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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189610225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961022
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-22
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1896
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24? 18SH deshalb ergeht an alle Eltern die eindringliche Mahnung, jetzt mehr als je die kleinen Lieblinge im Ange zu haben nnd sorgsam zu hüten. Aber auch Nor einem „Zuviel" ist eindringlich zu § warnen; am liebsten schlage man hier, Ivie in allen Dingen die . goldene Mittelstraße ein. — Die Verausgabung der Gewinne der Serien A. und V. , der Lotterie der Berliner GewerveanSsteNttNst erfolgt vom 1. November ab in Berlin, Zimmerstraße 34. Aus Wunsch und aus Kosten der Empfänger werden die Gewinne auch nach außerhalb versandt. — Bon einem plötzlichen Tode ereilt ward gestern Nacmmttag in der fünften Stunde inmitten seiner BerusSthätigkeit der Buchhalter B., der bei der hiesigen Dimger-Export-GefellfctM angestellt war. Herr B. sank plötzlich vom Schlage getroffen im Comptoir zusammen. Der bcdaucrnswerthe Mann, der als äußerst solider und tüchtiger Beamter geachtet war, hinterlaßt eine Wittwe nnd fünf unerzogene Kinder, von denen das jünnsie 12 Tage alt ist. * — In einer Schulklasse in Freibergs nächster Umgebung wird Gesangsunterricht ertheilt und muntere Melodien erschallen aus den jugendlichen Kehlen. Ein vorübergehender Mann bleibt stehe« und lauscht mit Aufmerksamkeit nnd Freude den fröhlichen Klängen. Da plötzlich lenkt er seine Schritte dem betreffenden Klassenzimmer zu, klopft mehrmals herzhaft an und bietet dem Lehrer zur freien Verfügung für die Kinder, vielleicht bei Ge legenheit eines Schulfestes, einige Kupfermünzen an. Die Spende wurde selbstverständlich dankend abgelehnt; doch wurde dem edlen mochte sein Vieh nnd das versicherte Mobiliar zu retten, wogegen der Mieth'oewvhner Dölling nur einen Theil seiner Betten in Sicherheit bringen konnte, während das übrige ebenfalls ver sicherte Mobiliar den Flammen zum Opfer siel. Die „trüben Erfahrungen", welche die Sozialdemokraten in Falkenstein bei den Stadtverordnetenwahlen der letzten Jahre gemacht haben, scheinen denselben die Lust an der Betheiligung zu diesen Wahlen gänzlich vereitelt zu haben. Der dortige sozial demokratische Arbeiterverein hat die Meinung zu erkennen ge geben, daß in diesem Jahre von einer Betheiligung an der Stadt- vervrdnctenwahl infolge der gemachten „trüben Erfahrungen" der letzten Jahre abgesehen werden soll. Ein Beschluß wurde noch nicht hcrbcigeführt. — Seit der Einführung des Klassenwahl- stzstems bei den Stadtverordnetenwahlen ist den Sozialdemokraten die Macht gebrochen. Tie König!. Generaldirektion der Sächsischen Staatscisenbahnen macht bekannt, daß am 2. Oktober d. I. bei Station 165 der Linie Wolkenstein-Jöhstadt zwischen Schmalzgrube und Stein bach zwei große, 5 und 7 leg schwere Steine von unbekannter Hand auf das Bahngleis gelegt worden sind. Die König!. General direktion sichert Demjenigen, der, ohne selbst dem Dienstpersonale der Eisenbahn anzugehören, den oder die Thäter zuerst dergestalt zur Anzeige bringt, daß dadurch die Bestrafung herbeigeführt wird, eine Belohnung von 150 Mark zu. Eine Friedhossschändung, die viele Familien sehr schwer ge schädigt hat, ist vor einigen Tagen in Kleinzschocher b. Leipzig vorgckommen, indem auf dem alten Kirchhofe 8 Grabdenkmäler > thcils umgeworfen, thcils zerbrochen wurden. Auch die Denk- - steine von der Mauer sind herabgeschleudcrt. Da hierzu große ! Kraft erforderlich ist, so ist als erwiesen anzuuchmen, daß Kinder , die That nicht verübt haben können. Auf dem neuen Friedhose sind die Gesäße, die zum Ansbewahren der Blumen diente», ' größtentheils zerbrochen und die Scherben umher geworfen ! worden. Jugendfreunde die gebührende Anerkennung zu Theil. Zk Brand, 21. Oktober. Nächsten Sonntag werden hier zwei größere Versammlungen abgehalten werden. Nachmittag 8 Uhr wird im Saale des Gasthauses Stadt Dresden der Verein Königstreuer Bergknappen Gruppe Mittclgrube niit Himmelsfürst 'ine Versammlung haben, bei der ein höherer Bcrgbeamter einen Vortrag über Knappschaftskassenwesen halten wird. " "" Freiverger Anzeiger nnd Tageblatt. Seite 4. — 22. Oktober. Verschiedenes. * Der Sultan und seine Umgebung. Der Scheich ül Islam, dessen Posten heute Mohammed Dschemaledin bekleidet, vertritt die religiöse Macht des Khalifen, des Statthalters Mo hammeds, als den der Sultan sich betrachtet, nach außen. So ist er nach dem Padischah die höchste Person für alle Osmanen. Eine gewisse Ueberlcgenheit hat der Scheich ül Islam sogar über den Sultan, da erst von ihm eine ausdrückliche Erklärung auS- gehcn muß, daß der jeweils den Thron der Sultane besteigende Herrscher auch wirklich ein Herrscher nach dem Willen Gottes und seines Propheten ist. Bei einem gewaltsamen Thronwechsel giebt das Wort des Scheich ül Islam wiederum für das Volk die Entscheidung, ob es den Vorgang ruhig hinnehmen oder die Ge- waltthat rächen soll. Da aber andererseits der Grvßherr den Scheich ernennt, ist dieser wiederum abhängig vom Sultan. Sultan und Scheich ül Islam haben, da der Mohammedanismus sich nicht verändert, nur zu handhaben, was in ihm seit jeher religiöse Siegel und Vorschrift war; sie haben den Glaubenseifer der Gläubigen aufzumuutern und eigentlich deren Fanatismus, denn von des Propheten wegen hat jeder Muselmann die Pflicht, in den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen zu ziehen. Da das nach der politischen Lage und angesichts des völligen Niederganges des Osmanenthums nicht angeht, beschränkt man sich auf die Be lebung des Glaubeuseisers. Vor der Absetzung Abdul Azizs gab der damalige Scheich ül Islam Hassan Hisullah seine Gutheißung, ohne die, wie angedeutet, die Moslem einen schönen Aufruhr an- gerichtet haben würden. Abdul Hamid, in dessen Interesse die Absetzung erfolgte und der dabei die Hauptrolle spielte, machte bald den alten Dschemaledin zum Scheich ül Islam, da er dessen sicher war und von ihm nie die Unterzeichnung eines Fetwa zu befürchten hatte, die ihn, Abdul Hamid, des Thrones verlustig erklären würde. Man hat zwar in neuester Zeit viel von der Absetzung des SultanS geredet, aber das geschah meist im Interesse der englischen Politik, die jedes Mittel benutzt, um die Lage am Goldenen Horn zu verwirren. Nach dem Scheich ül Islam kommt als dritthöchste Persönlichkeit des osmanischen Reiches der Großvezier, heute Halil Rifat Pascha, seinem Bilde nach ein ver gnügter Alter, von weit mehr russischem als türkischem Typus. Er ist der Großkanzler des Reiches und verkörpert so eigentlich dasjenige, was man hohe Pforte nennt. Ganz geheuer ist es in diesem Amte auch heute noch nicht, wenn es auch viel von seiner Lebensgefährlichkeit verloren hat. Der Kampf zwischen der „Hohen Psorte" und der Palast-Clique muß auch heute noch weiter gefochten werden und niemals weiß man, welcher von beiden Theilen eigentlich die Oberhand hat, Jntrigue, Rachsucht, Habsucht spielen in dieser Clique eine große Rolle und diese ist um so gefährlicher, als der Sultan ihren Anmuthungen in un mittelbarster Nähe ausgesetzt ist. Die „seidene Schnur" hat noch im vorigen Jahrhundert unter den Großvezieren sehr stark auf geräumt. Bei der Ernennung der Großveziere, deren verschiedene durch ihre hohen Eigenschaften das Reich gerettet, hat oft seltsame Sultanslauue mitgespielt. Bald war es ein Sklave, bald irgend ein Handelsmann aus dem Bazar, den der Sultan plötzlich zum Großvezier erhob; bald vollzog der Sultan, seines Großveziers überdrüssig, die Absetzung des noch mit allen Insignien seines Amtes Bekleideten durch Erwürgung, damit die Staatsgeheimnisse gewahrt blieben. Der vierte Großwürdenträger ist das Haupt der schwarzen Eunuchen, Kyslar Agassi. Dieser hat zwar mit der Zeit an Ansehen eingebüßt, ist aber immer noch xrE soixneur, der beiin Selamik am Freitag, dem türkischen Sonntat, vor dem Padischah in die Moschee zum Gebet tritt. Die Osfijic« und sonstigen Würdenträger haben dem Eunuchenches demüthigen Türkengruß zu spenden; der verachtete Schwarze schreitet aber hochmüthig durch ihre sich tief verneigenden Reihen, ohne den Gruß zu erwidern und — um nach seinem Verschwinden aus gelacht zu werden. Der Eunucheuobcrst hat viele Untcrwächtcr unter sich; dazu kommen im Serail die zahlreichen Kammerherren, Sekretäre, Hofoeamte, Palastwächter, Alle mit einer Unzahl Sklaven. Was da für ein Gewimmel herrschen muß, kann man sich vorstelle»' ich aus dem Geleise, so daß fünf Wagen zu beiden Seiten der Löschung umstürzten. Zum Glück kam der sich im langsamen Tempo fortbewegende Zug sofort zum Stehen, so daß nur diese Wagen allerdings stark beschädigt wurden. Ein Schaffner erlitt eine unbedeutende Verletzung. — Ueber die Ursache des Unfalles verlautet, daß sich die Schiebethür eines leeren Gepäckwagens gelöst hat und auf die Schienen zwischen die Räder gefallen ist. Da die Thür durch eine Kette mit dem oberen Theil d«z Wagens verbunden blieb, so wirkte sie wie ein Hebebaum und brachte den Wagen aus den Schienen. Der Zug hatte zur Zeit des Unfalles nur etwa drei Wagenlängen den erwähnten Viadukt hinter sich, eine Sekunde früher, dann wäre die Katastrophe auf dem Viadukt erfolgt und der ganze Zug wäre unrettbar in die Tiefe gestürzt. Die Strecke ist gesperrt. — Wie noch gemeldet wird, stürzte der Packwagen auf die Seite. In demselben b» fanden sich der Oberschaffner Böhme und der Packmeister Mähder welchen es glücklicher Weise gelang, durch Lücken der eingedrückten' Seitenwand des bereits umgestürzten Wagens herauszuspriugw. Montag Abend gegen 11 Uhr langte der Werkstattwagen M Mannschaften aus Dresden an, um das gesperrte Eisenbahngleis wieder frei zu machen. Während der durch den Unfall herbei geführten Verkehrsstockung mußten die Paffagiere umsteigen. Nachts gegen ^2 Uhr waren die umgestürzten Wagen von der Niaschine nnd dem anderen Wagentrain gelöst und letzterer konnte nach Hainewalde zurückgefahren werden. Die Arbeiten gingen ziemlich rasch von statten. Der Dienstag früh 7 Uhr von Zittau eintreffende Personenzug befuhr bereits wieder die Unfallstelle. Der Unfall selbst soll neueren Meldungen zufolge durch eine» Achsenbruch des dritten Wagens herbeigeführt worden sein. Kunst, Wissenschaft, Literatur. * * Stadttheater. Bei gut besuchtem Hause fand gestern eine Wiederholung der Sndermann'schen „Ehre" statt. Die Vorf.euung nahm insofern ein besonderes Interesse in Anspruch, als die Stolle des „Robert" wiederum von einem neuengagirten Darsteller gegeben ward. Herr Ernst Bach aus Breslau ist noch ein sehr jugendlicher Schauspieler, nach seinem ersten Auftreten gestern Abend zu nrthcileu, hat man es hier mit einem jungen Talent zu thun, das in seinem Streben zwar noch der Läuterung bedarf, das aber seinen Weg finden wird. Die übrigen Darsteller setzten ihr bestes Können ein, um die Aufführung zu einer ab gerundeten nnd wohlgelungenen zu gestalten. ** Aus Vem Stavtiheater-Bureau. Morgen, Donners tag, wird der bei seiner Erstausführung mit außerordentlich leb haftem Beifall ansgenommene Schwank: „Der Fluch der bösen That" znm ersten Male wiederholt. Die wirklich hübsche Steilheit sei allen Freunden des Humors empfohlen. — Am Freitag geht das neue Schauspiel: „Ohne Geläut" von . F. v. Zabeltitz erstmalig in Szene. etwas erfährt, und ihre Mithilfe bei der Erreichung des Thäters ist ausgeschlossen. — Der „Gewerbeverein" hielt gestern unter Mitwirkung des Männergesangvereins „Liedcrkranz" und des Herrn Konzert meister Bruno Schneider seinen ersten diesjährigen, gut besuchten Familienabend ab. Unter Direktion seines Liedermcisters, Herrn Musikdirektor Anacker, brachte der Verein „Liederkranz" mit bestem Gelingen zuerst ein größeres Chorwerk „Kaiser Friedrich" von Podbertsky unter Pianofvrte-Begleittmq zu Gehör, sang später, gut abgetönt und empfindungsvoll, die Volkslieder „Heiden röslein" und „Was hab ich denn meinem Feinsliebchen gethan"? »nd erfreute am Schluffe der Vortragsfolgc durch das gefällige, prickelnde „Heinzelmännchen" (Polka für Mannerchor und Piano forte) von Nentwich. — Einen Kunstgenuß hoher Art gewährte Herr Konzertmeister Br. Schneider, der, von Herrn Musikdirektor Anacker zurückhaltend begleitet, den ersten und zweiten Satz aus dem L-moll-Konzert für Violine und Pianoforte von David mit großer Verve, und eine schwermüthige „Romanze für Violine und Pianoforte von Svendsen" mit zarter Empfindung spielte. Einen interessanten Beitrag zur Kcnntniß der moderne» deutsche» Dichtung gewährte Herr Büracrschullehrer Neinh. Milde durch die Recitation der Gedichte „Pidder Lüng" von Detlev v. Lilicucron und „Vierter Klasse" von Richard Dehmel, während das heitere Element in dem Programm des Abends der durch genannten Herrn erfolgte Vortrag eines längeren Gedichtes „Sollen Frauen studiren?" bildete. Ein Tanz, dem sich die Jugend mit ge wohnter Freudigkeit und Ausdauer hingab, beschloß den Abend. — Masern nnv Scharlach, diese nicht mit Unrecht so sehr gefürchteten Kinderkrankheiten, treten nach vorliegenden Mit- theilungen aus verschiedenen Orten unseres Königreichs wieder epidemisch auf. Die jetzige Zeit des häufige» Temperaturwechsels ist diesen Feinden der Kinderwelt ganz besonders günstig nnd und dann in Ausführung gebracht werden. Wie aus Leipzig gemeldet wird, steht die Ernennung der Ncichsgerichtsrüthe für das unter dem Präsidium des Königs von Sachsen zu bildende Schiedsgericht zur Schlichtung des Lippeschen Erbsolgestreites unmittelbar bevor. Nach Bildung desselben wird eine Sitznng zur Feststellung der Geschäftsordnung erfolgen, der Schiedsspruch selbst darf wohl erst in mehreren Monaten erwartet werden. — In RcichSgerichtskreisen wird die viel erörterte Mög lichkeit, daß der bisherige Vorsitzende der Kolonial-Abtheilung des auswärtigen Amtes, Direktor vr. Kayser, als Nachsolger des in den Ruhestand getretenen Scuatspräsidenten Or. Wiener be rufen werden könnte, nicht für ausgeschlossen erachtet, ic In Glauchau stürzte auf dem Brückenbau am Eisenbahn- Viadukt der Maurer Augustini, welcher mit dem Abflächten eines Steines an der Kopfseite beschäftigt war, mit diesem Steine etwa 6 m hoch herab. Der Mann erlitt dabei am Kopfe derartige Verletzungen, daß er nach wenigen Augenblicken verschied. Viel spricht man von einer Untersuchung wegen Hazardspicls in einem Nachbarorte Grimmas. Die Schwester eines vor einiger Zeit wegen Geldverlegenheiten vorübergehend abwesend gewesene» Kaufmaims zeigte der Staatsanwaltschaft an, daß der Vcrmögensrückgang ihres Bruders durch Verluste im Spiel hcrbeigeführt worden sei. Die infolgedessen veranstaltete Unter suchung hat die Wahrheit jener Anzeige ergeben und dürfte noch weitere Folgen nach sich ziehen. In der Stacht zum Dienstag brannte das dem Gutsbesitzer Hugo Leyritz gehörige, in Ernstthal bis ans einen kleinen Wohnhaus.Slubau vollständig nieder. Der Brandkalamttose ver ¬ suchenden italienischen und böhmischen Arbeiter immer noch über 300 Mann, ungerechnet sein zahlreiches Anfsichts- und Bureau personal. Gerne lauscht die Nachbarschaft deS Bahnhofes den munteren österreichischen Signalen, womit der Berndtsche Signalist den Bauarbeitern ebenso wie der ganzen Nachbarschaft den Be ginn und das Ende der Arbeit, wie die Frühstücks-, Miltags- und Besperzeiten pünktlich verkündet. — Der Mordansall auf den Jnstizrath Levy in Berlin lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen schweren Mißstand, der mit dem neuen Gesetze über die Sonntagsruhe verknüpft ist. Die Berliner Blätter machen nämlich dem Polizeipräsidium ein- müthig einen Vorwurf daraus, daß die amtliche Bekanntmachung über die Blutthat erst volle 24 Stunden später an denn öffent lichen Anschlagsäulen erschienen und somit den Thätern Zeit ge laffen worden sei, die Spuren des Verbrechens zu verwische» und sich in Sicherheit zu bringen. Die „Dresdn. Nachr." schreiben hierzu: Auf den ersten Blick hat diese Anschuldigung etwas Be stechendes. Ein ganz anderes Aussehen aber gewinnt die Sache, wenn man sich die Frage vorlegt: „Wie hätte den die Berliner Polizei während des Sonntags den Druck der Bekanntmachung bewerkstelligen sollen?" Nach dem Gesetz über die Sonntags ruhe gehören die Druckereien zu denjenigen Betrieben, die au Sonn- und Festtagen streng zu feiern haben. Die Herstellung eines Extrablattes zur Unterrichtung des Publikums über ein im Laufe deS Sonntags vorgefallenes Ereigniß ist somit unter allen Umständen strafbar und dem Gesetze verfallen. Darf nun die Polizei selbst zu einer solchen Gesetzesverletzung die Hand bieten, auch wenn es sich um eine noch so dringende Angelegenheit des öffentlichen Interesses handelt? Darf die Behörde, die über die strikte Durchführung der Bestimmung über die Sonntagsruhe zu wachen berufen ist, ihrerseits einen Drucker zur Begehung einer Gesetzesverletzung veranlassen? Das muß entschieden verneint werden und man wird deshalb auS der Verzögerung der öffent lichen Bekanntmachung gegen das Berliner Polizei - Präsidium keinen berechtigten Tadel herleiten dürfen. Vielmehr sollte die öffentliche Kritik sich gegen den unzulänglichen Rcchtszustand wenden, auf Grund veffeu an Sonn- und Feiertagen auch solche Nachrichten, an denen die Oeffentlichkeit ein dringendes Interesse hat, der Kenntniß deS Publikums vorenthalten werden müssen. Der Berliner Fall zeigt deutlich, zu welchen schweren Unzuträg lichkeiten es führt, wenn in solchen Fällen gar kein Unterschied gemacht wird. Das freilich unterliegt keinem Zweifel, daß die Unterdrückung des frivolen Extrablattschwindcls durch das neue Gesetz vom Publikum ebenso wie von der anständigen Presse als ttne Wohlthat empfunden wird. Wo aber wirklich die Oesicnt- llchkeit an der raschen Verbreitung einer Nachricht wesentlich in- teresfirt ist, wie z. B. in dem Falle Levy zwecks rechtzeitiger Ver folgung der Mörder, da muß auch eine gesetzliche Ausnahme statuirt und die sofortige Herausgabe eines Extrablattes gestattet werden. Man erwäge nur, daß ein schweres Verbreche» auch an einem Feiertage begangen werden kann, auf welche» »och ein zweiter oder dritter Feiertag folgt. In diesen Fällen müssen 2—8 Tage vergehen, ehe die Bevölkerung von dem Verbrechen glieder, oder Bergleute, welche der Vereinigung beitreten wollen, Zutritt. — Die andere Versammlung findet im Saale des Kron prinzen Abends 7 Uhr statt. Es ist dies der Parochialverein für innere Mission der Parochie Erbisdorf-Brand. Auch hierbei wird ein interessanter Vortrag eines Redners aus Freiberg ge halten werden. *** Brand, 21. Oktober. Brauer'S Roßweiner Sänger (Original-Muldenthaler, gegr. 1854) haben auch unter ihrer neuen (Brauer'S) Leitung ihren alten Ruf bewahrt, indem sie ihrem alten Motto: „Humoristisch aber streng anständig" treu geblieben sind. Die Sänger werden am Sonnabend, den 24. Oktober, in Stadt Dresden austreten und mit neuestem, humoristischen, ab wechslungsreichen, streng decenten Familienprogramin aufwarten. — Am Freitag treten die Sänger im Gasthof zu Ober langenau auf. Dittersbach, 20. Oktober. Von einem bedauernswerthen Unfall wurde gestern Morgen der Gutsbesitzer Louis Kirschen hier betroffen. Beim Abrechnen der Stoppeln mittelst Maschine scheute das Pferd, wodurch Kirschen vom Sitze geschleudert und durch den Rechen der Maschine am Kopfe schwer verletzt wurde. Feldarbciter hoben den Verunglückten auf nnd brachten ihn in seine Wohnung, wo ihn der alsbald herbeigerufene Arzt be sinnungslos antraf. Außer einer schweren, einen Theil der Schädel- nnd Gesichtsknochen blos legenden Verwundung, die von, Arzt geheftet werden mußte, erlitt der Bedauernswerthe auch eine Verstauchung der rechten Hand. Ain Sonntag entschlief in Dresden nach längeren Leiden Se. Exzellenz Gencrallieutenant z. D. Emil Hohlfeld, Ritter hoher Orden. Der Verstorbene ward 1840 in Neugersdorf bei Zittan geboren. 1859 ward er Lieutenant, 1865 Premierlieutenant, 1869 Hauptmann, 1879 Major, 1887 Oberftlientenant und 1890 Oberst. Als solcher befehligte er das in Zittau garnisonirende Infanterie-Regiment Nr. 102. 1893 erhielt Hohlfeld das Kom mando der 5. Infanterie-Brigade Nr. 63 unter Beförderung znm Generalmajor. Als er vor reichlich Jahresfrist zur Disposition gestellt ward, ward er bald darauf zum Generallieuteuant mit dem Prädikat Exzellenz ernannt! Fm Feldzug 1870 71 erwarb sich Hohlfeld daS eiserne Kreuz 2. Klasse. Die feierliche Be stattung erfolgt Donnerstag Vormittag halb 12 Uhr von der Parentationshalle des JohanneSfriedhofes in Tolkewitz. — Um daS zahlreiche Inventar des Ausstcllungsparkes und der Hallen während des Winterhalbjahres nnterznbringen, reichen die Boden räume der Hallen nicht aus. Der Rath hat aus diesem Grunde die Halle, welche während der Ausstellung der Lederindustrie ciugcränmt war, um den Preis von 4500 Mark erworben. In dieser Halle sollen dann die betreffenden Jnventarstückc u. s. w. ansbewahrt werden. — Die in der letzten Zeit sich häufenden Unfälle beim Betriebe der elektrischen Straßenbahn haben den Rath veranlaßt, nach Einvernehmen mit der Kgl. Polizeidirektion eine Prüsungfder Vorschriften vorzu»ehmen, die für das Fahrtempo gelte». Man beabsichtigt im Interesse der Verkehrssicherheit eine Verlängerung der Fahrzeiten eintreten zu lassen. Alles Weitere soll in die in Arbeit befindliche neue Fahrvrdnnng ausgenommen Ein Eisenbahn-Unglück, das leicht von schweren Folgen hätte begleitet sein können, hat sich Montag Nachmittag auf dem Bahn damme in der Nähe der Fabrik von Kümmels Erben in Grost- rappschäftskassenwesen hatten wird." Am Abend/fchönau ereignet. Als der von Zittau abgelaffene Güterzug vll alsdann ein Kränzchen für die Theilnehmer stattfinden. Zuri soeben den Viadukt verlassen hatte, entgleiste der dritte Wagen Versammlung wie auch zum späteren Vergnügen haben nurMit-lhinter der Lokomotive und zog die folgenden vier Wagen mit
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