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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189607153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960715
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960715
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-15
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.07.1896
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Krewerger Mrzeiger «md Lasebl«tt. Sette 4. 18»«. 1V2. mit 2 die E wird hierge Güter fürsi Guthc rechtli betref * die C eine i das b soll. „Star Insel Sd sioner die T Mam aus i Als! Bord schnei 24 Z versck leben dann mögt Woch „Ich mick fand mich Empf ich m taste« war mit t druck gekoä im 3 Angs umhc mein sei al Aufr steht 'mit! diktir besuc thäti, an c anbei Mitt Krier Verb und trans hörte ihn r dem Kaise den § * dem, Levi sowie Hirsö Handl anspr cienm Mori Besch vertrc bring Wohl Kron! deS 8 und Rosst Zustii Geori Hirsch Baroi vemb, Besitz Herrr Verm der I bei de u. Co bank Laris OrE und ( 8z^>o ungar der L Wien, reiches ferne: (darin diesell in Be Berlii Müne 3692 Deuts 3755! u. s. Faust! einger sie di« des I -n. Sayda, 13. Juli. Die Zusammenstellung der Geschäfts berichte der Krankenkassen im Saydaer Bezirke auf das Jahr 1895 ergiebt folgende Zahlen: Bei den neun bestehenden Ortskranken kaffen und 5 Fabrik-(Betriebs-)Krankenkaffen waren am Schluf des Jahres 1895 3777 Personen (2645 männliche, 1132 weibl. versichert; es kamen im Laufe des Jahres 959 Erkrankungsfälle (679 bei männlichen, 280 bei weiblichen Mitgliedern) mit 15 377*/, Krankentagen (11060*/, männliche Mitglieder, 4317 weibliche Mitglieder) und 32 Sterbefälle (23 männl., 9 weibliche Mitglieder) vor. Die Einnahmen der sämmtlichen Kassen be trugen 42630 Mk., darunter 34128 Mk. Versicherungsbeiträge, die Ausgaben 40398 Mk. Der Reservefonds der Kassen stellte sich am Jahresschlüsse auf 25218 Mk. Bei vier Kaffen reichten die regelmäßigen Einnahmen zur Deckung des Bedarfs nicht aus. L- Neuhausen, 13. Juli. Der die Parochien Neuhausen, Seiffen und Deutschneudorf umfassende Verein zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder hält Mittwoch, den 15. Juli, Nachmittags 4 Uhr im Erbgerichtsgasthofe hier seine Jahresversammlung ab. In der Nacht zum 6. dieses Monats sind auf der 1. A! theilung der Dippoldiswalde-Klingenberg-Grillenburger Stras bei Station 2,4 bis 2,5 in Reichstädt 5 Aepfelbäume durch A! schneiden der Baumrinde beschädigt worden. Demjenigen, welcher den Thäter dieses Baumfrevels dergestalt ermittelt, daß derselbe von der zuständigen Gerichtsbehörde zur Untersuchung und Be strafung gezogen werden kann, wird von der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde eine Belohnung bis zur Höhe von 30 Mk. aus Staatsmitteln in Aussicht gestellt 1 Zu der SckreckenSthat der Fra« Schipke d» Leipzig, von der bereits berichtet wurde, sei noch Folgendes mitgetheilt: Frau Schipke scheint zu der That auS Verzweiflung über ehelichen Un frieden getrieben zu sein. Ehe sie die That beging, hatte sie die Kinder, zwei Mädchen im Alter von 3 um» 5 Jahren, mit frischer Wäsche und Sonntagskleidern angethan. Ein zurückkehrendes Schlafstellenmädchen hatte zuerst den Anblick der drei an den Thürgewänden hängenden Leichen und machte Meldung bei der Polizei, deren Wiederbelebungsversuche ohne Erfolg blieben. Man fand im Zimmer zwei Briefe der Mutter mit letztwilligen Wünschen, sowie eine Flasche Schnaps nebst Gläsern, mit dem sie wohl die Kinder erst betäubt hat. Der gegen 10 Uhr ange trunken heimkehrende Manu zeigte sich gegen die Verbringung der Ehefrau in die Anatomie ganz gleichgiltig. Die hinge mordeten Kinder wurden zu späterer Beerdigung in das Patha logische Institut gebracht. Ein Unglücksfall mit tödtlichem Ausgange ereignete sich gestern rüh in Chemnitz in einem Hausgrundstück des Kaßbergs. )aselbst war eine 34 Jahre alte Frau im zweiten Stockwerk mit Einigen von Fenstern beschäftigt. Zu diesem Zwecke hatte sie eine Setztreppe mit der einen Häfte auf einen Tisch und mit der anderen Hälfte auf das Fensterbrett gestellt. Als sie die höchste Stufe iwr Treppe erreicht und von hier aus eine Gardinenstange abnehmen wollte, stürzte sie kopfüber sammt Setztreppe und Gardinenstange durch daS offene Fenster aus einer Höhe von etwa 15 Meter in den Vorgarten. Die Verunglückte, welche vermuthlich Gehirnerschütterung und Sckävelbruch erlitten, war sofort todt. Sie hinterläßt außer ihrem Ehemann noch vier unerzogene Kinder. Schon lange ist es her, seit in Plaue« i. V. Mangel an Handwebern geherrscht hat; gegenwärtig sind Handweber, nament lich sür Mull, dort wieder sehr gesucht. Aber ihre Zahl ist stark zusammengeschmolzen und die Webstühle sind meist nicht mehr vorhanden; in den ungünstigen Zeiten für die Handweber sind die alten unbenützten Stühle vielfach zur Feuerung verwendet worden. — Bei einem Stubenbrande in einem Seitengebäude der „Königsburg" hat die russische Spitzenaufkäuferin Olivenstein fast ihr ganzes Vermögen verloren, es sind ihr für etwa 3000 Mk. Spitzen verbrannt oder durch das Löschen verdorben. Sie hatte sich auf einem Spirituskocher den Kaffee wärmen wollen und das noch brennende Streichhölzchen weggeworfen. Sie verließ darauf die Stube, um etwas zu holen, als sie nach einigen Minuten zurückkam, konnte sie vor Rauch nicht mehr in die Stube hinein. Ende macht. Ein Postschein mit diesem Namen ist danach aller dings bei dem Selbstmörder, Namens Baumbach auS Cunners- ' dorf bei Hirschberg i. Schl., gefunden worden; doch war dieGeld- sendung nicht an den berüchtigten Kögler adressirt, sondern an ' einen Namensgenoffen des Raubmörders, den Gastwirth Kögler in Oybin, bei dem der rc. Baumbach in Stellung gewesen ist. Die Geldsendung ist auch erst im Herbst des vorigen Jahres er folgt. Baumbach war noch nicht 24 Jahre alt und vor zwei ' Jahren vom 5. JSgerbataillon als Reservist abgegangen. Die angebliche Vorladung aufs Landgericht stellt sich als ein polizei- > licher Strafbefehl über 6 Mk. heraus. ! Ein junges Mädchen aus Waldheim, die Tochter achtbarer ' Eltern, welches z. Z. in Chemnitz in Stellung war, hat sich durch Ertränken im Schloßteich in Chemnitz das Leben genommen. Die Lebensmüde stand wenige Tage vor ihrer Hochzeit, man weiß nicht, was dieselbe in den Tod getrieben hat. Nachdem auck die Inhaber der letzten in Grimma bestehen- - den Färberei und Druckerei sich vom Geschäft zurückgezogen haben, ! ist ein Gewerbe erloschen, das einst neben der Tuchmacherei einen Hauptnahrungszweig der Stadt bildete. Schwarz- und Schön färberei hat es dort, wie in anderen Orten schon in alter Zeit gegeben. Sie zur Blüthe zu bringen — das war das Verdienst »der Familie Leonhardt, deren Stammvater, aus Colditz gebürtig, — Die Äastwirthschaft „Zum Glockenberg" in Straßberg, un mittelbar an der Flurgrenze Plauen i. B. wurde in der Nacht ,um Sonntag der Schauplatz roher Ausartung. Der etwa 21jährige Handarbeiter Lang von Plauen, der sich selbst den Titel „Räuberhauptmann Karo" zugelegt und als solcher schon vor zwei Jahren in der Umgegend von Plauen in Geineinschaft mit anderen Gesellen als Spitzbube und brutaler Mensch aufgetreten ist, Handlungen, wegen deren er eine längere Gefängnißstrafe verbüßt hat, kam gegen Mitternacht mit mehreren anderen gleich alterigen Genoffen in die genannte Wirthsckaft und suchte an einem geschloffenen Tänzchen theilzunehmen. Als er mit seinen Ge nossen entfernt worden war, trat er sofort als Räuberhauptmann Karo auf; er schoß aus einem scharfgeladenen Revolver, schlug mit seinen Gesellen ein Fenster ein und zerschlug mehrere brennende Petroleumlampen. Während die anwesenden Gäste be müht waren, das entstandene Feuer zu löschen, feuerte „Karo" von der Straße aus in die Gasträume; er zerschoß mehrere Fenster scheiben und Gardinen. Der Wirth und ein anwesender Jäger euerten nun mit Jagdgewehren auf die Angreifer, die nunmehr in der Richtung nach Neundorf abzogen. Emen Gast hatten sie eine hohe Böschung hinabgestürzt, eine Anzahl Biernläser sind von ihnen zerschlagen worden. Es wurde telegraphisch um Hilfe seitens der Gendarmerie gebeten, auch wurde wiederholt von der Plauenschen Polizei Hilfe verlangt. Diese sandte auch, obwohl der Ort der That auf Landflur sich befand, in Anbetracht der besonderen Umstände eine starke Patrouille ab, die Thäter waren aber bei Ankunft derselben bereits abgerückt. Bei einem Streif zuge der Polizei wurde in der folgenden Nacht der Handarbeiter Lang, vulgo „Räuberhauptmann Karo" in einer Sandgrube an der Hoferstraße festgenommen. Lang war mit einem alten Chassepot- gewehr, einem Revolver und einem alten langen Säbel bewaffnet. Er hieb mit dem Säbel um fick und schoß nach den Beamten, ohne zu treffen. Diese verwundeten ihn durch einen Säbelhieb schwer, aber nicht lebensgefährlich am Hinterkopf. Auch ein zweiter Geselle Langs war mit einem alten schweren Säbel bewaffnet. Die alten Waffen sind aus dem Museum des Alterthumsvereins in Plauen mittels Einbruchs gestohlen worden. Diese Thäter sind ebenfalls verhaftet. Von den Thätern am und im „Glocken berg" sitzen bis jetzt 4 Mann hinter Schloß und Riegel. In Glauchau mißhandelte der angetrunkene Maurer St. in der Nacht zum Sonntag wieder einmal seine Ehefrau. Dies- mal aber in einer Weise, oaß die Frau gezwungen war laut um Hilfe zu rufen, was den im Nebenhause wohnenden Weber H. veranlaßte, der Bedrängten beizuspringen. Der skandalirende - Maurer wehrte sich jedoch mit aufgeklnppteiy Taschenmesser und , stach den H. 12 Centimeter tief in den linken Oberschenkel. Während zwei Schutzleute den wüthend um sich schlagenden > Messerhelden zur Haft brachten, wollte sich der Gestochene selbst , zu einem Arzt begeben, brach jedoch unterwegs ohnmächtig zu sammen, weshalb man ihn nach der Polizeiwache trug, dort ver band und später in seine Wohnung zurückfuhr. Zu dem Selbstmord durch Gift auf der „Geipelburg" erhält ' das „Meitzner Tageblatt" aus der Heimath des Selbstmörders eine Zuschrift, die den Vermuthnngen bezüglich des bei ihm ge fundenen Postscheines mit dem berüchtigten Namen Kögler ein — Z«r Erledigung kommt: Die Schulstelle in Heiligen born. Kollator: die oberste Schulbehörde; Einkommen — außer freier Wohnung, Honorar für Fortbildungsschule und Garten genuß — 1000 M. Bewerbungsgesuche sind bis 2. August an den K. Bezirksschulinspektor Schulrath Mushacke in Döbeln ein zureichen; — den 1. Oktober die Kirchschulstelle in Rennersdorf. Kollator: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts. Einkommen: neben freier Amtswohnung mit Garten 1000 M. vom Schuldienste, 507 M. 69 Pf. vom Kirchendienste und 72 M. für Ertheilung des Unterrichts in der Fortbildungs schule. Bewerbungsgesuche unter Beifügung auch des Zeugnisses üoer die musikalische Priifung sind bis zum 27. Juli bei dem K. Bezirksschulinspektor Zimmler in Löbau einzureichen. Die nach den Blumen langen!" ' Nach einer niederdeutschen Sage hebt sich das Kornweib oder die Korumuhme, ein Getreidegespenst, in fahlem Schleier und mit - eisernem Leibe empor und raubt die blumensuchenden Kinder, die sich zn weit in das Feld gewagt haben. Die Kornblumen auf weiter ländlicher Flur konnten sich daher einst veranlaßt fühlen, sich bei der Göttin deS Ackerbaues zu beschweren, die die Felder i dnrchwaudelte. Sie baten um einen entlegenen einsamen Stand- ' ort, an dem sie nicht von den verachtenden Blicken der Menschen getroffen würden, oder nm Verwandlung in eine ährentragende Pflanze. Doch die Göttin antwortete: „Ihr seid die Priesterinnen im großen Volke der Aehren; ihr sollt nicht ährengleich rauschen und körnerschwer euer Haupt zur Erde neigen, sondern frei und fröhlich blühen und, ein frommes Bild der stillen Heiterkeit und deS zuversichtlichen Glaubens, nach oben schauen in die Höhen des azurblauen Himmels. Harret in Geduld bis zum Tage der Ernte, dann wird man euch in Sträuße binden und in Kränze flechten!" — Kaum sind die ersten Kirschen auf dem Markt erschienen, so greift auch wieder die alte Unsitte um sich, die Kerne auf Fluren, Treppen und Bürgersteigen achtlos wegzuwerfen. Nicht lauge wird eS dauern, bis wieder jeden Tag einige Unfälle Vor kommen, die diese üble Angewohnheit zur Folge hat. Wen ästhetisch- Rücksichten nicht abhalten, einer alten Unart weiter zu fröhnen, der sollte sich wenigstens durch die Rücksicht auf Leben und Gesundheit seiner Mitmenschen bestimmen lassen, und wer eS nun durchaus nicht unterlaßen kann, gleich auf offener Straße, er geht und steht, das Obst zu verzehren, der möge zum 'Mindesten die Vorsicht gebrauchen, die Kerne nicht auf den Plattenfußweg, sondern auf die Fahrstraße zu Wersen, wo sie weuiger gefährlich sind. Der Unachtsamkeit kann unter Umständen auch schr theuer zu stehen kommen, denn jeder haftet für den Seiden, den er so anrichtet. — Die Mottenzeit. Die vorsichtigen Hausfrauen haben, ehe sie in die Sommerfrische gingen, die Polstermöbel und Teppiche so gründlich mit Kampber oder ähnlichen stark duftenden Sub stauzen parsümirt, daß dem Eintretenden in einen solchen Wohn raum der Athem vergeht und er wohl die sichere Empfindung habe» kann: „In diesem Duft hält eS kein lebendes Wesen aus." Wenn man aber Abends ein Licht in ein solches Zimmer setzt, dann flattern die silberglänzenden kleinen Schmetterlinge lustig der Flamme entgegen, und nach einigen Jahren zeigen sich auch die Spuren ihrer Thätigkeit an den neuen Möbelstoffen. Wenn wir nun den geschätzten Leserinnen etwas von dem Geschäfts- geheimniß eines alten Kürschners und Pelzaufbewahrers verrathen dürfen, so empfehlen wir als daS einzig bewährte „Klopfstocks Werke". Dies empfiehlt sich nicht bloß für Möbel und Haus einrichtung, sondern auch namentlich für die Freihaltung der Garderobe von diesen Schädlingen. Sind Motten in Kleidungs stücke, namentlich in Pelze, eingedrungen, so ist allerdings eine schärfere Prozedur, daS sogenannte Schwefeln, nöthig, zu dessen Ausführungen es besonderer Vorrichtungen bedarf. Winterjackett, dunkelbraunem, mit kleine» Blümchen versehene» Rock, rothwollenen Strümpfen nnd auS niedrigen Schnürschuhen. Die Angehörigen bitten alle Diejenigen, die in der Lage find, Über den Verbleib der Verschwundenen etwas mitzutheilen, dies entweder direkt an den Bergarbeiter Oswald Tanneberger m Brand (Sachsen), Röschenweg 119, I, oder an R. Tanneberger, Dresden, Ziegelstraße 55, Hl, r., bei Döbritz, gelangen zu lassen. — Die Kornblume mit der lieblichen Federkrone aus Himmelsblau, die bescheidene Nelke des wogenden Aehrenmeeees! me blaßrothe Kornrade, der lustige Rittersporn und der flatternde Mohn in weithin leuchtendem, rothem Kleide locken jetzt manches Kind hinein in de» schattenlosen Aehrenwald, um sich zu einem bunten Strauße Vereinen zu lassen. Und eS ist natürlich, daß daS junge, für die Schönheit der Natur so empfängliche KindeS- oemüth dem Rufe freudig folgt, unbekümmert um den Schaden, der durch daS Niedertreten der segenschweren Aehren verursacht wird. Dieser Schade» aber ist so groß, daß er zu den paar Pfennigen, die sich arme Kinder mit den Feldblumensträußen verdienen, in gar keinem Verhältnisse steht. Darum verstehen wir, daß man auS dem seltsamen Rauschen der Aehrenwogen Frau HolleS zart warnende Stimme zu vernehmen glaubt: . „Laß steh'n die Blume! Geh' nicht ins Korn! Die Roggenmuhme Zieht um da vorn. Bald duckt sie nieder; Bald guckt sie wieder. Sie wird die Kinder fange», 1692 in Grimma Bürger wurde und auf der Leipziger Gaffe eine Fär berei betrieb. Seine Nachkommen widmeten fuh demselben Ge werbe so erfolgreich, daß eS vielen Bewohnern Beschäftigung gewährte. Zu Ende deS vorigen Jahrhunderts hatten gleichzeitig vier Angehörige der Familie Leonhardt dort Färbereien und Druckereien, deren eine später durch Heirath auf Johann Daniel Schmidt auS Erfurt überging. Der Grimmaer Leinwand- und Baumwollendruck war von dieser Zeit an berühmt und auf den Leipziger Messen !ein dankbarer Handelsartikel; selbst bis nach Ostindien erstreckte sich sein Absatz. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Der Druckerei und Färberei hat sich der Groß, betrieb bemächtigt; das einstige bürgerliche Gewerbe ist in die Fabriksäle der Jndustriecentren übergesiedelt und damit dem Zuge der Zeit gefolgt, dem noch mancher jetzt blühende bürger liche Beruf wird weichen müssen. Ein sonderbarer Zufall ist es, daß daS HauS Nr. 178 gerade 100 Jahre hindurch als Färberei und Druckerei gedient hat. Am Sonntag Nachmittag wurde A-Wa-t abermals durch ein erhebliches Schadenfeuer beimgesucht. Das Feuer ging wenige Minuten vor 6 Uhr auf und griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß binnen einer Stunde 16 Wohnhäuser in Flammen standen. Einunddreißig Familien sind obdachlos und zum großen Theil an den Bettelstab gebracht worden, denn nur zwei der Kala- mitosen hatten ihr Hab und Gut versichert. Umgekommen sind in den Flammen 2 Schafe, 1 Ziege und vieles Nutzaeflügel. Die Noth ist umso größer, als die Ernte vor der Thür steht, die Kalamitosen aber nicht wissen, wo sie ihre Familie und das ge rettete Vieh unterbringen sollen. Ein Feuerwehrmann ist ver unglückt, doch nicht lebensgefährlich. Brandstiftung wird vermnthet. Bei dem Gemeinderathe zu Leutzsch war jüngst der Antrag eingebracht worden, die beiden untersten Steuerklaffen (Einkommen bis zu 400 Mk.) von der Entrichtung von Gemeinde-Einkommen steuern zu befreien, analog den bestehenden Verhältnissen bei der Staats-Einkommensteuer. Der Antrag war damit begründet, daß namentlich ältere, arbeitsunfähige Personen, Wittwen rc. dieser Steuerklasse angehörtcn, die man wohl davon befreien könnte. Der Finanzausschuß war jedoch nach genauer Prüfung der Verhältniffe anderer Ansicht. Er erkannte wohl an, daß älteren, kranken Leuten eine Erleichterung in dieser Beziehung zu gönnen sei, und davon habe man auch bisher ausgiebigsten Gebrauch gemacht; andererseits wurde aber auch stan betont, daß man durch den Wegfall der Steuersätze für die untersten Klassen einer großc«' Anzahl junger Leute diese Erleichterung mit gewähren würde, die recht gut die wenigen Abgaben ent richten können. Ja eS sei sogar bedenklich, derartige Einrichtungen zu treffen, da durch daS Bekanntwerden solcher Erleichterungen ein starker Zuzug zu erwarten sei, wodurch der dortigen Gemeinde keineswegs ein Nutzen erwachsen könne. Der Gemeinderath lehnte daher mit großer Majorität diesen Antrag ab. Einem dabei mit ausgesprochenem Wunsche, die Steuertermine wie in der Stadt Leipzig einzuri hten, soll nach eingeholten Erkundigungen ent sprochen werden. Die Leiche des seit dem 3. Juli vermißten Diakonus Lindner in Biela« ist nunmehr aufgefunden worden. Dieselbe wurde am Sonnabend Mittag von zwei Schulknaben unweit derCainS- dorfer Brücke auf Bockwaer Flur aus der Mulde gezogen. Uhr und Geldbörse fehlten. In einem Anfalle geistiger Umnachtung sprang die Ehefrau deS Fleischers Lohse in Auerbach aus dem ersten Stockwerk auf die Straße herab, kam aber wunderbarer Weise ohne jede Verletzung davon. Ausbrechende Tobsucht machte zunächst die Unterbringung der Unglücklichen im Krankenhause nöthig. In Wernitzgrü« entspann sich vor einigen Tagen zwischen böhmischen Bettelmusikanten und Bauarbeitern ein regelrechter Kampf, bei dem die Blechinstrumente der czechischen Musikanten als Waffen dienten und nach beendeter Schlacht zertrümmert oder verbogen am Boden lagen. Nach Feststellung der Personalien wurden die böhmischen Virtuosen über die Grenze zurückgeschickt. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Unter Aufhebung der Verordnung vom 15. März 1888, einige Abänderungen der Verordnung vom 26. Januar 1884 über die Herstellung und den Betrieb von Waaren- aufzügen und Fahrftuhleinrichtungen in Fabriken und anderen Gewerbeanlagen, Niederlagen, öffentlichen Gebäuden und Gasthäusern betreffend, wird durch das soeben erschienene Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen verordnet, daß künftig bei der Herstellung und dem Betriebe der in 1 bis 3 der Verordnung vom 26. Januar 1884 genannten Anlagen den unter dem 12. Juni 1896 erlassenen Konstrukttons-und Betriebs Vorschriften nachzugehen ist. — Ein Sonderabdruck der nunmehr giltigen Bestimmungen ist soeben im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei von C. C. Meinhold L Söhne in Dresden er schienen und durch jede Buchhandlung zum Preise von 20 Pfg. zu beziehen. ** Im Verlage von Eduard Gaeblers geographisches Institut, Leipzig, sind soeben in neuer Auflage nachstehende Karton- Werke erschienen: Kreishauptmannschaft Leipzig und Touristen karte der weiteren Umgebung Leipzigs. Bezüglich der kifften Karte ist zu bemerken, daß dieselbe namentlich für Geschäfts reisende, dann aber auch für Bureaus, Expeditionen u. s. w. großen Werth hat, denn erstens sind sämmtliche Ortschaften roth einge zeichnet, wodurch der Größenunterschied mehr hervortritt, dann bemerkt man außer den Eisenbahnen und Hauptstraßen auch die Kommunications- und Fußwege auf der Karte und schließlich sind die Kirchen, Mühlen, Ziegeleien, Bergwerke, Schäfereien, Forst häuser, Kalkwerke «. s. w. durch besondere Zeichen und Abkürz ungen bemerklich gemacht. Trotz der großen Menge des dar aestellten Materials ist die Karte äußerst übersichtlich und gut lesbar. Durch die Beigabe eines vollständigen alphabetischen Namensverzeichnisses und durch saubere und übersichtliche Dar stellung kann die Touristenkarte allen Touristen und Spaziergängern empfohlen werden. Verschiedenes. * Ueber die Lebensweise der im Jahre 1850 geborenen Kaiserin Harnko von Japan theilt ein japanisches Blatt Folgendes mit: Viele Jahre ertheilte die Kaiserin in der japanischen Hoftracht Audienzen, aber 1888 wurde angeordnet, daß alle zu Hofe Kommenden im europäischen Gala-Anzug erscheinen sollten. Das Kleid der Kaiserin wurde in Berlin bestellt nach dem am deutschen Hofe üblichen Schnitt. Aber mit ihrem Takt und der Rücksicht auf die Gefühle Anderer ordnete die Kaiserin an, daß ein gleicher Anzug in Japan von japanischen Stoffen angefertigt , wurde. Dieses einheimische Kleid trug sie beim Empfang am - Morgen, das Berliner bei der Audienz am Nachmittag. Auch - die Haartracht ist modernisirt und gekrönt von einem Brillanten- i Diadem und Straußenfedern. Seit jenem Jahre sieht man die , Kaiserin stets in europäischer Tracht und ihre Damen ebenfalls,
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