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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189612111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961211
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-11
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.12.1896
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Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Ltavttheater. Die gestrige Wiederholung des trefflichen VerSlustspiels Renaissance von Franz von Schönthan und Koppel-Ellseld erfreute sich einer nicht minder guten Aufnahme als die Erstanfführuug am Montag. Noch ist —keineswegs der Naturalismus, der im Drama die poetische Form verschmäht und zurückwcist, die herrschende Macht auf der deutsche» Buhne ge worden — den Beweis dafür liefert das Lustspiel Renaissance. Verschiedenes. * Der Herausgeber eines amerikanischen BlatteS hat in einem Anflug von „Galgenhumor" seinen Mitarbeitern folgende Rathschläge ertheilt: „So lange Sie zum Schreiben etwas Anderes als Feder und Tinte gebrauchen können, hüten Sie sich, sie zu verwenden. Die Schrift könnte leicht zu deutlich sein und würde daun die Aufmerksamkeit des Redakteurs und des Schrift setzers nicht genügend fesseln. Sind Sie aber durch den Zufall gemüßigt, mit Tinte und Feder zu schreiben, so hüten Sie sich, bei dem Wenden des Papiers Löschpapier zu benutzen, dies ist schon längst außer Mode. Wenden Sie nie Satzzeichen an; uns ist es sehr angenehm, wenn wir errathen müssen, was Sie eigentlich sagen wollten. Große Anfangsbuchstaben zu gebrauchen, ist ebenfalls überflüssig; so können wir wenigstens die Satzzeichen nach eigenem Gutdünken anwenden. Es ist vollkommen unnöthig, sich eine leserliche Handschrift anzncignen; eine solche verräth immer plebejische Abstammung und berechtigt überdies zur An nahme, daß Sic in irgend einer öffentlichen Schule Ihre Aus bildung erhalten haben. Eine schlechte Schrift deutet auf Genie. Biele Schriftsteller machen sich überhaupt auf diese Weise be merkbar. Schließen Sie daher bei dem Schreiben die Augen und schreiben Sie so unleserlich wie möglich. Auf Eigennamen ist nicht besonders zu achten, denn jeder Schriftsetzer kennt denVor- und Zunamen eines jeden Mannes, Weibes und Kindes der ganzen Welt, und wenn wir nur den Anfangsbuchstaben eines Namens errathen zu können glauben, so genügt dies vollkommen; wohl ist es wahr, daß wir jüngst Samuel Marisgon statt Lemuel Messenger gedruckt haben, doch wird dadurch gewiß kein gebildeter Leser irregeführt worden sein. Also nochmals, achten Sie nicht auf Eigennanien. Sehr vortheilhast ist es, beide Seiten des Papiers zu beschreiben, und wenn sie vollgeschrieben sind und man einige Hundert Zeilen beifügen muß, empfiehlt es sich, über die Quere zu schreiben, denn noch ein Blatt deshalb zu opfern, wäre wahrscheinlich des Guten zu viel gethan. Wir sind im siebenten Himmel, wenn wir solch ein Manuskript in Händen haben; am liebsten wäre es uns, wenn wir auch den Schreiber in einem stillen Winkel unter unseren Händen hätten. Wie wäre die Rache süß! Das braune Packpapier ist zum Schreiben besonders verwendbar; wenn Sie aber eben keins haben, so kann man auf der Straße wohl im Vorbeigehen von einem Plakat das nöthige Papier abreißen. Falls man sich eines solchen Papiers bedient, ist es rathsam, auf jene Seite zu schreiben, welche bekleistert ist. Wenn ein Artikel beendet ist, so trage man ihn, ehe er der Redaktion zugesandt wird, einige Tage in der Tasche mit sich herum. Wurde der Artikel mit Bleistift geschrieben, so sind die Vortheile dieses Systems un- Ichätzbar. Suchen Sie ein oder das andere Blatt zu verlieren; üe Zusammensügung loser, nicht nummerirter Blätter macht uns tets besondere Freude." * Der Pariser „Figaro" widmet dem Konsum von Eiern folgende statistische Daten: Die Nationen, welche den größten Konsum an Eiern zu verzeichnen haben, sind die Engländer und die Deutschen. Im Jahre 1895 importirte England 1250 Mil lionen Eier für eine Summe von 100 Millionen Francs. Sein Hauptlieferant war Frankreich. Während desselben Jahres im portirte Deutschland 80 Millionen Kilogramm Eier für die Summe von 100 Millionen Francs. Die meisten derselben kamen aus Rußland und Oesterreich-Ungarn. Rußland ent- wickelt den Handel mit Eiern in außerordentlicher Weise. Während es vor nicht allzu langer Zeit nicht mehr als 11 Millionen Stück jährlich expvrtirte, versendete es im Jahre 1895 nicht weniger als 1250 Millionen Stück im Werthe von 51 Millionen Francs. * In dem kalabrischen Dorfe Cimigliano hat die Polizei einen Unmenschen Namens Scarpino verhaftet, der seit Jahren den Kindermorv gewerbsmäßig betrieb. Man gab ihm neugeborene uneheliche Kinder angeblich mit dem Auftrage, sie nach Catanzaro ins Findclhaus zu bringen. Scarpino aber tödtete die armen Kinder und begrub sie dann an einer abgelegenen Stelle im Gebirge. Dort hat man einen ganzen Kinderfriedhos mit mehr als 60 Leichen entdeckt. Außer dem Mörder Scarpino ist auch noch ein großer Theil der Bevölkerung der Dörfer Cimigliano und Cicala als Auftraggeber des Mörders verhaftet worden. * In Barcelona rief am Dienstag Abend die Explosto« einer Dynamitbombe eine lebhafte Erregung hervor. Es ivurde jedoch Niemand verletzt. Die Thäter sind noch nicht er mittelt. Aus Alcoy (Provinz Alicante) erhielt ein Fabrikant in Barcelona eine Kiste zugesandt, in der eine Höllenmaschine ent halten war. * Die Erdsenkung in Brüx ist vollständig zum Stillstand gekommen. * Durch eine Mittwoch früh erfolgte Kesselexplosickn in der Papiersabrik Leykam-Josefsthal in Graz wurde eme Mauer durchgeschlagen, sodaß der Dachstuhl des Kesselhauses einsturzk. Drei Arbeiter sind tödtlich, fünf schwer verletzt. * Viele große Städte besitzen reichgewordene Bettler, welche ihrem Gewerbe nur ans Liebhaberei nachgehen. Man er innert sich der Geschichte von dem Bettler, welcher um Almosen bat vor einem schönen sechsstöckigen Hause, das ihm gehörte. Loudon hat jetzt einen Helden dieser Art aufzuweisen. Es ist der Blinde an der Waterloo-Brücke, welcher sich entschlossen hat, das Geschäft aufzugeben, nachdem er sich ein anständiges Auskommen gesichert hat, und seine ertragreiche Stelle abzutreten sucht. Er hat eine regelrechte Abrechnung, um die Vorthcilc des Ge schäfts zu beweisen, die Blindheit scheint ihn nicht gehindert zu haben, genan Buch zu führen. Er will, wie es heißt, folgende vermag. Eine gediegene Darstellung bot Herr Schybilski mit seinem Magister Severino. Fr. Jahn als Coletta war recht schalkhaft und munter. Die episodische Figur der Mirra spielte Frl. Bertram charakteristisch, ohne verletzend zu werden. Frau Wehn ward als Schließerin Isotta dem Wesen der Dichtung gerecht. " Kriegserinnerungen eines 105ers. Von Richard Martin. (Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen i. B.). Preis in eleg. Leinenband 4 Mk., broschirt 3 Mk. Eine Hochfluth von gedruckten Kriegserinnerungen hat uns schon das Jubiläumsjahr des großen Völkerringens gebracht. Dieser neue Band Kriegs erinnerungen, der soeben auf dem deutschen Büchermärkte er scheint, hat jedoch seinen ganz besonderen Reiz. Wenn man nur ein wenig in dem Bande blättert, so erkennt man, daß sich diese „Erinnerungen" in weiten Kreisen Beachtung verschaffen werden. Der Verfasser, bei Beginn des Krieges ein blutjunger Doktor der Philosophie und Kandidat des höheren Schulamts, hat am Feld zuge bei den sächsischen 105ern, die damals in Plauen lagen und jetzt Straßburg zur Garnison haben, als einfacher Soldat theilgenommen. Das Buch, das nicht nur allen ehemaligen 105ern, sondern allen Soldaten und Soldatenfreunden, allen Deutschen überhaupt zur Anschaffung empfohlen sei, hat vom Verleger eine gediegene Ausstattung erfahren. Auch die Porträts der im Feld zuge gefallenen Offiziere des 105. Regiments zieren das Werk. gestern u. A. über folgenden Fall: Am 28. Oktober erbrach der aus Freiberg gebürtige, zuletzt in Löbtau wohnhafte Maurer Emil Hugo Engelmann den Koffer seines Schlaskollegcn Hallbancr, so wie eine darin befindliche Sparbüchse. H. büßte bei dieser Ge legenheit seine Ersparnisse von 12 Mark und eine Uhrkette ein. Der Diebesstreich ist mit 5 Monaten Gesängniß zu sühnen. — Die unter dem Namen „Zirkelsteinmutter" wohl in der ganzen Sächsischen Schweiz, sowie in der Touristenwelt allgemein be kannte älteste Bergwirthi» in der heimischen Gcbirgswclt feierte am Sonnabend ihren 91. Geburtstag. Die Greisin erfreut sich trotz des hohen Alters noch einer zufriedenstellenden Gesundheit und geistigen Frische. Im vergangenen Sommer war die wür dige Alte noch fleißig in ihrem Berufe als Zirkelsteiuwirthin thätig. Zu ihrem 90. Geburtstage erhielt dieselbe zu ihrer großen Freude u. A. auch ein Glückwunschschreiben des Prinzen Georg, des hohen Protektors des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz. Bon Wechselfälschungen in bedeutendem Umfange, die in Leivzig vorgekommen sein sollen, wird dort viel gesprochen. Es handelt sich hierbei um die Firma A. Stoye, Atelier sür Hcrrenmoden, am Brühl, über die bereits im vorigen Monat der Konkurs eröffnet worden ist. Der Wcchsclsälschcr ist indeß nicht Es handelt sich in dem Stück, wie schon letzthin angedeutet, um die ... , , , Wiedergeburt im seelischen Leben der Menschen, welche durch die der Inhaber dieser Firma, der allgemein als ein ehrenweriher! Liebe bewirkt wird, und dies ist verknüpft mit der Renaissance Mann gilt, sondern dessen Sohn Oskar Stoye, der auch bereitster Künste in Italien in jenem glänzenden Zeitalter, welches den in Hast genommen ist. Der Sohn soll überdies noch Helfers- Hiutcrgrund der Handlung bildet. Das Stück hat viele au- helfer gehabt haben. Die Fälschungen haben eine Höhe von muthende ernste und heitere Szenen, der Grundgedanke, der sich 60- bis 80 000 Mark erreicht. Die Untersuchung ist noch nicht in mehreren Varianten der Handlung spiegelt, ist einheitlich fest- abgeschlossen. — Die „Heilsarmee" hält trotz aller Mißerfolge gehalten, ein doppelter künstlerischer Vorzug, insofern manche zäh an dem Leipziger Boden fest, ja sie hat sich jetzt in der dramatische Dichtung hentzutage den Grundgedanken überhaupt Lützowstraße ein eigenes Lokal errichtet und damit ihr Haupt- vermissen läßt. — Aus langjähriger Wittwcntrauer wird die quartier ans dem Osten nach dem Süden der Stadt gelegt. — Marchesa Geunara di Sansavelli erlöst durch die Liebe eines Vor der V. Strafkammer deS Königl. Landgerichts Leipzig wurde Malers Silvio da Fettre, der schon für sie als Brant des Mar gestern die Berufung des früheren Redakteurs des „Korrespondent", chcse zärtliche Neigungen empfunden. Der junge Vittorino, ihr Herrn Gasch, verhandelt. Der Genannte war wegen Beleidigung Sohu, der mit inniger Hingebung an seinerMutter Hängt, macht des Vorsitzenden des deutschen Buchdruckerverbandes, Hrn. Döblin, ebenfalls einen Kursus der Liebe durch; seine örstcLchrmcisteriu ist zu einem Monat Gesängniß vcrurtheilt worden. Vom Vorsitzendem das Modell Mirra und bei der kleinen Coletta macht er alsbald des Gerichtshofes wurde den Parteien ein Vergleich vorgeschlagcn, die Nutzanwendung. Doch auch der in lateinischen Studien auf- wonach der Beklagte erklären solle, er habe in seinen Artikeln reichende Magister Severino, der die ^ro umnnäi desx Ovid ohne nicht sagen wollen, daß der Kläger von der Polizei abhängig jeden Nutzen studirt hat, wird durch die kleine Coletta bekehrt, sei. Nach längerem Verhandeln kam dieser Vergleich zu Stande die ihn ohne Bedenken sür sich einsängt, nachdem sie er- und zwar mit der hinzugesügten Bedingung des Klägers, daß kannt hat, daß er durch Erbschaft eine gute Partie ge- Herr Gasch eine Buße von 50 Mk. an die Kasse des „Vereins worden ist. Daß der junge Vittorino, als das ernster gehaltene Leipziger Buchdruckergehilsen" zahlt. ILiebesverhältnis; zwischen dem Maler und seiner Mutter Daß die städtische Wasserbohrung in Reichenbach i. B., zur Verlobung führt, zum Wauderstabe greift, um nicht durch die bisher einen Kostenaufwand von etwa 40 000 Akk. verursacht seine eifersüchtigen Anwandlungen das Liebesglück der geliebten hat, leider von keinem günstigen Erfolge begleitet gewesen ist, Mutter zn stören, giebt dem Ganzen keinen allzu ernsten Ab- scheint nunmehr zweisellrs sestzustchen. In den letzten Tagen schluß. Die zärtliche Liebe bleibt ja bestehen, wie der von den sand sowohl in Gegenwart des Stadtrathcs als auch des Dichternsehr geschickterfundeneAbschied beweist. Im Ganzen erinnert städtischen Wasserbau-Ausschusses ein Probcpumpen statt. In das Stück lebhaft an Friedrich Halm's „Wildseuer", mit dem der Sitzung des ^tadtraths am Dienstag erschien auch der Unter- Unterschied nur, daß der junge Held dort ein Mädchen ist, das nehmer, Herr Ingenieur Horra aus Naumburg. Derselbe wollte als Kuabe aufwuchs uud dem sein eigenstes Wesen sich erst durch das Bohrloch, welches jetzt eine Tiese von 250 m hat, noch um die Liebe offenbart. Doch Vittorino ist ein solches Wildfeuer, 50 m für den geringen Preis von 3800 Mark vertiefen, ohne wie jenes Mädchen, und an Liebesphilvsophie ist das Halm'sche indessen eine Garantie für den Erfolg zu übernehmen. Der Stück ebenso reich wie Renaissance — man erinnere sich nur an Wasserbau-Ausschuß beschloß hierauf, dem Stadtrath die Ein- jene hochpoctischc Verherrlichung des „Kusses". Mit Bezug auf stellung der Bohrarbeiten vorzuschlagen. Der letztere hat sür den Kuß überwiegt bei Schönthau-Koppel die Praxis über die Mittwoch eine außerordentliche Sitzung anbcraumt, wird sich aber Theorie. Auch gestern war die Darstellung vorzüglich. Die Verse jedenfalls dem vorstehend erwähnten Beschluß anschlicßen. Die wurden fast du chweg km rckt, nirgends deklamatorisch geschraubt und Bohrversuche werden nun an einer anderen günstigeren Stelle von entsprechender ernster und heiterer Färbung gesprochen. Das Wiederholt werden müssen. lideale Liebespaar, Marchesa und Maler Silvio, stellte Frl. Wich- Jn Frankenberg hat der Stadtrath angeordnet, daß schul- mannn und Herr Wald mit edler stattlicher Repräsentation dar. pflichtige Kinder in der Zeit vom 1. April bis 30. September Ten Pater Bentivoglio, der etwas vom Pater Lorenzo und vom von 9 Uhr abends ab und in der Zeit vom I.Oktbr. bis31. März Klosterbruder au sich hat, spielte Herr Direktor Neumann vor- von 8 Uhr abends sich nicht mehr ohne Begleitung erwachsener trefflich, die heitere unbefangene Lebensfreude brachte er harmo- Änaehöriaer auf öffentlichen Straßen und Plätzen aushalten nisch mit seinem Gewand in Einklang und zur Geltung. Fräul. dorten Hendrichs that Alles, um die Rolle der Vittorino zu voller Der beste Schütze unter den sächsischen Kavalleristen befindet Wirkung zu führen; da war lebendiges Spiel, Gewandtheit in sich im Ulanenregiment zu Rochlitz; es ist der Unterwachtmeister jeder Hmsicht. Die Szenen mit Mirra und Coletta waren von Hartwig. Dieser hat mit 7Schnß die meisten Ringe (dieses Jahr köstlicher Frische. Es ist bedauerlich, daß sich das Organ der 156) erzielt und als Preis eine von dem König gestiftete silberne strebsame» Künstlerin den Empfindungen so wenig anzupassen Taschenuhr erhalten. Auf der Rückseite derselben befindet sich das Monogramm des Königs Albert, während auf dem inneren Deckel der Name des Inhabers der Präniie eingravirt ist. Bezüglich des vorjährigen, während der Kaisertage passirten Eisenbahn-Unfalles in Löbau soll nunmehr feststehen, daß 1) die Freigabe für die Einfahrt des Schnellzuges ordnungsmäßig und nicht vorzeitig erfolgt ist, und 2) daß der Unfall nur dadurch verursacht wurde, daß ein Oberbeamter sich unbefugterweise in die verantwortlichen Dienstobliegenheiten eines Stationsbeamten ge mischt hat, indem er den auf einem Nebengleise stehenden Kaiser zug etwas vorrücken ließ, als der Schnellzug bereits einfuhr. Hierbei ist die Kaiserzugsmaschine an die Gleiskreuzung zu stehen gekommen und von der Vorspannmaschine des Schnellzuges ge streift worden, wodurch Defekte an beiden Maschinen entstanden. Es besteht in Königsbrück die Absicht, einen alten sächsischen Parlamentarier, den Landtagsabgeordneten Philipp, zum Ehren bürger der Stadt Königsbrück zu ernennen. Herr Philipp hat ich in seiner langen Wirksamkeit als Mitglied der Zweiten Kammer besonders auch um Königsbrück und seine Bahnverbin dungen verdient gemacht. Mit der Entlassung des Wirthes Wolfenter in Blasewitz aus der Untersuchungshaft ist natürlich nur die Voruntersuchung ab- geschtossen, keineswegs aber das Strafverfahren, das seiner Zeit in öffentlicher Verhandlung durcbgeführt werden wird. Ueber das Befinden des von W. bekanntlich schwer verletzten Schlossers Siwack ist mitzutheilen, daß der Patient sich bereits aus dem Wege der Besserung befindet und in absehbarer Zeit wohl als gänzlich genesen das Carolahaus wieder verlassen dürste. Aller dings war es bisher noch nicht gelungen, die Kugel selbst, die etwa ein Fünftel der Lungenspitze verletzt hatte, aus dem Körper zu entfernen, trotzdem Siwack mit Hilfe Röntgenscher Strahlen pholographirt wurde. Eine ernste Gefahr für Siwack soll jedoch auch durch diesen Umstand nicht zu befürchten sein. Ein verlassenes Haus stand bis in den Sommer d. I. in Ober-Reichenbach. Der angeblich in Berlin wohnende Be sitzer kümmerte sich so gut wie nicht darum. Niemand bewohnte es, Niemand nahm darin eine Reparatur vor und so kam es, daß es die liebe Jugend sich zum Schauplatz ihrer Spiele und dummen Streiche erwählte. Bald waren die Fenster eingewvrfen, die Thüren eingedrückt, Oefen niedergerissen und man ging dar an, auch die Esse zu unterminiren. Da verordnete die Amts- hauptmannschast die Niederlegnng und wurde es so ein will kommenes Uebungsobjekt der Feuerwehr. Bei einer Nachtalarm übung trug diese es ab, und die Ortsbehörde ließ den Platz später räumen und das noch brauchbare Baumaterial verkaufen. Der Erlös dafür aber wurde in der Sparkosfe deponirt, wo nun der Schatz der Hebung durch seinen Besitzer wartet. Vor einigen Tagen gericth einem Knaben in Neukirch eine Heringsgräte in den Kehlkopf und war nicht mehr zu entfernen. Nachdem während zweier Tage alles Mögliche zu ihrer Beseitigung vergeblich versucht worden und das arme Kind, dem der Hals dick angeschwvlle», dem Ersticken nahe war, gelang es noch im letzten Augenblick, den gefährlichen Eindringling zu entfernen und den Knaben vor dem Erstickungstode zu retten. Aus die Ergreifung des Raubmörders, welcher bekanntlich am vergangenen Sonnabend Abends in der sechsten Stunde die,61 Jahre alte Schnittwaarenhändlerin Ernestine Louise Emmler in Markersdorf bei Zittau ermordete, hat das Königliche Ministe rium der Justiz eine Belohnung von 500 M. ausgesetzt. In Auerbach ist der Superintendent Meltzer nach nur kurzem Kranksein verschieden. «» Neuhause«, 9. Dezember. Bei den gestern statt gefundenen Ergänzungswahlen für den hiesigen Gemeinderath machten von 220 ansässigen Wählern 91, also 41 °/g derselben, von den 181 Unansässigen hingegen 44 °/g von ihrem Wahlrechte Gebrauch. Als gewählt gingen hervor auS der Klasse der an sässigen die Herren Drechslermeister Emil Wolf (80 Stimmen), Stuhlfabrikbesitzer Bruno Schönherr (70 Stimmen), Schnitt- waarenhändler Heinrich Brückner (57 Stimmen) und Schmiede meister Eduard Schönherr (50 Stimmen). Als Stellvertreter erhielten die Herren Oekonomen Louis Hermann und Ernst Langer 88 und 86 Stimmen. Von den unansässigen wurden gewählt: Herr E. Dietrich mit 57 Stimmen und als Ersatzmänner die Herren Drechslermeister Hermann Hiemann und Werkführer Alwin Helbig, Beide mit je 53 Stimmen. DaS neue große Lesemuseum am Georgsplatz in Dresden - Wird am 2. Januar 1897 eröffnet und 8 Zimmer einnehmen uud zwar ein Bureau des Vereins zur Förderung Dresdens, ein Kon versationszimmer, 2 RestaurationSzimmer und 4 Lesezimmer; auSliegen sollen zunächst 84 Tageblätter, 255 Fachzeitschriften und 35 Nachschlagewerke. — Wiederholt hat man sich bei der Ernährung der Säuglinge nach einem guten Ersätze für die Muttermilch umgesehen. Seit geraumer Zeit schon herrscht unter allen namhaften Kinderärzten des In- und Auslandes nur eine Stimme darüber, daß die Eselmilch alle anderen Ersatzmittel weit übertrifft, nicht nur in diätetischer Beziehung, sondern auch als Heilmittel bei den verderblichen Magen- und Darmerkrankungeu d«S Säuglingsalters. Die Professoren Heubner-Berlin, Solt- mann-Leipzig, v. Ranke-München, v. Wieder Hofer-Wien, Bokai- Pest und viele andere akademische Lehrer versäumen es nie, bei ihren Vorlesungen über die verderblichen Magen- und Dariner krankungen des Säuglingsalters aus die Bedeutung der Eselimlch als Heilmittel hinzuweisen. Die allgemeine Verbreitung der Eselmilch ist jedoch bisher durch die Unrentabilität solcher An stalten behindert worden. Auch ein bereits vor längeren Jahren von Herrn Hofrath vr. Förster in Dresden unternommener Ver such, die Eselmilch m Dresden einzuführen, scheiterte an der ge dachten Schwierigkeit. Nunmehr hat eine gemeinnützige Genossen schaft unter dem Namen „Hellcrhof" die Gewinnung und den Vertrieb von Eselmilch in Dresden und Umgebung wieder aus genommen. Die Genossenschaft steht unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin. — Wieder forderte in Dresden eines jener unsinnigen Bravourstückchcn, wie sie sich leider sehr häufig abspielen, ein Opfer. Ein junger Man» von 21 Jahren, der fchpn einen Theil seines Wochenlohnes in Spirituosen umgesetzt hatte, prahlte in einer Restauration der Friedrichstadt damit, daß er ein halbes Liter Rum mit einem Zuge leeren würde. Als ihn verschiedene seiner Bekannten von der Ausführung seines Vorhabens abhalten wollten, beharrte er erst recht auf seinem Vorsatze und führte sein Vorhaben aus. Tags darauf starb der junge Mann m Folge des unmäßigen Spirituosengenusses. — Die Strafkammer des Königl. Landgerichts Dresden verhandelte
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