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»8 Vr-iber-er «nd Tageblatt. S-tt- 8. — 1«. flebruar. )t gewesen Ware. Und wn schlechte Absichten zuschrei sonnten die Den die sich gegenseitig gröblich beschimpften. Die Sitzung mußte hr-hatb unterbcochrit werden. England» ^Eveying News- erfährt aus Windsor, die Königin Hobe in Folge der ernsten Lage in Südafrika die ge plant« R?is« na chHtalien ausgrgeben, Dit Kostet! des Kriege» schwellen mächtig an. Am 17. Oktober vorigen Iahte» wurde vom englischen Parlament die erste Rate der Summen bewilligt, die, wie der offizielle Bericht sich au»drü«tte, in Folge de» Kriege» in Süd afrika von der Regierung bendtyigt würden. Damals wurden 200 Millionen Mart gefordert und bewilligt, und jetzt werden weitere 260 Millionen verlangt. Ziewlich melancholisch bemerkt der „Morning Leader" zü diesen Ziffern: „Wenn eS soviel kostet, VM von Glencoe noch Colenso zürück ju gelangen, wa» wird eS un» kosten, unseren Bestimmungsort zu erreichest? . .. . Wir sehen dw Folgen bett Kriege» in Sud-Afrika jetzt noch nicht so genau; sie kommen, wie unsere Niederlagen, periodisch zu Tage . , . Niederlagen, die ihre» Gleichest in unserer Geschichte nicht haben, nicht seitdem tin ähnliches Heer von Ansiedlern uns ast» Amerika Vertrieb .... Bereits haben wir Persien verloren, eistest Bortheil in Amerika oufgeben müssen, und unS unsähig gezeigt, in China zu interveniren. Unsere ein geborene Armee in Aegypten zeigt bereits einen Hang zur Meuterei und Auslässigkeit.... Aber selbst wenn wir durch irgendwelche Unwahrscheinlichkeiten in unseren au»wärtigen Ange legenheiten vor Schaden bewahrt bleiben, werden wir zu Hause desto schwereren Angriffen ausgesetzt jein nnd daS Joch deS Mili tarismus auf UN» nehmen müssen .... Die neue Diplomatie bringt alS logisch« Folge die militärische Zwangsaushebung mit sich, und für dir Minuten, ist denen wir Herrn Chamberlain applaudirt haben, werde« wir mit Monaten oder Jahren in den Kaserne» bezahlen." ranzosen schlechte Absichten zuschrei ben, da sic dock sehen müßten, mi Welcker Ruhe Frankreich der Vermehrung btt deutschen Seekril te zuschaue! Aber das ganze Arden und Streiten sei wohl nur eben auf das Motiv zurüa- zuleiten, alle erforderlichen Argumente für dje Flottenvermehr ung in die Hand zu bekommen. Der „Figaro"-Diplomat spricht sich sodann entschieden dahin aus. daß oäs Mißtrauen Deutsch lands gegen Frankreich endlich fallen müsse. „Die Deutschen sind gegen jeden neuen Krieg mit Frankreich," gesteht er ein, „und sie wären meiner Ansicht nach, um diese Eventualität auf undenkliche Zeiten hinauszuschieben, gern bereit, mit uns ver schiedene bedeutende internationale Geschäfte anzuknllpfen. Da gegen steifen sie sich darauf, uns aaressive Hintergedanken gegen den Frankfurter Vertrag oder wenigstens das tief eingewurzelte Bestreben, Lothringen wieder zu nehmen, zuzuschreiben. Aus die sem Anlaß beanügen sie sich nicht damit, uns zu überwachen, waS ihr unbestreitbares Recht ist, sondern sic denunzircn uns auch, wo sie Nur können, was weniger geschickt ist.... Mein unparteiischer Schluß geht dahin: Die öffentliche Stimmung in Frankreich ist keineswegs einer Annäherung an Deutschland quf kolonialem Gebiete gegen die WeltbeherrschunaSgelüfte Englands abgeneigt; dagegen ist e» unerläßlich, wenn die Idee dieser Annäherung je Körper gewinnen soll, daß die deutsche Presse endlich dapon abläßt, uns fortwährend macchiavellistische und gehaltlose Absichten unterzuschieben." Wenn es Baron Valfrey wirklich gut mit unS meint, dann muß in der letzten Zett eine starke Veränderung mit ihm vorgegangen sein. Frankreich. Hm »Figaro" nimmt der bekannte Lages- schriilsteller „Whist (Baron Palfrey) das Wort zu den neuesten Preßerörterungen Uber das V e r h ä l t n i ß Frank reich» zu Deutschland gegenüber England. Er bestreitet ganz entschieden, daß man in Frankreich darauf guSgehe, Deutschland mit England zu verhetzen, um dann selbst Bortheil davon zu haben. Er führt au», daß Frankreich dem Kolonialerwerb Deutschlands mit dem aufrichtigsten Wohl wollen geoenllbersteht, daß Deutschland seinerseits Frankreich auch deutlich bewiesen babe, daß ihm eine Verständigung mit seinem westlichen Nachbarn durchaus nicht widerstrebe. Die Abneigung gegen England sei mit elementarer Gewalt im deut schen Volke zum Durchbruch gekommen, ohne daß Frankreich das Mindeste dazu zu thun im Stand« gewesen wäre. Und wie Rußland. Die „FinlandSlaja Gazeta" veröffentlicht nach stehendes an den General-Gouverneur von Finland gerichtete kaiserliche Reskript: „Bei der am 18. Mai v. I. erfolgten Schließung des außerordentlichen Landtages berichteten mir die ständischen Vertreter über die durch die bevorstehende Reorga nisation des MilitärwesenS im Großfürstenthum Finland und die Veröffentlichung des Manifestes vom 3. Februar v. I. her- dorgerufene erregte Stimmung. Zu meinem Bedauern ersehe Ich aus den Reden des Landmarschalls und der Thalmänner, daß die ständischen Vertreter nicht von dem allgemeinen staat lichen Nutzen dieser Maßnahmen überzeugt sind und sich Uber dieselben unpassende Ausstellungen erlaubt haben. Ich beauf trage Sie, zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, oaß diese Ausstellungen unrichtig sind und der seit dem Anfang des Jahr hunderts bestehenden Sachlage, wonach Finland einen inte- ärirenden, unabtrennbaren Theil Rußlands bildet, nicht ent sprechen. Ich wünsche ferner, daß dem kinländischen Volke be kannt gemacht werde, daß ich, als ich bei der Thronbesteigung die heilige Pflicht übernahm, für das Wohl aller der russischen Krone unterstehenden Völkerschaften zu sorgen, es für gut er kannte, für Finland die von meinen Vorfahren geschenkte be sondere Ordnung der inneren Gesetzgebung zu bewahren. Als «ine Erbschaft der Vergangenheit übernahm ich gleichzeitig die Festsetzung der Beziehungen des Großfiirstenthums zum russi- cken Reiche durch ein positives Gesetz. DaS Reskript erwähnt ovann das Manifest vom 3. Februar und sagt zum Schlüsse: „Ich erwarte von Ihnen energisches Handeln, durch welches in der Bevölkerung Finland» die Auffassung von der wahren Be deutung der zur Stärkung der Bande zwischen dem Reiche und dem Großfürstenthum ergriffenen Maßnahmen befestigt werde und wünsche, daß die treuunterthänige Ergebenheit des finni- chen Volkes, an der ich nickt zweifle, durch die That bewie- en werde und Ihnen die Erfüllung meiner Anweisungen er- eichtere". — Bom Zaren also haben die Finländer nichts zu hoffen! Unter den verschiedenen Maßregeln, die von der russischen Regierung jüngst in Betracht gezogen worden sind, um der Wie derholung von Unruhen unter den Studenten der Universitäten und anderer Hochschulen vorzubeugen, hat eine besonders wich tige die kaiserliche Genehmigung erhalten. Wie die „Deutsche Zeitschrift für autlandische» Unttrrichtswesen" Mittheilt, sollen nämlich in Zukunft alle Studenten, die Unruhen innerhalb oder außerhalb der Hochschulen Hervorrufen oder anstiften, zwangSweis« alt gemeine Soldaten einge- reiht und zu «in- bis dreijährigem Dienst tzer«rtb«ilt werden, je nachdem die Behörden der betref- finden Universität oder sonstigen Lehranstalt, unterstützt durch Abgeordnete der drei Ministerien de» Krieges, der Justiz und des Innern, es für nöthig finden. Auf diese Weise soll also die russische Armee zu einer Besserungsanstalt für die russischen Studenten gemacht werden. Keines der Vorrechte, auf Grund deren sonst iunge Leute, die «ine höhere Bildung erhalten haben, vom gewöhnlichen Militärdienst befreit sind, soll dabei Berück sichtigung finden. Aber nicht allein Diejenigen sollen zwangs weise dienen müssen, di« solche Unruhen Hervorrufen oder anstif- ten, sondern auch Diejenigen, die sich auf Grund von Verab redungen weigerst, ihre Studien fortzusetzen. Darum werden Studenten, die fortfahren zu streiken, unverzüglich unter die gewöhnlichen Soldaten gesteckt und einer viel strengeren Zucht Und Einschränkung unterworfen werden als früher. Schon bisher gab e» sogenannte Strafbataillone für die Besserung ge wisser Klassen von Verbrechern, aber jetzt zum ersten Male wird der Heeresdienst auch als Besserungsmittel für widerspenstige Studenten angewandt. Wenn diese jedoch ihre Pflicht als ge wöhnliche Soldaten ein Jahr hindurch musterhaft erfüllt haben, so hat der Kriegsminister das Recht, den Kaiser zu bitten, daß er sie wieder fretgebe. Ihre früheren Vergehen sind dann völlig vergessen, und sie erhalten die Erlaubniß, ihre Studien Wieden aufzunehmen und sogar in den Staatsdienst einzutreten. Die besondere Behörde, die für solche Fälle in jeder Lehranstalt ein gesetzt ist, hat zunächst den Studenten zu veranlassen, daß er sich mündlich oder schriftlich Uber seinen Fall äußert, und wenn er sich dessen weigert, wird er ohne weiteres Gehör verurtherlt werden, und dann werden die Beschlüsse der betreffenden Behör de für jeden Fall dem zuständigen Minister unterbreitet, gegen dessen endgiltige Entscheidung es eine Berufung nicht giebt. Auf die körperliche Unfähigkeit eines Studenten, die Pflichten eines gewöhnlichen Soldaten zu erfüllen, wird jedoch Rücksicht genom men werden, und zwar dadurch, daß man ihn dann unter die Nichtkombattanten einreiht. — Diese wichtige Neuerung ist das Ergebniß einer Konferenz der sechs betheiligten Minister, näm lich des Innern, des Unterrichts, der Landwirthschaft, des Fi nanzwesens, des Kriegs und der Justiz, denen allen besondere Unterrichtsanstalten unterstellt sind. . Der Krieg in Südafrika. Unmittelbar vor Schluß der Redaktion sind Heuke einige Telegramme eingegangcn, auS denen hervorgeht, daß Lord Roberts Aktion im vollen Gange ist. Leider versagen die vor liegenden Karten wieder einmal vollständig; es ist nur zu erkennen, daß Lord Roberts die Burenstellung bei Spytsoutcin undMaggers- fontein im Osten zu umgehen versucht. Bisher sind ihm die Anfänge feines Unternehmens anscheinend geglückt. Das Nähere lese man unter den Telegrammen vom Kriegsschauplatz nbch. Die Nieder lagen der Engländer bei Rensburg und Colesberg haben den Vormarsch der englischen Hauptmacht also nicht zu verhindern vermocht. Hoffentlich haben sich die Buren am Modderfluß nicht gar zu sehr durch Abgabe von Truppen nach dem Ceutrum ge- fchwächt, fodaß sie der englischen Hauptmacht mit Erfolg entgegen treten können! Ueber die Niederlage der durch den Abzug deS General French mit einem Theile der Truppen geschwächten Engländer bei ColeSberg liegen heute nachstehende Meldungen vor, die jämmtlich aus die Kabelkorrespondenz zurückzusühren sind: London, 14. Februar. Aus Kapstadt wird gemeldet: Die fluchtartige schwere Niederlage des General Clements (Komman deurs des linken Flügels der englischen Armee im Norden der Kapkolonie) mit den gesummten Truppen vor Colesberg macht einen niederschmetternden Eindruck, da der Rückzug auf RenSburg die Freistaatler zu Herren des gesammlen Bahnsystems des Nordens der Kapkolonie macht, Feld- marfchall Roberts abzuschneiden droht und die Offensive gegen den Freistaat unmöglich macht. Die Engländer verloren eine groß« Anzahl Geschütze, den ganzen Train und fast sämmtliche Lagervorräthe, fowi« alles Material, welcher alles während der nächtlichen Flucht nicht fortgeschafft werden konnte. Der Burcn- general Dklarey umgeht Naauwport, sodaß der weitere Rückzug der Engländer südwärts nothwendig ist. London, 14. Februar. Aus Rensburg wird gemeldet: Det Rückzug der Engländer erfolgte unter dem Schutze der Nacht, theilweise in voller Flucht bis nach Rensburg, unter Zurück lassung fast deS gesummten LagergerSthS, eines großen Theils des TrainS und vieler Verwundeter. Sämmtliche seit Anfang deö Jahre» besetzten Stellungen, einschließlich aller westlich von Rensburg gelegenen, sind geräumt. Die Freistaatler schnitten die Verbindung des Feinde» mit Gatacre (südöstlich) ab und gefährden die Verbindung mit de Aar (westlich). Die englischen Verluste sind schwer. Ob, wie verlautet, die englische Artillerie verloren ging, ist noch nicht festgestellt. Jedenfalls ist der Plan eines Offensivmarsches gegen den Oranje-Freistaat im Keime gefährdet. (?) Der „Central News" wird aus Kapstadt unterm 25. Januar nach Depeschen ans Kimberley vom 13. Januar bestätigt, daß die Bewohner erheblich unter Entbehrungen leiden. Die Fleischration ist auf ein Pfund täglich, meist Pferdefleisch, reduzirt. Eine Proklamation ist erlassen worden, welche besagt, daß auch diese tägliche Ration nicht garantirt werden könne. Der offizielle Gesundheitsbericht meldet, daß im Dezember 60 pro 1000 Weiße und 138,3 pro 1000 Schwarze in Kimberley starben; von Kindern unter einem Jahre starben 671,1 pro Tausend Weiße und 912,7 pro Tausend Schwarze. Tie Bevölkerung von Kimberley wird auf 14000 Weiße und 19000 Schwarze geschätzt. Die Ursache der hohen Kindersterb lichkeit ist Mangel an Milch, frischem Gemüse und Fleisch. Während des Monats Dezember herrschte typhöses Fieber be sonders stark vor. Seit dem 13. Januar ist bereits wieder ein ganzer Monat verflossen. Man kann sich also denken, daß die Bedräugniß der Bewohner ihren Höhepunkt erreicht hat. Jetzt meldet keine Depesche mehr das früher bekanntlich stereotype „Ailes wohl" und Cecil RhodeS ist die Lust zu schlechten Witzen vergangen. Der militärische Mitarbeiter deS „Morning Leader* erfährt' daß in wenigen Tagen eine neue Bewegung Buller» zum Entsatz von Ladysmith erwartet werden dürste, möglicherweise östlich von Colenso. — Butter wird sich nicht viel mehr „bewegen" können; höchstens rückwärts! Der Transvaaler KriegSkorrespondent de» „Lok.-Anz,", der srüher in Durban von den Engländern unter dem Verdacht der Spionage ungehalten, dann aber wieder sreigegeben wurde, ist später auf dem Ritte zum deutschen Corps von einem Burrn- kommando unter dem Verdacht de» HochverratHS und der Spionage abermals verhaftet, schließlich aber ebenfalls freigelassen worden.