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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189610225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961022
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-22
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1896
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Freiberger Anzeiger und Lageblatt. Sette S. — 22. Oktober. 247 189«. aus die Üebrigen. Aus ihr gehen vielfach die Führer hervor, die, Cityblatt benutzten Worte zn bleiben, nachgerade für alle euro- ohne auf die Bedürfniffe der Arbeiter Rücksicht zu nehmen, in päischcn Mächte zu einem Ausländer geworden ist, mit dem zu «en, und der Arbeiter wird gegen seinen Arbeit ¬ er, gehüllt, sie ließ früh Heizen, man hatte schon die ersten kalten liebe Nadine, nicht mit solchem Eclat die Sache zum Abschluß Oktobertage gehabt. bringen, man erreicht sein Ziel auf gütlichem Wege oft ebenso ,lange genug hat es gedauert. nähme zissern Landwi Jndusti erklärt Einsch abgem Bevöl 7241< England gezwungen, wider seine eigene Neigung gezwungen, zu seinem gewaltigen Kolonialbesitz, den es natürlich auch nur wider Willen zusammengerasft hat, noch weitere 2 600 000 Qnadrat- meilen zu „schlucken"! Dieser Theil der Erwiderung des Witz blattes kann Jedem, der die letzten zehn oder fünfzehn Jahre Kolonialgeschichte mit offenen Augen verfolgt hat, nur ein Lächeln ablocke». Nicht ganz so harmlos ist der Schlußsatz, in dem die „Times" es mit einer kleinen Bruuneuvergiftung versucht, indem sie Deutschland bezichtigt, einseitig und unter Kränkung und Schädigung seiner Verbündeten Bortheil aus dem Bestehen des Dreibundes gezogen zu haben. Mau braucht nicht in die Ge schmack- nnd Taktlosigkeit zu verfallen, durch Anführungen aus den diplomatischen Gestaltungen der letzten Jahre die völlige Halt losigkeit dieser Unterstellung nachzuweisen; das kann man ruhig der Presse der mit Deutschland verbündeten Reiche überlassen, die gar wohl weiß, Ivie werthvoll das Bündniß mit Deutschland sich für Oesterreich-Ungarn und nicht minder für Italien er wiesen hat. Der ganze Aerger der „Times" rührt eben daher, daß sie erkennen muß, wie England, um bei einem vou dem „Ah so, mein Kind, da ist der kleine Trotz- und Feuerkopf doch wohl zu heftig vorgegangen? Sie dürfen nicht extravagiren, „Hast Du Dich besonnen?" fragte sie, ihre eingesunkenen Augen mit kaltem, starrem Blick auf die Eintrctende heftend, Die Stimm! läge en werden Frauen Berwal inspekto ihnen a durch c muthlick S« haben nach de die Lani nur no qeaen d meinsch landwir rung se völkerui Sachsen völkerui von 56 in beidc Antheil in Sack Nac vorliegc gilt. Ä und I ledigli der m 6^ Gärtn bleibei obglev Falle amtlick Oeffent Häusl« Der sck schen Z somit c druck, der Bet immer ringes 58,0 ss Handel (dort 1 (Berus keine o der bei von 1k Bevölk wahrer als im Anthei zuruckg Prozer So durchs? allein gang d sonder liche ss Landw zugeno und B bedräng Pendsch 8»/, bis Indien, Korn n Preise die Prc aber w« da, wo Eisenba und in ginnen Vollend Projekt« Rupien den nm und Nc wo es i Lage so Ein Korea wenige kleinen laflungc heit, Jugend, Talent, ich will etwas leisten in der Welt, nur nicht diese Heirath ohne Liebe — o, Ivie schrecklich, wie schrecklich !" Sie schauerte in sich zusammen, stand auf und ging zur Groß mutter hinüber. Frau von Tönning saß vor dem Ofen, in Decken geber aufgebracht. Dies aber und nur dies wollen die sozial demokratischen Führer. Was dann kommt, ist ihnen gleich. Es kümmert sie nicht die durch ihre Wühlerei hcrvvrgerufene Noth, sie selbst brauchen ja nicht darnnter zu leiden; sie werden ja aus liebäugeln Niemand Neigung verspürt. Die Präsidenten des französischen Senats nnd der Kammern haben sich großmüthig entschlossen, wegen ihrer Zurücksetzung bei den Zarenfesten sich in dem Parlament nicht über den Präsiden ten Faure zu beschweren. Man ist wohl zu der Erkenntniß ge kommen, daß diese Erörterungen leicht einen Charakter annehmen würden, der in Petersburg sehr unliebsam berühren könnte. Das „Evenement" glaubt zu wissen, daß die Präsidenten des Senats und der Kammern sich darüber geeinigt haben, in ihren Er öffnungsreden der Mißhclligkeitcn zwischen ihnen und dem Präsidenten der Republik keine Erwähnung zu thun. Die An sprache an die beiden Versammlungen wird ausschließlich patriotisch lauten und der hohen Courtoisie des Zaren Anerkennung zollen. Doch wäre es möglich, daß ein Mitglied des Senats ans Anlaß der Budgetdebatte einige Worte vernehmen ließe, in denen die Beamten, welche das Ceremvniell zu ordnen hatten, die „Llesmsnrs üu Lrotooole" vielleicht sogar das Staatsoberhaupt selbst nicht und giebt den Leuten nicht Stoff zum Klatsch." ,, „Nein, Herr Hobrecht, ich konnte nicht anders, wirklich nicht, lassen Sie mich Ihre Tochter rufen, ich will Ihnen Beiden Alles Bon B. von der Lancken. lS7. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) O, wie schwer, wie unendlich schwer war das Leben, vor welche schreckliche Entscheidungen stellt es oft die Menschen! Wie dicht berühren sie oft Recht und Unrecht, so dicht, daß mau nicht mehr weiß, wo die Grenze zwischen beiden ist. So war es auch hier; aber trotzdem wurde Nadine nicht schwankend. Alle — sie konnte es sich gnt denken — würden sie verurtheilen, war nicht auch der Schein gegen sie? Gleichviel, sie war kein unmündiges Kind mehr, sie wollte nach ihrer innersten ehrlichen Ueberzengung das Rechte thun und das Urtheil der Menge über sich ergehen lassen. Beharrte die Großmutter bei ihrer Forderung, so gab es für sie kein „Zurück" mehr, denn Alles erschien Nadine erträglich im Vergleich zu diesem furcht baren Leben an der Seite Schliebens. Sie kühlte die brennen den Augen und ordnete das wirre Haar, und wie sie sich dabei im Spiegel betrachtete, kräuselte eiu stolzes Lächeln ihre Lippen, und sie schüttelte den zierlichen Kopf. „Nein", sagte sie halblaut vor sich hm, „niemals! Weil ich hübsch bin und arm, darum meint ein elender Wicht, mich mit seinen Tausenden kaufen zu können? Aber die Zeiten sind vorüber, wo ich im Glanz das Glück zu finden wähnte. Glück ? ach, was ist Glück? Und werde ich's denn wohl jemals finden?" Sie faltete die Hände, lehnte die Wange darauf und blickte sehnsüchtig durch die Fenster scheiben in den grauen Oktoberhimmel. Sie hatte so oit ge wünscht, „das Leben" kennen zu lernen, selbst mit seinen Klippen und Gefahren, nur nicht so traumhaft langweilig dahindämmern Wie in Eppenberg; ihr Wunsch hatte sich erfüllt. Ein Jahr war seit jenem kleinen Hofball auf Aon eapriee vergangen, nnd was hatte dies eine Jahr ihr gebracht, was hatte es ans ihr gemacht? „Nein, nicht vegetiren!" sagte sie fest, „Gott gab mirGcsund- „Besonnen? Ich weiß nicht, wie Du das meinst," antwortete Nadine ruhig, „ich habe allerdings Deine Wünsche und meine Ueberzengung gegen einander abgewogen, ich kann Dir keine andere Antwort "geben: ich werde Herrn von Schlieben unter keiner Bedingung hcirathen." „Ha!" Die Greisin stieß den Stock auf die Erde — Beide schwiegen sekundenlang. „Hältst Du an Deinem Starrsinn fest, gut! Ich an meinem Wort: für eine Komödiantin ist kein Platz mehr in meinem Hause nnd an meinem Tisch!" Mit diesen Worten wandte sie das Haupt von Nadine fort und starrte in die lustig prasselnden Flammen des Ofens. Das Mädchen lehnte, die herabhäugendeu Hände ineinander ver schlungen, am Thürpfostcn, das liebreizende Gesicht wurde bleicher noch, der kleine, stolz gewölbte Mund zuckte. „Großmutter," sagte sie langsam, „Du weisest mir die Thür, weil ich wissentlich keinen Eid schwören will, der eigentlich schon ein Meineid ist? Ist das Dein Ernst?" „Ja!" klang es fest zurück. „Doch halt! noch eins: Ich werde Dich so lange unter meinem Dache dulden, bis Du ein anderes Unterkommen gefunden hast. Ich hoffe, dies wird bald der Fall sein." „Lebewohl!" antwortete Nadine ruhig und ging hinaus. Sie weinte jetzt nicht mehr, sie ordnete und packte ihre Sachen, stellte sie zum Abholen bereit, und reichte der alten, weinenden Dörthe znm Abschied die Hand; als sie noch einmal au die Thür der Großmutter trat, fand sie diese verschlossen; so ging sie die Treppe hinab, verließ das Haus und schritt die Straße entlang. Furchtbar hatte sich ihr Geschick gewandelt. Vor wenigen Wochen noch die vergötterte umschmeichelte Brant eines Herzogs, heute ein armes, heimathloses Mädchen, ein Wesen, das von der ganzen großen Gotteswelt nicht einmal so viel sein Eigen nennen konnte, als ihr kleiner Fuß bedeckte. Sie ging zu Hobrecht. „Lieber Meister", ries sie, „nun bin ich ganz verlassen, nun habe ich Niemand auf Erden, wie Sie und meine Kunst. Die Großmutter hat mich verstoßen." geschont würden, weil sie die Rolle außer Acht ließen, welche den Präsidenten des Senats und der Kammer bei offiziellen Fest lichkeiten zusteht. Auf diese Weise wäre das Prestige des Par laments gewahrt und Präsident Faure, der nach der Umarmung von Chalons schließlich unangreifbar ist, kommt ziemlich gut davon. „Eclair" versichert, die Abberufung deS russischen Botschafters von Mohrenheim von Paris stehe unmittelbar bevor. Er habe äußerst kleinmüthig den Zarenbesuch als gefährlich Widerrathen. Nikolaus habe ihn in Frankreich häufig seine Ungnade fühlen lassen. In Cherbourg warf er Mohrenheim zwei oder drei Worte zu, während er auf General Freedericksz mehrere Schritte zuging und ihm beide Hände drückte. Die Großfürstin Olga wurde nicht der Baronin Mohrenheim, sondern Baronin Freedericksz anver- trnnt, in der Oper ließ Nikolaus viele Russen zum Thee rufen. Mohrenhcim erhielt keine Einladung, sondern blieb alle die Zell in seiner Loge. Der Zar sagte Faure, er habe im Palast des Auswärtigen Amtes wohnen wollen, Mohrenheim habe es Wider rathen, und er bedauere dies jetzt. „Eclair" schließt mit diesem giftigen Nachsatze: „Das Bedauern von Paris würde Mohreu- beim ein schönes Geleite gemacht haben, wenn er uns nicht »er kannt und dem Zaren feindselige Rathschläge ertheilt hätte, die glücklicherweise unbeachtet blieben." Die russische Botschaft er klärt diese Meldungen für unbegründet. Der Zar schenkte der Pfarrkirche von Chatellerault, dessen Waffenfabrik dem russischen Heere 500000 Gewehre lieferte, eine Glocke mit der von ihm selbst bestimmten Inschrift: „Läute liebes beim Untergang deS „JltiS" beschäftigte. Die Bemerkungen, zu denen der Antragsteller Schwartz-Lübeck sich! bei der Begründung seines Antrages verflieg, werden in den „Lübeckischen Anzeigen" einer treffenden Kritik unterzogen. Es heißt da: „Im Vollgefühl seiner Vaterlandslosigkeit hat es der Bertreter Lübecks gewagt, das Andenken der braven Besatzung des im Sturme an der Küste Chinas untergegangenen „Iltis" und seines HeldenkapitänS mit Schmutz zu besudeln. Daß dieser traurige Angriff gerade auS einer Seestadt kommt, die mit dem Leben und Fühlen der Marine in engster Fühlung steht, ist doppelt zu bedauern, zwingt unS aber dafür auch zu einer um so energischeren Abwehr. Wir sind mit der ganzen Welt einig in dem Gedanken, daß daS Pflichtgefühl, die Disziplin und die Vaterlandsliebe, die aus diesem Akt spricht, erhaben gewesen sind, daß sie unS eine Bewunderung sonder Gleiche» haben abringen müssen. Allerdings wollen wir gern glauben, daß den Sozial demokraten dieses heldenhafte Ausharren bis zum letzten Augen blick, dieses vollständige Nnterordnen des eigenen Ich unter den Willen des bewährten Führers sehr wenig angenehm ist; denn es hat offen bewiesen, daß, wo so viel Mannesmuth und so viel Vaterlandsliebe sich äußern, für ihre Hetzereien nnd Wühlereien wenig Platz ist. Solches Pflichtgefühl, wie es auf dem „Iltis" sich bekundet hat, ist die sicherste Garantie dafür, daß die von den Sozialdemokraten beklatschten Worte: „Wenn sich ein Schiff in höchster Noth befindet, dann heißt es alle Kräfte zur Rettung anzustrengen, dann heißt es für das eigene Leben zu arbeiten," in unserer Marine keinen Widerhall finden und daß diese ein festes Bollwerk gegen die Gesinnungslosigkeit sozialdemokratischer Agitatoren ist." In seiner Schlußrede, worin er die „Ergebnisse" des sozial demokratischen Parteitages zusammenfaßte, hat sich der Abge ordnete Singer auch über dasVerhältniß der Gewerk schaften zu der Sozialdemokratie ausgesprochen. Er sagte: „Auch dieser Kongreß hat in der markantesten Weise zum Ausdruck gebracht, daß jene Faseleien der bürgerlichen Presse von einer Gegnerschaft zwischen Sozialdemokratie und Gewerkschafts bewegung nichts als ein Hirngespinnst, blos ein Phantom sind. Die Sozialdemokratie weiß, daß die Gewerkschaftsbewegung von der allergrößten Bedeutung ist. In den Gewerkschaften werden die Arbeiter zum Klassenbewußtsein erzogen, und die Gewerk schaften liefern die Rekruten, sie liefern die Soldaten für die politische Partei. Und wenn wir nach Lage der Verhältnisse, gezwungen, durch die gesetzlichen Bestimmungen, auch getrennt marschiren, daS Eine steht fest, in der Stunde des Kampfes werden die Gewerkschaften nnd die Partei stets vereint schlagen." Die Gewerkschaften eine Vorschule der Sozialdemokratie! Dieses Bekenntniß von Seiten der Parteileitung wird hoffentlich Manchem die Augen öffnen, der bisher in dem Wahne befangen War, oie Gewerkschaften hätten mit der Politik nichts zu thun, sie seien lediglich Verbände von Arbeitern, um ihre gemeinsamen Interessen, namentlich bei Arbeitslosigkeit zu wahren. Das war früher! Von solchen Bestrebungen aber ist nur noch wenig übrig geblieben, seit die Sozialdemokratie sich der Führung be mächtigt hat. Die Gewerkschaften sind zu einer der fettesten Stützen der Umsturzpartei geworden. Für die Sozialdemokratie bedeutet das einen nicht zu unterschätzenden Erfolg, denn trotz dem in den Gewerkschaften nur ein Zehntel der Arbeiter organi- sirt ist, hat diese Minderheit doch einen bedeutenden Einfluß auch Frieden und Völkerverbrüderung". Die Regelung der griechischen Schuldfrage wird emen wichtigen Verhandlungspunkt der am 9. November zusammen tretenden Athener Kammer bilden. Wie aus Athen gemeldet wird, will Ministerpräsident Delijannis dieser eine eingehende Darstellung vorlegen und Vorschläge zur Anbahnung einer Ver ständigung mit den auswärtigen Gläubigern erstatten. Auch die Führer einzelner Parteigruppen werden Anträge einbringen, zumal alle einflußreichen Zeitungen in Rücksicht auf die politische Lage un Orient eine baldige Regelung dieser Streitfrage wünschen. Die Zeitung „Pntris" erklärt es als nothwendig, die weiteren Verhandlungen mit den Gläubigeransschüssen in Berlin zu führen, da die Zufriedenstellung der deutschen Gläubiger am aller- dringendsten sei. Nach einer Neutermeldung aus Südafrika verbreitet sich die Rinderpest unaufhaltsam nach Süden. Sie ist schon in West-Griqualand, im Süden des Oranjefreistaates, am Nordufer des gleichnamigen Flnsses und an mehreren Orten im Transvaal anfgetreten. Die Farmer der Kap-Kolonie unterstützen die Negierung in ihren Bemühungen, die Seuche zu isoliren. Den noch steht zu befürchten, daß keine Menschengewalt die öap- Kolonie vor ihr beschützen kann. Die „Cape Times" schreibt: „Es giebt zur Zeit 2 000 000 Stück Rindvieh in der Kap- Kolonie. Möglich, daß nach Ablauf eines Jahres der größte Theil dahin ist. Das Landwirthschaftsamt scheint eine von An fang an verlorene Schlacht zn schlagen." Ueber die bevorstehende Hungersnoth in Indien erhielt der Staatssekretär nachstehende Drahtung des Vizekönigs: „Im größten Theile von Oudh, einem großen Theile der nordwest lichen Provinzen, dem Peudschab (Süd- und Mittel-) und acht Distrikten in den mittleren Provinzen und zwei Distrikten in Ober-Birma sind die nicht künstlich bewässerten Saaten ernstlich ! geschädigt. Wenn bis Ende November kein Regen fällt, so wird die Frühliugssaat klein werden. Der Stand nnd die Aussichten der Saaten in einem Theile Bombays verursacht Befürchtungen. i Daß Regen fällt, ist unwahrscheinlich. Eine Hnngersnoth ist unvermeidlich, wenn in den betheiligten Gegenden, den nordwest lichen Provinzen, Oudh und dem Pendschab nicht genügend Regen fällt. In den andern oben angegebenen Gegenden wird auch große Noth herrschen, ebenso wie 1877. Der Unterschied ist nur, daß jetzt Kornvorräthe da sind, die bei der damaligen Hnngersnoth fehlten. Seit der Zeit hat sich die durch Kanäle in Pendschab und den nordwestlichen Provinzen geschützte Fläche von 3 aus 6 Millionen Acres vermehrt. Das Eisenbahnnetz ist seit 1877 in diesen nnd den Mittelprovinzen von 3*/, auf 6^ Tausend Meilen gewachsen. 18 Millionen bebaute Acres sind jetzt in diesen drei Provinzen bewässert. Weizen ist von Cali- ! formen unterwegs. Die Kaufleute bieten amerikanischen Weizen - an 9 Sers für die Rupie in Kalkutta, d. h. 8 Sers in Allahabad. : Der gegenwärtige Preis in Sers für die Rupie beträgt m den ! offen und ehrlich sagen, und Frau Lisi wird mich begreifen und ! mir beistehcn." ' ?lm Abend desselben Tages erhielt die alte Exzellenz durch ' einen Dienstmann folgenden Brief: „Hochgeehrteste, gnädigste Frau! Euer Exzelleuz werden mir erlauben, Ihnen die Mitthelung ,u machen, daß Fräulein Nadine von Tönning in meiner Familie gerngesehener Gast sein wird, bis es uns gelungen ist, ihr einen andern Aufenthalt zu vermitteln. Wir wünschen, daß es dem schönen, hochbegabten, charakterfesten jungen Mädchen in nicht zu ferner Zeit gelingen wird, sich eine geachtete und sichere Lebens- > stellung zu erringen, und daß auch Euer Exzellenz dadurch einst mit dem Schritt ausgesöhnt werden, der momentan Ihnen die Enkelin entfremdet. Zu Ihrer Beruhigung, gnädigste Frau, füge ich noch die Versicherung bei, daß Fräulein von Tönning in meinem Schwiegervater nnd mir stets zwei wohlmeinende, treue Berather, in meiner Frau eine aufrichtige Freundin zur Seite stehen werden, nnd ich zeichne in ganz vorzüglicher Ergebenheit Euer Exzellenz gehorsamster F. Bleuel, Rechtsanwalt. Berlin, d. 15.10. 18 . . Bellevuestraße 18, parterre." Eine Antwort ans diesen Brief brachte der Dienstmann nicht, wohl aber Nadines sämmtliche Effekten. „Sie haben nun die Brücke hinter sich abgebrochen, mein liebes Fräulein", sagte Emanuel Hobrecht ernst, „unter allen Um ständen rathe ich Ihnen ober, den alten Namen nicht mit in das neue Leben hinüber zu nehmen, denn zunächst bleibt es doch immer ein Versuch. Daß Sie neben Ihrem schönen Talent auch Energie besitzen, die künstlerischen Schwierigkeiten und Dornen Ihres schweren Berufs zu überwinden, davon bin ich überzeugt; § ob aber Ihr fein empfindendes weibliches Gefühl gewappnet genug ist, den vielen Häßlichkeiten der Bühnenlaufbahn Stand zu halten, scheint mir fraglich. Wer Großes leisten will, muß klein anx fangen: Sie können sich die nöthige Routine nur an einem lleif neren Theater aneignen, wo man Ihnen Ihre Rollen auch wirk lich anvertrant, und leider sind recht viele zweifelhafte Elemente , an den kleinen Bühnen. Die großen will ich auch nicht ganz ! sreisprcchen davon, nur mit dem Unterschied, daß Sie, wenn Sie « an eine große Bühne engagirt, wenn Sie erst in Wahrheit eine bedeutende Künstlerin geworden sind, Sie sich Ihren Kreis wählen . und Ihre Stellung schaffen können." ' (Fortsetzung folgt.) ohne aus die Bedürfnisse der Arbeiter Rücksicht zi erster Linie die Agitation im Auge haben. So ist es denn ge kommen, daß die Gewerkschaften gegenwärtig, nach den eigenen Aeußerungen der Führer, nur den Streik zum Zwecke haben. Auch im letzten Jahre sind von den Gewerkschaften mehrere Streiks geführt worden, aber fast ausnahmslos sind sie erfolglos gewesen. Erft jetzt wieder ist diese Kette durch ein neues Glied verlängert worden: der seit Mai dauernde Ausstand der Stuhl arbeiter in Lauterberg am Harz hat mit einer völligen Nieder lage der Streikenden geendet. Bedingungslos haben diese, 600 an der Zahl, die Arbeit wieder ausgenommen. Vom agitatorischen Standpunkte aus betrachtet, kann es ja nichts Schöneres geben, alS einen langen Streik. Haß und Zwietracht finden da einen den in der Parteikasse zusammenfließenden Arbeitergroschen er halten. Den Vortheil haben sie allein, die Arbeiter jnnr Nach theil. Das sollten die Gewerkschaften bedenken. Sie sollten sich ein Beispiel nehmen an ihren englischen Kollegen, die sich bisher auf das Entschiedenste dagegen gewehrt haben, als Werkzeuge ozialdemokratischer Hetzereien mißbraucht zu werden. Erst wenn )ie deutschen Gewerkschaften such zu dieser Auffassung hindurch- gernngen und den sozialdemokratischen Einfluß abgeschüttelt haben, werden sie wieder sein, was sie waren: eine Einrichtung zur Förderung der Interessen der Arbeiter. Oesterreich. In Folge andauernder Reibereien zwischen den Christlichsozialen und deutschnationalen Antisemiten in Wien kam eS zu einem Bruche zwischen beiden Gruppen. Die elf deutschnationalen Antisemiten des Gemeinderathes traten aus dem unter Führung Luegers stehenden Bürgerklub aus und be schlossen, einen eigenen Klubverband im Gemeinderath zu bilden. England. Die „Times" setzt ihre Fehde wider die deutsche Presse fort, aber eS ist unverkennbar ein Rückzugsgefecht, das sie liefert. Sie sagt in einer Besprechung der „Angriffe" der deutschen Presse, die sich auf die Mittheilnng Lord Roseberys, daß England seit dem Jahre 1884 2 600 000 Quadratmeilcn an Besitzungen erworben habe, stützen, die Erwerbung eines großen Theiles dieser Gebiete sei England aufgezwungen worden, weil sich Deutschland kopfüber auf das Annektiren gestürzt habe, und sie sei nur erfolgt, um das zu sichern, was England bereits be saß. Deutschland habe Frankreich gezwungen, eine ähnliche Thätigkeit zu entfalte», n»d Frankreich habe in derselben Zeit 2^/, Millionen Quadratmeilen, Deutschland über eine Million erworben Die Deutschen könnten nur lächerlich erscheinen, wenn sie England Anschuldigungen ins Gesicht schleudern, die ebenso gerecht gegen sie selber vorgebracht werden könnten. Der Drei bund würde heute wahrscheinlich stärker sein, wenn Deutschland seine Partner nicht so häufig und in so grober Weise fühlen ließe, daß es von ihnen erwarte, den deutschen Interessen zu dienen, während Deutschland sich das Recht Vorbehalte, mit Andern zu liebäugeln. Wie mag der Schreiber dieses „Times"- Artikels geschmunzelt haben, als er den kostbaren Satz ausstellte, Deutschland mit seiner Annektirnngssncht habe das genügsame, (!) auf neuen Landerwerb so gar nicht erpichte (!)
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