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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189612239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961223
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-23
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.12.1896
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Nrtiberger Anzeiger ««v DrgeDlatt. Seite 3 - ' 18SS. 28. Dezember. SS8 Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 22. Dezember. — DaS Kaiserpaar Hot, dem Vernehmen nach, der Wittwe deS verstorbenen Generals ä la suite, Generalmajor v. Lippe, auf telegraphischem Wege in den huldvollsten Worten das innigste Beileid auSgedrückt. Der Kommandant des kaiserlichen Haupt quartiers und dienstthuende General-Adjutant des Kaisers, von Plessen, ist in Folge deS Hinscheidens des Generals L In suite v. Lippe in Dresden eingetroffen. — Prinz Friedrich August empfing am - Sonntag Vor mittag die Herren vr. Mucke-Freiberg, vr. Pilk-Dresden und A. Sommer-Bautzen in Audienz und nahm sechs charakteristische wendische Puppen, wie sie im großen Maßstabe im Wendenmuscum der Alten Stadt zn sehen waren, als Weihnachtsgeschenk für die beiden kleinen Prinzen entgegen. Die beiden Prinzen bedankten sich selbst und reichten jedem der Herren die Hand. Hochbeglückt trugen dann die kleinen Prinzen ihre Puppen weg. Die Frau < Prinzessin Luise hatte die Anregung dazu gegeben und den Wunsch ausgesprochen, eine Erinnerung an das Mnseum zu haben. — Das Befinden der Prinzessin Friedrich August ist übrigens ein durchweg gutes, ebenso das des jungen Prinzen Ernst Heinrich. Die hohe Wöchnerin bringt bereits einen Theil des Tages außer halb des Bettes zu. — Mitthettunge» aus der Sitzung des Stadtraths vom 15. Dezember 1«W. Gegenwärtig: 11 Mitglieder. Ten Vorsitz führt Herr Stadtrath Rößler. die Fülle der laufenden Geschäfte gewohnheitsmäßig besorgt wird. Wenn aber ein außerordentlicher Fall eintritt, dann muß für ent sprechende Vermehrung der leitenden Kräfte Sorge getragen werden. Es ist ein« stehende Redensart bet den Eisenbahn beamten, daß sie sich stets mit einem Fuß im Tefängniß fühlen, da jede- Versehen von verhänguißvolle» Folgen begleitet sein kann. Im Interesse der Allgemeinheit liegt eS somit, Vorsorge zu treffen, daß „Versehen" so selten als irgend möglich eintrete«. Dem Bahnpersonal ist nachzurühmen, daß eS seinen ost überaus schweren Dienst im Allgemeinen mit einer Gewissenhaftigkeit ver sieht, welche die Sicherheit auf deutschen Bahnen sprichwörtlich machte" — Christvesper. Auch im Dome wird am bevorstehende« Weihnacktsheiligenabend zum ersten Male (Nachmittags 5 Ubr— nicht 4 Uhr, wie ursprünglich angenommen war —) eine Christ- veSper nach gedruckter Ordnung mit Ansprache gehalten. Für die Ordnungen, die an den Eingängen der Kirche jedem Theil nehmenden übergeben werden, wiro eine kleine Gabe in den Cymbalbüchsen erbeten. Um Störungen möglichst zu vermeiden, werden Kinder unter S Jahren ohne Begleitung Erwachsener nicht zugelassen. — In der Rieolaikirche wird wie im vorigen Jahre am ersten Weinachtsfeiertage früh 6 Uhr Christmette stattfinden. — Ermäßigung von Fernsprechgebühren. Der -Reichsanzeiger" veröffentlicht folgende Bekanntmachung deS Staatssekretärs deS ReichSpostamtS: Vom 1. Januar 1897 ab wird im Sprechverkrhr zwischen zwei verschiedenen Stadt-Fern sprecheiurichtungen deS Reichspost- und Telegraphengebiets, deren Hauptvermittelungs-Anstalten in der Luftlinie nicht mehr als 50 Kilometer von einander entfernt sind, die Gebühr für ei» ge wöhnliches Gespräch bi» zur Dauer von drei Minuten auf 25 Pf. ermäßigt. Bei größeren Entfernungen beträgt die Gebühr wie bisher 1 Mark. — Der Verein kSnigstreuer Bergknappe« Gruppe Himmelfahrt veranstaltet am 2. ÄeihnachtSfeiertage Abends eine Festlichkeit im Saale des Gewerbehauses. DaS Programm derselben lautet: Vorträge und Tanz. Der Gruppenvorstand hofft ans eine zahlreiche Theilnahme der Mitglieder und deren Angehörigen. — Der Landwirthschastttche KreiSverei» Dresden hielt am 18. Dezember im Restaurant „Drei Raben" zu Dresden seine zweite halbjährliche Ausschußsitzung ab, zu welcher 100 Ver treter der dem Kreisverein angeschloffenen Zweigvereine erschienen waren. AIS Vertreter des LandeSkulturraths waren anwesend Oekonomierath Professor von Langsdorfs und Sekretär Raubold. Der Vorsitzende Oekonomierath Käferstetn-Niedersedlitz eröffnete die Versammlung mit begrüßenden Worten und Mittbeilungen über die seit der letzten Sitzung im April eingetretene» Aenoerungen im VereinSbestande. Nen angeschloffen haben sich der Landw. Verein Bärenstein und die Zucht- und Verkaustgenossenschast für Pirnaer Saatroggrn zu Pirna. Mit ehrenden Worten VÄ Nach rufs gedachte er ferner des Hinscheidens des Borfitzende« deS Landw. KreiSverein» zu Reichenbach i. B. Rittergutsbesitzer O- Seiler auf Noßwitz, an dem nickt nur di« sächsische, sonder« die gesammte deutsche Landwirthsch ast einen bedeutenden Schützer mch Förderer verloren hat. Nach dem Vortrag der Registrande er stattete Kreissekretär vr. von Littrow den Bericht über die Thätig- keit d«S KreisvrreinS seit der letzten AuSschußsitzung. Der Zucht» aenoffenschast Deutschneudorf wurde eine Beihilfe von 12V Mark, sowie dem Landw. Verein Schellerhan 15 Mark zur Anschaffung eines reinblüthmen Schweizer Ziegenbocks gewährt. Auf Befür wortung de» Kreisvereins hat das König!. Ministerium der Pirnaer Saatroggen-Genossenschaft eine Beihilfe von 600 Mark zur Bestreitung ihrer Einrichtungskosten bewilligt. In der Berichtszeit sind eine Bezirksversanimluug in Dippolviswalde und zwei Rinderschauen in Deutschenbora und Kreischa abgehalte» worden. Von den Proviantämtern wurde über beinahe gänzliches Mangeln der Angebot« von Seiten der Landwirthe geNagt und im Falle der Fortdauer dieser Verhältnisse mit anderweiter Deckung ihres Bedarfs gedroht. Infolgedessen erließ da» Kreisvereins- Direktorium ein Rundschreiben an sämmtliche Zweigvereine, ia welchem zu thunlich baldiger Lieferung bez. Abgabe von Ange boten Anregung gegeben wurde. Ferner wurde die Königliche Intendantur ersucht, bis auf Weiteres, wenigsten» aber für da» laufende Erntejahr das für die Lieferung an die König!. Proviant ämter festgesetzte Hektolitergewicht möglichst um einen angemessenen Betrag herabzusetzen, sowie die Bestimmungen, welche den Aus schluß gewachsener Körner von der Lieferung betreffen, in zeit gemäßer Weise zu mildern. Die König!. Intendantur theilte daraufhin mit, daß da» Königliche Kriegsministerium diese Bitte abgeschlagen habe. Von Seiten landwirthschaftlicher Lieferanten ist jedoch berichtet worden, daß eine Beschwerde über eine allzu schroffe Anwendung der in Rede stehenden Bestimmungen bei den Praviantämtern zur Zeit nicht vorliege. An diese Angelegenheit knüpfte sich eine lebhafte Aussprache. Es wurde hervorgeboben. daß die verspäteten Angebote sich dadurch erklären, daß infolge der Witterungsverhältnisse der Wmterdrusch des Getreides hat hinaus geschoben werden müssen. Nicht am guten Willen der Landwirthe, andern an der Möglichkeit hat es gefehlt, zeitiger Angebote zu machen. Es wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß auch jetzt noch die Proviantämter von den nunmehr reichlich Vorhan- - denen Angeboten Gebrauch machen werden. Das Direktorium des Kreisvereins wurde ferner von der Versammlung ersucht, bei der Königl. Intendantur dahin zu wirken, daß Offerten und Preise auf Proben wenigstens ans 8 Tage gehalten werden und daß, obalo die Proviantämter ihren Bedarf gedeckt haben, die» durch Inserate bekannt gemacht wird, damit dem Landwirth durchBer- laden und Zufuhr des Getreides, das dann an Ort und Stelle nicht angenommen wird, nnnöthige Kosten erspart bleiben. Nach Genehmignng des Direktorialberichts wurde in die weitere Tages ordnung eingetreten. Den Landw. Vereinen Bärenstein und Sayda wurden je 30 Mark zur Anschaffung von Wieseneggen bewilligt. Ferner wurde beschlossen, an das Königliche Ministerium die Bitte zu richten, daß die Verwaltungsbehörden hre Aufmerksamkeit darauf richten, daß nur geprüfte Hufbe- chlagmeister den Husbeschlag ausüben. Den Schluß bildete die Feststellung des Haushaltplans für 1897, nach welchem ein Staatszuschuß von 21,200 Mark zu erbitten sein wird. Der Vorsitzende schloß die Sitzung mit den besten Glückwünschen für die Landwirthschaft im neuen Jahre. — Eine ereignitzrciche Woche ist e», in der wir letzt leben. Sie begann mit dem sog. goldenen Sonntage für die Geschäftswelt, welcher hoffentlich die Erwartungen aller Derer erfüllt hat, die auf ein gutes Weihnachtsgeschäft gerechnet haben. AlS weiteres Ereigniß ist zu bezeichnen, daß gestern der kürzeste Tag war nnd wir nun wieder langsam aber sicher aufwärts gehen, dem Lichte entgegen. Dem kürzesten Tage folgte eine Nacht, die noch bis heute Mittag ihre Schatten in Form von Nebel verbreitete. An demselben Tage war Winters Anfang, nach dem Kalender wenigstens. In Wirklichkeit be mühte sich ein feiner Regen die letzten Spuren des Schnees i« 1. Der Rath nimmt davon Kenntniß, daß die sämmtliche« neu gewählten Stadtverordneten die Wahl angenommen haben und beschließt deren Einführung am 4. Januar stattfind«« zu lassen. 2. Zu dem Beschlusse, daß der Schulunterricht am 2. Januar ausfallen soll, beschließt man auf ein von Herm Schulrath vr. Winkler eingeganaenes Schreiben Bericht an da» Königliche Ministerium deS Kultu» und öffentlichen Unterricht» um Ge nehmigung jene» Beschlusse» zu erstatten. 8. Man nimmt von einer Mitteilung de» RevierauSschuffe» Kenntniß, wonach mit der Vertretung der bergknappschaftlichen Schulkasse im SchulauSschufle Herr Oberdirektor Fischer betraut worden-ist. 4. Die Vertretung der Stadt Freiberg im Kuratorium der landwirthschaftlichen Winterschule daselbst wird vom 1. Januar 1897 ab Herm Bürgermeister vr. Schröder übertragen. 5. Einem eingegangenen Gesuche des Meißner Dombau- verein» gemäß beschließt man für Veröffentlichung deS von ihm erlassenen Aufrufs im hiesigen Amtsblatte besorgt zu sein und dem Vereine auch selbst mit einem jährlichen Beitrage von 20 M. namens der Stadtgemeinde beizutreten. 6. Da» Gesuch der Kirchenvorstände Dom, St. Petri, St. Nicolai, St. Jacobi und St. Johanni», die.Abendmahlsfeiern vom 1. Advent ab bi» Sonntag Judica wieder nach dem Haupt- gotteSdienste zu halten, wird kircheninspektionSwegen genehmigt. 7. Der Rath nimmt von dem Beschlusse der Königlichen KreiShauptmannschast Kenntniß, daß die Einweisung deS Herrn Bürgermeisters vr. Schröder Mittwoch, den 30. Dezember 1896, Mittag» 12 Uhr durch de» Herm Kreishauptmann erfolge» soll. Zugleich beschließt man, am gleichen Tage Vormittags 10 Uhr dem Herm Bürgermeister da» Bürgerrecht der Stadt Freiberg zu ertheilen, auch nach geschehener Einweisung ein Festmahl in den Räumen de» Kaufhauses nach den Vorschlägen de» FestanS- schusies zu veranstalten. 8. Man nimmt Kenntniß vom Eingänge der Zeichnung des Wappens und deS Meißner Löwen zum Marktbrunnen. Zugleich beschließt mpn auf Antrag deS Herm Stadtrath Bömer daS Stadtwappen revidiren, beziehentlich eine richtig ge stellte Zeichnung sowohl vom gothischen al» auchvomRenaissance- Wappen Herstellen zu lassen nnd deshalb 50 M. in den Haus haltplan für daS Jahr 1897 eiNzustellen. 9. Gemäß dem Vorschläge deS Promenaden-AusschusseS be schließt man von einer Aendemng der Promenadenanlage an der Wallstraße im nächsten Jahre abzusehen, vielmehr dafür die Schillerstraße und die an ihr liegenden Promenaden hrrzustellen beziehentlich umzugestallen und genehmigt die dadurch erforder lichen Abänderungen in den Voranschlägen des nächsten HauS- haltplaneS. — Beim Herannahen de» Jahreswechsel» ist wiederum da rauf aufmerksam zu machen, wie e» sich dringend empfiehlt, dm Einkauf der Freimarken für Neujahröbriefe nicht bis zum 31. Dezember zu verschieben, sondem schon früher zu bewirken, damit der Schalterverkehr an dem genannten Tage sich ord nungsmäßig abwickeln kann. Ebenso liegt es im eigenen Interesse des Publikums, daß die NeujahrSbriese frühzeitig zur Aus lieferung gelangen, und daß nicht nur auf den Briefen nach den Großstädten, sondem auch auf Briefen nach Mittelstädten die Wohnung des Empfängers angegeben werde. — Die Begründung de» Urtheil» in dem Prozeß wegen Gefährdung des kaiserlichen Eonderzuges, welches die Bautzener Strafkammer gegen den Transportdirektor Winkler und den Bahnhofsinspektor Götze fällte, lautet wie folgt: „Das Gericht hat als erwiesen angesehen, daß am 12. September d. I. von den beiden Angeklagten, welchen al» Beamte deren Sicherung oblag, zwei Transporte, nämlich der kaiserliche Hof zug, sowie der Schnellzug gefährdet worden sind. ES ist fest gestellt, daß Winkler, der die Fahrpläne aufgestellt hatte, die Ver antwortung bei der Aendemng derselben hatte; obwohl ihm be kannt war, daß der Schnellzug unterwegs war, hat er die Aendemng vorgeuommen. Das war eine gefährliche Handlung und kann damit nicht gerechtfertigt werden, daß Winkler die Wünsche des Kaisers ausführen wollte, denn solche Wünsche werden nur unter der Voraussetzung der Sicherheit geäußert. Winkler mußte sich sagen, daß die Aendemng nur mit Erfolg ausgeführt werden konnte, wenn die Sperrsignale ausgegeben ivaren. Er konnte erst Anordnungen treffen, wenn ihm von zu verlässiger Seite Meldung von der Sperrung gemacht war. Er wiesen ist, daß keiner der Angeklagten nach der Uhr gesehen bat. Das Gericht hat als erwiesen angesehen, daß die Aendemng oeS Fahrplanes bas ursächliche Moment für die Gefährdung des Kaiserzuges ist. Götze war verpflichtet, nach dem Zustimmungs kontakt zu sehen und sich zu überzeugen, ob seine Befehle aus- gcfnhrt worden. Hierin lagen die mehrfachen Unterlassungen, denen es zuzuschieben ist, oaß die Züge m Gefahr gebracht wurden. Obwohl die höchste Person des Reiches und ein Schnell zug mit zwei Lokomotiven gefährdet waren, hat daS Gericht auf eine schwere Strafe nicht erkannt, weil eS nicht verkennen konnte, daß in diesen Tagen außerordentliche Verhältnisse vorlagen und inzwischen Anforderungen gestellt wurden und mit Rücksicht darauf, daß die beiden Herren bemüht ivaren, die Wünsche des Kaisers zu vollführen. Das Vergehen Winklers war schwerer zu ahnden, da er der verantwortliche Vorgesetzte war." Zu diesem Prozeß schreibt noch die „Berl. Börsen-Zeitung": „Der in Bautzen zu Ende gegangene Prozeß wegen Gefährdung des kaiserlichen Sonderzuaes darf nicht damit der Vergessenheit anheimsallen, daß die Beamten zur Verurtheiluug gelangten. Wer sich durch die Schilderung der Begebnisse am verhängniß vollen Tage ein Bild von der Situation zu machen versuchte, kam uothgedrungen zur Erkenntniß, daß auch in diesem Falle wieder einmal eine zu große Last der Arbeit, eine zu große Ver antwortung auf wenigen Personen lag. Ueberall wird in moderner Zeit das soziale Gesetz der Schonung nach Leistungs fähigkeit und das wirthschaftliche Prinzip der Theilung der Arbeit gewahrt, nur beim Eisenbahndienst findet eine Anspannung der Kräfte deS Einzelnen bis an die äußerste Grenze der Möglichkeit statt, nur dort — (vielleicht noch bei der Post, im Restanrations wesen, in Cafes und — in der Presse) — ist von einer Theilung der Arbeit in gebotenen Grenzen wenig oder nichts zn spüren. Unsere Zeitung hat schon vor Jahrzehnten auf diesen Uebelstand hingewiesen, hat kurz vor dem Eisenbahnunglück in Steglitz aus die dort stattfiudende Unsicherheit aufmerksam gemacht, hat sich sogar wegen des Eintretens für die zu stark belasteten Schaffner unter Herm von Maybach einen Preßprvzeß zugezogen, aber wir hatten, trotzdem wir in letzterem Falle vernrtheilt wurde», den noch die Genugthuung, das, was wir als unthunlich bezeichneten, alsbald abgcstellt zn sehen: Die Schaffner brauchten nicht länger während der Fahrt auf den Trittbrettern von Wagen zn Wagen zu klettem, um die Fahrkarten zn dnrchlochen. Ans den Bautzener Fall zurückkommend, wollen wir gern zugestehen, daß nicht jeder kleine Bahnhof mit einem großen Beamtcnpersönal zn besetzen ist, da nur selten außergewöhnliche Anforderungen eintreten und! hab«. Deutschland suche Feindschaft der Buren aeaen die Eng- länder zn nähren und sich in den Besitz der Delagoa-Bai zu bringen. — Wenn Deutschland ein Kriegsschiff nach der Delagoa- Bai auf Ersuchen des Konsuls Grafen Pfeil schickt, so werden doch am ersten die Engländer, die ja oft iu solche Lage kommen, begreifen, daß e» sich nur um Schutz der deutschen Vertretung und der deutschen Staatsangehörigen, sowie um de» nöthigen Nachdruck zur Erlangung einer Genugthuung handeln kann. Diese ist von Lissabon au» zugesagt worden, zugleich ist aber auch mitaetheilt worden, der „Seeadler" werde sich von Dar-eS-Salaam nach Lourengo Marauez begeben, so daß Deutschland dann zwei Schiffe dort stationiren hätte. Diese Schiffsbewegung hat mit Transvaal und den Interessen der Buren nicht daS Mindeste zu thun. Erscheint vielmehr, als ob die Engländer nach der bekann ten Methode: „Haltet den Dieb!" die Aufmerksamkeit von ge wissen Machenschaften ablenken wollen, die sie im portugiesischen Geoiet gegen Transvaal vorbereiten. Sie haben fortwährend mit Portugal geheime Verhandlungen wegen Ankaufs der Dela goa-Bai gepflogen, die bisher bloS an dem Widerstande der portu giesischen Minister scheiterten, die genau wissen, daß sie zu dem Verkaufe dieser Kolonie nie die Genehmigung der Deputirten- ikammer erlangen. Diese Verhandlungen haben da» Mißtrauen der Trausvaalregierung erregt. Deutschland denkt nicht an eine gewaltsame Besetzung, eS hat auch keinen Grund, dazu, so lange Portugal seine internationalen Verpflichtungen erfüllt und aus reichende Genugthuung für die widerfahrenen Beleidigungen giebt. Bulgarien. Der Stambulow-Prozeß hat gestern in Sofia begonnen. Das Verhör der zahlreichen Zeugen wurde Nach mittags ausgenommen. Präsident und Richter sind angesehene parteilose Männer. Marokko. Eine Bande spanischer Verbrecher, der mehrfache räuberische Ueberfälle und Mordtbaten zugeschrieben werden, erscheint dringend verdächtig, auch die Ermordung deS deutschen Kaufmann» Häßner ausgeführt zu haben. Gestern ist es oer marokkanischen Polizei gelungen, gewisse Anhaltspunkte für die Ermittelung der Schuldigen zu entdecken. 'Sie verhaftete zwei Spanier und einen Araber, welche der Ermordung des Äanquicrs Häßner verdächtig sind. Ferner fand die Polizei einxn Dolch nnd ein arabisches Kleidungsstück, welche, wie man annimmt, den Mördern gehören. ColonialpoNtifch-S. Im nächstjährige» E t a t für daS südwest-afrikanische Schutzgebiet sind unter Einnahmen 550 000 M. verzeichnet, 164 000 M. mehr als im Jahre 1896—97. Von diesen 550 000 Mark entfallen nach Veranschlagung deS kaiserlicken Landeshaupt manns je 250000 M. auf die Einfuhr- und die Ausfuhrzölle, während der Rest von 50 000 M. sich auS anderen Verwaltungs einnahmen zusammensetzt. ' Seit dem 1. Dezember d. I. besteht nun bereits für Deutsch-Südwestafrika ein neuer Zolltarif; er ist allerdings noch nicht veröffentlicht worden, so daß sich kein ge naues Bild über ihn gewinnen läßt. Auffällig ist, daß zwar im Schutzgebiet Verhandlungen zwischen den Zollbeamten und den interessirten Kaufleuten über die Höhe des Tarifs stattgefnnden haben, daß aber der Kolonialrath mit dieser wichtigen Materie seiner Zeit nicht betraut wurde, und daß der Tans noch nicht veröffentlicht worden ist. Nach Mittheilungen aus dem Schutz gebiet haben die Proteste der Kaufleute wenigstens insofern etwas geholfen, als die Gefahr deS Schmuggels, die bei der großen Ausdehnung des Schutzgebiets nach dem Innern immer vorliegt, auf ein Geringes beschränkt werden kann; immerhin wird der Tarif noch als hoch empfunden, da» die Waaren brutto verzollt werden müssen. Die Schätzungen über die Einnahmen aus , diesem Zolltarif belaufen sich daher bei Weitem höher als die etatsmäßige Aufstellung; man spricht sogar von einer Zollein nahme von 1'/, Millionen Mark. Der Zeitpunkt für das In krafttreten des Tarifs scheint auch wenig glücklich gewählt zu sein, da die Rinderpest droht und die große Dürre im Damaraland noch immer anhält. Früher war nichts geschehen, um die Wasser- Verhältnisse zu verbessern und daS Wasser festzuhalten, und jetzt, wo überall Brunnen gemacht werden, ist es bei der Jahre langen Dürre zu spät. Die Blicke der Ansiedler richten sich in Folge dessen wieder mehr als je zu den nördlichen, von den Hereros zum Theil noch besetzten Gegenden, die wasser- und viehreich lind. Man ist in Ansiedlerkreisen mit der friedlichen Politik des Majors Leutwein nicht überall einverstanden. Was die Rinder pest anbetrifft, so hegt man zur Zeit weniger Bedenken hinsichtlich der Einschleppung von Süden, da die Capkolonie neuerdings alle nur menschenmöglichen Mittel anwendet, um die Grenzen nach Norden abzusperren. Die capländische Regierung hat hier einen Sicherheitswachtdienst eingerichtet, der nach Angaben capläudischer Zeitungen vorzüglich wirkt; es soll nur seitens der Basuto eine gewisse Gefahr vorliegen, da diese schwer zu kontroliren sind. Da gegen fürchtet man eine Einschleppung der Seuche über den Ugamisee und besonders vom Norden über den Kunene. Man muß daher alle Mittel auswenden, die Einbrnchstellen, denen cs in Folge der wasserlosen Natur dieser Länder nicht viele giebt, gegen die Einschleppung der Seuche zu sperren. Man fürchtet im Schutzgebiete als Folge der Rinderpest nicht nur eine Ver armung der weißen und schwarzen Bevölkerung, sondern auch Un ruhen unter den Hereros, die ihres größten Besitzthums durch die Seuche ganz sicher beraubt würden.
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