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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188801219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880121
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-21
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1888
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HlWWrT'^5^ Sächsischer L a n d e S-« n zelger. Nr. 17. Sonnabend, 31. Januar 1888. !V?VW>> sc"; Ueberrefte wurden sofort an Ort und Stelle in einen eigens dazu mitgebrachten Zinksarg gelegt und mit der »Gertrud Woermann- Weiter nach Kamerun befördert, wo sie in nächster Nähe des dort bereit- errichteten Denkmal» beerdigt werden sollen. Die für ein Nachtlgal-Denkmal auf Kap Palmas bestimmte Summe soll zur Er richtung eine» LeuchtthurmeS verwendet werden. Oesterreich-Ungarn. Ministerpräsident Tisza wird am Sonn abend die Interpellationen über die Lage im ungarischen Abgeordneten haus« beantworten. Wie verlautet, wird er sich im Allgemeinen friedlich und versöhnlich aussprechen. Italien. General San Marzano, der General en chef der Italiener in Afrika, unternahm eine Recognoscirung nach Saati. Bon den Abessyniern war nichts zu sehen. Frankreich. Es zeigt sich immer deutlicher, daß das Mini sterium auch nicht entfernt über eine Kammcrmehrheit verfügt, auf welche es sich unbedingt verlassen kan». Hinzu kommt, daß es anch kein Ansehen besitzt, um eine solche Mehrheit zu gewinne». Allge mein wird es als ein Lückenbüßer betrachtet, welcher augenblicklich einen leeren Platz ausfüllt und den man wieder entfernt, wenn sich ' ein besseres Stück zum Ersatz bietet. Wahrscheinlich wird eS, gerade Wie e» vor einem Jahre bei dem Ministerium Gablet, über Budget fragen zum Krach kommen. Es kann bis zur Krisis noch acht Wochen dauern» vielleicht tritt sie aber auch schon in acht Tage» ein. Minister präsident Tirard will sich freilich redlich gegen seine Widersacher- Wehren, aber was hilft aller guter Wille, wenn das Können nicht ausreicht. — Herrn Wilson rücken die Behörden jetzt schärfer auf ^ den Leib. Im Hause Grevy's, in welchem auch Wilson wohnt, haben Untersuchungsrichter und Staatsanwalt eine Haussuchung vorgenommen. Viel gefunden über Wilson's Mitschuld an den Ordenshändeln werden sie kaum haben, denn so dumm ist der Schwiegersohn des Expräsi denten denn doch nicht, daß er alle belastenden Schriftstücke so lange . aufheben sollte, bis eine Unlersuchungskommission kommt. Hätte man Ä V vor drei Monaten energisch eingegriffen, dann hätte die Sache anders " gelegen, aber zu solchem Vorgehen kann sich die französische Justiz nicht aufschwingcn. In der ganzen Ordcusaffaire haben doch die ./. ." richterlichen Behörden geradezu eine Carnevalsrolle gespielt. Die ic .^.Untersuchung war die reine Spielerei. — Vom General Boulangcr, der wieder längere Zeit in Paris war, liest man in den Zeitungen recht wenig. Der General verhält sich äußerlich sehr still. Um so energischere Thätigkeit soll er aber im Geheimen entwickeln, er hatte vielfache Unterredungen mit den radikalen Parteiführern, und daß er sich darauf spitzt, noch einmal Kriegsminister zu werden, kann als sicher gelten. — Die Pariser Preßhctze wegen des Florentiner Zwischen falles geht hoch. Der italienische Botschafter Menabrea theilte dem Minister Flourens mit, der vom Florentiner Friedensrichter ange- kündigte neue Besuch im französischen Konsulat sei aufgcschobcn. Im Uebrigen mache Italien aber unbedingt die Maßregelung ihrer Be amten von der Bestrafung des französischen Konsuls abhängig. Italien sandte an seine Vertreter im Auslande eine Note über den Zwischen fall. Möglicherweise kommt ein Schiedsgericht. Ei» Theil der Pariser Blätter bringt immer wieder die klassische Behauptung, der deutsche Reichskanzler habe Italien vorgeschoben, um neuen Zank anzufangen. — Alle Blätter sind einig darin, daß die Tage des Ministeriums Tirard gezählt sind. Man erwartet in wenigen Wochen ein Mini sterium Frcycinet, Goblet oder Floquet. Besonders der Letztere, jetzt Kammerpräsident, macht große Anstrengungen, ans Ruder zu kommen. — Der Marincminister ordnete die Auflösung der Hochsee Torpedo- Flotille an, von deren Ucbungen im vorigen Jahre so viel die Rede war. Die Geschichte geht also nicht. — In der Kathedrale zu Rouen kam es bei der Predigt eines Wanderpredigers zu Tumulten. Polizei und Truppen stellten die Ruhe wieder her. - England. Aus Snaki» wird gcnicldct, daß Araber und egyptische Truppen unter Führung britischer Offiziere den auf ständischen Arabern unter Osma» Digma bei Handub eine Nieder lage beibrachtcn. Später sammelten sich aber die Sudanese» und zwangen ihre Gegner zum Rückzug nach Snakin. Mehrere englische Offiziere sind leicht verwundet. Rußland. Das Friedensrcscript des Zaren an den General gouverneur von Moskau hat unmittelbar »ach seinem Bekanntwerden großen Beifall gefunden. Es entspricht auch wohl seinem Inhalte nach der wahren Herzensneigung des Zaren, denn daß Alexander III. aus der letzteren kein Hehl macht, ist bekannt. Ebenso sicher ist aber auch, daß der russische Finanzmiuistcr auf Grund des kaiserlichen Erlasses seine dornigen Bemühungen wieder ausgenommen hat, im Wege der Anleihe Geld zu schassen. Wunder kann cs somit nicht nehmen, .wenn beide Thatsachcn in enge Verbindung zu einander gebracht werden, und das mindert natürlich den Werth der Aeußerungen des Zaren etwas in den Augen derer, welche Geld hergebcn sollen. Al,"! t!t Ein dauernden Frieden wollendes Rußland ist sicher; dem können ruhig noch ein paar hundert Millionen geliehen werden und es könnte, bei tüchtiger Verwaltung, sich leicht zum äußerst wohlhabenden Staate emporschwingen. Mit einem wankclmüthigen, von llcrlei Egoisten und ehrgeizigen Fanatikern beeinflußten Rußland steht aber die Sache faul, und auch die Worte des Zaren, so willkommen sie sind, können nur wenig oder gar nichts daran ändern. Der Petersburger Finanzminister hat immer noch kein Geld. In Deutschland bekommt er nichts, die Franzosen Waden wohl tief im Sympathiewasser für Rußland herum, aber hüten sich gewaltig, daß ihnen das Wasser nicht in die Hosentasche läuft; England macht nur Geschäfte, an denen ordentlich etwas zu verdienen ist, und die Geldlcute kleinerer Staaten sind zu vorsichtig. DaS Mißtrauen gegen Rußland ist viel zu weit vorgeschritten, als daß cs durch ein paar schöne Worte sich beseitigen ließe. Noch fehlen Friedcnsthaten und Thaten allein beweisen. — In Petersburg geht es doch recht gemüthlich zu. Wie die „Nowojc Wremja" meldet, wurden auf Befehl des Generals Greffer, des Petersburger Stadt hauptmanns, Nachts Masscnhanssuchnngcn vorgcnomme», bei welchen über 600 Personen verhaftet wurden. Als die Polizisten und Gen darmen in das Haus Spaßkajagasse Nr. 3 eindrangcn, brach in dem selben Plötzlich Feuer aus, welches sich mit großer Schnelligkeit im ganzen Hause verbreitete und dasselbe binnen 2 Stunden einäscherte Viele Hausbewohner, welche im Verdachte standen, nihilistische Prokla mationen gedruckt und verbreitet zu haben, wurden während des Brandes verhaftet. Mit dem Hanse verbrannte auch eine nihilistische Buchdruckerei. Orient. Der bulgarische Kriegsminister Mutkurow erließ einen Befehl an 24 Bczirkskommandos im Lande zur Rekrutirung aller Mannschaften, welche in den letzten Jahren als überzählig zurückge- stcllt waren. Je 4 dieser Bezirkskommandos sollen ans diesen Leuten ein Halbbataillon formiren, und die 6 Halbbataillone sollen sofort zu zweimonatlichen Ucbungen cinberufen werden, um im Ernstfälle Ersatzeskadrons zu bilden. — Zwischen mehreren höheren Offizieren in Philippopel und der dortigen Polizei fanden blutige Excesse statt. — Der Fürst hat die Reise »ach Philippopel vorläufig aufgcschoben. Er sucht übrigens mit aller Gewalt jetzt die Bekanntschaft der fremden Vertreter in Sofia zu machen und hat sie zu dem Zweck auf der Eisbahn, wo sie gerade versammelt waren, ausgesucht. So recht glückte die Sache nicht, Ferdinand von Coburg ist ein schlechter Schlittschuhläufer und fiel ein paar Mal ganz tüchtig. Vom sächsischen Landtage. Die Sitzung der II. Kammer gewährte am 19. Januar das eigcnthümliche Schauspiel, daß die Kammer eine auf Wunsch der Stände eingebrachte Regierungsvorlage, die dem Grundbesitz eine Er leichterung gewähren sollte, vollständig ablehnte, blos weil die Mein ungen darüber auseinandergingen, in welcher Weise diese Erleichterung am zweckmäßigsten und nachhaltigsten herbeizuführen sei. Es handelte sich um den seinem Inhalt nach bereits mitgetheilten Gesetzentwurf über die Herab setzung des Zinsfußes bei der Landesknltur-Rentenbank. Schon in den Deputationen war eine Einigung nicht zu erzielen ge wesen. Während die Regierungsvorlage bestimmt, daß die Landcs- kulturrentenscheine mit jährlich 3^ Proc. zu verzinsen sind und die Abentrichtungsdauer der Renten auf 35 Jabre festsctzt, beantragt eine Minorität I, daß nicht nur der Zinsfuß bei den Scheinen, sondern gleichzeitig auch der Betrag der der Landesknltur-Rentenbank zu zahlenden Renten um r/s Proc. ermäßigt, demnach der letztere auf 4'/? vom 100 herabgesetzt werde. Sollte dieser Antrag Annahme finden, so ersucht diese Minorität noch folgende» Zusatz einzuschalten: Es steht den Leistungspflichtigen oder Unternehmern frei, die Renten bei deren Ucberweisung an die Landesknltur-Rentenbank mit jährlich 5 vom 100 auf einen sich auf 35 Jahre feststellendcn Zeitraum ab zuentrichten. Eine Minorität II schlägt als Vcrinittclungsweg vor, daß der Zinsfuß für die Rentenscheine auf 3 Proc. herab-, die Tilgung des Capitals aber mit 14/z Proc. d. i. 4^ Proc. der Rente bei einer Tilgungsdauer von 37 Jahren festgesetzt wird. Eine Deputa- tationsmajorität beantragt schließlich, daß die Herabsetzung des Zins fußes bereits vom 1. Juni d. I. einzutrete» habe. Die nach längerer Debatte vorgcnommene Abstimmung ergab das schon erwähnte Re sultat, daß sämmtliche Anträge nach einander abgclehnt wurden. Die Stimmen für und wider schwankten zwischen 31 und 28. Die Ab lehnung der ganzen Vorlage erfolgte schließlich einstimmig. Der Re gierung steht nunmehr frei, die Vorlage entweder zurückzuziehen oder noch an die erste Kammer abzugcben. Ein den Ständen zngcgangencs Decret sucht um Genehmigung zum Verkauf des gegenwärtig zur Anstalt Voigtsberg gehörigen vor mals Schneider'schen Grundstückes nach. Es ist überhaupt beabsichtigt, k ' - „Dann müßte ja der rechte Mörder gefunden sein?" vollendete er in sichtbar tiefer Erregung. „Ja, wir haben ihn gefunden!" bestätigte Grace. „Gerettet, gerettet!- jauchzte er auf, während er die treue Gattin an sein Herz zog und ihren Mund mit zärtlichen Küssen bedeckte. Ja, gerettet war er, gerettet durch die aufopfernde Liebe eines Mädchens, durch die Liebe eines Weibes, die alles hintenansctzte, um den Man» ihres Herzens nicht einen schmachvollen, unverschuldeten Tod erleiden zu sehen. Jedermann theilte die Ansicht Grace's, daß der richtige Mörder jetzt gefunden sei. Macroy und Spaird legten dem Staatsanwalt das Belastungsmaterial vor, das so belastend für Clarke alias Landly war, daß die Freilassung Richard Vanmarks sofort verfügt wurde und auch erfolgte, so schnell es die vom Gesetz vorgcschriebcnen For malitäten erlaubten. Nun war also endlich der Tag hcrangekomme», welcher der glücklichste für Grace war, denn sie durfte nun in Gemeinschaft mit ihrem Gatten das Gcfängniß verlassen; ihre beiden Seelen hatte» nur den einen Gedanken, in stiller Zurückgezogenheit die Freuden ihrer Ehe zu genießen, einer Ehe, die unter so eigenthümlichcn Vcr hältnisscn geschlossen worden war. Aber Grace fühlte und wußte sowohl wie Richard Vanmark, daß die Größe ihres Unglücks nur dazu beitragen konnte, ihr eheliches Glück um so fester zu begründen James Wilson, alias Clarke alias Landly war, wie sich im Laufe der Untersuchung herausstcllte, ein englischer Spieler und war der „Livcrpool-Mag" über den Occan gefolgt. Kurz nach seiner Ankunft i» den Vereinigte» Staaten hatte er eine Reise von Boston nach New-York gemacht und zwar zufällig auf demselben Dampfer, auf welchem sich auch Frau Raimvnde befand. Diese Dame hatte die Aufmerksamkeit Landly's erregt, nicht so sehr wegen ihrer Schön heit als vielmehr wegen des kostbaren Schmucks, den sie trug. Es gelang ihm, die an die ihre anstoßende Kabine zu erhalten. Sein Vorhaben bedurfte wenig Ueberlegung. Schon seit langer Zeit hatte er kein vortheilhaftes Geschäft beim Spielen mache» können und um so erwünschter kam ihm die Gelegenheit zu einem erfolgreichen Dieb stahl; denn daß er, der ruinirte Spieler, dabei zum Mörder werden Würde, hatte er sich selbst nicht gedacht. Fra» Raimvnde hatte sich lange ruhelos auf ihrem Lager herumgeworsen, woran ebenso sehr ihre Unterhaltung mit Richard Vanmark, als die starke Julihitzc Schuld sein mochte. Landly hatte in seiner Kabine gelauscht, bis gegen Morgen die tiefen, regelmäßigen Athemzllge aus der Ncbcn- kabine ihm anzeigten, daß seine Nachbarin endlich eingcschlafcn sei. Leise öffnete er die Verbindungsthür, die unverschlossen war, und trat in die Kabine 207 ein. Er brauchte nur wenige Sekunden, um die verschiedenen Schmuck- gegenstände, welche auf dem Waschtische lagen, zusammen zu raffe» und in die Tasche z» stecken. Gefahrlos hätte sich der Dieb nun entfernen können, aber zu seinem Unglück erinnerte er sich der kost baren Ohrringe Frau Raimonde's, deren große blitzende Diamanten am Abend vorher besonders die gierigen Blicke seiner Augen heraus- gefordcrt hatten. Er vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen, auch diesen Schmuck sich anzueignen. Er beugte sich zu der Schlafenden herab und machte den Versuch, den einen der Ohrringe loszuhaken. Seine Bewegungen erweckten aber die Schlafende, die unwillkürlich ihre Hände zur Abwehr aus- strccktc. Mit der eine» Hand packte sie den Verbrecher am Arm, mit der anderen faßte sie zufällig das Medaillon, welches er an der Uhr kette trug. Landly preßte ihr schnell die eine Hand auf den Mund, ui» sie am Schreien zu verhindern. Sie aber, eine starke und muthige Frau, versuchte sich loszu reißen, und nun griff der Dieb zu dem Dolch, den er immer bei sich trug, und brachte ihc drei tiefe Stiche in die Brust bei, welche den sofortigen Tod der Unglücklichen hcrbeiführten. Niemand auf dcni Schiffe hatte etwas von dem Verbrechen ge merkt, denn der ganze Vorgang hatte nur wenige Sekunden gewährt, und der Mörder hatte mit der linken Hand seinem Opfer so lange den Mund fest verschlossen, bis sie ausgcröchelt hatte. Da die Kabine 207 an jenem Theil des Schiffes sich befand, der selten von Jemand, besonders um jene Stunde, betreten wurde, da sic den Ausgang direkt nach dem Deck hatte, so gelang es ihm unbemerkt, den Leichnam über Bord zu werfen. Als an dem Montag nach dem Morde die Zeitungen ihre Be richte über die Schrcckensthat brachten, kam ihm die Idee, die Polizei aus eine falsche Spur zu locken. Die Idee war gefährlich, aber zu gleicher Zeit von seinem Standpunkt aus vortrefflich. Es gelang ihm Alles fast besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Anfangs hatte er die Absicht, als die Untersuchung gegen Richard Vanmark im Gange war, sich auf die Flucht zu machen. Doch da er sah, wie vortrefflich sein Plan gelang, entschloß er sich zu bleiben, zu welchem Entschluß seine Leidenschaft für „Livcrpool-Mag" nicht wenig beige tragen haben mochte. Alle diese Einzelheiten wurden nicht allein durch die Untersuchung zu Tage gefördert, der Mörder machte, als er sah, daß er seinem Schicksal doch nicht mehr entrinnen könne, ein offenes Geständniß. Richard Vanmark aber begab sich am Tage nach seiner Frei lassung in Begleitung seiner jungen Frau nach dem Bureau des Dctcctive Maccoy, uni ihm sowohl durch warm empfundene Worte als auch durch Uebcrrcichuug einer Anweisung auf zehntausend Dollar zu danken dafür, daß er nunmehr, zum größten Theil durch seine An strengungen, gerettet war aus dem Rachen des Todes. »ach und nach eine Mehrzahl Grundstücke im Geschäftsbereiche der Landesanstalten, die aber nicht zum Domänegut gehören, zu der- äußern, weil sie an ihrem Orte entbehrlich und beziehentlich eine Last sind, und den Erlös zum Erwerb von Grundstücken bei anderen Landesanstalten, wo mehr Grundbesitz gebraucht wird, anzuwenden. Der Anfang soll mit Veräußerung deS oben erwähnten VoigtSberger Grundstückes gemacht werden. Sächsisches. — Ueber das Ergebniß der Ersatzwahl im 7. ländlichen Land tagswahlkreise liegt noch immer keine endgiltige Nachricht vor. Nach den bis jetzt in Bischofswerda bekannten Ergebnissen aus den Ort schaften: Burkau, Schmölln, Pohla, Geismannsdorf, BehnSdorf, Rammenau, Brettnig, Großröhrsdorf, Hauswalde, Pntzkau, Neukirch, Ringchain, Harthau, Frankenthal, Schönbrunn, Ohorn, Demitz, Gold bach, Weickersdorf, Stacha hat Gemeindevorstand Hänig 869, Ritter gutsbesitzer Hähnel 139, vr. meä. Minkwitz 1058 Stimmen. Die wendische Pflege wird für Hähnel noch ca. 3—400 St. bringen; außerdem stehen noch größere Ortschaften bei Pulsnitz aus, Lichten berg, Friedersdorf, Obcrlichtenau re., die für Hänig hoffen lassen. Die Wahl des vr. Minkwitz ist ohne Zweifel gesichert. — Dresden, 19. Jan. Die gestern im Saale deS „ Tivoli - von der kürzlich ins Leben gerufenen „Freien Vereinigung der Kampfgenossen von 1870—71" abgchaltene Gedenkfeier der Wicdcraufrichtung des Deutschen Reiches war von ca. 1000 Köpfen besucht. Mit besonderer Genugthuung wurde von den Versammelten die Theilnahme so zahlreicher Vertreter hoher Behörden, an deren Spitze man die Herren Amtshauptleute Oberregierungs-Rath von Wcissenbach und Vr. Schmidt, Bürgermeister Bönisch gewahrte, so wie mehrerer Landtagsabgcordnetcr und zahlreicher aktiver und inaktiver Kampfgenossen aus den Reihe» des Offizicrstandcs begrüßt. Auch Frau verw. v. Pelet, deren bedeutende Verdienste auf dem Gebiete der Verwundeten- und Krankenpflege — die Dame stand s. Z. einem der größten Lazarethe in Frankreich (Orleans) vor —, bekannt sind, sah man in der Reihe der Ehrengäste. Nachdem durch einige ge eignete Musikstücke, ausgcführt von der Ehrlich'schen Capelle, das Fest cingcleitct worden war, hielt Herr Pastor vr. Sülze die Festrede, welche brausenden Beifall fand. Es folgten hierauf patriotische Ge sänge und Reden in reichem Wechsel. Der Festaktus erreichte seinen Höhepunkt, als Herr vr. Herrmann aufforderte, den Heldenführern ein äußeres Zeichen der Verehrung und des Dankes zu widmen, und hierauf vier Herren der Vereinigung, darunter der bei Beauganzy schwer verwundete bayrische Kampfgenosse Director Karl vomResidenz- theatcr, aus dem Grün einer Blattpflanzengruppe hervortraten und unter Hnrrahrufen der Versammlung die Büsten des Kaisers, des Königs Albert, des deutschen Kronprinzen und des Prinzen Georg mit einem Kranz von Lorbeeren schmückten. Der allgemeine Gesang der National- und Sachsenhymne beschloß die Huldigung. Von Ge sinnungsgenossen aller Stände von hier und auswärts waren an die Vereinigung zahlreiche Bcglückwünschnngs- und Zustimmungsschrciben und Telegramme cingegangcn, welche zum Vortrag kamen, und in den patriotischen Weisen (u. A. dem Gedichte „König Albert Sachsen- Herz" von Oberst Meerheimb, componirt von A. Trenklcr) kam der festliche Charakter der schönen Feier bis zu ihrem Ende immer wieder zum Ausdruck. — Der Conservative Verein zu Dresden hielt ebenfalls am 18. Jan. eine erhebende Feier zur Erinnerung an die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches ab. — Cunewalde, 18. Januar. Noch ist die Aufregung über die ausgebrochene Trichinose im Steigen, nicht allein deshalb, weil noch täglich neue Erkrankungen vorkomme», sondern auch, weil bei vielen schwer Kranken das Allerschlimmstc zu befürchten ist. Furcht bar und aller Beschreibung spottend solle» die Leiden sein, welche manche Erkrankte auszustehcn haben. Auch die umliegenden Ort schaften : Beycrsdorf, Lanka, Lawalde, Oppach, Wuischke, Halbau, sind durch diese Krankheit in Mitleidenschaft gezogen. Die Weihnachtszeit hat die Ausbreitung der Trichincnkrankheit sehr begünstigt. Der Fleischer Angermann in Obercunewalde schenkte vielen seiner Kunden an diesem Feste Räuchcrwürstchcn; auch wird an einem Feste über haupt mehr Wurst als sonst verbraucht. Viele Fremde, die an den Feiertagen die Ihrigen besuchten, haben die schlimme Krankheit mit von hier fortgenommen. Es sind bisher im ganzen 114 Personen theils schwer, theils leichter erkrankt, 2 Personen sind gestorben. — Aus Freiberg schreibt man: Die Erzählung von dem amerikanischen Bcrgwerksbesitzcr, der gerade am Weihnachtsabend nach Freiberg kam, um nach 17 Jahren der Trennung die ihm treu- geblicbene Jugendgelicbte heimzuführen, ist bekanntlich durch zahllose deutsche Blätter gegangen, sie wurde auch an dieser Stelle mitgetheilt. Am Montag erhielt diese Erzählung den freundlichsten Abschluß durch ein frohes HochzcitSfest. Bei der Trauung war die Petrikirche trotz der herrschenden Kälte überfüllt. Das Hochzeitsmahl wurde im Hotel de Saxe abgchalten, wo der seinerzeit in Leipzig preisgekrönte Besitzer Beyll seine Kochkunst entfaltete. Das durch viele poetische und mnsikalischc Gaben verschönerte Mahl nahm einen herrlichen Verlauf. Besonders bewunderte mau dabei die rührende Treue des amerikanischen Bräutigams und den Muth der aus einer echten deutschen Bcrgmannsfamilie stammenden Braut, welch' letztere die ihr so thenerc Heimathsstadt und so viele liebe Freundinnen verläßt, um dem Geliebten über das Weltmeer bis in das öde Cascada-Gebirge in Grant County im Staate Oregon zu folgen, wo derselbe ein auf einem hohen Granit-Felsen gelegenes Bergwerk besitzt, in dem meist Chinesen anfahre». Ein rechtes, treues Bergmannskind kennt aber kein Zagen, und gerade diesem folgt aus Freiberg, „der alten, treuen Bergstadt", manches segenbringende, herzliche Glückauf! — Die Macht der Gewohnheit. Wie fest oft gerade die Landbewohner an alten Sitten und Gebräuchen halten, beweist fol gende Thatsachc, In Weinböhla bei Meißen giebt eS noch verschie dene Wirthschastsbcsitzer, welche die langen Winterabende hindurch ihre Wohnzimmer mit Kienfeuer erleuchten. Auf Befragen, warum kein anderes Belcuchtungsmittel verwendet werde, gaben die Betreffen den zur Antwort, daß sie Besitzer von so und so viel Scheffel Wald seien, wo sie den Kien umsonst haben, während sie Petroleum kaufen müßte», auch erwärme das Klcinfeuer zugleich die Stube. Abgesehen davon, daß der Kien mehr Werth hat als das Petroleum, welches nöthig ist, eine Stube zu erleuchten, so herrscht auch in solcher mit Kien erleuchteten Wohnung stets eine schlechte Luft, denn wenn Thüren geöffnet und geschlossen werden, so schießt der Qualm in die Stube hinein. Ein Kienbrenner meinte jedoch: „Wenn's auch bischen qualmt, so wärmt eS doch. An die Feuergefährlichkeit scheint man dabei nicht zu denken. — Leipzig, 19. Januar. Im großen Saale der hiesigen Centralhalle fand gestern Abend zur Feier der Gründung des Deut schen Reiches der alljährlich an diesem Tage übliche Allgemeine deutsche Studentencommers statt. Saal und Galerien waren dicht besetzt. Das Präsidium führte der Rector der Universität, Geh. Rath Prof. vr. Otto Ribbeck. Den ersten Trinkspruch brachte der Rector selber aus aus Se. Majestät den Deutschen Kaiser. Die Corona rieb einen donnernden Salamander auf den greisen Monarchen und stimmte dann das „Heil Dir im Siegerkranz" an. Den zweiten Toast brachte Consistvrialrath Prof. vr. Woldemar Schmidt auf Sachsens glor reichen und allgcliebten König, Prof. vr. Arndt auf den Kronprinzen Friedrich Wilhelm aus. Nachdem dann drei an den Deutschen Kaiser, den König Albert und den Kronprinzen Friedrich Wilhelm zu über sendende Huldigungstelegramme vom Rector verlesen worden waren, toastete Hosrath Pros. Heinze auf den Fürsten Bismarck, der besonder»
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