch einen warmen Kuß drückte Lotte auf des jungen Mädchens Lippen, dann entfernte sie sich aus dem Gemach, in dem alsbald die kleine Zose Nelly ihres Amtes wartete. * * * Trüb und regnerisch war der nächste Tag angebrochen. Auch nicht ein Sonnenstrahl stahl sich durch die dunkelgrünen Seidenvor hänge der breiten Fenster des luxuriös ausgestatteten Gemachs, in welchem Herr von Marento die Aufregungen seines Polterabends verschlafen. Eben erst hatten sich seine Augen geöffnet, als auch schon auf den Zehenspitze» der alte Carlos, sein treuer Diener und Ver trauter, den er aus der Hcimath mitgebracht, bei ihm eintrat: „Stehen Sic auf, gnädiger Herr!" sagte der würdige Greis in der Sprache seines Landes und setzte sichtlich in großer Erregung hinzu: „Es ist Besuch da, — ein Besuch, auf den Sie jedenfalls «icht vorbereitet sind;" Alfonso blickte verwundert in das zuckende Grcisenantlitz. „Und wer giebt uns die Ehre?" fragte er gähnend. „Eine Dame, gnädiger Herr! O, und sie war schon zweimal hier und verlangte, zu Ihnen gelassen zu werden." „Eine Dame? Aber, Alter, ich bin mir doch nicht bewußt, weibliche Bekanntschaften zu haben, die den Muth und die Rücksicht-- -Josigkeit besitzen, mich am frühen Morgen besuchen zu wollen." Nach in London cingegangenen Nachrichten führt Waldcycr da gegen in seinem Berichte aus, daß die iW zur Untersuchung über gebenen Auswurfstheile nicht die Spuren eines krebsartige» Gewächses enthalten; er fürchtet aber, die chronische Entzündung des Kehlkopfes habe sich der Luftröhre mitgetheilt. Auf Wunsch des Papstes werden an diesen jetzt täglich Bulletins aus San Remo gesandt. Vielleicht wird bei gutem Weitcrbefinden des deutsche» Kronprinzen und gutem Wetter baldigst eine Reise »ach Berlin möglich gemacht, damit der Kronprinz dem Kaiser Trost bringen kann. Es thut Noth! — Aus Karlsruhe kommt die Mitthcilung, daß die Frau Groß- hcrzogiu von Baden, die einzige Tochter unseres Kaisers, über eine Verschlimmerung ihres Augenleidens klagt. Der Kaiser ist davon auf's Schmerzlichste betroffen, und die Bewegung hat zweifellos zur Verschlimmerung des Zustandes des Monarchen beitragen. — Die Zahlmeister-Unterschlagungen aus deutschen Kriegsschiffen, welche sich in den letzten Jahren gehäuft hatten, haben nach den, Bericht der Rechnungskommission des Reichstages Veranlassung gegeben, neue Vorschriften sowohl für den Kasscndienst an Bord, als auch für die Kassenverwaltung der am Lande befindlichen Marincthcile zu er lassen, endlich auch ein anderes Verfahren in der Heranziehung von Zahlmeistern für die Marine einzuführen. Zur Zahlmcister-Carriöre sollen in Zukunft nur noch junge Leute zugelaffeu werden, welche das Rcifezeugniß für die Prima eines Gymnasiums oder Realgym- „Nun, so gar früh ist es nicht mehr! Im Gegentheil, gnä diger Herr, in Bürgerhäusern ißt man um diese Zeit schon zu Mittag; übrigens —" „Mache keine langen Vorreden, Carlos, und sage niir unumwunden, wer die Dame ist und was sie gerade an meinem Hochzeitstage von mir will." „Erschrecken Sie nicht, gnädiger Herr," erwiderte der Diener langsam, „aber — aber — die Dame steht in sehr nahen Bezieh ungen zu Ihne», — es ist — Ihre gnädige Frau Mutter, welche heute mit dem Morgeuzuge hier anlaugte." „Die Mutter?" Alfonsvs Augen öffneten sich weit, und sein schönes, braunes Gesicht nahm einen ihm sonst fremden Ausdruck an. Es lag Schmerz und Verachtung in den feinen Zügen, als er mit leidenschaftlicher Hast hervorstieß: „Die Mutter, sagst Du, wartet aus mich? Jene geschiedene Frau meines theuren ver storbene» Vaters, von der mir derselbe erst in seiner Todesstunde erzählte, daß sie sich in ganz Madrid und im weitesten Umkreise der Stadt die Verachtung jeder ehrenhaft denkenden Seele zugezogcn? Sie, die den Edelsten unten den Menschen elend, un glücklich gemacht hatte und auch im Stande war, zu vergessen, was sie ihrem hilflosen, kaum siebenjährigen Kinde schuldig? Carlos, ich will sie nicht sehen!" rief der Erregte und erhob wie abwchrend seine Hände. „Es sei denn, sie nennt den mir von dem Vater vorcnt- haltenen Name» des Schurken, welcher sie dazu veranlaßte, die Fa- milienchre der Marentv's mit leichtfertiger Hand auf's Spiel zu setzen." Der greise Diener hatte theilnehmcnd auf seinen jungen, in diesem Augenblicke so schmerzvoll bewegten Gebieter geblickt. Jetzt ließ er sich vor dem Lager desselben auf die Knie nieder und flüsterte in weichen, von Herzen kommenden Tönen, während große Tropfen über die gefurchte» Wangen rollten: „Gnäsiger Herr, vcrurtheile» Sie die Dame-nicht, ehe Sie die selbe gehört haben! Und wenn die unglückliche Frau auch wirklich gesündigt haben sollte gegen Pflicht. Recht und Gewissen, woran ich aber noch gar »icht zu glaube» vermag, so — "verzeihen Sie Ihrem alten Carlos die offene Sprache! — so bleibt sie doch immer Ihre Mutter, die Frau, der Sie Ihr Leben verdanken und welche ich selbst so oft — ach, so oft, gnädiger Herr, an Ihrem Bettchen knien ge- sehen habe. Ucbrigens hat sie es in späteren Jahren auch nicht an Versuchen fehlen lassen, sich dem geliebten Sohn wieder zu nähern, von dem sie freiwillig ganz gewiß nicht gegangen wäre. Natürlich blieben aber alle dcrariigeu Bemühungen vergeblich, denn der alt« truppe in Lüderitzland führen sollen. ^ — Preußisches Abgeordnetenhaus. Das Haus setzte am Mitt woch die zweite Berathung des Kultusetats fort. Genehmigt wurden die Kapitel „Universitäten" und „Höhere Lehranstalten." Zu einer bedeutenderen Debatte kam es nirgends. Donnerstag wird die Be rathung fortgesetzt. Oesterreich-Ungarn. Das hochoffiziöse Wiener „Fremden blatt" schreibt: „In französischen Zeitungen wird seit einiger Zeit in tendenziöser Absicht die auch in hiesigen Blättern ausgetauchtr Nachricht verbreitet, daß sowohl Oesterreich-Ungarn, als Deutschland geheime Abmachungen mit Italien bezüglich der Stellung des Papste in Rom getroffen hätten. Es liegen zwar schon mehrfache autoritative Aeußerungen über die zwischen Italien, Oesterre ch-Ungarn und Deutschland bestehenden Vereinbarungen vor, welche als Ziel der letzteren ausschließlich die Erhaltung des Friedens und die Abwehr eines auswärtigen Angriffes bezeichnet haben, und es muß daher die Annahme, daß die Beziehungen Italiens zum Vatikan in den bezüglichen Abmachungen irgendwie berührt worden wären, als un begründet erscheinen. Trotzdem halten wir doch für nothwendig, auf Grund authentischer Informationen jene offenbar mit einer bestimm ten Absicht ausgestreuten Gerüchte ausdrücklich als völlig aus der Luft gegriffen zu bezeichnen." — Die Wiener Blätter sind von dem Vorgehen gegen den Kvburger gerade nicht so ungemein erbaut. Sie gnädige Herr hatte cs auf das strengste verboten, daß die Donua jemals zu Ihnen gelassen würde. Und nun? Nun sind so viele Jahre über die traurige Geschichte dahingerauscht, — Jahre tiefster, qualvollster Reue für Ihre Mutter, — Jahre, die die Aermste zur Greisin gemacht haben. Gnädiger Herr! Donna Marento ist fast gestorben vor Sehnsucht nach ihrem Kinde — und —" Alfonso unterbrach den Redenden. Er hatte furchtbar gekämpft in seiner Seele, aber jetzt trug der natürliche Edelmuth in ihm doch den Sieg davon über den Stolz des spanischen Grande». „Genug, genug I" rief er und sprang eilig auf. Während er sich mit Hilfe des Dieners ankleidcte, sagte er mit fliegendem Athener „Ich will sie sehen, Carlos! — Du hast Recht, sie bleibt doch immer meine Mutter." — In wenigen Minuten stand Marento im elegantesten Morgen. anzuge vor dem Spiegel, und mit tiefer Verbeugung trat der Diener, der in mehr als einer Beziehung der treueste Freund seines junge» Herrn war, einige Schritte zurück. „Wünschen Sie nun vorerst Ihre Chocolade, gnädiger Herr, oder wollen Sie sofort in das Besuchszimmer?" «Ja, ja, — das letztere meine ich!" erwiderte Marento und setzte hastig hinzu: „Gieb aber Befehl, daß das Frühstück im Speise zimmer für zwei Personen servirt wird; alsdann bereite sofort Alle- zu meiner Toilette vor. Wir haben keine Zeit zu verlieren, den» schon um 2 Uhr muß ich auf dem Klvstcrhofe sein, um meine Braut zur Trauung abzuholen." Carlos verbeugte sich von Neuem, dann entfernte er sich rasch durch die ThüraMnker Hand, während Alfonso de Marento die Por tiöre zu seiner dchten auscinanderschlug, um mit raschen Schritte» und mit stürmisch schlagendem Herzen eine Flucht prachlvoll eingv- richtcter Gemächer zu durchschreiten, die der vornehme, südländische Millionär alle in dem elegantesten Privathause der kleinen deutschen Residenz bewohnte. Endlich hatte er das Empfangszimmer erreicht und stand zum ersten Male seit sechzehn langen Jahren wieder seiner Mutter gegenüber, die bereits Hut und Umhang abgelegt hatte. Donna Juanita Marento Monte Barberi war noch Heute, trotz-- dem das üppige, natürlich gelockte Haar silberweiß ihr Antlitz um rahmte, eine wahrhaft königlich schöne Erscheinung. Aus dem für eine Südländerin sehr zarten, wundervoll geschnittenen Gesicht leuchteten mandelförmige Augen von sammctdunklem Braun, aber ergreifend traurigem Ausdruck. Die feingeschniitenen, jetzt vor Erregung bebe«, den Lippen waren noch kirschroth, die Hohr, in rin schwarze« Sammet.