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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190001121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19000112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19000112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-12
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.01.1900
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Frelverger Anzeiger «nv Tageblatt. Seite 2. — 12. Januar 1900. dsch/ >en mit Odessa vr. Focke ersetzt. Daß der Dienst in Odessa gerade düngen, die der besondere Gelegenheit geboten hätte, sich mit den Verhältnissen Das Spottgedicht I in Südafrika vertraut zu machen und die Bedürfnisse der dortigen Punch" als Witze angesehen wissen will. Klein Deutschland spricht" hat in vier achtzcili Wie wir hören, sollen die deutschen (48. Fortsetzung.) Nachdruck verboten.) -Forschung folgt.) Deutschen kennen zu lernen, hat man bisher nicht gewußt. Doch daß man sich englische Rücksichtslosigkeiten nicht gefallen lassen darf, hätte auch ein frisch angekommener Konsul wissen müssen. Zeitungen hier Poesie zugeschnitten; er ist noch immer von sich und seiner Flotte so eingenommen, daß er sich Alles herausnehmen zu dürfen glaubt. In dieser Anschauungsweise liegt ein Grad des Hochmuths, der an den sprichwörtlichen Hochmuth vor dem Der Hochzeitstag. Roman von H. PalmS-Payscn allen englischen Uebergriffen schweigt. „Münch. N. N." geht ein Kapstädter Brief vom 17. Dezember zu, worin es heißt: gen Strophen folgenden Inhalt: „Der deutsche Kaiser hat einen kleinen Handel an der Spree, was braucht er da eine große Flotte, so groß, wie solche noch nie das Meer befahren hat? Vielleicht für die Wacht am Rhein an Frankreichs Grenze? Mit demselben Recht, mit dem der Kaiser für seinen kleinen Hökerladen die Herrschaft des Meeres beansprucht, könnten die Schweizer sich eine Flotte kleiner Raddampfer bauen und als große Seemacht die wilden Wogen des Luzerner Sees beherr schen. Jawohl, die Flotte für den Kaiser wäre nothwendig, wenn er sie brauchen könnte, so zum Beispiel wie Noah, denn wo wären wir, wenn Noah seine kleine Flotte zu bauen ver- g-ssen hätte? Wo mag des Kaisers kleiner Handel bleiben, wenn England Deutschlands Reichthum für alle Ewigkeit in die See versenkt hat?" — Soweit der Londoner „Punch". Die nicht ausgesprochene Antwort auf die in der letzten Strophe aus gesprochene Frage soll natürlich lauten: der Kaiser braucht keine Flotte, sondern nur eine Arche Noah, um sich in dieser aufsMeer hinaus zu retten, wenn es den Engländern beliebt haben wird, Deutschlands Reichthum ins Meer zu ver senken. Der Durchschnitts-Engländer ist auf diese „Punch"- Politische Umschau. Freiberg, den 11. Januar. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Aus Kiel lst vor einigen Tagen die Meldung verbreitet worden, das deutsche Kaiser paar beabsichtige in April d. I. an Bord S. M. S. „Hohen- zollern" eine Reise »ach Rom anzutreten, die mit einem Besuch EgyptenS verbunden werden solle. Wir sind ermächtigt, diese Angaben als thörichte Erfindung zu bezeichnen." In Stettin sand gestern in Gegenwart deS Kaisers der Stapellauf deS großen Doppelschraubendampfers -Deutschland" statt. Den Taufakt vollzog StaatSminister Graf Bülow mit nachstehender Ansprache: Bor 82 Jahren, im Jahre 1847, wurde in Hamburg eine Ge sellschaft gegründet zum Zwecke der Segelschifffahrt zwischen Hamburg und Ncw-Nork. Sie wurde mit einem Kapital von nur 450000 Mk. gegründet. Heute ist ihr Aktienkapital angewachsen auf 65 Millionen Mark. Der Raumgehalt ihrer Schiffe hat längst die Zahl von 400000 Tonnen überschritten. Sir beschäftigt aus ihren Seedampsrrn, auf ihren Fluhfahrzrugen und am Lande 9000 Personen. Im verflossenen Jahre legten ihre Schiffe fast 4 Millionen Seemeilen zurück. Vor wenigen Wochen ist für dieselbe Gesellschaft auf derselben Werft der Reichspost dampfer „Hamburg" vom Stapel gelaufen, mit welchem dir Gesellschaft in den Reichspostdienst mit dem fernen Osten eingetreten ist, den sie gemeinsam mit ihrem Bremer Bruder, dem „Norddeutschen Lloyd", betreiben wird. Diese Gesellschaft, die während des letzten halben Jahr- vr. Focke seinerseits aber scheint der Meinung zu sein, daß er die Pflichten seines Amtes am besten erfülle, wenn er zu Den Die Flucht der raffinirten Verleumderin hatte den letzten schlagenden Beweis für ihre Niedertracht und Schandthat hier am Ort geliefert. Man verschmähte ihre Verfolgung, sah es als eine Befleckung des Namens an, denselben mit dem ihrigen in Alten und Zeitungen zusammengestellt zu sehen. Mochte sie ihre Freiheit behalten, wohin sie sich auch wandte, gegen Süden oder Norden oder in die heißen Länder einer fremden Welt — ihr Gewissen folgte ihr. Einer weiteren Ge- nugthuung bedurfte es für die Getroffenen nicht. Der Fall Helvhausen war erledigt. Ueber die andere, für den Augenblick noch wichtigere Angelegenheit: die definitive Aussöhnung zwischen Gisela und dem Baron und die kirch liche Trauung des Paares, wurde merkwürdigerweise nicht weiter geredet. Die beiden Herren verabschiedeten sich beim herannahenden Scheidewege mit warmem Händedruck. Ein Jeder ging dann seines Weges. Dem Rathe schien es, als sähe der Baron, trotz aller der Mißerfolge dieses Tages, bei Weitem nicht mehr so finster, wie zu Anfang, wenn auch sehr gedankenversunken und zerstreut auS. Er selbst befand sich in guter Stimmung, besonders, als er von der Oberförsterei aus dem Walde heimkehrte. Er hatte dort Bedeutsames gehört und erklärt, daß seine „La" ihre Sache als Anklägerin ganz brav gemacht habe. Deshalb verfehlte er nicht, ihr dabeim eine Ehrenerklärung abzuqeben und das Wort „verpfuscht^ zurückzunehmen. Ünd Gisela? Jbr war es, als sei die Luft ringsum reiner und frischer geworben, seit die heimtückische Zerstörerin ihres Glückes die Stadt verlassen hatte und ihr nie wieder vor die Augen treten würde. Was nun? fragte sie sich. Es schien ihr unglaublich, daß so still und öde, so inhaltlos wie jetzt ihr Dasein weiter dabinfliehen werde. Nein, irgend etwas mußte kommen, das ihrem Leben Färbung, dem stillen Hoffen ihrer Seele eine feste re Gestaltung gäbe. Würde sonst der Onkel, der so viel auf richtigen Anihell an ihrem Kummer genommen, bisher immer ernst und betrübt aus den Augen geschaut, sich plötzlich so ge trosten Muthes, gesprächig unb Wohlgemuth gezeigt haben? Sie mußte sich doch wohl irren, denn die Tage gingen ein- förmiß dahin. Und eines Tages — sie saß unter der großen Hängeweide, mit einem aufgeschlagenen Buche auf dem Schooß, in de« sie «lesen, über das sie aber lange schon träumerisch hinweggeblickt, rn die Leere, in die Weite — da setzte er sich zu ihr und begann harmlos zu plaudern von alltäglichen Dingen, dis mH einmal, sie wußte nicht, durch welchen verschmitzten Uebergang, auf persönliche Interessen, auf ihre eigensten inner sten Interessen ubergeleitet waren. Marine zu schaffen, verspotten soll. Die Poesie des „Punch" steht ungefähr auf der Höhe der britischen Kriegführung in Südafrika. Den Engländern scheint wirklicher Humor, zu dessen Produkten man versöhnt lacht, gänzlich abhanden ge kommen zu sein. Uns Deutschen wenigstens fehlt jedes Ver- ständniß für die abgeschmackten Rede-Wendungen, die der bemerkt dazu: Dank dem freundwilligen Entgegenkommen des Reichstages — man kann es minder liebenswürdig auch Schwäche nennen — wird somit eine Aktion gegenstandslos, die das deutsche Volk mit berechtigter Spannung erwarten durfte. Sind erst sämmtliche Schiffe wieder aus der englischen „Obhut" losgelassen, was ja mit Gottes Hilfe doch wohl bis Ende der Woche zu erwarten ist, dann ist die Interpellation im Reichstage so ziemlich ein Schlag ins Wasser. Ob das den, Ansehen des Parlaments gerade förderlich ist, möchten wir doch wohl bezweifeln. Die konservative Partei deS preußischen Abgeordnetenhauses hat folgende Interpellation eingebracht: „In wiefern er- a chtet die Königliche Staatsregierung die im vorigen Sommer im Anschluß an die Abstimmung dritter Lesung über die Kanalvorlage gegenüber einer Anzahl von Staatsbeamten von ihr getroffenen dienstlichen Maßnahmen in Einklang mit den Vorschriften der Artikel 83 und 84 der Verfassung?" In der Hauptstadt der englischen Kapkolonie sitzt seit Kurzem ein neuer deutscher Generalkonsul. Die „D. Tgsztg.* bemerkt hierzu: Als die Verbrüderung mit den Engländern bei uns losging, da wurde der bisherige Konsul in Kapstadt, Herr von Schuckmann, der sich bei allen Deutschen dort des höchsten Ansehens erfreute, weil er die deutschen Interessen geschickt und energisch zu vertreten verstand, durch den Generalkonsul in Bordertrefsen der Konkurrenz ist, muß auch zur See stark genug sein, um deutschen Frieden, deutsche Ehre und deutsche Wohlfahrt überall wahren zu können. Und wenn wir auf diesem unS vom Schicksal vorgezeichnelen Wege Hindernisse zu überwinden und schwierige Stellen zu passiren haben, so wird unS das weder irre machen noch nieder- oeugen. Muthig, stetig und energisch muffen und wollen wir dem Endziele entgegenschreiten. Uüd nun soll dieses schöne Schiff seinen Ramen erhalten. Der Name, den dieses Schiff erhalten soll, ist der Name, den auch daS erste Schiff der „Hamburg->.lmercka-Linie" getragen hat, jene- kleine Segel schiff, daS am 15. Oktober 1848 von Hamburg nach New-Uork mit 220 Passagieren in See stach, ist derjenige Name, der von allen irdischen Namen uns der theuerste ist, der höchste und heiligste — der Name Deutschland! Ich taufe Dich auf den Namen „Deutschland". Der Sultan hat auch diesmal anläßlich deS Jahreswechsels dem Kaiser kostbare Geschenke übersandt. Wie das „Berliner Tageblatt" hört, bestehen sie zum großen Theil aus werthvollen Silbergeräthen, Tafelaufsätzen, Etageren, Armleuchtern und der gleichen. Die Kaiserin hat vom Sultan kostbare silberne Nippessachen erhalten, ebenso sind die Prinzen reich beschenkt worden. Die englische Presse hat natürlich wieder einmal ganz andere Saiten gegen Deutschland aufgezogen. Der „Han noversche Kourier" erinnert sich der Freundschaftsver- stcherungen beim letzten Besuch des Kaisers und macht den Unterschied des Tones an einem bemerkenswerthen Beispiel klar: Die Londoner Blätter sind seit geraumer Zeit wieder angefüllt mit Invektiven und Spottartikeln gegen Deutschland; sie führen eine Sprache gegen uns, die unverträg lich ist mit dem Ton, den dieselben Organe vor zwei Monaten anschlugen, als es ihnen darum zu thun war, den Besuch Kaiser Wilhelms in England im Interesse der englischen Politik aus- l zunutzen. Jetzt machen sie mit ihrem Spott und Hohn auch vor der Person des deutschen Kaisers nicht Halt. Charakteristisch ist in dieser Hinsicht ein im „Pun ch" unter der Ueberschrift „lüttle Oermanv loquitur^ erschienenes Spottgedicht, wel- che? in der Manier des Spottliedes des amerikanischen Kapi täns Coghlan das Bestreben des deutschen Kaisers, eine starke Die parlamentarische Geschäftslage hat sich über Nacht wieder geändert. Während man am Dienstag noch daran festhielt, beim Etat des Reichskanzlers nicht nur die gesammte innerpolitische Lage zur Sprache zu bringen, son dern auch unsere Beschwerden gegen England, scheint es dem Bemühen des Grafen Bülow schließlich gelungen zu sein, die maßgebenden Parteien zum Aufgeben dieses Planes zu bewe gen. Der Staatssekretär hat die Zusage gegeben, eine An frage über die schwebenden Fragen zu beantworten, doch soll diese Anfrage nicht vor Beginn der kommenden Woche gefielst werden; bis dahin wird der Etat des Reichsamts des Innern ohne Unterbrechung durchberathen werden in der Hoffnung, bis Sonnabenv damit zu Ende zu kommen. Die „Tgl. Rösch." Und dennoch suchte sie das Gotteshaus nicht auf. Eine äna^Iiche Scheu ließ sie es meiden. Führte der Weg daran vorbei, so wirb in weitem Bogen davor aus und wandte den Blick zur Seite. Zu furchtbar waren die Erinnerungen an das, was sie dort durchgerungen hatte — zu niederschmetternd. Wenn sie ihr Glück nun doch verloren hatte? ''"r. weit von dem Geliebten entfernt, erblaßte auch die Hoffnung, die ihr das Geleit gegeben, aleichwohl richtete sie sich in ibrer großen ^-"-gen Schwungkraft stets wieder von Neu em auf und mit ihr -ugleich die Hornung, jene beste Trösterin der Jugend, die unentwegt siegbewußt in die Ferne deutete. Ja, dort, allein nur dort war zu finden, was sie suchte. Wa rum zögern, warum freiwillig den Weg dahin verlegen? lind eines Tages, als sie gegen Abend nach Stunden langer Streiferei durch Feld und Flur den Heimweg angetreten, war ihr Entschluß gefaßt: sie wollte reisen, am liebsten gleich heute. Ging dies nicht — der Tag war ja zu Ende — dann morgen — aber morgen ganz bestimmt. Unwillkürlich beflügelten sich ihre Füße, und ihre Augen glitten Abschied nehmend rings umher. Ein glühender Hori zont warf ganze Goldgarben darüber hin. Das Kreuz der kleinen Dorftirche blitzte. So mochte es geleuchtet haben an dem Taa. an dem sie darinnen am Altar gestanden und durch ein einziges Wort ihr ganzes Lebensglück zertrümmert hatte. In diese Gedanken hinein kam plötzlich eine tiefe Sehnsucht, in das Gotteshaus hineinzugehen und dort zu beten. Und kaum gedacht, bofl sie vom Wege ab in den nächsten dahinführenden Pfad Hinern, um nicht wieder ins Wanken zu gerathen. Wunderbar, die Kirchenthür stand offen, darin war es still und menschenleer. Es duftete nach Tannengrün und Blumen. Eine Trauung war vorbereitet, der ganze Altar reich geschmückt. Durch die Bogenfenster fiel mildes, verklärendes Abendlicht. Und langsam, von frommen Schauern ergriffen, glitt sie durch den schmalen, langen Gang an den Kirchen bänken vorbei, bis an die Stufen des Altars, an denen sie dazu mal unglücklichen Herzens an Ulrichs Seite gestanden und blickte zu dem stillen Antlitz des Erlösers auf. Er, der Mann der Schmerzen, mußte sie ja verstehen, und so faltete sie die Hände und betete stummen Mundes lange, lange. Die weihevolle Poesie der heiligen Stätte, verbunden mit den weihevollen Erinnerungen und ihres Herzens Drang zum Höchsten, zum Vater droben, gestaltete ihre innersten Gedanken zu inbrünstigem Ausdruck. Und wenn sich jemals an einem Menschen die Kraft des Gebetes offenkundig gezeigt hatte, so heute an ihr: Gisela trat mit einem freien und freundlichen Gesichtsausdruck am Abend dieses Tages in den Kreis der Ihrigen und kündete ihnen ihre Abreise an. Die Eltern traten ihr nicht entgegen, billigten ihren Entschluß und ließen sic ge währen. hundert- mit dem Bremer Lloyd zur größten Rhederei-Gesellschaft der Welt emporstieg, ist die „HamburgAmerika-Linie", deren Flotte heute ein neueS Schiff eingereiht werden soll für die Fahrt auf jener Hoch straße d«S Nordatlantischen Verkehrs, die unö mit dem befreundeten Volle der Bereinigten Staaten von Amerika verbindet. Dieses Schiff ist erbaut worden auf der Werft deS „Vulkan", der seine Laufbahn einst in ebenso bescheidener Weise begonnen hat wie die „Hamburg-Amrrika-Linie", und heute auf seinen sieben Helling« 8000 Arbeitern nicht nur unserer Marine, sondern auch den M Er meinte, eS sei nun wohl an der Zeit, daß sie daheim in ihrem Elternhause einmal wieder vorschaue, und ließ von allen ihren Einwenoungen, aus welchen Gründen dies nicht ausführbar, nicht wünschenswerth und angenehm sei, keinen einzigen gelten, bei welcher Gelegenheit es'sich dann heraus- stellte, daß er seit Längerem schön einen eifrigen Briefwechsel mit dem gestrengen Herrn Vater und der sanften, milden Mut ter geführt habe. Man hatte daheim verziehen und hielt die Arme offen, um die verstoßene Tochter wieder ans Herz zu neh men. Giselas Pulse klopften, und ihre Augen füllten sich mit Thräncn der Rührung und Freude. Wie viel hatte sie dem theuren Onkel zu danken, wie viel Gutes und Liebes! Hatte er doch überall thatkräftig versöhnend und schlichtend, voll war mer Menschenliebe in alle Sorgen und Kämpfe ihres traurigen Herzenskonflilts eingcgriffen. Und nun war sie wieder daheim „auf einige Wochen", wie sie brieflich ausdrücklich betont hatte. Es war ihr seltsam weh- müthig zu Sinn, nach so langer Zeit, wieder in den bekannten Räumen aus- und eingehen, im Garten und Park umherwan deln zu dürfen, an der Mutter und Gerdas Seite, sich ver senkend in ernste Gespräche. Wie hatte sich der Kummer doch gewandelt — der Kummer und die Sehnsucht nach etwas Un erreichbarem! Herr v. Belendorf vermochte si'*> in dem veränderten Be nehmen seiner Tochter gar nicht -urückzufinden. War sie ihm, dem Mäkler, srüher in ihrem wechselvollen, feurigen, oft wil lenstrotzigen, immer aber frischen, munteren Wesen nicht recht gewesen, so jetzt wieder nicht m ihrem stillen Ernste und der schweren Nachdenklichkeit. Daß es in seinem Haus ohne Gisela viel stiller, fast öde geworden war, daß er diese Tochter, die ihm in ihrer Kindheit mit dem trotzig aufstampfenden Füßchen, als Jungfrau mit dem unbeugsamen, stolzen Kopf und den „Brandraketen in den Augen" so viel zu schaffen gemacht, eigentlich recht entbehrt hatte, das gestand er seiner Umgebung nicht ein. Er hatte sich ihrer Wiederkehr heimlich gefreut, aber traurig sollte Gisela nicht wiederlehren. Das war ihm lästig. Der alte Egoist, der in seinem Leben seelische Schmerzen niemals kennen gelernt, könnte sieb in ein zartes, tiefes Empfin dungsleben und in einen wahren Schmerz nicht hineinleben. Bei der sanften Mutter fand Gisela dagegen volles Versiänd- niß, und es that ihr wohl, in ruhiger Aussprache von dem großen Kummer ihres Herzens reden zu können. Dennoch kam sie innerlich nicht zur Ruhe. Sie war an das einsame AuS- rinqen ihrer Seele, an das eingezogene Leben bei dem Onkel so gewöhnt, daß sie sich auch hier aosonderte, lieber allein, als in der Gesellschaft der Schwestern umherstreifte. Tausend Frggcn bewegten ihr Herz während der einsamen Wanderungen rn die Weite, Fragen, Vie ihr Niemand beantworten konnte, nur der Höchste über ehr. Arinen fremder Nattonen alle SchiffS-TyPen vom Torpedoboot bi« »um stärksten Panzer und vom Flußschiff bi« zum größten Ozean-Schnelldampfer liefert. DaS vöm „Vulkan" erbaute Schiff der „Hamburg-Amerika- Linie", welches wir heute seinem Element übergeben wollen, soll das mächtigste Schiff der Welt werden und an Schnelligkeit alle heute in Fahrt befindlichen Schiffe übertreffen. ES ist ein langer und mühsamer Weg, der von kleinen Anfängen bit zu diesem stolzen Fahrzeug geführt hat. Und wie sich die „Hamburg- Amerika-Linie" in immer großartigerer Weise entwickelte, wie der Stettiner „Vulkan" seine LeistungSsähigkeit mehr und mehr steigerte, so hat während dieser selben Periode unser Vaterland begonnen wiederzu ¬ land in Frieden leben wollen, werden sie dermaleinst die Fol- gen zu tragen haben. Wir aber werden unsere Flotte, die schon heute auch dem stärksten Gegner gegenüber kein unbeachtlicher Faktor ist, zielbewußt weiter vermehren. gewinnen, was seit den Tagen der Hansa verloren gegangen war. Seit dem Untergange der Hansa, die zu Grunde ging, weil das alte Reich sie nicht genügend stutzte, weil damals der deutsche Kaufmann keine ge nügend« staatliche Rückendeckung fand, wandte sich Deutschland von der «See ab. Während dreier Jahrhunderte ging eS unS wie dem Peter in der Fremde unserer alten Erzählung, dem eS vor der Fahrt über das Meer gruselte, an«, die wir einst fremde Länder mit Kolonien besetzt, Barbaren zur Gesittung geführt, den Erdball mit unseren Faktoreien überzogen hatten. Erst als die Natton durch unseren großen Kaiser, durch die unsterblichen Berather unseres großen Kaisers, durch die Opserwilligkeit und Vaterlandsliebe aller Stämme und Schichten des Deutschen Volkes ihre staatliche Einheit wiedererrungen hatte, besann sie sich wieder auf dah alte Hanseatenwort: „Mein Feld ist die Welt" und betrat sie wieder daS Theater der Weltpolitik. Denn unsere gegen wärtige überseeische Politik ist hervorgegangen auS unserem gewaltigen wirthschaftlichen Ausschwung, der wiederum die Folge war der Schaffung des Reichs. Ms deutsche Arbeit sich ihre Stellung aus dem Weltmarkt erobert hatte, mußt« unsere auswärtige Politik der Entfaltung unserer wirthschaftlichen Kräfte folgen. Unsere heutige überseeische Politik und unsere heutige Weltpolitik haben sich auS unserem wirthschaftlichen WachSthum mit Nothwendigkeit ergeben. Heute fühlen wir mehr und mehr, daß ein Volk, das sich von der See abdrängen läßt, im Welt getriebe bei Seite steht wie der Statist, der sich in« Hintergründe herum drückt, während vorn aus der Bühne die großen Rollen agiren. Deutsch land, dessen Händel sich während der letzten vier Jahrzehnte von 2'/, Milliarden im Jahre 1860 auf 8'/, Milliarden im Jahre 1897 gehoben, daS seit 30 Jahren die Tonnage seiner Handelsmarine ver- sünszehnsacht hat, das in Handel, Verkehr und Schifffahrt an diezweite Stelle aufgerückt ist, Deutschland darf weder im wirthschaftlichen noch im politischen Wettbewerb zurückbleiben. Deutschland, das dem Meer so ungeheure Werthe anveriraut hat, welches längst nicht mehr nur Binnrnvolk im Herzen Europa-, sondern auch Welthaudelsmacht im nicht mehr aus geliefert werden, "weil sie" zutreffende Kriegsberichte und Nrthellc bringen, die den Engländern nicht gefallen. Da» man gegen die hiesigen Franzosen sich derartige Rücksichtslosigkeiten erlaubt hätte, davon hört man nichts. Das kommt daher, weil der französische Konsul ein energischer Mann ist, der durchsetzt, was er will, der deutsche Generalkonsul vr. Focke dagegen bisher in dem gegen wärtigen Kriege eine Rolle gespielt hat, um die ihn kein Deutscher beneidet, namentlich als Nachfolger des in ganz Südafrika beliebten Herrn v. Schuckmann. Er scheint uns mit Questenberg zu denken! Ich hab hier bloß ein Amt und keine Meinung. Die hiesigen Deutschen behaupten, daß er das denkwürdige Wort ge sprochen haben soll: „Je eher die hiesigen Deutschen in dem Engländer- thum aufgehcn, desto besser!" Ist das so, und ich habe keinen Grund, es zu bezweifeln, dann muß Herr vr. Focke fort von seinem Platze! Nach Kapstadt gehört ein Mann, der die deutschen Interessen nach allen Seilen hin auf das Energischste zu wahren versteht. Daß Herr vr. Focke ein Bewunderer von Rhodes, Milner, des Hochmuths, der an den sprichwörtlichen Hochmuth vor dem Chamberlain u. Cie. ist, sollte eigentlich schon genügen. In der Fall erinnert. Wenn die Engländer durchaus nicht mit Deutsch- jThat besteht sein Anhang und Verkehr nur aus den Angehörigen einiger 8 großer deutsche englisch als de: deutsche Frage Tagen so ergo Wie weit die auS einer M in Kapstadt ' PrLtoria aufhalte» fast, als soll setzung des dienst erwies durch solche Schisse werd ungebührlich an Land, da daß auch Lourenxo freilich wirk dadurch abei kommt die L wärtige Am dann auch , den Engläm die dem Ge zu sem sche- Wie sch Veschwe schlagn, selbe lautet braucht, du führen, die demnach di ledigung d« Reicysrcgie Ostafrita-l asrika um niqe Damp schlag belec legt ist. 3 Dampfers Ladung lö bei der Nn AuS sic die Firm bestimmt si Oester Dienstag t der im D Marie Cer verhaftete dessen Auz - Also k< Die dl Genera wird allen zur Folge neuen Kri Ll) Milli von den r achtet, zw wendige 8 Kredite ii Ter Scha Ministers putirtenlo te, für n also nuni Generals Kricgsbu! en Schatz die Ausr scstigungl wlgcrscho auch Gen Engi angeordn Sieg der Hiergegen Kennedy fragt dar fachen ve diese r Übung sei von! sein Z machen seinen P beten, so meinerse und au Für so Nach in Folg« an den > Postens enthoben Abbas Khedive zwischen Die dischen ßm- „ Gerücht vollst än die geri tiomrt diplom« Gouder der Pe Depesck über b« tischen Mund, die zu> Nicmai überha (S würde
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