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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189611078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961107
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-07
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.11.1896
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n den »träthe rlegen ihre« lieder ieht eS aschast is der ! will Sider- Leiter We- Ent- resetzt, wrge- kricht : des M ist wGe- rkaust I ein einem Mcht olizei- dnete, Der ioger, rersatz cq zu a mit stadt- ildigt, lahme habe tticher n der atrath )erath Süden h S«- g der seine Mac 'trielle : Re- iumph taaten ayales veifelt Zinne >e von ihrer aachen Ma- werde Wenn imes" -ilber- s sein, »ie die -dankt, Kon- n er- g der kischen egeben zanzen nicht Hirten -gliche einer er hat rnien; ka und i nicht n den fmann Brief ck viele mmen. rürden haben, hiff zu . Die en der :n be- ht eine cs die >aß sie durch- rwerk- ivch ist einen Manila verken. ach es an die Zeichen gestern de er- en de» ;en i^ ginge sager cnnbay e von Hafen wlizei- 2S0. Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt. Seite S. — 7. November. 18S6 Einen guten Fang hat die Polizei in Glauchau durch die Festnahme eines Maunes gemacht, welcher Legitimationspaviere auf den Namen eines Kaufmanns Steruberger aus Dornburg, weiter auf den Namen eines Nadelmachers, Drahtarbciters und der Verbrechen und Vergehen bewiesen wird!" — Als warncuves Beispiel verdient der folgende Vor- ... gang für weitere Kreise bekannt zu werden: Ein Kaufmann Siebmachers Gustav Neumark aus Eger, sowie mit falschen zut heilen. Wie aus Chemnitz gemeldet wird, ist am Mittwoch Abend auf dem Bahnhofe Höhlteich der von Wüstenbrand kommende Personenzug auf den zur Abfahrt nach Oelsnitz i. E. bercit- steheudcn Personenzug gefahren. Durch die geringe Fahrge schwindigkeit des einfahreuden Zuges blieb der Unfall ohne ernstere Folgen. Vcrmuthlich war falsche Weichenstellnng die Ursache; Näheres ist noch nicht bekannt. Einige Reisende sollen nur leichtere Verletzungen davougetragen haben. Beim Anbringen von Fenstern an die 4. Bezirksschule in Platten i. V. fiel der 48 Jahre alte Glasergehilfe Hermann Bernhardt daselbst, ein Familienvater, vier Stockwerke herab auf den Hof. Er schlug auf einen eisernen Träger auf und war sofort todt. Nacht hinein, sondern geht nach dem dritten Liede nach HauS, wenn man in solcher Gottessrühe „in anständigem Anzug", der sich freilich bisweilen auf Kniestiefel, Hose, Regenmantel und Band und Mühe beschränkt, aus dem Fechtboden antreten muß. Aber die Mensuren! Da will ich gern zugeben, daß sie vermindert, vielleicht sogar um die Hälste vermindert werde« könnten. Denn sie nehmen allerdings eine schreckliche Zeit weg. Wenn etwas dabei „heranskommt" — und das geschieht doch meistens — so sind mindestens vier Tage verloren, zumal jetzt, wo sich auf vielen Hochschulen die Studenten mit frischen Schmissen nicht auf der Straße zeigen dürfen. Ich entsinne mich noch, daß Kuno Fischer Anfang der siebziger Jahre, als die Wogen einmal recht hoch gegangen waren nud er eine ganze Woche hindurch keine Farben in seinem Kolleg gesehen hatte, kopfschüttelnd sagte: „Meine Herren, ich bin als alter Corpsstndent der Letzte, der Ihnen den Schläger aus der Hand nehmen möchte — aber Sie vertrödeln dvch eine ungeheuerliche Zeit mit Ihren Mensuren !" Das unterschreibe ich gern. ES bedarf nicht der üblichen vier Mensuren auf Mann und Halbfahr. In zwei Mensuren kann der Student Muth und Gewandtheit genug beweisen. Und etwa» Anderes gilts doch nicht! * Ein Mitarbeiter der„Straßb.Post« macht sichuberden Fk-Mv- tvörtcrllttfua in folgender Weise lustig: Da ich als guter - Deutscher die überflüssigen Fremdwörter aus Prinzip perhorres- ,jre, so macht es mir ein immenses Plaistr, wenn ich m der offiziellen Korrespondenz des Polizeipräsidiums an die Tages, jvurnale lese, daß. der Mörder des Jnstizraths Levy zuerst uicht sistirt« werden konnte, die „Sistirung" also nicht zu bewirke« wollte bei einem Postamte Drucksachen mit je 3 Pf. frankirt auf geben, wurde aber abgewiesen, da der Inhalt der Sendungen nur deren Beförderung als „Waarenprobe" zum Postsatze von 10 Pf. zuließ. Der Absender versuchte darauf mit denselben Sachen bei einem anderen Postamte sein Heil und brachte sie auch zunächst an. Die zuständige Oberpostdircktion stellte in Folge -essen gegen den Kaufmann auf Grund des Z 263 des Straf gesetzbuches den Strafantrag und der Angeklagte wurde wegen Betruges verurtheilt. In der Begründung heißt es, daß, während die erstmalige Auflieferung derPostsachen auf die unge nügende Kenntniß des Absenders mit den Bersendungsbestimm ungen zurückzuführen war, sich die zweite Handlung in allen ihren Theilen als vollendeter Betrug kennzeichnet. Diese gericht liche Entscheidung verdient gewiß alle Beachtung. — Zu besetzen: die neugegründete 8. ständige Lehrerstelle zu Dohna. Kollator: der Stadtgemcinderath zu Dohna. Die Stelle, welche mit einer Lehrerin besetzt werden soll, gewährt ein Anfangsgehalt von 1050 Mk. — Pfg. und 200 Mk. — Pfg. Wohuungsgeld. Die Besetzung der Stelle erfolgt zu Ostern 1897. Gesuche sind mit den erforderlichen Zeugnissen bis zum 1. Dzbr. an den Kollator einzureichen. Laut kirchlicher Abkündigung findet auf Anordnung der König lichen Superintendent»! Freiberg Sonntag den 8. November in der Parochie Netthausen die gesetzlich angeordnete Kirchenvisi tation durch den Ephorus, Superintendent Hässelbarth aus Frei berg, statt. Hierbei wird nach Beendigung des um 9 Uhr be ginnenden Hauptgottesdienstes in dem separirten Parterrezimmcr des hiesigen Erbgcrichts die sogenannte Hausväterversammlung nnd Nachmittag halb 2 Uhr mit der in den letzten drei Jahren kon- firmirten Jugend eine Katcchismusunterredung in der Kirche ab gehalten werden. Das vor 20 Jahren in Dresden von Ihrer Majestät der KöMin begründete und noch unter dem allerhöchsten Protektorate stehende „Daheim des Iohannisvereins" ist seit Kurzem in sein eigenes Haus, Feldgasse Nr. 7 II übergesiedelt und bietet in den zwar einfach aber freundlich ausgestattetcn Räumen junge», von auswärts kommenden Mädchen nicht nur ein billiges Unter kommen, sondern auch Schutz vor den Versuchungen der Groß stadt. Das „Daheim" ist hauptsächlich berechnet für solche, welche sich längere Zeit in Dresden aufhalten müssen, entweder zur Er lernung oder Ausübung eines BernfeS. Zu Ersteren gehören die Kindergärtnerinnen, Kinderpflegerinnen oder Schülerinnen von Gewerbe- oder Fortbildungsschulen, deren Angehörige schon durch Ausbringung des Stundengeldes stark in Anspruch genom men werden nnd daher suchen müssen, den jungen Mädchen ein billiges aber anständiges Unterkommen zu sichern. Zu Letzteren gehören die Schneiderinnen, Putzmacherinnen, Verkäuferinnen, die den Tag über im Geschäfte sind, aber nicht dort wohnen können. Sie Alle finden hier, soweit der Platz reicht, einen Ersatz für das Elternhaus und in der Oberin eine mütterliche Freundin, die ihnen mit Rath und That zur Seite steht. Die Bedingungen find sehr mäßig: Für Bett inkl. Bettwäsche usw. 1 Mk. per Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 6. November. — DaS LandeSkonsistoriuM hat aus Anlaß der Schließung der Landessynode die Verlesung eines allgemeinen Kirchengebetes für Sonntag, den 8. November angeordnet. — Statistisches vom Königlichen Ltanvesamte Freiberg auf Monat Oktober 1896. Während des jüngst ver flossenen Monats Oktober laufenden Jahres gelangten beim hie sigen Standesamte 18 Eheaufgebote zur Verhandlung; hiervon waren 10 in auswärtigen Gemeinden bekannt zu geben. Zum Aushang kamen Hieramts überhaupt 39 Aufgebote; darunter 21 von auswärtigen Standesämtern. — Eheschließungen fanden 26 statt; hierunter 1 von auswärts nach hier überwiesenes Paar. Außerdem waren für 2 hier wohnhafte aufgebotene Paare zur Eheschließung vor auswärtigen Standesämtern diesbezügliche Er mächtigungen zu ertheilen. — Geburten gelangten 82 zur An zeige und beziehentlich zum Eintrag und zwar 80 Lebendgeburten; darunter ein Mädchen-Zwillingspaar und 2 Todtgeburten. Auf die Geschlechter vertheilt wurden geboren 37 Knaben und 45 Mädchen; hierunter je 1 Todtgeburt, sowie 5 beziehentlich 3 un eheliche. — An Sterbefällen wurden nur 29 gemeldet — bis jetzt die niedrigste Monatsziffer im laufenden Jahre. — Es starben 13 Personen männlichen und 16 weiblichen Geschlechts und zwar 15 Erwachsene und 14 Kinder, unter letzteren 8 in« ersten Lebens jahre, einschließlich 2 uneheliche Mäc hen. — Was die Todes ursachen betrifft, so starben 1 Person an Masern, 1 an akuter Darmkrankheit, 2 an Brechdurchfall, 3 an Lungenschwindsucht, 5 an akuten Erkrankungen der Athmungsorgane, 16 an allge meinen Krankheiten und 1 Person in Folge Verunglückung durch Ueberfahren vom eigenen Geschirr. — Beim Vergleich mit dem Monat Oktober des Vorjahres sind im heurigen 8 Aufgebote, 12 Eheschließungen und 10 Geburten mehr, dagegen 15 Sterbe fälle weniger zu verzeichnen gewesen. — Zwölf Jahre werden es am 1. Dezember d. I., daß daS Krankenverstcherungsgcsetz als erstes der sozialpolitischen Gesetze in Wirksamkeit trat. Es hat sich in dieser Zeit diewohl- thätige Wirkung des Gesetzes in den durch dasselbe gezogenen Grenzen und davon betroffenen Kreisen gewiß überall bemerkbar gemacht, und es genießt, nachdem es durch die Novelle dazu vom 10. April 1892 den mittlerweile an den Tag getretenen Bedürf nissen entsprechend geändert - worden ist, unter den bisher be stehenden Arbeiterversicherungsgesetzen unbestritten die größte Anerkennung. — Die königl. sächsische Staatseisenbahnverwaltung läßt dem nächst 50 offene Wagen für denKohlcnverkchr mit einer neuen Rangirbremse (Bauart Weber) ausrüsten, welche sich sowohl vom Erdboden aus, ohne daß ein Besteigen des Wagens erforder lich ist, durch einen einfachen Schlag oder Stoß an den auf beide» Langseiten angebrachten, durch weißen Anstrich auffallenden ab wärts gerichteten Schlaghebel, als auch vom Wagen selbst aus unter Benutzung eines auf jeder Langseite angebrachten Fußtrittes durch Heravdrücken eines wagcrechten, zur Bremse gehörigen Tritthebels mittels des Fußes leicht auslösen und in selbstthätige Wirksamkeit setzen läßt. Außerdem ist es möglich, durch Anhcben des Gewichtshebels vom Fußtritte aus die Bremswirkung während des Laufes zeitweilig zu mäßigen oder ganz zu unterbrechen, um den Wagen wieder in größere Geschwindigkeit und damit dein gewünschten Aufstellungsorte näher zu bringen. Die Bremse wirkt mittelst zweier eiserner Klötzer an einem Rade. Im geöffneten Zustande der Bremse sollen sich die Klötzer in 5 mm Abstand vom Rade befinden. Nach Maßgabe der Abnutzung der Bremsklötzer senkt sich allmählich der Geivichtshebel. Sobald sich derselbe bis 3.50 mm unter der Unterkante der eisernen Längs- träger herab gesenkt hat, muß ein Nachstellen durch Anziehen der Schraubenmuttern an den Stangen, welche die Bremsklötzer ver binden, rechtzeitig erfolgen. — Der Mannergesangverein „Strabetta" hielt am Mittwoch, den 4. November, im Saale znm „Tivoli" sein erstes diesjähriges Wintervergnügen ab. Einige vorgctragene Manner chöre zeugten von sehr guter Ausbildung des Vereins. Ebenso legten die Zither-, Sopran- und humoristischen Vorträge Zeng niß ab, daß der Verein auch in dieser Hinsicht über gute Kräfte . verfügt. Die Vorträge ernteten wohlverdiente» Beifall. Ein Tänzchen hielt dann die Theilnehmer noch einige Stunden bei sammen. — Vorgestern Abend in der 6. Stunde sind auf hiesigem Bahnhofe zwei Maschinen in der Nähe des MaschinenhanseS seitlich zusammengefahren, so daß beide thcils an den Puffern, theils am Cylinder, Beschädigungen erlitten. Verletzt wurde Niemand, auch hat der Unfall keine Betriebsstörungen zur Folge gehabt, doch mußte zu den Anfgleisungsarbeiten der einen entgleisten Maschine der sogenannte „Rettungswagen" nebst einem Kommando Werkstättenarbcitern aus Chemnitz regnirirt werden, welcher gegen 9 Uhr Abends mit besonderer Maschine hier ein traf. Nachts gegen ^/^1 Uhr schon war alles wieder in Ordnung - gebracht, und gestern Vormittag schon sahen wir die beiden be schädigten Lokomotiven „Rochester" und „Montevideo" dem allge meinen Krankenhause für verwundete Lokomotiven in Chemnitz zusteuern. — In einem Hamburger Blatt war neulich folgendes zu lesen: Stempeln versehene Briefbogen bei sich führte, und sich schließlich als der steckbrieflich verfolgte, mehrfach vorbestrafte frühere Nadel macher, jetzige Reisende Forbrig aus Oberlungwitz entpuppte. Es konnte weiter nachgewiesen werden, daß der freche Bursche mit der Person identisch ist, die am 14. v. M. in einem Glauchauer Cigarrengeschäft durch einen gefälschten Brief 600 Stück Cigarren erschwindelte, und die sich ferner in der Nacht vom 17. bis 18. Oktober in einem dortigen Gasthof einlogirt hatte, am nächsten Morgen aber unter Mitnahme des Deckbettes verschwunden war. Man hat also dort endlich denjenigen Schwindler und Dieb gefaßt, welcher außer in Glauchau auch in Annaberg, Meerane, Gera, Schmölln, Oberlungwitz u. s. w. auf getreten ist. Eine von 88 JnnungS- und Nichtinnungsmeistern besuchte außerordentliche Versammlung der Bäckerinnung der Stadt und des Amtsbezirks Melken beschloß die Verweigerung der Sonn tags- und Weihnachtszugaben bei hoher Konventionalstrafe. Bei der Ankunft des Kaisers in Cölln a. E. am 3. Sep tember d. I. hatte Fräulein Goebel, Tochter deS Bauraths Goebel daselbst, die Ehre, Seiner Majestät einen Blumenstrauß über reichen zu dürfen. Man hatte damals allgemein bemerkt, daß der Kaiser, von dieser Aufmerksamkeit sichtlich angenehm berührt, dem Amtshauptmann Kammerherrn von Schroeter einige Worte ins Ohr flüsterte. Jetzt erfährt man nun, daß der Kaiser damals bemerkte, er werde sich mit einer Broche abfinden. Ämtshaupt- mann von Schroeter konnte nun am Donnerstag das kaiserliche Geschenk, welches von einem sehr verbindlichen Schreiben Seiner Excellenz des preußischen Gesandten in Dresden, Grafen Dönhoff, begleitet war, der jungen Dame aushändigen. Die Broche liegt in einem blausammtnen Etui, welches in Goldpressung die Kaiser krone ziert, sie ist im Rococostile in Gold ausgeführt; Ranken werk trägt und umschlingt ein >V, auf dem die Kaiserkrone ruht. Die Goldarbeit ist reich mit Brillanten besetzt, in deren Feuer kleine indische Rubine reizende Abwechselung bringen. In große Betrübniß wurden die Gastwirth Stephan'schen Eheleute in Grotz Lchönau versetzt. Vormittags war ihr zwei Jahre altes Töchterchen zu Nachbarsleuten gegangen. DeS längeren Ausbleibens des Kindes wegen geriethen die Eltern in Sorge und suchten dasselbe. G^en 2 Uhr Nachmittag- endllch fanden sie es todt unter der Brücke eines hinter dem Hause fließenden Wässerchens. Das Kind ist wahrscheinlich unmittelbar vor der Brücke in den Graben gefallen und vom Wasser biS unter die Brücke mit fortgerissen worden. Verschiedenes. * Die Baronin Hirsch-Planegg in München hat 1CC CVC Mark gespendet als Beitrag sür die erste bayerische Volks- Heilstätte. Den Grundstein wird Prinz Ludwig bei Planegg legen. * Ucber die studentische Mensur plaudert in der „Tgl. Ndsch." ein Mitarbeiter, der — wie er selbst sagt — als alter CorpZtudent wohl etwas von der Sache versteht: Mein alter berühmter Fechtmeister in Jena, der verstorbene Roux, würde sich vor Zorn im Grabe herumdrchen, wenn er hörte, daß man aufs Fechten überhaupt je zu viel Zeit verwenden könnte. Man braucht nicht gerade seinen erklärlichen, weil berufsmäßigen Feuer eifer fürs Pauken zu theilen und muß doch zuaestehen, daß der Sport der Fcchtübuug irgend welche unentbehrliche Zeit über haupt nicht in Anspruch nimmt, wenn man nicht der Ansicht ist, daß der Student den ganzen geschlagenen Tag Kollegien besuchen oder ochsen soll. Man muß nur einige Unterschiede machen und die Ucbuiigen von der eigentlichen Mensur trennen. Die Fecht- übungen zerfallen in Fechtstnnden, die man beim Fechtmeister nimmt oder nehmen sollte, und in den Paukboden, wo man die gelernte „Schule" im Contraschlagen mit seinen Freunden oder Berbindungsbrüdern anwendet. Der Fechtunterricht dauert ge wöhnlich einen Monat und umfaßt sechzehn Stunden, so daß auf jede Woche vier Stunden kommen. Diese vier Stunden kan« man sich ganz nach Vereinbarung legen und braucht selbst zu Anfang des Halbjahrs, wenn der Fechtmeister am beschäftigtsten zu sein pflegt, keine einzige Stunde dem Kollegienbesnch abzu- knöpfen, wohl aber kann man sie dem vermaledeiten Frühschoppen oder dem Nachmittagsskätchcn ohne Herzbeklemmung rauben. Leider wird hcntzntage viel zu wenig Schule geschlagen: daher die zerhackten Gesichter, wie man sie bei unseren jungen Studenten ficht und wie sie die „Fliegenden Blätter" allwöchentlich dem Wohlwollen des Philister? in ihren keineswegs immer übertriebenen Bildern darbieten. Ich will mir nichts zuzichen: aber die „Stopselei", die jetzt auf den Paukböden herrscht, erfüllt unS alte Herren mit Schauder und Gransen. Der Paukboden findet bei jeder strammen Verbindung wöchentlich sechsmal statt. Auch dabei kommt das Studium nicht zu kurz, zumal wenn, wie eS bei meinem CorpS der Fall war, die Stunde im Sommer von 6—7, im Winter von 7—8 Uhr Vormittags gelegt wurde. Das wehrt der gefährlichen Langschläferei und rettet de« ganzen Vormittag. Zudem kneipt man nicht bis in die sinkende Berg- und Hüttenwesen. -k Die Kohlenförderung des „AnnaschachNS", welcher der „Brüxer Bergbau - Gesellschaft" gehört und seit der Brüxer Katastrophe außer Betrieb stand, ist wieder ausgenommen worden. „Auf ein in einem hiesige» Blatt erschienenes Inserat, in dem eine Arbeitskraft gesucht wird, meldeten sich etwa 300 und gestern etwa 500, also im Ganzen 800 Personen. Unter den Stellen suchenden befanden sich Leute aus allen Lebenslagen, Kassirer, Buchhalter, Kommis, Handwerker, Arbeiter u. s. w." — Hierzu bemerkt das „Hirschberger Tageblatt": „Wir sind der Meinung, daß derartige Vorgänge als Beweise sozialen Elends völlig hin fällig sind; man sollte die Spitzmarke so setzen: „Beiträge zur Änziehungskraft der Großstadtluft." Während in den Großstädten Ueberfluß an Arbeitskräften jeglicher Art ist, ist die Beschaffung von Arbeitskräften in Provinz mit den größten Schwierigkeiten verbunden. Viele Tausende unselbständiger Existenzen verhungern lieber und verbummeln noch lieber in der Großstadt, als daß sie sich dazu entschließen könnten, in einer Provinzialstadt in auskömmlicher Stellung sich solide zu ernähren. Also nicht um soziales Elend handelt es sich in diesen Fällen, sondern um den Hang zu dem ungebundenen, abwechselnngsreichen und vielfach auch liederlichen Leben der Großstadt handelt es sich! Mag man den jungen Leuten fern von Berlin, Breslau oder Hamburg höheres Salair oder besseren Lohn bieten — die Ver gnügungen, die reichen Gelegenheiten zum Ausrntschen auf der Bahn der Solidität und Ehrbarkeit, die ihnen in der Großstadt geboten werden, versagt ihnen die Provinz! Deshalb bleiben sie in der Großstadt und nähren sich kümmerlich und liefern den Humanitätsduslern Aktenstöße an Material zu den beweglichen Klagen über das „soziale Elend" und oft auch gleichzeitig den KriminalstatistiHern die gewaltigen Ziffern, mit denen die Zunahme Woche, für Verpflegung 65 Pfg. Per Tag. Die Oberin Fräulein Gilbert ist gern bereit, Auskunft zu ertheilen. — Die Sache des öffentlichen Lescmuseums in Dresden, das der Verein zur Förderung Dresdens und deS Fremdenverkehrs in das Leben rnft, ist in den letzten Tagen erheblich gefördert worden. Nachdem die erforderlichen Summen in der Höhe von 65 000 Mk. überzeichnet waren, auch alle übrigen Vorbereitungen getroffen, hat man sich in den Kreisen deS Ausschusses und im Einvernehmen mit dem Vereine zur Förderung Dresdens, von dem das Unternehmen ebenso wie das zukünftige Musikfest nun abgezweigt wird, für die Wahl der ersten Etage Georgplatz 1 entschieden. Das Bureau deS Frcmdcuvereins siedelt mit dahin über und dadurch wird das mühevolle Unternehmen wesentlich gestützt. — Der Vormittags gegen 10 Uhr von Dresden nach Elsterwerda-Berlin verkehrende Schnellzug ist gestern auf der preußischen Strecke, und zwar in Wendisch-Drehna entgleist. Näheres über den Unfall ist noch nicht bekannt geworden, doch sind nsch da» hier eingegangenen telegraphischen Meldungen Ver letzungen von Reisenden nicht zu beklagen. Der durchgehende Betrieb war durch den Unfall leider längere Zeit gestört, es »»irden deshalb in letzter Stunde die 1 Uhr 18 Min. von Berlin nach Dresden bezw. 2 Uhr 15 Min. von Dresden nach Berlin verkehrenden Schnellzüge auf die Röderan-Falkenbcrg- Jüterbogker Linie umgeleitet, so daß im Schncllzugverkchre größere Störungen vermieden blieben. In Leipzig fand gestern vor dein 4. Civilscnat des Reichs gerichts durch den ReichsgerichtS-Präsidcuten von Oehlschläger die Vereidigung des zum Seuatspräsidentcn ernannten früheren Kolvnial-Direltors Or. Kayser statt. Nachdem I)r. Kayser die vorgeschriebene Formel gesprochen hatte, verkündete der Präsident, daß das Präsidium ihm den Vorsitz des 5. Civilsenates über tragen habe. Mit der Verlesung deS Protokolls war die Ein- führung des Or. Kayser bewirkt?— Die Gesellschaft zur Pflege der Photographie in Leipzig hat den Plan gefaßt, im nächsten Jahre in Leipzig eine Ausstellung von Amateur-Photographien zu veranstalten, zu der ihr die etwa 2000 gm Wandfläche ent haltende Gartenbauhalle auf dem Leipziger AuSstellungSplatze, deren günstige Lichtverhältnissc einer solchen Ausstellung besonders zu statten kommen, während der Zeit vom 15. bis 27. August vom geschäftsführendeu Ausschüsse zur Verfügung gestellt wurde. Die Amateur-Photographen des gesammten Ausstellungsgebietes sind zur Beteiligung eingeladen. Auf Anregung des Central- vereius für das gesammte Buchgewerbe hat der gcschäftsführciide Ausschuß der Sächnsch-Thüriugischen Industrie- und Gewerbc- AuSstellung 1897 beschlossen, die Ausstellung deS Buchgewerbes in seinem weiteste» Umfange als eine Kollektiv-Ausstellung zu gestalten. Es ergeht deshalb an alle Beteiligten das Ersuchen, sich dieser Kollektiv-Ausstellung anzuschließen und ihre Geneigt heit hierzu dem Vorsitzenden des Central-Vereins, Herrn Ör. v. Hase, in Firma Breitkopf L Härtel zu Leipzig baldigst mit-
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