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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190006261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19000626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19000626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-26
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.06.1900
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144 Vrervttkger MtzetM «nd Tageblatt. Sette 4. — 28. Junk. Waffen schärfer und schneidiger als die anderer Nationen. „Im deutschen Geist und Herzen sind wir ems" — so habe man eben Wilhelm Pfr iemer, Gotthelf Tottewitz, Karl Kandler, Otto Lempe, Friedrich Müller und Erler. In trefflichen Worten dankte alsdann Herr Opitz den Gästen. Insonderheit galt sein Dank den Vertretern der königlichen und städtischen Behörden, die jederzeit dem Verein Wohlwollen und fördernde Unterstützung zu theil werden ließen; Redner dankte für ihre Theilnahme dem Herrn Bataillonskommandeur, dem Herrn Äezirks- kommandeur und den Offiziercorps des Beurlaubtenstandes. Sein Dank galt aber auch allen weiteren Ehrengästen und allen Kame raden und den Mitgliedern. Die Dankesansvrache schloß mit einem Glückauf auf die Ehrengäste. Herr Schuldirektor vr. Göhl überbrachte dem Jubelverein die Glückwünsche deS Gewerbevereins, indem er hinwies auf die innigen Beziehungen, die zwischen Militärvereinen und Gewerbevereinen in der Verfolgung ihrer Ziele bestehen: nur wenn die Waffen uns schützen, welche die Militärvereine stählen helfen, können Industrie und Gewerbe ge deihen. Zum Schluß widmete noch Herr vr. Thate den beiden Musikchören für ihre trefflichen Darbietungen ein sehr beifällig aufgenommenes Hoch. Wie im Fluge war die Mitternachtsstunde herangekommen, die dem frohen Treiben ein Ziel setzte. An König Albert wurde folgendes HulVigUNgs- Lelegramm abgesandt: „Sr. Majestät dem König. Der zur Feier seines 50jährigen Stiftungsfestes versammelte Militärverein I in Freiberg gestattet sich in tiefster Ehrfurcht Ew. Majestät die Ver sicherung seiner unverbrüchlichen Treue Allerunterthäuigst zu Füßen zu legen." Hierauf lief gestern Nachmittag folgendes Alltworttelegramm ein: „Ich danke dem zu seinem 50jährigen Stiftungsfeste versammelten Militärverein I zu Freiberg kamerad schaftlich für den Mir zugesandten freundlichen Gruß. Albert." Der zweite Festtag, der gestrige Sonntag, wurde einge leitet durch einen von dem Jäger- und dem Stadtmusikchor aus geführten Weckruf. Noch legte man die letzte Hand an zur Schmückung der Häuser, als die ersten Gäste von den zur Stadt führenden Straßen und vom Bahnhof her eintrafen. Im Brau hof, in dessen Garten das Jägermusikchor konzertirte, wurden die eintreffenden Brudervereine bez. deren Deputationen von dem Jubel-Verein begrüßt. Manch' kerniges Wort wurde hierbei ge sprochen, manche bereits verblaßte Erinnerung aus der Dienstzeit aufgesrischt und manch' alter Freundschaftsbund zwischen Veteranen von Neuem besiegelt. Gegen 2 Uhr stellten die geladenen Vereine auf dem Wernerplatz und in den benachbarten Straßen zum Testzug. Weit mehr als 70 Vereine hatten der an sie ergangenen Einladung Folge geleistet. Wohl selten hat in Freiberg ein Fest zug eine so große Theilnehmerzahl aufzuweisen gehabt wie der gestrige. Der miponirende Eindruck, den der Zug hinterließ, wurde noch gehoben durch die zahlreichen Fahnen, durch die Paradeuniformen der Bergleute und durch die Uniformen der vielen im Zuge schreitenden Beamten. Vom Wernerplatz setzte sich der Festzug in folgender Ordnung in Bewegung: I/Z u g: 1 Sektion Feuerwehr, Jägermusikchor, Festausschüsse, Militär verein Moldau, Militärverein I mit Schußmannschaft, 30 Fest jungfrauen, die Militärvereine Frankenberg, Großvoigtsberg, Deuben, Langenau, Lichtenberg, Mulda, Deutsche Krieger Meerane, Oberschöna, Naundorf, Bienenmühle, Halsbrücke, M.-V. I Meerane, Coschütz-Gittersee, Oberjägerverein, Veteranen und Ehrengäste in Wagen; II. Zug: Stadtmusikchor, Verein Königstreue Berg knappen, Eisenbahnbeamten, Postbeamten, Schützengilde, Steuer beamten, Arbeiterfortbildungsverein, Handwerkerverein, Gewerbe verein, Turnverein, die Gesangvereine Lyra, Liedertafel, Freund schaft, Concordia, Bürgersingverein, Militär-Gesangverein, Veritas, Stradella und Liederkranz; lll. Zug: die Militärvereine Kameradschaft-Freiberg, Brand, Berthelsdorf, Hilbersdorf, Con- radsdorf, Kleinwaltersdorf, Kleinhartmannsdorf, Reichenbach, Colmnitz, Bräunsdorf, Glauchau, Zauckerode, Zethau, Mohorn, Seisersdorf, Neuhausen, Striesen, Niederschöna, Oberschöna, Clausnitz, Kameradschaft Dresden; IV. Zug: Feuerwehr- Musikchor, die Militärvereine „Kriegerbund"-Freiberg, Hai nichen, Cämmerswalde, Krummenhennersgorf, Erbisdors, Frankenstein, Großhartmannsdorf, Marienberg, Schwednitz, Zug, Langhcnnersdorf, Müdisdorf, Weißenborn, St. Michaelis, Oederan, Niederbobritzsch, Wegesarth und Großwaltersdors, eine Sektion Feuerwehr. Diese Vereine waren in corpore und mit Fahne vertreten. Ferner waren Deputationen folgender Vereine erschienen: Militärverein I Chemnitz, 133. Zwickau, Jäger und Schützen-Dresden, Verein ehemaliger Artillerie und Train-Dresden, 107. Dresden. Ein tausendköpfiges Publikum bildete Spalier in den festlich geschmückten Straßen, welche der Zug berührte. Vom Wernerplatz marschirte der Zug durch die Bahnhofstraße, obere Langegasse, Körnerstraße, Turner- straße, Annabergerstraße und Petersstraße nach dem Obermarkt, woselbst der FcstaktuS stattsand. Der Obermarkt trug besonders reichen Schmuck; so war dasRathhaus mit dem gewohnten Fest schmuck versehen, von allen Häusern wehten Flaggen in den Stadt-, Landes- und Reichsfarben und hier und da grüßte das frische Grün dcr Tannen. Ein auf dem Obermarkte vor dem Kaufhaus errichtetes Podium war ebenfalls mit Draperien und Tannen geschmückt. Nach Eintreffen aus dem Obermarkte defilirte der Feslzug vor den Ehrengästen, die vor dem Rath- haus Aufstellung genommen hatten. Unter den Ehrengästen be merkte man die Spitzen sämmtlicher hiesiger königlicher und städtischer Behörden, das Stadtverordneten-Kollegium, Vertreter des Offiziercorps vom hiesigen Jägerbataillon, Offiziere des Beurlaubtenstandes u. s. w. Nachdem der Festzug sich zwischen Marktbrunnen und Podium formirt hatte, begaben sich die Ehren gäste unter Borantritt der Ehrenjungsrauen auf das Podium. Der Festaktus wurde eingeleitet mit dem Vortrag der Weber'schen Jubelouverture durch die vereinigten Musikchöre unter Leitung des Herrn Stabshornist Giltsch und dem Begrüßungsgesange: „Im deutschen Geist und Herzen sind wir eins" von Rittershaus durch die hiesigen Gesangvereine unter Leitung des Herrn Kantor Nickol. Herr Bürgermeister Blüher hielt hierauf die Begrüßungsansprache. Er betonte, daß das Jubelfest des Militärvereins I auch ein Fest der Stadt Freiberg sei, denn wackere Söhne der Stadt waren die Gründer des Vereins, wackere Söhne derStadt führtendie edleSache aufder geschaffenen Grundlage weiter und Söhne der Stadt füllen heute die Reihen des Vereins. Mit Interesse verfolge deshalb die Stadt die Entwickelung des Vereins, und dessen Aufblühen sei jederzeit ein Gegenstand der Befriedigung für die Stadt gewesen. Im Namen der Stadt rufe er den Theilnehmern ein herzliches Willkommen zu. Als der Militärverein I zu Freiberg gegründet worden sei, habe es noch wenige Militärvereine im Lande gegeben, 40 Jahre weiter zurück habe überhaupt noch kein Militärverein bestanden. Damals habe dem Deutschen das Verständniß für das stehende Heer ge fehlt, man hielt die Bürgerwehr ausreichend zum Schutz gegen äußere Feinde und es bedurfte Napoleonischer Zeit und der Be freiungskriege, ehe man in Deutschland empfänglich wurde für den Gedanken, durch Einführung der allgemeinen Wehrpflicht zu schaffen: „Ein Volk in Waffen." Heute seien die deutschen Geist sei 1870 die Vaterlandsliebe hoch emporgelodert, durch ihn habe daS nationale Sehne» Gestalt gewonnen m nationalem Stolz und nationalem Selbstvertrauen. Durch ihn seien die deutschen Krieger 1870/71 von Sieg zu Sieg geeilt, von ihm seien die deutschen Seeleute draußen im fernen Osten, die vielleicht zur Stunde fürs Vaterland kämpften, beseelt, auS ihm heraus habe auch Bismarck sein herrlichstes Wort gesprochen: „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts auf dieser Welt." Und diesen Geist, diesen deutschen Geist gelte es zu bewahren, wenn wir aus den betretenen Wegen fortschreiten wollten. Wem käme die Ausgabe, den deutschen Geist zu Pflegen, mehr zu, als dem Volk in Waffen! Möchten die Militärvereine allenthalben und zu allen Zeiten dieser Aufgabe gerecht werden, damit sie, wenn die Weltgeschichte Kritik abhält, vor derselben auch bestehen könnten. Daß die königl. sächs. Militärvereine Sachsens diese Aufgabe erfüllten, dessen sei man gewiß; auf ihr weiteres Blühen und Gedeihen bringe Redner deshalb ein dreifaches Hoch! Jubelnd stimmte die Festversammlung in den Ruf ein. Die Gesangvereine sangen „Das deutsche Lied" von Kalliwoda, worauf Herr Vereinsvorsteher Butze die Theilnehmer namens des Vereins begrüßte. Der Militärverein l stehe am Markstein einer 50jährigen Laufbahn. Zu einer ernsten, für die deutsche Natiün tieftraurigen Zeit sei der Verein gegründet worden. Aber auch in dieser Zeit gab es Glanzpunkte, gab es Männer, die die Liebe zu König und Vater land zu erhalten suchten. Solche deutsche Männer gründeten den Verein als eine Pflanz- und Pflegestätte patriotischer Tugenden. Redner ermahnt alle Kameraden, das Errungene festzuhalten. Was die Zukunft auch bringen möge, die Militärvereine wollten stets fest vertrauen auf die heiligen Bande der Kameradschaft, die den Verein in seinen Bestrebungen stark gemacht. Vor so vielen Zeugen erneuerten die Militärvereinsmitglieder das Ge lübde: „Dem König Treue zu wahren bis zum letzten Athemzuge!" Hielten die Militärvereine dieses Gelübde, dann werde ihnen auch das Ansehen erhalten bleiben, das sie genießen. Herr Butze schloß mit einem dreifachen Hoch auf Sachsens Militärvereins- bund. Nach dem Vortrag des „Dankgebetes" von Kremser durch die Gesangvereine erfolgte die Ueberreichung der dem Verein aus Anlaß der Jubelfeier gestifteten Geschenke. Es überreichten unter Ansprachen: Herr Bezirks-Kommandeur Oberst leutnant v. Sandersleben 3 Fahnenbänder als Geschenke des Königs und der Prinzen Georg und Friedrich August. HerrOberschichtmeister a. D. Uhde als Geschenk des Präsidiums von Sachsens Militär vereinsbund eme Fahnenschleife. Herr Hauptmann d. L- Lindner als Geschenk des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg einen Fahnennagel. Herr Bürgermeister Blüher (in gebundener Rede) im Namen der Stadt eine Fahnenschleife. Ferner widmeten je eine Schleife: die Frauen der Mitglieder des Militär-Vereins I, der Militär-Frauen-Verein „Carola" und die Festjungfrauen. Herr Bezirksvorsteher Stohwasser überreichte eine zur Unter stützung bedürftiger Kameraden bestimmte Jubiläumsstiftung namens der Militärvereine Schweppnitz, Neuhausen, Heidersdorf, Kleinhartmannsdorf, Dörnthal, Niederneu- und Kleinschönberg, Hilbersdorf, Dittersbach, Oberbobritzsch, Helbigsdorf, Kamerad schaft-Freiberg, Kriegerbund-Freiberg, der Schützengilve, des Handwerkervereins, der Militärvereine Seifersdorf, Großvoigts berg, Langhennersdorf, Oberschöna, Colmnitz, Niederbobritzsch, Halsbrücke, Krummenhennersdorf, Naundorf, Brand, Conrads- dors, Kleinwaltersdorf, Großwoltersdorf, Großhartmannsdorf, Niederschöna, St. Michaelis, Zethau, Clausnitz, Cämmerswalde mit Neuwernsdorf, Müdisdorf, Lichtenberg, Weißenborn, Berthelsdorf, Reichenbach, Erbisdorf und Wegefarth; zu der Stiftung leisteten ferner Beiträge das Jägerosfiziercorps, die Ehren- und außerordentlichen Mitglieder, dasOberjägercorps; ferner übergab Herr Stohwasser je einen Fahnennagel im Auftrage des Herrn Oberbürgermeister Beck-Chemnitz, der Militärvereine Kriegerverein-Glauchau, Kameradschaft-Dresden, Kriegerverein- Hainichen, Germania-Dresden-Stnesen, Mohorn, Oederan, 1866er- Chemnitz, Frankenstein, Bienenmühle, Militärverein I-Chemnitz, Coschütz-Gittersee, Saxonia-Deuben und Plauenscher Grund, eine Votivtasel im Auftrage des Militärvereins Langenau. Weiter überreichten derMilitärvereinHainichen eine Votivtafel,derArbeiter- fortbildungsverein und Herr Goldarbeiter Schüller je einen Fahnen nagel. Ferner wurden für die Lorenz-Schwarzstiftung von einem ungenannten Herrn 100 Mk. überreicht. Nach Uebergabe der Geschenke dankte Herr Wolf (Vorstandsmitglied) in längerer Rede Allen, die zur würdigen Ausgestaltung des Festes beigetragen. Die vereinigten Musikchöre (Dirigent: Herr Kapellmeister Zimmer) spielten zum Schluß des weihevollen Aktes den Krönungsmarsch. Hierauf formirte sich der Zug und setzte sich wieder in Bewegung. Nom Obcrmarkt marschirte er durch die Burgstraße, Kirchgassc, Untermarkt, Herderstraße, Rittergasse, Borngasse, Kesselgasse, Erbischestraße, über den Postplatz, durch die Poststraße, Berthels dorferstraße, Humboldtstraße, Bahnhofstraße bis zur Oberen Langegasse, wo sich der Zug theiltc. Die eine Hälfte marschirte nach dem „Bairischen Garten" die andere nach der „Union", wo Konzerte mit Ansprachen unv Ball stattfanden. Im Bairischen Garten führte Herr Butze den Vorsitz. Das Konzert gab das Jägermusikchor unter Leitung des Herrn Stabshornist Giltsch. Herr Butze begrüßte die Erschienenen und betonte, daß der Verein mit großer Befriedigung auf den bis herigen Verlauf der Feier seines 50jährigen Bestehens zurück blicken könne. Herr Hauptmann d. L. vr. Thate gab das Ant worttelegramm des Königs bekannt; er wünschte dem Monarchen baldige Genesung und schloß mit einem Hoch auf den Monarchen. Die Versammlung stimmte begeistert in den Ruf ein und sang hierauf die Königshymne. Herr Oberleutnant d. R. Merbach toastete in markiger Ansprache auf das deutsche Vaterland, dem er ein dreifaches Hurrah widmete. Man sang hierauf „Deutschland, Deutschland über Alles." Herr Schneidermeister Handmann dankte Namens des Vereins allen Personen und Korporationen, die dem Vereine bei der Feier ihre Unterstützung angedeihen ließen. Herr Hauptmann d. R. Kühne aus St. Michaelis ehrte den Veremsvorsteher und die Ausschüsse, die die Vorarbeiten zu dem Feste leiteten und zu Ende führten. Herr Veremsvorsteher Claren-Hilbersdorf entbot den Kameraden aus Moldau treu deutschen Gruß und toastete auf den Ehrenvorsitzenden deS Fest ausschusses, Herrn Hauptmann d. L. vr. Thate, und den Vereins vorsteher, Herrn Butze. Herr Oberschichtmeister a. D. Uhde- Dresden feierte Sachsens Militärvereins-Bund. Herr Hauptmann d. L. Vr. Thate gab sodann die telegraphischen Grüße des Herrn Obersten von Schönberg, der M.-V. Hartmannsdorf, Rechenberg, Oberneuschönberg, M.-B. I Großenhain u. s. w. bekannt und dankte den Mitgliedern des Centralausschusses, besonders den Herren Ruscher und Wolf, für ihre rege Mitarbeit bei der Vorbereitung des in allen Theilen so wohlgelungenen Festes. Während nunmehr im Saale der Ball begann, konzertirte das Jägermusikchor im Garten, der die große Zahl der Besucher kaum zu fassen vermochte. Auch im festlich geschmückten Saale der Union versammelten sich die Theilnehmer des Festzuges zu einem in allen seinen Theilen wohlgelungenen Kommerse, um in alter Kameradschaft und echter Bruderliebe dem Jubelvereine noch einige Stunden aß unser Kaiser aus dem Thron, als er eine durchgreifende Reform deS Schulwesens anregte. „Wir sollen Deutsche erziehen, licht Griechen und Römer", sagte er, und erst in jüngster Zeit >abe« wir erfahren, daß er daS gleiche Ziel noch immer im luge behält. Die alten Soldaten, die sich als Sachsen und als Deutsche fühlen, haben volle Veranlassung, den ersten Festestrunk am heutigen Abend unserem Könige und unserem Kaiser zu weihen! Dem König Albert, dem deutschen Kaiser, sowie dem gesummten Königlichen und Kaiserlichen Hause Hurrah! Hurrah! Hurrah! — Mit stürmischem Jubel stimmte man in den Huldigungsspruch ein. Darauf ertönte die Sachseuhymne. Im weiteren Verlauf gab Herr vr. Thate die eingelaufenen Glückwunsch telegramme bekannt. Es hatten Telegramme gesandt die Herreu General von Hausen, Reichstagsabgeordneter vr. Oertel, Hofprediger vr. Friedrich, Oberbürgermeister vr. Schroeder. Der Glückwunsch deS Herrn vr. Oertel erfolgte in gebundener Rede; er lautet: Gegründet in trüber, seltsamer Zeit, da die Treue wollte erkalten, Hast fünfzig Jahr Du im Sturm und Streit den Fahneneid wacker gehalten, Ob im Aönigsrocke, in reisiger Wehr, ob im schlichten Bürger- kleidr, Mr find ein Volk in Waffen, ein Heer; die Treue ist unser Geschmeide. So ist'S gewesen, so soll eS sein! Laßt unS den Eid erneuen! Glückauf, Du feiernder Verein, in Freiberg der Getreuen! Die Festrede hielt Herr Geheimer Bergrath Merbach, Ehrenmitglied des Vereins. Er führte ungefähr Folgendes aus: Heute und vor fünfzig Jahren! Das ist das Thema, welches je dem Redner hier gegeben ist. Fünfzig Jahre bedeuten für einen Verein eine lange Zeit der Muhe und Arbeit und der Sorgen, sie sind aber auch reich an Freud und Leid, an Erfolgen und Enttäuschungen. Blicken wir auf dir fünfzig Jahre dcr Welt geschichte, so muffen wir uns sagen: Welch Großes haben wir er lebt in der Zeit von 1850—1900! Im Kyffhäuser steht die Geschichte Deutschlands von dieser Zeit in Fels und Stein ein gegraben, im Kyffhäuser, wo Barbarossa schlummert. Aber nicht mehr flattern die Raben um den Berg; sie wurden ver scheucht durch Kaiser Wilhelm. Noch standen wir vor 50 Jahren unter dem Eindrücke des Jahres 1849, das Däncnvolk war stark durch Deutschlands Schwäche. Aber die Liebe zu dem geeinten deutschen Vaterland glühte bereits mächtig in den deutschen Landen: wir wollten sein ein einig Volk von Brüdern und wir saikgen damals noch wie zur Schmach: Was ist des Deutschen Vaterland? Deutschland war leine politische Macht, die ein zelnen Staaten hielt zusammen das morsche Band eines Bun destages. Die Frage entstand, wer soll das deutsche Banner tragen? Der Hohenzollern oder der Habsburger? Die Frage wurde durch Blut und Eisen entschieden. Wieviel Thränen, wieviel Blut kostete das Jahr 1866! Aber die Opfer waren nicht umsonst gebracht; «8 wurden damals die ersten Steine zum Grunde des deutschen Reiches gelegt. Die Weltgeschichte aber «st das Weltgerichte; das wurde währ an Frankreich, das uns überfiel. Frankreich war bestimmt, die Brück« über den Main zu schlagen und wahr zu machen die Antwort auf die Frage nach oes Deutschen Vaterland: Das ganze Deutschland soll es sein! Die Thate» unseres Heeres von den Jahren 1870/71 stehen «ingezrichnet mit goldenen Lettern in den Tafeln der Geschichte und in den Herzen des deutschen Volkes. Kaiser Wilhelm zog wieder ein mit der geeinten deutschen Armee in der Hetmath nach Siegen ohne Gleichen. Nun aber galt es zu wahren im Reiche, waS auf den blutigen Schlachtfeldern errungen: Das Herr zu stärcktn, den Frieden zu festigen. Wir haben ein starkes Heer und wir stärken die Flotte. Unter den Segnungen des Friedens wurde Meles und Großes geschaffen. Zwar seufzt die Land- wirthschaft noch unter dem Drucke der Niederlage. Aber Deutsch lands Handel hat «in Land nach dem anderen erobert durch di« Produkte seiner Industrie. Im Jahre 1871 zog Deutschlands Heer siegreich in Paris ein, heute ist in Paris Deutschlands In dustrie als Sieger eingezogen. Ja, wahrlich, Deutschland, Du hast gesiegt! Und auch über einen Feind im Innern, gegen den wir kämpft», und der sich nicht den Waffen stellt, werden wir den Sieg davon tragen! Wir werden siegen mit der Waffe, die unS Kaiser Wilhelm I. durch seine Botschaft gab, in der er die Verpflichtung des Staates proklamirte, für den Schwachen einzustehen. Darauf beruht unsere soziale Gesetzgebung. Mit Opftrmuth sind die Pflichten der sozialen Gesetzgebung über nommen und damit der Sozialdemokratie der Boden entzogen worden. Die Werke der christlichen Liebe macht uns keine So zialdemokratie streitig. In solcher Weise haben sich die letzten 50 Jahre abgespielt. Sollen wir angesichts des Erreichten trü be in 'dft Zukunft sehen? Gewiß nicht! In unserem Kaiser be- sitzm wir einen festen Schirmer des Staates, einen treuen Mehrer des Reiches. Und fragen wir uns, wie hat 'der Militär-Verein I in der Zeit seiner fünfzig Jahre gewirkt? Ist er allen großen Aufgaben gerecht geworden? Der Militärverein I. hat seine Schuldigkeit grthan; das Blut seiner Mitglieder ist geflossen in den Jahren 1866 und 1870. Den uralten Schild sächsischer Waffenehrc haben die Krieger flecken los und rein wie das Silber unserer Berge wieder in die Hei- math gebracht. Dem Schwur auf die Fahnen der Armee sind di« Mitglieder der Militärvereine auch im bürgerlichen Leben treu geblieben. Darum erfreuen sie sich auch der Gnade unseres Königs, der Hochachtung aller deutschen Männer. Die Kame radschaft ist in dem Militärverein I. allezeit treu gepflegt wor den, nicht bloß durch das Feiern von Festen sondern auch durch Beistehen in der Noth und durch Währung der Pietät gegenüber den gefallenen Kämpfern und den zur großen Armee abgerufe- n«n Kameraden. Und wenn der Verein seine Grundsätze in der bisherigen Werse weiter hält, so wird er auch stets wachsen und geoeihen. Vor 50 Jahren war der Verein ein kleiner Baum, er ist fortgewachsen zum starken Stamm. Zu seinem 50. Wiegenfeste dem Militär-Verein I ein herzliches Glückauf! Mit freudigem Ruf stimmte die Festversammlung ein in den frohen Gruß unserer Berge. Langandauernder wohlverdienter Beifall folgte der Rede des Herrn Merback, die von edler Be geisterung für den großen deutschen Gedanken durchglüht war. DaS wahre reine Empfinden des Redners theilte sich in vollem Maße auch den Zuhörern mit. Als nächster Redner nahm Herr Bezirksvorsteher Stohwasser das Wort, um im Auftrage von Sachsens Militärvereinsbund einem langjährigen Mitglied des Jubelvereins eine wohlverdiente Auszeichnung zu überreichen. Es war dies Herr Hofschneidermeister Opitz, dem der Militärvereinsbund für 25jährige treue Dienste als Ausschuß mitglied eine prachtvolle Ehrentafel gestiftet hat. Nachdem Herr Opitz für die Ehrung gedankt, zeichnete Herr Vorsteher Butze im Namen des Vereins 10 Kameraden, die über 40 Jahre dem Verein angehören und während dieser Zeit in Hingebung und Ausdauer de» jüngeren Kameraden ein leuchtendes Vorbild ge wesen, durch Ucberreichung eines goldenen Sträußchens aus. Die so geehrten Kameraden sind die Herren Gottfried Hofmann, g— - - - — Robert Omar, Ernst Kunert, Eduard Schumann, auS dem Munde der Sänger vernommen. Durch diesen deutschen
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