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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189608053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-05
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.08.1896
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und öff-' grol wer wol sinr thw ! bei t Rest Flüc Odei Koni der scheil pred Er i jede. Fori weis bem Walt bild! in i! Gru zu v darc Refc Verl als and« mag nick allei unr der» bei ung geni man nicht mehr. Wie Gott will. Im alten Sitzungszimmer werde ich die Lücke auf Ihrem Sophaplatze nicht ausgefüllt finden und dabei denken: „ich hatte einen Kameraden" — man wird alt, daS hat sein Gutes, man ist zufrieden mit Knochen und Leder an sich und Andern. Der Postbote mahnt; herzlichen Gruß und auf baldiges Wiedersehen. Ihr treuer Freund v. Bismarck. — Freund Gr. v. Roon, G.-F.-M. Eine Antwort erwarte und Im Wortlaut wird durch das Jahrbuch ebenfalls zum ersten Male der Brief bekannt, den Roon ein Jahr vor seinem Tode an Bismarck richtete. Er lautet: Krobnitz, den 7. Juni 1878. Hoch verehrter Freund! Gestatten Sie Ihrem einstigen alten Kampf ¬ gebrochen werden, weil seine Impotenz notorisch ist, und alle von ihm verordneten Rezepte werden sich gegen diese inter nationalen Assassinen als wirkungslos erweisen. Jedermann, der ihren Plänen hinderlich, wird Scheibe für ihre Kugeln sein, wenn die Gesellschaft nicht von diesen durch unsere doktrinäre Gesetzgebung entmenschten Ungeheuern befreit wird. Doch gegen meine ursprüngliche Absicht — schon zu viel für Ihre Geduld! Verzeihen Sie meinem Eifer für die Sache, wie für Ihre Person und Ihren Ruhm jedes überflüssige Wort, und erblicken Sie in der Zuschrift überhaupt nur ein Zeichen meiner Theilnahme für die bedenklichen Zustände der Gegenwart, meiner Wünsche für die Zukunft, so wie für Sie selbst, dem die Lösung der schwierigsten Aufgabe, die Heilung der gefährlichsten chronischen Krankheit ge lingen muß und gelingen wird mit Gottes Hilfe. Dadurch wird Ihr Name zwar kaum neuen Glanz gewinnen; das Gegentheil aber würde ihm eine Einbuße bereiten, die Niemand tiefer be klagen dürfte, als Ew. Durchlaucht altbewährter treu ergebenster schiefgestauten doktrinären Ballast, der bei der nächsten Sturzwelle das Schiff nach links zum Kentern zu bringen droht, 1'vxoss äu mal ramönsra Io rswsäs. Ich bin mir bewußt, damit keiner Contre-Revolution das Wort zu reden, keinen Staatsstreichen, wenn sie zu vermeiden sind. Aber das in äußerster Gefahr schwebende Vaterland, unser Vaterland, daS Vaterland unserer Kinder muß gerettet werden, das Centrum aller christlichen Ge sittung. Nicht wegen des wiederholt versuchten Meuchelmordes an dem edelsten und huldreichsten aller Monarchen ist diese erhoben werden. Aus Posen geht der „Nat. Ztg," folgendes Privattelegramm zu: Ein höherer Regierungsbeamter erschien qm Sonnabend in der Redaktion des „Pos. Tgbl." und bestätigte derselben, daß der Erzbischof v. Stablewsky den Propst Bartsch wegen seines Schreibens an den Invaliden Gronostei mit dem kanonischen Monitum be straft habe. Dagegen beruhe die Angabe, daß der Propst dem „Pos. Tgbl." von seiner Bestrafung Mittheilung machen solle, auf einem Mißverständniß, das wohl darauf zurück zu führen sei, daß regierungsseitig bei den Verhandlungen über den Fall als selbstverständlich bezeichnet worden sei, daß dem „Pos. Tgbl." von der Bestrafung des Propstes Kenntniß gegeben werde. — Die „Nat. Ztg." bemerkt hierzu: „Wir verzeichnen mit Genugthuung, daß die Regierung wenigstens auf der Veröffentlichung der über den Propst Bartsch verhängten Zurechtweisung bestanden hat. Da aber ein Monitum noch keine Bestrafung ist, so wird Wohl die Befriedigung der deutschen Bevölkerung über tue Erfolge der Regierung auf jene Anerkennung beschränkt bleiben. Zum Mindesten wird man aber jetzt verlangen müssen, daß der Wortlaut des „Monitums" bekannt gegeben wird. Und dafür ist auch die Re gierung interessirt, denn vorläufig lastet auf ihr angesichts dieser Sühne der dreisten Herausforderung des Propstes der schwere Verdacht, daß sie in der Wahrung ihrer Pflichten als deutsche Behörde gegenüber der polnischen Anmaßung zum Mindesten sehr bescheiden gewesen ist. lieber die „kirchlich-soziale" Stöcker'sche Gründung äußert sich die „Allg. Evangelisch-Lutherische Kirchenztg." wie folgt: „Um der Klarheit der Sache willen könnte die eingetretene Trennung nur mit Genugthuung erfüllen, wenn uns nicht diese abermalige Neugründung auf sozialem Gebiete an und für sich bedenklich wäre . . . Wer soll sich denn der neuen Partei an schließen? Ans den Reihen des evangelisch-sozialen Kongresses wird wenig Znzug kommen- soweit wir die Verhältnisse kennen, ist die jugendliche, reformlustige Geistlichkeit völlig von Nauman» inflammirt. Und auf die äußeren Erfolge kommt es ja bei solche» Bestrebungen fast allein an; denn an positiven, sozialen Leistungen hat allerdings die Naumannsche Richtung bisher nichts aufzuweisen. Es ist auch hier wieder die alte Erfahrung bestätigt worden, daß Ich habe Sie, seitdem mein Beruf im Zuschauen besteht, niemals mit Politischen Rathschlägen belästigt, warum sollte ich heute Wasser ins Meer tragen? — Dennoch mögen Sie mir heute einen Zuruf gestatten: Handeln Sie! ohne Verzug mit der Ihnen natürlichen Energie und Klugheit! Es muß nothwendig, und zwar baldigst etwas Ernsthaftes, Energisches geschehen, um dem verletzten, nach Hilfe rufenden Rechtsbewußtsein der Nation Trost und sichere Stütze zu gewähren. — Denn verläuft die jüngste Teufelei (Nobilings) und der Kampf dagegen wiederum im Flug sands konstitutioneller Bedenken und Doktrinen, ohne Spuren und praktikable Gleise zu hinterlassen, so geht das Vertrauen zu der Thatkraft der Regierenden den besseren Schichten des Volkes gänzlich verloren, und die schlechteren werden hohnlachen und triumphiren, da die Frechheit keine Grenze findet: Das Chaos ist fertig! Kann und darf dies das Endresultat Ihres Lebens und großartigen Wirkens sein? — Mögen widerwärtige Stürme und Winde das StaatSschiff, trotz sorgfältiger Kursberechnungen in ein Fahrwasser voller Strudel und Klippen geführt haben: die feste starke Hand am Steuer, sie und keine andere wird den Schiffbruch verhindern; sie muß es, um des Schiffes wie um des Piloten willen. — Der Moment ist da I Also hinaus mit dem Gefahr eminent, sondern wegen unserer hyperliberalen Gesetz gebung, welche die Abrichtung zum Meuchelmord, zum Umsturz aller göttlichen und menschlichen Autorität und Sitte nicht nur gestattet, sondern begünstigt und die Nation zur völligen Entsittlichung und Verwilderung zu verführen droht. Was nützt aber alle sittliche Entrüstung gegen solches Treiben, wenn sie müßig bleibt, statt demselben einen festen, starken Damm entgegenzubauen? Noch ist dies möglich! Noch hat die Nation die alte Pietät und die alten Traditionen christ licher Gesittung nicht ganz verloren; auch wird, hoffe ich, die Armee ihre Pflicht thun, wenn es zum Aeußersten kommt — eine neue Schmach für den deutschen Namen, wenn es dazu käme! — Der Zauberbann des doktrinären Idealismus muß ich war pflichtmäßig nach Wien gegangen, kam akut krank hier wieder an und brauche noch Ruhe; Eulenburg wollte oder konnte i nicht und Camphausen hatte die Aneiennetät nicht, um einstweilen - ' an die Spitze zu treten : so ist es gekommen, daß ich dem Kaiser! von hier aus empfahl, was inzwischen von ihm befohlen ist. Gleichzeitig wurde der Eintritt von Moritz von uns ver- . abredet und von mir in demselben Schreiben bei Seiner Majestät beantragt. Ich habe es abgelehnt, Moritz vertraulich zu sondiren; ich hatte das, bezüglich Stettin und Berlin, zwei Mal gethan, und nachdem ich sein Widerstreben überwunden, wurde nichts daraus. Ich verlangte also, daß er diesmal auf Allerhöchsten Befehl amtlich und nicht von uns freundschaftlich gefragt würde. Das Weitere wird Ihnen genauer, als mir be kannt sein. Moritz hat mir am 16. d. geschrieben. Ueber seine privaten Eigenschaften urtheile ich nicht; er hat kein schneidiges Berufsgesüyl für die Gesammtinteressen des Landes: sonst hätte er nie sein Mandat niedergelegt; es ist der Nachhall der Ader, die ihn abhielt, Landwehroffizier zu werden; hätte er jenes vaterländische Gesammtgefühl, so würde er damals und jetzt nicht den „Acker" oder „fünf Joch Ochsen" oder ein „Weib" als Hinderniß gehabt haben. Die politischen Bedenken halte ich noch weniger zutreffend; sein Beruf wäre gewesen, landwirthschaftliche Interessen on xros zu fördern, aber nicht Politik zu treiben. Seine Fraktionsfurcht ist größer, als seine Hingebung für König und Land. Uno es ist dock so grünes Holz, wie erst mit dem dürren! Die Fraktion und die Preßbengel Nathusius und bei den Dürren der neidische Junkerdünkel, Gott hat die Fahnen flucht unserer Junker von Thron und Evangelium zugelassen und dadurch unser Rüstzeug schwer geschädigt. Aber ich schöpfe auch hier wie 63, 66, 70 in all' den Kämpfen, die wir, lieber alter Freund, Schulter an Schulter siegreich bestanden haben, Muth aus dem mich tief innerlich berührenden und leitenden Worte: „Gott widerstrebt den Hoffährtigen", und auch im Kampfe mit Kleist, Waldow und Gerlach, wie mit den ehrgeizigen Priestern deS römischen Götzendienstes, sehe ich die Hoffahrt zu unserem Trost im feindlichen Lager. Gefochten soll sein, das ist mir so klar, als ob Gott es mir aus deutsch direkt befohlen hätte: ich stehe dienstlich an der Bresche, und mein irdischer Herr hat keine Ruckzugslinie, also: vexilla rexio xroLsunt, und ich will, krank oder gesund, die Fahne meines Lehnsherrn halten, gegen meine faktiösen Vettern, so fest wie gegen Papst, Türken und Franzosen. Vermüde ich, so bin ich anschlagmäßig verwendet, und der Ver brauch meiner Person ist vor jedem Rechnungshöfe justifizirt. Durch Ihren Austritt bin ich vereinsamt, unter — Ministern — die einzige fühlende Brust. Der Rest vom alten Stamm, der bleibt, ist faul; ich will nicht zu ihm sagen: „Heinrich, mir graut vor dir," aber ich habe mitunter Lust, falls ich noch körperlich stärker bin, es ihn empfinden zu lassen. Unsere troupiers haben ein kurzes Wort über seine (lies solche) Landsleute: Sie werden es kennen. Ich wollte Ihnen nur ein herzliches Lebewohl schreiben und nun komme ich auf sechs Seiten solcher Ao- irrungen. Sehen werden wir uns ja doch im Winter, und per sönlich also nehme ich nicht Abschied. Wir werden mündlich doch noch manchen Rückblick auf oie elf Geschichtsjahre thun können, die Gott uns zusammen hat durchkämpfen lassen, und in denen wir . mehr von seiner Gnade erlebt haben, als wenigstens mein Verstehen und Erwarten faßte. Im Amte aber wird es einsam um mich sein, je länger je mehr: die alten Freunde sterben oder werden Feinde, und neue erwirbt begehre ich nicht. Die heldenmüthige Art, wie Kapitän und Offiziere des „Iltis" in den Tod gegangen, erfüllt alle Welt mit hoher und Leidensgefährten diese vertrauliche Anrede heute wie einst. Bewunderung. Die Münchner Neuesten Nachrichten bemerken Ich habe Sie, seitdem mein Beruf im Zuschauen besteht, niemals dazu: „Mit einem dreifachen Hurrah auf den Kaiser, in dessen " """ """ " ' ' " - - Gestalt sich die deutsche Einheit und Macht verkörpert, sind Kommandant, Offiziere und Mannschaften des „Iltis" in den Tod gegangen, treu den unvergänglichen, ruhmvollen Ueber- lieferungen des Deutschthums in Waffen. Erhebender als alle kameradschaftlichen und ritterlicken Beileidsbezeigungen, die der Marine bei diesem traurigen Anlaß aus dem Auslande zuge gangen sind, wirkt diese einfache Kunde von der antiken Größe, womit deutsche Männer dem Tode entgegen gingen. Lieb Vater land kannst ruhig sein!" Zur Frage der Deportation von Strafgefangene« schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.", daß deswegen in den deutschen Schutzgebieten, insbesondere in Südwestafrika, eine gewisse Be unruhigung entstanden sei. Es wurde dort die Befürchtung ge hegt, dce deutsche Regierung gehe damit. um, Verbrecher nach Südwestafrika zu deportiren. Diese Befürchtung habe auch in den benachbarten fremden Kolonien Ausdruck gefunden und namentlich einem Theile der kapländischen Presse mehrfach Anlaß zu Angriffen gegeben. Demgegenüber versichert die „Nordd. Allg. Ztg.", es bestehe jene Absicht an maßgebender Stelle keineswegs, was um so natürlicher sei, als gegen die Durchführ barkeit und Zweckmäßigkeit der Deportation gewichtige Bedenken (SS. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) meinen danken frei machen konnte. „Was denn?" ruft sie irritirt. „Daß Sie ihn lieb genug haben, um eifersüchtig zu sein." „Wen?" Moderne Mensche«. Roman von A. von Klinkow ström. „Ich kann nicht sagen, daß ich Ihren kühlen erhabenen Stand punkt theile. Vermuthlich liegt es im Charakter der Frauen, eifersüchtig zu sein." „Ihre Worte enthalten ein halbes Eingeständnis — Das Aber der Zauverbann, der sie zu umfangen droht, hält nur wenige Augenblicke an, dann läßt er ihre Hand beinahe entsetzt fallen und fährt sich mit dem Taschentuch über die erhitzte Stirn, indem er zugleich einen Schritt von der jungen Frau zurück tritt. Es ist ein Glück, daß er dies thut, denn gerade in diesem Moment kommt Wellkamp die Wendeltreppe herab, um nach seiner Frau zu sehen, die er oben vermißt hat, und blickt mit unruhig forschenden Augen mißtrauisch von einem zum andern. (Fortsetzung folgt.) sein als jede andere. Sie werden mir nicht böse sein, wenn ich jetzt, wo ich als Ihr bester Freund nnd künftiger naher Ver wandter mit Ihnen spreche, der Ansicht Worte gebe, daß Sie Ihren Mitten nicht ans reiner Neigung gewählt haben. Welche iSchuld oie Ueberredung der Ihrigen daran trug, wage ich nicht Zerspringen voll und die Kehle wie zugeschnürt; sie schlägt nur die großen klagenden Augen mit einem unbeschreiblichen Aus druck zu ihm auf, und unter diesem Blick wird ihm schwül zu Muth, so daß er aufspringt und anfängt, im Atelier auf und nieder zu gehen. Ihre Hände pflücken nervös an der rothen Rose, die der Professor vorhin bei der Begrüßung jeder der Damen überreicht hat, dann entgleitet die Blume ihren bebenden Fingern und fällt auf den Teppich nieder. Das zwingt den jungen Mann, vor ihr stehen zu bleiben. Und wie er sich nach der Rose bückt nnd ihr dieselbe zurückgiebt, berühren sich ihre Hände und umschließen sich plötzlich und un willkürlich. Beide gedenken sie in diesem Augenblick mit leiden schaftlichem Bedauern jenes Sommertages, an welchem die junge Frau in einem Moment mädchenhafter kindischer Empfindlichkeit ihrem Schicksal die entscheidende Wendung gegeben hat. Wenn sie damals nur noch etwas gezögert, sich nur einen Tag Bedenkzeit genommen hätte, wie anders wäre vielleicht alles gekommen. Ist es der berauschende Duft des Purpurrothen Blüthenkelchs, der ihnen die Sinne verwirrt, und unwiderruflich Geschehenes ihrem Gedächtniß in weite Ferne entrückt? Oder ist es das Alleinsein mit ihren Erinnerungen in der Stille und Schwüle dieses überheizten blumenerfüllten Ateliers, das ihr Blut in Wallung bringt? Halb geistesabwesend behält er die zitternde weiße Hand in der seinen, und über ihre Lippen ringt sich ein tiefer Athemzug, der beinahe dein bebenden Seufzer Mit der naiven Rücksichtslosigkeit des verwöhnten Künstlers nacht er kein Hehl daraus, daß ihm Käthe von dem Augenblick an, in dem er ihre Vorzüge erkannt hat, die Hauptperson ist, und er bietet ihr eifrig den Arm, um sie die alterthümlich ge schnitzte Wendeltreppe hinauf in die oberen Räume seines Hauses zu führen, wo in dem sogenannten gvthischen Zimmer eine kleine Kollation für die Gesellschaft bereit steht, es dieser überlassend, ob sie folgen will oder nicht, und die ganze Zeit über lebhaft auf seine Dame einsprechend. Die Andern gehen langsam hinterher, indem sie die Greifen und Teufelsfratzen, die aus den Schnörkeleien des Treppengeländers herausgrinsen, bewundern, und schließlich bleibt nur Dea im stiller und stiller werdenden Atelier zurück, allein wie sie glaubt und hofft, denn es ist ihr noch nicht gelungen, ihre innere Er regung zu bemeistern, und sie hofft dies in der Einsamkeit am leichtesten thun zu können. Ein unerwartetes Geräusch in nächster Nähe läßt sie indeß aufspringen und bemerken, daß Bärenburg es gleichfalls vorgezogen hat, zurück zu bleiben, da ihn die Vorführung sogenannter stilvoller Einrichtungen langweilt und Gothic und Renaissance ihm durchaus gleickgiltig sind." „Sie werden uns dort oben nicht vermissen", sagt er mit stillem Lachen, das aber nicht ganz frei von einer leisen Bei mischung der Bitterkeit ist. 7 " „ Sie nickt nur dazu. „ES ist doch etwas schönes um ein bischen Künstlerruhm," fährt er fort. „Wir anderen, die wir von der Natur nicht mit Talenten begabt sind, können uns unser Leben lang bemühen, unsere Pflicht zu thun und anständige Kerle sein, keine Dame wird es der Mühe Werth halten, sich freiwillig nach uns umzu sehen. Steht Jemand aber in dem Ruf, ein wenig Genialität, ein Körnchen Abenteuerlichkeit und einen weltlichen klingenden Erfolg zu haben, so laufen die Damen hinter ihm her, wie hinter dem Nattenfänger von Hameln, ohne seine Eigenschaften als Mensch in Betracht zu ziehen, und sollten sie über Leichen gehen." „Ick dachte nicht, daß Sie Anlage zur Eifersucht hätten." „Eifersucht?!" — Bärenburg reckt sich ein wenig steif in die Höhe. — „Nichts liegt mir ferner. Wer eifersüchtig ist, scheint mir ein Narr zu sein. Entweder er ist es ohne Grund, und dann ist es eben ein Thor; oder er hat Grund dazu und wäre ein dreifacher Thor, wenn er es dann überhaupt noch sein würde." hätte ich eigentlich nicht gedacht." Er zieht einen Sessel nahe zu ihr, die auf der Seitenlehne eines Divans, den schlanken Oberkörper etwas zurückgebeugt, Platz genommen hat, und betrachtet sie nachdenklich, indem er dabei nervös seinen Schnurrbart mißhandelt. „Das hätte ich nicht gedacht!" wiederholt er noch einmal. „Nun, Ihren Mann natürlich." , , > „Ja so, meinen Mann", meint siegedankenlos und mechanisch. Schuld oie Ueberredung der Ihrigen daran trug, wage ich nicht „Mein Himmel, Dea! Sie werden mir doch nicht die Takt-j zu entscheiden, aber es war nun doch mal eine Uebereilung, wie losiakeit zutrauen, daß ich auf andere Beziehungen hätte anspielen wir sie ja so oft und gerade bei den wichtigsten Schritten deS wollen, obgleich es mir zuweilen schien, — verzeihen Sie, wenn ^Lebens begehen. Ich weiß so genau, als hätten Sie mir alles ich mich einmal ganz offen ausspreche, — daß diese Beziehungen. Wort für Wort erzählt, daß Sie die grausamsten Enttäuschungen den Charakter der Freundschaft oft etwas überschreiten." durchgemacht haben. Glauben Sie mir, Dea, auch mein Leben „Um Gotteswillen! Das können Sie doch nicht im Ernst ist nicht frei von diesen Enttäuschungen geblieben, und gerade meinen?" darum kann ich Ihnen mit gutem Gewissen ein Wort zurufen, „Wenn Sie mich auf mein Gewissen fragen, so muß ich das für uns Beide gelten muß: nodlssss odUxe. Haben wir Ihnen allerdings sagen, daß ich mich nicht ganz von dem Ge- einmal den unwiderruflichen Schritt gethan, so haben wir keine danken frei machen konnte." andere Wahl, als ihn der Welt gegenüber und auch vor uns „Nein, nein, nein. Es ist aber nicht wahr! Ich schwöre es selbst mit Anstand zu vertreten und daran festzuhalten, mögen Ihnen." !wir auch noch so lebhaft fühlen, daß es ein Jrrthum war. Lieber „Es bedarf keines so großen Aufwandes von Versicherungen todt als wortbrüchig." von Ihrer Seite. Ein einfaches .Nein' aus J^rem Munde ge-j Dea ist unfähig, etwas zn erwidern. Ihr ist das Herz zum nügt vollkommen, nm mich zu überzeugen, denn Sie haben, glaube ^cc —--- — ich, noch nie in Ihrem Leben die Unwahrheit gesprochen. Außer dem aber habe ich auch nicht das leiseste Recht, Ihnen nach dieser Richtung hin irgendwelche Vorstellungen zu machen, oder Ihnen Versicherungen zu entlocken. Bitte, verzeihen Sie meine Indiskretion." „Aber daß Sie das glauben konnten! Gerade das! Und Wir find da durchaus überflüssig." von mir!" Dea sieht ganz verzweifelt aus. „Es thut mir furchtbar leid, wenn ich Sie gekränkt habe; furchtbar leid. Aber sehen Sie, der Gedanke lag wirklich nahe. Die fast täglichen Besuche dieses Mannes, dieses Doktors, seine fortwährenden Aufmerksamkeiten für Sie und die Art, mit der Sie dies alles ruhig wie etwas Selbstverständliches entgegen nehmen und dulden, muß selbst dem Unbefangensten Vermuthungen der gedachten Art aufdrängen." „Ich habe nie daran gedacht, daß man das in diesem Lichte betrachten konnte. Ich habe mich allmählich seit meiner Krank- h eit so daran gewöhnt, daß ich nichts Auffallendes mehr darin fand. Mein Gott! Was soll ich denn nun thun? — So sagen Sce doch nur, was ich thun soll." „Ich bin ein schlechter Rathgeber in dieser Sache und Sie würden meinem Rath doch nicht folgen, denn wenn ich etwas zu sagen hätte" — Bärenburg ballt unwillkürlich die Faust und hält einen Moment inne — „so würde ich dem Mann einfach das Haus verbieten. Schon die Art, wie er Sie ansieht, wie er mit Ihnen spricht, bringt mir das Blut zum Kochen." „Nein, ich kann ihm mein Haus nicht verbieten, denn ich bin ihm zn großen Dank schuldig." „Aha! Sie können ihn nicht entbehren. Ich wußte es ja." „Ach warum wollen Sie die Sache immer in dem Lichte be trachten ?" Ihr gedrückter Ton geht ihm zu Herzen, und noch näher zu ihr heranrückend sieht er ihr schwermüthig und vorwurfsvoll in die Äugen. „Eine Frau in Ihrer Lage sollte noch einmal so vorsichtig 180. Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt. Seite 2.
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