Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880807
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-07
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.08.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 182. — 8. Jalirnanli. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de» folgende» Tages) zur Vericuduna gelangende,,Sachliche L»»dcS-Ä uzcigcr" mit täglich einem beiondere» Unter» i.al>nugsblatte und mit dem Extra beiblatt Liiiliges Viiderliuch kostet bei den Ausgabe stellen i»o»atlich70Pig., bei den Post-Aust. 7b Pf. (,888er Ztgs.-Preisliste Nr. W3ö.) ür Abonncnten erscheint je einmal iui Jahr: omiiier-Eiskiibaliiisahnilaichesl für Sachsen. «inrer.Eise»l>al>»faIirplliiil>kft für Lachjcii. Illiistr. Lotender deS Eiichsischc» Snnddoken. Jllustrirlc-Iahiesbiichdesliaudes-Sluzeigkr-. SAchsischkk Kkiidks-Ailjtlzkl Dienstag, 7. August 1888. »nzelgrnpret-de». Raum einer schmalen i Bevorzugte Stelle (lspalt. BciWiederholnng großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von AiiSwärts wolle man Insertionsbetrag (in Briefmarke») beifüge» üe 8 Silben Eorvnsschrift bilden ca. 1 Zelle.) Vnnoncenannahine nur bis Vormittag. Lnl«: Mmier Mt, Buchdrnckerei. Cliemniy. Theaterstraß« 5 (Fernsprechstelle Nr. IS Telegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Themni mit „bbemnitzer Stadt-Anzeiger" Nnparteiifebe tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen ^ ^ Mit täglich einem besonderen Unterb.iltmiM'latt: i. Li leine Botschaft - 2. Sächsischer - ^Sachftsche^^^ 4. Sächsisches Allerlei — 5. IllnstrirteS Nnterkaltnngsblatt — 6. Somrtagsblatt — Ertra-Belbllltt^^nftrttes^Bilderbnch« Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichls wurde heute a»f Foliinn 2532 verlautbart, daß Herr August Richard Giebncr aus der Firma Deutsche Blcchbearbeitungsmaschinenfabrik Ernst Lindeman» u. Co. in Chemnitz als Mitinhaber ausgeschiedcn, sowie, daß der Kaufmann Herr Ferdinand Emil Hermann Oehme daselbst in die genannte Firma als Theilhaber eingctreten ist. Chemnitz, am 2. August 1888. Königliches Amtsgericht. Uebcr das Vermögen des Bangcschäftsinhabers Wilhelm Robert Baumann in Chemnitz wird heute am 3. August ,888 Vormittags y«12 Uhr das Kon kursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Zenker in Chemnitz wird zum Kon kursverwalter ernannt. Koukurssordcrungcn sind bis zum 3. September 1888 bei dem Gerichte anznmclken. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glänbigcransschusses und cinlretcnden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichncten Gegenstände ans den 30. August 1888 Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemcldetcn Forderungen auf den 26. September 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberanmt. Alle» Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konknrömnssc etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein- schnldner zu verabfolge» oder zu leisten, auch die Verpflichtung anfcrlcgt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Bcsricdigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 20. September 1888 Anzeige zu mache». Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Das im Grnndbnche auf den Namen Friedrich Bernhnrd Anke eingetragene, an der nördliche» Seite des Loniienplatzcs gelegene Baustellen-Grundstück, Nr. 314 des Flurbuchs, Folium 196 des Grundbuchs für Schloßgasse Chemnitz, enthaltend 7,4 Ar, geschätzt aus 6710 M., soll im hiesige» Amtsgericht zwangs weise versteigert werde» nnd ist der 11. September 1888 Vormittags >0 Uhr als Anmeldetermi», ferner der 2. Oktober 1888 Vormittags 10 Uhr als Ver- stcigcrnngstermin, sowie der 10. Oktober 1888 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündigung des Vertheilungsplans anberanmt worden. Die Realberech- tigten werden qufgcfordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wtcderkehrenden Leistungen, sowie Kostensordcrnngcn, spätestens im Anmcldc- termine anznmclden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden An sprüche und ihres Rangverhältnisses kann »ach dem Anmcldcteterminc in der Gerichtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, de» 30. Juli 18g8. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Foliant 1032 verlautbart, daß Frau Jda Sclma verw. Müller, geb. Garcis, i» Chemnitz von der Vertretung der Firma Einil Müller daselbst ausgeschlossen ist. Chemnitz, am 2. August 1883. Königliches Amtsgericht. I englischer Kanonenboote im persischen Golf unter dem Vorwand der ' Bekämpfung von Seeräubern, worauf Rußland wiederholt hingewicsen. Englands Protest werde die Pforte von der Ergreifung von Sicher- heitsmaßregcln keineswegs abhalten. Paris. Auch gestern ist es wieder im Zusammenhang mit der noch nicht völlig beendeten Streikbewegung zu Krawallen gekommen; der Haß der Streikenden, beziehungsweise der Beschäftigungslosen wandte sich dabei abermals den Stellenvcrmittelungsbnreans zu, deren mehrere angegriffen wurden. Die Demonstranten, meistens Kellner, warfen die Fenster ein, wurden jedoch vin weiteren Gcwaltthätigkeite» durch die in hinreichender Stärke erschienene Polizeimacht zurück- gehalten. telegraphische Nachrichten. Vom 5. August. Sofia. Fürst Ferdinand machte bei Stambulow Besuch, was in den diplomatischen Kreisen als eine entschiedene Demonstration gedeutet wird. In jenen Kreisen, welche mit der Regierung in Fühlung stehen, spricht man sich dahin aus, daß Stambulow, dessen Machtstellung im Lande außer allem Zweifel steht und dessen unver brüchliche Anhänglichkeit an den Fürsten bekannt ist, die neuerliche Aufwerfung der bulgarischen Fürstenfrage in der Presse anläßlich der Kaiser-Entrevue in Peterhof mit einer Kundgebung beantworten wollte, durch welche das volle Einvcrständniß zwischen dem Fürste» und seinem Premierminister klargelegt werden solle. Nur brutale Gewalt von außen kann die Stellung des Fürsten in Bulgarien erschüttern. Konstantinopel. Bulgarien verweigert die Auslieferung der Vakarelstrccke bis zur vollständigen Regelung der bulgarischem Frage, und Oesterreich lehnt die türkischerseits geforderte Vermittelung ab, da in inneren Fragen die Türkei selbst entscheiden müsse. Die Pforte wird sich nun an die Vertragsmächte wenden. — Dem Vernehmen nach ist die Enphrat-Fortification nicht gegen Persien, sondern gegen England gerichtet, dem die Türken die Absicht zuschreibcn, in Irak, wo mehrere einflußreiche Scheichs subventionirt werden, ein Pro tektorat anzustrebeu; daher geschehe auch die Ansammlung seichtgehcnder In den Höllengrund. Novelle von Reinhold Ortmann. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Wieder warf sie das Köpfchen hochmüthig zurück nnd noch schärfer trat der Zug von Trotz und Eigenwillen auf ihrem hübschen Gesicht hervor. „Gewiß! Auch aus eigener Erfahrung spreche ich so, Herr Pastor! Wenn ich auch, dem Himmel sei Dank, mit all diesem Volk niemals in eine direkte Berührung komme, so bemerke ichs doch sehr wohl, mit wie giftigen Blicken sie mir nachschanen, wenn ich an ihnen vorübcrgehe, und Papa sagt oft genug, daß sie uns am liebsten das Haus über dem Kopf anzündcn würden, wenn es nicht die Furcht vor Strafe wäre, die sie davon abhält! — Die Männer sind alle Trinker und Raufbolde, und mehr als die Hälfte von ihnen wäre reif für das Gefängnis,." So unweiblich hart klangen ihre Worte, daß das Lächeln vom Antlitz des Pfarrers schwand und daß ein ernstes, mißbilligendes Erstaunen an seine Stelle trat. „Es ist allerdings ein Schrecken erregendes Bild, das Sie mir da entwerfen, Comtesse", sagte er. „Aber sollte es nicht auch mir gestattet sein, in aller Bescheidenheit zu bemerken, daß Sie doch viel leicht zu jung sind, um so allgemein und so lieblos über eine ganze Anzahl bcdanernswerther Menschen abzuurthcile» ?" Die junge Gräfin sprang auf. Sie gab sich gar keine Mühe, ihren Aergcr zu verbergen. „Ich machte Ihnen die Mitthcilung nicht, Herr Pastor, um mich von Ihnen belehren oder zurechtweisen zu lassen. Wenn Ihnen eine so verkommene Gemeinde behagt — um so besser! Ich weiß in der That kaum, was mich dies alles angeht!" Sie schritt zur Thür, aber sie ging nicht hinaus. Die ruhige, klangvolle Stimme des jungen Geistlichen war es, welche sie zurückhielt. „Wollen Sie mir denn einen Vorwurf daraus machen, daß es mich freut, eine Fülle von Arbeit vorzufindcn? Ist der Seelsorger unter Unglücklichen nicht viel mehr an seinem Platze als unter Glück lichen? Und zeigt sich nicht alle menschliche Schlechtigkeit, wenn wir sie nur nahe und liebevoll genug betrachten, lediglich als eine Frucht des Unglück»?" New - Aork, 6. August Mittags, abend gestorben. General Sheridan ist gestern Politische Rundschau. Chemnitz, den 6. August. Deutsches Reich. Des Kaisers Reise nach Rom ist ent schieden. Uebcr den Besuch König Humberts von Italien durch unseren Kaiser hat in den letzten Tagen ein überaus herzlicher Brief wechsel stattgcfundcn. Demzufolge ist »»»mehr cndgiltig festgesetzt, daß Kaiser Wilhelm nach Beendigung seines Besuches am österreich ischen Hofe noch im Laufe des Oktobers von Wien ans nach Nom fahren und dort der Gast des befreundeten und verbündeten Königs sein wird. — Der außerordentliche Abgesandte des Sultans, Ober- cercmonicnmeistcr Mnnir Pascha, der am Freitag Nachmittag vom Kaiser Wilhelm im Potsdamer Stadtschlosse empfangen wurde, über brachte einen Brief des Sultans und ein Geschenk, eine Kassette, in welchen, sich ein vollständiges Ranchscrvice in reinem Golde nnd Brillanten befand. Als nach der dem Abgesandten zu Ehren ge gebenen Tafel der Kaffee servirt wurde, ließ der Kaiser ans der Kassette den kostbaren Tschibuk znsammenietzen und begann ans dem selben zu rauchen. Am Sonnabend Mittag empfing der Kaiser die beiden zum Besuche in Berlin anwesenden Söhne des Khedive von Egypten. Später wurden die beiden Prinzen von dem Monarchen zur Tafel gezogen. — Wie in militärischen Kreisen verlautet, wird der Kaiser vor den September-Manövern größere Kavallericmassen führen, die Garde Kavallerie-Division und eine aus den Kavallerie-Brigaden des dritten Armcccorps mit Zuziehung zweier anderer Kavallerie-Regimenter zusammengesetzte Kavallerie-Division. Mit diesen Truppen und dem übrigen gesammten Gardecorps wird der Kaiser ein Corps-Manöver gegen einen markirtcn Fe,»d ausführen. — Aus Koblenz, dem Aufenthaltsorte der Kaiserin-Großmutter Augusta, wird amtlich bekannt gegeben: Die mit der Feier des Geburtstages der Kaiserin Augusta in Verbindung gebrachten Ge rüchte von hohen Besuchen, welche dieserhalb in Baden-Baden ein- treffen werden, entbehren schon insofern jeder Begründung, als die Kaiserin Augusta den 30. September in stiller Zurückgezogenheit zn- zubringen und nicht, wie früher, in Baden-Baden zu verleben ge denkt. Auch die Königin von England kommt nicht nach Baden- Baden, obschon die Reise anfänglich thatsächlich geplant war. — Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht an der Spitze der Sonntagsnummer folgende bündige Erklärung: „Wir sind ermächtigt, den in der Pariser „Nouvclle Revue" veröffentlichten angeblichen Bericht des Reichskanzlers an Seine Majestät den Kaiser Friedrich 111. für eine auf einer Kompilatian beruhende und ohne irgend welche amtliche Unterlage erfundene Fälschung zu erklären." Damit ist der Gegenstand erledigt. Der Zweck der Fälschung war offenbar, den Zaren durch in dem Berichte angebrachte gehässige Ausdrücke gegen Zögernd hob sie die braunen Augen wieder zu ihm empor und ihre Stirn glättete sich ein wenig. „Ich verstehe das vielleicht nicht!" sagte sie. „Mir ist all' diese Rohheit unsäglich widerwärtig. Und ich glaube, es wird Ihnen nicht besser ergehe», wenn Sic nur erst einmal in rechte Berührung mit ihr gekommen sind." „Ich habe sechs Jahre lang als Anstaltsgeistlicher in einem Zuchthause amtirt, Comtesse!" „In — einem — Zuchthausc?!" Das entsetzte Staunen, welches sie in diese Worte legte, zeigte sie wieder ganz als das liebenswürdige naive Kind, das sie bei ihrem Eintritt gewesen war. Der junge Pastor, den sie bis dahin mit einer Nrt von herablassender Uebcrlegcnhcit behandelt hatte, erschien ihr mit einem Male in einem ganz anderen Lichte, wenn auch keines wegs vorthcilhafter als vorher. Ein Zuchthaus war ihr der Inbe griff alles Schrecklichen und ein Mensch, der sechs Jahre lang nur mit den Insassen und den Beamten einer solchen Strafanstalt in Berührung gekommen war, mußte nach ihrer Vorstellung nothwendig ein Thcil von der dort herrschenden Verwilderung in sich ausgenommen haben. Nun wurde ihr auch das rücksichtslose und unehrsrbietige Benehmen des neuen Pastors gegen die Tochter seines gräflichen Patrons ebenso erklärlich, als seine Freude, in der künftig seiner Obhut anvertraulen Dorfgemeinde diejenigen Elemente wiederzufinden, welche ihm bei seiner vorigen Zuchthausthätigkeit lieb geworden waren! Aber darnach mußte auch sic ihr weiteres Verhalten gegen diesen unheimlichen Menschen einrichten. Sie hatte sich ihrer Ucberzeugung nach schon zu viel von ihrer vornehmcu Würde vergeben, und nicht zum zweiten Mal wollte sie ihm eine Möglichkeit gewähren, ihr so verletzende Zurechtweisungen zu ertheilen. Darum änderte sie jenen komisch erschrockenen Ausdruck, der den Pastor wieder lächeln gemacht, sehr rasch in die stolzeste und hoch- fahrendste Miene, über welche sie versügtc. „Mein Papa dürfte Ihre Anwesenheit vergessen haben", sagte sie, „und es wird zweckmäßig sei», ihn an dieselbe zu erinnern." Ohne ihn anzusehen, ging sie hinaus, und sie war bei sich selber nicht darüber im Zweifel, daß ihr kein Mensch so unangenehm, ja geradezu widerwärtig sei, als dieser neue Pastor, dem sie künftig gewiß in einem weiten Bogen aus dem Wege gehen wolle. Ihre Erinnerung aber mußte doch wohl gefruchtet haben, denn gleich nach ihrer Entfernung trat Graf Recke wieder in das Speise- Rußland zu verstimmen. Diese Absicht ist nun gründlich mißlungen. — Der „Köln. Ztg" wird in derselben Sache noch aus Berlin ge schrieben: „Ueber die Veröffentlichung der „Nouvelle Revue" erfahre ich aus zuverlässiger Quelle, daß das Aktenstück durchaus apokryph ist. Nicht ein Satz stimmt genau im Wortlaut mit dem wirklichen Bericht des Fürsten Bismarck an den Kaiser überein. Richtig ist dagegen in der falschen Urkunde der ungefähre Gedankengang; vor läufig ist noch nicht zu ermitteln, ob der Fälscher das Schriftstück nur auf Grund der damaligen ausführlichen Mittheilungen der Presse nach freiem Errathcn znsammcngcstellt, oder ob er vielleicht auch noch vom echten Bericht, sei es durch die Erzählung einer unter richtete» Persönlichkeit, sei es gar durch eigenen Einblick, Kenntniß erhallen hat. Jedenfalls kann aber selbst ein solcher Einblick nur flüchtig gewesen, höchstens in einmaligem, flüchtigem Lesen bestanden haben, da die Ausführungen des echten Berichtes selbst dem Sinne nach nicht einmal in großer Vollständigkeit, sondern mit wesentlichen Auslassungen und Lücken wiedergegebcn sind. Immerhin bleibt eS bcachtcnswerth, daß der Fälscher, der offenbar einen schweren Hieb gegen Deutschland und die deutsche Politik zu führen beabsichtigte, durch die Veröffentlichung dieser Fälschung diese Politik nicht nur glänzend gerechtfertigt, sondern ihr sogar einen großen Dienst ge leistet hat." — In ben Sachen der Kanzlerdenkschrift schreibt die „Köln. Ztg." ferner noch, daß es feststeht, daß die Pariser Veröffent lichung keine Ucbcrsetzung des Originals ist. Entweder sei das Ganze ans früheren Mittheilungen der „Köln. Ztg." kvmbinirt oder nach unvollständigen Mittheilungen aus dem Gedächtniß einer Person zusammenge stellt, die über das Original vielleicht sprechen gehört hat. — Zu den deutschen Flottenmanövern wird aus Kiel berichtet: Das Panzcrgeschwader, das Schulgeschwader und die Torpedoboots flottille treten am 22. August als Manöverflotte unter den, Befehl des Kontre-Admirals Knorr zusammen. Die Flotte wird dann zu nächst in der Danziger Bucht üben, die großen Schlußmanöver finden in der Kieler Bucht statt. Es verlautet, daß der Kaiser den Flotten manövern Mitte September beiwohnen wird. Die Flotte geht in diesem Sommer nicht in die Nordsee. — Bci der letzten Rectvratswahl an der Berliner Universität war Professor Virchow als Kandidat aufgestellt, aber dem Professor Gerhardt unterlegen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt dazu: „Die hohe wissenschaftliche Bedeutung Rudolf Virchow's ist unzweifelhaft. Das Berliner Universitätsrectorat ist aber ei» wichtiges repräsentatives Staatsamt. Wenn zn einem solchen Amte von der überwiegenden Majorität der Universitätslehrer ein Mann nicht für geeignet befunden wird, der als Politiker nicht nur zu de» hervor ragendsten Führern der Opposition gegen die Staatsrcgierung im Reichstage wie im Landtage gehört, sondern auch bei jeder Wahl bewegung in öffentlichen Wähler-Volksversammlungen als Agitator die Regierung gewohnheitsmäßig angreift, so wird man dies nicht tadeln, sondern nur loben können. Die Verwaltung des Rektorats an unserer Hochschule muß für jede» Unbefangenen, welcher politischen Partei er selbst auch angehören mag, mit der Thätigkeit eines oppo sitionellen politischen Agitators als unvereinbar erscheinen." — Das selbe Blatt schreibt in einem Artikel über die Kartellfrage: „Es sei ein gewaltiger Jrrthnm, daß der einzige Zweck des Kartells die Durchdringung des Septeunates gewesen sei. Es kam darauf an, eine Mehrheit zu erzielen, welche die nochmalige Verwerfung einer solchen Vorlage unmöglich mache. Dieser weitergehcnde Zweck des Kartells dauere fort. Speciell die nationalliberale Partei würde sich selbst aufgeben, wenn sie zu solchem Zweck nicht mitmirke." Italien. Die Italiener dehnen sich am Rothen Meere aus. Eine Truppenabtheilung hat bei Zula, südlich von Massauah, die italienische Flage gehißt und die Regierung in Rom hat diese That- sache bereits den Mächten mit dem Bemerken mitgetheilt, die lleber- nahme des Protektorats sei anf ausdrücklichen Wunsch der Singe» znnmcr. Er trug die Reitpeitsche noch immer in der Hand, und es war, im Grunde genommen, wenig artig, wie er mit derselben auf eine» niedrigen Sessel deutete. „Nehmen Sie Platz, Herr Pastor, und entschuldigen Sie, daß ich Sie warten ließ. Aber, wie gesagt, ich war auf Ihren Besuch noch nicht vorbereitet und ich pflege Alles der Reihe nach zu er ledigen. Und nun einige offene Worte zur Verständigung! Ich bin ja nach Gesetz nnd Herkommen der Patron der Pfarrstelle, auf welche Sie jetzt berufen worden sind; aber ich habe an kirchlichen Angelegen heiten im Allgemeinen wenig Freude und sehe es gern, wenn ich in möglichst geringem Umfange damit behelligt werde. Ich habe Sie darum auch fast auf's Geradewohl unter den zahlreichen Bewerbern hcransgegriffcn, und wenn doch noch ei» besonderer Umstand für Ihre Person empfehlend in's Gewicht fiel, so war es Ihre Wirksamkeit als Gcfängnißgcistlicher. Sie haben da gerade die am besten geeig nete Schule durchgemacht, um sich in die Verhältnisse Ihrer neuen Gemeinde zu finden." Rohden machte eine kleine Verbeugung. „Sie wiederholen mir da nur, Herr Graf, was ich bereits soeben ans dem Munde Ihrer jungen Tochter vernehme» durfte." Der Gutsherr sah ihn erstaunt an. „Meiner Tochter? Hat sich das Mädel mit Ihnen unterhalten?" „Die Comtesse erwies mir diese Auszeichnung, wenn ich auch fürchten muß, daß sie mit dem Ergcbniß nicht ganz zufrieden war." Graf Recke schien mit einiger Ueberwindung eine Antwort zu unterdrücken, die er bereits auf den Lippen hatte. Nach einer kleinen Pause fuhr er »och hastiger und noch weniger verbindlich als früher fort: „Ihr Vorgänger hat sich nach jeder Richtung hin vortrefflich in seine Stellung zn finden gewußt. Er ließ die ihm anvertrauten Schafe möglichst ungeschoren, und begnügte sich damit, Jahr für Jahr vor einer kleinen Zuhörerschaar von Kindern und alten Weibern die selben Predigten herunter zu donnern. Je ärger ihn mit den Jahren sein Asthma plagte, desto kürzer wurden seine Kanzelreden und desto mehr wuchs in Folge dessen auch seine Beliebtheit bei Denjenigen, die überhaupt noch wußten, wie eine Kirche von innen anssieht. Die rohen und ungefügen Elemente aber wußte er sich einfach dadurch vom Leibe zu halten, daß er sich nicht um sie bekümmerte. Damit war alle» Theilen am besten gedient. Ob Sie es für gut finden werden, seinem leuchtende» Beispiel zu folge», muß ich natürlich Ihrem eigenen Ermessen überlassen, Herr Pastor!" Der heutigen Rümmer des Sächsischen Landes. Anzeigers «egt bet das Beiblatt „Kleine Botschaft".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite