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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189610070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961007
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-07
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.10.1896
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284, Im festlich geschmückten Saale zum „Bairischen Garten" leierte gestern Abend der königl. sächsische Militärvereitt I „Wir geben zu — so schreibt der „Vorwärts" in seiner Nr. 231 —, daß in unserer Presse, wie in Versammlungen sich nicht selten ein vielleicht etwas zu stark hervortretendes Selbst gefühl bemerkbar macht, allein dieses Selbstgefühl ist natürlich bei einer Partei, die allen übrigen Parteien im Kampf auf Leben und Tod gegenübersteht, und im Glauben an ihre gute Sache des Sieges gewiß ist." Wie oft schon hat die Sozialdemokratie versucht, der „gegenwärtig herrschenden Gesellschaft" glauben zu machen, daß sie eigentlich eine ganz harmlose Partei sei, die sich nur im Vertheidigungszustande befinde. Bis jetzt aber hat man — außer auf der Seite der demokratischen Elemente — sich nicht davon überzeugen können, daß man die Sozialdemokratie verkannt habe. Auch die neuesten phrasenhaften Deklamationen des „Vor wärts" werden darum nur Lächeln Hervorrufen. Leider nur Lächeln I Die Antwort auf derartiges heuchlerisches Treiben einer Partei, die auf Unterminirung alles Bestehenden hinarbeitet, deren Wortführer sich als Revolutionäre und Vater landsverächter großthun, müßte eine ganz andere fein. Wenn auch noch soviel entrüstete Zeitungsartikel geschrieben, wenn not so oft brutale Aeußeruugen sozialdemokratischer Redner entrüstet an den Pranger gestellt werden, so wird dadurch der Sozial demokratie selbst kein Haar gekrümmt. Das weiß man im Lager der Bebelschen Partei sehr gut und darum scheert mau sich dort nicht im Geringsten um die scharfsinnigsten Angriffe mit geistigen ansprache. Der Redner hob hervor, daß, wenn auch di« poli tischen Parteien haderten, die Militärverein« doch stets durch das Band der Kameradschaft und die Vaterlandsliebe verbunden sein würden. Auch der Militärverein I sei immer eine Pflegstätte ge wesen, wo der Wahrspruch: „Fürchtet Gott, ehret den König und habt die Kameraden lieb" beherzigt worden sei. Darum möge man auch das neue Vereinsjahr antreten mit dem Rufe: „Mit Gott für König und Vaterland." Die von wahrer Begeisterung zeugende Rede gipfelte in einem Hoch auf Se. Majestät dem ?önig Albert, als dem geliebten Landesvater und dem hohen Protektor von Sachsens Militärvereinen. Im Namen deS Wer ins hieß hierauf Herr Wolf die Erschienenen herzlich willkommen. Lr sprach weiter seinen Dank den Ehrengästen und Mitglieder« )afür aus, daß sie immer gewirkt haben, den Verein mit aus- bauen zu helfen. Der Verein werde aber dessen auch stet- ein gedenk sein. Er werde unverbrüchlich festhalten an den patriotischen und monarchischen Gesinnungen. Das am Schluffe auSgebrachte Hurrah galt den Ehrengästen. Im Namen derselven sprach Herr Landgerichts-Präsident vr. von Schwarze seinen Dank auS und überbrachte dem Verein die herzlichsten Glück- und Segenswünsche zu seinem Jubelfeste. Der Redner führte aus, daß es doppelt angenehm sei in einem Kreise von Männern zu weilen,fwo di« Königstrene und Vaterlandsliebe auf das Panier geschrieben stehe. In einer Zeit wie der gegenwärtigen, wo alles Edle in den Staub gezogen werde, sei eS besonder- anerkennenSwerth, daß man den als junger Soldat geleisteten Eid für König und Vater land auch im Civilverhältniß hochhalte. Die Militärverein« mögen fortfahren, dem angestrebten Ziele treu zu bleiben. Dann könne auch der Sieg nicht ausbleiben. Auf daS weitere Gedeihen deS Militärvereins I brachte der Redner zum Schluffe ein dreifache- Hoch auS. Ein das Fest beschließender Ball hielt die Theilnehmer noch längere Zeit in kameradschaftlicher Weise zusammen. — In Leisnig hielt am Sonntag Vormittag 11 Uhr de« Landesverband zur Förderung des Handfertigkeit-« Unterrichts in» Königreich Sachsen im dortigen Hotel Belvedere seine diesjährige Hauptversammlung ab. Wir erhalt«- darüber folgenden Bericht: Der stellvertretende Vorsitzende' Direktor des kürzlich eingeweihten Haudfertigkeitslehrersemmar^ , Herr vr. Götze in Leipzig, brachte den Erschienenen eine» Willkommengruß dar. Von Seiten der Stadt Leisnig erfolgte« hierauf herzliche Worte der Begrüßung durch Herrn Realschul oberlehrer Holtheuer. Nach Erledigung einiger geschäftlicher Sachen nahm Herr vr. Götze das Wort zu feinem Vortrag über „Den gegenwärtigen Stand des HanofertigkeitS-UnterrichtS". Gegenwärtig beständen in Deutschland mehr als 600 Knaben» Arbeitsschulen. Die größte Zahl davon besäßen die Rheinvroviuz mit 84 und Schlesien mit 68 Schulen. Im Königreich Sachsen bestehen zur Zeit 65, in Bayern 20, in Bremen 7, Hamburg 6, Lübeck 5 rc. Schulen mit HandsertigkeitSunterricht. Von den 606 Schulen in Deutschland seien 223 selbständige Anstalten^ 136 lehnten sich an Volksschulen an, 36 beständen in Seminaren ! und andere in Internaten z. B. Taubstummenanstalten u. s. w. i Der eigentliche Träger der Handfertigkeitsbestrebungen sei der 1 deutsche Verein für Knaben-Handarbeit. Eine der Hauptaufgaben desselben sei die Ausbildung geeigneter Lehrkräfte. Diese erfolge jetzt in Leipzig indem schönen, an der Scharnhorststraße errichteten Handfertigkeitslehrcrseminar. Nach dem vom' Vorsitzenden er statteten Bericht über den gegenwärtigen Stand des Handfertig keits-Unterrichts sprach Herr Lehrer Schuster-Blasewitz darüber: Wie ist der Handfertigkeits-Unterricht auf dem Lande nutzbringend zu gestalten? Gleichgiltigkeit sei der Hauptgrund, weshalb der Handfertigkeits-Unterricht in den ländlichen Schulen nicht Eingang gefunden habe. Auch die Kosten der Einführung für Anschaffung >er nöthigen Werkzeuge scheute man auf dem Lande mehr als in der Stadt. Im dritten Vortrage sprach Herr Lehrer Dießner- Dresden über die Forderungen, welche die Handfcrtigkeitsidee an die Ausgestaltung der Fortbildungsschule stellt. Zunächst beant wortete er die Frage, was die Handfertigkeitsidee sei, die Forderung einer harmonischen Erziehung. Bildung der Sinne sei eine sehr wichtige Forderung des Fortbildungsschulunterrichts. Im An schluß an die Verhandlungen fand ein gemeinschaftliches Mahl tatt. Die nächstjährige Hauptversammlung wird in Glauchau , tagen. Zur Zeit zählt der Laudesverband 18 köperschaftliche und > 179 persönliche Mitglieder. — Eine seltsame Beleuchtung nahm gestern Abend in der sechsten Stunde der Himmel an. Die dichten ziemlich rasch ziehenden Wolken erstrahlten in ziemlich lebhaften rothem Lichte, sodaß mehrfach die Vermuthnng eines großen Brandes draußen vor der Stadt ausgesprochen wurde. Glücklicherweise rührte die merkwürdige Lichterscheinung nur vom Sonnenuntergang her. — Gestern Abend gegen 8 Uhr wurde vom Petrithurm ei« Feuerschein in der Richtung nach Wingendorf zu bemerkt. Die Landspritze rückte nicht aus. — Die Mitglieder der VI ordentlichen Landessynode satten sich gestern Nachmittag von 4 Uhr an in der Synodal- änzlei im Landhause eingefunden, um sich durch ihre Missiven i gl legitimiren. Die in Lvunxelieis beauftragten Staatsminister l snben zu Kommissaren des Kirchenregiments für die jetzige Landes- i ynode ernannt den Präsidenten des evangelisch-lutherischen Landes- i onsistoriums v. Zahn, sowie die Ober-Konsigorialräthe vr. tbeol. > ind vr. xbil. Ackermann, Meusel, Lotichius und Clauß. Heute Lienstag Mittags 12 Uhr fand im Sitzungssaale der ersten Ständekammer die erste Sitzung statt, welcher Vormittags ^/„10 Uhr in der evangelischen Hofkirche ein feierlicher Eröffnungsgottes dienst vorausging, bei welchem der Vize-Präsident des evangelisch lutherischen Landeskonsistoriums Herr Ober-Hofprediger vr. Meier die Predigt hielt. — Die Tagesordnung für die erste öffentliche Sitzung der evangelisch-lutherischen Landessynode Dienstag den 6. Oktober Mittags 12 Uhr lautet: 1. Eröffnung der Landes synode; 2. Wahl des Direktoriums; 3. Verpflichtung der Mit glieder; 4. Wayl des Legitimations-Ausschusses; 5. Wahl des Redaktions-Ausschusses; 6. Mittheilungeu. — DaS „Dresdn. Journal" meldet in seiner heutigen Str. amtlich, daß Se. Majestät der König den Professor an der Bergakademie zu Freiberg Geheimen Bergrath vr. Clemens Alexander Winkler zum Direktor der gedachten Bergakademie er nannt hat. — Das Comits zur Hebung des Flachsbaues im Königreich Sachsen beabsichtigt auch künftiges Jahr wieder eine größere Anzahl Versuchsfelder, in Größe» von Acker, einzurichten und liefert hierzu Dünger und Samen unentgeltlich, wogegen sich die betreffenden Landwirthe nur zu vorschrifs- mäßigem Anbau und rationeller Behandlung des Flachses unter Kontrolle des Comitös, zu verpflichten haben. Als Vorfrucht wird Brache, gedüngte Weizen- oder Roggenstoppel gefordert. Das künftige Flachsfeld muß vor Winter tiefgepflügt werden, ebenso ist der gelieferte Dünger diesen Herbst noch zu streuen. Anmeldungen sind an den Vorstand der Königlichen landwirth- schaftlichen Versuchsstation zu Dresden, Herrn vr. Steglich, zu richten, welcher das Weitere veranlaßt. — In der morgen stattfindenden öffentlichen Sitzung Ver Gewerbe-Kammer zu Dresden steht als erster Gegenstand ' der Beratlmng der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ab- > änderung der Gewerbe-Ordnung (Zwangsorganisation des Hand werkes) auf der Tagesordnung. Die beiden hiesigen Vertreter > in der Gewerbekammer werden in einer demnächst stattfindenden i Versammlung des hiesigen Handwerkervereins über das Ergebni - und den Verlauf der Berathung über diese wichtige Frag berichten. Waffen und darum macht sich "»nicht selten ein vielleicht etwas zu stark hervortretendes Selbstgefühl bemerkbar." Innerhalb unserer sächsischen Grenzpfähle ist diese- Selbstgefühl in der letzten Zeit ein Wenig herabgestimmt. Warum? Weil die sächsischen Behörden mit der falschen Vorstellung von der „Gleich berechtigung" aufgeräumt haben und der Sozialdemokratie — d. h. den hetzerischen Anführern derselben — so entgegentreten, wie das bei Leuten, die den Bestand der Staats- und Gesell schaftsordnung bedrohen, geboten ist. Der „Vorwärts" behauptet, die Gegner der Sozialdemokratie benutzen gegen dieselbe reine anderen Waffen als: in der Polemik die der Lüge und Verleumdung, in der politischen Praxis, die der brutalen Gewalt. Das ist grundfalsch. Lüge und Ver leumdung sind die Waffen der Sozialdemokraten, das haben zur Genüge erst wieder die Reichstagsverhandlungen in der ver gangenen Session gezeigt- Wo sind da die „Genoffen" mit ihren Behauptungen in den Militär- und Kolonialdebatten geblieben? Wo ist die Antwort auf die Aufforderung: „Heraus mit den Hammersteinbriefen!"? Auch die Behauptung, in der politischen Praxis werde die Sozialdemokratie durch brutale Gewalt be kämpft, ist total falsch; auch in dieser Hinsicht ist das die Praxis der Sozialdemokratie. Der Terrorismus der „Genossen" in den Werkstätten und Fabriken ist bekannt, und mancher Arbeiter weiß von der brutalen Gewalt der Sozialdemokraten interessante Geschichten zu erzählen. Treten aber solche Arbeiter auf, legen sie Dinge, die inner halb der Sozialdemokratie vor sich gehen, offen dar, dann wird einfach geleugnet, was sie sagen. So schreibt der „Vorwärts" gegenüber den kompromittirenven Angaben der Herren Lorentzen und Shaw, widerlegen werde er dieselben nicht, Setltänzereien auf Gemeinplätzen seien nicht zu widerlegen, wohl aber werde er den Autor nach Kräften ansnutzen zur Kennzeichnung von dessen Gönnern. Wenn der „Vorwärts" von Seiltänzereien auf Gemeinplätzen spricht, so sollte er vorsichtig sein; denn die größten Künstler auf diesem Seile "sind die „Genoßen" Liebknecht nnd Bebel. Daß aber auch diese „Vorwärts"-Bemerkung in eine I terroristische Drohnng ausklingt, ist bemerkenswerth. Besonders unangenehm berührt ist der „Vorwärts" überl einen Bericht, der eine Liebknechtsche Aenßerung, wonach die Sozialdemokraten, wenn sie einmal die Mehrheit hätten, ihre Feinde außerhalb des Gesetzes stellen würden, ans Tageslicht gezogen hat. Natürlich will der „Vorwärts" wieder einmal behaupten, das habe der genannte „Genosse" gar nicht gesagt. Ob diese Äeußerung wörtlich so, wie oben mitge- l thent, gefallen, ist aber ganz gleichgiltig. Im Reichstage hat ' Herr Liebknecht einst sich in durchaus demselben Sinne ausge- 1 sprachen und auch der Kommentar den der „Vorwärts" zu der ' obigen Auslassung giebt, sagt nichts anderes; er lautet nämlich: „Daß die Liebknecht durch das Ungeschick eines bürgerlichen Reporters in den Mund gelegte Äeußerung einfach unmöglich ist, daß im Falle eines Staatsstreichs, von dem die Rede war, die Verüber des Staatsstreichs sich selber außerhalb des Gesetzes stellen, also nicht mehr außerhalb des Gesetzes gestellt werden können, das hat unsere Gegner nicht gehindert, den Blödsinn zu kolportiren und zu fruktifiziren." — Das heißt in klarem Deutsch ausgedrückt: Wenn die Sozialdemokratie an der Gewalt ist, stellen die Gegner als des „Staatsstreiches" verdächtig sich außer halb des Gesetzes. Wir können dem „Genoffen" Liebknecht bei dieser Deduktion nicht unrecht geben; allein in diesem „Falle eines Staatsstreiches" d. h. in der Vorbereitung eines solchen befinden sich heute die Sozialdemokraten selbst. Sie stellen sich also, trotzdem sie ängstlich bemüht sind, äußerlich als auf gesetz lichem Boden stehend sich zu geriren, thatsüchlich außerhalb des Gesetzes. Sollte den „verkannten" Führern der Sozialdemokratie dieses Bewußtsein wirklich so ganz fehlen? Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 6. Oktober. Feier als Ehrengäste bei. DaS Konzert wurde in trefflicher Welse vom Jägermusikchor ausgeführt. Die ^eigentliche Festfeier wurde mit dem Bortrag deS Liede- „Ich kenn' «in' Hellen Edelstem" eingeleitet. Hierauf sprach Herr Kamerad Wolf einen der Be- >eutung des TageS entsprechenden Prolog, der allseitige» Beifall and. Nach dem Vortrag des Liedes „Den König segne Gott" nahm der Vorsteher Herr W. Butze daS Wort zu seiner Fest- Enthüllungen. Der meist sehr gut unterrichtete „Patriote" in l Brüssel veröffentlicht folgenden Brief: „Alle offiziösen Ableugnungen machen uns lachen. Die Expedition Dhanis wird in dem Gebiete des oberen Nils gegen die Derwische operiren. Es giebt ein Einvernehmen mit England; England wird die Derwische im Norden angreifen, Alles das ist anläßlich der lebten Reise des Königs nach London geregelt worden. Der Marschbefehl für die große Expedition Dhanis datirt vom 18. Juni. Ich höre Folgendes: In Folge der Ermordung eines weißen Offiziers, «b,cS HaSbenganers (ich bitte Sie die Namen zu verschweigen), hat eine beträchtliche Metzelei stattgefunden. Gemetzel von Farbigen all Repressivmaßregel! Man spticht von tausenden Farbigen, die getödtet worden sind. Diese Expedition war von einem Lieutenant befehligt- Ich gebe Ihnen vertraulich einige Namen, als Beweis meiner Angaben, um sie für den Fall einer Untensuchung prüfen m können!" — Außerdem wird bekannt, daß König Leopold im Mai d. I. im dortigen Schlosse eine Anzahl hervorragender belgischer Generale versammelte, um ihnen streng vertraulich von .der geplanten und vorbeiteten Nilexpedition Mittheilung zu machen >gg>,hr Gutachten über den Feldzug einzuholen. Die Gutachten da Generale müssen dem Unternehmen günstig gewesen sein, beim unmittelbar darauf erging der drahtliche Befehl nach Boma, sofort den Abmarsch nach dem Nil anzutreten. Wie dem „Patriote" auS Boma geschrieben wird, dampften in Folge dieser Weisung WO—5000 Mann — darunter 100 Weiße — nach dem Nil Anfang Juni d. I. ab. Am 18. Juni verließ diese Expedition unter persönlicher Führung deS Kommandanten Baron Dhanis die Station an den Fällen, um den Landmarsch nach dem Nil anzutreten und Ende Juni durchzog sie die großen Urwälder des Aruhuimi. Kommandant Matthieu marschirte mit 1000 Mann vom Albertsee auS nach dem Nil. Diese Mitteilungen geben zum ersten Mal wahren Aufschluß über den Beginn des Nil- seldzuges. Ist schon die Zahl von 100 Weißen — Offiziere^ Unteroffiziere, Äerzte, Waffenschmiede und Jntendanturbeamte find der Expedition zugetheilt — eine sehr ansehnliche, so ist ihre Zahl seitdem beträchtlich gewachsen; immer neue Nachsendungen von Offizieren und Unteroffizieren sind erfolgt, so daß in der Nilarmee sich über 1K0 Weiße befinden. Amerika. Zur Präsidentenwahl wird aus New-York, 22. September geschrieben: Selbst alten, in der Politik grau ge wordenen Männern wird es schwer, das Endresultat der dies- jzhrigen PräsidentschaftSwahlcampagne mit einiger Sicherheit vor- hermbestimmeü. Die allgemeine Frage lautet: „Wem kommt die Auffüllung der demokratischenGutgeld-(sollheißen-.Goldwährungs)- PrLsidentschaftskandidaten zugute?" Denn es ist ganz ausge- schlossen, daß diese selbst erwählt werden könnten. Jede der beiden großen Parteien behauptet, sie werde daraus den Nutzen ziehen. Die Grenzen zwischen Republikanern und Gutgelddemokraten find schon jetzt kaum noch zu erkennen, und je näher die Wahlen hermrücken, desto mehr werden solche Grenzen, wie sie vor dem küscheidungskampfe zwischen Gold und Silber hier bestanden höben, verwischt sein. Sämmtliche Kandidaten haben nunmehr die auf sie gefallenen Nominationen angenommen, aber in so langen und langathmigen Briefen, daß sich nur die Wenigsten die Mühe geben, dieselben durchzulesen. Ebenso ist mit der Auf klärung der Wähler über Finanzwirthschaft allseitig kräftig be gonnen worden; ob jedoch viele gelehrige Schüler aufzutreiben sein werden, ist zu bezweifeln. Wenn die verschiedenen Campagne- redner am Ende ihrer jedesmaligen Argumente angekommen sind, dann laufen dieselben immer auf dasselbe hinaus: Man verläßt sich auf die Zukunft. Die Silberleute haben indessen einen starken Verbündeten in dem tiefeingewurzelten Mißtrauen, welches der Arme dem Reichen entgegenbringt. Es zeigt sich iinmer mehr, daß die Nationalcampagne seitens der Silberleute hauptsächlich mit Hilfe der großen Arbeiterorganisationen geführt werden soll. Dadurch, daß man die Leiter verschiedener derselben bewogen hat, finkten Antheil an dem Silberkampfe zu nehmen, hofft man auch, die, große Mehrheit der Mitglieder solcher Verbände, wie der „Federation of Labor", der „Arbeitsritter", der „Nationalvereini- auna der Kohlengräber" für Bryan zu gewinnen. Auf republi kanischer Seite wird auch zugegeben, daß die gegnerische Campagne- leitung durch ihre Thätigkeit mit ihren Ideen Fortschritte unter den Arbeitern gemacht hat. Aber selbstverständlich hat man dem gegenüber im Goldlager die Hände auch nicht in den Schooß ge legt, und das von Mark Hanna organisirte Arbeiterbureau ist ebenfalls äußerst rührig. Politiker stehen demselben jetzt vor. So wird der Kampf um die Arbeiterstimmen auf beiden Seiten mit größtem Nachdruck geführt; wem die Palme des Sieges zu fallen wird, bleibt abzuwarten. Es ist indessen nicht zu leugnen, daß solche Massenstreiks, wie gegenwärtig der der Grubenarbeiter in Beadville, Colorado, bei denen es nicht ohne Blutvergießen und Brandstiftung abgeht, die Stimmung der Arbeiter zu Gunsten der populistisch-demokratischen Partei stark beeinflussen. Die beiden Siege, welche die Republikaner in Vermont und Maine bei den Staatswahlen errungen haben, werden zwar von denselben nach Möglichkeit auszubeuten versucht, sind aber für den schließlichen Ausgang des großen Kampfes von verhältnißmäßig nur geringer Bedeutung, denn diese beiden Neuenglandstaaten haben stets republi kanisch gewählt und es ist Niemandem eingefallen, die Hoffnung zu hegen, sie könnten für die Silbersache gewonnen werden. Ent scheiden wird am Wahltage die Abstimmung in den Mittelstaaten, wie Illinois, Indiana, Iowa, die für sich in Anspruch zu nehmen keine der beiden Parteien heute auch nur einen Anschein von Recht hat. Die „verkannte" ZoMidemakratie. — Das Panorama Photoplastik führt uns in seiner ersten Serie in das Herz Deutschlands, nach dem schönen Thüringen, dessen waldrecche Berge mit sagenumwobenen Burgen, eine heilkräftigen Badeorte nnd lieblichen Sommerfrischen schon längst in allen Ländern berühmt nnd beliebt geworden sind. In prachtvollen Bildern zieht das Laud mit all seinen Schönheiten an unserm Auge vorüber. Mächtige Burgen, theils als Ruinen, reden noch deutlich von Heldenkraft und Nitterliebe, nnd unter ihnen vor allen die Wartburg, die die verschiedenartigsten Er innerungen in sich vereinigt: der Wartburgkrieg, die heilige Elisabeth, Luther und das Wartbnrgfest. Liebliche Thäler nnd zahlreiche im frischen Grün prangende, von sanften Höhen um rahmte Ortschaften erfreuen das Auge. Die Freunde einer lieb lichen Natur mögen nicht versäumen, in dieser Woche dem Panorama einen Besuch abznstatten. — Garte,r-Kalenbev für Ven Monat Oktober. Obst- garten. Jetzt werden die meisten Sorten reif und müssen gut > gepflückt, in luftige Keller oder Kammern auf Stroh gelegt, nicht zu hoch auf einander geschichtet werden; manche Sorten müssen so lange auf dem Baum bleiben, bis Fröste eintreten, ei» Reis oder schwacher Frost schadet ihnen nicht; werden sie zu früh ab- geuommen, so schrumpfen die Früchte und erlangen die Güte nicht welche sie sonst haben. Das Obst ist oft durchzusehen, sonst fau.e» ganze Massen zusammen. Neupflanznngen sind fetzt zu machen- Lude deS Monats oder auch im Novencher m^ fußbreit entfernt vom Stamm biS m den Bereich der Krone vor genommen werde»; es ruhen flach unter^mRasen, welcher um sein 46. Stiftungsfest. Herr Ämtshauptmann, Ober-Regierungs-lgekchrt werde» muß, viele Puppen von schädlichen Insekten, die rath vr. Steinert, Herr Kaudgerichts-Präsideut vr. von Schwarze, leS durch Bloßlegen zu zerstören gilt, ^musegarten. Mitte oder Herr Pastor Walter, sowie Vertreter des Reserve- und Land-1 Ende des Monats muß das Geiunse m Sicherheit gebracht werden, wehr-Osfizier-Corps und andere geladene Herren wohnten der«in Keller^Gruben u. s. w. Frisch gegrabene Beete oder rigolte
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