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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881005
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-05
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.10.1888
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schlechte« Eindruck -«macht. Die belgischen Journale drohen mit Repressalien. Die französische Regierung hat nun erklären lassen, e» handele sich um eine völlig unpolitische innere Maßregel. Schade nur, daß Niemand daran glaubt. — Ueber die französischen Volks vertreter werden jetzt die sonderbarsten Geschichten von den Anti republikanern verbreitet. Paul de Cassagnac, der bekannte bona- partistische Parteigänger, erzählt, ein Abgeordneter habe in einem nur Mitgliedern de- Hauses zugänglichen Saale des Kammerpalastcs 700 Franken aus einem Briescouvert gestohlen. Ein monarchistisch gesinnter Volksvertreter erzählt in den Blättern seiner Partei, cs sei bekannt, daß in den Toilettenzimmcrn des ParlamcntShauies die Handtücher massenhaft verschwänden, da die Abgeordneten sie cin- steckten. Auch Seife und Kämme nähmen sie in großer Zahl mit. In anderer Richtung verdächtigt der Senator Naguni ehemalige Minister. In einer boulangistischen Versammlung zu Marieille er zählte er, der Zar habe Frankreich ein Bündniß gegen Deutschland angeboten, als Goblct Ministerpräsident gewesen sei. Nach Goblets Sturze habe sein Nachfolger Ronvicr nichts Eiligeres zu thun ge'aabt, als den Antrag des Zaren an Deutschland zu verrathen, um sich da lieb Kind zu machen Jetzt regnet es entrüstete Adleugnungcn auf diese Behauptungen Nagunts, der mit Leib und Seele dem Boulangismus dient Goblet erklärt, eS sei nicht wahr, daß der Zar ein Bündniß angeboten habe: Rouvier sagt, es sei eine Lüge, daß er ein französisches Staatsgeheimnis; an Deutschland verrathen. Die Wirkung all dieses hökeren und niederen Klatsches ist ein beständiges Sinken des Ansehens der Kammer und eine wachsende Verachtung des Volke? für den Parlamentarismus überlianpt. Es wäre schwer, den Boulangisten den Boden besser vorzubereiten, als auf diese Weise. Aus diesen Vcrbältuissen erklärt es sich auch, daß Minister Goblet neulich so ungeheuer wüwend gegen Boulanger und dessen Bestrebungen donnerte. Tie Regierung wird trotz aller großen Worte von der blanken Furcht vor einer Diktatur Bonlanger getrieben. Das ist die ganze Geschichte. Boulanger wird im Um sehen von der Bildfläche verschwinden, wenn nur ein einziges Genie in der Kammer anst'uchte. Ader leider hat Frankreich zur Stunte keinen einzigen bedeutenden Staatsmann. England. Die anglo indische Regierung hatte den aufständi schen Stämmen im Bezirk deS Schwarzen Gebirges ein Ultimatum gestellt, in welchem bis zum 2. Oktober Unterwerfung unter gewissen Bedingungen gefordert wurde. Das Ultimatum ist aber ablehnend beantwrtet, 'und so hat ein 10,000 Mann starkes englisches Expe ditionskorps den Vormarsch angetreten. — Wie „Reutcr's Bureau" meldet, ist der britische Admiial Fairfax nach den Samoa Inseln mit zwei Kriegsschiffen abgedampft. Auf dem Wege dahin wird derselbe die Insel Savage unter englischen Schutz stellen. Rußland. Nach einer Meldung ans Baku ist der Prinz Tschasamuz Salteneh als außerordentlicher Gesandter des Schahs von Persien zur Begrüßung des russischen Kaiserpaares nnb des Groß- fürsten-Thronfolgers dort eingctroffen. — Dem russischen Kaiserpaar find in Wladikawkas große Ovationen und zahlreiche Geschenke dar gebracht worden. Amerika. In Haiti ist eine neue Empörung ausgcbrochen. General Telemach, Mitglied der im September erst eingesetzten provisorischen Regierung, wurde ermordet. Viele Häuser sind nieder gebrannt. Sächsisches. — Dresden, 4. Oktober. König Albert reist heute Abend 9 Uhr vom Böhmischen Bahnhose aus nach Wien, wo er am Freitag früh i/gd Uhr anlangt. Kaiser Franz Joseph, der Statthalter Freiherr v. Possinger und der Corps-Commandant F.M.L. Freiherr v. König, sowie die Mitglieder der sächsischen Gesandtschaft am Wiener Hofe Werden zur Begrüßung des hoben Gastes auf dem Perron des Bahn- Hofes erscheinen. Eine Ehren-Compagnie mit Fahne und Musik- Capelle wird auf dem Perron Ausstellung nehmen. Die Dauer des Aufenthaltes am K. K. österreichischen Hofe ist »och unbestimmt. — Der Kricgsminister Graf v. Fabrice hat sich für einige Tage in dienstlichen Angelegenheiten nach Berlin begeben. — Das Blasewitzcr Parkhotel hat nicht, wie gestern gemeldet, Herr I)r. Lahmann, sondern der bisherige administrative Leiter des Lahmann'schen Sanatoriums, Herr Maximilian Malten, zum Zwecke der Umwandlung in ein Kurhotel übernommen. — Auf den Kegelbahnen werden zur Be dienung, zum Aufsehen von Kegeln re., gewöhnlich schul pflichtige Kinder in spaten Abend- und Nachtstunden verwendet. Da dies solche Kinder an Körper und Geist zu schädigen und für den Unterricht unempfänglich zu machen geeignet ist, so hat jetzt die Bezirksschulinspektion für Dresden-Stadt den Inhabern von Kegel- schnbanlagcn untersagt, künftighin schulpflichtige Kinder länger als bis Abends 9 Uhr zum Kegelschnbdieuste zu verwenden. Zuwider handlungen sollen mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder Haststrafe bis zu 14 Tagen geahndet werden,»..... .... . .. . . — Verleihungen. Professor Negicruugsrath vr. Har tig erhielt den Titel und Rang als „Geheimer Regicrungs Rath" derverrenkungcn des Kautschukmanncs unterhalten und zerstreuen. Endlich erschien Mr. Grant, der Direktor der Gesellschaft, selbst in der Manege und führte einen seiner arabischen Hengste als Schul pferd vor. In schwarzem Frack, Hut, weißen Hosen und hohen besporntou Stiefeln saß er wie angegossen aus dem edlen, schneeweißen Thicrc, das dem leisesten Drucke der Schenkel, der unmerkbarsten Bewegung der Reitgerte gehorchte, und erregte in viel höherem Grade, als alle vorangcgangcnen Parforceproductionen, die Bewunderung der Kenner und das Entzücken der Damenwelt. Das Letztere galt ungctheilt der blendenden Erscheinung des Reiters, der im blühendsten Manncsaltcr stand. Seine tadellos schöne Gestalt mit den geschmeidigen Gliedern wurde durch die kühne Sicherheit und die Eleganz der Haltung nur »och mehr gehoben; sein Antlitz zeigte regelmäßige Züge, denen das Feuer der blitzenden Augcpi, die schön gewölbten, dichten Brauen und der kecke schwarze Schnurrbart einen pikanten Reiz verliehen. Als er für den seinen Leistungen zu Theil gewordenen rau schenden Beifall dankend graziös seinen Hut zog, enthüllte sich eine üppige Fülle kurz gelockten, rabenschwarzen Haares. Der schöne Kunst reiter electrisirtc, wie schon gesagt, die Damenwelt. Seltsam war der Eindruck, den er auf Klairisse hervorbrachte. Da war nichts von jenem unbefangenen, entzückten Lächeln, das rings die hübsche» Mädchen- und Francngcsichtcr belebte, nichts von einem beredten, überfließcndcn Lobe des bewunderungswürdigen Ncitkünstlers, — Heinrich hatte es genau beobachtet: gleich das erste Erschcnicu des Reiters hatte seine Gattin geradezu wie ein Pfeil berührt; ihre Um gebung ganz vergessend, folgte sie ihm eine Weile mit unverwandtem Auge, um sich dann stumm und bleich in ihren Sitz znrück;ulehnen. Heinrich traute seinen Augen nicht. Er fragte sie, ob ihr etwa unwohl geworden sei. Sic bejahte und verließ mit ihm den Circus. Heinrich hatte sich durch diese Antwort förmlich erleichtert gefühlt. Es war also nur ei» Unwohlsein, nichts Schlimmeres! Was hätte es Wohl sein können? Eine Plötzlich erwachte, glühende Leidenschaft etwa für den schönen Kunstreiter? So hatte cs allerdings aus- geschcn, — aber das war ja nicht möglich, das widersprach ihrer leidenschaftslosen Natur. Von seinem Weibe verrathen zu sein, das Wäre das Letzte gewesen, was sich Heinrich träumen ließ, denn so unglücklich er sich fühlte, so glaubte er doch die ganze Liebe und Hin gebung seiner Gattin zu besitzen. kn der 3. Klasse der Hofrangorduung. — Anläßlich seiner Amts niederlegung erhielt Herr Pfarrer Bemmann in Langenhennersdorf das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden. — Daß auch eine junge Person „gewichtig* werden kann, das zeigt sich jetzt in Gröditz bei Weißenberg. Dortsclbst hat die erst 12jährige Tochter eines Mühlcnbesitzers zur Zeit ein Gewicht von nicht weniger als 156 Pfund. Das körperlich so vielversprechend entwickelte Mädchen muß in Folge dieses Umstandes schon nächstes Jahr aus der Schule entlassen werden. — Leipzig, 3. October. Bekanntlich war den Bewohnern der für den Markthallenbau angekauften Grundstücke von Seiten des Rathes die Räumung der Wohnungen für den 1. October d. I. ausgegeben worden. Im Laufe dieser Tage hat nun ein Massen auszug ftattgcfunden, da in den speciell in der Windmühlengasse gelegenen Grundstücken mit ihren ausgedehnten Seiten- und Hinter gebäuden zahlreiche kleinere Familien gewohnt halten. Die nach der Kurpriuzstraße zu gelegene Seite des Terrains ist zum größten Tkieil bereits freigelegt und eingeplankt und die Abbruchsarbeiten bezüglich der geräumten Gebäude können nunmehr beginnen. — In der gestern Abend stattgesundenen Glaservcrsammlung, welche wie ge wöhnlich von Herrn Kannegießer geleitet wurde und von ca. 150 Gehilfen besucht war, wurde die Annahme des von dem Gesellen- ausschusse und der Innung vereinbarten Tarifs abgelehnt. Es streiken asso die noch außer Arbeit befindlichen Gehilfe», etwa 30, weiter, die anderen arbeiten schon feit kürzerer oder längerer Zeit wieder. — Stötteritz, 3. October. Im Anschluß au unsere vor Kurzem gebrachte Notiz, betreffend die am 21. vor. Mts. erfolgte Ver haftung des hier prak'.icirenden Naturheilknndigen D., ist mitzniheileu, daß der Jnhaftirle bis auf Weiteres entlassen worden ist. Die An gclegenheit, welche bie Cur eines achtjährigen Mädchens betrifft, soll indessen weiter verfolgt werden und darf man auf den Ausgang der ache ge'pannt fein. — Ein hoffnungsvoller Vertreter unserer intelligenten Jugend scheint der 17jährige Schlosscrlehrling L. in Borna zu lein. Dieses Herrchen bat sich unter Milna nuc von 160 Mark in Gold, welche er seinem Meister zuvor entwendet hat, von dort heimlich entfernt. Um zu dem Gelbe zu gelangen, mußte derselbe zuvor drei ver- 'chlvssene Thüren, sowie den ebenfalls verschlossenen Sekrc'är, in welchem sich das Geld befand, öffnen, was ihm, da er sämmtliches Hantwerkszcug dazu in der Werkstclle vorfaud, nicht schwer sein konnte. Am Sonntag früh gelangte durch die Post in die Hänöc des bestohlenen Meisters, namens K., ein Brief des Flüchtlings, in welchem er mitthcilt, man solle ihn im „Rathsholze" suchen dort werde er seinem Leben durch Erhängen ein Ende machen. Letzteres ist jedoch schwerlich anzunehmcn, vielmehr vermnihet man, daß er nach Antwerpen zu fahren und sich von dort nach Amerika cinzu schiffen gedenkt L. hat einige Tage vor seiner Entfernung sich eine Landkarte gekauft und dieselbe fleißig stndirt; durch den Diebstahl hat er sich das nöthige Reisegeld verschafft. Zu bedauern sind die rechtschaffene» und angesehenen Eltern des leichtsinnigen jungen Menschen, welche über die Streiche ihres Sohnes außer sich sind. — I» Niederfrankenhain bei Geithaiu sah am Sonntag Abend Herr Gutsbesitzer Heinr. Pechstcin seinen Viehbestand auf eine unerwartet große Zahl vermehrt. Eine Kuh hatte 4 Kälbchen zur Welt gebracht, von denen drei noch am Leben sind und sich nähren, das 4. hingegen war todt. — Ein erschütternder Unglücksfall wird aus Ottcn- yain bei Geithain gemeldet. Der Gemeindcvorstand Fischer von dort hatte am Sonnabend einer in „Stadt Altenburg" zu Geithain stattgcfundenen Versammlung bcigewohnt und bei eingetretener Dunkel heit den Heimweg angetreten. Er mag nun wohl vom rechten Weg abgekommen sein, oder hat, um seine Behausung früher zu erreichen, einen kürzere» Weg über die Felder cingeschlagen, denn er stürzte in den an der Tautenhainer Straße gelegenen Hagcmann'schcn, ca. 20 Ellen tiefen Kalkstcinbruch und fand seinen sofortigen Tod. Am Sonntag Morgen wurde der Verunglückte in der Kalkgrube mit ge brochcnem Schädel anfgefunden. Tie Gemeinde Ottcuhaiu verliert einen verdienstvollen Beamten, der über 25 Jahre das Amt als Ge meinden.rstand mit Gewissenhaftigkeit verwaltet. Vor zwei Jahren wurde ihm in Hinblick auf diese langjährige Amtirung von Sr. Maj. das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — Nachdem die in Döbeln garnisonirendeu beiden ersten Bataillone des 11. säbsischen Infanterieregiments Nr. 139 ca Ist., Jahr in den für sie provisorisch hergerichtetcn Massen- und Bürgerquartiercn gelegen, konnten diese Truppen am Montag, den I. October, in die ihnen von der Stadt hcrgcstelltcn Kasernen cinziehen, ein Vorgang, welcher von entsprechenden Feierlichkeiten be gleitet war. — In Luuzenan wird ein recht umfangreiches Unternehmen von der dortigen Firma Vogel (mechanische Wcbsabrik) geplant Dieselbe will nämlich für alle ihre Bediensteten, Beamten und Arbeiter eine ganze Kolonie von Wohnhäusern errichten. Die Pläne sind aufs sorgfältigste entworfen und tragen allen Ansprüchen, namentlich auch Und dennoch konnte er sich nicht verhehlen, daß seit jener Stunde eine Veränderung mit Klairisse vorgcgangcn war. Er sah sie gedankenvoller als sonst, und ein anderer Gegenstand, als der gewohnte Kummer, schien es zu sein, der ihre Seele beschäftigte. Immer wieder trat ihm jener im Circus beobachtete Moment vor die Erinnerung. War es nicht wie ein dämonischer Zauber über sie gekommen? Und war der Kunstreiter nicht wirklich ein be strickend schöner Mann? Und dennoch kannte Heinrich die Tugend stines Weibes, kannte er die reine Innigkeit ihrer Liebe! Wie oft hatte sich ihre Unempfindlichkeit gegen andere Männer schon erprobt! Er hatte Klairisse schon früher in der Residenz in, Verkehr mit Lieb lingen der Damenwelt gesehen, die es an pikantem Reiz mit diesem amerikanischen Circusbeptzcr mindestens aufnchmen konnten und ihr doch nichts von ihrer ruhigen Würde zu rauben vermochten. In solchem Sturmlauf war Klairisses Herz nicht zu gewinnen; sic prüfte tiefer, als nur auf die bestechenden Effecte der äußeren Erscheinung. Dem Endrnck des Augenblicks erlag sic nicht, wenn ihm nicht eine edlere Würdigung voransgcgangen war. Konnte dies aber hier nicht der Fall sein? Wenn Heinrich sich von diesem Gesichtspunkte aus jenen ansiallendcn Vorgang im Circus ganz genau vergegenwärtigte, so trug derselbe allerdings alle Kennzeichen eines unverhofften plötz lichen Wiedersehens an sich. Klairisse hatte den Kunstreiter vielleicht schon auf ihren früheren weiten Reisen kenne» gelernt, vielleicht in ganz anderer Eigenschaft und unter anderem Namen; hieß es doch, er spreche das Deutsche ohne jeden fremdartigen Accent. War cs eine begraben gewesene und wieder erwachte Neigung, die sich an Klairisse verrathen hatte? Und was hatte dieser Neigung die frühere Kraft znrückgcgebcn? Der Zufall des Wiederfindcns allein oder die Seelenstimmung, in welcher er Klairisse antraf? War Heinrich denn sicher, daß er wirk lich »och ihre Liebe besaß? War er derselben noch würdig? Nein! Er verdiente sie längst nicht mehr, denn sein Weib war unglücklich, er hatte sie vernachlässigt; sie mußte glauben, daß sie ihm gleichgiltig geworden sei, ihm wohl gar im Wege stünde. Wohl konnte er ihr vorwerfen, daß sie ihm ein wichtiges Blatt ans ihrer Vergangenheit verheimlicht habe, — daß diese Vergangenheit aber wieder ihre alte Macht über sie gewinnen konnte, daran war nur die trübe Gegen wart schuld, und für diese trug Heinrich die Verantwortlichkeit allein. Fortsetzung folgt. in gesundheitlicher Beziehung, Rechnung. Vorzugsweise ist auf Familienwohnungen Rücksicht genommen worden. Mit Ausführung des Planes erhält Lunzenau einen nicht «»bedeutenden Stadttheil. — Der Dieb, welcher in letzter Zeit die Gegend von Colditz, Wurzen, Grimma und Umgegend unsicher machte, ist ein Fleiicher- gesclle, welcher in Geithain in Arbeit steht. Man hat den Burschen verhaftet. — In Geringswalde soll auch der alte Thurm der Kirche, die Genehmigung der politischen Gemeinde vorausgesetzt, die wohl best mmt zu erwarten steht, abgebrochen und von Grund aus neu aufgebaut werden. Damit hat der Kirchenvorstand einen Beschluß gefaßt, der vom weitaus größten Theile der Kirchengemeinde freudige Billigung gesunden hat. Der neue Thurm soll wesentlich schmäler und 67 Meter hoch, also bedeutend höher als der jetzige werden, auch soll, wie man hört, die Thurmuhr nach jeder der vier Himmels gegenden ein Zifferblatt erhalten. — Bei den fiskalischen Hütten in Halsbrücke bei Freiberg wird jetzt, wie wir kürzlich bereits gelegentlich berichteten, der schwie rige Bau eines Fabrikschornsteins ausgeführt, welcher der höchste des europäischen Festlandes werden soll Dieie noch unerreichte Höhe macht sich deshalb erforderlich, um künftig alle Hüttenrauchschäden zu vermeiden. — In Plauen i.' V. haben die Vorarbeiten für das im nächsten Jahre dort abzuhaltcnde 12. Mitteldeutsche Bundes- ichießen begonnen. Es wird zunächst mit der Bildung der Aus schüsse vvrgegaugen. Gewählt wurde bereits ein engerer Ausschuß, welcher mit den Vorarbeiten zur Aufstellung der Schießstände betraut ist. bestehend aus den Herren Schützenmeister L. Hanoldt, Schützcn- major Mühlmann, Architekt R. Vogel, Clemens Knuze und Fritz Erlcr. — Annaberg, 3. Oct. Der Verwaltungsrath des Th eatcr- bauvereins hielt gestern nach längerer Unterbrechung eine Sitzung ab. In derselben kam das am 29. Septbr. eingcgangcnc Schreib, n vcs Stadtrathes zur Verlesung. Der Stadtrath bewilllgte den nach gesuchte» Betrag von 35,000 M. hypothekarisch und zinsfrei, welche Mittheilung dankend zur Kenntniß genommen ward. Es wurde die sofortige Inangriffnahme der Vorarbeiten beschlossen und zwar sollen, wenn auch die Abränmungsarbcitcn an der Baustelle erst im Früh jahre beginnen können, die hiesigen Baumeister um Einreichung von Plänen und Kostenanschlägen innerhalb einer möglichst kurz bemessenen Frist gebeten werden. Dabei dürften die Anschläge die vorhandenen Mittel keinesfalls übersteigen, sondern es haben sich sämmtliche Be rechnungen fest inn.rhalb der gegebenen finanziellen Grenze zu be wegen. Am 15. October werden IO«/« der ersten Banrate, wie in den Statuten vorgesehen, eingchobe». — Gestern wurde das Dcvrient'sche Lnth.rfestspicl hier zum ersten Male durch Dilettanten anfgefnhrt. — Vom Dache gestürzt und sofort verstorben ist am 1. October in Buch Holz der Schieferdeckcrgchilfe August Schuster aus Schandau. Der Fall geschah infolge eines Fehltrittes denn Ausstcigen aus einem Dachfenster. Der Verunglückte ist 43 Jahre alt, Witlwer, und hinterläßt 2 Kinder. — In Jöhstadt wirbelten am 1. Oct. früh bei einer Tem peratur von 1° li. über Null die ersten Schneeflocken vom Himmel hernieder, für den Landwirth eine Mahnung zur Eile, denn obgleich in den letzten Wochen viel Getreide cingcheimst wurde, steht »och immer viel auf den Feldern und die Kartoffelernte hat noch gar nicht begonnen. Daß trotz der niedrigen Temperatur und der un günstigen Witterung dieses Jahres auch in dortiger Höhenlage bei guter Pflege dem Boden noch etwas abzuringen ist, zeigen die in dem Garten des Kaufmanns Melzer in einer Höhenlage von 790 nr gewachsenen prächtigen Gurken. — Zur Verminderung des Hochwildes tragen jetzt auch die Eiscnbahnzüge bei. Aus Schönhaide wird berichtet, daß zwischen dem allen Wiejenhause und der Station Wilzschhaus von dem am Freitag Abend Io Uhr 35 Minuten verkehrenden Pcrsvncnzuge 3 Stück Hoch wild überfahren wurden. — In Bad Elster brannte am 3. October früh 4 Uhr das dem Fnhrwcrksbesitzer Herrn Schädlich gehörige Stall- und S.hnppen- gcbäude, in dessen oberen Räumen sich große Mengen Heu und Llroh, und namentlich noch viel unausgedroschener Hafer befanden, bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Feuer war au der Äieb lse ic nach der Elster zu ausgekommcn, doch ist bis jetzt noch nicht er klärt worden, wie es verursacht sein könnte. Das Wohnhaus blieb. Dank dem kräfügcn Eingreifen der Feuerwehr, erhalten, der Schaden für den Kalamitosen ist ein sehr großer. — Der am 28. Aprll d. I. begonnene Bau der Erzge- bir gischen Dynamit fabrik bei Hormcrsdorf ist soweit fertiggestellt, daß im Laufe des November die Fabrikation beginnen kann. Das in reichlich eiustündiger Encfernung von der Stadt Geyer gelegene Eiablissemcnt ist nicht nur mit der neuesten Einrichtung in der gedachten Brauche versehen, sonder» auch mjt..den .denkharsteu Sichcr.witsvorrichtnngen. Eine jährliche Produktion von 20 000 Zentner wird ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu erreichen sein. Zur Sicherstellung der einzelnen Fabrikativnsränme machte sich die Auffnhrnng von 40 Erdwälle» nötbig, von welchen die größeren in der Basis 23 nr Durchmesser und 9 m Höhe haben. Das etwa 40 Acker enthaltende Grundstück (die sogenannte Gisthnlte), auf welchem die Fabrik errichtet wurde, ist vollständig mit Wald um geben. Durch die in ca. einem Monat zur Eröffnung kommende Bahnverbindung Gcycr-Schönfcld, zu welcher eine ueugebanle Straße tührr, wird eine bequeme Absatzverbindung hergcstellt. Mit dem angestrebtcn Weiterbau der Bahnlinie nach Zwönitz würde das Etablissement eine billige Zuführung der Kohlen aus dem Luganer Kohlenbecken erbalten. Der Bau der Fabrik hat namentlich der dortige» Arbciterbevölkcruug zu besonderem Segen gereicht, da dadurch der Vcrdienstlosigkeit, infolge des gänzlichen Daruiederlicgens der Strnmpfbranche, begegnet und einem drohenden Nothstande ab- gchvlfen wurde. Trotz der beim Baue angewandten größtmöglichen Sparsamkeit hat man sich doch das Wohl der Arbeiter angelegen sein lassen durch Herüchtuug einer Badeanstalt und einer Bibliothek. Der durchschnittliche Lohn bei den Akkordarbeiten hat 24—30 Pfg. pro Stunde betragen. — Auch der Blitz hat eigeuthümliche Launen. Bei dem Gewitter am Sonntag traf ein Strahl das Haus des Webers Riedel in Hammerbrücke, welches bereits zum dritten Male von Blitzschlägen heimgesucht wurde. Vor acht Jahren wurde das damaltge auf derselben Stelle befindliche Hans in Folge Blitzschlages in Asche gelegt, und 22 Jahre zuvor halte ebenfalls der Blitz, ohne zu zünden, bedeutenden Schaden im Hause ungerichtet. Am Sonn tag erfolgte zwar auch keine Entzündung, doch wurde dem Hanse wieder übel mitgespielt. — Brunn bei Auerbach. Ein kürzlich hier vermißter Zimmer lehrling hat sich »ach ungefähr 3wöchentlichem Umhertreibcn wieder zu Hause eingestellt. Ob fein Vater — wie es im Glcichniß vom verlorenen Sohne erzählt wird — vor Freude ein gemästetes Kalb geschlachtet hat, ist nicht bekannt geworden. — Seit einigen Tagen ehlt nun schon wieder Jemand ans dem Orte. Es ist dies der etwa 60 Jahre alte Handarbeiter M. Man sah ihn in der Nähe von Rcibolvsgrün im Walde und vermuthet, daß er sich das Leben genommen habe. Die Absicht, sich zu erhängen, hatte er schon wiederholt ausgesprochen und dürfte cr dieselbe jetzt aus dem Grunde zur Ausführung gebracht haben, weil cr keine Wohnung auftrciben konnte und infolgedessen im Bezirksarmcuhaufc zu Sorga untergebracht werden sollte.
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