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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189607153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960715
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960715
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-15
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.07.1896
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Areiderger Auzetger u«d Tageblatt. Seite 3. — 15. JE. ^18A 18b». In dem we> proklamirt worden war. Gelingt es nun der Vertheidigung, diesen technischen Punkt durchzusetzen, so ist eine Anschuldigung Wit Bezug auf das Jamesonsche Umsturzunternehmen unmöglich und der Prozeß fällt damit ins Wasser. Läßt aber der Gerichts hof Sir Edward ClarkeS Argument nicht gelten, so beabsichtigen die Angeklagten, wie berichtet wird, sich schuldig zu bekennen, so daß dann eine Vernehmung von Zeugen nicht stattfinden würde. — Die Untersuchung betreffs der Verwaltung der Chartered Company soll nach den Erklärungen Mr. Chamberlains Anfang 1897 einem Ausschüsse des Hauses der Gemeinen anvertraut werden. — Die in Kapstadt eingesetzte parlamentarische Unter- suchuugskommisfioa über Jamesons Einfall hat nach einer Meldung Bevölkerung nicht fehlen lassen. Vielfach handelt es sich um Firmen, welche im AuSlande, insbesondere in Holland nnd Belgien domizilirt sind und ihre Geschäfte in Deutschland durch Ver mittelung inländischer Agenten betreiben; wiederholt ist vor Ge schäftsverbindungen mit solchen Firmen im „Recchsanzeiger" — zuletzt in Nr. 282 vom 1. November 1895 und in Nr. »8 vom 6. Februar 1896 — gewarnt worden. Sehr dankenSwerth wäre eS, wenn die TageSpresse dieser Angelegenheit eine erhöhte Auf merksamkeit zuwenden und die Thätigkeit der Behörden durch Aufklärung der Bevölkerung nachhaltig unterstützen wollte. Es wird darüber geklagt, daß trotz der ergangenen amtlichen Warn, ungen manche Zeitungen sich dazu hergeben, durch Aufnahme von Inseraten, Beifügung von Prospekten und durch empfehlende Hinweise im redaktionellen Theil für schwindelhafte Geschäfte der fraglichen Art Reklame zu machen. — Eonderzüge «ach Stuttgart. Wie wir unseren Lesern bereits kurz mittheilten, beabsichtigen die betheiligten StaatSbahn- Verwalk ngen zur Erleichterung des Besuch» deS fünften deut schen SängerbundeSfesteS in Stuttgart am Donnerstag, 8V. Juli d. I., Sonderzüge von Leipzig, Dresden und Chemnitz abzulassen. Die Abfahrt erfolgt am genannten Tage von Leipzig (bayr. Bhf/) 9 Uhr 55 Min. Nachm. und die Ankunft in Stuttgart am 81. Juli 2 Uhr 20 Min. Nachm.: von DreSden-Altst. auS 6 Ar 20 Min. Nachm. und die Ankunft in Stuttgart 1 Uhr 45 Min. Nachm. am 31. Juli; von Chemnitz auS 9 Uhr — Min. Nachm. und die Ankunft in Stuttgart 1 Uhr 23 Min. Nachm. am 81. Juli. Außer Fahrkarten nach Stuttgart und Friedrichshafen kommen noch solche nach Friedrichshafen, giltig zurück von Lindau und anderen bayerischen Stationen (auch Kufstein und Salzburg) zur Verausgabung. Sämmtliche Fahrkarten erhalten eine 30tägige Giltigkeitsdauer. Auf den Stationen der östlichen preußischen Staatsbahnen und zwar in Beuthen, BreSlau, Brieg, Dittersbachs Gleiwitz, Glogau, Hirschberg, Kattowitz, Liegnitz, Lissa, Neisse, OelS, Oppeln, Posen, Ratibor und Schweidnitz werden zu dem Sonderzuge billige Anschlußrückfahrkarten noch Dresden auSge- geben. Alles Nähere über die Weiterfahrt von Stuttgart nach Friedrichshafen rc., sowie die speziellen Angaben über die be deutend ermäßigten Fahrpreise und über die sonstigen Bestimm ungen sind aus der jetzt erschienenen Uebersicht über die ge nannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahnstationen, sowie bei den Ausgabe stellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig (Dresdner Bahnhof) und Dresden-Altstadt (Carolastraße 16) unentgeltlich abgegeben wird. Brieflichen Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pfg. in Marke beizulegen. — Der Krauenverein hielt am Freitag im Saale deS Königl. Bergamtes seine diesjährige Generalversammlung ab. Voraus ging ihr die Dienstbotenprämiirung, bei der «ach einer die Treue preisenden und zur Treue mahnenden Ansprache deS Vereinssekretärs, Herrn Pastor vr. Friedrich, sechs HauSmädchen und ein Kindermädchen Auszeichnungen erfuhren. Darauf er stattete die Vorsteherin, Frau Bergrath Braunsdorf, den Jahres bericht. Unterstützungen erhielten im Laufe des verflossenen Vereinsjahres 78 verehelichte Wöchnerinnen mit 250 M. 50 Pf. und je neuntägigem, von den Damen deS Ausschusses gekochtem Wocheneffen. 51 M. wurden für alte und kranke Personen zu Weihnachten und 50 M. im Laufe des Jahres für versckjämte Arme verausgabt. Außerdem wurden 146 Speisemarken und 780 Kohlenmarken vertheilt, unter den letzteren 180, die der Verein von nicht genannt sein wollenden Damen zur Verfügung gestellt erhielt. Zu Weihnachten fand die übliche Bescheerung von rund 300 Kindern der Näh- und Strohflechtschulen statt, denen auch 2 Schulspaziergänge im Sommer veranstaltet wurden. Im Uebrigen unterhielt der Verein die Näh- und Strohflechtschulen und wendete wiederum 300 M. zur Unterhaltung der Koch schulen auf. — Legate wurden ihm 1895 drei zugewendet, und zwar 200 M. von Herrn Kaufmann Beyer in Leipzig, 1000 M. von Herrn Bergrath Professor Stelzner und 500 M. von Frau veno. Kirchenrath Merbach. Die Mitgliederbeiträge beliefen sich auf 1314 M. 27 Pf. An Mitgliedern verlor der Verein durch Wegzug Frau Präsident vr. Müller und Frau Landgerichts direktor Rudert, sowie durch den Tod Frau Oberbergrath Kühn. Zuletzt ward die von Herrn Oberlehrer Krüger vorzüglich geführte Rechnung vorgetragen und einstimmig richtig gesprochen. Die Einnahmen betrugen 7827 M. 76 Pf., die Ausgaben 7289 M. 31 Pf. Es verblieb mithin ein Kassenbestand von 538 M. 45 Pf. — Am Freitag wurden in der Petrischule 58 Knaben und 87 .Mädchen, welchen die Wohlthat einer Milchspende zutheil werden soll, ärztlich untersucht. Herr vr. msä. Engel unterzog sich in dankenswerther und sorgfältigster Weise dieser mühevollen Arbeit und fand alle Kinder mehr oder weniger leidend. Die meisten zeigten in Folge schlechter Ernährung große Blutarmuth und Muskelschwäche, waren theilS lungenleidend, theils mit Herz fehlern behaftet oder hatten Magen- und Darmkatarrhe. Kinder mit solchen Leiden werden die Milch in kleinen Portionen er halten, auch soll die Verabreichung derselben, wenn nicht bekömm lich, ganz aufhören. Auch hinsichtlich der Größe und des Gewichts zeigten viele Schüler nicht die ihrem Alter entsprechenden nor- malen Verhältnisse. Hatte doch eine 8jährige Schülerin bei der tags vorher gegangenen Wägung nur ein Gewicht von 25 Pfund! Die körperliche Noth der armen Kinder ist groß. Es ergeht daher an alle Freunde derselben, welche noch kein Scherflein beigesteuert haben, die erneute Bitte, ein solches geben zu wollen, damit den meisten Kindern drei, den bedürftigsten aber vier Wochen lang die Wohlthat einer Milchspende zutheil werden kann. Im Vertrauen auf die Opferwilligkeit guter Menschen hat die vom pädagogischen Verein ernannte Kommission die Zahl der Schüler von 108 ans 145 erhöht. Sie giebt sich der Hoffnung hin, die Kosten hierfür gedeckt zu sehen. Es werden deshalb die Sammelstellen während der Ferien und auch nach Beendigung derselben noch eine Zeit lang offen gehalten. Mögen alle Eltern, denen es vergönnt ist, mit ihren Kindern in Sommerfrischen oder Badeorten Stärkung für Körper und Geist zu suchen, die herzliche Bitte für unsere armen Kinder nicht unerfüllt lassen. — Morgen Mittwoch ist Winklers anatomisches Muse«m aus dem Weruerplatz in der Zeit von Nachmittags 2 Uhr bis Abends 9 Uhr nur für Danien geöffnet. * — Bermitzt. Wir werden um Aufnahme des Nachstehenden ersucht: „Am 4. d. M., wahrscheinlich früh in der ersten Stunde, hat sich die Frau des Bergarbeiters Oswald Tanneberger in Brand (Sachsen), Röschenweg Nr. 119, I, unter Umständen, die darauf schließen lassen, daß sich dieselbe ein Leid angethan hat, aus der Wohnung ihres ManneS entfernt und ist bis jetzt dahin nicht wieder zurückgekehrt. Der Name der Frau ist: Agnes Bertha Tanneberger, geb. Ramm. Dieselbe ist am 2S. Septbr. 1850 geboren, von langer, schmächtiger Gestalt (vielleicht 1,60 bis 1,63 ein groß) und blasser Gesichtsfarbe. Die Zäbne sind un vollständig, auch besitzt die Frau nur dünne», dunkelblond^ Kopfhaar Die Kleidung bestand bee ihrer Entfernung höchst wahrscheinlich aus einen, gehäkelten hellbraunen und m.t rothem Streifen versehenen Kopftuch; schwarzer Trikottallle, schwarzem der „Daily News" soeben ihren Bericht erstattet. Wenig Neues ist dabei zum Vorschein gekommen. Ein Telegramm von Cecil RhodeS, welche» Jameson nicht erhielt, weil die Drähte ab geschnitten waren, besagt: Ich widersetze mich entschieden Ihrem Vormarsch. Ich hoffe, daß die Angelegenheiten in Johannesburg mit Vernunft und Geduld in freundschaftlicher Weist beigelegt werden. DaS Blatt fügt hinzu, eS glaube, daß die Kommission sich auch dessen versichert hätte, daß RhodeS und Veit der Char tered Company große Summen, welche seitens der Führer der Reformbewegung auf letztere entnommen waren, zurückgezahlt haben. Frankreich. Der unter dem Vorsitze des Barons Reille vorige Woche in Paris tagende Armee-AuSschuß hat entsprechend den Vor schlägen deS KriegSministerS die Zahl der neu zu ernennenden Generäleauf 12 festgesetzt. DieZahl derDivisionSgeneräle wurde auf 100 und die der Brigaoegeneräle auf 200 festgesetzt. DieAlterS- grenze sollen Generäle mit 66, Divifionsgeneräle mit 64, Brigade- generäle mit 62 Jahren erreichen. Der Artikel 11 deS Regierungs entwurfs, wonach 4 Generäle bis zum zurückgelegten 68. Lebens jahre im aktiven Dienste (verbleiben könnten, wurde nicht ge nehmigt. Colonialpolitisches. Wenig beachtet worden, so schreibt die „N. L. Korr." ist eine kürzlich Tagen veröffentlichte Meldung des Lieutenants Grafe« Zech, wonach er bei seiner vom 6. Januar bis 14. März d. I. währenden Expeditton in daS Hinterland von Togo bei der Ab wehr eine- Angriffs und der späteren Unterwerfung der räuberi schen Taschi in der Landschaft Fasugu von dem Herrscher von Tschautscho mit hundert Fußsoldaten und vierzig Reitern wirksam unterstützt worden ist. Und doch bringt diese Meldung die er freuliche Gewißheit, daß der deutsche Einfluß in Tschautscho trotz aller französischen Machenschaften nicht nur keine Einbuße er litten hat, sonder« nach wie vor der maßgebende ist. Bekanntlich haben die Franzosen im vorigen Jahre den Versuch unternommen, durch die Errichtung einiger Militärstationen in dem Hinterlande unsererTogo-Kolonie der Theorie der „oeeupatton sSsotivv" dort zu ihren Gunsten eine Unterlage zu schaffen und sich auch durch den zwischen Deutschland und dem Sultanat Tschausscho bestehen den Schutzvertrag nicht abhalten lassen, in Tschautscho so u. A. in Basilo und Kirikri, solche „Stationen", die in Wirklichkeit aus einigen uniformirten Schwarzen besteben, anzulegen. Die An sprüche Deutschlands auf Tschautscho, dessen Erwerbung wir dem im Dienste der Kolonialpolitik gestorbenen Stabsarzt vr. Wolf verdanken, sind gemäß der Brüsseler Akte s. Z. auch der französi schen Regierung notifizirt worden, und dieselbe hat die Rechts giltigkeit deS Vertrages zwischen Deutschland und Tschautscho nicht bezweifelt. DaS Vorgehen der Franzosen kann daher npr den Zweck haben, bei den vorauszusehenden Abmachungen über daS Hinterland von Togo fingirte RechtSansprücke auf Tschautscho als Kompeusationsobjektc zu benutzen. Unter diesen Umständen erscheint die kräftige Geltendmachung der deutschen Autorität in Tschautscho, die sich Graf Zech allem Anschein nach hat angelegen sein lassen, besonders dankenSwerth. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 14. Juli. — In Bezug auf die Angelegenheit bezüglich des Entwurfs et«eS ErgLnzungssteuergesetzes schreibt das „Dresdner Journal": „In der Sonnabend-Nummer des „Dresdner Journals" haben wir die unzutreffenden Nachrichten eines Dresdner Blattes richtig gestellt, das behauptet hätte, es werde im sächsischen Finanzministerium eine Ergänzungssteuer nach preußischem Muster bearbeitet und das sogar über die Höhe der in Aussicht genommenen Steuersätze unterrichtet zu sein sich den Anschein gegeben hatte. Dem neuerlichen Versucye dieses Blattes gegenüber seine unzutreffenden Behauptungen aufrecht zu er halten und unsere Mittheilung als auf mangelhaften In formationen beruhend darzustellen, sind wir zu der Erklärung ermächtigt worden, daß die betreffende Notiz in der Sonnabend- Nummer unS vom Königl. Finanzministerium selbst mit der An weisung zur Veröffentlichung zugegangen war." — Amtlich wird geschrieben: Ueber Ausbeutung der Be völkerung durch den gewerdsmätzigen Vertrieb von Lotterieloosen «nd Jnhaberpapiere« mit Prämien oder von Antheilen solcher Loose und Papiere wird fortgesetzt Klage geführt. Der früher in weitem Umfange geübten Geschäftspraxis, bei welcher die Loose u. s. w. gegen Ratenzahlungen zu schwindel haften Preisen an unerfahrene Personen abgesetzt wurden, ist das Reichsgesetz vom 16. Mai 1894, betreffend die Abzahlungs geschäfte, dadurch entgegengetrcten, daß im H 7 der Verkauf und die sonstige Veräußerung von Lotterieloosen und Jnhaberpapieren mit Prämien und von Bezugs- oder Antheilscheinen auf solche Loose und Papiere unter Strafe gestellt ist, soweit daS Geschäft gegen Theilzahlungen erfolgt. Die durch diese Bestimmung be troffenen Gewerbetreibenden pflegen sich jetzt vornehmlich mit dem Vertriebe von Serienloosen, d. h. in der Serie gezogenen Loosen von staatlichen und städtischen Prämienanleihen zu befassen. Aus eine bestimmte Anzahl solcher Loose werden Antheilscheine mög lichst geringen Betrages ausgegeben. Etwa 100 Inhaber von Antheuscheinen bilden eine Serienloosgesellschaft und sind an dem Ergebniß der stattfindenden Prämienziehungen betheiligt. Indem bei der Bemessung der Antheile auf möglichst geringe Beträge herabgegangen und vielfach eine allmähliche Entrichtung des Preises zugestanden wird, gelingt eS, einen massenhaften Absatz der Antheilscheine in den wenig bemittelten Kreisen der Bevölkerung zu erzielen. Das geschäftsunkundige Publikum übersieht, wie sehr es beim Eingeben solcher Geschäfte übervortheilt wird. Es ist festgestellt worden, daß der Gesammtpreis, welchen ein Unter nehmer sich von den Mitgliedern der Serienloosgesellschafteu zahlen ließ, den CourSwerth der betreffenden Loose, in welchem der Werth der Gewinnchance schon einbegriffen ist, um das Doppelte, Drei- und Mehrfache überstieg. In den von den Unternehmern versendeten und durch ihre Agenten verbreiteten Prospekt wird die Kundschaft mit allen Mitteln der Reklame und nicht selten unter trügerischen Vorspiegelungen angelockt. Beispielsweise findet sich in den Drucksachen an einer in die Augen fallenden Stelle der Vermerk »Jedes LooS gewinnt", „Keine Nieten" und dergl., wodurch die Meinung erweckt wird, daß das Loos mehr als den Einsatz bringen müsse oder der Erwerber des Antheils doch mindestens den aufgewendeten Betrag zurückerhalten werde. That- sächlich aber werden, von seltenen Ausnahmen abgesehen, die Nummern nur mit dem Nennwerth gezogen, und in diesem regel mäßigen Falle des sogenannten niedrigsten Treffers geht der weitaus größte Theil der eingezahlten Beträge verloren. In einigen Fällen ist es gelungen, wegen dieses schwindelhaften Ver fahrens die Bestrafung der Schuldigen herbeizuführen. Das Ein schreiten der Gerichte begegnet jedoch besonderen Schwierigkeiten, da die betreffenden „BauquierS" sorgfältig darauf bedacht sind, sich der strafrechtlichen Verfolgung zu entziehen. Behörden und gemeinnützige Vereine haben es an öffentlichen Warnungen der JnnungS-Gesellen-Krankenkassen i« die Vorlage ausgenommen, auch ist die Errichtung von Jnnungsschiedsgerichten in Anlehnung an den zukünftigen Handwerker-Ausschuß, der, mit ZwangSbefug- nissen auSgestattet, an die Stelle der jetzigen Jnnungsausschüsse treten soll, ermöglicht, so daß beispielsweise daS trefflich funktto- «irende, bei den betheiligten Handwerkern sehr beliebte gemein same Jnnungsschiedsgericht in seiner bisherigen Form erhalten bleiben kann. Ferner sind die JnmmgSverbände allerdings mit fakultativem Charakter m den Rahmen der Organisation eingefügt worden. DteEheLenbachSist soeben von der 1. Tivilkammer deS Münchener Landgerichts I getrennt worden. Die Kosten find der Berklagten, LenbachS Frau, zugewiesen. Pater Klingel war als Zeuge nicht vernehmbar, da die Ladung ihm, well er im Urlaub war, nicht zugestellt werden konnte. Der Zeuge Professor vr. Edelmann vom Polytechnikum bekundete, daß Lenbach dem Pater Klingel den Austritt a»S der katholischen Kirche persönlich er klärt habe. Bürgermeister Roll au» Gnesen hat durch seinenVer- theidiger, Rechtsanwalt Rob in Posen, gegen daS auf Dienstent lassung lautende Urtheil deS Bezirksausschusses Berufung beim Oberverwaltungsgericht in Berlin einlegen lassen. In dem westpreußischen Städtchen Usch kämpft daS Deutsch thum einen harten Kampf gegen polnischen Fanatismus. Vor Monatsfrist bildete sich dort ein Zweigverein des deutschen Frauen- VereinS für die Ostmarken und übernahm die Anlage und Ver waltung eine- Volkskindergartens, in dem alle Kinder ohne Unter schied deS Stande» «nd des Glaubensbekenntnisses aus Usch und Umgebung Aufnahme finden sollen. Dieses national-deutsche Unternehmen ist, wie die „Post" berichtet, oen Polen ein Dorn im Auge; daß sie unter der Hand nichts unversucht lassen würden, den Volkskindergarten zu schädigen, war vorauszusehen. Daß aber der „Kuryer" eS wagt, offen zu erklären: „Wir hoffen, daß unsere Leser diese philanthropische Arbeit nach Möglichkeit i zu Nichte machen werden", zeugt davon, daß von polnischer Seite 1 der Kampf gegen daS Deutschthum in einer Weise gefiihrt wird, der zu den ernstesten Bedenken Anlaß giebt und tne Regierung dazu führen sollte, wachsamen Auges die Entwickelung der Dinge z« verfolgen und im geeigneten Augenblicke mit kräftiger Hand einzugreifen. ES kann unter keinen Umständen geduldet werden, daß vaS Polenthum deutsch-nationale Erziehungsanstalten in Deutschland „zu Nichte macht". Die von der m Jassy erscheinenden „Epoca" vor Kurzem gebrachte Meldung, der Kaiser von Oesterreich werde nach der feierlichen Eröffnung deS Eisernen ThoreS im September, welcher auch d« Könige von Rumänien und Serbien, sowie der Fürst von Bulgarien als Monarchen der nächst Oesterreich-Ungarn an der Vollendung de» wichtigen Werkes meistinteressirten Staaten beiwohnen werden, dem Könige von Rumänien auf Schloß Sinaia einen Besuch abstatten, ist bis jetzt noch nicht dementirt worden und dürfte somit auf Wahrheit beruhen. Mn solcher Besuch würde denn auch nicht bloS den engfreundschaftlichen Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rumänien, welche auch in der bekannten Delegattonsrede deS Grafen GoluchowSki zum AuSdrucke gekommen find, dem ganz besonderen Ansehen, welches König Karl sich erworben hat, enttprechen, sondern auch dadurch hinreichend begründet sein, daß König Karl dem Kaiser Franz Josef schon wiederholt Besuche in Ischl abgestattet hat. Man wird aber kaum ' fehlgehen, wenn «Mn dem Besuch angesichts der Zusammenkunft, welche zwischen dem Fürsten Nikolaus von Montenegro und dem König von Serbien in Belgrad stattgefunden hat, und in Anbe tracht des von Letzterem in Sofia beabsichtigten Besuchs auch noch eine allgemeine Bedeutung beimißt. Oesterreich-Ungarn hat offen bar ein Interesse daran, auf der Balkanhalbinsel gegenüber den gegenseitigen Annäherungsbestrebungen der dortigen slawischen Staaten die nichtslawischen gekräftigt und in gutem Verhältnisse zu einander zu sehen. Dem Ansehen Rumäniens kann der kaiser liche Besuch nur zu Gute kommen, und die Versöhnung desselben mit Griechenland ist der österreichisch-ungarischen Vermittelung in letzter Zeit bekanntlich auch gelungen. So wenig aufregend wie die gegenwärtige hat wohl selten eme Ministerkrise in Italien gewirkt. Daß der Marchese di Rudini die Ausschiffung RicotttS anstrebe, konnte schon seit Wochen Memandem zweifelhaft sein, Niemanden wundert es, daß er jetzt den General Pelloux für das Kriegsportefeuille zu ge winnen sucht, der auch zu den resormlustigen Militärs zählt und eine Zeit lang als Befürworter der Verminderung der Armee- corpSzahl von 12 auf 10 galt. Der General ist aus Verona in Rom eingetroffen und nach einer Unterredung mit Rudini vom König in Audienz empfangen worden. Später fand eine Zu sammenkunft zwischen Rudini, Brin, Pelloux und Colombo statt. Es wird versichert, daß die Krisis bald beseitigt sein werde. Einige römische Zeitungen wollen wissen, General Pelloux ver lange die Festsetzung deS MilitärvoranschlagS auf 246 Millionen anstatt der von Ricottt geforderten 234 Millionen. Der Schatz minister soll sich bereits geäußert haben, die Finanzlage des Staates gestatte eine Erhöhung des Voranschlags um 10 Millionen; damit hätte er sich Pelloux schon sehr weit genähert. General Baratteri ist aus Rom in Arco angekommen. Zur Bahnstatton Trient fuhren ihm der Bürgermeister von Arco, seine Schwester, die an einen österreichischen Postbeamten ver- heirathet ist, sowie der Schwager entgegen. Baratteri wählte Arco zum Aufenthalt, weil er selbst erholungsbedürftig ist und seine kranke zweite Schwester, die Nonne in einem Kloster in Monza ist, ebenfalls in Arco Aufenthalt nehmen kann. Baratteri will demnächst in em Bad nach Roncegno oder Rabbi zur Her stellung seiner Gesundheit gehen. England. AuS Londoner juristischen Kreisen verlautet, daß der Prozeß Jameson, der in ungefähr einer Woche be ginnen soll, Diejenigen enttäuschen wird, die abenteuerliche Ent hüllungen erwarten. Der Prozeß wird nur eine verhältnißmäßig kurze Zeit dauern und wird wesentlich in der Lösung einer trockenen juristischen Streitfrage zwischen dem Ankläger und Ver- theidiger bestehen. Sir Edward Clarke wird die Ansicht ver treten, daß die Foreign Enlistment Akte, auf Grund deren die Anklage gegen Jameson und Genossen geführt wird, keine An wendung auf denjenigen Theil von Südafrika finden kann, wo „die bewaffnete Expedition" ausgerüstet wurde, weil dieser besondere Distrikt nicht als Theil des Herr chaftsgebiets Ihrer Majestät
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