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UN- Tageblatt Amtsblatt sür die MMen und WtWcn Bchilrdcn zu Freiberg und Brand, verantwmrtttch« Leitung ver Redaktion: G-sr- Bnrtharvt. Lrs-beint irden Wochentag Abend» '/,ä Uhr sür den anderen Lag Preis vierteljährlich 1 Mt. 8V Psg. etnmonatlich KO Pfg.; durch d e Post 2 Ml. 25 Psg. " 5L Jahrgang. "" ' Donnerstag, den 25. Januar. Inserate werden bi» vormittag« 11 Uhr Ü angenommen. Preis sür die Soaltzetle IS Psg. ss Außerhalb d:S LandzerichtSbezirl» 18 Psg. h 1SYY. Vermißt! Kretzschmar, Richard Wilhelm, Buchhalter, geboren am 4. Februar 1857 zu Freiberg, hat sich am 13. Januar diese» Jahre» in der 8. VormittagSstunde au» seiner Wohnung unter Umstünden entfernt, die darauf schließen lassen, daß er sich da» Leben genommen hab«. Um sofortige Stachricht »irv gebeten. Signalement» Statur: schmächtig. Größe: untermittel. Bart: kleiner schwarzer Schnurrbart. Haare: dunkel. Bekleidet war Richard Kretzschmar mit röthlich braunem (gelb und braun karrirtem) ge fütterten Wmterüberzieher mit schwarzem Sammelkragen, dunkelblauem abgetragenen Jacketanzug, schwarzem, desectem weichen Filzhut, Stiefeletten mit Gummizug, schwarzem Shlip» mit goldener Nadel (Hufeisen) und Leibwäsche mit Zeichen R. L Er trügt außerdem goldene Brille und Trauring gezeichnet U. 25. September 1892 und 17. April 1893. Freiberg, den 23. Januar 1900. Die SlaVtpolizet-ehArve. Wbr Bekanntmachung. Allgemeine Pflegerversamntlun- «ttlwoch, ven Sl. Januar 1999, Ab.nVS » Uhr im Gewerbchause, kleiner Saal. Sümmtliche Herren Distriktsvorsteher und Pfleger werden hierzu freundlichst eingeladen. Freiberg, am 23. Januar 1900. Der Etadtrath, Armenamt. vr Lins» G. Konkursverfahren. Ueber da» Vermögen des Gustav Richter, Besitzers einer lithographischen Anstalt, Buch- und Steindruckerci zu Freiberg, alleinigen Inhabers der Firma „Gustav Richter" daselbst, wird heute, am 15. Januar 1900, Vormittags s/,12 Uhr, das Konkursverfahren erösjnet. Der Kaufmann August Straubel in Freiberg wird zutn Konkursverwalter ernannt. Konkurssorderungen sind bi» zum 20. Februar 1999 7 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung deS ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf »ei» 9. Februar 1909, vormittags 9 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf ven 19. M»r, 1990, Vormittags 9'/, Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 83, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben »der zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nicht» an den Gemeinschnldner zu Verab folgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und vvn den Forderungen, für die sie au» der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bi» zum 7. Februar 1990 Anzeige zu machen. RSniglicheS Amtsgericht zu Freiberg, Abth. I. Bekannt gemacht durch den Grrnht»jchreiber: L 1/00 Nr. 7. Sekr »lealnl. Auktion in FreibergSdorf. Freitag, den 28. Januar 1999 Nachmittags S Uhr soll ein massiv eichener Swreibtisch mit Aufsatz versteigert werden. Versammlungsort: Brauerei-Restaurant vafelbst. Freiberg, den 24. Januar 1900. Sekr G«v Auktion. Dienstag, Ven 89. Januar 1999 Vor«. 19 Uhr kommen in tvelgmannsvorf 23 Ctr. Heu, eine Partie Bundstroh und eine Sichtmaschine gegen Baärzahlung zur Bersttigerung. Sammetort: Mühls Restauration. BranV, am 23. Januar 1900. SllkvrainmMt, Gerichtsvollzieher. Katholische Schule. Anmelvung schulpflichtiger «tnve» betr. Die katholisch zu erziehenden Kinder der hiesigen Stadt, welche Ostern da» 6. Lebensjahr erfüllt haben und die katholische Schule besuchen sollen, sind bis zUM 18. Frbr. a. e. bei Herrn Lehrer Kammler, hier, Kreuzg. 2 anzumelden. Auf Wunsch der Eltern, od. Erzieher können auch bereit» solche Kinder in die Schule ausgenommen werden, welche bi» zum SO. Juni dieses Ja hres das 9. Ltvtnsjahr erreichen. Bei der Anmeldung ist der Jinpsschein und bei de« «icht in Freiberg geborenen Kinder» die stanoesamtliche Geburtsurkunde beizubrmgen. Freiberg, den 24, Januar 1900. Der kaihol. Schulvorstauv. LSnrUnxduuasm, zur Zt. Bors Aus dem Reichstage. (Eigenbericht.) od. Berlin, 28. Januar. Die umfangreichen Gesetzentwürfe über die Unfallversicherung wurden heute einer besonderen Kommission von 28 Mitgliedern überwiesen, nachdem dte gestern begonnene erste Lesung nach weiterer, ziemlich lebhafter Debatte zu Ende geführt worden war. Die Redner, die heute noch zu Worte kamen, sprachen sich im Namen ihrer Parteien überwiegend freundlich zu den Entwürfen aus, so daß ihr Zustandekommen wohl nicht in Frage stehen dürste, wenn nicht etwa der gestern vom Abg. Trimborn an die Wand gemalte Konflikt einen Strich durch diese und noch manche andere Rechnung machen sollte. Wie bei einer so umfangreichen Materie natürlich, hatte jeder der Niedner noch seine besonderen Wünsche, deren Vertretung vor der Kommission er dann gewöhnlich in Aussicht stellte. So wünschte Abg. Fischbeck (fr. Vpt.) die Ausdehnung der Unfall versicherung aus die Hausindustrie und die Zulassung der Anlage des Vermögens der Berussgenvssenschasten in Pfandbriefen der Hypothekenbanken; Abg. vr. Paasche (nl.) die obligatorische Zu ziehung von sachverständigen Berussgeuossen zu den territorialen Schiedsgerichten und die vorübergehende Erhöhung der Rente aus 100 Prozent in Fällen besonderer Hilfsbedürftigkeit; Abg. Dörksen (Rp.) eine anderweitige Vertheilung der Lasten bei der Landwirthschast und Abg. vr. Hösfel (Rp.) einen weiteren Spiel raum sür die Aerzte und eine Ausdehnung der Anmeldefrist aus 2—3 Wochen, da bei der jetzigen Frist von 3 Tagen auch die kleinsten Unfälle angemeldet würden, die gar keine Folgen Hütten und der Verwaltung nur zwecklos Arbeit aufbürdeten. Alle diese bürgerlichen Redner polemisirten zugleich gegen die gestrigen Uebertre,bringen Stadthagens, und ihnen schloß sich auch Abg. Eckart (südd. Vpt.) an, der sich dazu allerdings merkwürdiger Weise mitten unter die Sozialdemokraten aus den Platz v. Voll mars begeben hatte. Wie von vornherein angekündigt, leisteten sich die Sozial demokraten noch den Luxus eines zweiten Redner», und für heute hatten sie eine bessere Wahl getroffen, den Abg. Molkcn- buhr, unbestritten einen der kenntnißreicbstcn Abgeordneten auf dem Gebiete der Arbelterversichernng. Er arbeitete denn anch im Gegensatz zu Stadthagens phantasievollen Ausführungen wesentlich mit Thatsachen und Zahlen. Es ist wohl möglich, daß die Kommission sich aus einige dieser Anregungen näher einlaßt; die von ihm >n großer Zahl vorgetragenen weitgehenden Forder ungen werden dagegen kaum aus irgend welches Entgegenkommen zu rechnen haben. Der Redner schloß nun freilich seine Aus führungen damit, daß es seiner Partei schwer werden würde, dem Gesetze ihre Zustimmung zu geben, wenn eS nicht gelänge, die vorgebrachten grundsätzlichen Bedenken zu beseitigen, aber Fischbeck sprach doch die Zuversicht au», daß wie bei der JnvaliditätSversicherungsnovelle so auch hier die Sozialdemokraten schließlich die mit dem Gesetz gemachten Fortschritte anerkennen und für dasselbe stimmen würden. Graf Posadowskh ist diesmal seiner Sache offenbar sehr sicher, denn er beschränkte sich heute darauf, einige angreifbaren Behauptungen deS sozialdemokratischen Redners richtig zu stellen. Nach Erledigung dieser Angelegenheit wurde noch die zweite Berathung des Justizetats, die neulich abgebrochen worden war, zu Ende geführt. Wünsche an den Staatssekretär hatte nur noch Abg. Kirsch (Centr.), der sür die Erweiterung der Zwangs erziehung jugendlicher Verbrecher eintrat und vor Allem äußerste Vorsicht bei der Besetzung von Reichsgerichtssiellen empfahl, da mit daS Ansehen des höchsten Gerichtshofes intakt erhalten bleibe; in letzter Zeit sei diese Vorsicht nicht immer beobachtet worden. Dann aber kamen noch einmal die mecklenburgischen Zustände und das vielbesprochene Berliner Urtheil gegen den „Vorwärts" in Sachen des sächsischen Oberlandesgerichts zur Sprache. Dem Berliner Landgericht erstand ein warmer Vertheidigcr in der Person des Lanvgerichtsraths Schmidt-Warburg (Centr.), der dem sächsischen Geheimrath Fischer den Vorwurf machte, von dem Berliner Landgericht eine gesetzwidrige Handlung gefordert zn haben, als er seine Meinung dahin auSsprnch, das Gericht hätte den Wahrheitsbeweis des Vorwärts nicht zulassen sollen. DaS Urtheil sei vollständig orduuugSmäßig ergangen und halte jeder Kritik stand. Eine Antwort vom Regieruug-tische wnrde daraus nicht gegeben. Aus die mecklenburgischen Verhältnisse brachte vr. Pachmcke (fr. Vgg.) noch einmal die Sprache, indem er es als durchaus nvthwenbig erklärte, darauf zu bringen, daß auch Mecklenburg sich endlich dem konstitutionellen deutschen Ver- fassnngswesen anpaßt; das 'Reich dürfe nicht Hunberttausende von Bürgern der Rechtslosigkeit überlassen, die nur zur Stärkung der Sozialdemokratie führe. Abg. Rettig (kons.) trat wieder als Vertheidigcr der mecklenburgischen Verhältnisse aus, die den dortigen Zuständen durchaus angemessen seien, aber Abg. Kirsch erklärte im Namen des ganzen Ccntrums, das doch sonst nicht leicht zu einem Eingriff in einzelüaatliche Verhältnisse zu haben ist, (Aber Mecklenburg ist streng protestantisch! Red.) die unbe dingte Zustimmung zu der Forderung Pachnictes, und auch Vr. Sattler (natl.) erklärte, daß mau es nirgends außerhalb Mecklen burgs verstehen würde, daß richterliche Funktionen vererbt werden könnten. Als Folge dieser Erörterungen, namentlich der Haliung des CentrnmS, wird wohl in nächster Session ein freisinniger Initiativantrag aus Einführung einer Verfassung in Mecklenburg auf der Bildfläche erscheinen. Politische Umschau. Freiberg, den 24. Januar. Deuschlanv. Der „Neichsanz." veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, welche besagt, dasJnfelacbiet der Karolinen, Palau und Marianen bilde vom Zeitpunkte der Uebergabe an unsere Behörden ab bis aus Weiteres einen Theil des Schutzgebietes von Deutsch- Neuguinea ; ferner eine Verfügung des Reichskanzlers, wonach die Verwaltung des JnselgebietS unter der Verantwortung des Gouverneurs von Teutsch-Nenguinea aus den Ostkarolinen von einem Vize-Gouverneur, auf den Marianen und Westkarvlinen, einschließlich der Palaninseln, von Bezirlshanptleuten wahr genommen werde; endlich eine Verordnung des Reichskanzlers, welche bis auf Weiteres verbietet, von den Eingeborenen der Karolinen-, Marianen- und Palauinseln Grnndcigenthum aus irgend eine Art, sei es durch Kauf ober Schenkung oder sonst ein Rechtsgeschäft, zu erwerben. Die „Conservative Corresp." schreibt: Der Herr Reichskanzler nannte den bekannten Ausspruch, die Sozialdemokratie sei eine vorübergehende Erscheinung, «inen sehr weisen Ausspruch. Mit Recht. ES kommt aber immer darauf an, von welchem Gesichtspunkte auS man diese Worte auffaßt. Die Auffassung deS praktischen Politiker» wird gerade in diesem Punkte von der des Historiker» abweichen müssen; denn die Auf gabe des ersten ist es, dafür zu sorgen, daß die Entwickelung des Staatswesens möglichst ohne Erschütterungen vor sich gehe. Herr v. Kroecher hat sehr zutreffend darauf hingewiesen, daß auch die französische Revolution eine vorübergehende Erscheinung gewest» ist, und in diesem Sinne kann man den dreißigjährigen Krieg ebenfalls unter solche vorübergehenden Erscheinungen rechnen, die langandauernde Zerrüttungen zur Folge gehabt haben. Darum schließt die Eigenschaft der Sozialdemokratie al» vorübergehende Erscheinung die Nothwendigkeit, gegen sie Vorkehrungen zu treffen, nicht nur nicht aus, sondern sie macht den Kampf gegen die sozialdemokratische Bewegung und ihre Eindämmung geradezu zur Pflicht, damit nicht ähnliche Zustände herbeigeführt werden, ivie sie durch die französische Revolution herbeigeführt worden sind. Auch Feuersbrünste und Wassersnöthe sind vorübergehende Erscheinungen, und doch würde man jeden für leichtsinnig halten, ver nicht die Bekämpfung derselben sich mit allen Kräften ange legen sein ließe. Bei Hochwassergefahr werden Wächter auSge- jb llt, die Dämme werden an schwachen Stellen verstärkt und er höht; wollte man aber vie Hochfluth ungehindert andringen lassen und die Dämme wehrlos prcisgeben, so würde die Fluth sich bald brausend und verheerend über das Land ergießen und »ls allerdings vorübergehende Erscheinung furchtbare dauernde Spuren zurückiassen. Die „Deutsche Tageszeitung" kann positiv versichern, daß der Kaiser bei der Audienz des Präsidiums des Abgeordneten hauses keinerlei politische Gegenstände berührt hat. Das Blatt schreibt: Es ist selbstverständlich, daß, wenn er zu dem Prä sidium des Herrenhauses solche Aeußerungen gethan haben soll te, dieses nicht so indiskret sein würde, sie der Presse zu über geben. Eine neue — Freundlichkeit England»! Wie die Londoner „Finnnzchromk" aus sicherer und zuverlässiger Quelle weiß, soll die Einfuhr von Rübenzucker in England besteuert werden, während Rohrzucker weiter zollfrei nach England eingr- führt werden darf. Bekanntlich ist der im Jahre 1899 „bi» auf weiteres" verlängerte Handelsvertrag zwischen Deutschland und England nur provisorisch geschloffen und e» steht daher dem BnndcSratb die Besngniß zu, ihn jederzeit wieder aufznhebrn. Der Rübenzucker ist nun ein ganz spezifisches Erzeugniß der deutschen chemischen Industrie, sodaß alsodurchEinführungdeSRüben- zuckerzollcs in England speziell die deutsche Industrie geschädigt werden würde. Jedenfalls würde eine differentielle Behandlung des deutschen Zuckers in England wohl höchst wahrscheinlich die Veranlassung zn einem Zollkriege zwischen Deutschland und Eng land werden müssen. Den bedrängten Engländern kommt nun wirklich die deutsche Presse zu Hilfe, um die Vergewaltigung der deutschen L>chiffe als „Spionen" -Machc hinzustellen. Den Ton gicbt das „vornehme" rheinische „Weltblatt", die „Kölnische Zeitung", an, sie „bestätigt" die Richtigkeit einer englischen (wohlbeachtet!) Meldung, daß dir englische Marine- behördc das „Opfer bedenklichster Spione" geworden sei. Man stelle sich Albion als ein solches Opfer vor! — Allein diese „Bestätigung" von Seiten des rheinischen anglophilen Blattes würde nichts zu bedeuten haben, wenn nicht das führende Ten- j rrumsorgan, die „K. Bztg.", die Sache noch zu übertlyMtzsy»