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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190006197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19000619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19000619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-19
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.06.1900
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rend« Schnur zerschnitt. Freiberger Anzeiger unv Tageblatt. Sette S. — 10 Juni trug AdmivalSuniform. Zur Begrüßung waren erschienen der Präsidirewde Bürgermerster Dr. Klug und die Senatoren Dr. Brehmer untd Dr. Schoen. T)er Kaiser bestieg mit Bürger meister Dr. Klug eine zweispännige Equipage und fuhr um die Wälle zum Kaiserthor am Kanal. Hier bestieg S«. Majestät den Dampfer „Lubeca", der alsbald die Kaiserstandarte hißte und sich nach dem Kanalhafen in Bewegung setzte. Am Kanal hafen gewährte der Festplatz, in dessen Mitte sich der Kaiser pavillon erhob, mit seinem reichen Blumen- und Flaggenschmuck ein festlich heiteres Bild und auf dem Wasser wiegten sich zahl reiche Schiffe mit Fcstwimpeln. Die Tribünen, die Wege, die Schiffe, die Fenster und Dächer der umliegenden Häuser waren dicht von Menschen besetzt, die in lauten Jubel ausbrachen, als das Kaiserschiff unter der letzten Brücke durchfuhr und die sper- Vom alten Burgthor her ertönten gleichzeitig die Fanfaren. Unter dem Pavillon harrten der Se nat der Stadt Lübeck, der Vizepräsident des Staatsministe riums Dr. von Miquel, der Handelsminrster Brefeld, der Landwirthschaftsminister Frhr. v. Hammerstein, der Minister des Innern Frhr. v. Rheinbaben, der Staatssekretär des Reichspostamts v. Pokbielski, der Präsident des Herrenhauses Fürst zu Wied, der Oberpräsident der Provinz Sachsen von Boetticher, und der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Hol stein v. Koellrr der Ankunft des Kaisers. Die kurze Strecke vom Anlegeplatz bis zum Kaiserpavillon legte Se. Majestät zu Wagen zurück. Nachdem der Kaiser die Front der Ehrenkom pagnie abgeschritten, betrat er den Pavillon. In diesem Augen blicke stimmte ein Chor von 400 Personen die von Professor Stiehl komponirte Festkantate an. Der Präsidireftde Bürger meister Dr. Klug nahm sodann das Wort und dankte Sr. Majestät für sein Erscheinen. Er betonte die Bedeutung der neuen Verbindung der Elbe mit der Ostsee und die Nothwendig keit, bei -dem blühenden Wirtschaftsleben des Vaterlandes ne ben den Schienenwegen Wasserwege zu schaffen. Die alte Hauptstadt der Hansa sei berufen, dem neuen Verkehrsweg als Stützpunkt zu dienen. Redner schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, welches donnernden Widerhall fand. Alsbald wurde die Nationalhymne angestrnrmt und drei Stro phen von den Anwesenden gesungen. Der Kaiser, wel cher dem Präsidirenden Bürgermeister Dr. Klug die Hand ge reicht hatte, trat nun vor und hielt folgende Rehe: „Ich spreche der Stadt Lübeck von ganzem Herzen Mei nen Glückwunsch zu dem heutigen Tage aus. Voran schicke Ich Meinen herzlichen Dank für den wundervollen Empfang, den Sie Mir bereitet haben. Ich habe aus der Haltung und den Mienen der Lübecker gelesen, wie freudig bewegt Ihre Herzen heute siüd; denn Sie wissen, daß auch Ich regen An theil nehme an dem; was Ihre Gemüther bewegt. Möge der Kanal, den Sie mit unverwüstlicher hanseatischer Thatkraft in Angriff genommen haben, in jeder Beziehung Ihren Er wartungen entsprechen! Ich hege die Ueberzeugung, das wird er thun! Sie sehen an dem fertiggestellten Werke, was es für eine Bedeutung hat, daß ein einiges Deutsches Reich be steht. Was Lübeck war, verdankt es den Deutschen Kaisern, und was Lübeck jetzt ist, verdankt es dem Deutschen Reiche. So möge sich überall in unserem Reiche und Volke die Ueber zeugung immer mehr Bahn brechen, daß durch das Wieder- erstchcn und Erstarken des Deutschen Reiches jene alten Auf gaben von Neuem an uns herantreten, die durch die Uneinig keit unserer Vorfahren leider verloren gingen und nicht gelost werden konnten. Zuversichtlich hoffe Ich, daß unter Meinem Schutze Lübeck sich weiter entwickeln wird. Ich würde diese Hoffnung nicht mit der Freudigkeit aussprechen können, wenn Ich nicht jetzt vor Ihnen stünde, freudig gehoben dadurch, daß wir die Aussicht haben, einmal eine Deutsche Flott« zu bekommen. (Lebhaftes Bravo!) Für eine Seestadt kann ein Kaiser nur dann den Schutz übernehmen, wenn er ihre Flagge, sei es die lübischc, sei es die hamburgische, sei es die bremische, sei es die preußische, bis in die entferntesten Fer nen der Welt durch seine Kanonen schützen kann. (Erneutes Bravo!) Möge es uns denn vergönnt sein, durch den Aus bau unserer Flotte nach außen den Frieden miterhalten zu können, und möge es uns gelingen, durch den Ausbau un serer Kanäle im Innern die Erleichterung des Verkehrs zu erreichen, deren wir bedürfen! Der Segen wird bei unseren auSgeführt werden, als auch im Rücken der Truppen nicht bloß Boxer, sondern auch chinesische Truppen recht zweifelhaften Charakters auftauchten. Bereits ist die Bahnlinie Tientsin-Peking neuerdings bei Aang-tsun, also im Rücken deS europäischen TruppencorpS, abermals zerstört worden. Auf einen Widerstand beim Einmärsche der Truppen in Peking haben die chinesischen Behörden sich augenscheinlich gerüstet. Nach einer „Reuters- Meldung auS Tientsin vom Freitage gewann dort die Meinung an Boden, daß die kaiserlichen Truppen die gemischte aus ländische Truppe in der Nähe der Hauptstadt, wahrscheinlich bei Fengtai, angreifen werden, und zwar werde General Tung-Fuh- Siang das Vordertreffen, General Nich die Nachhut befehlige», während die Forts von Taku und die chinesischen Kriegsschiffe die innerhalb der Peiho-Barre liegenden ausländischen Kanonen boote und Torpedoboote angreifen sollen. Das würde einen planmäßigen Angriff auf das Bcsatzungscorps von der Front und im Rücken bedeuten. Wie es scheint, das nimmt Tsungli-Mmen Anstoß an der Stärke des Besatzungscorps und will fremde Truppen nur in beschränkter Zahl nach Peking hereinlassen. Wenigstens meldet „Wolffs Bureau" vom Freitag aus Tientsin: Der Einmarsch von fremden Truppen in Peking soll vom Tsungli- Aamen in Höhe von 1200 Mann genehmigt sein. In der chinesischen Hauptstadt scheint vollständige Anarchie zu herrschen; nach der Verbrennung von Kirchen hat man die Gesandtschaften attakirt, und der deutsche Gesandte Frhr. v. Krittler soll nach einigen Nachrichten dabei getödtet worden sein. Laffans Bureau wird aus Hongkong telegraphirt: „Ein Telegramm aus Tientsin behauptet, alle Gesandtschaften in Peking seien zerstört und der deutsche Ge sandte getödtet. Das Kriegsschiff „Undaunted" ging daraufhin sofort ab". — DaS Auswärtige Amt in London und die dortige delltsche Botschaft haben keine Bestätigung. — DaS Berliner offiziöse Telegraphenbureau läßt den Blättern hierzu folgende Mittheilung zugehen: „Die Londoner Abendblätter veröffentlichen rin« von der Exchange Telegraph Company mitgetheUte Depesche der Agentur Laffan aus Hongkong vom 16. d. M., nach welcher ein Telegramm aus Tientsin berichte, daß alle Gesandt schaften in Peking zerstört seien und daß der deutsche Gesandte getödtet sei. Wir übergeben Ihnen diese Meldung mit den: Bemerken, daß hier an unterrichteter Stelle keinerlei Bestätigung deS Inhalts derselben vorliegt und der Vertreter der Agentur Laffan in Tientsin bisher der alleinige Gewährsmann für die Nachricht ist. Wir müssen es Ihnen überlassen, ob Sie die Agentur Laffan für zuverlässig genug halten, der Meldung Glauben beizumessen." Die „diplomatische" Fassung dieser Erklärung läßt üble Be fürchtungen zu. Uebrigens hat die Pariser Agence Nationale die selbe Nachricht, während die Agence Havas erklärt, es liege keine Bestätigung vor, dagegen hervorhcbt, daß, da die telegraphische Verbindung mit Peking unterbrochen sei, man mit der äußersten Vorsicht alle Depeschen aufnehmen müsse, die von Vorgängen in Peking auS den letzten Tagen berichteten. Nach einer aus Shanghai eingegangenen Depesche ist nunmehr auch die Tele graphenverbindung zwischen Tientsin und Shanghai unterbrochen. Die Ermordung eines japanischen Beamten durch kaiserliche Truppen in Peking ruft in Dokohama Erregung hervor. Die Presse fordert die Regierung aus, volle Genugthuung zu ver langen. Acht Kriegsschiffe wurden nach Taku gesandt. Eine Pariser Privatmeldung aus Shanghai besagt: Der von dem gefährlichsten Theile der Bevölkerung bewohnte Ortstheil von Tientsin war gestern den ganzen Tag über der Schauplatz furchtbarer Greuelthaten. Beim Morgengrauen wurden die Telegraphendrähte zerstört und gegen 7 Uhr standen 20 von Ausländern bewohnte Häuser und mehrere Magazine in Flammen. Der Mob wurde mit dem Hetzrufe „Zu den Gotteshäusern der fremden Hunde!" aufgereizt, die Kirchen der Amerikaner und Engländer einzuäschern. Politische Umschau. Freiberg, den 18. Juni. Deutschland. Ueber Vie L ü-b e ck er Fe st lich ke it, an läßlich der feierlichen Eröffnung des Elbe-Travelanals, wird vom Sonnabend gemeldet: Die Ankunft des Kaisers erfolgte Lei herrlichstem Wetter um ^5 Uhr nachmittags. Se. Majestät Wasserstraßen niemals ausbleiben!" (Lebhaftes Bravo und Hochrufe.) Se. Majestät fuhr dann sofort züm Bahnhof durch das alte Burgthor, von der Spalier bildenden Menge jubelnd begrüßt. Am Dienstag wohnt der Kaiser vormittags 10 Uhr in Olde», bürg der Beisetzung deS Großherzogs Peter bei und besichtigt am Nachmittag ein am BrunSbütteler Hafen liegendes Lazarethschiff der freiwilligen Krankenpflege. Von Brunsbüttel fährt der Kaiser durch den Kaiser Wilhelm-Kanal nach Kiel zur Kieler Woche. Am 25. Juni wird der Kaiser bei der Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals an der Einfahrt des Kaiser Wilhelm-Kanals bei Holtenau zugegen sein. Am 28. Juni findet vor dem Kaiser in Kiel der Gardisten-Appell auf dem Exerzierplätze des 2. See bataillons statt, an demselben Tage nachmittags Wettrudera, das die Fähnriche zur See, Seekadetten und Schiffsjungen im Kieler Hafen veranstalten. Am 2. Juli wird der Kaiser von Travemünde auS mit seiner Dacht „Hohenzollern" die mehr wöchentliche Nordlandsreise antreten. „Hacks tu Sermanze" — ein Ehrenname! Mit einer begreiflichen Scheu haben die Franzosen bis jetzt von ein« Kritik der deutschen Abteilungen in der Pariser Weltausstellung abgesehen; aber das dicke Ende kommt allmählich nach. Im „Figaro" bricht Emile Gautier nach einer Besichtigung unser« chemischen Abtheilung das EiS deS Stillschweigens und giebt seinen Landsleuten über die veränderte Werthschätzung des einst etwas verächtlich klingenden „Hacks io verwanz" folgenden Aufschluß. „Nicht erst gestern", so sagt Gautier, „wiederholen Diejenigen, die etwas weiter sehen, als ihre Nase reicht, daß die Ausstellung von 1900 die Apotheose der deutschen Industrie abgeben werde. Es genügen leider einige Rundgänge aus dem Marsfelde, um sich zu überzeugen, daß die deutsche Industrie- Ausstellung etwas Wunderbares, Außerordentliches, oder, wie man jenseits deS Rheines sagt, etwas Kolossales ist. Ohne Zweifel, um d«r deutschen Kundgebung das vorher berechnete Prestige zu verleihen, haben unsere deutschen Nachbarn eigentlich mit Händen und Füßen zugleich loSgeschoffen und weder ihre Zeit noch ihr Geld, daS sie mit vollen Händen spendeten, gespart; sie haben dabei die Folgerichtigkeit, die GeisteSzucht, die Gewissen haftigkeit und Zähigkeit, die ihrer Rasse eigen ist, walten lass«; vom Kaiser bis zum gewöhnlichen Arbeiter hinab haben alle mitgewirkt zum Frommen der nationalen Gediegenheit. Waren die Anstrengungen demnach heldenhaft, so ist der Erfolg ein Triumph, besonders in Sachen der Chemie und der Elektrizität. Giebt eS etwas Packenderes, als zumBeispirl die deutsche Ausstellung der chemischen Industrie? Jedermann muß sie gesehen haben. Die Laien selbst werden davon verblüfft werden; die Fachleute aber werden wie festgewurzelt stillstehen. In ihn Begeisterung dürste sich allerdings eine gewisse eifersüchtige Demüthigung mischen bei dem Gedanken, daß die Chemie, diese hervorragend französische Wissenschaft, um sich zu solcher Höhe zu erheben, in fremde Hände gerathen mußte. Unsere chemische Industrie behauptet zwar noch ihre Stellung in der Welt; wir werden bald unzweifelhaft Gelegenheit haben, dies zu beweisen. Aber dringend nothwendig ist der Ruf: „Paßt auf!" — Gautier, ein Fachmann, kein Journalist, spricht sich alsdann in Ausdrücken höchster Anerkennung über die einzelnen Gruppen der deutschen chemischen Ausstellung aus und schließt mit den Worten: „Ich halte inne, nachdem ich augenscheinlich genug gesagt habe, um eine summarische Vorstellung zu geben von der erstaunlichen Ent wicklung dieses deutschen Industriezweiges, dessen Erscheinung uns erdrückt, der jedoch darum nicht weniger ruhmvoll gewillt hat — weshalb soll man eS nicht anerkennen? — für das Glück, die Macht und die Wohlfahrt des menschlichen Geschlechts. Wir können es beklagen, daß wir hinsichtlich dieser Industrie keine solche Stellung einnehmen auf einem Gebiete, welches ehemals das unserige gewesen ist, aber es heißt nicht gegen die Vater landsliebe sündigen — im Gegentheil! — wenn man mit Be wunderung und Achtung begrüßt und mit Anerkennung wahr nimmt ein solches Werk, welches von Anderen vollführt worden ist." Italien. In der Deputirtenkammer wurde Gallo mit 212 Stimmen zum Präsidenten gewählt. (Unruhe bei der äußersten Linken). Biancheri hatte 214 Stimmen erhalten, außerdem waren 9 weiße Zettel abgegeben worden. Ein Goldmädchen. Originalroman aus Klondyke von Max Lay. (22. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Sie warf mir einen mißtrauischen Blick zu: „<A lange schon? Mir hat er noch kein Wort davon gesagt." „Mein Gott, er fürchtet eben, abgewiesen zu werden. Wie er mir sagte, hatte er Ihnen doch früher schon geschrieben, daß er um Sie anhalten wolle, wenn er wieder zu Vermögen ge kommen sei. Aber Ihre Antworten seien stets sehr unbestimmt gewesen." Sie war sehr nachdenklich geworden und äußerte dann nach einem kleinen Seufzer leichthin: „Die Briefe hat meine Schwester geschrieben." Also konnte sie wirklich nicht schreiben und wahrschein lich auch nicht lesen. Sie schien in diesem indirekten Einge- ständniß nichts besonderes zu finden, die Korrespondenz über haupt für Nebensache zu halten, denn plötzlich machte sie eine ungnädige Kopfbewegung: „Was hat das Schreiben überhaupt für einen Zweck, wenn er nicht spricht, wo wir wochenlang beieinander sind. Wissen Sie was, Sie wollen mir da was weis machen und mich hin terher auslachen. Ich habe doch schon viele junge Männer ge kannt, die mir von Liebe sprachen. Meistens habe ich sie aüs- gelacht. Einige haben mich frech angelogen, sie bekamen das Nöthige gesagt von Mir, aber daß mich Jemand liebt, jahre lang, wie Sie sagen, und er spricht kein Wort, das ist mir noch nicht vorgekommen." „So, nun ich kann Sie versichern, es giebt Viele, die reden von Liebe und denken nicht daran." „So, wie Sie zu-m Beispiel?" unterbrach sie mich mit einem schelmischen Blick von unten herauf. Aergerlich schüttelte ich den Kopf. Hatte sie wirklich ein gelegentliches Scherzwort für eine Liebeserklärung genommen, so war sie mit ihrer heil losen Koketterie doch meistens schuld an diesem Mißverständ- niß. Deshalb fuhr ich ernsthaft fort: „Also, es giebt Leute, die durch Ihr zutrauliches Wesen, wollen wir sagen, sich zu Thorheiten verleiten lassen. Torsen ist aber ein eigenartiger Kerl. Er sieht, wie gern Sie mit Anderen schäkern, sich sogar von dem langen Indianer da vorn anschmachten lassen, da sinkt ihm der Muth immer mehr, denn gegen ihn allein sind Sie von einer tadellosen Zurückhaltung." Jetzt war sie plötzlich roth geworden und platzte zornig heraus. „Weil ich von ihm erwartete, er solle endlich reden, wie mir meine Schwester aus seinen Briefen vorlas. Es ist ja lächerlich, mich so warten zu lassen. Soll ich ihm um den Hals fallen?" „Das Liebste wäre es ihm vielleicht, freilich geht es nicht gut, das gebe ich zu. Immerhin läßt Ihr Aerger tief blicken.." „Warum?" protestirte sie, mit den Füßen aufstampfend. „Glauben Sie, ich machte mir das Geringste aus einem Men schen, der so stumm ist wie ein Fisch?" „Das ist ja nicht seine Schuld," plaidirte ich, „das liegt in seiner Natur. Dennoch ist er besser, als viele Andere, ich gestehe zu, m i ch nicht ausgenommen." Diese edle Selbsterkenntniß meinerseits reizte nur ihren Spott. „Das will nicht viel heißen, Herr Benthin, denn Sie" — sie sah mich offenherzig an und bewegte abwehrend das Händ chen — „Sie sind auch nicht werth, daß sich ein Mädchen Ihretwegen das Herz schlver macht." Das war mir denn doch etwas stark. „Woher wissen Sie denn das, haben Sie mich schon so genau geprüft oder..." „Mir verlangt ja garnicht darnach," wehrte sie energisch ab, „wenn man sieht, wie Sie es machen, einen Tag süße Blicke werfen, ein ander Mal thun, als ob Sie halb Californien be säßen, so, so von oben herunter" — sie machte die betreffende Miene und Kopfhaltung dazu, daß ich trotz eines gewissen Aergers über die Nichtachtung, die ich bei ihr genoß, laut lachen mußte, wenn auch etwas gewaltsam: „Aber so sagen Sie mir doch, bei wem?" „Ach, was geht das mich an, Jedem seine eigenen Ge schäfte." Sie strich mit beiden Händen ihren roth und blau gestreif ten Rock glatt und blickte ängelegentlichst stromab. Ich drang weiter in sie, schlug sogar einen dumpf grollenden Ton an, um kund zu geben, daß ich mich beleidigt fühlte. Aber auch das ver fing bei ihr nicht. Sie bog sich über das Wasser und fragte unbefangen: „Kommt da vorn nicht schon wieder etwas, da schäumt das Wasser." „Ich sehe nichts, der Indianer wird schon frühzeitig ge nug warnen. Im Uebrigen bleiben wir bei der Stange, was soll ich also Torsen sagen?" „Nichts!" „Damit kommen wir aber nicht weiter. Der arme Kerl thut mir leid." „Was geht das mich an?" gab sie noch trotziger zurück. Und nun schwieg sie und ließ mich reden, als interessire sie der Ge genstand unserer Unterhaltung nur sehr mäßig. „Sie sind eine recht boshafte Katze, Carmenita. Erst verdrehen Sie dem armen Kerl den Kopf und thun jetzt, als ob er Sie gar nichts angehe. Wissen Sie auch," fuhr ich ernsthafter fort, denn ich wollte meine Mission zum Austrag bringen, wie ich es Torsen schul dig war, „daß Sie im Begriff stehen, den Menschen todtun glücklich zu machen. Sie dürfen ihn nicht beurtheilen, wie den ersten Besten. Er ist ein Mensch von seltenem Gemüth. Ei würde Sie auf Händen tragen, und wenn Sie das grausame Spiel noch länger mit ihm treiben, giebt es sicher ein Unglück. Er verwindet es nicht, wenn Sie ihn abweisen. Kann Sie denn so etwas garnicht rühren? Sagen Sie mir wenigstens offen Ihre Meinung. Können Sie ihn nicht ausstehen, so bringe ich ihm das langsam bei, sage ihm, daß Sie keinen Nordländer lieben können, daß Sie..." „Unterstehen Sie sich nicht!" Sie fuhr mit gekrümmten Fingern auf mich zu, als wolle sie mir die Augen auskratzen. Ich blickte in ihre funkelnden Augen, sah wie sie vor Wuth mit der Oberlippe zuckte. „Lassen Sie mich in Ruh, ich frage ja auch nicht nach Ihren Angelegenheiten." „Buh," machte ich, schlagen wollen wir uns deshalb nicht. Ich habe es nur gut gemeint mit Euch Beiden, na, nichts für ungut, Kleine." Ich pfiff leise vor mich hin, wußte ja nun genug. Carmenita war doch zu sehr Naturiind, wenn sie meinte, aus ihrem Herzen eine Mördergrube machen zu kön nen. Sie schien auch zu erwarten, daß ich das gemüthliche Gespräch noch weiter fortsetzen werde. Jetzt war ich aber nicht mehr zu haben, und nach vorn scharf nach einer Lichtunq am Ufer zur Rechten hinüberspähend, wo verfallene Blockhäuser auf eine frühere Ansiedlung deuteten, brummte ich wie zu mir selber: „Da drüben ist wohl schon das alte Fort Setkirk, unser heutiges Nachtquartier, richtig, das „schreitende Elenn" steuert schon seitwärts. Sie sah nicht hin sondern blickte mich erwartungsvoll an. „Herr Benthin, glauben Sie daß . . ." „Wir dort ganz bequem Unterkommen können? Ich denke, die Baracken sehen noch ziemlich konservirt aus." „Ick» denke, Sie werden doch nickt etwa mit ihm sprechen von dem was ich sagte. . ." „Still nur, jetzt heißt's aufgepaßt. Jack, vorwärts gepullt, damit wir die Strömung schnell durchschneiden, Teufel, daS zieht hier mehr als in der Mitte, vorwärts, vorwärts, so, stop links, scharf um die Felsen herum, noch ein paar Schläge, jetzt stop!" Ich hatte nur Augen für die Bucht, in die wir hinein glitten, gebrauchte mein Ruder zum langen Ausbolen, und Car menita, die immer noch ein letztes Wort auf der Lippe hatte, blieb „unverstanden". (Fortsetzung folgt.) endete. Afrika, der G o ld Mi Mono der Goldkü Stuhles", : die Entsetzu derselben ai die Stadt glaubte, da Juni in C hatte Kapit daß das D omson eine. nen unter ' emmarschir hat vornda: »ährend di heißt indes Willcocks T Maxim- ui sollte daher Aufgabe is Powells L teln sehr er dreitausend geborenen s die Nahrui MN in Er Uebe: gegen di, Hauptmo dorff ve liegt nur Dan stehende t in einer einer Ko und errei der Weite wurde es hatten, ei die Expei HLuptlin hatten ke schäft ring aushält, i Die Garn Führung ' sehr an C Angriff ü Europäer werden, u befand sic zum Ents so brauö hegen; d Die Vers: mit entsch die jetzt t Die letzte ein weit , Augenbli, und 900 klingt au: des Entsl gehalten Vorwärts werke si Schildert einem au man es : zu thun Der Kö: etwa 15 M Mark). 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