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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189609249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960924
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-24
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.09.1896
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— Vom Tadeln der Kinder. Auch Kinder haben ihr Ehrgefühl; haben sie solches nicht, so sind »leistens die Eltern schuld. Kommt Tante Schulze oder Tante Müller, so soll sich Klein-Mariechen im besten Lichte zeigen, wird in Gegenwart der Tante von der Mama rechtschaffen ausgcscholten, wenn etwas Freiberger Anzeiger «nd Tageblatt. Gelte S. — 24. September« Folgen begleitet waren. Ist die Tante dann fort, so ist Klein. Mariechen zerknirscht und tückisch zugleich, und die Tante ha» eigene Ansichten von der mütterlichen Erziehungsmethode. Das Tadeln vor Fremden ist ein heikler Punkt; es giebt Ausnahme fälle, wo es angebracht ist, im Allgemeinen aber ist es voni Uebel. Unter vier Angen wird die Mutter eine weit bessere Wirkung verspüren, auch wenn es sich um eine körperliche Züchtigung handelt. Wer das Kind nicht gelehrt hat, wie es sich in der eigenen Familie zu benehmen hat, kann nicht erwarten, daß es sich unter Fremden auszeichnet. Es dann aber tadeln, ist keines wegs angebracht; das Bloßstellen kleiner Schwächen einer Kinder seele vor Fremden mindert die Liebe des Kindes und raubt dem selben das schöne hingebende Vertrauen, das zwischen Eltern und Kindern bestehen soll. — Das Explodtren der Petroleumlampe»». Die häufig vorkommenden Explosionen der Petroleumlampen werden vielfach hauptsächlich dem Ausblasen der Lampe von oben zuge schrieben. Dies trifft jedoch nach dem Ergebniß der im Auftrage der kaiserlichen Normal-Aichungskommission angestellten behörd lichen Ermittelungen nicht zu. Es hat sich heransgestellt, daß die Explosionen, die durch das Ansblasen der Lampe von oben in Folge Plötzlicher Verbrennung von Dampfgemischen im Bassin entstehen, sehr selten sind, und kaum einen von Hundert aller Unfälle ausmachen. Die meisten Explosionen sind auf äußere Umstände, Umwerfen, schnelle Bewegung oder Schiefhalten der Lampe rc., oder auch auf eine Ueberhitzung der Lampe zurückzu führen, wodurch sehr leicht eine Entzündung der Dämpfe im Innern des Brenners und des Oelbehälters hervorgerusen wird. Nach den Feststellungen der Normal-Aichungskommission übersteigt schon unter normalen Verhältnissen die Temperatur des Dampf gemisches im Brenner und Oelbehälter die Zimmertemperatur bedeutend. Um Explosionen vorzubeugen, sind folgende Regeln zu beobachten: 1. die Lampe muß einen schweren und breiten Fuß haben, damit sie nicht umfalle. 2. Die Oelbehälter von Metall sind denen aus Glas oder Porzellan vorzuziehen. 3. Der Cylinder muß gut passen und so aufgesetzt sein, daß die Luft nicht seit wärts an die Flamme gelangen kann. 4. Der Brennring muß fest aufsitzen. 5. Der Docht soll weich und nicht zu dicht sein und eine solche Breite haben, daß er leicht eingezogen werden kann. 6. Der Oelbehälter ist vor dem Gebrauch der Lampe ganz zu füllen, und bei der Füllung darf nicht eine brennende Lampe in der Nähe sein. 7. Die Lampe ist stets rein zu halte». 8. Das Auslöschen hat nach Hinabdrehen des Dochtes bis zur Höhe des Brenners durch Blasen über den Cylinder hinweg zu erfolgsn. 9. Die brennende Lampe ist nicht der Zugluft anszusetzen; man vermeide also, mit derselben zu gehen! — Erledigt: Die 2. ständige Lehrerstelle in Langenchurs dorf bei Waldenburg i. Sa. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1100 Mk. Gehalt, wovon ein kleiner Theil für die Vertretung des Kirchschullehrers zu rechnen ist, 72 Mk. für Turn unterricht, 72 Mk. für Fortbildungsschulunterricht, überdem Amts wohnung mit Gartengenuß und eventuell 72 Mk. für die Frau des Lehrers für Ertheiluug des Unterrichts in den weiblichen Handarbeiten. Bewerbungsgesuche mit sämmtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 14. Oktober bei dem K. Be zirksschulinspektor Schulrath Lötzsch in Glauchau einznreichen. — Zu besetzen: Die 2. ständige Lehrerstelle in Berthelsdorf. Kol lator: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts. Einkommen : 1000 Mk. Fixum, 100 Mk. für Fortbildungs schul-, 72 Mk. für Turnunterricht und freie Wohnung närst ! Gartengenuß. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 15. Oktober an den K. Bezirksschulinspektor Schulrath vr. Winkler in Freiberg einzureichen. Ueber den großen Straßendnrchbrnch in Dresden, der parallel der König-Johannstraße geplant ist und der den Postplatz mit dem Neumarkt verbinden soll, hört man, daß der Baupvlizeiansschuß des Rathes gegenwärtig das Projekt auf seine Ausführbarkeit prüft. — Bekanntlich schweben noch zwei andere Durchbruchsprojekte, und zwar das der sogenannten „Kaiserpassage" und das der „Schlvßfreiheit". Jede»! Un- mrteiischen erscheint es als unzweifelhaft, daß jedes der Projekte einzig und allein von der Finanzirungs-Frage abhängt. — — Nur noch wenige Tage wird es dem Publikum vergönnt sein, vom Park der Ausstellung des sächsischen Handwerks undKunst- gewerbcs über die Wartthurmbrücke oder durch das Thor an der Albrechtstraße in die Alte Stadt und das Dörfchen zu schreiten; denn schon an: Montag werden die Pforten geschlossen sein und alsbald wird die Arbeiterschaar das Zerstörungswerk an der mittelalterlichen Stadtanlage beginnen. Die alte Stadt, deren kunstvolle Bauten das Entzücken aller Besucher hervorriefen, die Bewunderung selbst der strengsten Kritik hier und auswärts er regten, ist unbedingt — das wird Jedermann zugeben müssen — derjenige Theil der sächsischen Ausstellung gewesen, der die meiste Anziehungskraft ausgeübt hat und dem man vorzugsweise den finanziellen Erfolg verdankt. Hat doch die Wartthnrmbrücke allein bei den: geringen Brückenzoll von 10 Pfennigen eine Ein- uahme von rund 85000 Mark erbracht. Die glückliche Wahl und die geschickte Anordnung der Bauten haben ein Städtebild gezeichnet, das in dieser Art für Sachsen und auch für andere Bundesstaate» und Oesterreich neu war, weshalb auch Tausende aus den sächsischen Provinzstädten, Tanseude aus den Städten des hohen Paares, das sich auf der Rückreise von Langreith bei Salzburg nach Dresden befand, waren auch die beiden kleinen Prinzen. Nach ihrer Ankunft in Dresden 8 Uhr 4 Minuten begaben sich die prinzlichen Herrschaften nach der Villa Wnchwitz. — Haupttonserenz der Direktoren und Lehrer an den Volksschulen des Schulinspektionsbezirks Freiverg. — Herr Oberlehrer Lehnert H nahm in seinem Vortrag „Ueber Hausaufgaben" einleitend Bezug auf die Bewegung gegen die Hausaufgaben, welche diese für die Ueberbürdung der Jugend < namentlich verantwortlich macht und in einer an den württem- ' bergischen Landtag gerichteten Petition Ausdruck fand. Gegenüber 1 diesen Rufen nach Aufhebung der Hausaufgaben betonte Redner j die Nothwendigkeit derselben und wies eine innere, erziehliche, ' sowie auch eine äußere Nothwendigkeit für ihre Beibehaltung über- ! zeugend nach. Die Aneignung des dem Schüler nach den Forderungen des Volksschulgesetzes darzubietenden Wissens bedarf I vieler Zeit, die die Schule leider nicht hat. Hausaufgaben sind ! also nothwendig wegen der Größe und Menge der Arbeit, wegen ' des erziehlichen Einflusses auf das Kind selbst, das dadurch 1 arbeiten und entsagen, seine Kräfte kennen und entwickeln lernt. 1 Hausaufgaben tragen nicht unwesentlich dazu bei, den Kontakt l zwischen Schule und Haus herzustellen, das Interesse der Eltern ! für die Arbeit der Schule anzuregen, einen Einblick in die Arbeit, i auf den Charakter der Kinder zu erhalten und für die spätere i Berufswahl häufig werthvolle Anregungen zu bieten. — Sodann ' beleuchtete Redner die Zulässigkeit der Hausaufgaben und zwar ! nach Lehrfächern, nach Umfang, (den Jahren entsprechende I Steigerung) und die Art und Weise der Stellung derselben. Die ! Aufgaben müssen leichtverständlich, gut vorbereitet, anregend, ' interessant, dürfen weder zu leicht, noch zu schwer sein, Ferien- 1 aufgaben sollten ganz oder doch möglichst vermieden werden. < Natürlich ist immer der Zustand des einzelnen Kindes zu i beobachten, und äußere, etwa störend und hemmend wirkende z Einflüsse sind wohl zu berücksichtigen. Ungünstige häusliche Ver- i hältnisse erschweren die Anfertigung der Arbeiten, deshalb ist in I solchem Falle für den Lehrer Beschränkung geboten. — Den 1 armen, unter schlimmen Familienverhältnissen stehenden Kindern > werde die Schulstube als Arbeitsraum zugewiesen, ebenso, stets § unter Aufsicht des Lehrers, den flüchtig und unordentlich arbeitenden i Kindern. — Mit dem Zuruf: „Lasset uns unseren Kindern! leben und schont die Kindesnatnr!" schloß Redner seinen überaus z gedankenreichen, erschöpfenden und mit lebhaftem Beifall aufge- i nommenen Vortrag. — An der Anssprache über das Vernommene ' betheiligten sich die Herren Schuldir. Richter-Freiberg und Lehrer ! Hennig-Friedeburg. — Nach viertelstündiger Pause sprach sodann ! Herr Kantor Drechsler-Tuttendorf über „Schulsparkassen." Er > führte Folgendes aus: Die Sparsamkeit ist das Mittel, die materielle und sittliche Lage des Volkes zu verbessern. Die! beharrlich durchgeführte Sparsamkeit bedeutet immer einen Sieg l über eine Leidenschaft. Der Lehrer pflege in der Schule den ' Sparsinn. Die Idee der Verbindung von Schule und Spar- i wesen hat nun zur Gründung der Schulsparkassen gefiihrt. Es ' entsteht die Frage: Ist diese Institution wünschenswerth? — und wenn es der Fall: wie sind die Schulsparkassen einzurichten? Auf Grund selbst gemachter langjähriger Erfahrungen gelangt Redner zu dem Ergebniß: Die Gründung von Schnlsparkassen ist höchst wünschenswerth, sind sie doch das beste Mittel, das Kino frühzeitig an das zum Lebensglück so nothwendige Sparen zu gewöhnen und armen Eltern die Sorge um die Ausstattung ihrer aus Schule und Haus austretenden Kinder zu erleichtern. — Nachdem Redner einen Ueberblick über die noch junge Geschichte der Schulsparkassen gethan und die Einwendungen der Gegner derselben zu entkräften gesucht hatte, regte er im 2. Theil seines Vortrags an, auch in andern Orten des Schulbezirks nach dem Muster der von Herrn Pastor Schütze in Tuttendorf gegründeten Konfirmandensparkasse, deren Statut er verlas, zu gründen. — Die Ausführungen des Vortragenden, die von einer ehrlichen und warmen Begeisterung für die Einrichtung der Schulsparkaffen Zengniß ablegten, riefen eine lebhafte Aussprache hervor, in der die Herren Liebing-Hilbersdorf und Richter-Loßnitz sowie die Herren Pastoren Friedrich-Großwaltersdorf, Schuster-Weißenborn und Hasche-Tuttendorf für die Schnlsparkassen eintraten, während Herr Kantor Hauffe-Niederbobritzsch gewichtige Gründe gegen dieselben, ebenfalls aus eigener Erfahrung, anführte. Nachdem > hieraus Herr Schulrath vr. Winkler noch verschiedene Mittheilungen , internen Charakters gegeben und eine wiederholte dringende Bitte ' um Anschluß der gesammten Lehrerschaft an den „Deutschen! Sprachverein" ausgesprochen hatte, schloß der Gesang des Liedes , „Laß mich Dein sein und bleiben" und das vom Herrn Bezirks- i schulinspektor gesprochene Gebet des Herrn die amtliche Konferenz ! ab. Der Nachmittag vereinte viele Theilnehmer der Konferenz . zu einer vom „Lehrergesangverein" fleißig und gut vorbereiteten und von Herrn Kantor Stein schwungvoll geleiteten Konzert- ! aufführung, die in allen ihren Theilen den lebhaftesten Beifall der Hörer fand. Besondere Verdienste erwarben sich hierbei als Solisten die Herren Kantoren Stein-Freiberg und Hartmann- Brand sowie Herr Violoncellist Peter Vom hiesigen Stadt musikchor. — Wie schon mitgetheilt, veranstaltet nächsten Sonntag der Wohlthätigkeitsverein Sächsische Fechtschule, Bervand Freiberg, im Saale des „Hotels zum schwarzen Roß" eine Wohlthätigkeitsaufführung. — Der pflichtvergessene Blockwärter Wolf, durch dessen frevelhaften Leichtsinn der furchtbare Unfall, dem voriges Jahr Soldaten deS Zwickauer Infanterie-Regiments zum Opfer fielen, herbeigeführt wurde und der dafür vom Landgericht zu Freiberg zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilt worden ist, dürfte voraus sichtlich nicht mehr lange leben. Die Gewissensbisse und Reue über seine That haben auf das Gemüth des Mannes und seine Gesundheit derart eingewirkt, daß derselbe in der Strafanstalt seiner baldigen Auflösung entgegengeht. — Es ist jetzt die Zeit, wo man die Nüsse erntet. Da ist es eine Mahnung an das Publikum, daß es sich selbst schütze und beim Einkäufe nicht nach den weißesten, anscheinend saubersten Nüssen greife, sondern lieber diese ausfällige Farbe unbeachtet lasse und dunklere Färbung der Schale bevorzuge. Solche hell weiße Nüsse sind meist erst unlängst geerntet, aber sofort einer bleichenden Behandlung durch Chlor unterzöge» worden. Die Farbe wird ja dadurch sehr hell, aber innen sind viele dieser nicht gehörig getrockneten Nüsse dann modrig und ungenießbar. Eine Nußernte muß sofort in der Sonne ausgebreitet werden, dort oder unter einem schützenden Dache tagelang trocknen, auch inr Hause sodann noch breit liegen, wenn man einen brauchbaren, süßen Kern erzielen will. Freunde, ihrer Eltern und Kinder, (!) zu tragen. Der Inhalt des Korbes wurde auf dem Erdboden ausgebreitet zu Füßen des Kommiffars, und dieser zählte 18. Es fehlte eine Hand. Wütheno wandte sich der Soldat zu dem armen Geschöpf uni, das vor Furcht zitterte, und warf ihm auf rohe Weise vor, daß es eine Hand unterwegs habe fallen lassen. Nur dank unserer Einmischung wurde die Aermste nicht sofort unter unseren Augen selbst getödtet. Der Fluß treibt beständig der rechten Hand beraubte Leichname, und man läuft Gefahr, überall solche an den Wegen, an den Flußufern anzutreffen. Ich hörte selbst einen Gefreiten sich rühmen, daß er aus einem einzigen Dorfe 160 ge räucherte Hände mitgebracht habe!" — Nicht überraschen kann, daß sie belgischen Blätter, die sich aus Anlaß des Falles Stokes gegenüber den von deutscher Seite mit Recht geltend gemachten Vorwürfen ablehnend verhielten, nunmehr selbst eine strenge Untersuchung hinsichtlich der Vorgänge im Kongostaate verlangen. Bereinigte Staaten. Der Stadt New-Jork, die schon seit langer Zeit von einem neuen großen Absatzgebiet träumt, das durch die vollständige Erschließung Chinas geschaffen werden soll, hat der Besuch Li-Hung-Tschangs eine große Enttäuschung gebracht. Man nahm in New-Jork vor seiner Ankunft an, er werde mit Freuden jede Gelegenheit ergreifen, sich über das industrielle Leben zu informiren. Weiteres verlangte man nicht, denn, so sagte man sich, die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Industrie und bessere Transportverhältniffe würden dann schon daS klebrige thun. Die an den Besuch des distinguirten Chinesen geknüpften Erwartungen sind aber ganz und gar nicht erfüllt worden, denn er hat es nicht der Mühe werth gefunden, irgend welche industrielle Etablissements zu besuchen, ja, er hat den Be such der großen Crampschen Schcffsbauhöfe in Philadelphia, den man dort auf sein Programm gesetzt hatte, noch in der letzten Stunde absagen lassen. Der Empfang, den Li-Hung-Tschang in New-Jork fand, war ein sehr herzlicher. Als er auf dem Wege von seinem Schiffe zum Hotel den Broadway entlang fuhr, jubelte ihm eine tausendköpfige Menschenmenge zu, allenthalben sah man das chinesische Banner wehen und die Stadt hatte ihm zu Ehren ein festliches Gewand angelegt. Sein Abschied war aber ein sehr stiller, nur wenige Menschen hatten sich am Bahn hof eingefunden, als er nach der „Stadt der Bruderliebe" ab reiste, und diese blieben recht kühl. Die Thatsache, daß er den Industrie-Etablissements keine Aufmerksamkeit schenkte, hätte wohl schwerlich die herzlichen Gefühle, die man für ihn hegte, in das Gegentheil umgewandelt. Er selbst hatte diesen Umschwung her beigeführt und zwar durch ein Interview mit Vertretern der dortigen Blätter, in welchem er in scharfen Ausdrücken die Akte gegen die Chineseneinwanderung kritisirte und, was auf die Haltung der Presse und der Leute, mit denen er in Berührung kam, am meisten Einfluß hatte, die Irländer arg mitnahm. Die Konkurrenz, welche die Chinesen den Söhnen der grünen Insel auf dem Arbeitsmarkte machten, sei die Hnuptursache der Ausschlußakte gewesen, meinte Li-Hung-Tschang, an welche Be hauptung er noch einige für Irländer wenig schmeichelhafte Be merkungen knüpfte. Bei dem Einfluß, den das irländische Element ausübt, ist es wohl nicht zu verwundern, wenn nach einem sslchenJnterview der Verkehr der Vertreter der amerikanischen Regierung mit dem hervorragenden Asiaten sich auf die unum gänglichsten Formalitäten beschränkte und der Enthusiasmus der Massen gleich Null wurde. Was dem Chinesen während seines New-Iorker Aufenthaltes das meiste Interesse abgewann, waren die thurmhohen Geschäftsgebäude in der unteren Stadt. Diese 20 bis 25 stückigen Gebäude gaben Veranlassung zu unzähligen Fragen, und als er über die Brücke nach Brooklyn fuhr, ließ er mehrfach den Wagen halten, um die hoch über die anderen älteren Häuser hiuansragenden Gebilde aus Eisen und Stein zu betrachten. Er erkundigte sich genau über die Kosten und die Konstruktion derselben, wie auch über die Beförderungsmittel, namentlich über die, mittels deren die Verbindung mit den oberen Stockwerken unterhalten wird (sogenannte „Lxprsss Lkevators" Fahrstühle, die unterhalb des zehnten Stbckwerks nicht halten). Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 23. September. — Se. Maj. der Kaiser hat nach Beendigung der dies jährigen großen Herbstübungen an zahlreiche Feldwebel, Vice- seldwebel und Wachtmeister des Kgl. Sächsischen (12.) Armee corps die Rothe Adler-Medaille und die Krieger-Verdienstmedaille verliehen, Ehrenzeichen, deren Verleihung bisher nur selten statt gefunden hat. Beide Medaillen stehen im Range des Militär- Ehrenzeichens zweiter Klasse und des Allgemeinen Ehrenzeichens, welches wegen seiner Inschrift: „Verdienst um den Staat" nicht an Ausländer verliehen werden kann. Gestiftet ist die Rothe Adler-Medaille von König Friedrich Wilhelm IV. Als derselbe im Jahre 1842 sich nach Petersburg begab, um der Feier der silbernen Hochzeit des Kaisers Nikolaus und der Kaiserin Ale xandra, geb. Prinzessin von Preußen, beizuwohnen, verlieh der König an die Grenadier-Compagnie des Kaiserlichen Schlosses 128 eigens zu diesem Behufs geprägte silberne Medaillen, welche die Größe der Rettungsmedaille haben, auf der Vorderseite das Kreuz des Rothen Adler-Ordens und auf der Rückseite die gekrönte Königliche Namenschiffre IV. IV. führen. Die Medaillen werden in der Compagnie vererbt und von denjenigen Inhabern, welche einen Feldzug mitgemacht haben, am Bande des Eisernen Kreuzes, sonst aber am Bande des Rothen Adler- Ordens getragen. Eine spätere Verleihung an einen russi schen Soldaten ist durch Kaiser Wilhelm I. erfolgt, welcher die Medaille dem Feldwebel vom Infanterie-Regiment Kaluga ver lieh, welcher sich bei der Deputation befand, die dem hohen Herrn die Glückwünsche zum 70jährigen Chef-Jubiläum überbrachte. Am 21. Februar 1865 wurde die Rothe Adler-Medaille zum ersten Male an einen Inländer verliehen, und zwar an den Ober feuerwerker Glaubitz vom niederschlesischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 5. Am 29. April 1871 ist die Medaille am Bande des hohenzollernschen Hausordens an sämmtliche Offiziere und Mann schaften der an diesem Tage aufgelösten Stabswache des Große» Hauptquartiers verliehen worden. Die Rothe Adler-Medaille ist eine ausschließliche Militärdekoration und wird vom Militärkabinett ausgegebe», gehört also nicht in das Ressort der General-Ordens kommission. Die Krieger-Verdienstmedaille ist von Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1892 ursprünglich als Ehrenzeichen sür farbige Ange hörige der deutschen Schutztruppe in Afrika und als Auszeichnung für besondere kriegerische Leistungen gestiftet. Diese Medaille wird in zwei Klassen als silberne von verschiedener Größe ver liehen und am schwarz-weißen Bande getragen. Die zweite Klasse für Unteroffiziere und Mannschaften hat die Ausstattung des Militär-Ehrenzeichens zweiter Klasse; die erste Klasse, für farbige Offiziere, trägt auf der Rückseite das Bild des Kaisers mit Stahlhelm. — Ihre Kgl Hoheiten Prinz NN- Prinzessin Friedrich August pajsirte» gestern Abend 7 Uhr 7 Minuten mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug unseren Bahnhof. In Begleitung des Nordens und Südens, des Ostens und Westens — zum Theil aus weitester Ferne — herbeieilten, dieses Kunstwerk unserer Architekten zu betrachten. Wohl hatte Herr Baumeister Adam noch ganz andere Ideen mit dieser alten Stadt, sein Ideal war es gewesen, in ihr ein Bild deutschen Handwerkslebens zu ent falten, in zahlreichen Häuschen mittelalterliche Handwerksstätten zu etabliren und auf diese Weise der modernen Handwerksarbeit ini Ausstellungspalast in der alten Stadt das Schaffen des ehr- samen Handwerksmeisters vergangener Jahrhunderte gegenüber zu stellen. Nun fällt sie der Axt des Zimmerers zum Opfer, die Stimmen, welche zu ihrer Erhaltung laut wurde», mußten ver stummen den verschiedenen, allerdings maßgebenden Gründen gegenüber, die für den Abbruch geltend gemacht wurden, und bald werden an ihrer Stelle wieder Bäume und Sträucher grünen und Blumengruppen die Wiesenpläne zieren. Auch das Wenden dorf, das zuerst fallen muß, konnte nicht erhalten bleiben, obgleich diese Banken bei Weitem dauerhafter hergestellt wurden und den Winter überdauert hätten. Diese Häuschen lassen sich jedoch leicht verpflanzen, und von verschiedenen Seiten ist angeregt worden, sie anderweitig aufzustellen. Mehrere Personen sind sehr warm für deren Erhaltung eingetreten, namentlich was das interessante Spreewnldhans, das reizvolle Pillmtzerhaus, das Erbgcricht und das alte Ralbitzer Gebäude anbelangt. Herr Fritz Arndt, Kloster gut in Oberwartha, hat sich erboten, einstweilen Platz zur Wieder aufstellung daselbst unentgeltlich zu gewähren. — >>m Kon,gliche» i Großen Garten, und zwar in der Nähe des Palais, scheuten gestern Nachmittag die vordere» Pferde eines Viergespanns, mit dem acht Herren eine Spazierfahrt unternommen hatte». Der »icht ordnungsgemäß ist, und wuudcrt^sich 'in'seinem "dnmnieu Sportswagcu schlug um Verstand, daß Dinge gerügt werden, die sonst niemals von böseniKutscher wurden ziemlich unsanft zur Erde getchleudert. l^ner
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