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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189611266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961126
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-26
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.11.1896
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HS 275 Kretberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 4. — 28. November. Der Mörder ist flüchtig. Händler worden, geraubt. Neueste Nachrichten. Hamburg, 24. November. Bis jetzt befinden sich etwa! 5500 Hafenarbeiter, 40 Krahnmeister und etwa 500 Quaiarbeiter! im Ausstande. Bis heute Morgen 8 Uhr wurden von de»! Eigene Drahtberichte. (Rach Schluß der Redaktion eingegangen.) Berlin, 25. November. Die „Nationalztg." schreibt, die! Kommission für Arbeiterstatistik werde sicherem Vernehmen nach: im Laufe des Dezember wiederum zu Sitzungen einberufen werden- Berlin, 25. November. Der Reichstag setzte die zweite' Berathung der Novelle zur Strafprozeßordnung bei 8 244 fort. Nach der Vorlage bestimmt das Gericht den Umfang der Beweisaufnahme und der Haftbehaltung; vor dem Reichs gerichte und dem Schwurgerichte ist die Beweisaufnahme anfj sämmtliche Zeugen zu erstrecken. Die Kommission will das Gericht zur Ablehnung von Beweis-Erhebungen bei Unerheb lichkeit derselben nur in der Hauptverhandlung vor der Straf kammer erster Instanz berechtigen und dem Gericht den Umfang, der Beweisaufnahme nur bei Bagatellsachen vor Schöffen- und Landgerichten in der Berufungs-Instanz überlassen. ' Hainburg, 25. November. Die Direktion des englischen Schifssreedervereins erklärt, der Beschluß der vereinigten Seeleute von Hamburg, ankommende Schiffe nicht zu löschen, dürste keine, Besorgnisse erregen, da der Verein sogleich Schritte thun wm^ um die Arbeiter, die sich weigern, Hamburger Schiffe zu lösche», durch andere zu ersetzen. Die Ewerführer-Tagelöhner haben be schlossen, ihren Arbeitgebern morgen einen neuen Lohntarif vor zulegen und, falls ihre Forderungen nicht bewilligt würden, sich dem Ausstande der Schiffsarbeiter anzuschließen. Kiel, 25. November. Der Panzer „König Wilhelm" ist! heute Nacht in See gegangen, um dem Kaiser den neuen Schein werfer vorzuführen. Zu diesem Zwecke finden in der Außen förde Torpedobootangriffe statt. ' Köln, 25. November. In Tuernich, Kreis Bergheim/ brach während einer Hochzeitsfeier Streit unter den Hochzeits gästen aus, wobei ein Theilnehmer mit einem Gewehrkolben todtq geschlagen und zwei andere Gäste schwer verletzt wurden. Unter den von der Polizei Verhafteten befindet sich auch der junge Ehe mann. Erfurt, 25. November. In der gestrigen Nachmittags- sitznng des Nanmannschen Kongresses wurde beschlossen, nicht eine Partei, sondern einen Verein unter dem Namen „National- Sozialer Verein" zu gründen. Das Programm wurde nach dem Anträge Naumann angenommen. Außerdem gelangte ein Antrag, zur Annahme, demzufolge sich der Kongreß für die Fachaussicht: über die Schulen erklärt. , Katechismus -er Tanzkunst. Ein Führer und Rath geber für Lehrer und Schüler des theatralischen und des gesell- ichastllchen Tanzes. Theorie — Praxis — Die Geschichte des Achzes — Dw Tänze vergangener Zeiten von Margitta Roseri. 53'n den Text gedruckten Illustrationen. (Leipzig, Max Hesses Verlag, Preis broschirt 2 Mark, gebunden 2,50 Mark.) Die m dem vorliegenden Katechismus enthaltenen Erläuterungen und Rathschläge beruhen auf Erfahrungen einer zwairzigjährigen Carrierc als erste Tanzkünstlerin fast in allen Ländern der Welt, auf dem Unterrichte ausgezeichneter, namentlich französischer Meister. Die Ursachen dieser für Preußen ungünstigen Erscheinung sucht Otto Hus in einem sehr instruktiven Aussatz in der „Sozialen Praxis" wenigstens für die wichtigste Kategorie der Unfälle, für den Tod durch Steinsall, aus der mangelhaften Organisation der Arbeiter und dem in Preußen vorherrschenden Lohnsystem zu erklären. Während daS organisirte Vorgehen der bergmännischen Trade Unions in England zu einer Lohnberechnung auf Grund der Kohlenpreise geführt hat, bezieht der preußische Knappe seinen Lohn nach Maßgabe der von ihm geförderten Menge Das zwingt ihn, in erster Linie die Intensität seiner Arbeit zu steigern, ohne auf die Vorschriften für Sicherung von Leben und Gesund heit Rücksicht zu nehmen. Die Statistik aber läßt darüber keinen Zweifel, daß mit der gesteigerten Arbeitsleistung die Zahl der Unglücksfälle in direktem Zusammenhang steht. Zieht man in Betracht, daß die preußische Bergesetzgebung nichts zu wünschen übrig läßt und die staatlichen Aussichtsmaßregeln besser und um fassender sind als z. B. in England, so wird man nicht umhin können, die preußischen Lohnverhältnisse als ein die Zahl der Unglücksfälle steigerndes Moment anzuerkennen, wenn auch andere Ursachen, wie z. B. die schlagenden Wetter, daneben ihre Be deutung nicht einbüßen. Der Zusammenhang zwischen gesteigerter Arbeitsleistung und der Zahl der Unfälle gab schon dem ehe maligen Minister v. Berlepsch Veranlassung vor einer stark forcirten Arbeit zu warnen, welche z. B. in den fiskalischen Saar gruben dahin geführt hatte, daß der Jahresdurchschnitt von 0.855 o/og der durch Steinfall verursachten Todesfälle sich auf 1.215 o/og gehoben hatte. Verschiedenes. V-lkswirthschast. f Für den Stand der Herbstsaaten in Deutschland Mitte November sind nach der Zusammenstellung des Kaiserlichen Statistischen Amts, die für die einzelnen Staaten und Landes theile im Reichsanzeiger veröffentlicht wird, die Noten folgende: (Nr. 1 bedeutet sehr gut, 2 gut, 3 mittel, 4 gering, 5 sehr gering): Winter-Weizen 2,5 (1895 2,4), Winter-Spelz 2,6 (2,8), Winter-Roggen 2,4 (2,0), junger Klee (auch Luzerne) 2,3 (2,7). Eine vorläufige Schätzung des Ernteertrages, die sich im November auf Hafer, Kartoffeln, Klee und Heu erstreckte, hat für das Reich im Ganzeu ergeben als Ertrag vom Hektar in 100 kx bei Hafer 15,0 (1895 15,5, ÄartoffÄn 105,9 (123,9), Klee (auch Lurzörne) 42,6 (50.6), Wiesen 39,0 (37,0) ** Die C. Wintersche Buch- und Antiquariatshandlung in Dresden versendet gratis und franko ihren reichhaltigen Katalog von Weibnachtsbüchern für Erwachsene und für Kinder jeden Alters. Klassiker, Prachtwerke, Konversationslexikons, Geschichts- und Reisewerke, Romane, Gedichte, Bilderbücher und Jugend schriften neu und herabgesetzt, dann zu bedeutend ermäßigten Preisen. Streikenden 4570 Streik-Legitimationskarten gelöst. Von dieses 4570 ausständischen Hafenarbeitern sind 3108 verheirathet. In, einer heute stattgehabten Versammlung der Ausständischen erklärte' der Vorsitzende, daß die Hafenarbeiter Bremens sich mit den! Hamburger Schauerleutcn svlidarisch erklärt haben. Es sei eine: Lohnkommission gebildet worden, welche heute Mittag der Lager-' Haus-Gesellschaft einen Lohntaris unterbreiten solle. Wie der Vorsitzende weiter erkärte, werden die Bremer Hafenarbeiter, falls der Löhntaris bis heute Abend 6 Uhr nicht bewilligt ist, um 7 Uhr die Arbeit niederlegen. Ferner sei telegraphisch um Aus kunft über die Stellungnahme der Hafenarbeiter in allen deutschen* Hafenstädten ersucht worden. Vom Präsidenten der „Vereinigten, Seeleute" Wilson, in London, sei die telegraphische Meldung eingetroffen, daß die „Vereinigten Seeleute" beschlossen hätten, von Hamburg kommende Schiffe nicht zu löschen. Die Ham burger Seeleute stellen sich immer mehr auf die Seite der AuS-: ständigen. Die Seeleute verlangen die Wiedereinführung deS, alten Lohnsatzes von 70 Mk. für Matrosen rc. Im Hafen ruht! die Arbeit fast gänzlich. Von Mecklenburg, Schleswig-Holstein,! Cuxhafen, Friesland rc. sind große Mengen Ersatzleute hier ein-! getroffen, aber nicht alle Ankommenden nahmen die Arbeit auf. Viele reisten sofort zurück. Von Bremen avisirte Leute sind Heu» hier nicht angelangt. Kiel, 24. November. Mit dem Kaiser hatten sich Prinz, Heinrich, sowie die Admirale von Knorr und Hollmann auf dem. „Sperber" eingeschifft. Beim Passiren von Friedrichsort salutirte die Strandbatterie. Auf See fanden Schießübungen statt. Um 6'/, Uhr kehrte der „Sperber" zurück. Unter dem Hurrah der! Besatzung verließ Se. Majestät das Schiff und begab sich in Be gleitung des Prinzen Heinrich an Bord des Panzers „König Wilhelm." Budapest, 24. November. Kaiser Franz Joseph wird mor gen früh zur Eröffnung des Reichstages hier eintreffen und ge denkt zwei bis drei Tage zu verbleiben. * Interlaken, 24. November. Der aus Leipzig nach Nnter- chlagung von 19 000 Mark geflüchtete Kaufmann Schindler! vurde hier verhaftet und alsbald an Deutschland ausgeliefert. Moskau, 24. November. Der sehr wohlhabende Edelstein- Kosin ist in seiner Wohnung erdrosselt aufgefundeu Sämmtliche Juwelen und Werthsachen wurden ihm * Bon einem tragischen Ereignitz wird aus Bologna berichtet. Vor der Porta Azeglio erhob sich bis jetzt über dem Flüßchen Aposa und anmuthig an den Berg Cavalazzo gelehnt eine kleine Villa, welche, von einem wohlgepflegten kleinen Garten umgeben, dem Vorübergehenden einen reizenden Anblick darbot. Der Besitzer derselben, der Assistent am dortigen botanischen Garten, Professor Mattei, bewohnte dieselbe neost seiner alten Mutter, seiner jungen Gattin, seinen zwei kleinen Kindern und mehreren Dienstleuten. Ohne daß es die Bewohner der Villa merkten, hatte der fortwährende Regen den Berg, welcher sie gegen jedes Unwetter zu schützen schien, unterwühlt, und während die ganze Familie in der Nacht zum Mittwoch im tiefsten Schlafe lag, riß sich plötzlich ein riesiges Felsstück los, stürzte gerade auf das Haus und spaltete dasselbe in zwei Theile. Der eine Theil mit den Schlafzimmern der Familie wurde gänzlich verschüttet und zerquetscht; der andere, welcher für die Dienerschaft bestimmt war, blieb fast unversehrt, nur war den Leuten der Ausgang durch die Trümmer der Villa versperrt. Aus den benachbarten Häusern eilten die durch das furchtbare Krachen aufgeschreckten Bewohner den Ver schütteten sofort zu Hilse; gleichzeitig wurden aus der Stadt die Feuerwehr und das Geniecorps geholt. Noch ehe diese herbei kamen, wurde ein Kind des Professors todt aus den Trümmern hervorgezogen; bald gelang es auch, den Professor, ganz entstellt und schwer verwundet, auszugraben, darauf fand man die junge Frau, welche, schwer verletzt, kaum noch ein Lebenszeichen von sich gab. Zuletzt fand man die Leiche der alten Frau Mattei, mit zerquetschtem Kopfe daliegend. Nur eines der Kinder wurde wunderbarer Weise unversehrt aus den Ruinen des Landhauses hervorgezogen. Ganz Bologna ist trotz des immer noch fort strömenden Regens auf der Unglücksstätte versammelt. Der Ver kehr aus der Chaussee ist durch die auf dieselbe herabgestürzten i Felsstücke und die Ruinen der Villa gehemmt. * * Unter der Spitzmarke „Stephan als Wecker" erzählt ! die „Volks-Ztg." folgendes amüsante Geschichtchen: Der stuck, jur. ' A. aus der Holzmarktstraße in Berlin kann Morgens absolut ncht wach werden, da seine Wirthin ebenfalls bis Mittag zu chlasen Pflegt und diverse Weckuhren bei dem leisesten Geräusch )urch einen derben Faustschlag unter den Tisch flogen und in ausend Stücke gingen. Was thut nun HerrA., wenn er einmal ruh aufstehen muß? Er schreibt an sich selbst einen unsrankirten Brief und wirft ihn Abends 7 Uhr in den Kasten. Da bekannt lich unfrankirte Briefe persönlich abgegeben werden müssen, klingelt Morgens halb acht Uhr der Briefträger an der Thür und wird von der im tiefsten Negligee befindlichen Wirthin in das Zimmer A.s geführt, der dann wüthend aus dem Schlaf jährt und den unsrankirten Brief nicht annimmt. Der Briefträger muß unverrichteter Sache abziehen und Stud. A. steht befriedigt auf. Stephan hat aber nicht nur Weckuhrdienste verrichtet, sondern ist auch um sein Porto geprellt, denn in dem Briese steht nur: „Lieber A., sei diesmal kein Meaatherium, sondern steh' auf! Dein Berl." Wer dieser Berl ist, hat die Post trotz aller Findig- Aunft, Wissenschaft, Literatur. ** Aus Dem Stadttheaterbureau. In dem morgen, Donnerstag, zum Benefiz für den Oberregisseur Carl Ferry zur Ausführung gelangenden Lustspiel: „Krieg im Frieden" sind fast sämmtliche ersten Kräfte unseres Bühnen-Ensembles be schäftigt u. A. die Damen Wichmann, Grohmann, Hendrichs, Wehn, Bertram, Jahn und Koller, sowie außer dem Benefizianten die Herren vr. Neumann, Schybilski, Wald, Alberti, Groß, Bach und Raven. Es sei auf diese Ausführung nochmals besonders ausmerksam gemacht. — Demnächst geht die für hier noch nenc Operette: „Das verwunschene Schloß" von C. Millöcker in Szene. keit noch nicht herausgebracht. * Zu den schönsten Bildungen unserer Sprache gehört daS Wort bedienstet. Die auf der Wiener Straße bedienstete Köchin, der aus dem Rittergnte N. N. bedienstete Knecht u. s. w. sind Lieblingsausdrücke unserer Zeit. Dingwort: Dienst, davon gebildet: diensten, von diensten, gebildet bediensten, xartieixium xerk., pass.: bedienstet; wer ist denn nun eigentlich die bedienstete Köchin? Es ist mit diesem Ausdrucke gerade wie mit dem ge legenen Hause; weil sie falsch und unschön sind, haben sie viele Freunde. * Berliner Ausstellungs-Lotterie. Ein Abonnent theilt der „Staatsb.-Ztg." mit, daß er in der Berliner Ausstellungs- Lotterie eine Kiste mit 5 Flaschen Essig gewonnen habe. * Eine Urgroßmutter im Brautkränze. Eine Urgroß mutter als glückliche Braut hat gegenwärtig der Ort Schönwald bei Gleiwitz aufzuweiscn. Es ist dies die im Jahre 1825 geborene Bauersauszüglerin Goczawski, welche seit 1894 verwittwet ist. Die Tochter derselben ist im Jahre 1855 und ihr Urenkel 1895 Plötzlich eine Flüssigkeit, deren Geruch nur allzubald auf ihren Namen und ihre große Gefährlichkeit schließen ließ. Nach er statteter Meldung wurde die Kiste geöffnet und enthielt unter vielen anderen Flüssigkeiten auch einige, man spricht von 4 Kilo, französischen Terpentin. Die hierauf eingegebene Anzeige wegen unvorschriftsmäßiger Verpackung führte zu einer Strafe, welche allerdings sehr hoch gegriffen erscheint, aber, wenn man bedenkt ivas sür Unglück durch solchen Unterschleif entstehen kann, nur alS gerecht gelten muß. Der Lieferant ist zur Zahlung von 780 Mark Strafe verurtheilt worden. — Der Wegelagerer, der den Straßenraub bei Hirschfelde ausführte, ist verhaftet worden, nach dem er am Sonnabend Nachmittag noch ein ähnliches Verbrechen bei Böhmisch-Engelsdorf versucht hatte. Dort überfiel er eine 60jährige Frau, auf deren Hilferuf ein Grenzbeamter herbeieilte, dem die Festnahme des Verbrechers gelang. In ihm wurde der erst vor wenigen Tagen aus dem Gefängniß entlassene, 23 Jahre alte Dienstknecht Edwin Robert Schön aus Königshain ermittelt. Er hat beide Verbrechen eingestanden. Bei der Stadtverordneten-Ergänzungswahl in Großenhain machten von 934 Stimmberechtigten 497, sonach diesmal nur 53,21 vom Hundert gegen 61 v. H. im vorigen Jahre von ihrem Wahlrechte Gebrauch. Die Sozialdemokraten haben auch diesmal keinen Erfolg erzielt. In Wurzen war in der Nacht zum 22. d. Mts. durch Selbst entzündung — Heißwerden einer Turbine — in der Graupen- abtheilung der Stadtmühle, vormals Krietsch, ein Feuer aus gebrochen, dessen die bei der Nachtschicht befindlichen Arbeiter trotz angestrengtester Thätigkeit nicht mehr Herr werden konnten und insolge dessen die Feuerwehr alarmiren mußten. Erst nach angestrengter Thätigkeit gelang es ihr, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Von einem schweren Unglücksfalle wurde in Lößnitz i. E. am Todtenfeste eine Familie betroffen. Wahrscheinlich infolge geistiger und körperlicher Schwäche stürzte die schon seit längerer Zeit schwer kranke verwittwete Frau Sattlermeister B. aus dem Fenster hinaus. Sie zog sich hierbei so schwere Verletzungen zu, daß sie nach einer Stunde verschied. Von einem großen Brandnnglück ist das auf Bergeshöh ge legene Rittergut Jößnitz bei Jocketa (Plauen i. V ) betroffen worden. Drei mit Streichhölzern spielende Kinder haben den Brand veranlaßt. Außer der Scheune sind der Ochsen- und Kuhstall abgebrannt; stehen geblieben sind das Wohngebäude, das alte Schloß und die neue und alte Pferdcstallung. Dem Brande zum Opfer gefallen ist leider auch der größte Theil der Ernte, so etwa 600 Schock Weizen, 80 Schock Gerste, 66 Schock Sommer korn, 250 Schock Hafer und große Mengen Heu. Ein räthselhafter Fall liegt in Gutenfürst bei Plauen i. V. vor. Dort ist am Sonntag in einem zum Rittergut gehörigen Waldtheile, dem sogenannten Forst, die schon stark zerfressene Leiche eines drei- bis fünfjährigen Mädchens aufgefunden worden. So viel man an den Ueberresten erkennen konnte, war das Kind mit einem grünschottischen Kleide, blanem Strohhut, schwarzen Strümpsen und niedrigen Schuhen bekleidet. Unter der Leiche wurde ein schwarzes Leder-Portemonnaie mit weißem Bügel und Kugelverschluß und einem Inhalte von 11 Mark (drei Thaler und ein Zweimarkstück) vorgesunden. In der Nähe von Guten fürst ist in den letzten vier Monaten — so lange hat vermuth- lich die Leiche gelegen — ein Kind nicht vermißt worden. Es ist daher anznnehmen, daß das Kind, dessen Gesichtszüge jetzt nicht mehr kenntlich sind, von weiterher stammt. Für den berühmten, in JrferSgrün i. B. geborenen Schulmann vr. Friedrich Dittes, zuletzt Leiter des Wiener Pädagogiums, wird bekanntlich die Errichtung eines Denkmals sowohl in seinem Geburtsorte als auch in Wien geplant. Die Sammlungen zu diesem Zwecke nehmen erfreulichen Fortgang, und es sind erst in diesen Tagen wieder vom deutschen Lehrer verein mehr als 2000 Mk. abgeliefert worden, davon 1300 Mk. für daS Wiener und 750 Mk. für das Jrfersgrüner Denkmal bestimmt. Lehrerkreise wird es übrigens interessiren, zu erfahren, daß dem Herrn Kantor Hochstein hierselbst die Todtenmaske des Pädagogen vr. Dittes — eine mit Hilfe von Magnesiumlicht hergestellte, vortreffliche photographische Ausnahme der aufge bahrten Leiche — von dessen Familie als Geschenk übermacht worden ist. geboren. Originell ist die Veranlassung zur Heirath der alten Frau. Ein 74jähriger Wittwer aus Schönwald war nämlich vor einigen Wochen auf dem Rückwege vom Wirthshause nach seiner Wohnung in einen Graben gefallen und hatte hierbei seinen Tod gefunden. Bei Bergung der Leiche trafen sich nun die Wittwe Goczawski und der im gleichen Alter mit ihr stehende Wittwer F., und der Unglücksfall wirkte auf die beiden alten Leute derart! ein, daß sie alsbald beschlossen, ihr Aufgebot beim Standesamt zu bestellen, damit Einer an dem Anderen eine Stütze habe. * Das gefährliche Gorset. Wie ein junges Mädchen ein Opfer seiner Eitelkeit wurde, darüber erfährt der „Berl. Lok-- Anz." aus London Folgendes: Als eine junge Dame eben ür einen Omnibns gestiegen war, wurde sie ohnmächtig; man schaffte sie in das nächste Hospital, wo sie nach wenigen Stunden ver starb. Die angestellte Untersuchung ergab, daß zu enges Schnüren den Tod verursacht hatte. Um sich eine ganz schlanke Taille » verschaffen, hatte das Mädchen sogar mährend des Schlafes sich in ein eigens zu diesem Zwecke konstruirtes, verschließbares, eiser nes Gestell gezwängt, eine Art von eiserner Rüstung, die jeden, Abend angelegt wurde. Alle inneren Organe, namentlich LÄev und Lunge, halten in Folge dessen ihre natürliche Gestalt gm^ verloren und waren völlig entartet. Der Untersuchungsrichter* gab als Todesursache offiziell an: „Langsamer Selbstmord durch' Koketterie." Berg- und Hüttenwesen. X Das Grubenunglück in Recklinghausen giebt die traurige Veranlassung, sich die Verhältnisse des deutschen Berg baues in Erinnerung zu bringen. Bekanntlich ist das Jahr 1895 für den Bergbau deS größten deutschen Staates durch die außergewöhnliche Zahl der tödtlichen Unfälle verhängnißvoll ge wesen. Nicht nur die absolute Höhe der Todesziffer tritt uns erschreckend entgegen, auch di« relativ ungünstige Bewegung der Todesquote in Preußen beansprucht im Vergleich zu anderen Ländern Beachtung. Während z. B. in Belgien die durchschnitt liche Unfallsziffer im letzten Jahrfünft um ein Drittel gegen die Periode von 1861/80 gesunken ist, hat sie sich in Preußen im gleichen Zeitraum fast auf derselben Höhe gehalten. Im Vergleich mit England ergiebt sich für den Kohlenbergbau folgender Pro zentsatz von tödtlichen Unglücksfällen: im englischen Bergbau im preußischen Bergbau auf 1000 Personen auf 1 000 000 t. Förderung auf 1000 Personen auf 1000 000 t! Förderung 1893 1.55 6.05 2.619 10.06 1894 1.60 5.65 2.209 8.48 1895 1.49 5.17 2.540 9.52
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