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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190010044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19001004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19001004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-04
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.10.1900
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» Nr. S3V t bezw. zu erfüllen. geschlachtet worden. ahr mit i haben, urgästen me von des kaiserlichen JagdparkeS angegriffen worden war. Dörfer in Brand, wo sie bis Nanhung-Men vor. Stadt angetroffen wurden, ab, wo tags zuvor eine Patrouille Die Deutschen steckten mehrere Waffen vorfanden, und rückten Die Boxer, die außerhalb der wurden nach kurzem Kampfes zer. Lltmssen Götter, wäre er : wird, cevieren a denen S öfters n einer ist, die litzi.«. Wilhelm üegüber- :r wahr- lelangen. 24 Alin. !opf vom vcicheii irischer chinen. :rk, ei« bskrast, Sohn : einer London, 8. Oktober. (Reutermeldung aus Peking vow 26.): General Hoepfner ging gestern mit 2000 Mann und einer Feldbatterie zu einer Strafexpedition nach dem nördlichen Theile k. mt „Der men, mit tspiel im Schwank und sein r Mann, akcfield", »der, der tigte sich Winter- Roman. >er, der er Zettel nicht den ie Schule derselben That ist :r Urstoff ider ist ein nden, der Er wurde im einiger uß, wurde en. Herr hes Plait -olge des c als vor- es HauseS iundstädy Horwitz Auf die es humor- impsehlend er Groß- c und Leo New-Uork, 2. Oktober. In den Gruben in dem Anthracit- Revier ruht die Arbeit noch immer. Die von den Grubenbe sitzern gemachten Vorschläge haben zu nichts geführt. Es wird nur in 4 Gruben von den 39, die der Philädelphia-Reading- Eisenbahn gehören, gearbeitet. e Enthüll- sreibt die r Zeit, den H, der sehr neralsuni- stern des t den Feld- die Bart halten hat. r st e t." - e gesammte genommen strie einen Heilung be- immer und die ihren c Methode: Ottafrika s demVer- in Dar-es- des deutsche Zhr ganzer 'n Morgen. Rindvieh!" 's Mathias io« Mark den Namen Die Zinsen .'rschönerung > der „Voss. > das gewisse oder doch »n Pfarr- von Canter :ren), in der zereigeschäfte tände. Den Freiberger Atrzelger unv Lageblatt. Seite 5. — 4. Oktober Eisenbahn von Komatipoort nach Pretoria jetzt die Bezeichnung „Reichsmilitärbahn" führt. streut. Die feindlichen Truppen waren theils mit Gewehren, theils mit Picken und Schwertern bewaffnet. Einige chinesische Soldaten, welche bis auf 20 Schritte sich den deutschen Truppen näherten, wnrden niedergemacht. 4 Deutsche wurden ver wundet. -f London, 3. Oktober. Nach einem Shanghaier Telegramm erklärte der französische Generalkonsul, daß die Kaiserin-Mutter bei ihrer Durchfahrt durch die Stadt Tuang-schangfu auf der Flucht mit dem kaiserlichen Hofe den Befehl gegeben hatte, sämmtliche Europäer, die sich in der Stadt befanden, zu er morden; 15 französische Missionare seien infolgedessen hin London, 3. Oktober. Nach amtlichen Meldungen aus Peking ist der Bestand einer Doppelströmung am chinesischen Hofe sestgestellt; der Kaiser sei zu Friedensverhandlungen geneigt, denen die Kaiserin sich aber widersetze. Der Ausbruch eines Bürgerkrieges sei wahrscheinlich. Li-Hung-tschang gedenkt nach der Konferenz mit dem Grafen Waldersee sich an das Hoflager der Kaiserin-Wittwe zu begeben. -f London, 3. Oktober. Dem „Standard" wird aus Tientsin vom 29. telegraphirt: Die öffentliche Meinung der Welt pflichtet entschieden der Haltung Deutschlands, bezüglich der ge forderten Bestrafung der Urheber des Ausbruches der fremd, feindlichen Bewegung, bei. -f :izität i Cotta »rische«, Eigene Drahtberichte. iRach Schluß der Redaktion eingegonge« Dresden, 3. Oktober. Die Königin trifft heute von Rehe- feld hier ein und übernachtet in Villa Strehlen. Morgen fährt der König von Rehefeld nach Grillenburg zur Jagd und begiebt sich Nachmittags mit der Königin nach Schloß Moritzburg. Rom, 3. Oktober. Nachdem der Vatikan jede Auskunft über den in der Palastverwaltung entdeckten Diebstahl verweigert hat, ist die Ausfindigmachung der Diebe sehr erschwert. Da aber die Nummern der entwendeten Eisenbahnobligationen bereits vom Vatikan dem Auslande telegraphisch mitgetheilt sind, ist es vielleicht möglich, in diese geheimnißvolle Angelegenheit Licht zu bringen. Genua, 8. Oktober. Ein neues Unwetter richtete hier und in der Umgegend großen Schaden an. In Sampierdarena steht Alles unter Wasser, in Jengio sind mehrere Häuser ein gestürzt, wobei vier Menschen umgekommen sind. Der Fluß Pormida ist über seine Ufer getreten; viele Familien sind obdach los geworden. Madrid, 3. Oktober. Die Regierung erklärt die beun ruhigenden Nachrichten von einer industriellen Krisis in Barcelona für unbegründet. London, 3. Oktober. Lord Roberts hat dem Lordmayor mitgetheilt, daß er nicht rechtzeitig zu dem Bankett in der Guildhall am 9. November in London eintreffen könne. London, 8. Oktober» Nach einem Telegramm des „Standard" aus Durban von gestern hat General Dartnell gestern an den Gouverneur von Natal telegraphirt, daß ein von Natal- FrAwilligen geführter Konvoi am 1. Oktober sechs Meilen östlich von De Jagers-Drift von den Buren genommen worden sei. Der Offizier uyd 4 Mann seien verwundet, 2 Farbige seien ge fallen und mehrere Soldaten der Begleitmannschaft gefangen ge nommen. — Eine Depesche des „Daily Telegraph", berichtet aus Lourenco Marquez vom 2., daß die niederländisch-südafrikanische Aremdeuliste vom 1. Oktober IVVO. Hotel Gtadt Altenburg. Dörfler, Kaufmann, Dresden. Eberwein, Musterzeichner, Dresden. Feltz, Inspektor, Leipzig. Krau Bantdirektor Ficker, Freiberg. Goldmaier, Kaufmann, Schweinfurt. Hoffmann, Kaufmann, Colditz. Knöbel, Referendar, Pirna. Löbner, Condiwreigehilfe, Lonnewitz b. Oschatz. Preuß, Kaufmann, Freiberg. Schuhmann, Kaufmann, Roßwein. Wagner, Kaufmann, Dresden. — Gasthaus Stadt Brüx. Breitfeld, Kaufmann, mit Frau, Chemnitz. Floß, Geschäftsreisender, N.-Lungwitz. Fritzsche. Handels mann, Leuba i. O.-L. Knöppfler, Kaufmann, Dessau. Anna Müller, Privat«, Leipzig. Schipold, Handelsmann, Hctzdorf. — Gasthaus Stadt Chemnitz. Günther, Monteur, Brandenburg. Naumann; Kassirer, Dresden. Oberbach, Böttcher, Zwickau. Thierfeld, Tischler, Johanngeorgenstadt. Wagner, Kausmann, Gönningen. — Hotel rother Hirsch. Anna Compter, Apolda. Naumann, Lohgerber meister. Rackwitz, Lohgerbermeister, Leipzig. — Hotel Kronprinz. Bochmann, Kaufmann, Dresden. Böttger, «gl. BermeffungS-Jngenieur, Dresden. Götz, Kaufmann, Erlangen. Kleschke, Kaufmann, Berlin. Trapp, Kaufmann, Leipzig. Wisch, Kaufmann, Leipzig. Zumpt, Beamter, Berlin. — Gasthaus Nürnberger Hof. Hartmann, Müller, Radeberg. Neubert, Knecht, Frankenstein. — GasthauS zur Post. Awe, Ingenieur, Mittweida. Brandl, Student, Mittweida. Engelhardt, Monteur, Chemnitz. Goldschmidt, Kaufmann, Frankfurt am Main. Kahl, Monteur, Dresden. Klingelmann, Ingenieur, Mittweida. Schanzenbächer, Händler, mit Frau, Tiefenthal i. Bay. Spielmann, Kandidat, Mittweida. — Gasthaus Preuß. Hof. Beyer, Monteur, Chemnitz. Höser, Kaufmann, Dresden, «luge, Kaufmann. Liegnitz. Kleidel, Handelsmann, Schwarzen-Reith i. Bay. Lehmann, Handelsgärtner, Radebeul. Rupprecht, Kaufmann, Dresden. Schmidt, Kaufmann, Greiz. Fräul. Röll, Glauchau. Seifert, Geschäftsführer, mit Familie, Neme. Wörstmann, Kaufmann, Würzburg. — Gasthaus Golbne Pforte. Baumann, Expedient, Dresden. Neubert, Schlosser, Oederan. Thieme, Cigarrenhändler, Gröber. Zimmermann, Beamter, Dresden. — Hotel schwarzes Rotz. Hauffe, Kaufmann, Dresden. Tietze, Ober-Ingenieur, KönigShütte i. O.-Schl. — Hotel de Sax«. Dzondi, Kaufmann, Dresden. Eckel, Kaufmann, DafdeSheim. Freies- leben, Kaufmann, Leipzig. Herrmann, Kaufmann, Görlitz. KatschinSk, Kammann, Berlin. Krauße, Kaufmann, Leipzig. Schreiter, Kausm., Leipzig. Schloß, Kaufmann, Stuttgart. Starke, RechtSanwalt, Leipzig. Weitz, Kaufmann, Frankfurt a. M. Zwicker, Leutenant, Freiberg. — Hotel golduer Stern. Braumann, Kaufmann, Dresden- Neueste Nachrichten. Berlin, 2. Oktober. Nach einem Telegramm des „Lolal- Anzeig." aus Hamburg berichtete der dort emgetroffene Kapitän Gibson, der Führer eines englischen Dampfers, daß er in der Nordsee die norwegische mit Nutzholz beladene Barke „Gustav Metzner" in vollen Flammen stehend, antraf, während sie aus England als gerettet gemeldet wurde. Die Versuche, das Schiff ins Schlepptau zu nehmen, mußten als aussichtslos deshalb un terbleiben, weil oer Brand schon zu weit vorgeschritten wär. Wie«, 2. Oktober. In Zalucze bei Kolomea in Ostgalizien machten mit Hacken und Messern bewaffnete Bauern einen Uebersall aus das Wirthshaus eines für wohlhabend geltenden Juden NamenS Siegel, den sie in grausamer Weise zu Tode marterten. Er starb unter furchtbaren Qualen. Seine Frau und Magd sind noch am Leben, aber so gefährlich verletzt, daß sie nicht aufkommen werden. Die Bauern raubten alle Werth- fachen. Rom, 2. Oktober. Im Vatikan haben Diebe einen der Ver waltung des päpstlichen Palastes gehörenden Geldschrank er brochen und 357,000 Lire in Rententiteln und 3,000 Lire Bar geld entwendet. Die Diebe waren mit der Oertlichkeit vertraut und hatten den Diebstahl sorgfältig vorbereitet. Bis jetzt waren die Nachforschungen resultatlos. London, 2. Oktober. Bis Nachts Uhr wurden ge zählt 178 Ministerielle, 54 Oppositionelle, darunter 19 Irlän der. Die Ministeriellen gewannen 6 und die Oppositionen 7 einzigen Vortheil, den man dem „Benefices Act von 1898 ver dankt, ist, daß dergleichen geschäftliche Abmachungen letzt veröffent licht werden müssen, was in der Form eines parlamentarischen Blaubuchs geschieht. Einige merkwürdige Geschäfte werden da wr Kenntniß des Publikums gebracht, soweit es sich um solche Dinge kümmert. Da ist in einem Fall eine Seelsorge als Faustpfand für ein Darlehn benutzt worden; denn durch Zahlung einer gewissen Summe sammt Zinsen kann der Rückkauf bewerl- ftelligt" werden. Erst waren Verwandte die Gläubiger, schließlich ging das Pfand, d. h. die Seelsorge, in die Hände eines Notars über. In einem andern Fall wird daS Recht auf die Seelsorge von einer Tochter oder einer andern Verwandten gegen ein Darlehn an eine Baugesellschaft verpfändet; gegen Rückzahlung von 300 Lstr., mit 5 v. H. als Zinsen kann die Seelsorge wieder frei werden. Daß Seelsorgen von Geistlichen dem Patron abge kauft werden, scheint auch noch vorzukommen, obschon das Geschäft etwas verhüllt ist. . Merkwürdig und verdächtig ist, daß die Frauen von Geistlichen gar zu oft als Käuferinnen von Pfründen angeführt werden. Mit Recht bemerkt die „Times", daß das Verbot der Käuflichkeit von Pfarrstellen einem solchen Umgehen des Gesetzes vorzuzichen sei. * Das vergiftete HochzeitSmahI. Aus Magdeburg wird geschrieben: Am Dienstag voriger Woche feierte in den Räumen der „Harmonie" zu Magdeburg ein Brautpaar daS Hochzeitsfest. Die Hochzeitsgesellschaft setzte sich aus den ersten Kreisen der Stadt zusammen. Von den zubereiteten Speisen kostete auch der Lohndiener Friedrich Winter. Er erkrankte noch in derselben Nacht und verstarb bereits am Mittwoch. Der Krankenkaffen-Arzt hatte als Todesursache Brechdurchfall sestgestellt. Am Sonnabend Nachmittag sollte die Beerdigung Winters stastfinden. Dieselbe wurde jedoch noch in letzter Stunde von der Staatsanwaltschaft verboten und die gerichtlich beschlagnahmte Leiche WinterS zwecks Untersuchung in die Leichenhalle des Krankenhauses geschafft. Da nämlich auch Gäste vom Hochzeitsmahl schwer erkrankt sind, so konnte es nicht länger verschwiegen bleiben, daß der eine Gang des Mahles auf bisher unaufgeklärte Weise wahrscheinlich vergiftet wurde. Weitere Todesfälle sind noch nicht vorgekommen. * Die Versuche der Stiffauas, die das Interesse der Spiritisten auf ihrem internationalen Kongreß zu Paris so sehr erregten, beleuchtet ein gewisser Soliman Carrus jetzt im Pariser „Matin". Er erklärt, daß alles, was die Aissauas machen, Schwindel (bln^ue) sei, und er hat seine Behauptung in einer Sitzung vor Pariser Journalisten bewiesen. Soliman breitete auf einem Tisch einen großen Säbel, Hutnadeln, Dolche, große und starke Nadeln, eine kleine Fackel und eine Schachtel Streichhölzer aus, zog den Rock aus und streifte die Aermel sei nes Heindes auf. Nach diesen Vorbereitungen hielt er folgende Ansprache: „Ich habe unter den Stämmen der Aissauas gelebt und war während der Ausstellung des Jahres 1889 Regisseur der Aiffauatruppe, die alles nach dem Marsfeld zog. Ich tenne also ihre Tricks, und Sie werden sie in fünf Minuten auch kennen. Die Aissauas sind nur eine Art Jongleure. Was man von religiöser Sekte, nothwendigem Ritus, Beschwörungen, An rufungen, entnervenden Tänzen, berauschenden Wohlgerüchen und begeisternden Sprechgesängen sagt, ist vollständig unnütz und nur erfunden, um solche Leichtgläubigen wie — Sie es sind, zu täuschen. Aber die schönsten Worte sind nichts gegen praktische Versuche. Ich beginne also ..." Mit diesen Worten nimmt Soliman eine Hutnadel, öffnet den Mund und durch sticht jetzt — mit lächelndem Gesicht — die Backe; dasselbe macht er mit einer zweiten und dritten, und zwar so, daß er die Köpfe im Mund behält und die Spitzen heraussehen — er lächelt noch immer. Nachdem er die Nadeln ebenso leicht heraus gezogen hat, sticht er eine vierte in den Arm, nicht etwa in die Haut, sondern tief in das Muskelgewebe, und die Nadel kommt unter dem Arm wieder zum Vorschein. Dabei erklärt er ruhig, daß diese Operation keinen Schmerz verursache, wenn man die richtige Stelle finden könne, und daß die Wunde nicht blute, weil die Nadel rund ist. Sie hätte geblutet, wenn die Nadel - viereckig oder dreieckig wie ein Dolch gewesen wäre. „Wenn Sie mir eine Backe leihen wollen, meine Herren", sagt Soliman dar auf, „so werde ich eine Nadel hineinstechen. Sie werden sehen wie einfach das ist". Aber keiner aus der Versammlung ver- Pürt Lust, seine Backe zu „leihen"; man borgt wohl im Noth all einem Taschenspieler seine Uhr, aber einem Aissaua die Zacke, — das überlegt sich jeder doch. Da keine Backe kam, ährt Soliman fort: „Meine Herren, ich werde mir die Zunge mrchstechen!" Erneuter Schrecken, alles weicht zurück! Aber Soliman steckt schon die Zunge heraus, sticht einen großen spitzen Stift mitten hinein und dreht ihn herum. Nachdem er die Spitze wieder herausgezogen hat, erklärt er das Geheim- niß: alle Aissauas haben Locher in den Backen und in der Zunge, wie die Frauen in den Ohren. Sie stecken die Nadeln immer in dieselben Löcher. „Uebrigens", fügt er hinzu, „kann man auch andere machen, man fühlt es gar nicht, und wenn mir jemand seine Zunge leihen will?...." Soliman sticht sich dann eine Nadel vier Centimeter weit schräg in den Leib, es fließt kein Blut. Er schneidet sich den Daumen, der reichlich zu bluten anfängt, aber das ist wieder ein Trick; er hatte sich vorher zwei Stecknadelstiche beigebracht. Er stützt sein Messer auf den Daumen, so daß er die beiden Stiche vereinigt und die beiden Blutströpfchen eine einzige Linie bilden; er drückt den Daumen an der Basis, das Blut scheint reichlich herauszuspritzen; aber ein Hauchen über die Wunde und es bleibt nichts, man bemerkt nicht einmal die beiden Stiche — Geheimniß und Tpschesispieler- lunststück!.... Ein Journalist läßt sich jetzt nicht länger hal ten, stürzt auf Soliman zu, hält ihm die Backe hin und ruft: »Durchstechen Sie sie mir!".... „Bravo!" ruft ein anderer, »man muß diesen Aissauas zeigen, daß man sich nicht nur in Marokko die Backe durchstechen lassen kann." Darauf durch sticht Soliman dem Journalisten die Backe und alle drängen sich um ihn, ziehen an der Nadel, der Patient sagt nichts! Jetzt treibt sich der ganz enthusiasmirte Soliman mit kräftigen Hammerschlägen einen sehr scharfen Säbel in den Bauch. Es war schrecklich! Als er aber den Säbel zurückzieht, ist der Bauch nicht zerschnitten. „Ich könnte das auch mit einem Ra- strmesser machen", sagt er. „Man braucht es nur ganz flach zu legen. Die Barbiere kennen diese Besonderheit auch sehr gut." Zum Schluß kam das Feuer an die Reihe. Soliman ging mit oer kleinen angezündeten Fackel unter dem Arm umher, der ganz geschwärzt wurde, aber nicht verbrannte. Zum erstenmal wand und drehte sich Soliman und machte Tanzbewegungen. „Das geschieht, um den Luftzug zu schaffen, der zwischen Flamme und Arm hindurchgeht, um das Anbrennen des Arms zu ver hindern. Uebrigens hat die Flamme keine Kraft, denn die »fackel ist mit Oel durchtränkt. Mit einer Gasflamme würde ich mir das Vergnügen nicht gestatten." Als der Journalist, der sich die Backe hatte durchstechen lassen, nachher beglückwünscht wurde, sagte er: „Es war nichts, aber ich fühle, daß die Backe :twas anschwillt." — Daß die Zauberkünste der Aissauas nichts Uebernatürliches an sich haben kennten, war für jeden verständi gen Mmschen von vornherein klar; der Trick mit den Löchern in der Backe u. s. w. war übrigens schon vor Solimans Enthüll ungen bekannt. Aber schade ist es doch, daß diese Kunststücke so frühzeitig ihre Erklärung gefunden haben, bevor die Spiritisten gehörig darauf reingefallen waren. * Der am Sonntag in Plymouth emgetroffene Dampfer „Egypt" brachte unter seinen Passagieren die Mannschaft des schiffbrüchigen britischen Dampfers „Indra" mit, die nach der Katastrophe bei Kap Guardafui so lange ver mißt wurde. Die „Indra", die mit einer Ladung von 8500 Tö. Zucker von Java nach Philadelphia ging, scheiterte am 20. August bei schönem Wetter etwa 28 engl. Meilen vom Kap Guardafui. Die Mannschaft verließ das Wrack in vier Booten. Der Kapitän, die zweiten Offiziere und einige Matrosen wur den bald ausgenommen und nach Aden gebracht. Der Rest der Mannschaft traf erst 23 Tage später, nachdem sie außerordent liche Abenteuer erlebt hatte, ein. Zwei Tage, nachdem sie die „Indra" verlassen hatte, stieß sie auf eine Somalidhaw, die sich erbot, sie nach der Küste zu schleppen. Ein Matrose der Mann schaft verstand jedoch zufällig etwas von der Somalisprache, und er entnahm aus den Gesprächen der Dhawleute, daß diese die schiffbrüchigen Seeleute zu Gefangenen machen wollten, um Löse geld zu bekommen oder sie in die Sklaverei zu verkaufen. Die Somalis hatten einen Bewaffneten in eins der Boote geschickt: man warf ihn in der Nacht über Bord und zerschnitt das Schlepptau. Die beiden Boote hißten die Segel und steuerten fort, wurden aber bald von den Somalis verfolgt, die sie schon ihre Wurfspeere und Steine zum Angriff vorbereiten sahen. Das kleinere Fahrzeug wurde verlassen und seine Mannschaft in das Segelboot genommen, das nun 39 Leute an Bord hatte. In der Dunkelheit gelang es der Mannschaft der „Indra" zu entkommen, aber es verflossen acht Tage, bis sie ein Dorf an der arabischen Küste erreichten. Inzwischen war der Wasserver brauch auf vier Eßlöffel voll täglich beschränkt worden, und in den letzten sieben Tagen hatten sie nichts mehr zu essen, so daß die Leute in dem glühenden Sonnenbrand schrecklich litten. Man sah verschiedene Dampfer, aber keiner wurde auf ihre Signale aufmerksam. Die Europäer hielten ihren Muth aufrecht, ob gleich auch sie dem Verschmachten nahe waren, aber die Einge borenen an Bord händigten sich gegenseitig Messer ein und wür den einander verführt haben, ihren Leiden ein Ende zu machen, wenn die Offiziere nicht ihren ganzen Einfluß aufgeboten hätten. Endlich wurde Barrali erreichi. Zwölf Tage brachten die Schiff brüchigen noch bei kärglicher Nahrung an ber Küste zu. Als die unglücklichen Seeleute dann endlich Aden erreicht hatten, wurden sie nach Hause geschickt. Neueste Nachrichten und Telegramme ans Thiva." Berlin, 8. Oktober. Das Telegramm Kaiser Wilhelms an den Kaiser von China findet in der Presse einmüthige Zu stimmung. So sagt die „Nationalzeitung": Durch Zusicherung eines ehrenvollen Empfanges und militärischen Schutzes für den chinesischen Kaiser im Falle seiner Rückkehr nach Peking werde bekundet, daß Deutschland keinen Umsturz der gegenwärtigen chinesischen Regierung beabsichtigt, sondern mit ihr zu unter handeln bereit ist. Ob die chinesischen Machthaber daS Telegramm, in welchem der Kaiser durchaus auf den Forderungen deS Bülow- schen Rundschreibens vom Juli beharrt, gebührend würdige« werde, muß abgewartet werden; den betheiligten civilisirte« Mächten bietet es abermals eine Grundlage für maßvolles und wirksames, gemeinsames Handeln dar. — Die „Bossische Zeitg." schreibt: Das Telegramm wird in der ganzen gesitteten Welk wegen des versöhnlichen, aber doch festen ToneS, der darin an- geschlagm wird, beifällig ausgenommen werden. Der Kaiser kommt dem Beherrscher deS Reiche- der Mitte ein gutes Stück entgegen und zeigt sich ausdrücklich bestrebt, eine Brücke zu bauen;; nachdem der Kaiser von China in fast demüthiger Weise gebeten hat, allem Groll zu entsagen und die Hand nicht zurückzuweisen, die er ihm zum Frieden entgegenstreckt. VonganzbesondererWichtigkeitistdaSan denKaiservonChinagerichteteErsuchen, nach Peking zurückzukehrens; falls er diesem ihm in Bezug auf Peking zugesicherten Schutz des Grafen Waldersee folgt, so wäre damit eine günstige Wendung in der ganzen Angelegenheit herbeigeführt. — Die „Deutsch« Tageszeitung" schließt auS dem Depeschenwechsel zwischen dem deutschen Kaiser und dem Kaiser von China, daß das höstwahr scheinlich von Li-Hung-tschang ersonnene Telegramm des Kaisers von China in Berlin keinen Eindruck gemacht hat, und erklärt, man dürfe gespannt sein, ob eine Macht daS Telegramm zum Vorwande nimmt, um ihren Sonderfrieden mit China zu schließen. — Die „Post" bezweifelt, ob der Wunsch deS chinesischen Kaisers nach Frieden ehrlich und auf richtig gemeint ist; sie drückt die Ansicht auS, daß sich dies darin zeigen werde, ob sich derselbe bereit finden lassen wird, die ihm von Deutschland auserlegtcn gerechten und maßvollen Bedingungen
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