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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189611182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-18
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.11.1896
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^k26V 188«. Kunst, Wissenschaft, Literatur. Ho »er in der 1 soll ein »er von Hal wöchentli Abwesend Deputirb dem Neg er halte Neutralij Berl tische hat sekretär l und Schi und Log< beiden I kanzler e Munckel die Ein' sowie dar Eine ergebene ' Bertheli Es wird zu bedien! Der «ekeln 1 SP unv ist laut e Wir rechtlichen bei uns g Pfandsche Ire Räch an Petrip beizkachelr Maschiner renal. 1 «l Gi Promn hohe E und eil verletzt. 81 Flucht einem ' des spa Sie tv einer d< 45 Jah Mann Elvira und häs wurde, Siena s Rom u zuerst r einer kl Elvira der bou Pa, Rundsck Grund zur Ver «oi dem au Dänema Lassar c satzkonfe über der der Kon Länder ' e-f der Kr« reichen. aus Göritzhain, getroffen, und in Folge Schädelbruchs war er ofort eine Leiche. FreiDerger ««zeige» «nd Tageblatt. Seit- 4. — 18 November. * Bom Regen in Vie Traufe. Der vor Kurzem zu 4 Jahren 1 Monat Gefängniß vcrurtheilte vr. weck. Volbeding in Düsseldorf scheint vom Schicksal arg mitgenommen zu werden. Die als Kaution beim Gericht hinterlegte Summe von 200 OVO Mk. ließ dem Verurtheilten bisher wenigstens die Möglichkeit offen, nach Verbüßung seiner Strafe ein sorgenfreies Dasein zu führen. Jetzt kommt aber die Steuerverwaltung, konstatirt, daß Volbeding rüher ihr außerordentlich viel Steuern durch zu niedrige Ein- chätzung entzogen habe und belegt die 200000 Mk. mit Beschlag' Dem Gerücht zufolge soll der größte Theil der Summe verfallen ein. Unter solchen Umständen dürfte die von Volbeding gegen den Verhaftungsbefehl beim Kölner Oberlandesgericht eingelegte Beschwerde erfolglos sem. — Unrecht Gut gedeiht nicht! schrecklicher Ranbansall verübt worden. Der Kaufmann lernte in einer Restauration in Leipzig eine Frauensperson und deren Begleiter kennen, mit denen er schließlich, nachdem sie gemein- chastlich gezecht hatten — der Kaufmann aber hierbei viel Geld hatte sehen lassen — das Lokal verließ. Die Frauensperson be stieg mit ihrem Begleiter eine Droschke und fuhr davon, während der Kaufmann seinen Weg zu Fuß sortsetzte. Bald darauf ge sellte sich aber der Begleiter der Frauensperson wieder zu ihm und begleitete ihn ein Stück des Weges bis in die Anlagen am Alten Theater. Hier versetzte der Unbekannte dem arglosen > Kaufmanne plötzlich einen wuchtigen Stoß und riß ihm gleich- ' zeitig die Brieftasche aus der Brusttasche, mit der er schleunigst ! verschwand. In der Brieftasche befand sich das mütterliche Erb- - theil des Kaufmanns, bestehend aus 2 Eintauscndmarkscheinen, I Fünfhundertmarkschein und 5 Einhnndertmarkscheinen, einem Sparkassenbuch der «Sparkasse in Glauchau mit einer Einzahlung von 1000 Mark und zwei von Bankier Heberlein in Markneu kirchen ausgestellte Quittungen über 5000 und 2500 M. Ferner befand sich in der Brieftasche Geburts-, Impf- und Loosungs- schein des Beraubten. Der Räuber, der den Spitznamen „Max" uhrt, ist etwa 30 Jahre alt, von mittlerer untersetzter Gestalt, hat schwarzen Schnurrbart und trägt schwarzes Jaquet und schwarzen Hut. Die eingehendsten polizeilichen Erörterungen nach dem Thäter sind sofort eingeleitet worden. In Plauen t. B. ist die Frau Hilmer, welche zu der durch arsenhaltige Speise vergifteten Familie gehört, an den Folgen der Arsenikvcrgistung gestorben. Am Sonnabend Nachmittag passirte in Grimma ein recht bedauerliches Unglück. Vier Schüler beschäftigten sich damit, an den noch vorhandenen Ueberresten der im Frühjahr nieder gebrannten Scheunen zwischen „Terrasse" und Gasanstalt Steine zu lockern. Von einem plötzlich umstürzenden Stück Mauer wurde einer der vier Knaben, der 12jährige Realschüler Gerstäcker mann, oder vielmehr gegen seine Schwägerin Charlotte, eine „geborene Koch," verliert. Die geborene Koch ist hochherzig ge- cug, ihm ein Theil des Stammvermögens zurückzugeben. Adels tolz verbietet anfangs dem Grafen, der für seine Schwägerin keine sehr freundschaftlichen Gefühle hegt, die Annahme dieses Geschenkes. Die Rückkunft seiner Tochter Kitty (Frl. Grohmanns aus der Pension, die als echte Tochter des Vaters auch „Schulden" hat — freilich nur in Schlagsahne —, der fürchterliche Mangel an jeglichem Kleingeld, der Hang nach Befriedigung der gewohnten Lebensgenüsse und andere Motive veranlassen den Grafen schließlich doch zu einer fleißigen Benutzung des ihm von der Schwägerin übergebenen Chcckbuches, er duldet, daß seine Tochter zu der jungen Wlttwc zieht, aus der Feindseligkeit wird Zuneigung, die zuletzt sogar in einen Hcirathsantrag ausartet. Tie geborene /Koch ist klug genug, diesen Antrag abzuwcisen. Durch Charlotte * * Stadttheater. Der höchste Triumph, den ein Schnu- pieler zu erreichen vermag, besteht in der absoluten Lcbenswahr- scit seiner Darstellung. Ein Künstler hat dann die tiefste Wirkung aus sein Publikum ausgeübt, wenn er vergessen macht, daß die Person, die er da oben auf der Bühne seiner Aufgabe gemäß darzustellen hat, ein Produkt dichterischer Phantasie ist, wenn er glauben läßt, daß er der von ihm verkörperte Mensch mit all seinem Denken und Handeln, mit seinen Fehlern und Vor zügen selbst ist. Nur der wahre Künstler vermag solchergestalt darzustellen. Herr Hofschauspieler Adolf Klein hat es gestern Abend in dem Blumenthal'schen Lustspiel „Das zweite Gesicht" gethan. Das war nicht Herr Klein, den wir da oben sahen, das war der Graf Mengers selbst, der Graf Mengers mit seinen Schulden, der adelsstolze, gutmüthige, leichtsinnige, alternde Lebemann, der einen Erbprozeß gegen Fräulein Wich ¬ haben. Warum wohl diese Menschen auf einmal von einem zweiten Gesicht reden? Mit jener Erscheinung, welche im Hervortreten von ahnungsvollen Traumbildern (Visionen) während des wachenden Zustandes besteht und die namentlich in der schottischen Literatur als daS andere Gesicht, das „ssoonä sigbt," weitgehende, meist in mysteriöser Weise, Verwendung gefunden hat, hat das Lustspiel und sein Titel also nichts zu thun. DaS Stück fand dank der durchgängig vorzüglichen Wiedergabe eine sehr gute Aufnahme. Dieser Graf Mengers deS Herrn Klein ist klassisch. Die Darstellung zeugte von einer Lebensbeobachtung von seltener Feinheit, von einer Menschenkenntniß, deren Schärfe verblüffend wirkte. Welch' eine Fülle fein beobachteter Züge wies dieser Mengers auf! Der Besuch war nicht derart, wie er im Interesse des Gastspiels zu wünschen gewesen wäre. Zum Theil lag dies wohl mit daran, daß das Gastspiel Klein mit aus. die für den Theaterbesuch ungünstigsten Tage der Woche fiel. " Aus dem Stadttheaterbureau. Wegen des Buß. tageS bleibt das Theater morgen Mittwoch geschlossen. Am Donnerstag gelangt das hübsche Lustspiel „Fräulein Doktor*, letztmalig zur Aufführung. Allen Freunden des HumorS sei das durch eine treffliche Darstellung unterstützte heitere Stück' bestens empfohlen. schlosserlehrling Paul Richard Frisch, geb. den 12. Dez. 1880 zu Tharandt, wohnhaft ebendaselbst, wurden gestern von der ersten Strafkammer wegen Diebstahls 7 Monate Gefängniß zuerkannt. (D Großschirma, 16. November. Der „Königstreue Knappenverein" Gruppe Beihilfe-Kurprinz hielt gestern Saale des Gaumnitzschen Gasthofes unter gütiger Mitwirkung des Gesangvereins „Keuchhusten" seinen ersten Familien-Abend ab, bestehend in musikalischen und Gesangsvorträgen mit nachfolgen dem Tanz. Herr Vorstand Sachse begrüßte nach dem Liede „Gott grüße Dich" die Festtheilnehmer, ermahnte die Mitglieder zum treuen Festhalten an den Zielen des Vereins und brachte auf den König und das königliche Haus ein begeistert aufge nommenes dreifaches Glückauf aus, worauf die Sachsenhymne gesungen wurde. Im weiteren Verlauf wurde den Herren Be triebsdirektor Stephan und Bergverwalter Lachmann für ihr Er scheinen zum Feste besonders gedankt und ein dreifaches Glückau gebracht. Dem Gesangverein wurde für seine Vorträge wohl verdienter Beifall gezollt und für seine uneigennützige Mit wirkung beim Feste herzlichst gedankt. Flotte Tanzweisen hielten die Erschienenen dann noch lange fröhlich beisammen. *** Eppendorf, 16. November. Am vergangenen Donners tage ereignete sich in der Schuhwaarenfabrik von Haug u. Leon hardt ein recht bedauerlicher Unglnckssall. Ein Arbeiter wollte seine zur Arbeit nöthigc Lampe nut Spiritus füllen, dabei explodrrte dieselbe und entzündete den Spiritus in der Flasche. Der umherspritzende Spiritus traf drei in der Nähe sitzende Arbeiter; zwei von ihnen kamen mit leichteren Brandwunden davon, während der dritte schwer verwundet wurde, so daß sich serne Ueberfü.hrung ins Krankenhaus nach Oederan nöthig machte Die Frau und sieben Kinder dieses Unglückliche» sind nun aus lange Zeit ihres Ernährers beraubt; um die große Noth zu lindern, veranstalteten die Arbeitsgen offen und -Genossinnen sofort unter sich eine Sammlung, die die ansehnliche Summe von über 110 Mark ergab. Zu demselben Zwecke gab der Dilettantenverein „Thalia" am Montage eine Wohlthätigkcits- vorstellung. Es gelangten 2 Einakter, nämlich: „Der Bergfex" von A. Dreyer und „Schneider Fips" von A. v. Kotzebue zur Aufführung. Zahlreicher Besuch und lebhafter Beifall belohnte die Mitwirkenden für ihre Mühe; von der Einnahme konnten 80 Mark der unglücklichen Familie überwiesen werden. Möchten sich milde Herzen finden, die auch fernerhin dieser Armen gedenken. Von den aus der Anstalt Bräunsdorf entwichenen 3 Zög- , . „ „ . „ „ .. . , lingen sind 2 wieder ergriffen worden, Börner in Leipzig undlcrfährt der Zuschauer auch, warum das ganz reizende Lustspiel Schilde in Rochlitz. Es fehlt nur noch Krabbes. /gerade „Das zweite Gesicht" heißt. Die junge Gräfin sagt Das Raths- und Stadtverorduetcn-Kollegium in Sahdalnämlich gelegentlich einer längeren Unterredung mit dem Sach haben einstimmig beschlossen, der Petition um Erbauung einer! Walter des Grafen, dem Justizrath Drontheim (Herr Schybilski), Eisenbahn von Sayda nach Niederseiffenbach beizutrcten. > daß die Menschen und ihre Thaten manchmal ein „zweites Gesicht" Ans Dresden meldet ein dortiges Blatt: Ein kleiner Menschen- auflauf entstand neulich Abends kurz nach 7 Uhr in der CirkuS- straße nächst dem Residenztheater. Eine ganze Anzahl jüngerer und auch älterer Damen, auf den ersten Blick als Angehörige der höheren Kreise erkennbar, drängten sich, lebhaft gestikulirend, sichtlich aufgeregt und unter nicht geringer Lärmentfaltung an ein festgeschlosscncs Thor, den Bühneneingang zum Residenz theater! Als sich einer unserer Berichterstatter sofort in be sorgter Weise erkundigte, ob wohl ein größeres Unglück geschehen ei, wurde ihm seitens eines verständnißinnig lächelnden Zu- fchauers eine freilich unerwartete Auskunft: „Es sei bloß der Schauspieler Matkowsky in seinem Wagen angekommen, und da sei er eben von den Frauen so bestürmt worden, die sich ihm vorstellen und ihm die Hände schütteln wollten . . . Aber Mat kowsky habe schleunigst hinter das Thor die Flucht ergriffen." — Lapienti sat! Die Ziele deS Patriotenbundes, in der Nähe des Südfried hofes in Leipzig, ein Völkerschlachtdenkmal zu errichten, scheinen nach einer Mittheilung des Oberbürgermeisters vr. Georgi in der letzten Stadtverordnetensitzung noch in weite Ferne gerückt zu sein. Jetzt sind nämlich erst 135000 Mk. dafür vorhanden, trotz drei jähriger angestrengter Arbeit deS Patriotcnbundes; es wird also noch lange währen, ehe die nothwcndigen 800000 Mk. zusammen kommen, da die meisten Städte, die geneigt sind, einen Beitrag zu leisten, diesen bereits abgeführt haben, so daß es schwer sein dürfte, neue Einnahmequellen zu erschließen. — Eine Vermehrung der Leipziger Schutzmannschaft ist für das Jahr 1897 im städti schen Haushaltplane vorgesehen worden. Es sollen eine Ober- wachtmeisterstclle, acht Wachtmeisterstellen und 20 Schutzmann stellen, im Ganzen also 29 Stellen neu begründet werden. — Bei dem gestrigen Frühzuge auf der Strecke Leipzig-Geithain ver unglückte der Oberschaffner dadurch, daß er in der Nähe der Station Otterwisch vom Zuge fiel. Er erlitt schwere innere Ver letzungen und wurde nach Leipzig zurückgebracht. Wie sich der Unfall eigentlich zugetragen hat, konnte noch nicht festgestellt werden, da der Verletzte nicht zu sprechen vermag. — Sonnabend Abend kam in der Bcethovenstraße ein junges Mädchen beim Ab springen von einem im Gange befindlichen Motorwagen zu Falle und blieb besinnungslos liegen. Sie wurde mittels Droschke nach Hause gefahren, wo seitens des Arztes ein Bruch derSchädel- dccke konstatirt wurde. — Vor der Strafkammer II des Leipziger Landgerichts wurde die Kartenschlägerin Louise Agnes Ida ver- wittwete Crone geborene Hänsgen wegen Nückfallsbetrugs, be gangen durch Verkauf sogenannter Sympathiemittel, unter Aus schluß mildernder Umstände zu zwei Jahren vier Monaten Zucht haus und 300 Mk. Geldstrafe, eventuell weiteren 20 Tagen Zucht haus verurtheilt. An einem Kaufmann aus Chemnitz ist in Leipzig ein Neueste Nachrichten. Frankfurt a. M., 16. November. Wie der „Frankfurt« Zeitung" aus Mailand gemeldet wird, ist der Direktor der Filiale der Banka d'Jtalia in Parma, Cavalliere Campolmi, wegen großer Unordnungen in der Verwaltung vom Amte suspendirt worden. Wien, 16. November. Abgeordnetenhaus. Zur Verhand lung steht der Dringlichkcitsantrag Pattai, Lueger und Genossen auf sofortige Kündigung des Zoll- und Handelsbündnisses mit Ungarn. Handelsminister Freiherr Glanz v. Eicha erklärt, die Regierung erachte eine stillschweigende Fortdauer des gegenwär tigen Bündnisses auf weitere zehn Jahre für ausgeschlossen. Die Kündigung werde rechtzeitig vor Ablauf dieses Jahres erfolgen. (Beifall.) Mehrere Redner sprechen für die Dringlichkeit und erklären, ihre Angriffe richten sich nicht gegen Ungarn, sondern gegen die dort herrschende Clique. Lueger befürwortet ebenfalls die Dringlichkeit und greift die ungarische Regierung heftig an. Ministerpräsident Graf Badeni führt aus, man müsse die An griffe gegen das bcfrenndete nnd Oesterreich eng verbündete Ungarn zurückweisen. Bezüglich der Auslassungen der unga- ' rischen Blätter gegen die österreichische Regierung habe er sich die Ueberzeugung verschafft, daß der Artikel des „Nemzet" gegen Wissen und Willen der ungarischen Regierung erschienen sei. Er > erkenne die Loyalität der ungarischen Minister bei den Aus- gleichsverhandluugen an. (Beifall.) Das Haus nimmt die Dringlichkeit für den Antrag Pattai sowie den Antrag selbst an. Wien, 16. November. Die „Politische Korrespondenz" meldet ans Budapest: Gegenüber der von hervorragenden Organen der liberalen Partei anläßlich der in den Grenzkomitaten während der Wahlbewegung merklich hervorgetretenen klerikale« Agitation ausgesprochenen Besorgniß über das Anwachsen ultra montaner Tendenzen in Oesterreich betonen maßgebende Kreise Ungarns, daß ein etwaiges Uebergreifcn des Klerikalismus aus Oesterreich auf ungarisches Gebiet nicht zu befürchten sei, daß vielmehr bei der Gestaltung der inneren Politik Oesterreichs alle spezifische Agitation dem obersten Ziele eines innigen Einver nehmens beider Reichshälften untergeordnet bleiben wird und daß an dem von den beiderseitigen Regierungen in korrektester Weise vertretenen Grundsatz in der Politik, welche die Interessen der Reichshälften in beständigem Einklang zu erhalten sucht, inviduelle Meinungskuudgebungen nichts ändern, ja nicht einmal vorüber- . gehend Mißverständnisse erzeugen können. Verschiedenes * „Das Latein im Recht", so betitelt vr. v. Klaeden eine Stillehre für Juristen, die im Verlage von H. Andres u. Cie., Frankfurt a. O-, soeben erschienen ist. Das Latein findet der Ver fasser nicht in den Worten, sondern in dem Satzbau des Juristen deutsch, der olles Andere, nur nicht '.deutsch ist. Man erblickt eine Satzpyramide: oben ist sie spitz und klein, nach unten wird sie immer breiter und am Schlüsse verläuft sie im Sande! Man denke an folgenden Fall: Ein Reisender tritt in einen Berliner Stieselladen. Mit dem Hute in der Hand bittet er um eine kleine Unterstützung indem er kollegial bemerkt, er sei ebenfalls Schuster. Dadurch rührt er den Meister, der in die Tasche greift, um dem Bettler ein Zweipfennigstück zu spenden. Da erscheint ein Schutzmann. Dieser stellt fest, daß der Wanderer kein Schuster, sondern ein Schlosser ist, und nimmt ihn in seine Obhut. — Dieser kleine Gegenstand wirst, von der Morgensonne der Juris prudenz beschienen, gigantische Schatten. Die Anklage lautet nämlich: „Ter Schlosser August Julius Karl Fröhlich, ohne festen Wohnsitz, zur Zeit zu Berlin in Untersuchungshaft, geboren am 20. Mai 1875 zu Gohlis bei Leipzig, evangelisch, Sohn des Arthur Fröhlich und der Adelheid geb. Traurig, nicht Soldat gewesen, ledig, nicht kostenzahlungsfähig, nicht vorbestraft, wird angcklagt, zu Berlin am 14. September 1896 durch ein und dieselbe Handlung erstens gebettelt, zweiten? den Entschluß, in der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögensvortheil, nämlich ein Almosen, zu verschaffen, daS Vermögen eines Anderen, des Schuhmachermeisters Siegfried, dadurch zu beschädigen, daß er durch Vorspiegelung der falschen Thatsache, Schuhmacher zu sein, einen Jrrthum erregte, durch Handlungen bethätigt zu haben, welche einen Anfang der Aus führung dieses beabsichtigten, aber nicht zur Vollendung gekommenen Vergehens enthalten, Uebertretung bezw. Vergehen gegen die KZ 361 Nr. 4, 263, 43, 73, 77 des Strafgesetzbuchs, worüber BeweiS: Geständniß." — Dieses schöne Sätzchen zu verstehen, giebt es nur ein Mittel. Man nehme verschiedene Buntstifte und unterstreiche die zusammengehörigen Satztheile mit gleichen Farben. Man er hält dann ein Bild, das aussieht wie eine Landkarte des alten heiligen römischen Reiches. Kann die Strafprozeßordnung je ge wollt haben, daß solche Sätze gebaut werden? Und nun kehrt der Wust mindestens zwei Mal — bei Voruntersuchungen sogar vier Mal — wieder. weihevollen Zeit entgegengehen. Lauten Beifall erntete daS Werk und das ist wohl für den Dichter der beste Lohn. Die Einleitungs- und Zwischenaktsmusik wurde von vorzüglich ge schulten Kräften aus Freiberg und Freibergsdorf ausgeführt. Fräulein Hofmann bewies auch diesmal wieder ihre Fertigkeit auf dem Klavier; sie spielte in Begleitung der Herren Kantor Wagner (Geige), Lehrer Steinberger (Klavier) und Curt Plattner (Cello) die in den Rahmen des Ganzen vortrefflich passende Paraphrase über „Stille Nacht" von Rud. Dobritzsch. Die Neal- gymnasiasten Menzel (Cello) und Mittasch (Geige) brachten unter Klavierbegleitung ihres Freundes R. zwei Trios (Beethoven und Haydn) vortrefflich zu Gehör. Am Ende sprach der Vorstand deS Vereins, Herr Günther, den Mitwirkenden seinen Dank aus. — Herr Lehrer Schmidt hielt gestern Abend im Vereinslokal des Fortbildungsvereins vor zahlreich erschienenen Mitgliedern einen Vortrag über Albrecht Dürer. Der Herr Redner führte seine Zuhörer im Geiste nach der alten Bürger- und Patrizier stadt Nürnberg im 15. Jahrhundert und kam neben anderen großen Männern jener Zeit schließlich auf Albrecht Dürer, den großen Skizzenmaler, Kupferstecher und Holzschnittentwerfer zu sprechen. In fesselnder, klarer Rede und durch Vorlegung zahl reicher Entwürfe und Bilder entwarf er das Lebensbild dieses Künstlers. Durch Beifall nnd Erheben von den Sitzen dankte man dem Redner für seinen lichtvollen Vortrag. — Der Buch- führungS-Kursus beginnt nächsten Freitag Abend */„9 Uhr unter Leitung des Herrn Handelsschullehrer Dittrich. Theilnehmer können sich an diesem Abend noch melden. — Das Panorama photoplastik versetzt den Besucher in dieser Woche in höhere Regionen, indem es uns den Mont Blanc, Europas höchsten Berg, von der respektablen Höhe von 4800 Metern, in prächtigen Bildern vorführt. Es ist höchst dankenSwerth, daß kühne Besteiger dieser gewaltigen Bergriesen darauf bedacht sind, durch Aufnahme prächtiger Partien uns einen Einblick in diese großartige Natur zu gewähren. Es mag ein er habenes Gefühl sein, sich auf dem höchsten Punkte eines ganzen Welttheiles zu befinden. Alles Leben hat in dieser Höhe ein Ende und es herrscht überall Tod und Grabesschweigen, das nur durch den knarrenden Schnee unterbrochen wird. Nach allen Seiten thun sich dem Besteiger tiefe Abgründe auf, die oft nur leicht von Schnee überdeckt sind, wodurch die Gefahren sich mehren. Die Lust wird so dünn, daß das Athmen beschwerlich wird. Mächtige Gletscher, bis in die Nähe friedlicher Ansiedlungen reichend, schauen wir. O, es muß herrlich sein, oben auf den einsamen Spitzen, in der Nähe der Wolken, die gleich weichen Teppichen wie um einen Thron herum ausgebreitet sind, mitten aus den ewigen Eis feldern und unter den funkelnden Krystallpyramiden, welche die Winter so vieler Jahrtausende und die thaucnde Sonnenhitze hier aufgethürmt haben. Und wie lieblich müssen die grünenden Thäler da unten liegen mit den kleinen menschlichen Wohnungen und mit den Silberfäden der Bäche. In erhabener Schönheit werden uns die Bilder aus dieser majestätischen Natur vorgeführt, die anzusehen Niemand versäumen sollte. — Ein Rencontre soll am vergangenen Sonnabend Nach mittag auf Wingendorfcr Gemeinde;agdrevier zwischen einem daselbst jagdberechtigten Herrn und mehreren auf Wcgefarthcr RittergutSrevier jagenden Herren, welche die Grenze überschritten hatten, stattgefunden haben, was für letztere voraussichtlich noch recht unangenehme Folgen haben dürfte. — Ueber eine Natur-Vrfchcinung fchreibt man unS: „Als ich Sonntag Abend von Hainichen nach Kleinwaltcrsdors zur Bahn eilte, beobachtete ich, als ich in der Nähe von Riechbcrg war, gegen 7 Uhr folgende Erscheinung. Die Mondscheibe war zunächst umgeben von einem Hellen Scheine, dann kamen regen bogenfarbige Ringe unv zwar, von inne» nach außen betrachtet, ein gelber, ein rother, ein röthlichblauer, dann ein breiter hell grüner, dann ein gelber und ein rother Ring. Das Ganze war m eine weiße, lockere Wolke eingebettet. Die Erscheinung dauerte etwa 10 Minuten, doch waren die Ringe nur ca. 3 Minuten vollständig zu sehen. Die Erscheinung begann rechts unten (von mir aus gesehen westlich) und zog sich nach links oben. Ich kann mir die Erscheinung, die sehr schön wirkte, nur als eine Strahlenbrechung des Nordlichtes, d. h., des vom Monde zurück geworfenen Sonnenlichtes, durch die Wolken erklären." — Königliches Landgericht Freiberg. Dem Maschinen-
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