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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Luuzeuau, Lichteustein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 155. Donnerstag, den 7. Juli 18S2. Witteruugsbericht, ausgenommen am 6. Juli, nach«. 4 Uhr. Nrrymeterstand 758 MM. reducirt auf dm Meeresspiegel. Thermometerftnud -s- 17° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 20'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 7b°/°. Thaupuukt -s- 13 Grad. Windrichtung: Südwest. Daher WitternngSausstchtea für den 7. Juli: Trübe bis halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. "WülSeudnrg, 6. Juli 1892. Während zuerst angenommen wurde, Fürst Bismarck s werde ruf die Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." nicht s antworten, findet sich jetzt in den „Hamb. Nachr." eine Erwiderung, in der es heißt: „Wir haben mit der Kundgebung unserer Ansicht i über die Angriffe der „Nordd. Allg. Ztg." auf den ) Fürsten Bismarck zurückgehalten, so lange wir den s Eindruck nicht kannten, den diese Philippika auf den ' Adressaten gemacht hat. Wir haben uns jetzt darnach ? erkundigt und die Antwort mit dem plattdeutschen : Wort erhalten „Dor lach ick öwer!" Der Fürst nimmt die Artikel der „Nordd. Allg." nicht ernsthaft i und hält sie nicht für „officiös", sondern für Theater« i donner hinter den Coulissen, den Herr Pindtrr als r Jupiter louans besorgt hat . . . Der Fürst bestreitet die Möglichkeit, daß eine an« i dere Verantwortlichkeit als dte redactionelle der „N. A. Z." hinter ihren Artikeln zu suchen ist; er sicht i in dem Versuche der demokratischen und klerikalen ! Presse, dte Elaborate des Herrn Pindter staatlicher > Responsabilttät zuzuschreiben, eine Beleidigung für ? die Minister, deren politische und sociale Erziehung - über dem Niveau steht, an das die norddeutschen Ar« ! tikel heranreichen. Der Fürst findet, daß es einen < sehr lächerlichen Eindruck machen muß, wenn der Re- < dacteur Pindter sich auf das Katheder setzt und dem früheren Reichskanzler, der 30 Jahre lang die Politik i zur Befriedigung der Krone und Les Bölkes geführt hat, wie in einer Sonnabendcensur aus der Schule i abkanzclt in der Tonart eines Verweises, dem wegen i früherer guter Aufführung eine schärfere Strafe einst- s weilen nicht folge. . . Wir haben im Reiche ncch keine Tradition über I die Stellung dcS Reichskanzlers zu seinem Nachfolger; dieselbe soll sich erst bilden. Fürst Bismarck ist der erste Reichskanzler außer Dienst und Graf Caprivi der erste Nachfolger eines Kanzlers; gegen dte preußi- schen Minister aber ist in den wenigen Jahrzehnten s des preußischen Verfassungslebens sowohl in der Presse > wie im Parlament eine ganz andere Sprache geführt worden als jetzt. Dte „N. A. Z." braucht nur die Reden der zweifellos monarchtsttschen Opposition von - Vincke, Simson, Beseler und anderen gemäßigten Li- ; beralen gegen alle Minister von 1866 nochmals durch- - zusehen, um das Maß ihr« Empfindlichkeit, das sie, ' wie wir glauben, mit Unrecht, den heutigen Ministern S zuschreibt, als unverträglich mit den verfassungsmäßigen § Zuständen zu erkennen. Wir glauben, daß die heuti gen Minister, wenn sie auf ihren bisherigen Wegen fortfahren, und wenn dte praktischen Folgen ihrer Maßregeln sich dem Lande erst mehr als bisher fühl bar gemacht haben werden, noch ganz andere Dinge zu hören bekommen werden als dte, welche dte „N. A. Z." jetzt zu ihrem Verdruß in dem Interview der „Neuen Freien Presse" gelesen hat. Und wenn Fürst Bismarck, der Einladung des Pindterschen Blattes folgend, seinen Platz im Reichstage etnnähme, so glauben wir nicht, daß seine Kritik an den Maßregeln, die er nicht billigt, sich in den Grenzen der ihm zugeschrte- benen Wiener Aeußerungen halten würde. Wir hallen den kritischen Theil der norddeutschen Artikel für unwahr und die aä dominom gerichtete Drohung strengeren Verfahrens für eine geschmacklose Lächerlichkeit. Uebrigens sollten wir glauben, daß der „N. A. Z." wegen ihrer Angriffe auf den Fürsten Bismarck doch etwas unheimlich zu Muthe wird, wenn s sie die fanatischen Zustimmungen liest, die ihre Artikel i in allen retchsfetndlichen oder reichszwetfelhaften Or- ; ganen gefunden haben. j Auch dte englischen Blätter findm, daß es der kaiserlichen Regierung freistehe, den Fürsten Bismarck - durch gerichtliche Klage zum Schweigen zu bringen. - Es würde im höchsten Grade interessant sein, wenn ; der Versuch dazu gemacht würde. Daß er dem f Fürsten Bismarck selbst unwillkommen wäre, glauben j wir nicht. Er hat schwerlich gegen einen dramatischen > Abschluß seiner politischen Laufbahn etwas einzuwcnden, ! auch wenn dte Folgen für ihn ernster sein könnten, als es nach der Lage der Gesetzgebung möglich ist." Auch die „Münch. Allg. Ztg." bringt einen ersten ? Artikel zur Abwehr der Angriffe, die gegen dte Aus- - lassungen des Fürsten Bismarck in der „Norddeutschen" gerichtet wurden. In demselben heißt es: „Der Drohartikel der „Nordd. Allg. Ztg." gegen den Fürsten Bismarck, richtiger wohl gegen einen in s der „N. Fr. Presse" erschienenen Bericht über ein Ge- i sprach mit dem Fürsten, sind bet ihrem Erscheinen in ' der ersten Ueberraschung allgemein, auch von uns, als i ein Ausfluß der obersten Reichsbehörde angesehen wor- s den. Je ruhiger man diese Artikel prüft, umsomehr i gelangt man dazu, die Ermahnungen, welche die „Nordd. ; Allg. Ztg." an ihren früheren Patron richtet mit der < Miene, einstweilen aus alter Gönnerschaft und um seiner ehemaligen Verdienste willen noch Nachsicht üben s zu wollen, — für das zu halten, was einst ein be- j kanntes geflügeltes Wort des Fürsten dem nämlichen ; Blatte gegenüber als „minderwerthtge Tagesleistung" bezeichnete." An anderer Stelle heißt es: „Wenn die „Nordd. Allg. Ztg." in irgend einem, dem früheren ähnlichen - Verhältntß zum neuen Curse stünde, so würde ihr auch s nicht unbekannt fein, daß der frühere Reichskanzler und langjährige Träger der deutschen Politik vom Momente ! seiner Entlassung an von allen Politikern des neuen j Curses auf das strengste boycotttrt worden ist und daß j selbst diejenigen Personen, dte'in Fortsetzung früherer l gesellschaftlicher Beziehungen ihn in Frtedrichsruh be- : sucht hoben, der Verdächtigung der Consptralion aus- z gesetzt waren, so daß Beamte, welche nicht bloß in politischer, sondern auch in gesellschaftlicher Intimität mit ihrem früheren Chef gelebt hatten, doch nur selten - den Muth fanden, zu ihm persönlich oder brieflich in z Beziehung zu treten. Bemerkenswerth sind ferner folgende Auslassungen § in jenem Artikel: „Unverständlich sind uns in den Artikeln der „N. A. Z." sodann die Wendungen, welche z einer Drohung ähnlich sehen. In den fortschrittlichen Blättern wird dem ersten Reichskanzler vorgeworfen, z daß er Beleidigungen durch die Presse gerichtlich ver- s folgt habe. Zweifellos ist dies in der Beschränkung auf politische Angelegenheiten mit Ausschluß der per sönlichen der Fall gewesen. Aber warum ergreifen dte heutigen Minister nicht das nämliche Mittel und stellen Strafanträge gegen Blätter, von denen sie im Interesse oder — ihrer Meinung nach — auf An« stiften des Fürsten Bismarck angegriffen werden. Es z wäre dies ein sehr viel natürlicheres Verfahren, als dte unbestimmten Drohungen mit Veröffentlichungen, die man machen könnte, aber nicht machen will. Oder ein gerichtliches Verfahren gegen den Fürsten Bismarck selbst. Wir glauben kaum, daß es dem letzteren un willkommen sein würde, wenn seine politische Laufbahn xor tot äisoriwiug, rorum einen dramatischen Ab schluß fände. So aber ist die „N. A. Z." nicht in der Lage, ernsthaft genommen zu werden, wenn sie mit Veröffentlichungen droht. Die Rolle des Jupitsr touaus, welche sie in ihren polternden Artikeln ihrem früheren Patron gegenüber annimmt, wird weder in der Gegenwart, noch in der Geschichte als eine ge schmackvolle oder auch nur ernsthafte aufgefaßt werden." Am Schluß endlich heißt es: Die „Nordd. Allg. Ztg." giebt zu, daß für die Beurtheilung der Retchsbeamten neuerdings andere Gesichtspunkte maßgebend geworden sind. Diese Conceision steht zu dem Bestreiten der Thatsache in Widerspruch, daß Männer, dte wegen Ihrer wtrthschafilichen Grundsätze früher im Dunkeln gehalten wurden, in den Vordergrund gezogen woroen sind. Es sind eben andere Gesichtspunkte maßgebend geworden und es ist ein Jrrthum der „Nordd Allg. Ztg.", wenn sie weiterhin behauptet, daß Fürst Bismarck seine eigenen Errungenschaften bekämpfe, wenn er das Verfahren der heutigen Regierung krtttfire. Der neue Curs ist keine Fortsetzung des alten, Im Gegenthctl glauben wir, daß der für den alten Curs verantwort liche Staatsmann von dem neuen Curse eine Abmiu- derung und Zersetzung der Errungenschaften des alten CurseS befürchtet. Hat er als Angehöriger des Reiches, ganz unabhängig von seiner früheren Stellung, ein Recht, dieser Befürchtung Ausdruck zu geben oder nicht? Die Fiction, daß der neue Curs in der Hauptsache mit dem alten identisch sei, ist unberechtigt, und daß sie mit Hartnäckigkeit aufrecht erhalten wird, darin liegt eine natürliche Anerkennung des letzteren. PolMMs Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, welcher an Bord der Dacht „Kaiser adler" am Sonntag Bergen bet Regenwetter verlassen hatte, ist bet klarem Wetter und Sonnenschein am Montag Abend 7 Uhr in Dronthctm eingetroffen. Kurz vor Drontheim war dte Dacht „Elsahn" mit den erbgroßherzogltch oldenburgischen Herrschaften an Bord in Sicht gekommen, welche von Romsdalen eben falls nach Drontheim fuhr. Dieselbe wurde mit drei maligem Hurrah begrüßt. Am Dienstag Vor mittag wurde die Reise nach Bodoe fortgesetzt. Unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Srafen Eulenburg hat am Dienstag eine Sitzung des Staats- mll.tsteriums stattgefunden. In derselben, an welcher auch der Reichskanzler Graf Caprivi thetlnahm, soll über die Frage einer tv Berlin zu veranstaltenden Weltausstellung verhandelt sein. Wie verlautet, hat man sich sür eine Ausstellung erklärt. Die Annahme, daß der preußische Gesandte beim Vatikan, Herr von Schlözer, seines Alters wegen von seinem Posten zurücklretc, begegnet in immer weiteren Kreisen großen Zweifeln. Es wird behaup tet, der Gesandte sei wegen der wiederholten bekann ten Kundgebungen des Papstes zu Gunsten Frank reichs abberufen und werde auch vor der Hand keinen Nachfolger erhalten. Ob die Dinge wirklich sich so verhalten, muß dahingestellt bleiben; geglaubt wird dies Gerücht jedenfalls vielfach. Die socialdemokrattsche Opposition, die Par tei der sogenannten „Unabhängigen," gewinnt in Ber lin Immer mehr an Boden. Anfangs hielten es von den Gewerkschaften nur die Schuhmacher mit den Un«