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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190004199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19000419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19000419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-19
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.04.1900
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ä! 7 üvsta«. ankheit unsre VN üi«d« noä »o, neu. er theurenEA faßt 10 Seit» «ekneanr Sekviz^r hau. rlaack. rilien hmc beim terS Mutter, en Dank ühungen. . Petri, sopserNdr Seyrich > knalle ke :n Freitag Nach- rhause aus statt, seres thevere» ttag'/,4M Hoffman«. ,er: Braun mid ceibera. — 8er- ktioneuen Theil: »eburg, für den Sagner in Frei- tuchdruckerei und lisch in Freiberg. ir die Lberldi ,, spätesten» U Expedition ein- e gelangen «st Abdruck. Sine ,en der ilnjeigen iqea kann mcht fchriften für die Exp-dtÜ-r Theil an t>e Anlage zum Ireiöerger Anzeiger und Hageökait. I»s. Donnerstag, de« IS. April. 1900. S--SMMMMS-W» GMinlmld. I Siaman von v. Gräfin Bethusy-Huc (Moritz v. Reichenbach) flb. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Emma und Käte sprangen auf, beide «rröthend, beide so verwirrt, daß das erste Wort ihm überlassen blieb. Er wandte sich an Emma. .Ich habe zu meinem Bedauern gehört, daß Ihr Herr Ge mahl noch in der Stadt ist," sagte er, „da ich aber einmal hier war, wollte ich mir doch erlauben, meinen Besuch zu machen — in den nächsten Tagen bin ich ohnehin so stark beschäftigt." Emma wollte ihn ihrer Schwägerin vorstellen. Er begriff sofort, daß Käte nicht von ihrem heutigen Besuche auf dem Aoblinfelde gesprochen hatte und sagte daher nur, sich vernei- gmd: „Ich hatte schon die Ehre, ich war ja gleich am Tage miner Ankunft in der Oberförsterei, um Grüße von Karl Wal dow zu überbringen." Ein dankbarer Blick aus Kätes Augen begegnete ihm. Er suhlte sich in stummem Einverständniß mit ihr, und dieses Ge- W, das sie theilte, versetzte Beide in eine gehobene, glückliche Stimmung, in der jedes Wort ihnen bedeutungsvoll schien und ihnen die Allusion gab, sich vorzüglich zu unterhalten, während in Wahrheit von den gleichailttgsten Dingen die Rede war. Emma war unruhig. Was würde Otto sagen, wenn er MÜcktehrte! Und dabei konnte sie ihrem Gast, der sich durch- ous korrekt benahm, doch nicht die Thür weisen. Käte und Hans Berga merkten nichts von ihrer zerstreuten Unruhe. Käte schlug vor, Herrn Berga den Garten zu zeigen, in dem Emma allerlei Veränderungen vorgenommen hatte, seit ft hier als Hausfrau schaltete. Emma entschuldigte sich für einen Augenblick. Sie eilte ins Haus, um einen Imbiß für den Gast zu bestellen. Käte und Hans Berga standen einander gegenüber unter den blühenden Birnen- und Aepfelbäumen, die wie ein weiß- lofiger Blüthendom ihre Zweige über ihren Häuptern zusam men schloffen, und wie sie sich plötzlich allein bei einander sahen, überkam sie ein beklemmendes Gefühl, das ihren Athem beschleu nigte und ihre Pulse schneller schlagen machte. Sie hatten erst Leide Emma nachgesehen. Nun drese im Hause verschwunden war, begegneten sich ihre Blicke, und war es nun das, was Eines in den Augen des Andern las, oder war es der Blüthen- dust, der sic berauschte — in einer schnellen, unwillkürlichen Be wegung fanden ihre Hände sich und ruhten in einander in war- mem festem Umfangen. Mte!" Sie sah zu ihm auf. Er hörte nicht, daß ihre Lippen, die ßh leise bewegten, auch seinen Namen flüsterten, aber er fühlte, wie ihr ganzes Wesen ihm entgegen drängte, er wußte in die- sem Augenblick, daß er sie in seine Arme schließen durfte, ohne daß sie widerstreben würde, aber er zwang die Regung, die ihn dazu trieb, nieder, und nur ihre Hand fester drückend, wieder holte er: Liebe, liebe Käte!" Jetzt erfaßte sie ein plötzlicher Schreck über ihre Willens- lofigkeit. Sie wollte ihre Land los machen, aber er hielt sie fest, und an ihrer Seite auf dem Kieswege weiter hin schreitend, sagte er mit weicher, leiser Stimme: „Ich habe es gewußt, fast vom ersten Augenblick an, als wir uns im Wald begegneten, wir gehören zu einander! Und Sie — nein — Du — hast Du es auch gefühlt, Käte?" Sie schwieg, ihr Herz klopfte zu laut, sie konnte nicht sprechen. .Sage es mir, Käte," bat er. „Fühlst Du es wie ich?" Da neigte sie den Kopf. .Ja," flüsterte sie, „wir gehören zu einander." Die Blü- lhenzweige reichten hier so tief herab auf den Weg, daß Hans ft zur Seite biegen mußte, um weiter zu schreiten. Jetzt ließ er die Zweige los, sie umgaben ihn und Käte wie ein weißer Schleier und verbargen den ersten Kuß, den sie Beide tauschten. Wer schnell, wie er sie umfaßt und an sich gedrückt hatte, ließ Hans Käte los. Verwirrt strich sie sich das Haar, in dem weiße Blüthen- blättchen hängen geblieben waren, aus der Stirn. Ihr war, als sei die ganze Welt ein sonniger Blüthentraum. .Wir werden es vielleicht nicht leicht haben, Käte, den Wi derstand Deines Vaters zu besiegen," klang da Hans Bergas Stimme ernst in ihr Ohr, „ich bin sür ihn der Vertreter einer ihm verhaßten Richtung, und ich kann diese Richtung doch nicht ändern, denn mein bestes Können liegt hier." Versunken mit einem Schlage wär Kätes Blüthentraum. Der Vater! Wie konnte sie ihn nur so ganz vergessen! Nie und nimmer würde er Hans Berga aufnehmen als Sohn! Da klang die ernste, tiefe Stimme wieder neben ihr: „Aber wir sind Beide jung und stark — wir werden den Kampf aufneh men, denn wir lieben uns!" Käte schauerte leise zusammen. Ja, er hatte Recht! Plötzlich' und unaufhaltsam war es gekommen, so wie das Aufspringen der Knospen im Maison nenstrahl. Und nun stand ihr Lebensfrühlinq in voller Blüthe — sie konnten daran nichts ändern — sie liebten sich. „Und ich werde nicht von Dir lassen im Herzen," flüsterte Me, „niemals! Aber — von meinem Papa auch nicht! Denn, siehst Du, er kann nicht ohne mich sein!" Sie sagte das hastig, als wolle sie sich ihrer selbst versichern. „Und wenn ich nun auch nicht ohne Dich sein könnte?" fragte er. Sie war blaß geworden unter dem leidenschaftlichen Ton seiner Worte, ihre Lippen zuckten. Ihr war, als müsse sie es ihm laut entgegen rufen, daß sie auch nicht mehr ohne ihn lein wolle. Aber sie bezwang sich, das Bild ihres Vaters stand zwischen ihr und dem Geliebten. „Laß uns warten, vielleicht " „Ja, vielleicht gewöhnt er sich an das neue Leben, das wir bringen," wiederholte Hans Berga, „und ich muß mich ja auch erst hier bewähren —" er runzelte die Stirn. „Ich hätte es Dir noch nicht sagen dürfen — bist Du mir böse, Käte?" Nun lächelte sie schon wieder. Wie sollte sie ihm denn böse sein? Sie wies auf die blühenden Bäume hin. „Die Zweige waren schuld, sie haben uns verwirrt, wie sie so plötzlich rings um uns her waren." „Verwirrt, oamit wir klar sehen sollten," erwiderte er, „und jetzt sehen wir klar!" Sie sah ihn an, nicht sehnend und schwärmerisch wir ein Mädchen, sondern mit dem vertrauenden festen Blick eines reifen Weibes. „Ja," sagte sie, „und weil wir klar sehen, werden wir jetzt noch schweigen, vielleicht noch lange — er muß sich erst langsam und allmählich daran gewöhnen — mein armer, lieber Papa." Ihre Augen schimmerten feucht. WaS war das für ein har ¬ tes Schicksal für den alten Mann! Erst hatten sie an seinen Wald die Hand gelegt, und nun sollte er auch noch die Tochter verlieren an einen der Eindringlinge in seinen Waldfrieden! Nein, nein, erst mußte sie ihn versöhnen mit dem Manne, den sie liebte und den er Hatzte, ohne ihn zu kennen. ES schien Käte m diesem Augenblicke so leicht, diesen ungerechten Haß in Liebe zu verwandem! Würde nicht ein bloßes Kennenlernen dazu genügen? Emmas rufende Stimme klang hinter ihnen. Sie wandten sich schnell und schritten ihr entgegen. Emma führte sie in das Speisezimmer, in dem sie in aller Eile ein kaltes Abendessen hergerichtet hatte. Sie fürchtete Ottos Rückkehr. Es wäre ihr am liebsten gewesen, wenn Hans Berga dann schon fort ge wesen wäre und sie das häusliche Ungewitter, das sie für un ausbleiblich hielt, allein zu ertragen gehabt hätte. Unwillkür lich lauschte sie während oes Essens immer hinaus, ob da nicht das Rollen eines Wagens hörbar würde. Sie war dadurch zerstreut, sonst hätte sie wohl bemerkt, daß zwischen Käte und Hans Berga etwas vorgegangen war, denn Beide hatten sich schlecht in der Gewalt. Zuletzt fing sie doch einen von Hans Vergas Blicken auf. Sie stutzte, aber im selben Augenblick hörte nian deutlich den vorfahrenden Wagen und gleich darauf Ottos Stimme im Hause. Unwillkürlich hatte sich Emma erhoben. Sie wollte ihm entgegen gehen, ihn bitten, nicht unhöflich zu sein. Da wurde die Thür geöffnet. Otto trat ein, und das Erste, was er vor sich sah, waren Emmas bittende Augen. Er sah finster aus, das Stubenmädchen hatte ihm schon gesagt, daß Besuch da war. Er erwiderte Emmas Begrüßung nur flüchtig und sah dann Hans Berga an, der sich ebenfalls erhoben hatte und sich verneigte. Er streckte ihm nicht die Hand entgegen, er sah ihm nur gerade ins Gesicht. „Das ist eine Ueberraschung, Herr Berga," sagte er ohne eine Spur von Verbindlichkeit m ver Stimme, „hat eine ge schäftliche Angelegenheit Sie heracführt?" „Nein, Herr Waldow, ich wollte mir erlauben, Ihnen meinen Besuch zu machen, und bedauerte, Sie nicht zu finden —" „Äh, Sie haben also Zeit zu Besuchen? Nun, wir Land- wirthe haben keine Zeit zu dergleichen, bei uns heißt es nur: Pflichterfüllung — Arbeit." „Das sind auch bei uns in der Industrie die Loosungs- worte, Herr Waldow, aber ich meinte bei der Nähe —" „Sehr verbunden, aber ich habe keine Zeit für Geselligkeit, ich kann es nur wiederholen." Emma legte ihre Hand auf Ottos Schulter, während Käte ihren Bruder mit weitgeöffneten, entrüsteten Augen ansah. „Hast Du Aerger m der Stadt gehabt, Otto? Du bist so erregt," sagte Emma leise, begütigend. Er schüttelte ihre Hand ab. „Ich brauche nicht nach der Stadt zu fahren, um Aerger zu haben — Sie sehen, Herr Berga, es ist nicht erfreulich bei uns." „Ich sehe, daß ich hier störe, Und bedaure das aufrichtig," erwiderte Hans Berga, dessen Stirn sich geröthet hatte und der sich nur der beiden Frauen wegen zuruckhielt. Er wandte sich an Emma. „Ich danke Ihnen für Ihre gütige Aufnahme, gnädige Frau, und bitte um Erlaubniß, mich zu verabschieden.'' Emma reichte ihm die Hand, während Otto sich kurz ver neigte und ein wenig höflicher als vorhin, aber immer noch reichlich abweisend, „Guten Abend" wünschte. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Aerztliche Erfahrungen im Eismeer. Um Studien an Walthieren zu machen, hielt sich Privatdozent Dr. Bern hard Rawitz-Berlin im Sommer 1899 etwa vier Mo nate im nördlichen Eismeer auf. Bei dieser Gelegenheit hat er, nach der „Tägl. Rundschau", über Fäulnißvorgänge in jenem Klima und über das Heilen von Wunden dort einige Thatsachcn beobachtet, die weitgehendes Interesse be anspruchen. Dr. Rawitz war Arzt der Expedition des „Deut schen Seefischerei-Vereins". Anfang Juli landete der Dampfer auf Bäreneiland. Das dortige Klima übte nun je nach der Witterung auf Fäulnißvorgänge und Wundflächen ganz eigen artige Wirkungen aus. Die von dem Fischdampfer auf hoher See gefangenen Fische, die nach norwegischer Art an der Luft zu Stockfisch getrocknet werden sollten, zeigten, so lange die Luft trocken und durchsichtig blieb, nicht die geringste Spur von Fäulniß, selbst der eigenartige Fischgeruch verschwand. Ver letzten sich bei solchem trockenen, klaren Wetter die Leute bei der Verarbeitung der Wale an den Händen, so trat niemals Verschlimmerung der Wunden ein, selbst wenn sie die schmierigen Ketten und das blutige Fleisch berührten, aber auch keine Spur von Heilung. Die Wunden bildeten rothe Geschwürsflächcn mit trockener Oberfläche, die jedoch keine Anstalten machte, zu vernarben. Ganz anders bei nebligem, feuchtem Wetter. Die schon zu ein Drittel trockenen Fische be deckten sich namentlich auf den Innenflächen mit dichten Pilz rasen und fingen an zu faulen. Auch Verletzungen an den Händen Verliesen bei dieser Witterung ganz anders; jetzt kam es schon in der geringfügigsten Wunde ausnahmslos zu stärkster Eiterung. Bei Verletzungen an den Fingern trat in vier undzwanzig Stunden Fingerentzündung (Nagelwurm) ein, daß die harten Männer sich vor Schmerzen krümmten; sobald je doch nach einem Einschnitt der Eiter sich entleeren konnte, war fast über Nacht auch Alles wieder ausgeheilt. Bei trocke ner, d. h. keimfreier Luft keine Fäulniß, keine Eiterung der Wunden, aber auch keine Neigung zur Heilung; bei feuchter, d. h. keimgesättigter Luft schnelle Fäulniß und zugleich starke Eiterung der Wunden, aber trotzdem schnellste Heilung! Das ist eigentlich das Gegentheil von dem, was man bakteriologisch erwarten müßte. Es scheint beinahe, als wenn der Körper seine Wunden nicht heilen mag, wenn sie ihm keinen Schaden bringen, daß er sich damit aber sehr beeilt, so wie sie ihm durch Verun reinigung gefährlich werden. * Der Bräutigam als Einbrecher. Einen Einbruch, wie er in der Gaunerchronik einzig dastehen dürfte, hat in Wien ein junger Bursche gewagt, der Einbrecher, Hochstapler und Heirathsschwindler in einer Person ist. Vor etwa vier Wochen machte die 19jährige Kleidermacherin Marie R., bei ihrer Mut ter Gabriele R. wohnhaft, die Bekanntschaft eines jungen Man nes, der sich ihr als „Ritter v. Jnfeld" vorstelltc. Nach kurzem Verkehr stellte der junge Mann dem Mädchen die Ehe in Aus sicht und bat um die Erlaubniß, ins Elternhaus kommen zu dürfen. Bald erschien er zu Besuch und lud für den kommenden Tag seine künftige Braut und ihre sämmtlichen Angehörigen zu einem Spaziergänge ein. Aber nach seinem Weggänge wurde der Wohnungsschlüssel vermißt. Vorgestern kam er in vie Woh nung, entschuldigte'sich vor Allem deshalb, daß er „in seiner Zerstreutheit" den Schlüssel mitgenommen, und stellte ihn zu rück. Darauf verließen Alle das Haus, um der Einladung des Ritters v. Anfeld zu folgen. Frau Gabriele R. wollte doch nicht, daß die Wohnung ganz verlassen bleibe und ließ vorsichts halber ihre Mutter, eine alte, gebrechliche und an einem Auge erblindete Dame, in der Wohnung zurück. Frau W. war kurze Zeit allein, als es plötzlich klopfte. Die alte Frau öffnete; em junger Bursche stand vor der Thür und sagte, er sei von der Tochter geschickt, sie hätte ihr, der Mutter, etwas Wichtiges mit- zutheilen uzid lasse sie bitten herunterzukommen. Ahnunaslot folgte sie dem jugendlichen Burschen aus dem Hause. Der Gau ner führte die alte Frau bis zur Himberger Straße, sagte ihr, der Weg sei noch wert, sie solle nur warten; er werde Frau Ga briele R. schnell holen. Damit war er verschwunden. Die alte Dame wartete und wartete, doch Niemand kam So verging eine volle Stunde. Da endlich wurde sie des Stehens müde und kehrte nach Hause zurück. Sie fand die Wohnung verschlossen und Alles schien ihr so, wie sie es verlassen. Gegen Mitternacht kehrten ihre Angehörigen heim. Das Erste, was ihnen auffiel, war, daß der Kasten erbrochen war, und als man den Inhalt näher untersuchte, zeigte sich, daß ein auf 800 Kronen lautender Sparkassenbuch , und Schmuck im Werthe von 586 Kronen ge stohlen waren. Nach dieser Entdeckung dämmerte der Familie die Wahrheit auf, daß sie einem Gauner aufgesessen war; und viele Umstände, die man vorher einzeln nicht beachtet, gewannen nachher und im Zusammenhang Bedeutung. Auf ein« sofort erstattete Anzeige gelang es der Polizei, den Gauner zu ermit teln. Er ist em lunger Elektrotechniker, der mit Hilfe eine» Kollegen und der Schwester des Letzteren den Diebstahl aus- führte. Daß der Name „Ritter v. Jnfeld" falsch war, ist selbst verständlich. * Der Ansturm auf da» «eue Goldland. Nach Berichten aus Seattle im Staate Washington (Nordamerika) nimmt der Strom der Goldsucher, der sich, anstatt nach Klon dike, in diesem Jahre nach Cap Nome, dem neu entdeckten Do rado, ergießt, ganz ungeheure Dimensionen an. Mehr als 80 000 Individuen der verschiedensten Berufsarten treffen in sämmtlichen Hafenorten an der Küste des Stillen Oceans ihre Vorbereitungen, um, sobald das Meer eisfrei sein wird, au diesem beispiellosen Wettrennen nach dem verführerischen Golde Theil zu nehmen. Die in Betracht kommenden Rhedereigesell schaften machen sich Hoffnung auf «ine Einnahme von Lstrl. 1500 000 (30 Millionen Mark) Ueberfahrtsgeldern, die ihnen aus den Taschen der modernen Argonauten für die 2800 eng lische Seemeilen betragende Fahrt von Seattle nach Cap Nome zufließen sollen. Die Letzteren werden übrigens auch am Ziele ihrer Sehnsucht sich fortgesetzt nach dem Rathe Iagos „Thu' Geld in Deinen Beutel!'' zu richten haben, da dl« Preise für Lebensmittel und Daseinsbedingungen in Cap Nome alles bis her Dagewesene übersteigen. Beispielsweise berichtet man, baß in dem einzigen am Orte befindlichen Restaurant für eine Portion Schinken mit Eiern 10 Mark, für drei Setzeier'7,50 für ein mäßig großes Brod 10 und für eine Tasse Kaffee nebst Brod und Butter 5 dem hungernden Gaste in Rechnung gestellt werden. Freilich sind auch die Einkaufspreise derartig hoch, daß ein Scheffel Tomaten mit 20 <-^, ein Centner Kar toffeln mit 50 bezahlt werden. Will man sich den LuxuS des Bartschneidens gestatten, so ist der Satz dafür 5 wäh rend für Haarschneiden 7,50 und für ein Bad 10 zu ent richten sind. Der Waschfrau kommt für die Neuinstandsetzung eines Hemdes die Kleinigkeit von 3,75 zu; ein Zimmermann setzt unter 7,50 -F pro Stunde weder Axt noch Säge an, und für ein Wägelchen mit einem Pferde davor werden für die Stunde 56 gefordert und bezahlt. * Ein entsetzlicher Jrrthum. Durch einen verhängniß- vollen Mißgriff eines Chicagoer Arztes hat ein hübsches, zwanzig Jahre altes Mädchen, Anna Dudley aus Marion, Indiana, daS Augenlicht gänzlich eingebüßt. Der Arzt sollte ihr das eine Auge, welches durch einen Unfall die Sehkraft verloren hatte, entfernen, beging jedoch den entsetzlichen Jrrthum, dem Mädchen das gesunde Auge herausznnehmen. Erst nach der Operation, als die Patientin aus der Narkose wieder zu sich gekommen war, wurde das schreckliche Versehen bemerkt. Ewiges Dunkel umgab die Unglückliche. Fräulein Dudley war von ihrem jüngeren Bruder, der eine Windbüchse als Geschenk erhalten hatte, mit einem Pfeil in das eine Auge getroffen worden. Die Sehkraft war vernichtet, und das nutzlose Organ sollte, da es daS andere Auge in Mitleidenschaft zu ziehen drohte, beseitigt werden. Die Patientin war zu dem Zwecke nach Chicago gebracht worden. * Japanischer Humor. Die Beamten der japanischen Eisenbahn scheinen vor ihren Vorgesetzten nicht viel Respekt zu haben. Der Kobe Herald erzählt eine amüsante Geschichte, in welcher Weise einige Lokomotivführer der Ganyetsu-Bahn in Kiushiu kürzlich mit dem Präsidenten der Eisenbahnlinie um gingen. Der Präsident, der sehr unbeliebt war, reiste nach Wakamatsu, um einen Streit zwischen der Gesellschaft und einigen ihrer Angestellten beizulegen. Auf der Rückfahrt, als sich der Zug am Fuß eines Berges bei Okinajima befand, hielt der Lokomotivführer Plötzlich, koppelte die Maschine los und ver schwand mit ihr in Gesellschaft der anderen Lokomotivbeamteu. Der Präsident mußte mit seinen Freunden in Kälte und Schnee eine ganze Nacht auf der Straße zubringen. Am andern Morgen erschien eine andere Maschine auf der Bildfläche, aber statt den Zug an seinen Bestimmungsort zu führen, brachte ihn der Lokomotivführer nach Wakamatsu zurück und setzte den Präsidenten dort wieder ab. Ueber ein Nachspiel dieser Affaire verlautet bisher noch nichts. * Billige Reise zur Weltausstellung Paris. Man schreibt uns: Die Besucher der letzten Weltausstellung in Paris werden sich erinnern können, welche horrenden Preise einem Fremden für Logis und Verpflegung abgefordert wurden. Nicht allein die Hoteliers trieben die Preise in die Höhe, die Fremden selbst überboten sich, nur um ein Unterkommen zu haben. Der Besuch der Ausstellung in diesem Jahre wird nun doppelt so zahlreich erwartet, als das letzte Mal. Wer sich diesen schäd lichen Zufälligkeiten nicht aussetzen will, der wende sich an die „Compagnie Comet" in Dresden-A. Diese Firma bringt alle Theilnehmer an ihren Gesellschaftsreisen, die sich dadurch für fünf oder zehn Tage und längeren Aufenthalt in Paris LogiS, erstklassige Verpflegung, Führung zu den Sehenswürdigkeiten in Paris, Führung durch die Ausstellung, Fahrt nach Versailles und Besichtigung des Schlosses, Führung bei Einkäufen sichern wollen, m ihrem „Hotel l'Avenue", Avenue Suffren Nr. LS,
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