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Tageblatt Amtsblatt für die königlichen Md städtischen Behörden zn Freiberg md Brand. verantwortlich« Leit»«« »er Nevaktto«: »«»«s - ! «rschewt jede»Wochentag Abend« -/,«Uhr für dm Inserate werden biS Bormit^gS 11 Uhr E KK anderen Lag. Preis vierteljährlich 1 Mk. 80Pfg. DüNNerHtaa. den 19. Attril angenommen. Preis für die Spaltreil« 15 Pfg. HR»«« OV» ! ^monatlich 60 Pfg.; durch die Post 2 Mk. 2b Pfg. Außerhalb de« LandzerichtSbezirkS 16 Pfg. MVW Oederan, am 14. April 1900. Der Stadtrath. I-od»«. «iM bis L. Mai diese» Jahre» hier tinzureichen. Freiberg, am 14. April 1900. Bauer-Stiftung. AuS der Bergrath Bauer-Stiftung für arme BergmannSkinder kann einem oder mehreren vaterlosen oder verwaisten Knaben unbescholtener Eltern auS dem Bergmannsstande HUerstützung zur Erlernung eines Handwerks gewährt werden. Gesuche darum find unter Angabe der Verhältnisse und unter Bezeichnung des Lehr- Erledigt hat sich der gegen den Dienstknecht Earl Max Zemmrich auS Kirchbach nvterm 11. dieses Monats erlassene Steckbrief. Königliche» Amtsgericht. Idr. MtMt»«»«. B. Politische Umschau. Freiberg, den 18. April. Deutschland. Von der Stimmung am bayrischen Hose weiß der ^richterstatter der „Tägl. Rundschau" Folgendes zu erzählen: »A Stimmung in der Familie unseres Regenten ist gegen wärtig, 14 Tage vor der Vermählung der Prinzessin Mathilde mt dem Prinzen Ludwig von Koburg-Cohary, keineswegs sehr hochzeitlich-freudig, abgesehen natürlich von der jungen Braut, die nch auS den engen, oft geradezu bürgerlichen Verhältnissen wahr- W heraussehnt und ihrem zukünftigen Gatten in zärtlichster jugethan ist. Grund zur Verstimmung giebt der Fürst °on Bulgarien, der Onkel des Bräutigams. Wer den tiefreligiösen «inn des Prinz-Regenten Luitpold kennt, der ein überzeugungs- ntuer Sohn der katholischen Kirche ist, wird dies begreiflich mden. Am königlichen Hofe liegen diplomatisch beglaubigte ^achnchten vor, daß Fürst Ferdinand von Bulgarien in der That 'M",.Glauben wechseln wird, um die Tochter des russischen Großfürsten Wladimir, die ehemalige Braut des Prinzen Biax °°n Baden, die jetzt 18 Jahre alte Großfürstin Helene heirathen iu können. Der Regent, ein abgesagter Feind jedes Glaubens- Stadtverordnete»^««- fällt am 20. April 1900 aus. It »«rdnvl» in Begleitung der Minister Millerand und Delcasse. Loubet wurde von dem russischen Botschafter Urussow und dem General- Kommissar Fürsten Tenischeff empfangen. Der Ceremonie wohnten auch die Emire von Khiwa und Bukhara in ihren reichen Trachten bei. Fürst Urussow führte den Präsidenten unter den Klängen der Marseillaise und der russischen National hymne in den Ehrensaal und überreichte ihm im Namen des Kaisers Nicolaus die aus Marmor und Edelsteinen gefertigte Relief-Karte von Frankreich. Loubet dankte für diese erneuerte Bezeugung der freundschaftlichen Gesinnungen, welche die beiden Völker verbinden. Hierauf besuchte Loubet das russische Torf, woselbst ihm Madame Takunschikoff im Namen der Großfürstin Elisabeth, dem russischen Brauche gemäß, Brod und Salz darbot. Portugal. Der Schriftwechsel zwischen den Re gierungen von Lissabon und Pratoria über die Beira frage ist in der „Volksstem" veröffentlicht worden. Auf die portugiesischeAnzeige vom 8. März hat Staats sekretär Reitz noch denselben Tag folgende Antwort ge geben: „Die Regierung der Südafrikanischen Republik hat mit sehr großem Leiowesen die heutige Mittheilung empfangen, daß Portugal es für gut befunden hat, Großbritanniens Gesuch zu genehmigen, um Kriegs-Personal und Material über Beira nach dem Hintetland in die britische Einflußsphäre zu bringen. Sie bemerkt, daß die portugiesische Regierung der Meinung war, daß sie diesen Bruch der bis dahin völlig innegehaltenen Neu tralität hätte zulassen müssen, weil sie sich dazu fürverpflichtet achtete durch gewisse gegenseitrge Erklärung en i n S ch r i ft st ü ck e n, d i e b e i G e l e g e n h e i t d e s B e r - träges von 1891 ausgetauscht (also nicht durch denVertragse l b st) wurden. Doch wird noch daraus hingewiesen, daß dieser Austausch von gegenseiti gen Erklärun gen nicht veröffentlicht wurde und daß ferner an die Regierung der Südafrikanischen Republik von dieser Ueber- einkunft vor dem Ausbruche des ihr von Groß britannien a u f g e d run g en e n Krieges keine Kenntniß gegeben wurde; deshalb konnte dieselbe auch in dem Kriege, in welchem das Königreich Portugal bisher eine neutrale Haltung eingenommen und strikt uno unparteiisch innegehalten hat, nicht zur Ausführung kommen. Wenn auch die Ueoereinkunft abgeschlossen ist, so kann sie doch nicht durch einen neutralen Staat zum Nachtheil von dritten Parteien zur Anwendung kommen während eines Krieges zwischen der Süd afrikanischen Republik und Großbritannien nebst Irland. Die Wirkung des Abkommens ist durch die That - sache der Neutralität aufgehoben, ebenso wie Artikel 6 des Vertrages zwischen der Republik und Portugal, den die britische Regierung qutgeheißen hat. Die Republik sieht sich gegen ihren Willen in einen Krieg mit Großbritannien ver wickelt, und die Zulassung von britischen Truppen über portu giesisches Gebiet kann nur zum Nachtheile der Repu blik dienen und muß von Seiten Portugals einen Bruch der Neutralität darstellen, die bisher, wie wir gern an erkennen, getreulich gehalten worden ist. Die Südafrikanische Republik hat stets die freundschaftlichen Beziehungen, die auf Grund von Verträgen und von friedlichen Verhandlungen zwi schen ihr und Portugal so glücklich bestanden, sehr hoch geschätzt und würde es bedauern, wenn Portugal nun mit einem Male die Zufuhr feindlicher britischer Truppen möglich machen und ein Bundesgenosse unserer Feinde werden sollte. Sie fühlt sich verpflichtet, gegen diese Durchfuhr von Truppen und Kriegsmaterial zu protestiren, was sie hiermit thut. Die Kaiserin von Rußland sieht einem freudigen Familien- ereigniß entgegen. Die Reise nach Moskau ist eine Wallfahrt zu Moskaus heiligen Stätten behufs Erstehung eines männlichen Erben. Unter großem Jubel der Bevölkerung ist der Zar mit seiner Familie in Moskau eingetrosfe». Besondere politische Absichten sind mit der Reise nicht verbunden. In Petersburg hat man die albernen Gerüchte, die sich daran knüpften, noch besonders zerstreuen zu müssen geglaubt. Der dortige Chef der Kredit kanzlei im Finanzministerium Maleschewsky lud die Petersburger Bankiers und Bankdirektoren zu einer Besprechung ein und theilte ihnen amtlich im Auftrage des Finanzministers mit, daß alle Gerüchte über eine ungünstige Gestaltung der politischen Lage oder bevorstehende wichtige Entscheidungen, wie solche in letzter Zeit durch Stadtklatsch und einzelne ausländische Korres pondenten kolportirt seien, absolut unbegründet seien. Der beste Beweis dafür wäre, daß der Minister des Auswärtigen nicht einmal nach Moskau mitgereist sei. Persien. Ans Teheran wird gemeldet: In verschiedenen Ortschaften des Distrikts Dschuanru, in der Nähe der türkischen Grenze, etwa 40 Meilen nordwestlich von Kirmanschah, ist die Pest aufgetreten. Seit dem AuSbruch der Krankheit, vor drei Wochen, sollen 195 Personen gestorben sein. Die „Times" bringt in ihrer zweiten Ausgabe nachstehendes Telegramm aus Lahore von gestern: Die „Civil and Military Werth der militärischen Erstehung. Die Gegner des Heeres reden mit Vorliebe von der Nutzlo- stakeit der militärischen Erziehung und behaupten, durch die Militärlasten würden die Staaten zu Grunde gerichtet. Selten smd diese oberflächlichen Schlagworte so gründlich widerlegt morden, wie neulich in einer Soldaten-Versammlunä von Pro fessor Dr. Gust. Jäger, einem Lehrer derHygiene amStuttgarter Polytechnikum. Dr. Jäger ist einer der ersten, der sich mit dem Werth der militärischen Erziehung beschäftigte. Seit mehr all 30 Jahren hat er dieser Frage sein Interesse zugewandt. Di« Ergebnisse seiner Forschungen sind von umso größerer Bedeutung, als er sie nicht nur theoretisch, sondern auch durch fortgesetzte Untersuchungen an Soldaten und Turnern gewon- mr hat. Zunächst stellt Professor Jäger den abhärtenden Einfluß der militärischen Schulung fest. Unter Abhärtung ist nicht etwa nur die Widerstandsfähigkeit gegen schädliche Witterungs- Einflüsse zu verstehen. Der abgehärtete Mensch hat ein här- üuS, zäheres und zugleich elastischeres Fleisch als der Weich ling. Seine Muskeln fühlen sich in gespanntem Zustande brett- hart an, und Eindrücke haften darin nicht. Durch die gesunde Traimrung wird ein hoher Grad von körperlicher Leistungs fähigkeit und eine bemerkenswerthe Widerstandsfähigkeit gegen Lrantheiten erzielt. Die offiziellen Kranken-Listen des deut sch« Heeres liefern dafür den vollgiltigen Beweis. Nie ist der Krankenstand niedriger als im September, d. h. während der Manöver. Er geht durchschnittlich gegen den August um ein volles Drittel zurück. Der günstige Gesundheitszustand unserer Truppen muß also in erster Linie dem ausgedehnten Aufenthalt in frischer Luft zugeschrieben werden. Das ist ein Vorzug der militärischen Erziehung, der in unserer sitzfrohen, industrie- reichen Zeit nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Wie sehr dann die ausgiebige Bewegung, besonders beim Exerzieren und beim Marsch, verbunden mit der möglichst all- seiügen Uebung der Gliedmaßen, dem Allgemeinbefinden der Truppt zu statten kommt, zeigt schon ein oberflächlicher Blick auf das Aussehen der Mannschaften. Mit zunehmender Heb ung wachsen die Kräfte, nimmt die Beweglichkeit des Körpers zu, erfährt die Schnelligkeit und Gewandtheit der Bewegungen ein« bemerkenswerthe Steigerung. Dabei hat der sogenannte militärische Drill auf den gesammten Organismus einen über aus wohlthuenden Einfluß. Herz- und Lungen-Thätigkeit stei gern sich, der Brust-Umfang nimmt zu, der Blut-Umlauf und die Verbauung werden besser. So gewinnt der Soldat durch die in Folge der militärischen Schulung erlangte Gesundheit ein Kapital, das ihm im späteren Leven reiche Zinsen trägt. Ist er durch die militärische Schul ung arbeitsfähiger, geschickter, flinker, findiger und ausdauern- dn, vor Mem aber gesunder geworden, so kann er auch mehr «werben. Tritt auch thatsächlich die Steigerung seines Ver dienstes nicht in dem Umfange ein, wie sich theoretisch erwarten W, so ist es doch außer allem Zweifel, daß selbst nach Abzug des Ausfalls an Verdienst während der zwei oder drei in Be tracht kommenden Dienstjahre und der Kosten, die sie verursacht Ab«n, sich in 20 bis 30 Jahren ein ganz erheblicher finanzieller Gewinn für ihn herausstellen wird, wenn er sich mit einem Manne seiner Stellung von derselben Begabung und Berufs- treue, aber ohne militärische Schulung vergleicht. Vom volks- wirthschaftlichen Standpunkt aus sind also die für das Militär- Wesen ausgewendeten Summen nutzbringend angelegt; weit ent fernt, die Völker zu „ruiniren", führen sie zu ihrem Blühen und Adeihen, zu gesundem, wirthschaftlichem Aufschwung, wie schon ein Blick auf den vollendetsten „Militärstaat" der Welt, auf Deutschland, zeigt. Wechsels, war von Anfang an nicht für eine Verbindung einer WittelSbacherin mit einem Koburg-Cohary. Wenn es nun heißt, Fürst Ferdinand habe seine Zusage, zur Hochzeit am 1. Mai in München zu erscheinen, in einem herzlichen Schreiben an den Brautvater, Prinzen Ludwig, zurückgezogen, weil seine, des Fürsten, Kinder nicht ganz wohl seien, so entspricht das nicht den Thatsachen. Der trotz der Krankheit seiner Kinder fern von diesen weilende und auf Freiersfüßen wandelnde Fürst Ferdinand darf einfach nicht mehr an de» Münchener Hof kommen. Um der Etikette zu genügen, wird das derzeitige Haupt der Koburger, Herzog Alfred, am Hochzeitstage früh m München eintreffen, am Abend aber bereits wieder abreisen. Auch die Großmutter deS Bräutigams, Prinzessin Klementine, wird nicht anwesend sein." Eine Reminiscenz. Man schreibt der „Frankf. Ztg." Die aus Amsterdam gemeldete Nachricht, daß die Königin Wilhelmine der Niederlande kurz vor Ausbruch des südafrika nischen Krieges ein Schreiben zu Gunsten des Friedens an die Königin Viktoria gerichtet habe, ruft die Erinnerung an einen anderen Brief wach, den die Königin von England vor nunmehr 33 Jahren an den König Wilhelm I. von Preußen zur Erhalt ung des europäischen Friedens geschrieben hat. Zu jener Zeit — es war kurz vor Eröffnung der französischen Weltausstellung von 1867 — als man in Deutschland und Frankreich erbittert über die Luxemburger Räumungsfrage stritt und der Krieg nahezu unvermeidlich schien, machte dieser Brief der Königin Viktoria dir Runde durch viele Zeitungen. Der Inhalt des Briefes, der den Franzosen recht versöhnlich vorkam, weil darin Deutschland ziemlich streng behandelt wurde, war nach dem Journal „I-e folgender: Die Königin von Eng ¬ land beschwor den König Wilhelm im Namen der alten Be ziehungen beider Länder und der intimen Familienbande der königlichen Herrscherhäuser, der Welt die Schrecken eines euro päischen Krieges zu ersparen, und fügte hinzu, daß, wenn der Krieg dennoch zum Ausbruch kommen sollte, England dem Norddeutschen Bund nicht einmal moralischen Beistand leisten könne, sondern in absoluter, aber mißbilligender Neutralität verharren müsse. Zum Schluß sagte die Königin, diese Ansicht sei nicht nur ihre persönliche, sondern auch ein getreues Spiegel bild der öffentlichen Meinung in ganz Großbritannien. Heute stehen wir wiederum vor der Eröffnung einer französischen Weltausstellung, die Königin Viktoria regiert wie vor 33 Jah ren und ihre Heere sind eben eifrig damit beschäftigt, die Frei heit und Unabhängigkeit zweier kleinen Republiken zu vernich ten. Mit seltener Einhelligkeit giebt die deutsche Presse aller Parteien den Engländern zu verstehen, daß das deutsche Volk — um die Worte der Königin Viktoria zurückzugeben — dem kämpfenden Großbritannien keinen auch nur moralischen Bei- stano leisten könne, sondern in absoluter, aber mißbilligenderNeu- tralität verharren müsse. Vielleicht erinnert sich die greiseKönigin die das Osterfest im katholischen Irland feiert, der damals er- theilten Rathschläge. Wahrscheinlich ist dies freilich nicht, denn es ist eben immer leichter, Anderen gute Lehren zu geben, als sie selbst zu befolgen. Uebungen mit dem Heliographen, deutsch: Lichtfern sprecher, werden in der neuen deutschen Felddienstordnung vor gesehen. Bei der Metzer Kriegsschule wird zum 1. Mai ein Unterrichtskursus in dieser neuen militärischen Wissenschaft einge richtet. Die Zahl der Streiks in Deutschland hat nach der amtlichen Streikstatistik im Jahre 1899 im Ganzen 1297 be tragen, die sich auf 7113 Betriebe erstreckten. Von diesen Be trieben kamen durch die Streiks 1928 zum Stillstand. In den von den Ausständigen 1899 ergriffenen 7113 Betrieben waren im Ganzen 240246 Arbeiter beschäftigt, von denen 98304 sich am Streike betheiligten; unter ihnen wurden 27017 kontrakt brüchig. Ein Viertel aller Streiks betraf das Baugewerbe, in ihm kamen 443, in der Textilindustrie 109, in der Industrie von Stein und Erde 103, in der Maschinemndustrie 85, in der Bekleidungs- und Reinignngsindnstric 64, in der Nahrungs- und Genußmittelindustrie 52 Streiks Vor. Während im Baugewerbe die Zahl der Streikenden 35924 betrug, von denen 3114 kon traktbrüchig waren, belief sich die Zahl der kontraktbrüchigen Streikenden in der Textilindustrie auf fast die Hälfte der Streiken den: 5323 von 11377. Zum Fall Oertel berichtet das Münchener Centrumsblatt, die „Neue bayerische Ztg.": Der verstorbene sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Oertel habe ein Vermögen von 150 000 Mark hinterlassen, das er im Dienste der Partei erworben habe. Niederlande. Die Burenmission lehnte es in aller Form ab, sich über den Zweck ihrer Reise Berichterstattern gegenüber zu äußern. Bisher hat dieselbe nui» ausnahmsweise einige an den Dingen in Südafrika direkt interessirte Persönlichkeiten em pfangen. Die Mission hofft, daß die Königin sie empfangen wird: doch «st hierüber noch nichts bestimmt. Frankreich. Präsident Loubet besuchte Dienstag Morgen die russische Abtheilung der Weltausstellung aus dem Trocadero