Volltext Seite (XML)
von 150 Mark bis zu 250 Mark, sondern auch des Speisen und warme Getränke verabfolgt werden sollen. Leiche von Stambul nach Philippopel bringen soll, ist ihm zu gewährende Darlehen bis zur Höhe von 300 Mk. übernommen und er seinerseits sich für Schumann in der türkischen Hauptstadt angekommen. jaht und dementsprechend Kögler Müller zu 8 Jahren Zuchthaus zu 4 Jahren und verurtheilt, Beide Meineids schuldig, versicherte aber, daß er zum Mein eide nur durch den Mitangeklagten Müller verleitet worden sei. Fraglichen Eid hat Kögler am 9. Mai v. I. vor dem Königlichen Amtsgericht Meerane in der Prozeßsache des Mitangeklagten Müller gegen den Gutsbesitzer August Schumann in Schwaben geleistet, indem er als Zeuge folgende unwahre Angaben machle und beschwor: „Schumann habe am zweiten Sonntage des Glauchauer Schützenfestes im Jahre 1889 beim Bankier Müller in Glauchau für ihn Bürgschaft für Diese Bestimmung wurde von der Köntgl. Amtshaupt mannschaft Chemnitz beanstandet mit der Eröffnung, daß nach einer richterlichen Entscheidung Vereine, welche die Verminderung der Ausgaben ihrer Mitglieder durch Gewährung von geistigen Getränken zu billigen Prei sen anstreben, als Consumvereine, diese aber als Ge« werbtreibende anzusehen sind, welche zur Errichtung einer Schankstäite bez. zum Betriebe eines Schankgc- werbes unter allen Umständen die in 8 33 der Ge- werbeordnung vorgeschriebene Genehmigung einzuholen haben. Hierauf richtete der Verein an die Amtshaupt mannschaft das Gesuch um Ertheilung der Schank. zu gewährende Darlehen bis zur gleichen Höhe ver« Diese Bürgschaftserklärungen habe Müller AW dsm Sachsenlande. — Die 2. Kammer brachte am Montag zwei Petitionen, bezw. Beschwerden zur Erledigung. Zu nächst lag eine Beschwerde des Vorstandes des Vereins „Erholung" in Hilbersdorf vor. Dieser Verein ver folgt angeblich die Aufgabe, die Geselligkeit zu pflegen und die geistige und sittliche Fortbildung der Mit ¬ auch für unfähig erklärt, jemals wieder als Zeugen eidlich vernommen zu werden. — In Grimma ist am 26. Februar der kgl. Schulinspector Schulrath Eckardt, Verfasser der Chronik von Glauchau, gestorben. Herr Schulrath Eckardt, geb. 1819 in Weißenborn bei Fre'berg, wirkte nach Beendigung seines theologischen Studiums als Lehrer in Döbeln und Roßwein, darauf als Schuldirector zuerst in genannter Stadt, dann in Zschopau und Glauchau. 1874 wurde er zum köntgl. Schulinspector für den Bezirk Grimma ernannt. 17 Jahre lang be- kleidete er dieses verantwortungsreiche Amt mit Sach, kenntntß, Umsicht und Freudigkeit. § ausdrücklich angenommen. Etwa einen Monat später s habe ihm Schumann einen von diesem accepttrten - Wechsel über 150 Mk. gegeben. Diesen Wechsel habe ! er zu Müller'n getragen, hierauf 150 Mk. abzüglich s der Spesen und Kosten ausgezahlt erhalten und diesen ! Betrag an Schumann auSgehändtgt." Nunmehr ge- § stand er: Dem sei nicht so gewesen; er, Kögler, habe , vielmehr nur infolge von Versprechungen und Zurede« i Müllers falsch gezeugt und falsch geschworen. Er s selbst als zahlungsunfähiger Mann habe nicht da« ! mindeste Interesse daran gehabt. Die einzige Person, ! die ein Interesse daran hatte, daß er so, wie geschehen, ! sei eben Müller gewesen. Dieser habe in dem Pro« ! zrsse gegen Schumann nur obsiegen können, wenn er ; ihm als Zeuge diente. Müller, dessen etgenthümlicheS ! Wesen und Lächeln durchaus nicht für ihn etnnehmen konnte, bestritt seinerseits jede Schuld; aber vergeblich. Die Schuldfragcn wurden von den Geschworenen be- Alfien. - zu get Die „Times" meldet aus Shangai: Gut unterrichtete s bürgt. Chinesen behaupten, die Waffenerfolge der Regierung 23 des Volksschülgesetzentwurfs hat am MonM Vormittag wieder mehrere Stunden verhandelt, ohne zu einem Resultate zu gelangen, ß 21 ist zwar in neuer Fassung hergestellt worden, erfährt aber auch in dieser Fassung noch Widerspruch. Die Berathungen werden fortgesetzt. ^efterreichMngKr». Im czechischen Theile Böhmens wurde eine neue Bewegung gegen die Deutschen etngeleitet. Pro- teste gegen nationale Abgrenzung der Bezirke werden versendet, ein Volksmeettng vorbereitet, während die czechische Provinzpresse in Aufrufen zu Kundgebungen für die staatliche Unabhängigkeit der Länder der Wen- zelskrone auffordert. Die Zahl der Arbeitslosen in Wien wird gegen wärtig auf 40,000, der fünfte Theil aller dortigen Arbeiter, beziffert. Frankreich. Das neue Cabinet wird von den Zeitungen schon ziemlich heftig mitgenommen und ihm fast allgemein nur eine kurze Lebensdauer prophezeit. Am Mon tag wurde das den Kammern zu verlesende Programm festgestellt, welches das Hauptgewicht auf das Festhalten an der bestehenden Kirchengesetzgebung legt. Im Müllkas en des Hotels Sagan in Paris ex- plodtrten zwei mit Sprengstoff gefüllte Hülsen, welche von unbekannten Personen dort hineingeworfen waren. Die Fenstenscheiben zersprangen, Personen find nicht verletzt. Ein französischer Hauptmann hat einen Revolver construirt, aus wel kem der Feind mit Schwefel säure bespritzt werden soll. Die Waffe ist für den afrikanischen Buschkrieg bestimmt. England. 320,000 Arbeiter englischer Kohlengruben haben wegen Lohnstreiiigkeiten zum 12. März gekündigt. Ein Massenstreik steht bevor. Bulgarien. Es scheint nunmehr, wie aus Sofia berichtet wird, keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß es sich bet dem gegen den Gesandten Wulkowttsch begangenen Verbrechen um ein politisches Attentat handelt Der Thäter soll ein russischer Unterthan Iwanow,, und dieser dasselbe Individuum sein, welches dem General Kaulbars gelegentlich seiner berüchtigten Mis sion in Bulgarien zugetheilt war, und das bet einem vergeblichen Versuche, nach einer Rede Kaulbars die Bevölkerung von Sofia aufzuhetzen, furchtbar durchge prügelt wurde. Iwanow verließ nachweislich Sofia mit dem General Kaulbars und begab sich nach Kon stantinopel, wo er ganz offen als russischer Wühler thätig war. Wetter wird berichtet, daß Iwanow vor einiger Zett in einem Wirthshause Konstantinopels erklärt haben soll, daß Wulkowitsch ermordet werden würde, vr. Wulkowitsch wird in Philippopel bestattet werden. Eine bulgarische Staatscommisfion, welche die glieder zu fördern; die Statuten bestimmten jedoch u. _ . _ A. auch, daß den Mitgliedern im Vercinslokale durch nur der Fälschung verschiedener Wechsel über Beträge i einen vom Vorstand angestellten Vereinswart Bier, im Norden würden stark übertrieben; der Winter ver hindere die Operationen auf beiden Seiten. Die Re bellen sind 20,000 Mann stark, nehmen feste Stellun gen im Gebirge ein, und die Erneuerung der Re bellion tst sicher, wenn das Wetter sich mäßigt. Atts dem MuldeuLhale. "Waldenburg, 1. März. Am Sonntag Abend veranstaltete Se. Durchlaucht Fürst von Schönburg- Waldenburg auf dem Kgl. Belvedere in Dresden eine ! Ballfestltchkeit, die von 260 Personen besucht war. : Unter den Theilnchmcrn befanden sich auch Ihre Kö« ' nigl. Hoheiten Prinz Friedrich August mtt Gemahlin ! und Prinz Max. ' *— Herr Gerichtsschreiber Fiedler ist heute vor 25 Jahren bet der hiesigen Königlichen Gerichtsbehörde angestellt worden und seitdem ununterbrochen be! der- selben thätig gewesen. Aus diesem Anlasse wurde der Jubilar heute durch Herrn Amtsrichter Bamberg vor versammeltem Personale begrüßt und beglückwünscht. j — Im Grünen Baum in Albertsthal bet Glauchau fand am 28. d. die 4. allgemeine Geflügel-Ausstellung - des Grflügelzüchterveretns Rothenbach-Albertsthal statt, i — Bei dem in Zwickau garnisonirenden 9. Infan terie-Regiment Nr. 133 treffen am 2., bez 3. März j dss. Js. 125 Unteroffiziere und Mannschaften der i Reserve und Landwehr behufs Ausbildung mit dem l neuen Gewehr zu einer 11, bez. 10lägtgen Uebung ein und werden kasernirt. Dieselben werden aus den Landwehrbezirken Zwickau, Glauchau, Schneeberg und ' Plauen beordert. — Zum Schwurgerichtsvorsitzenden beim Landgericht Zwickau ist für das 2. Vierteljahr d. I. Herr Land- ' gerichtsdirector vr. Wagner daselbst ernannt worden. : — Ueber die Schwurgerichtsverhandlung in Zwis - ckau gegen den Tischlermeister und Versicherungsagen- ten Louis Hermann Kögler aus Schwaben, zuletzt in Meerane, wegen Wechselfälschung und Meineides, und den Bankier Johann Robert Hermann Müller aus Neuhausen bei Waldheim, wohnhaft in Glauchau, wegen Anstiftung zum Meinetde, beide vorbestraft, ist folgen des Nähere zu ^berichten: Kögler bekannte sich nicht Feuilleton. i Eine dunkle That. Eine elsässische Geschichte aus dem Jahre 1870. f Bon Karl Wohlfahrt. Nachdruck »rrdotr». j (Fortsetzung.) ) Der Maire sah, daß dem Pächter der Wein etwas f zu Kopf gestiegen, und er hielt es für an der Zeit, - den Heimweg anzutreten. Hatte er doch erreicht, was - er mit diesem Besuche auf dem Pachthose bezweckt ! hatte. Das Schicksal Oberdanks lag nun ganz in s seiner Hand. „Na, was stehst Du denn noch immer da und sperrst - die Augen auf," fuhr der Pächter fort. „Mach, daß ! Du meine Sachen packst, was ich am nöthigsten brauche. Werd Dir dann sagen, was Du mir nach schicken sollst." „Ja, muß es denn gleich sein?" fragte die Alte. „Ihr werdet doch nicht heut schon marschiren?" „Freilich werd' ich heut schon marschiren. Es läßt mir keine Ruh mehr hier! Fort muß ich! Fort von hier!" „Mein' auch, Ihr thätet besser, morgen mtt dem Frühzug zu fahren," meinte der Maire. „Nein, Herr. Es duldet mich nicht so lang hier im Haus. Die ganze Nacht durch marschtr ich, wie ich als junger Bursch gewandert bin, das Ränzel auf dem Rücken, den Stock in der Hand. Morgen früh muß ich schon in Saargemünd fein." „So zieht mit Gott!" sagte der Maire, nach dem die Alte sich kopfschüttelnd zur Thüre hinausge- schltchen. „Und Gott lohn' Ihnen, Herr Maire, was Sie an mir gethan haben oder noch thun. Adieu, Herr Maire." Als Monsieur Biche eine halbe Stunde später an der Station von Guntershos vorbeiging, lief ihm der Stationsvorsteher nach, ein Telegramm in der Hand. — „Eine Depesche für Sie, Herr Maire! — von Paris!" Nachdem der Maire die Depesche erbrochen hatte, las er folgende, von seinem Sohne Oktave um 6 Uhr nachmittags aufgegebenen Zeilen: „Die Kammer hat soeben den Kredit bewilligt. Im Senat hat Rouher erklärt, „an dem Degen Frankreichs ist es nun, seine Pflicht zu thun." Der Krieg ist damit erklärt. Ich reise morgen ab. Oktave." 18. Kapitel. Als er wieder zur Besinnung kam, fühlte er einen leisen brennenden Schmerz in seinem rechten Schenkel und es war ihm, als fließe das warme Blut noch immer an seinem Beine hinab. Er öffnete die Augen. Der Himmel sah mit freund- i ltcher Bläue auf die blutgetränkte Erde herab. In der Ferne schwebten einzelne zarte Schleier in der Höhe und wie er genauer zusah, bemerkte er, daß es nicht die Wolken des Himmels waren, sondern der Rauch der Geschütze, der hier in der Luft zerfloß, dort noch in langen Streifen über den Feldern hing. Das Knattern des Kletngewehrfeuers klang an sein Ohr, dazwischen die einzelnen Donnerschläge des groben Geschützes. Die Schlacht tobte noch immer! Er fühlte einen brennenden Durst; die Kehle war ihm wie vertrocknet. Er wollte sich aufrichten, aber es lag wie Blei auf seinen Gliedern. Nur mit der größten Angrenzung konnte er sich so weit erheben, daß er den Oberkörper auf seinen rechten Arm stützen konnte. Er sah nun, wo er sich befand. Er erkannte die Straße von Fröschwetler nach Retchshoffen. Er lag im Chausseegraben; links von ihm ein todteS Pferd, rechts, kaum zwei Schritte von ihm entfernt, auf dem Rücken liegend, die Arme wett ausgestreckt, die Leiche eines Chasseurs d'Afrtque. Ein donnerndes Geräusch, das die Erde erschütterte, kam näher und näher. Eine Staubwolke hüllte die Bäume der Chaussee in der Richtung nach Fröschweiler ein. Bald erkannte er weiße Uniformen, blitzende Helme, schnaubende Pferde. Das sauste an ihm vor über, wie die Jagd des wilden Jägers; Niemand achtete auf den armen Vertdundeten im Graben der Landstraße. Bald verhallte das Getrappel der Pferde . in der Ferne. Aber dort, woher sie gekommen waren, ! ließ ein neuer Donner, diesmal noch stärker, sich hören, stieg eine neue Staubwolke auf. Diesmal ist es das Rollen von Rädern, das die Erde erschüttert. Eine reitende Batterie saust heran und biegt in einen Feld« . weg ein, der zur Höhe des Hügels htnaufführt. Er ( hört das Halt! des commandtrenden Offiziers, er sieht, wie die Kanonen gerichtet werden, er steht die Blitze zucken, den Rauch von den Geschützen ousstetgen . . . Bum! Bum! Ein Donnerschlag auf den anderen läßt die Luft erzittern . . . Nein, die Schlacht tst beendigt. Sie tst verloren. Man schickt den Fliehenden Kugeln nach und die Reiterei verfolgt sie. Er erinnert sich auf einmal, wie er von der Masse der in wilder Flucht ihr Heil Suchenden auf der Straße nach Retchshoffen fortge rissen wurde, wie er seinem Lieutenant aufs Pferd geholfen, den ein Flintenschuß verwundet hatte, und wie er selbst dann von einem Granatsplitter umgewor fen wurde. . . Wie dieser höllische Durst ihm auf der Zunge brennt! Dort liegt sein Tornister, nur zwei Schritte von ihm entfernt, und er weiß, daß die Feldflasche darin noch halb gefüllt ist mit Cognac und Wasser; und doch er scheint ihm der erquickende Trank, nach dem seine Lip pen lechzen, in dieser Entfernung unerreichbar. (Fortsetzung folgt.)