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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden z» Freiberg Md Brand. Verantwortliche Leitung »er Redaktion: Georg Burkhardt. W8. TisLemt jeden Wochentag Abends '/,v Uhr Mr dm ä anderen Lag Preis vierteljährlich 1 Wik. 80 Pig. j rwmonMIichKOPsg,; du.» d e Post L Mk. 2S Psg. —— 5L Jahrgang. —— Freitag, den 12. Januar. Inserate werden bis BormittagS tt Uhr ! angenommen. Preis für die Spaltzeile 15 Pfg. Außerhalb des Landzerichtsbezirk» 16 Pfq. g 1900. Auvriugen in Grnnvbuchsache» werden, wenn sie nicht vorher angemeldet oder wirklich dringlich sind, der Regel nach nnr während der Dienststunden von 9 bi- 12 Uhr vormittags entgegenaenommen. Freiberg, den 10. Januar 1900. Königliche- Amtsgericht. V. L. 5/00. LSr»t«eIin«1<I»i7. Konknrsverfahre«. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Tischlermeisters und Grundstücksbesitzers Carl Adolph Hammerschmidt in Niederbobritzsch ist zur Prüfung einer nachträglich an gemeldeten Forderung Termin auf Mittwoch, den 24. Januar 1900, Vormittags 9 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Freiberg, den 10. Januar 1900. Sekr. Alcolnt, X. 12/99. dio. 49. Gerichtsschreiber deS Königlichen Amtsgerichts, Abth. I. Bekanntmachung. In Gemäßheit gesetzlicher Bestimmung ist für de» 31. Dezember 1899 bei der Alters rentenbank eine Inventur aufzunehmen. Zu diesem BeHuse werden die am gedachten Tage bei genannter Bank versicherten Personen, welche nicht bereits im Rentengenuffe stehen, aufgefordert, baldigst ihren gegenwärtigen Wohnort entweder bei der Altersrentenbank hier, Landhausstraße Rr. 16, oder bei einer von deren Agenturen schriftlich oder mündlich anzuzeigen. Dabei ist das Einlagebuch des Versicherten vor zulegen oder die Nummer des Buches und der Name und das Geburtsdatum des Versicherten, sowie dessen bürgerliche oder berufliche Stellung anzugeben. Für minderjährige oder unter Vormundschaft stehende volljährige, ingleichen für unter Pflegschaft stehende Versicherte sind diese Angaben durch die gesetzlichen Vertreter zu bewirken. Dresden, am 2. Januar 1900. Königliche AlterSrenlenbank-verwaltung. »r »tllvw. Klering. Kotzversteigerung auf dem Nassauer Staatsforstreviere. Gasthof zu Bienenmühle, Donnerstag, am 1». Januar df». IS., Vormittag- /,10 Uhr: 14 h. u. 285 w. Stämme, 225 h. u. 10272 w. Klötzer, 9193 w. Stangenllötzer, 5 h. u. 360 w. Derbstangen, 11040 w. Reisstangen, 46»/, rw fi. Nutzscheite. Freitag, am 19. Januar ds». IS. BormittagS »/,10 Uhr: 56»/, rw w. Brennsckeite, 391 rw w. Brennknüppel, 6»/, rw h. u. 61»/, rw w. Zacken, 4 rw h. u. 776 rw w. Aeste, 54»/, rw w. Stöcke. Durchsorstungs- und Einzelhölzer in den Abth. 8,12, 18, 26, 29, 35, 41 bis 48, 48 biS 50, 54, 60, 62, 63, 66, 68, 79, 81 biS 84, 86, 89, 93, 94. Wegeräumung in Abth. 30 u. 31. Kahlschläge in den Abth. 10, 13, 48. Kgl. Forstrevierverwaltung Nassau zu Bienenmühle und Kgl. Forstrentamt Frauenstein, am 9. Januar 1900. »raM«». Nachdem die Königliche Kreishauptmannschast zu Bautzen wegen der herrschenden Seuchen gefahr die Abhaltung der Viehmärkte verboten hat, wird der aus den 1L. Januar diese- JahreS fallende Viehmarkt aufgehoben. Bischofswerda, den 10. Januar 1900. DerGtadtrath. Idi-. Lhm. Gemeinvesparkasse zu Ervisvorf, ist jeden Montag, Nachmittags von 2 bis 6 Uhr geöffnet, verzinst Spareinlage» zu 3»/, 0/, und gewährt Darlehen auf Grundstücke zu mäßiger Verzinsung. ' Der Gemeinderath. IPouttüuss«!-, G.-Borst. Aus dem Reichstage. (Eigenbericht.) ulu Berlin, 10. Januar. Die langwierigste und wohl auch wichtigste Arbeit deS Reichs tages hat heute begonnen: die Kleinarbeit an dem jährlichen ReichShaushaltSetat. Ist doch die zweite Etatsberathung ent scheidend für eine große Zahl hochwichtiger Fragen, und werden doch in Verbindung mit ihr fast alle auf der Tagesordnung stehenden Dinge mehr oder weniger gründlich erörtert. Gleich für den heutigen ersten Tag war ursprünglich Großes in Aus sicht genommen. Beim Etatstitel „Gehalt des Reichskanzlers" sollten durch Gras Bülow Erklärungen abgegeben werden über unsere Differenzen mit England. Da machte der heutige Stapel laus der „Deutschland" in Stettin einen Strich durch diese Rechnung, Fürst Hohenlohe erklärte sich für verhindert zu er scheinen, und jo wurde der Etat des Reichskanzler-Etats aus gesetzt. Wie stets, so wurde auch heute mit dem Etat deS Reichstages begonnen. Aber die Debatte darüber war kürzer als schon seit langen Jahren. Die sonst so beweglichen Klagen über die Art der Ausschmückung, über das Fehlen der „Inschrift" und ähnliche Dinge, die bei der ersten Lesung von einer Seite wenigstens gestreift wurden, blieben unerwähnt, und nur eine Anregung betr. Besserstellung der amtlichen Reichstagsstenographen und eine Beschwerde des Abg. Beckh (fr. Vpt.) über die allzu häufige Be nutzung des Reichstagsgebäudes zu allen möglichen, mit seiner eigentlichen Bestimmung in gar keiner Verbindung stehenden Zwecken gaben Anlaß zu kurzen Erörterungen. Mit Uebergehung des Reichskanzler-Etats wurde sodann der umfangreichste Spezialität, der deS Reichsamts deS Innern, in Angriff genommen. Bon großen Aktenstößen und einer Schaar von Geheimräthen umgeben saß Gras Posadowsky erwartungsvoll da, harrend der Fragen sowie der Lob- und Tadeljprüche, die nun mehrere Tage lang auf ihn herunterregnen sollten, bis ihm sein Gehalt von 50000 Mk. bewilligt werden würde. Diesmal geht es aber — bis jetzt hat es wenigstens den Anschein — ver- hältnißmäßig milde ab. Zwei Sozialdemokraten, Fischer und Wurm, haben heute lange Reden gehalten, in denen sie sich über alle Seiten der Arbeiterschutzgesetzgebung und der Gewerbe- inipeltion lang und breit aussprachen, ohne aber dabei gegen den Staatssekretär persönlich dieselbe scharfe Stellung einzunehmcn, wie bei früheren Gelegenheiten. Anlaß zum Tadel fanden die Redner von ihrem Standpunkte aus natürlich die Hülle und Fülle. Die Berichte über die Thätigkeit der Gewerbeinspektoren seien zum großen Theil verständnißlos und parteiisch abgesagt und tendenziös zusammengestellt; die Gerichte urtheilen bei Ver gehen gegen die Bestimmungen der Gewerbeordnung viel zu milde; die Ausdehnung der Inspektion auf die Heimarbeit sei unumgängliche Nothwendigkeit; die Zahl der Aussichtsbeamten sei viel zu gering, um erfolgreich thätig sein zu können ; die Beamten könnten sich dem Einfluß der Unternehmer nicht ent ziehen u. s. w. Immerhin wurde aber auch anerkannt, daß die Verhältnisse durch die theilweise schon eingetretene, theilweise vorbereitete Befreiung der Gewcrbe-Aussichtsbeamten von den Pflichten der Dampfkessel-Revision wesentlich gebessert würden. Graf Posadowsky begnügte sich angesichts der geringen Intensität der Angriffe mit leichter Abwehr. Seine Erwiderung war auf den Ton gestimmt: Wir thun alles für das Wohl der Arbeiter, was wir irgend thun können, aber euch werden wir eS ja doch niemals recht machen, weshalb eine Erörterung unfruchtbar bleiben muß. Die übrige Diskussion verzettelte sich, entsprechend dem ge waltigen Umfange des Gebietes, in eine Menge kleiner Einzel heiten. Der Sozialpolitiker deS Centrums vr. Hitze erkundigte sich über die Zukunft der Kommission für Arbeiterstatistik, die mit ihren Arbeiten so gut wie am Ende sei und zu ihrer Er haltung dringend neuen Arbeitsstoffes bedürfen, den -er Staats sekretär ihr dann auch in Aussicht stellte, namentlich in der Richtung der weiteren Ausgestaltung des hygienischen Maximal« arbeitStageS. Der Liberale Rösicke begrüßte die Ausstellung für Arbeiterwohlsahrt und befürwortete ihre*Ausgestaltung zu einem ständigen Museum, dem Abg. Möller (nl.) ein arbeitsstatistisches Amt beizusügen, vorschlug. Abg. Beckh (fr. Vpt.) brachte seine alljährlich wiedcrkehrende Anfrage wegen des internationalen Vogelschutzes vor und hatte die Gcnugthuung zu hören, daß ein internationales Abkommen dem Abschluß nahe sei. Die ReichS- wohnungsreform dagegen, die Abg. Schrader (fr. Vgg.) zur Sprache brachte, wurde als sehr schwierig und bedenklich be zeichnet. Bon der Rechten unternahm l)r. Oertel (k.) einen kräftigen Vorstoß gegen die Bäckereiverordnung, die er sehr scharf kritlsirte, und erhielt vom Glasen Posadowsky wenigstens die Zusage, daß ein Ausgleich verschiedener Unzuträglichkeiten, die sich zweifellos herausgestellt hätten, versucht werden solle, freilich ohne an den Grundlagen der Verordnung zu rütteln. — Morgen Fortsetzung. Abg. Dr. Oertel (lons.) führte nach den uns vorliegen den Bericht Folgendes aus: Die Bäckereiverordnung wird immer noch von den Bäckermeistern als schivere Last em pfunden. Namentlich die kleinen Bäcker werden schwer davon bedrückt. Der Abgeordnete Bebel, der die Bäckereiverordnung im Vorjahre so vertheidigte, ist von dem allgemeinen Bäckerei- tagc in Magdeburg eingeladen worden, dort seinen Stand punkt zu vertreten, er ist jedoch bezeichnender Weise dort nicht erschienen. Dfe ganz großen Bäckereien können mit der Bäckere!- verordnung deshalb zur Noth auskommen, weil es ihnen mög lich ist, Doppelschichten einzuführen. Bei den Bäckereien lerer Größe aber sind die Aussichten auf Durchführbarkeit der Bäckereiverordnung fast gänzlich geschwunden. Es ist zu wün schen, daß die Regierungen sich recht bald von der Richtigkeit dieser Thatsache überzeugen und die nothwendigen Acnderun- gen treffen. Die Bäckereiverordnung, wie sie jetzt ist, gehört zu den Gesetzen, wo die Wohlthat Plage und die Vernunft Un sinn wird. Staatssekretär Graf v. Posadowsky ant wortete: Was die Bäckereiverordnung betrifft, so schweben ge genwärtig zwischen dem preußischen Ministerium des Handels, des Innern und dem Reichsamt des Innern Verhandlungen über weitere Maßnahmen, die auf diesem Gebiete zu treffen sind. Mit diesen Verhandlungen soll gleichzeitig die Frage er wogen werden, inwieweit in Bäckereien Einrichtungen zu treffen sind zum Schutze des Publikums in Bezug auf Reinlichkeit usw. Ich hoffe, daß wir hier durch übereinstimmende Verordnungen die hervorgetretenen Uebelstände zum Theil werden beseitigen können. Os ist eine Minimal-Ruhezeit für die Angestellten in den Bäckereien empfohlen worden. Darüber ließe sich reden, es muß aber zunächst festgestellt werden, ob das Bäckereigewer be mit einer solchen Minimalruhezeit einverstanden wäre. Ich hoffe, über diese Frage in der nächsten Session in einem over- anderem Sinne eine endgiltige Erklärung abgeben zu können. Die Flotten der europäischen Seemächte. Die englische Admiralität hat soeben ihre übliche Ueberficht über den Stand der verschiedenen Flotten veröffentlicht. Die letzte erschien im Mai 1898. In der beigegebenen Tabelle, die die Quuüeffenz dieser Ueberficht giebt, sind alle Schiffe aufge- zählt, die am 15. Oktober 1899 m der offiziellen List« jeder Marine als gebaut oder im Bau begriffen figuriren, wobei unter den im Bau befindlichen solche eingeschloffen sind, für die an diesem Datum Geld bereits bewilligt war und mit deren Bau ü» Bälde begonnen werden sollte. Die obenstehende Ziffer giebt die Anzahl der fertigen, die untere die der im Bau begriffene« Schiffe au. Groß britannien Frank reich Ruß land Deutsch- Jtaln land Schlachtschiff« 53 31 12 18 15 17 4 12 7 4 Kreuzer 139 58 16 87 19 28 18 10 6 7 Küsten-Vertheidiger 13 14 15 11 — 1 — - Spezialschiffe 3 1 5 3 2 —> » > - 2 — — Torpedoboote 95 219 174 123 146 47 6 — 10 Torpedojäger 75 2 1 1 — 33 10 35 14 11 Torpedo-Kanonenboote 35 15 17 2 15 » -- »>>— —— Submarine — 8 9 — — — Die angeführte Liste ist nützlich für einen allgemeinen Ueber- blick; ist aber im Einzelnen irreleitend, weil sie alte Schiffe, die kaum einen Gefechtswerth mehr haben, mit den allermodernsten zusammenwirft. Schließen wir zum Beispiel alle Schiffe, die vor 1881 vom Stapel gelaffen worden sind, auS und berücksich tigen wir die Größe der Schiffe derselben Kategorie, so erhalten wir folgende zwei Tabellen, die von dem Schlachtwerth der Flotten der vier wichtigsten europäischen Mächte ein richtigeres Bild geben: 1. Schlachtschiffe. 12000 Tonnen England Frankreich Rußland Deutschland und darüber. 19 1 1 —— 17 1 9 — 8000—12000 Tonnen. 13 14 1V 5 3 3 7 Unter 8000 Tonnen. 2 8 — S —— — 34 23 11 14 17 4 12 7 2. Kreuzer. Gepanzerte 9 7 6 2 14 12 2 2 Geschütze: 6000 Tonnen 19 3 — — und darüber 2 1 6 — 4000—6000 30 8 1 9 2 1 — — Unter 6000 54 25 2 4 5 2 2 4 Der „Daily Chronicle" bemerkt zu diesen Tabellen: „Sie sollten besonderes Interesse für den deutschen Kaiser besitzen, der die Absicht erklärt hat, seine Flotte so stark wie seine Armee zu machen. Gegenwärtig besitzt er 14 Schlachtschiffe gegen unsere 34 und 13 geschützte Kreuzer gegen unsere 108. Von unsern Schlachtschiffen haben 19 12000 Tonnen und darüber, eine Klaffe, die es in der deutschen Flotte gar nicht giebt. Wir besitzen die selbe Zahl geschützter Kreuzer von 6000 Tonnen und darüber und Deutschland keinen. Im Augenblick baue» wir 17 Schlacht schiffe des höchsten TonnengehaltS und Deutschland 7 der nächsten Klasse. ES besitzt keinen gepanzerten Kreuzer und wir haben 9 und bauen 14 mehr gegen Deutschlands 2."