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Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188803274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880327
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-03
- Tag 1888-03-27
-
Monat
1888-03
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.03.1888
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Sächsischer Landes-«n,e1ger. Rr. 72. Dienstag. L7. März 1SSS. Letztere Bezeichnungen lassen vielmehr bestimmt erkennen, daß es sich um die selbstverständlich den Intentionen des Kaisers entsprechende, im Uebrigen aber selbständige Wahrnehmung eines TheileS der Re gierungsgeschäfte handelt. Daß durch die Bctheiligung des Kronprin zen an den Regierungsgeschäften nebenbei eine Entlastung des Kaisers herbeigeführt wird, kann zur Zeit nur erwünscht sein." Zum Schlüsse wird bemerkt, daß das Stellvertretungsdekret aus dem eigensten Ent schlüsse des Kaisers hervorgegangen ist. — Eine Reihe von Gnadenakten des Kaisers in Form von StaudeSerhöhungen ist nächstens zu erwarten. Man nennt bereits PersönlichkeHrn, die in den Fürsten- und Grafenstand erhoben zu wer den bestimmt sind. Bon dem zu erwartenden Amnestie-Erlaß sollen, wie eS heißt, nicht berührt werden die wegen Hochverrathes zu langer Zuchthausstrafe Verurtheilten, dagegen werden viele Personen der königlichen Gnade theilhaftig werden, die, zu längerer Gefängnißstrafe verurtheilt, während der Haft sich so geführt hatten, daß ihnen Ge- sängnißurlaub ertheilt werden konnte. Die wegen Preßvergchcn Ver urtheilten haben ebenfalls Aussicht auf Straferlaß und ebenso dürften Majestätsbeleidigungen von der Amnestie berührt werden. Die dem Kaiser zugegangenen Gnadengesuche zählen nach vielen Hunderten. — Kaiser Friedrich hat, wie verlautet, bereits Gelegenheit ge nommen, sich mit der Angelegenheit der Fortbildungsschulen zu be schäftigen, denen er bekanntlich von jeher ein lebhaftes Interesse gezeigt hat. — Der „Reichsanzeiger" meldet: Am 23. d. M. hat im Schlosse zu Eharlottenburg die Vereidigung der Mitglieder des königlichen Staatsministeriums und des stellvertretenden Herrn Ministers des königlichen Hauses durch Se. Majestät den Kaiser stattgefunden. Daran schloß sich ein Kronrath, welchem auch der Kronprinz und Prinz Heinrich beiwohnten. Die Bezeichnung „Kronrath" ist a» Stelle der bisher üblichen Bezeichnung „Kvnseilsitzung" für die unter Vorsitz des Monarchen stattfindenden Verhandlungen des Ministeriums getreten. — Wie man aus Bundcsrathskreisen hört, hat der vom Reichs tage beschlossene Gesetzentwurf über die Sonntagsarbeit wenig Aus sicht, die Zustimmung der verbündeten Regierungen zu finden. Da gegen soll im Bundesrath die Geneigtheit herrschen, der ganzen Frage eines erweiterten Arbeiterschuhes auf Grund der Reichstagsbeschlüssc der beiden letzten Sessionen (Kinder- und Frauen-Arbeit) näher zu treten und dem- Reichstage einige Anträge auf diesem Gebiete zu unterbreiten. — Der Bundesrath wird heute Montag seine letzte Sitzung vor Ostern abhaltcn. Der bekannte Reichstagsabgeordnete Frhr. von Stauffenberg ist nicht unerheblich erkrankt. — Als letztes der in Berlin tagenden Parlamente ist am Sonn abend daS preußische Abgeordnetenhaus in die Osterferien cingctreten, nachdem der Staatshaushaltsetat de» Abgeordnelcnbeschlüssen gemäß angenommen war. Nächste Sitzung: unbestimmt. — DaS südwestasrikanische Goldsyndikat hat jetzt die Vorbe reitung und Ausrüstung seiner ersten bergmännischen Expedition soweit vollendet, daß dieselbe am 25. d. M. Deutschland verlassen hat, nm sich am 26. d. M. von London nach Kapstadt einzuschiffen. Dort trifft sie mit dem Reichskommissar Dr. Göring, dem Bevollmächtigten der deutschen Kolvnialgesellschaft für Südwestafrika, Herrn Franken, und den bergmännischen Sachverständigen, sowie den Offizieren der Schutztruppe derselben Gesellschaft zusammen und wird mit ihnen gemeinschaftlich Mitte April d. I. die Reise in das Schutzgebiet unternehmen. Oesterreich-Ungarn. Kaiser Franz Joseph hat den außer ordentlichen deutschen Botschafter Grafen Lehndors in feierlicher Audienz empfangen. — Prinzessin Clemcntine von Koburg, die Mutter des Fürsten von Bulgarien, ist aus Sofia wieder angekommen. Man sagt, sie habe das Balkanland verlassen, weil dort die Lage kritisch zu werden beginne. — Ocsterreichische Blätter berichten fortwährend mit größter Bestimmtheit von neuen russischen Kascrncnbautcn an der Grenze. Danach haben also die Petersburger Versicherungen, es sollten keine weiteren Truppen an die Grenze kommen, wenig Wcrlh. — Großes Aufsehen erregt in Pest ein Duell, das zwischen zwei Abgeordneten stattgefnndcn und infolge dessen der Abg. Pnlsky schwer verwundet ist. In Zusammenhang mit dieser Affaire steht dieThat- sache, daß die tragische Liebhaberin des Pestcr Nationaltheaters, die ausgezeichnete Schauspielerin Emilie PnlSky, einen Vergiftnngsversnch machte und zwischen Leben und Tod schwebt. Italien. I» der Dcputirtcnkammer zu Rom wurde der Dank beschluß des deutschen Reichstages für die Trancnknndgcbnngen der fremden Parlamente znm Ableben Kaiser Wilhelms verlesen und mit lebhaftem Beifall entgcgengcnommen. König Humbert empfing am Sonntag den deutschen Spezialgesandtcn Prinzen zu Hohenlvhe- Jngelfingcn, welcher die Thronbesteigung Kaiser Friedrichs anzeigte. — Die Königin Victoria von England ist in Florenz angckommcn und hat für mehrere Wochen in der Villa Palmicri Wohnung ge nommen. Zum Besuch trafen der Herzog und die Herzogin von Edinburg ein. — Der Nuntius Galiinbcrti hat sich sehr befriedigt über seinen Aufenthalt in Berlin und den Emvfang durch die fürst lichen Herrschaften ausgesprochen. Wahrscheinlich reist er selbst zur Damit war aber auch die Geduld Graf Olto's erschöpft. Mit einem jäben Griff riß er eine der Waffen aus meiner Hand — „Kämpfen wir!" rief er herrisch. „Wieviel Schritte Distanz?" „Zehn!" sagte ich. Der Graf sah mich cigenthümlich lächelnd an, — mitleidig schien es mir damals. Gitta, was dann zunächst geschah, weiß ich nicht mehr. Wie gesagt, ich war fast wahnsinnig vor Aufregung; dann aber hörte ich fast zu gleicher Zeit zwei Schüsse fallen. Wie durch einen Schleier sah ich, daß Graf Otto bleich und zuckend zu Bode» sank. Ich war nur leicht am linke» Arm verletzt, meine Hand hatte aber sicherer gezielt: Gras Otto von Görgenstein war todt, — ich hatte ihn mitten in das Herz getroffen." „Gott, Gott!" stöhnte Gitta. Nur einen traurigen Blick warf Bclloni in das Gesicht der Komtesse, dann fuhr er fort: „Noch an demselben Tag verließ ich die Stadt, in der sich wie ein Lauffeuer die erschütternde sensationelle Nachricht verbreitete: Gras Rüle von Görgenstein sei am Morgen erschossen in scinci» Garten gesunden worden. Die Frage, ob hier Mord oder Selbstmord zu konstatiren sei, ist sonderbarer Weise nie erledigt worden. Im All gemeinen neigte man sich mehr zu der Ucberzcngung, daß der Graf sich selbst entleibt habe, und suchte die Veranlassung zu der traurigen That in der unerwiderten Leidenschaft Deines Vaters zu einer sehr hochgestellten Dame, an die er in Wahrheit jedenfalls auch mit keinem Gedanken gedacht hat. An ein Duell glaubte Niemand. Auf mir aber hat der entsetzliche Gedanke, daß ich es sei, der diesen Tod auf dem Gewis'en habe, wie eine Bergcslast gelegen, was auch Jua- nita, die vor einigen Jahren nach Italien zurückgckehrt ist, um wenig stens in mir eine Stütze zu finden, dagegen cinwandle, mir zu be weisen, wie sie, sie allein die Schuldige wäre. So vergingen Jahre, — Jahre, in denen ich mein Bestes that, um die Sünde zu sühnen, die ich auf mich geladen. Da traf mich plötzlich die Kunde, Juanitas Sohn, an den sie vergeblich immer und immer wieder eine Annäherung versucht, würde sich binnen Kurzem mit einer Komtesse Görgenstein, der jüngsten Tochter des Grafen Otto, vermählen. Meine Schwester widerstrebte dieser Ehe. Sie meinte es nicht leiden zu dürfen, daß Alfonso ein Mädchen heHathe, welche» sein Oheim aus Veranlassung der eigenen Mutter vaterlos ge- Bcrichterstattung nach Rom. Er fand den Kaiser sehr ruhig und verhältnißmäßig wohl aussehend. Frankreich. General Biklot, welcher mit seinen Begleitern von deu Berliner Traüerfeierlichkeiten wieder in Paris angekommen ist, stattete dem deutschen Botschafter Grafen Münster einen offiziellen Besuch ab. Die Herren brachten die besten Eindrücke aus Berlin zurück und gaben der dankbarsten Anerkennung für die in Deutsch land ihnen gewordene gnte Aufnahme rückhaltlos Ausdruck. — General Boulanger ist bei seiner am Freitag Abend erfolgten Rück kehr von Clermont nach Paris von ein paar hundert Schreiern mit Hochrufen empfangen worden, und diese Leute haben auch in den folgenden Tagen ihre „Arbeit" fortgesetzt, aber kein anständiger Mensch will etwas von dem General noch wissen, weil dieser eS doch zu arg getrieben hat. Heute Montag wird er vor dem Kriegsgerichte er scheinen. Er denkt sich herauSzureden. Die Regierung thut nichts und wird Alles dem Ausspruche des Gerichts überlassen. Eine groß: Versammlung gegen Boulanger war von etwa 2500 Personen be sucht. Der Abg. Joffrin hielt eine Rede, welche das Säbelregiment brandmarkte, während Graf Neuville zu Gunsten Boulangers sprach Die Versammlung verlief äußerst stürmisch; Rufe: „Nieder mit Bou langer!" wurden mit Hochrufen auf Boulanger beantwortet. Schließ lich wurde ein Antrag angenommen, der sich ans das Schärfste gegen Boulanger ausspricht. — Der deutsche außerordentliche Abgesandte General von Olten ist vom Minister Flourens und dann vom Präsi denten Carnot empfangen. England. Im Sikkim-Gebiet in Centralasien, welches die Thibetaner gegen den Willen der Engländer besetzt hatten, haben die britischen Truppen schnell Ordnung geschaffen. Die Thibetaner haben ohne ernsten Kampf das Land geräumt. In Pades auf der Insel Borneo hat sich die Bevölkerung gegen, die britische Nordbornco- Gesellschaft, welcher das Land in der Gegend gehört, erhoben. Vier Beamte wurden meuchlings ermordet, die Ansiedlung Bat» niederge brannt. Die Stadt Mambakuk wurde auch bedroht und wäre sicher zerstört worden, wenn nicht das britische Stationsschiff eine Anzahl Matrosen gelandet hätte. Rußland. Nach einem Wiener Bericht aus Warschau hat die russische Regierung zahlreiches Kriegsmaterial, besonders Munitions wagen, neu bestellt. — Der Thronfolger spricht, wie aus Petersburg gemeldet wird, in sehr herzlichen Ausdrücken über den Empfang, welcher ihm in Berlin zu Theil geworden. Es habe ihn tief er griffen, als Kaiser Friedrich ihn oben auf der Schloßtrcppe in Char- lvttcnburg empfangen und in seine Arme geschlossen habe. Die Unter redung mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck sei ihm von höchstem Interesse gewesen, und der warme herzliche Ton, in welchem Bismarck zu ihm gesprochen, habe ihn ungemein wvhlthucnd berührt. Im Allgemeinen bezeichnet der Thronfolger seine Berliner Erinnerungen als unauslöschlich sür sein ganzes Leben. Orient. Der König und die Königin von Rumänien sind aus Wien wieder in Bukarest angckommcn. — Hassan Pascha, der Bruder des Khedive von Egypten, ist am 22. März in Konstantinvpel gestorben. Hassan hat einige Jahre als Offizier bei den Garde-Dragonern in Berlin gedient, kriegerische Lorbeeren sich aber nie erworben. Im Jahre 1876 machte er den Feldzug gegen die Abessynier mit und ge riet!) in die Gefangenschaft der Letzteren, aus welcher ihn sein Vater loskaufen mußte. — Königin Natalie von Serbien wird nächstens in Belgrad cintreffcn und später in Nisch Wohnung nehmen. Es entspricht dies dem bekannten Uebereinkommcn. Die Königin dürfte in dem prachtvollen, von Midhat Pascha in Nisch erbauten Palast eine würdige Residenz finden. Zu ihrem Unterhalt erhält sie monat lich 24000 Franken. Vom sächsischen Landtag. In der Sitzung der II. Kammer am 24. März berichtete Dr. Schill.zunächst über eine Petition um Abtrennung der zur Stadt Königstein gehörigen Stadttheile Halbestadt und Ebenheit von der Stadtgemeinde Königstein behufs Bildung einer Landgemeinde und beantragt Namens der Deputation, da die Regierung ge'etzlich über haupt nicht iu der Lage sei, gegen den Willen der Stadtgemeinde eine Abtrennung vorzunehmen, die Petition auf sich beruhen zu lasse». Gegen dieses Votum wendet sich Abg. May, welchem Dr. Schill entgcgenhält, daß die Petenten als einzig Erreichbares eine Acndcrung des Ortsstatntes anstreben sollte». Abg. Wehner weist auf die Ver hältnisse des Ortes Naschan hin, wo die Verhältnisse noch schlimmer seien als die der Petenten. Staalsministcr von Nvstitz Wallwitz ent gegnet, daß iu diesem Falle, da cs sich um eine Landgemeinde handle, die Verhältnisse ganz anders läge». Bezüglich der Petition stimme er der Ansicht der Deputation bei. Die Kammer beschloß dem Dcpu- tations-Autrage gemäß. Ebenso ließ man die Bittschriften zahlreicher Hausbesitzer-Vereine um Abänderung des Gesetzes über die Landes brandkasse bez. Herabsetzung der Beiträge zu derselben auf sich be ruhen. In der I. Kammer stand als erster Gegenstand der Bau des Dresdner Amtsgerichts-Gebäudes ans der Tagesordnung, betreffs dessen macht hatte. So reiste sie ohne mein Wissen nach Deutschland un^ hielt Alfonso, der vor einiger Zeit seine» Vater verloren, davon ab, Deine Schwester zum Altar zu führen. Der junge Heißsporn hat es ihr nachher wenig Dank gewußt. Er meinte, — nur mit gutem Recht, — daß er der Braut das ganze traurige Gcheimniß Hütte offenbaren müssen, um cs dann Angclica zu überlassen, über ihr beiderseitiges Geschick zu entscheiden. Am liebsten würde er wohl gleich wieder nach Deutschland curückgekchrt sein, um den Versuch zu machen, seine kleine, holde Wunv.vblume wiedcrzngewinnen; aber, Theucrstc, er wagte cs nicht, er fürchtete den Stotz Deiner Mutter. Und wieder verging die Zeit. Alfonso halte monatelang im Hause seiner Mutter zugebrachi, dann ging er nach Spanien zurück, um auf seinen Besitzungen nach dem Rechten zu sehen. An dem Tage, an welchem er meine Schwester verließ, kamst Du zu mir, — die Tochter des Mannes, den meine Hand gclödtct. Ich sollte Dir Gesundheit und die Bcwcgnngsfähigkeit Deiner Gliedmaßen Ivieder- gcbcn! — Gitta, in dieser Stunde hatte ich das Gefühl, als wenn sich ein Sonnenstrahl in meine Seele senkte. — „Dann hättest Du die alte, fürchterliche Schuld vollständig gesühnt," sagte ich mir. „Leben für Leben! — Den Gatten hattest Du der schöne» bleiche» Frau geraubt, die jetzt als Bittende zu Dir kommt, — rette ihr das geliebte Kind!" Und ich gab Deiner Mutter und Dir, theucrstc Gitta, mein Wort, Dich genesen zu machen. Ihr glaubtet es Beide kaum, — aber ich studirte Tag und Stacht, um mit meiner Kunst zu siegen, — und Gott half mir. Er war noch barmherziger, — er ließ auch mich cs sein, der Euch in dieser letzten schrcckensvollcn Prüfung zur Seite stehe» und die schwere Gefahr von Euch abwenden durfte. Und „Leben und Leben!" klang cs Wider in meiner Seele. Jetzt fühle ich mich in Wahrheit vollständig entsühnt, — jetzt litt ich es auch, daß das beglückende Gefühl der Liebe Herrschaft in meinem Herzen gewann." „Aber wie entsetzt wirst Du, Geliebte", fuhr Bclloni auf und faßte die Hände des Mädchens. „Ach, Gitta, Gitta, verstößt Du mich trotzdem?" Sie hatte langsam ihre zitternden Finger auS den seinen gezogen, während zwei große Thränen über die schmalen Wangen rannen. „Lassen Sie mich allein! Ich bitte, ich flehe Sie an, Riccardo, — lassen Sie mich allein!" Fortsetzung folgt. die Deputation allenthalben Zustimmung zu den NegierungSvorschlägen beantragt. Nachdem Oberbürgermeister Ilr. Stübel sich entschieden gegen diese Vorschläge ausgesprochen, wurde der Antrag der Depu- tation dennoch gegen 4 Stimmen angenommen. Das neue Dresdner Amtsgerichts-Gebäude kommt demnach auf die Marschallstraße zu stehen. Hieraus berichtete Bürgermeister Martini über die Einnahmen aus den direkten Steuern und Zöllen, sowie über die auf Her absetzung der Grundsteuer eingegangenen Bittschriften. Finanzminister v. Könneritz schlug vor, die eingehende Erörterung dieser Frage auf den nächsten Landtag zu verschieben. Referent Martini betont, eS sei vor Allem nothwendig, sich über die Grundsätze der Revision zu einigen. Bis dahin möchten die landwirthschaftlichen Vereine darauf verzichten, fortwährend Anträge auf Revision zu stellen. Bei dem Kapitel „Matricularbeiträge" wies Frhr. v. Friesen darauf hin, daß der Erhöhung derselben auch eine Erhöhung der Einnahmen auS den Zöllen des Reichs gegenüberstünden. Die Kammer pflichtete allent halben den Dep.-Anträgen zu, die Bittschriften auf sich beruhen zu lassen. Weiter erstattete Abg. Martini Bericht über das Kapitel der Dotationen an die Schulgemeinde». Referent wie« darauf hin, daß der Zweck der Dotationen der sei, den Gemeinden einen Theil der Grundsteuer, die in ihrem Bezirke erhoben, zur Erleichterung der Schullasten zurückzuerstatten. Finanzminister v. Könneritz bemerkte: Ob die Dotationen bestehen bleiben sollte», sei eine Frage der Zeit, und eS sei nicht bestimmt, ob die nächste Session dieselben wieder bringen werde. Die Position fand hierauf gegen 4 Stimmen An nahme. Zum Schluß beschloß die Kammer, die auf Einrichtung von Haltestellen gerichteten Petitionen der Gemeinden Sehma, Ebers- brnnn und Reick der Regierung zur Kenntnißnahme zu übergeben und bezüglich der Strecke Plagwitz-Markranstädt das Expropriations- befugniß zu ertheilen. Sächsisches. — Es steht nunmehr bestimmt fest, daß sich König Albert in nächster Zeit zu seiner in Riva weilenden hohen Gemahlin begeben wird. Da nämlich das katarrhalische Leiden Ihrer Majestät nicht in der gewünschten Weise Heilung fand, — vor Allem hatte man auf noch milderes Klima gehofft — beschloß man den Aufent halt Ihrer Majestät zu verlängern bez. an einen noch südlicheren Ort, worüber aber noch keine definitive Entscheidung getroffen ist, zu verlegen. — Die am 31. März (Ostersonnabend) und 1. April (1. Oster feiertag) im Localverkehr der Sächsischen Staatsbahnen gelösten Retourbillets gelten zur Rückfahrt bis mit Mittwoch, den 4. April. Für die Retourbillets im Verkehr zwischen Stationen der Strecke Dresden-Altstadt-Elsterwerda (B. Dr. B.) untereinander, welche am 31. März, dem Tage vor dem Ucbcrgang dieser Strecke in die Ver waltung der Sächsischen Staatsbahnen, gelöst werden, kommen jedoch noch die Bestimmungen der Preußischen Staatsbahnen in Anwendung, wonach diese Billets zur Rückfahrt nur bis mit 3. April gelten, da gegen zur Benutzung aller Züge und zur Gewährung von 25 Kilo gramm Freigepäck berechtigen. Ferner gelten sür den Verkehr zwischen Stationen der Sächsischen Staatsbahnen und denen der Direktions- bezirke Berlin und Erfurt und der Thüringischen Privatbahnen die am 31. März gelösten zwei- und dreitägigen und die am 1. April gelösten zweitägigen Retourbillets zur Rückfahrt bis mit 3. April. — Die Bittschriften zahlreicher Hausbesitzer-Vereine um Ermäßigung der Brandkassen-Beiträge fanden im Depu tations-Bericht der II. Kammer nachstehende Abfertigung: Es soll keineswegs unterschätzt werden, daß öffentliche Wasserleitungen, eine Berufsfeuerwehr oder sonst diensttüchtige Feuerwehr viel dazu bei tragen können, daß die Feuersgefahr und insonderheit die Verbreit ung eines ausgekommenen Feuers gemindert werden kann; selbst die vortrefflichste Feuerwehr, die besten Löschanstalten und ausgiebigste Wasserleitung können jedoch den Ausbruch eines Brandes in einem Gebäude und die Niederlcgung eines Gebäudes durch Brand nicht verhindern. Größere Zerstörungen durch Brände sind von Umständen abhängig, deren Eintritt zu verhindern oft genug weder in der Macht der Feuerwehren, noch i» der zweckentsprechenden Ausnutzung einer an und für sich vorzüglichen Wasserleitung liegt. Der Brand des Hoftheaters in Dresden, wie die Zerstörung der Martin-Lutherkirche in Leipzig dürften als Beispiele hierfür genügen. Wenn aber die Petenten meinen, daß daraus, daß in verschiedene» Städten aus giebige Wasserleitungen und gut geschulte Feuerwehren existircn und hierdurch die Gefahr von Brandschäden vermindert werde, gefolgert werden müßte, die Beitragssätze der Hausbesitzer in solchen Städten müßten dementsprechend gemindert werden, so hat die Deputation einer solchen Folgerung sich nicht anzuschlicßen vermocht. Die logische Cvnseguenz aus obiger Annahme würde doch nur sein, daß denjenigen Factoren, welche sowohl Wasserleitungen, Feuerwehren, wie alle sonstigen vorzüglichen Löschanstaltcn in's Leben gerufen haben und unterhalten, von Seiten der Landes-Brandcasscnvcrwaltung eine ent sprechende Entschädigung hierfür gewährt werde. Es steht doch fest, daß nicht die Hausbesitzer einer Stadt allein zu Löschanstalten be zahlen, sondern daß die Gesammtheit der Bürger die Beiträge hierzu entrichtet, und da die Zahl der Hausbesitzer naturgemäß gegenüber der Zahl der nichthausbesitzcndcu Bewohner einer Stadt immer nur eine verhältnißmäßig geringe sein wird, so ist hieraus wieder der Schluß zu ziehen, daß die berufsmäßige» Feuerwehren, die Wasser leitungen und alle übrige» Löschanstalten in der Hauptsache von den Nichthausbesitzcrn unterhalten werden. Mit wohlbegründetem Rechte kann man daher fragen, wie kommen gerade die Hausbesitzer dazu, allein für sich die Ausnutzung jcner Vortheile in Anspruch zn nehmen? Enie Entschädigung sür diese Vortheile, die zweifellos wesentlich die Brandgefahr vermindern, kar daher richtigerweise nur der Gesammtheit der Bürgerschaft, demnach der Stadtgcmeinde als solcher zu Gnte kommen. Was das Ansuchen der Petenten anbelangt, mit Rücksicht ans den günstigen VcrmögcnSstand der Brandversichernngs- anstalt die Beiträge herabzusetzen, so ist das Plenum der Brand- versichcrungskamnicr diesem Wunsch insoiern bereits zuvorgekommen, als für das Jahr 1888 eine Ermäßigung der Beiträge bis auf l'/r Pf. Pro Einheit bewilligt worden ist. — Dresden, 26. März. Am Sonnabend fanden die Reife- Prüfungen der Prinzen Johann Georg und Max im Palais in der Langenstraße in Gegenwart des Königs Albert und des Prinzen Georg (Vaters der geprüften Prinzen) vor dem Slaatsminister Dr. v. Gerber und dem Geh. Schnlralh Dr. Vogel statt. Dabei prüften Herr Hofrath Dr. Jacob in Latein und Griechisch, Major Fischer in Mathematik, Dr. Fntzen in der Geschichte, die übrigen Lehrer und Erzieher wohnten dem Examen bei, ebenso der Hofstaat der Prinzen, die vom 1. April ab zn den Prinzen kommandirten Herren Ritt meister v. Reitzcnstein und Lt. v. d. Decken vom Schützcnregiment. Die Prüfung ergab „glänzende Gcsammtcrgebnisse." — Dem Schluß des Landtages geht am Dienstag früh >/r9 Uhr ein Gottesdienst in der Sophienkirche voraus, bei welchem Herr Oberhofprediger Geh. Kirchcnrath Kvhlschütter die Predigt hält. In Anbetracht der Hof trauer erfolgt der eigentliche Schluß nicht im königl. Residenzschloß, sondern im Landhaus und zwar in der beim Schluß des letzten außerordentlichen Landtags gehandhabten Weise. — Wie berichtet wurde, hatte sich ein auf Besuch hier aufhältlicher Herr aus New- Aork beim Reinigen seines Revolvers in seiner Wohnung durch einen Schuß iu die Brust die Lunge verletzt. Derselbe ist vorgestern Nach mittag seiner Verwundung erlegen. — Annaberg. Aus dem Orte Dürfe! berichtet man unterm 24. März: Einen Beweis, mit welch' schrecklichem Hunger unser 4
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