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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189612239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961223
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-23
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.12.1896
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-v SS8. Arekderger Anzeiger ««d Lageblitt. «kette 4. — SS. Dezemder. «tß. ofort getödtet worden. Der aus Gorbitz flüchtige Kassirer Schneider wurde am Freitag in Zürich dingfest gemacht. Vorgefunden wurde bei ihm nur die Summe von 8600 M.; seine Auslieferung ist beantragt. Wie sich aus den Büchern herausgestellt hat, ist ein Fehlbetrag von 5231 M. vorhanden. In diesen Tagen erhielt aitch der Gutsbesitzer Röding in Trantzschen bei Pegau die Trancrkunde, daß bei der „Salicr"- SchisfSkatastrophe in der Nacht zum 8. Dezember sein Sohu Emil mit ertrunken ist. Der fnnge Mann erreichte ein Alter von 28 Jahren und war seit Jahren als Schiffsfchlächter auf See. Auf schreckliche Weise hat sich am Sonntag Vormittag der 18 Jahre alte Steinbrecher Drechsler im Kalkmerk Grießback bei Scharfcnstrin das Leben genommen. Um die That auszn führen, war der junge Mann in den etwa 30 Meter tiefen Kalkfchacht eingesticgcu, hatte daselbst eine Dhnamitpatronc in den Mnnd genommen und angezündct. Die Wirkung der Patrone ist eine ungeheuerliche gewesen, denn dem Drechsler war der Kop vollständig vom Leibe gerissen worden. Der Öekonom Friedr. Aug. Meinel in Schöneck i. B., der am 6. Mai d. I. eine fieberkranke Kuh kurz vor dem Verenden * Er kennt ihn! Einen Zug hübscher Selbsterkenntniß erzählt O. Meding in seinem neuesten Buch von Alexander Du- maS. Der große Romanschriftsteller wohnte in einem sehr heißen Sommer in Montmorency. Das Eis war sehr knapp geworden. Ein einziger Gastwirth hatte noch Vorrath von Eis, gab aber davon außer dem Hause nur noch an Dumas etwas ab, soviel dieser wollte. Ein Graf O. nun, der eines Tages durchaus für seine Gäste Eis haben wollte, dachte, sich dieses durch List zu verschaffen und ließ seinen Diener um solches für Herrn Dumas bitten. Man füllte auch mit dem kostbaren Kristall den Eimer. Kunst, Wissenschaft, Literatur. " Ai»s dem Stadttheaterbureau. Mit den Feiertag«, beschließt unsere Theaterdirektion gleichzeitig die erste Hälfte der diesjährigen Theatersaison. Die Feiertagsvorstellungen werden noch dadurch besondere« Interesse erhalten, als Frl. Nina Mardon vom Hoftheater in Meiningen an zwei Abenden gastiren wird. Am ersten Feiertage geht das Lindau'sche Lustspiel „Die beiden Leonoren" mit Frl. Mardon als Leonore und den 2. Feiertag „Die Erste" mit der Gästin in der Titelrolle in Scene. Als Schlußvorstellung gelangt am Sonntag der Görner'sche Schwank „Ein glücklicher Familienvater" zur Aufführung. Die Vor stellungen finden außer Abonnement und bei gewöhnlichen Preisen statt. ** Operngastspiel im Stadttheater. Anfang Januar wird ein Opern-Ensemble unter der Leitung des Herrn Direktor Ludwig Steiner, das gegenwärtig im Stadttheater zu Annaberg Vorstellungen giebt, eine Reihe von Opern unserer hervorragendste« und beliebtesten Tondichter, wie Mozart, Lortzing, Flotow zur Aufführung bringen. DaS Gastspiel ist auf mehrere Aburde berechnet. einigen Wochen war in der „Magdeburger Zeitung" ein Inserat erschienen, laut welchem 300 Schaffner und Wagenführer für die neu errichtete elektrische Straßenbahn Dresden—Niederlößnitz gesucht wurden und zwar für einen Monatsgehalt von 96 Mark nebst Dienstbekleidung. Dabei war die Bedingung gestellt, daß den Bewerbungen 20 Pf. Rückporto beizufügen seien. Die An fragen waren bis zum 15. d. M. unter einer bestimmten Chiffre postlagernd Radebeul einzusenden. Der Dresdner Kriminal polizei war diese Anzeige aufgefallen. Sie erbat sich von der Direktion der Niederlößnitzer Elektrizitätswerke Aufklärung, die Radebeul Mittheilung von dem Schwindel, bei dem es auf die 20 Pf. Rückporto abgesehen war. Als am 16. d. M. Abends am Postschaltcr eine Frau erschien und die eingegangenen Offerten, etwa 400 an der Zahl, in Empfang nahm, wurde sie von der Polizei verhaftet. Nach Angaben der Frau, der Gattin eines in einer Radebeuler Fabrik beschäftigten und in Naundorf wohn haften Arbeiters, sei sie in Kötzschenbroda von einem Unbekannten mit den, Auftrage betraut worden, sie habe dafür 1 Akk. 50 Pf. erhalten. Als nun die Frau in Begleitung eines Polizisten in Kötzschenbroda ankam, wurde sie auch von einem Manne mit Vorwürfen über ihr langes Ausbleiben empfangen. Dieser Unbe kannte entpuppte sich nunmehr als ihr Ehegatte. Beide wurden sofort in Haft genommen. Auf dem Bahnhofe Burgstädt ist am Sonnabend Abend beim Ausrangircn des Narsdorf-Chemnitzer Güterzuges der Wagenwärtcr Sachsenweger zwischen die Puffer gekommen und geschlachtet und daS Fleisch des ThiereS zum Berkaus gebracht hatte, ist zu 2 Monaten Gefängniß und zur Bezahlung der nicht unbeträchtlichen Kosten verurtheilt worden. berufen. Er war ein ausgezeichneter Stabsoffizier. Der General major von Lippe gehörte einer sächsischen Adelsfamilie an, welche ' unterm 27. Juni 1806 in der Person des Rittergutsbesitzers sie auch erlangte. Die Dresdner Behörde machte der Polizei in Ehrenfried Lobegott Lippe auf Kunnersdorf bei Kamenz in den Reichsadelsstand erhoben wurde. Geboren wurde er in Düben l (Provinz Sachsen) am 14. März 1846. Die einstweilen auf dem > Johannisfriedhose eingestellte Leiche des Herrn Generalmajors < von Lippe wird am Dienstag Abend durch die Pietät nach dem ' Bahnhofe gebracht, Mittwoch früh 2 Uhr 56 Minuten nach < Berlin befördert und nach den, Garnisonfriedhofe übergeführt. ! Nachmittags halb 3 Uhr erfolgt in feierlichster Weise nut mili tärischen Ehren die Bestattung. Der Tod des Generalmajors > von Lippe ruft die Erinnerung an die seltsame Krankheitsgeschichte des Generals wach. Herr von Lippe, welcher Generaladjütant deS Kaisers und Abtheilungschef im Kaiser!. Marinekabinet war, erkrankte Ende Januar d. I. sehr schwer an einem Rückenmarks leiden und ließ sich in das Augustahofpital in Berlin ausnehmcn. Die kaiserliche Familie intcresfirte sich in hohem Grade für das Befinden des Patienten, feine Verpflegung erfolgte auS der Hof- küche und er empfing wiederholt Besuche aus dem Kaiserhaus. BiS Mitte März befand sich General von Lippe im Augusta hospital, dann wurde er vom Dresdner „Naturarzt" Gössel nach Dresden überführt, der schon mehrere Wochen hindurch im Augusta- Hospital selbst die Behandlung des Kranken geleitet hatte. Die Angelegenheit, welche großes Aufsehen hervorrief, weil Herr Gössel, ohne approbiter Arzt zu sein, innerhalb des Augusta hospitals seine Thätigkeit ausüben durfte, wurde dem „B. T." damals in einer Zuschrift des Geh. Mcdizinalraths Köhler folgen dermaßen geschildert: „Am 2. Februar d. I. wurde der Köuigl. Generalmajor Herr von Lippe mit einer schweren organischen Erkrankung des Rückenmarks im Augustahospital ausgenommen. Wenngleich die Erkennung der Krankheit nicht schwer und der Heilplan wissenschaftlich vorgezcichnct war, fand am 6. Februar eine Konsultation des behandelnden Arztes, des Herrn Professv Ewald mit Herrn Geheimrath Jolly statt, welcher der Anfic des behandelnden Arztes in Bezug auf Diagnose und Behand lung vollkommen beipflichtete. Der weitere Verlauf der Krank heit veranlaßte Prof. Ewald, am 18. Februar die schwcrbesorgtc Gattin aus die bedenkliche, wenn auch nicht ganz hoffnungslose Lage aufmerksam zu machen, und schlug derselbe am genannten Tage eine nochmalige Konsultation mit einer Fachautorität vor. Diese wurde von Frau v. L. abgelehnt und seitens derselben ein Herr Gössel auS Dresden, welcher die vom Staate für praktische Aerzte verlangte Approbation nicht besitzt, berufen. Unter diesen Umständen mußte der behandelnde Arzt zurücktreten, da er selbst redend mit einem Nichtarzte weder eine Konsultation eingehen, noch gar gemeinschaftlich mit ihm den Kranken weiter behandeln konnte. Professor Gvald machte hiervon dem Kuratorium deS Krankenhauses Mittheilung. Inzwischen hatte Herr Gössel in der That die faktische Behandlung übernommen und zwar im Hospital selbst, da daS Kuratorium auS Gründen der Humanität der Ansicht war, dem Kranken gegen seinen Willen nicht einen etwaigen Transport zumuthen zu sollen. Im Uebrigen wurde jede Verbindung deS Hospitals mit Herrn v. L. gelöst; derselbe hatte seinen eigenen Privatwärter und bezog auch seine Ver pflegung von außerhalb." Herr Gössel behandelte seit Ende März den General m Dresden. Kurze Zeit nach der Ueber- führung ging eine Notiz durch die Blätter, das Befinden des Generals habe sich unter Gössels Behandlung gebessert, uud als vor einigen Monaten gemeldet wurde, der Zustand des Herrn von Lippe sei hoffnungslos, erfolgte schleunigst eine Berichtigung. Nun hat der Tod die Diskussion zunächst zum Schweigen ge bracht. Niemand wird behaupten wollen, daß der General von Lippe mit Sicherheit geheilt worden wäre, wenn er die geordnete ärztliche Pflege im Augustahospital nicht verlaffen hätte, aber andererseits hat der traurige Ausgang gezeigt, wie verhängniß voll der so weit verbreitete Glaube an die Kunst der nicht approbirten Heilkünstler und Naturärzte sich rächt. — In dem Strafverfahren gegen eine Anzahl Dresdner Hypotheken-Buch- führer auf Grund von 8 331 oes Reichsstrafgesetzbuchs — An nahme von Geschenken für dienstliche Handlnngen betreffend — ist die Voruntersuchung abgeschlossen und gleichzeitig sind drei der Angeschuldigten, Albin Richter, Klengel und Reunert, außer Verfolgung gesetzt worden. Die Genannten haben bereits ihre amtliche Thätigkeit wieder ausgenommen; betreffs der übrigen Angeklagten (darunter Emcl Wilh. Richter, der am meisten be lastet erscheint) dürfte die Hauptverhdndlnng vor dem Königl. Landgericht in naher Zeit stattfinden. — Die nach den amtlichen Angaben berechnete Bevölkerung Dresdens belief sich am 1. Dezember auf 346620 Köpfe. . Auf Einladung deS Rektors der Universität Leipzig, Herrn Geheimen Hofrathes Professors vr. Friedberg, und des Prorek tors Herrn Geheimen HofratheS Professors vr. Windisch fand Freitag Abend ein KommerS der Chargirten und Vorsteher der Korporationen und Vereine statt, die aus Anlaß des Rektor wechsels beim Rektor und Prorektor ihren Besuch abgestattet hatten. — Nach der endgiltigen Feststellung des Kontos der Schulen Leipzigs auf daS Jahr 1897 stellt sich der Gesammtaus- wand für das städtische Schulwesen auf 5732802 Mk. 85 Pf. Von diesem Betrage entfallen 1163338 Mk. 93 Pf. auf die höheren Schulen, 186514 Mk. 33 Pf. auf die Fortbildungs schulen für Knaben und Mädchen, sowie 4369951 Mk. 59 Pf. auf die Volksschulen. Nach Abzug der Einnahmen an Schulgeld n. s. w. beträgt der aus der Stadtkaffe zu leistende Zuschuß bei den höheren Schulen 701722 Mk. 32 Pf., bei den Fortbildungs schulen 176709 Mk. 33 Pf. und bei den Volksschulen 3235940 Mk. 99 Pf., insgesammt aber 4114182 Mk. 64 Pf. In Löbau hat sich eine Benzinexplosion in dem Hinter gebäude des Klempnermeisters Kießling an der Bahnhofstraße er eignet. Die Wirkling der Explosion war furchtbar. Der Lehr ling Spalek wurde von dem im Nu um ihn ausflammenden Feuerball schwer an den Händen und im Gesicht verbrannt, so daß sich die alsbaldige Ucberführung des Schwerverletzten nach dem Krankenhaufe nothwendig machte. Die Räumlichkeiten haben unter dem starken Luftdrucke sehr gelitten. Alle vorhandenen Gegenstände lagen bunt durcheinander, während die Wände merklich aus ihren Grundmauern gerissen wurden. Besonders hart ist die eine Wand mitgenommen, welche völlig durchbrochen wurde und deren eingestürztes Mauerwerk in der Wohnung einer nebenan wohnenden Wittwe Schaden an den Möbeln an richtete. Das Feuer, welches noch einige Zeit in der Werkstatt fortflackerte, wurde durch herbeigeeilte Leute erstickt. In Radebeul wurde ein frecher Schwindel aufgedeckt. Vor Verschiedenes. * Bom Kapitän des untergegangene« »Satter". Der l mit dem Lloyddampfer „Salier" verunglückte Kapitän Wempe war auch der Kommandant des Lloyddampfers „Danzig", der bekanntlich im Sommer 1895 eine große Reisegesellschaft nach Spitzbergen führte und auf der Rückfahrt, bezw. bei der Ausfahrt aus der Smeerenburgbuchtam31.Juli früh Morgens, von mächtigen Eismassen bedroht, ebenfalls auf ein Riff gerieth und festfuhr; glücklicher Weise nahm die Sache damals einen besseren Ausgang als diesmal. Ein Theilnehmer an dieser Fahrt, der Teplitzer Fabrikant Franz Bramsch, schildert in einer anziehenden Broschüre „Sommertage im hohen Norden" u. A. auch dieses Abenteuer und läßt dabei der seemännischen Tüchtig keit des Kapitäns alle Gerechtigkeit widerfahren. „Es war 6 Uhr Morgens," erzählt der Verfasser; „alle Passagiere lagen, mit Ausnahme des Herrn Generalkonsuls Reiß, welcher die Gefahr ahnte und auf der Kommandobrücke geblieben war, noch in tiefem Schlummer. Herr Kapitän Wempe besaß von diesem Theile Spitzbergens nur eine englische Navigationskarte und zeigte um 6 Uhr Morgens Herrn Generalkonsul Reiß auf der Karte die schmale Durchfahrt, in der sich die „Danzig" gerade befand und bei der auf der englischen Karte die Bezeichnung „ävsp vater" eingetragen war. Plötzlich erfolgte ein furchtbarer Stoß, dem ein helltönendes Klirren, als ob Tausende von Gläsern zerbrochen wären, folgte, dann ein Knirschen, als ob der Stahlkiel unseres Schiffes über einen Felsen schleifte. Erschreckt fuhren wir aus unseren Betten auf. Ehe wir, noch halb im Schlafe, uns über das Vorgefallene klar werden konnten, folgte ein neuer entsetz licher Ruck, erneuertes fürchterliches Knirschen und Krachen, und nun stand das Schiff füll, trotzdem die Maschinen mit voller Kraft arbeiteten. Wir eilten auf das Oberdeck und sahen mit ängstlicher Spannung der Zukunft entgegen. Das Eine.war sicher: wir waren im nördlichsten Eismeere, verlaffen von aller Welt, auf einem Felsenriffe sestgesahren, das bisher ganz unbekannt und in keiner Seekarte verzeichnet war. Einer auf dem Schiffe verlor bei der naturgemäßen Verwirrung, die nach der Katastrophe au Bord herrschte, die Ruhe und Besonnenheit nicht; es war dies Kapitän Wempe, der Führer des Schiffes. Er stand ruhig aus der Kommandobrücke, die dicken, graupenartigen Regentropfen, die der Nordostwind ihm ins Gesicht peitschte, nicht beachtend, und ertheilte klar und deutlich seine Befehle. Die ganze Schiffs mannschaft war auf den Beinen: alle unsere Boote, die wir mit hatten, wurden klar gemacht, und eines nach dem andern raffelte an den Ketten in das Meer hinab. Der Proviantmeister und seine Stewards schleppten einen gefüllten Sack nach dem andern mit Lebensmitteln herbei, denn jedes Boot mußte für alle Fälle mit dem nöthigen Proviant versehen werden. Fässer mit Trink- waffer wurden in die Boote gegeben und dort angesorrt. Als das geschehen, Segel und Decken noch in die Boote gelegt waren und so Alles zur Landung vorbereitet war, theilte der Kapitän zur vorläufigen Beruhigung und Klärung der Sachlage mit, daß das Schiff in der Mitte des Kieles auf einem Felsenriff festsitze, das 12 Fuß tief unter der Oberfläche des Wassers sei — unsere „Danzig" hatte zu dieser Zeit 17 Fuß Tiefgang — und daß an der Stelle, wo das Schiff festsitze, ein Leck sein müsse, weil ein Compartement im mittleren Theile des Schiffes mit Seewasser gefüllt sei. Bei der soliden Bauart des Schiffes, das einen doppelten eisernen Boden habe, sei dies jedoch vorläufig noch nicht bedenklich, vorausgesetzt, daß der Seegang nicht stärker würde. Hierauf ließ er durch einen Offizier Lothungen im Meere vornehmen, um die Form des Riffes zu erforschen. Nach dem er diese ermittelt, ließ er ein armstarkes Tau aus Stahl drahtgeflecht an einem Anker befestigen, diesen eine Strecke weit wegfahren und dann versenken. Als der Anker ansgebracht war, wurde durch Dampfwiuden das Tau eingezogen; dies hatte zur Folge, daß das riesige Schiff sich langsam zu drehen begann und sich endlich nach jener Seite neigte, nach welcher es gezogen wurde. In dieser schiefen Lage, bei der man sich auf Deck kaum auf den Beinen halten konnte, rutschte es plötzlich von der Kante des Riffes herab und war damit zu unserer Aller Freude wieder flott. Diese ganzen Rettungsarbeiten hatten ungefähr 3 Stunden in Anspruch genommen und wurden von Seiten der Offiziere und der gesammten Schiffsmannschaft nut einer Ruhe durchae- führt, die wesentlich zu unserer Beruhigung diente. Ihr Be- . nehmen während dieser Rettungsaktion war tadellos, und ich halte es für meine Pflicht, namentlich unserem Schiffskomman danten, Herrn Kapitän Wempe, sowie auch Herrn Kapitän Bade, . die mit kaltblütiger Ruhe und bewunderungswerther Umsicht die zu unserer Rettung unternommenen Manöver leiteten, an dieser Stelle herzlichsten Dank und wärmste Anerkennung auszusprechen." - Herr Bramsch, sowie dessen Frau und Sohn, welch' letztere i ebenfalls diese Fahrt nach Spitzbergen mitmachten, gedenken heute in Wehmuth des traurigen Schicksals des wackeren . Kapitäns. der Stadt zu verwischen und den Straßen ein recht unsauberes Aussehen zu geben. Das ist nun freilich keine schöne Zugabe zu dem in dieser Woche noch bevorstehenden vierten Ereignisse: Weihnachten. Die Kinderherzen sind in Erwartung des Festes zum Zerspringen voll, denn „zweimal werden wir noch wach: heißa, dann ist WeihnachtstagDann ist auch die Zeit vorbei, in welcher einer vor dem andern etwas zu verbergen hatte, und eS beginnt eine Reihe von guten Tagen, von denen man übereinstimmend sagt: sie gefallen unS. — Seit dem großen Schnee, der vom 20. bis 23. Dezbr. 1886 jeden Bahnverkehr im größten Theile Sachsens verhinderte, find jetzt 10 Jahre vergangen. Der Schneefall begann damals am Sonntag den 19. und artete in der Nacht zum Montag in Schneesturm aus, der bis zum Mittwoch Mittag anhielt und großen Schaden verursachte. Er beeinträchtigte auch das Weih- nachtSfest ganz erheblich. DaS Bedauerlichste waren die vielen vorgekommenen Unglücksfälle. Viele Leute waren von dem Schneesturm überrascht worden, waren eingeschneit und hatten durch Erfrieren den Tod gefunden. Viele der Umgekommenen fand man erst nach Wochen, nachdem die Unmassen von Schnee geschmolzen. — Zu besetzen: Ostern 1897 die neugegründete 3. ständige Stelle in Lockwitz. Kollator: Das Kgl. Ministerium des Kultus Mud öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1000 Mk. Gehalt und 250 Äk. Wohnungsgeld für einen verheiratheten, 150 Mk. für einen unverheiratheten Lehrer. Gesuche sind bis zum 15. Januar 1897 bei dem Kgl. Bezirksschnlinspcktor für Dresden-Land Schul- rath Grüllich einzureichen. — Königliches Landgericht Ureiberg. Der Spiel- waarenmaler Osw. Emil Auerbach, geboren am 4. Juni 1858 zu Steinhübel, Heidelberger Antheils, wurde gestern von der ersten Strafkammer wegen Urkundenfälschung zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Erbisdorf, 21. Dezember. Ein humoristisches Gesangs konzert giebt am 1. Weihnachtsfeiertag Abends der Gesangverein „Kameradschaft" im Gasthofe zu Erbisdorf. Der Reinertrag soll mildthätigen Zwecken zu Gute kommen, weshalb ein guter Besuch deS Konzerts zu wünschen ist. *** Langenau, 21. Dezember. In der Nacht vom Sonn abend zu Sonntag wurden im hiesigen Ort zwei Einbrüche ver übt und zwar erstens bei dem Kaufmann NeubLußer. Der Dieb ist durch Ausschneiden der Fensterscheibe in die Wohnstube ge stiegen, um von da in den Laden zu kommen, was ihni jedoch nicht gelungen ist, so daß er, ohne etwas mitnehmen zu können, wieder abgegangen ist. Der zweite Einbruch geschah bei dem Schneidermeister Emil Hutsch, wo zunächst der Werkstelle ein Besuch abgestattet wurde. Von dort in die Stube zu gelangen, mißlang ebenfalls, weshalb ein Fenster im Laden ausgeschnitten und aus dem Laden Kleidungsstücke im Werthe von ca. 90 Mk. gestohlen wurden. Hoffentlich gelingt es, den oder die Einbrecher festzunehmen. Die deutsche Schlosserschule mit elektrotechnischer Abteilung zu Roßwein in Sachsen bietet in 3 einhalbjährigen unmittelbar aufeinanderfolgenden Kursen jungen Schlossern, die mindestens 17 Jahre alt und 2 Jahre praktisch gelernt haben, Ausbildung und Vervollkommnung in allen Zweigen der Schlosserei oder spezielle Ausbildung in Bauschlofferei mit Eisenkonstruktions- arbeiten oder Maschinen- oder Kunstschlosser«. Für diejenigen, welche schon eine längere praktische Thätigkeit ausgeübt haben und Dervollk mm inpg in einzelnen Zweigen ihres Berufs suchen,sind einhalbtährige Kurse in Maschinen- oder Kunstschlosser« ein gerichtet. Bon den Aufnahmesuchciiden wird der vorangegangenc Besuch einer guten Volksschule, einer Fortbildungsschule oder mindestens einige Ucbung im Zeichnen gewünscht. Tie Unter richtskurse beginnen Ostern und Michaelis jeden Jahres. Die Schule steht unter der Aufsicht des Königl. SLchs. Ministeriums deS Innern uud des Stadtraths zu Roßwein, wird von diesen unterstützt, im Jahre 1896 betrug die StaatS-Beihilse allein 11000 Mark. Die Schule ist die einzige Anstalt Deutschlands welche außer der theoretischen Bildung eine vollständige praktische Ausbildung gewährt. Die Schülerzahl beträgt zur Zeit 98. In der letzten Rathssitzung in Dresden wurde nach dem Vorschläge des Kassenausschusfes die Erhebung der Gemeinde- Einkommensteuer für 1897, gleichwie im Vorjahre, nach 60 Proz. der Staats-Einkommensteuer genehmigt. — Wie schon kurz ge meldet, ist in Dresden nach längeren Leiden der Königl. preußische Generalmajor v. Lippe, Abtheilungschef im Kaiserlichen Militär- kabinet uud General ü la suite des Kaisers, verstorben. Der Verschiedene war bereits seit Jahren im Generalstabe, zuletzt bei dem Generalstabe der 1. Garde-Jufanterie-Division in Berlin be dienstet und wurde am 27. Januar 1895 in das Militärkabinet
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