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2 Weilage zum Ireiöerger Anzeiger und Hageölatk. 1»S6 28ä Sonntag, den 6. Dezember lu ^eiknsckkkinIcSusen ß Seiden-, Manufaktur- uud Modewaren, Gardinen, Teppiche, Möbelstoffe, Leinen, Weißwaren und Aussteuer, Bettsederu und Daunen, Linoleum, Läuserstosfe, Wawsbarcheute. Taillen, Blousen, Kleidchen, Damen-, Mädchen- und Kinder-Mäntel eigener Fabrik Z ja gar nicht mit dem Zuge fort; mein Sohn hört Sie bloß so gern sagen: Um 6 Uhr M!" — „„„Dank auch schön!""" fügte das Jüngelchen hinzu, und damit gingen Beide fort. Als kurze Zeit darauf mein Freund kam, sah ich den Portier noch immer auf- und abgehen, wobei er halblaut schimpfte: „„Fßon'n Ohsß! Dat kleine Schenn-Ohsß! De rode Vofß!"" Familien-Nachrichten. Geboren: Sin Knab«: Hrn. Otto Semmelrokh in Dresden; hrn. Poul Wehner in Wülknitz. — Ein Mädchen: Hrn. Kurt Engel in Neuhof-Eqchra; hrn. Robert Busch «in Leipzig ; Hrn. Amtsrichter Struve m Ehemmtz. Verlobt: Hr. Paul Schwabe in Waldheim mit Frl. Emma Brommer in Dresden. Vermählt- Hr. vr. Iuliu» Boge! in Leipzig mit Frl.Marga» rethe Oppermann in Zittau. Gestorben: Frau verw. BezirkSarzt vr. Wilhelmine Wimmer geb. Hertel in Dresden; Hr. Johann Heinrich August Schulz, Ton künstler und Musiklehrer, in Dresden; Frau Ida Marie Kenne geb. Keller in Dresden; Frau Marie Hartmann geb. Hasenkamp in Dresden . Hr. Georg Christian Nahm, prio. Schlossermeister, in Dresden; Hr Richard Rüger, ExpeditionS-HilfSarbeiter, in Dresden ; Frau Ida verw Pastor Neumann geb. Müller in Dresden; Hr. Amtsgerichts-Assessor Paul Gotthelf Mischel in GörberSdorf; Hr. Prokurist Georg Balz in Leipzig; Frau Anna Bartosch geb. Hofmann in Frankenberg i. S.; Hr. Ernst Otto Beckert in Chemnitz. Pofi-Omnibu« Freiberg. Weißenborn. Ab Bahnhof- Postamt Freiberg: Früh 6.55, 10.4b, Nachm. 3.10. Ab Gasthof Preuß. Hof: Früh 7.00, 10 bO, Nachm. 3.1S. Ab Weißenborn, Harig» Nestauraut: Früh 8.50, Nackm. 1.00, 8.55. gelegenhcct sprechen. Dieser Mann, der die Nennung seines Namens hartnäckig verweigerte, wußte gleichwohl durch sein Auf treten der Dienerschaft einen derartigen Respekt einzuflößen, daß er bis zu dem Kammerherrn Colonna vordrang. Madame Bonaparte wnrde von der Anwesenheit deS geheimnißvollen Fremdlings unterrichtet und zeigte sich nach einigem Zögern ge neigt, ihn zu empfangen. Er trat ein. In der Gesellschaft Lätitias befand sich außer dem genannten Kammerhcrrn noch ein Ehrenfräulein Mademoiselle Mellini. Beide haben also den Fremden gesehen und über sein Aussehen in der That die ge nausten Angaben gemacht. Dieser selbst aber äußerte den Wünsch, Madame Lätitia allein zu sprechen, und die Gcsellschastspersonen verließen das Gemach. Hierauf soll sich der Unbekannte der Mutter Napoleons ehrfurchtsvoll genähert und zu ihr in einer Weise gesprochen Haben, als komme er geradeswegs von St. Helena, dem Verbannungsorte ihres Sohnes. „In diesem Augenblicke, wo ich zu Ihnen rede, Kaiserliche Hoheit," sagte er, „ist Napoleon von seinen Leiden erlöst. Er ist glücklich." Dann griff er nach > einem an seiner Brust hängenden Kruzifix und sagte in feier- - lichem Tone: „Hoheit, küssen Sie den Erlöser und Heiland Ihres : geliebten Sohnes; Sie werden ihn nach langen Jahren wieder- - sehen, diesen Sohn, den Gegenstand Ihrer tiefen -Trauer, dessen t Name in den Städten wie in den Weilern wiederklingt. Aber : noch vor diesem merkwürdigen Tage wird eine Aenderung in der - Regierung Frankreichs vor sich gehen; es wird ein Bürgerkrieg 1 ausbrechen, ein Strom von Blut wird vergossen, Europa wird l in Flammen gesetzt werden .... Aber Napoleon wird wieder ¬ kehren und zu Frankreich reden, und alle Länder Europas werden seine Einwirkung verspüren. DaS ist das große Werk, zu dem Napoleon der Große von dem König der Könige bestimmt ist." — Geheimnißvoll, wie er erschienen, sei der Unbekannte auch wieder verschwunden, und alle Nachforschungen in Rom und Umgegend seien ergcbnißlos geblieben. In derselben Stunde aber, wo er an die Pforte des PalasteS an der Piazza di Venezia geklopft hatte, war auf dem Felsen von St. Helena Napoleon gestorben. Man würde geneigt sein, das Ganze für einen Be trug, die in den Worten des geheimnißvollcn Fremdlings unver ¬ kennbaren Hindeutungen auf die Julirevolution für einen „Treppenwitz der Weltgeschichte," vielleicht auch die ganze Er- scheinung für eine Einbildung der überreizten Phantasie Lätitia» zu halten, aber dem widersprechen auf's Bestimmteste die Aus sagen der zahlreichen Zeugen. * Ein ruppiger „kölscher Aung". Im Jahre 1878 so plaudert in der „Deutschen Zeitung" ein Leser, als die Rhei nische Eisenbahn noch nicht verstaatlicht war, wartete ich eines Tages auf dem Centralbahnhof in Köln auf einen Freund, der von Bingen kommen sollte. Doch mit dem betreffenden Zuge kam er nicht; besonderer Umstände wegen mußte ich annehmen, daß er schon mit einem früheren Zuge eingetroffen sei und mich am Bahnhofe, im Wartesaale, aufsuchen werde. So geschah eS denn auch. Während der guten halben Stunde, die ich dort zw- brachte, erlebte ich folgendes Geschichtchen. Einer der PortierS lispelte auffallend; das war aber nicht blos mir ausgefallen, sondern auch einem richtigen „kölschen Jungen" von etwa sechs oder sieben Jahren, der mit seiner feingekleideten Mutter im selben Wartesaale wie ich saß. Die Mutter und ihr rothhaarigeS Söhnchen (ein hübsches, schlau aussehendeS Kerlchen) gingen, nachdem sie ihre Chokolade verzehrt hatten, zu dem in der Nähe stehenden Portier, und eS entwickelte sich zwischen ihnen folgen des kurze Gespräch: „Wann geht der nächste Zug nach Bonn?'' — »»Fßechsß Uhr sßechsunddreisßig!"" Darauf zogen die Fran und ihr hoffnungsvoller Knabe sich wieder in den Wartesaal zurück. Bald aber tauchten sie wieder vor dem Portier auf, und die Frau sagte: „Entschuldigen Sie: wann — sagten Sie doch — geht der nächste Zug nach Bonn?" Der Portier seufzte und : „Um fßechsß Uhr sßechfßunddreifßig!" Wiederum nahmen Mutter und Kind ihre Plätze ein und ließen den armen Portier in Frieden. Doch nicht lange sollte er sein stilles Glück genießen; denn nach wenigen Minuten standen sie schon wieder vor ihm, und die Mutter behelligte ihn mit der gleichen Frage wie vorher. Ein halb schwermüthiger Zug huschte über des gutmüthigen PortierS faltiges Antlitz, als er antwortete: „„Fßie und Ihr Fßöhnchen haben den Tfßug jetfßt verpafßt, gnädige Frau! Er fuhr ab um fßechsß Uhr sßechfßunddreifßig, uud der nächsßte geht erfßt um fßieben Uhr viertfßig! 'fß thut mir fßehr leid!"" — „O", antwortete die Gnädige mit wohl wollendem Lächeln, „seien Sie deshalb unbesorgt! Wir wollten 8. ArmeecorpS ist noch garnicht besetzt, und ich glaube, wir werden wohl auch ruhig hier bleiben und in Berlin noch etwa? aushalten müssen. -- Seien Sie zufrieden, daß Sie nicht mit Hierher gekommen sind; Berlin ist nicht so schön, wie es auf den ersten Blick aussieht und hat seine großen Schattenseiten. Ich freue mich auf den Tag, wo mein Mann seinen Abschied nehmen wird. Dann werden wir wohl nach dem Rhein ziehen und den Aufenthaltsort selbst wählen. — Meinem Mann geht es übrigens recht gut, obgleich er nicht weniger Arbeitslast hat, wie früher in Magdeburg; er ist augenblicklich auf einer kleinen Urlaubsreise begriffen, was mir sehr lieb ist, obgleich ich ihn nicht begleite, Venn es freut mich jeder Tag, den er fort vom Schreibtisch und sern von Berlin zubringen kann. Fräulein Marie von Thiele's Tod haben Sie wohl erfahren? — Daß Ihre kleine Pauline sich zu Ihrer Freude entwickelt, ist mir lieb zu hören, grüßen Sie Ihre Frau von mir, und seien Sie stets unserer Theil- nahme versichert. Frau von Moltke." Glücklicher Weise ist da mals (1865) aus der Pensionirung Moltkes nichts geworden. * Athemraubendcs Wort. Die neueste Errungenschaft der deutschen Heilkunst, ein Mittel gegen Fieber, heißt nach einem Aufsatz der „Berliner Klinischen Wochenschrift": Dimethylami- oophenyldimcthylpyrazolon! — Das Wunderbarste dabei cst, daß dieses Pulver mit dem fürchterlichen Namen ganz angenehm schmecken soll! Verschiedenes. * Unter der Ueberschrift: „Ei« alter Bekannter Moltke'»" veröffentlicht die „Magdeb. Ztg." folgende ihr aus Magdeburg übermittelte Zuschrift: Der Große Generalstab ver öffentlicht bekanntlich jetzt die „Militärische Korrespondenz Moltkes" während des zweiten HaupttheileS des Krieges gegen Frankreich. In mir, der ich als Theilnchmer am Feldzuge unsern großen Strategen niemals vergessen werde, rief die Notiz ' über die Veröffentlichung eine besondere Erinnerung wach, von der ich dem freundlichen Leser an dieser Stelle einmal Mit- .theilung machen möchte. Der Zufall führte mich vor etwa zwei Jahren mit einem alten Herrn Namens Gottlieb Baumann hier- selbst zusammen, der in den Jahren 1848 bis 1855 in den Diensten Moltke'S stand. Dieser jetzt achtzig Jahre alte Herr, geboren am 25. August 1816 in Rosenfelde, woselbst sein Vater vaS im Kreise Greifenhagen a. O. belegene gleichnamige Gut des Herrn v. Steinäcker bewirthschaftete, trat im Oktober 1836 als Freiwilliger bei den Schwedter Dragonern ein. Nach Beendigung seiner Militärzeit nahm er Dienste bei dem damaligen Komman deur des 3. Armeecorps, General v. Thiele, in Frankfurt a. O. Dieser erhielt später das 8. Armeecorps, und Herr Baumann fiedelte im Jahre 1840 mit dem genannten General nach Koblenz über. Hierhin wurde Moltke als Major im Generalstabe des 8. Armeecorps versetzt. Als General v. Thiele am 1. April 1848 den Abschied nahm, trat Herr Baumann sofort in die Dienste de» Herrn Majors von Moltke und siedelte mit diesem am , 1. Juni 1848 nach Berlin über, wo Moltke Abtheilungschef im "Großen Generalstabe wurde. Am 1. September 1848 ging es dann nach Magdeburg, woselbst Major v. Moltke die Geschäfte i deS Generalstabes beim 4. Armeecorps, das damals vom General lieutenant v. Hedemann geführt wurde, übernahm. Herr Bau mann verblieb in Magdeburg in Moltke's Diensten bis zum 1. März 1855. Zu jener Zeit verheirathete er sich und bekam auf Eucpfehlung des inzwischen zum Obersten avancirten Moltke bei der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn eine Stelle als Tele graphist und Güterexpedient iu Schönebeck a. E. Diesen Posten bekleidete Herr Baumann bis Anfang Oktober 1875 und seit letzterer Zeit lebt er hier in Magdeburg als Pensionär. Der alte Herr schildert das Leben Moltke's mit seiner Frau, die be kanntlich eine Nichte von ihm und zwar eine geborene von Burt war und leider im blühendsten Alter von etwa 35 Jahren im Dezember 1868 verstarb, als überaus herzlich und bezeichnet die Ehe als eine überaus harmonische. Herr Baumann hat den Feld marschall Moltke mehrmals in Berlin besucht und ist von ihm stets freundlich ausgenommen worden. Einmal ging er auch wieder zu Moltke ins Generalstabsgebäude in Berlin und wen dete sich an den Diener mit dem Wunsche, den Feldmarschall sprechen zu wollen. „Ja," erwiderte ihm dieser, der ihn wohl nicht ganz für voll ansah, „wen soll ich denn melden?" „Mein Name ist Baumann," entgegnete er darauf. Moltke, der die Unterhaltung zufällig von seinem in der Nähe des Eingangs be findlichen Zimmer mit angehört hatte, rief nun: „Na, komm nur herein." Dann haben sich Beide bei einer Flasche Wein unter halten. Auch Briefe hat Baumann sowohl mit Moltke als mit dessen Gattin gewechselt, au? denen große Herzensgüte dieser beiden prächtigen Menschen spricht. Eine Reihe solcher liebens würdigen Briefe Moltke's hat Herr Baumann verschenkt. Doch besitzt er noch einige Schreiben von Frau von Moltke, deren eines nach meinem Dafürhalten allgemeines Interesse haben dürfte. Sie freute sich nämlich darin auf die Pensionirung ihres Mannes mit dem Hinzufügen, daß sie dann nach dem Rhein zu ziehen gedächten. An den Rhein zog Moltke allerdings später einmal, doch nicht in der damals von seiner Gattin gewünschten Weise. Doch lasten wir das mir auf meinen Wunsch von Herrn Baumann überlassene Schriftstück hier folgen: „Berlin, den 26. April 1865. Ich beeile mich, mein bester Baumann, Ihnen auf Ihr gewiß so wohl gemeintes Gratulationsschrciben zu ant worten, daß es sich nicht so verhält, wie das Gerücht sagt. Das empfehle mein in allen Abteilungen mit reich ausgestattetes Lager, sowie meinen MsMsiif rinMMMer N sre» bei streng reeller Bedienung und außergewöhnlich billigen Preisen einer besonderen Beachtung. Unter anderen gelangt, um meiner Kundschaft etwas besonders Billiges zu bieten, ein großer Posten rinrclner Roben, e bis 7 Mctcr, rcinc Wolle, doMlbrcit, Robe Mk. 3.00, 4.20, 4.50, 5.00, 5.50, 6.00, 8.50, 7.00, 7.50, 8.00 u. s. w. ost «Nier SclMosteMeis, zum Berkaus. * Eine geheimnitzvolle Geschichte, die der greisen Lätitia, der Mutter Napoleons I., in ihrem römischen Palaste am 5. Mai 1821 begegnet sein soll, wird in einem längeren Aufsatze der „Franks. Ztg.", wie sie behauptet, nach den zuver lässigsten Berichten von einwandsfreien Augenzeugen erzählt, antwortete mühsam: Wenige Minuten vor sechs Uhr erschien nämlich an jenem denk- Wiederum nahmen M würdigen Tage vor dem Palazzo Bonaparte ein Unbekannter, ver angab, er müsse Madame ungesäumt in einer wichtigen An- kiekurö pskix,