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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189607103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960710
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-10
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.07.1896
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18S».' ^§158. Eigene Drahtberichte. (Rach Schluß der Redaktion eingeganß««^ Dresden, s. Juli. Uebermorgen wird im Auftrag des Kaisers im Schlosse zu Pillnitz ein hoher Offizier eintreffen und dem König anläßlich seiner vor 25 Jahren erfolgten Ernennung zum Generalseldmarschall ein kaiserliches Glückwunschschreiben überbringen. Berlin, Juli. Zu den Zeitungsberichten über den Prozeß Wehlan schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.", nach zuständigen Mittheilungen sei die Aeußerung Wehlans unrichtig, daß daS Niederbrennen der Hütten und Felder der Eingeborenen durch richterliches Urtheil verhängt worden sei. Die Kolonialabtheiluug habe am 14. Dezember 1891 Bericht darüber verlangt. Der Gouverneur Zimmerer erwiderte, er habe Leist nicht zu Der gleichen veranlaßt; er werde Wiederholungen verhindern. Er selbst sei höchstens zu nachsichtig gewesen und habe Wehlan später nur mit der Bearbeitung des Grundbuches beschäftigt. Zwangs vollstreckungen gegen Eingeborene wegen Privatschulden hätte» in Schuldhaft bestanden, deren Modus durch das Kolonialamt gebildet wurde. Die „N. A. Z." weist auf die neuen Berord- Verschiedenes. * Eine Haupt- und Staatsaktion. AuS Paris, 6 Juli wird berichtet: Der Ministerpräsident Herr Meline hatte vor wenigen Tagen sein erstes großes Prunkmahl zu geben, wozu das diplomatische Corps eingeladen war. Wenige Stunden vor der Mahlzeit erschien, wie es der Brauch ist, ein Zeremünienmeister (hier heißen diese Würdenträger, die in Ermangelung eines „Haus ministers" oder „Hofmarschallamtes" dem Ministerium des Aeußern unterstehen, „Beamte des Protokolls" und an ihrer Spitze steht der „Einführer der Botschafter", der Gesandtenrang besitzt) auf dem Ackerbauministerium, um die Tischordnung nach den geheiligten Regeln festzustcllen und für alle Einzelheiten die nöthigen Winke zu crtheilen. Unter anderem erinnerte er daran, daß nach dem Herkommen bei einem diplomatischen Prunkmahl die bei Tisch auswartcndc Dienerschaft glattrasirt sein müsse. Herr Meline ließ daraufhin sein ganzes Dienerpersonal antreten und sah zu seinem Schrecken, daß reichlich «in Drittel der Leute mit mehr oder weniger stattlichen Schnurrbärten geschmückt war. Er verlangte, freilich ohne Entschlossenheit, denn Herr Meline ist ein weicher, persönlicher Mann, daß die Diener bis zum Abend die Lippenzierde opfern sollten. Sie wiesen jedoch dieses Ansinnen mannhaft zurück. Die unterwürfigsten erklärten, sie könnten einen so folgenschwerer/ Entschluß unmöglich auf eigene Faust fassen, sonder» müßten sich dazu die Einwilligung ihrer Frau holen, die daß auf sein ThierschaulooS eine „Reinigungsmaschine" gefallen ei. Natürlich dachte der brave Mann an eine KornreimgungS- maschine. Er schickte einen großen Ackerwagen, um die „Maschine" abholen zu kaffen und führ vor dem „Gabentempel" vor. „Ick H wull mine Maschine afhalen." — „So, so — ach, Meyer," sagte der Gewinnausgeber, nachdem er das Loos geprüft, zu seinem jungen Mann, „greifen Sie doch mal links in die Schachtel und H holen Sie mal Herrn K.s Gewinn heraus!" Der Landmann machte kein sehr geistreiches Gesicht, als man ihm statt der er warteten Kornreinigungsmaschine einen — Lampenputzer aus händigte. „Wat? dat schall min Gewinn sm? Ich hebb'u Reinigungsmaschine wunnen!" — „Na, ist das etwa keine," sagte der Gewinnausgeber und hielt dem Glücklichen daS 50 Pfenmg- Ding untsr die Nase. — Also darum den großen Wagen gerüstet und die zwei starken Pferde vorgespannt! * Ein Mufterreferendar erhält in der „Mertziger Zeitung" zu Mertzig folgendes Lob: „Wie wir vernehmen, ist Herr Referendar Lantz aus Trier vom 1. Juli ab dem hiesigen Amts gerichte auf sechs Monate überwiesen. Für die Pflege unserer Geselligkeit berechtigt seine Ankunft zu den besten Hoffnungen, da Herr Lantz in dieser Beziehung sich in seiner Vaterstadt reiche Erfahrungen gesammelt hat." — Dem Vernehmen nach plant man einen Empfang durch weißgekleidete Ballmütter und einen Fackelzug sämmtlicher Kegel- und Skatklubs. unzweifelhaft das Recht habe, über eine vollständige Veränderung des Angesichts ihres Gatten zu Rathe gezogen zu werden ; die stolzeren weigerten sich entschieden, das verlangte Opfer zu bringen, und drohte», lieber sofort den Dienst zu verlaffen. Keine Ueber- redung vermochte den Sinn dieser Bürger zu beugen, die sich als Wähler im Lande der Freiheit und Gleichheit fühlten, und so blieb Herrn Meline nichts übrig, als sich für den Abend mittels Fernsprechers von seinen Ministerkollegcu und dem Kammervor- sitzcnden alle glattrasirtcn Diener zu borgen, damit -as Auge seiner diplomatischen Gäste nicht durch den ungehörigen Anblick demokratisch borstiger Schnauzbärte verletzt werde. * AuS Strasburg in Westpreußen, 4. Juli, wird berichtet: Sechs Gefangene, die vor einigen Wochen aus Graudenz nach Strasburg überwiesen worden waren und längere Strafen zu verbüßen hatten, sind in der vergangenen Nacht ausgebrochen. Indem sie mittels scharfer Instrumente die Krampe des Schlaffes ihrer Zelle vollständig herausgeschnitten hatten, gelangten sie nach Aufbruch einer zweiten Thür aus den Boden des Gefängnisses, bemächtigten sich dort einiger Kleidungsstücke, deckten das mit Pfannen belegte Dach theilweise ab, ließen sich auf eine am Ge bäude befindliche Außentreppe herab und gelangten so auf den Hof. Nachdem sie mit Hiilse einer Eisenstange, welche sie von einem Stalle abgerissen, die mit GlaSsplittern bedeckte Mauer überstiegen hatten, enkamen sie. * Zu dem Choreinsturz in der Kirche zu Lennen- burg wird in der „Hart. Ztg." mitgetheilt: In Lennenburg sand die übliche Kirchen- und Schulvisitation statt, zu der neun Schulen in der dicht gefüllten Kirche anwesend waren. Plötzlich > brach unter der Last der Menschen ein Chor ein. Eine Frau - aus Lennenburg und ein Mann aus Schrankheim sind getödtet und etwa dreißig Personen schwer verletzt worden; an deren > Aufkommen wird gezweifelt. Doppelte Armbrüche, sonstige Knochenbrüche und viele Gliederverstümmelungen sind vorge- . kommen. Für ärztliche Hilfe und geeignete Pflege der Verletzten . wurde schleunigst gesorgt. Kurz vor dem Einsturz des ChoreS > hatte eine alte Frau ein stetiges Abbröckeln von Mörtel wahr- 1 genommen und auch andere Kirchenbesucher darauf aufmerksam > gemacht, was aber nicht weiter beachtet wurde. Da der Frau . die Sache aber verdächtig vorkam, verließ sie ihren Platz unter l dem Chore, der gleich darauf zusammenbrach. * Prcisevertheilung mit Hindernissen. Wie die : „Nowoje Wremja" mittheilt, ist in Aul (Nomadendorf) Jsti-Su, ' im Bezirk von Grosno, vor einigen Tagen ein Pferderennen ab- , gehalten worden, für das folgende Preise ausgesetzt waren: Erster Preis: fünf Rubel in Geld und — eine im ganzen Aul : durch ihre Schönheit bekannte Jungfrau. Zweiter Preis: Zehn > Rubel in Geld und eine gleichfalls durch ihre Schönheit aus- > gezeichnete und dabei sehr reiche, junge Wittwe. (Man sieht - daraus, um wieviel bei den russischen Nomaden die Jungfrauen ! höher taxirt werden als die Wittwen.) Um die ausgesetzten > Preise stellte sich eine große Anzahl Bewerber ein, darunter selbst : bejahrte und bereits mehrfach beweibte Greise. Dieser letztere l Umstand hatte zur Folge, daß die Preisvertheilung nicht ganz „programmmäßig" verlief. Die Jungfrau fiel als Preis dem : Erwählten ihres Herzens zu, von ihrer Seite wurde deshalb > keinerlei Einspruch erhoben; dagegen machte die Wittwe Schwierig keiten, weil sie einen hochbetagten und bereits verheiratheten Tschctschengcu zugefallen war; sie weigerte sich kategorisch, ihm ' als Frau zu folgen. Der auf diese Weise um seinen Preis be trogene Tschetschenge hat sich nun, um zu seinem Recht zu kommen, an das Volksgericht gewendet, wobei er von der ganzen Aul gemeinde unterstützt wird. * „Hurrah, wie hebbt Watt wunnen!" rief ein Hof- lbesitzer eines Kreises unweit Hoya, als ihm mitgetheilt wurde, feuchten Witterung, den Landwirthen wenig Blühe gemacht. Von den verschiedenen zur Errichtung eines Kaiser Wilhelm- Denkmals in Reichenbach für welches mvcrhältnißmäßig kurzer Zeit über 14000 Mark durch freiwillige Gaben zusammengcbracht worden sind, ausgelegten Modellen hat das von Robert Bärwald in Berlin entworfene am besten gefallen. Dasselbe stellt Kaiser Wilhelm in überlebensgroßer Fignr von 2,65 w in Helm und Mantel dar; an der Stirnseite des Sockels sind das Retief Kaiser Friedrichs III. und an den seitlichen Flächen diejenigen Bismarcks und Moltkes angebracht, Man beschloß unter Vorbehalt des endgiltig zu wählenden Modells mit mehreren Gießereien in Verbindung zu treten und wählte als Standort für das Denkmal, vorbehältlich der Genehmigung des Stadtgemeinderathcs, die Mitte des Marktplatzes. Bier Mitglieder der Weberinnnng zu Frankenberg begingen dieser Tage ihr Meistcrjnbiläum, und zwar Rentier Pelz nnd Webermeister Nudelt das 50jährige und die Webermeister Münzner und Scharschmidt das 60jährige Jubiläum. Zur Hebung der wirthschaftlichen Verhältnisse Stollbergs hat sich ein Ausschuß gebildet. Dieser hat nun zunächst ins Auge gefaßt, von außen die Aufmerksamkeit auf diese Stadt zu lenken und zu diesem Zwecke einen Erzgebirgszweigverein zu gründen. AuS Johanngeorgenstadt kommt die Meldung, daß in Neudeck bei Karlsbad der Mörder des Fabrikanten Joseph Schwieger in Zwodau in der Person des Nachtwächters Anton Kreidl verhaftet wurde. Man hatte bekanntlich bisher angenommen, daß sich der Mörder von einem Eiscubahnzuge habe überfahren lassen. Kreidl ist der That geständig. Netzschkau will die revidirte Städteordnung einsühren; unter diesen Verhältnissen konnte unser seitheriger Bürgermeister Herr Gofferje nicht wiedergewählt werden. Derselbe ist in Clauschwitz einstimmig zum Bürgermeister gewählt worden. Ein Held von 1866 und 1870, aber von besonderer Art, ist der Einwohner L. in Sebnitz. Derselbe ließ sich im vorigen Jahre bei der Sedanjubelfeier als Kombattant aus jenen beiden Feldzügen mit anjubeln und trug die entsprechenden Kriegsdcnk- münzen mit Sieaermiene auf der Brust. Ein Mißgeschick hat es jedoch gefügt, daß nachträglich entdeckt wurde, daß L. weder einen Feldzug gesehen hat, noch auch Soldat gewesen ist, so daß ihm nunmehr eine Extrabelobigiing für seine bewiesene Bravour in Aussicht steht. In Lockwitz schlug der Blitz in die etwa 20 Meter hohe freistehende Esse des Bäckermeisters Barthel, wobei dieselbe bis auf eilten 5 Meter hohen Stumpf zerbarst. Wie durch ein Wunder sind hierbei die in einer Kammer schlafenden Gesellen dem Tode entgangen, da die Trümmer der Esse das Dach, sowie die Decke durchschlugen und dicht an den Betten niedcrfielen. Auch das angrenzende Haus des Klempncrmcisters Z. war^ arg beschädigt; ein Ziegelstein fiel hierbei unmittelbar an die Stelle eines Zimmers, wo sich in der Regel das Kind mit der Wiege befindet. Tie Esse hatte keinen Blitzableiter. I drückt wurden, wiederholten sich gestern Abend. Die Menge ging von Neuem gegen die Polizei-Kaserne mit Steinwürfen vor. Als der Angriff einen drohenden Charakter annahm, gaben die Wach mannschaften einige Schüsse ab und verwundeten drei Personen. Kavallerietruppen, die zur Unterstützung anrückten, wurden mit dem Rufe „Es lebe die Armee", aber auch mit Steinwürfen empfangen. Der Bürgermeister ermahnte zur Ruhe, die dann auch allmählich wieder hergestellt wurde. Sora«, 8. Juli. Die hiesige Strafkammer verurtheilte Iden Direktor der Pulverfabrik in Jessen, wegen fahrlässiger Tödtung zu drei Monaten Gesängniß. Der Verurtheilte machte im ver gangenen Jahre wiederholt Schießversuche mit einem Geschütz, um die Knallwirkung des sogenannten PlastomenitS zu erproben. Bei einem solchen Versuche am 28. Ostober riß sich der Verschluß des Geschützes beim Abfeuern loS und traf die Arbeiterin Marie Noack, die sofort getödtet wurde. Als Sachverständige wurden fünf höhere Offiziere aus Berlin und Spandau vernommen. Kapstadt, 8. Juli. Aus Fort Salisbury wird telegraphisch gemeldet, daß 40 Weiße und 100 Zulus die Maschonaleute bei Briscoesfarm zurückschlugen; die Aufständischen verloren 25 Mann; weitere Metzeleien werden gemeldet. In einigen Fällen trat die Polizei des Maschona-Gebiets, nachdem sie ihre Offiziere ge tödtet hatte, auf die Seite der Rebellen. Marendellas wurde von den Aufständischen niedergebrannt. Konstantinopel, 8. Juli. Bon amtlicher türkischer Seite wird die Nachricht von dem Siege der Aufständischen auf Kreta vom 2. Juli entschieden dementirt, mit dem Hinweis darauf, daß zu dieser Zeit die Operationen bereits eingestellt waren. Gegen über Meldungen der Blätter wird festgestellt, daß die Gesundheit des Sultans eine vorzügliche sei. An der Grenze gegen Griechenland hätten sich bisher keinerlei beunruhigende Symptome gezeigt. Kairo, 8. Juli. Jnsgesammt sind gestern 377 weitere Er krankungen und 278 Todesfälle an Cholera gemeldet worden; davon entfallen 7 bczw. 3 Fälle auf Alexandrien, 8 bezw. 5 Fälle auf Kairo, 32 bez. 17 Fälle auf die ägyptische Armee in Wady- Halfa. In der britischen Armee in Wady-Halfa find bisher 5 Todesfälle an Cholera vorgekommen. Uokohama, 8. Juli. In den Präfekturen Toyama und Shiga an der Westküste von Japan sind verheerende Ueberschwemmungen eingetreten. Im Bezirk Toyama allein sind an 3000 Häuser zerstört. Der Verlust an Menschenleben ist noch nicht festgestellt Neueste Nachrichten. Berlin, 8. Juli. Die Abreise der Kaiserin mit den Prinzen und der Prinzessin nach Wilhelmshöhe ist nunmehr endgiltig auf den 1. August festgesetzt. Hamburg, 8. Juli. Heute morgen rückte das 76. Regiment nach Koberg bei Bergedorf auS. Bei der Rückkehr am Nach mittag brachen eine Anzahl Mannschaften nieder. Die Feuer wehr, welche alarmirt wurde, fuhr dem Regiment bis zur Grenze entgegen und las unterwegs siebzehn wie todt daliegende Soldaten auf. Bier von ihnen waren vom Hitzschlag getroffen. Danach fuhr die Feuerwehr' ein zweites Mal aus, um weitere Erkrankte zu suchen. Stuttgart, 8. Juli. Eine Benzinexplofion im Keller deS Hauses Calwerstraße 20 demolirte einen Korbwaarenladen, zer trümmerte alle Schaufenster desselben und warf die HauSkhür auf das Geleise der Straßenbahn. Ein Dienstmädchen und ein Knabe erlitten tödtliche Verletzungen; der Besitzer und seine Frau, sowie ein Knabe erhielten gleichfalls bedeutende Brandwunden. Ein eben vorübergehender Herr wurde zu Boden geschleudert, blieb aber unverletzt. Die Feuerwehr beseitigte die Hauptgefahr nach einstündiger Arbeit. Rom, 8. Juli. In Pistoja wurde heute früh 3 Uhr 5 Min. ein Erdbeben verspürt. Weitere, weniger heftige Erdstöße wurden gegen 6 Uhr früh auch in Piteccio, Piastre, Pracchia, Montale und Prato bemerkt. Parma, 8. Juli. Die Ruhestörungen, die gestern im Laufe des Tages bei der Verhaftung des dem Ueberwachungsgesetz unter stellt gewesenen Casinelli ausgebrochen waren, aber alsbald unter fchasten infolge der knappen Ernte des Vorjahres und der neuer dings wieder stark betriebenen Viehzucht mit den Vorräthcn zu Ende ist. Die Heuernte, welche sich meist ihrem Ende naht, namentlich auf steinen Gütern — hat reiche Erträge gebrach», doch hat daS Futter viel durch Regen gelitten und wird dadurch etwas minderwerthig. Klee hat sich allgemein, wo noch einiger maßen Bestand war, unter dem Einflüsse der feuchten Witterung gut entwickelt und brachte der erste Schnitt hohe Erträge. Der zweite Schnitt verspricht znr Zeit noch wenig, doch wird der Ein tritt warmer Witterung diese Aussichten besser». Kartoffeln sind jedoch dieses Jahr noch weit zurück im Wachsthum, stellenweise sind sie auch sehr schlecht aufgegangen, doch Eintritt von Wärme wird auch hier die Ernteaussichten bessern. Kraut und Rüben find auch noch zurück im Vergleich des Standes anderer Jahre, stehen aber gut und hat dieses Jahr daS Pflanzen, infolge der >-. - c—— Die kirchliche Jahresfeier des Landesvereins für innere Mission stmd vorgestern Nachmittag 4 Uhr in der Frauenkirche zu DreSVen > statt. Professor v. Hashagen aus Rostock hielt die Predigt. — I Der gestrige Tag galt den Spezialkonserenzen; dieselben tagten ! von früh 8 Uhr an in de» kleineren Sälen des Vcreinshauses. — 1 Der Mörder Julius Maiwald ans Leipe (Kreis Jauer), der, wie i berichtet, zur Beobachtung seines Geisteszustandes der Irren anstalt des Moabiter Zellengefängnisses überwiesen worden war, ' ist auf Grund der dort gemachten Feststellungen für geistesgestört erklärt worden. Das Strafverfahren gegen Maiwald, der u. A. < auch wegen Ermordung des 71jährigen Oberpostsekretärs a. D. Kretschmar aus Dresden zur Verantwortung gezogen werden sollte, ist daher definitiv eingestellt, und Maiwald wird demnächst einer Irrenanstalt zugeführt werden. Dem 25jährigen Chefjubiläum Sr. Königlichen Hoheit des ' Prinzen Johann Georg im 107. Infanterieregiment in Leipzig werden sowohl der Regimentsches nebst Gemahlin, als auch Se. König!. Hoheit Prinz Albert beiwohnen. Die Feier selbst beginnt l am Sonnabend den 11. Juli Vormittags 11 Uhr mit einer ' Paradeaufstellung des Regiments im inneren Hofe der Pleißen- ' ' bürg. Es schließt sich daran die festliche Speisung der Unter offiziere und Mannschaften. Um halb 6 Uhr findet ein Festmahl der Offiziere im blauen Saale des Krystall-Palastes statt, und im Anschluß hieran die Bereinigung des ganzen Regiments zu > der von Unteroffizieren und Mannschaften veranstalteten Fest vorstellung in der Albert-Halle, welcher ein Ball in sämmtlichen Sälen des Krystallpalastes folgt. Vorgestern veranstaltete das Reserve-Offizierkorps bei Bonorand eine größere Festlichkeit, der auch Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert, begleitet von seinem persönlichen Adjutanten, Premierlieutnant von Schönberg, bei wohnte. — Der Unglücksfall an der Könneritzstraße hat zu der vorläufigen Inhaftnahme des Kutschers Rößger geführt. Derselbe hatte die an das Seil gekoppelten Pserde zu beaufsichtigen und soll die erforderliche Aufmerksamkeit hierbei außer Acht gelassen haben. Durch das falsche Anziehen der Pferde bezw. dadurch, daß sie nicht zur rechten Zeit im Ziehen innehielten, ist der Un glücksfall in erster Linie verursacht worden. Inwieweit andere Momente noch in Betracht kommen, wird die gerichtliche Unter suchung ergeben, die im Lause des heutigen Tages erfolgt. Ein Fortbildungsschüler in Zwickau hatte sich bei Vollstreckung einer Karzerstrafe seinem Schuldirektor widersetzt. Das königliche Landgericht verurtheilte ihn wegen Widerstandes gegen die Staats gewalt zu 3 Monaten Gefängniß. Ter Verurtheilte focht dieses Urtheil mit dec Revision an, weil der Lehrer kein Erckutivbeamter sei. Das Reichsgericht hob das Urtheil aus und verwies die Sache zurück an die Vorinstanz. Diese verurtheilte nun den Fortbildungsschüler wegen Beleidigung zu derselben hohen Strafe. Auch diesmal wendete der Vertreter des Schülers die Revision ein, jedoch ohne Erfolg. lieber die Ernteanssichtcn in der Glauchauer Gegend wird Folgendes mitgetheilt: Alle Halmfrüchte stehen dieses Jahr aus gezeichnet, mitunter haben sich dieselben schon gelagert, besonders der Roggen dort, wo Gewitter heftig ausgctroffcn sind; dadurch wird der Ertrag gemindert. DieLandwirthe brauchen aber auch dieses Jahr eine reiche Strohernte, da man in vielen Wirth- Arewerger Anzeiger rind Tageblatt. Vette 4. Ueber den verschwundenen DiakonuS Lindner aus Bielau wird noch bekannt, daß seine Spur von dort über Wiesenburg bis Nieder-Weißbach führt. Nicht unmöglich ist, daß er sich im Walde nach Schneeberg zu verirrt hat, oder daß er in der Finster niß in die Zwickauer Mulde gestürzt und bei dem Hochwasser ivcit stromabwärts getrieben worden ist. Ein sonderbares Vergnügen leistete sich der Böttchermeister vom Dorfe Wachau bei Radeberg. Derselbe kam am Markttag im eleganten Jagdwagen mit Gabeldeichsel angefahren und hatte als Zugthier eine schwarz-weiß gefleckte Kuh eingespannt. Angeb lich soll der AuStrag einer Wette mit diesem Ulk verbunden ge wesen sein. . : Mitten durch den Ort WickerSdorf bei Waldenburg zieht sich bekanntlich die sachsen-altenburgische Landesgrenze und theilt die Gemeinde ziemlich in gleiche Theile. Es nimmt Wunder, warum eine Gemeinde, die doch jedenfalls eine einheitliche Ge meindeverwaltung gehabt hat, zwei verschiedenen Staatswesen zu- getheilt ist; man setzt deshalb mit Recht voraus, daß zu dieser Theilung ein besonderer Anlaß maßgebend gewesen sein müsse. Das ist denn auch der Fall. Wickersdorf (im Jahre 1488 noch Weigßersdorff geschrieben) war früher dem Kloster Remse zu ständig, gehörte aber zu denjenigen zahlreichen Orten, die ven Herren von Schönburg alle Abgaben zu entrichten haften, die einem Schutzherrn oder Voigtei-Inhaber zustehen. Da nun der Abt zu Bürgel, dem das Kloster Remse unterstand, dieses Ber- hältniß nicht länger dulden wollte, kam es 1488 zu einem Ver gleich, wonach unter Anderm auch von halb Wickersdorf die Zinsen an Ernst von Schönburg abgetreten wurden; das ist eben die sächsische Hälfte des Dorfes. Von der anderen Hälfte wollte das Kloster die Zinsen deshalb nicht abtreten, weil dieselben zu einem ewigen Lichte bestimmt waren.
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