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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189607080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960708
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960708
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-08
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.07.1896
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Freiberger Anzeiger <«d Lageblatt, «eite S 1896 15« fNachdruck verboten.) (3. Fortsetzung.) Modene Me«sche«. Roman von A. von Klinkowström. daß sie Betrachtungen darüber anstellen, daß sie auf die knappen Rationen gesetzt werden, während für Dich das Beste noch immer zu schlecht ist?" „Bildest Du Dir etwa ein, daß ich mich auch nur im Ge ringsten darum kümmere, was die Kanaillen denken?" Dea ist dunkelrothgeworden und schleudert einen Blick tiefster Entrüstung auf ihren Erzeuger, der jetzt mit der Gabel auf seinem Teller umherstochert, ein paar Bisten genießt und den Teller dann demonstrativ zurückschiebt. „Man sieht, daß Du in der Stadt gut gefrühstückt hast", bemerkte sie. Käthe reichte ihm dagegen eilig die Fruchtschale hin, die auf dem Tisch steht, nnd in welcher zwischen grünen Blättern einzelne schöne Exemplare leuchtend rother Erdbeeren duften. „Für Dich, Papachen!" sagte sie, die besten Früchte aus suchend. „Es sind die ersten. — Hier nimm diese noch, die ist besonders schön. — Nein, diese nicht, die ist nicht gut genug »und s »Streik- j an LSI gefichtt unter! Gewer! vorher, in dies soziittd Tracht nicht st sammel ourchse Fol Buchdr Schrift beendet. Ueber die landschaftlichen Pfandbriefe und den Reichsbankpräsident vr. Koch schreibt die „Konservative Korrespondenz": Am 18. Juni hatte der Reichs bankpräsident vr. Koch im Reichstag u. A. geäußert: „Meine Herren, je mehr Kenntnis» über di« Natur der einzelnen Battungen von Pfandbriefe» besteht, je tiefer man in diese Materie einzudringen genöthigt ist, desto geringer wird im Publikum die Neigung zur Anlage darin wachsen, (Oho! recht-) desto geringer wird vielleicht die Neigung, sich bei der Lonvertirung von Pfand briefen zu betbeiligen Die Grundlagen der 1800 Millionen Pfandbriefe» sind außerordentlich verschieden» die Verhältnisse sind zum Theil recht verwickelt. Da« Publikum ist bisher nicht im Stande gewesen, sie im Einzelnen zu prüfen; deswegen stehen die Kurse im Ganzen ziemlich gleich. Wenn aber in Folge solcher An träge eine nähere Prüfung stattfindet, dann wird eS zu Kursunter schieden kommen, die den iuteressirten Herren vielleicht nicht an genehm sind." Nachdem schon der Herr Landwirthschaftsminister im Reichstage diesen Behauptungen gegenüber zu einer Ehrenrettung der Pfand briefe genbthigt gewesen, nimmt nun (wie schon berichtet) der „Reichs- und Staatsanzeiger" zu einer längeren Erklärung das Wort in dieser Angelegenheit. Daß sich diese Erklärung direkt gegen die oben wiedergegebenen Ausführungen vr. Kochs richtet, ist aus den nachfolgenden Stellen derselben klar erkennbar: „Die Kritiker weisen auf die Verschiedenheit der Fuudirung der Pfandbriefe hin, und zwar vielfach mit einer Miene, als ob eS sich dabei um eine neu« Entdeckung handelte. In Wahrheit find jene Verschiedenheiten dem interessirten Publikum längst bekannt, sie sind seit vielen Jahren m dem verbreiteten Börsenbandbuche von Saling-Siegfried eingehend geschildert und in ihrer Bedeutung hervorgehoben. Mit Recht legt aber das Publikum auf diese Unter schiede nicht allzuviel Gewicht Im Zusammenhänge mit dem Vorigen wird mit einem Anschein von Recht über die geringe Uebersichtlichkeit der landschaftlichen Verhältnisse geklagt, die «S dem einzelnen Kapitalisten schwer mache, sich über die Fundirung der verschied««» Pfandbrirfsysteme und drren richtig« Bewerthuug ei» eigenes Urtheil zu bild« ES ktogt also tu der ganz« Einrichtung der Laudschaft«, daß sich et» spezielles Urthril über ihre Verhältnisse aur durch genaues Eindringen gewinn« läßt. Dm Landschaften kann eine solch« Untersuchung, wen» sie nur gründlich ist und sich uicht auf die schematische Vergleichung einiger Zahl« beschränkt, uur höchst erwünscht sein- Eine derartige Prüfung deS Publikums wird die völlige Sicherheit auch der schwächer fundirten neuere» PsandbriefSsysteme darthu» und ihrem Kredit keinesfalls schade», wohl aber der Bewerthuug der best- garantirtm Pfandbriefe erheblich nütz«" Eine demüthigendere Zurückweisung, als sie hier der Reichsbank- präsident im offiziell« Regierungsorgan erhalt« hat, ist wohl bisher noch keinem höheren Beamt« widerfahr«. Schon der Eingang der amtlich« Erklärung läßt nichts zu wünsch« übrig; er lautet: „Gegen die altbewährt« preußischen Landschaft« und ihre Pfandbriefs-Emissionen find neuerdings im Reichstage und in einem Theile der Presse allerhand Bemängelung« erhoben, die lediglich auf Unkenntniß der Verhältnisse beruhen." Durch diese Worte ist die Aeußerung deS Herrn von Staudy vollauf bestätigt: „Ja, meine Herr« — so äußerte der genannte Abgeordnete — ich muß sag«, daß ich Von einem Reichsbankpräsident« diese Ansicht geraden als mi«hört finde, weil ich glaube, daß man damach lebhafte Bedenk« darüber haben kann, ob der Herr Reichsbankpräsident die Qualifikation hat, die erst« Effekten, die in unseren Reichs- «rd Staatsleb« Vorkommen, gehörig zu bmrtheilm." Herr vr. Koch beschritt Herm von Staudy gegenüber geschmackvoll dm Weg deS persön lichen Angriffs, er wieS darauf hin, daß der Redner der „eigmt- liche Vertreter der Interessenten, der Landschaft«, daßer General- landschastsdirektor der Provinz Pos« sei." Man wird sich dieser Borgänge erinnern müssen, um danach die „Qualifikation" deS Herm Reichsbankdirektors zu beurtheilen, wenn er etwa wieder einmal in die Lage kommen sollte, als „Regierungskommifsar" im Nam« des Reichskanzlers zu sprech«. „Wir mach« unS ganz gut!" flüstert Dea ihrer Schwester lachend ins Ohr. „Bilden eine hübsche Gmppe häuslicher Ein tracht und Liebenswürdigkeit. Ich möchte wissen, ob noch irgend Jemand darauf hereinfäüt. Der da sicher nicht!" Sie deutet mit dem Kopf auf den eb« vorfahrendeu Wagen, dem Baron Wellkamp entsteigt. Er stutzt, wie ^r die beiden Mädchen in Weiß erblickt. So auffallend hübsch sind sie ihm gestern in den blauen Morgen- kleidem gamicht erschienen. „Ich hoffe, meine Gnädige," wendet Grund handel kannte theilt Zr nahm Kopist gange: '1892 und z> Zuchtk (daß K aufger ! Kopist um le an, d geirrt daS n W , Präsid Reicht von ll ' D Polte: erklär „Seer , Marq ) in sei Herr j der S> 'von a . richtig lin wc 'ebensi funde neuer Herrr und sicher Kabir freun mono A Werf nach Unte' gesch: Erör Politi Jahr der Rent Man Fina krach feste: ihn und gesch nur Red» wün Mit timmt vielmehr mit dem Charakter der Bevölkerung überein, wenn man anuimmt, daß die Verstümmelung erst nach dem Tode vorgenommm ward« ist. Wenn auch nach Vieser Richtung nicht volle Klarheit besteht, so ist doch der gegen den Angeklagten in dieser Beziehung erhobene Borwurf ungerechtfertigt. Denn der Gerichtshof ist der Ansicht, daß die ganze Situation, in der sich der Angeklagte beim Mabeu-Feldzuge befand, eine Wahrnehmung solcher Pflicht« nicht erforderte. Vielmehr ist der Gerichtshof der Ansicht, daß der Angeklagte damals viel schwerere Pflichten wahrzunehmen hatte, als diese. Er hatte vor Allem für das Leben und oie Wohlfahrt der Leute, die ihm unterstellt waren, zu sorgen, und diese schwere Pflicht muste der ander« vorangeh« Außer dem aber hatte der Angeklagte die Tödtung der drei Gesang«« einem ihm als zuverlässig bekannt« Manne, dem Sergeant« Politische Umschau. Freiberg, den 7. Juli. Bor dem Kaiserlich« DiSziplinarhof in Leipzig b«ann gestern die Verhandlung gegen den vlelgenanuten Assessor Wehlau. Wie erinnerlich, wird Assessor Wehlan, der Anfang 1892 vom Aus wärtig« Amte als AttachS deS Gouverneurs v. Zimmerer nach Kamerun gesandt wurde, beschuldigt, verschiedene Grausamkeiten gegen Aufständische in Kamerun begangen, außerdem weg« ver- hältnißmäßig geringer Vergehen sehr harte Strafen gegen die Bewohner des deutsche« Schutzgebietes verhängt, Geständnisse durch Prügelstrafe und zwar zumeist unter Anwendung der Ril- pferdpeitsl^ erpreßt und endlich weg« Nichtbezahlung von Privat schulden die Prügelstrafe angewendet zu haben. Aus diesem Anlaß wurde die Anklage weg« Disziplinarvergehens gegen Wehlan erhob«. Letzterer hatte sich deshalb am 7. Januar d. I. d« der Kaiserlichen Disziplinarkammer zu Potsdam zu verant wort« Der Vertreter der Staatsanwaltschaft, LcgationSrath Ros«; beantragte die höchste zulässige Strafe, d. i. Dienstentlassuug. Der Gerichtshof erachtete den Augeschuldigt« für schuldig, seine Amtspflicht« verletzt zu hab« und erkannte deshalb auf Ber- setzuug in einandere- Amt mit gleichem Range und auf 500 Mk. Geldstrafe. Segen diese- Urtheil hat der Vertreter des Aus wärtig« Amte- eingelegt. Ja der Begründung der- selb« führt er an, daß die Handlung« deS Angeklagten eine solch milde Strafe, wie von der Disziplinarkammer zu Potsdam erkannt, nicht rechtfertigen. Die Schwere der Vergehen erfordere die Verhängung der höchst« zulässig« Strafe. Er beantrage daher, da- Urtheil der Disziplinarkammer vom 7. Januar d. I. Sein Wag« wartet im Schatt« der Kastanien vor derHauS- Kür, und wie er davonfäbrt, überfliegt er noch einmal mit raschen Blicken die Fensterreihe ver Vorderfront, überzeugt, den gold braun« Mädchenkopf an einem derselben auftauchen zu sehen. Zu seinem Verdruß täuscht er sich indessen darin. Dea besitzt nicht so viel Interesse für ihn, um sich die Mühe zu nehmen, den behaglichen Lehnsessel zu verlassen, in welchem sie sich dem Genuß eines verbotenen RomanS hingiebt. Gleich nachher wird die Familie zum Mittagessen gerufen. „Nun, Du hast Dich ja heute wieder einmal mit Ruhm be deckt?" bemerkt der Hausherr, zn seiner jüngeren Tochter ge wandt. -Ick muß wirklich sag«, daß ich noch selten ein uner- »ogenereS Mädchen gesehen habe als Dich, aber es schien fast, als fände unser Gast Gefallen daran, und somit hättest Du auch ein mal den Erfolg für Dich. Es wäre mir höchst wünschenswerth, wenn es Dir gelänge, den Baron zu fesseln. Er steht in dem Ruf, fabelhaft reich zu sein, und wenn es auch mit seiner Familie nicht weit her sein soll, so deckt doch ein schönes Vermögen alle kleinen Mängel der Geburt zu." „Mir hat er mcht besonders gefall«", sagt Dea, etwas nervös ihr Brot zerkrümelnd. „Darauf kommt es auch gar nicht an", entgegnet der freund liche Vater kühl. „Die Hauptsache ist, daß Du ihm gefällst. — Ha! was ist das?" unterbricht er sich und sieht unwillig mit ge runzelter Stirn auf die Schlüssel, die vor ihn hingestellt wird. „Beefsteak? Habe ich Euch nicht oft genug gesagt, daß ich nichts mehr vom Rind essen mag?" „Es ließ sich nicht ändern, lieber Adalbert", entschuldigt sich seine Frau. „Ich muß nehm«, was der Schlächter in der Stadt gerade hat." „Wenn der eine nichts hat, so hättest Du zu dem andern schicken können." „Bei dem anderen haben wir eine so große unbezahlte Rech nung, daß ick es eben nicht mehr wagte." „Nun, ich dächte wohl, daß Du ein wenig mehr Rücksicht auf , mich nehmen könntest. Ich habe es nun bald satt, dieses Zeug in meinem Hause noch länger zu essen, und wenn das nicht anders , wird, speise ich lieber in der Stadt im Offizierkasino." „Mann, Mann! Versündige Dich nicht!" ruft Frau von -Deamhardt, nnn doch zum Widerspruch aufgestachelt. „Wird nicht jeden Tag für Dich da- Beste gekocht, was nur irgend auf- . zutreiben ist? Hast Du nicht stets ein aparteS Gericht? Wir Anderen haben heute nur Kartoffelklöße mit Speck." „Das ist mir ganz egal.' Wenn ihr ein solches Futter essen mögt, meinetwegen, aber für mich verlange ich ein anständiges Mittagessen." „War soll« die Dimstbot« nur denken! Glaubst Du nicht, für Dich." Er nimmt die Beeren gnädig aus den Händen seiner älteren Tochter eine nach der anderen entgegen, bis auf vier oder fünf, die ein wenig verkrüppelt sind, als verstände es sich von selbst, daß alles Gute nur für ihn allein da sei. Offenoar ist auch Käthe ganz davon durchdrungen, daß der Papa aus anderem Stoff gemacht sei, als gewöhnliche Sterbliche, und das Beste immer nur für ihn allein sein müsse, und sie nimmt ordentlich dankbar und gerührt über seine Güte die zurückgebliebenen schlechten Früchte entgegen, die er seinen Kinde« lachend hin schiebt, wie man Hunden einen übriggebliebcnen Biffen zuwirft, während Dea sie mit einer kleinen Grimasse der Geringschätzung auf dem Tisch liegen läßt. II. Lippowo zeigt sich am Sonntag Abend von seiner besten Sette. Glasthüren und Fenster sind geöffnet, um der Sommer luft ungehindert Einlaß zu gestatten. Frische Blumen duften in Basen und Schalen auf allen Tischen. Vor der Hausthür stehen Kutscher und Gärtner in Livree, um die Stelle der Diener zu versehen und die Wagen zu öffnen, welche in rascher Folge heran rollen. Im hohen luftigen Hausflur empfängt der von Liebens würdigkeit und Heiterkeit förmlich strahlende Hausherr inmitten seiner schlanken hübschen Töchter die Ankommenden. Die beiden Mädchen tragen weiße Kleider nach neuestem Schnitt mit breiten seidenen Schärpen in Altgold und kecke goldgelbe Schleifchen im Haar. Lövenich übertragen, der ein« höher« militärischen Posten ein- ' nimmt. Der Angeklagte durste sich wohl darauf verlaffen, daß > man feine Befehle richtig auSführrn würde. ES scheid« also ' )iese beiden Fälle zu Gunsten des Angeklagten auS. Was die > übrig« Fälle anlangt, so schließt sich der Gerichtshof in Allem Mz dm Auffassungen und Ausführungen des Vorderrichters an. kotz deS Fortfalles der beiden Fälle zu Gunst« des Angeklagten ist er jedoch nicht dazu gelangt, eine Milderung der von dem erst« Richter ausgesprochenen Strafe eintret« zu lassen und zwar usbesondere weg« des Falles August Bell. Der Gerichtshof egt dm Houptschwerpunkt auf diesen Fall, weil er charakteristisch für den Angeklagten ist. Derselbe mußte wissen, daß er in diesem Fall ^Richter war, und daß ihm als solchen die Pflicht oblag, keine Geständnisse zu erpressen. Und wett dies als maßgebend angesehen wttck, so ist der Gerichtshof bei dem Strafmaß des erst« Richters stehen geblieben und seine Entscheidung lautet dahin: die Berufung sowohl der Staatsanwaltschaft wie auch des Angeklagten gegen das Urtheil der Kaiserlichen Disziplinarkammer in Potsdam vom 6. Januar d. I. wird verworfen. Die Kost« der Berufung trägt zur einen Hälfte die Staatskasse, zur anderen Hälfte der Angeklagte. Damit war die Verhandlung aufzuheb« und auf Dienswntlaflung zu erkenn« In Folge dessen hatte sich Wehlan vor dem Kaiserlich« Disziplinarhof zu verautwort« Um 6 Uhr Abends verkündete Präsident v. Oehl schläger folgende Beschlüsse: Was zunächst die Brweisanträge anlaugt, so ist zunächst der Antrag abgelehut Word«, den Kolonial direktor vr. Kayser und dm Gouverneur v. Zimmerer darüber zu hären, daß daS Auswärtige Amt keine Kenntniß von der An wendung der Prügelstrafe gegen säumige Zahler durch den Angeklagt« hatte. Der Gerichtshof geht von der Ansicht auS, daß der Angülagte schon durch daS Bewußtsein, daß sein Ver halt« nicht gerügt wurde, in der Meinung bestärkt werden mußte, daß er die Strafe rechtmäßig anwandte. Ferner find sowohl von der Staatsanwaltschaft, wie auch von der Vertheidigung Beweis- anträge für bez. gegen die Glaubwürdigkeit des Maschinist« Gibhard gestellt Word«. Auch diese Brweisanträge hat der GeruhtShof abgelehnt, weil für ihn die Glaubwürdigkeit dieses Zeug« außer Zweifel steht, desgleichen jedoch auch der gute Glaube deS Angeklagten Wehlau, daß sich der Zeuge bei seinen Bekundung« in einem Jrrthum befand. Es ist dann noch von Seit« der Staatsanwaltschaft die Verlesung der Gegenäußerungen d«S erst« Gerichtshofes auf die Wehlansche Eingabe beantragt Word«. Diese Beweisaufnahme wird ebenfalls von Seit« des « Gerichtshofes für unwesentlich erachtet, weil sie Diuge, die außer halb deS RahmenS der heutigen Verhandlung stehen, betrifft. Im klebrigen weicht der Gerichtshof von dem Urtheil der Kaiserlichen Disziplinarkammer in Potsdam in zwei Punkten ab; einmal be- «glich der Mißhandlung deS Gouvernementsdolmetschers Etecki. Hier nimmt der Gerichtshof zu Gunst« des Angeklagten an, daß die Mißhandlung deS Etecki sich nicht so abgespielt hat, wie es der Borderrichter angenommen hat. Die zweite Abweichung be trifft den Fall der Tödtung der drei Gefangen«. Ter erste Richter legt hier dem Angeklagten zur Last, daß er zwar nicht die grausame Art der Tödtung angeordnet, jedoch die Ausführung der Tödtung nicht überwacht habe, so daß die grausamen Ver stümmelungen der zum Tode Verurchettten möglich wurden. Der aegenwärtige Gerichtshof kann sich dieser Auffassung nicht an- schließ« Er ist der Ansicht, daß auch die öffentliche Meinung m diesem Falle auf ganz falschem Boden steht, sie ist hier in eklatanter Weise getäuscht Word«. ES ist durch nichts erwiesen, daß die Getödteten noch zu Lebzeiten verstümmelt wurden. Es Landge KL urthett sei, we Bezieh, Äied d daherd Nachde Staats hob, ei Richter Majest könnte, lichen können zusamr Bilder Besoni vr. R berecht in Fol könne? Antrax nach d daß er Begrü zur H< vorliex nur b< gezwu: Als „katholisch getauft" hatte die „Germania" d« neu« Handelsminister Brefeld bezeichnet. Wie die klerikale „Germ." jetzt schreibt, soll darin weder eine Bosheit noch eine Befriedigung zu finden sein. Es war vorauszuseh«, daß in einig« Blättern darauf bingewiesen werd« würde, daß nun neben dem Ministerpräsidenten Fürst« Hohmlohe noch zwei Katholiken, nämlich Juftizminifter Schönstedt und HandelSmimster Brefeld, Mitglieder des preußisch« Ministeriums sei«, so daß den ParitätSbeschwerd« des Centrums der Boden entzog« worden sei. Deshalb, so schreibt die „Germ.", fei es ihr ange zeigt erschienen, sogleich in einer Niemanden verletzenden Form auf das Verhältniß des Handelsministers Brefeld zur katholisch« Kirche in einer den Lese« verständlichen Weise (!) aufmerksam zu mach«. Das ist deutlich gmug! Die Lohnbewegung, so schreibt man aus Berlin, kann wohl in diesem Jahre als abgeschlossen gelten. Zwar hat noch eine ganze Anzahl Gewerkschaften (Steindrucker, Lithographen, Mützenmacher, Schuhmacher) in Resolution« ei« allgemeine Lohnbewegung, durch die nicht nur der Lohn erhöht, sondern auch die Arbeitzeit auf neun Stunden verkürzt werd« soll, ««gekündigt aber bei dieser Ankündigung wird es bleib«, denn die gewerk schaftlichen Führer seh« die Möglichkeit nicht ein, auch nur die geringsten Summen für die eventuell n« in den Streik treten den gewerkschaftlich« „Genossen" flüssig zu machen, im Gegen theile, sie sind außer Stande, auch nur noch für zwei Wochen die streikenden 1500 Hutmacher, 500 Metallarbeiter, 300 bis 400 Weber im Eulengebirge, 700 Messerreider (Zusammensetzer der einzeln« Meffertheile) im Kreise Solingen durchzuschleppen. Die Metallarbeiter streik« bereits acht Wochen und haben 40000 Mk. verpulvert; die Hutmacher hab« sicherlich schon das Doppelte gebraucht. 200 Kottbuser Textilarbeiter und 400 Musikinstru mentenmacher in Berlin sind immer noch nicht untergebracht, und auf Kongressen und in Volksversammlungen ist erNLrt Word«, daß die Arbeiter erschöpft sind. Es giebt, abgesehen von der jenigen der Buchdrucker, keine nennenswerth gefüllte Kasse mehr, er sich lächelnd an die jüngere Schwester, „ich treffe ei« etwas friedfertigere Stimmung bei Ihnen an, und Sie gestatt« mir, die gestern so Plötzlich unterbrochene Bekanntschaftsanbahnuua heute fortzusetzen." „Ich fürchte, ich bin gestern sehr ungezogen gewesen," er widerte sie ehrlich, ihm die Hand reichend, und erröthet ein w«ig dabei. „Aber wrr sind heute in der Besuchsstimmung, und zeig« uns von unserer angenehmsten Seite," fügt sie mit muthwillrgem Aufblick hinzu. „Nun, ich werde mir das zu Nutze mach«," meint er heiter, im Weitergeh« noch einmal den Kopf nach ihr wendend und ihr etwas dreist in die Augen sehend. Drinnen im Gartensaal, den er jetzt betritt, steht die Gesell- - schäft noch ungemüthlich mit Theetassen in der Haä> umher, nur - auf dem großen Eckdivan hat die Hausfrau mit dem Adler- 1 steinschen Ehepaar Platz genommen und macht ein wenig krampf haft Unterhaltung. Die Gräfin Adlerstein steht in dem Ruf l ungemein geistreich zu sein. Sie lebt viel auf Reisen, und man , sagt ihr nach, daß sie stets ein« Schatz neuer Ide« und An- , schauungen mitbringt, wenn sie, wie das alljährlich im Sommer ! geschieht, einige Monate mit dem Graf« auf ihren im hiesig« i Kreise gelegenen Besitzungen zubringt. In Folge dH« hält eS ! Jeder, der mit ihr in Berührung kommt, für seine Wicht, ein« ! so großen Aufwand an Geist zu entwickeln, wie ihm nur irgend l möglich ist. Wer sich das nicht zutraut, geht sch« um sie herum. - Auf alle Fälle ist sie eine liebenswürdige Dame der großen Welt, . die es versteht, Jedem den Eindruck beizubringen, daß sie gerade I für Das, was er soeben gesagt, das lebhafteste und größte Interesse empfindet. Spricht Jemand die Vermuthung auS, daß da- Wetter sich ändern werde, so frägt sie mit einem tiefen aufmerksam« Wick: „Bitte, warum sagen Sie das? ES würde mich sehr interessirm, den Grund zu wissen." Und eigenthümliche kleine Krankhinten, die Niemand außer ihr je bisher gehabt hat, werden von ihr bald an diesem, bald an jenem entdeckt und mit homöopathischen Mittelch« kurirt. Die Seltenheit der Leiden und die Ueberein stimmung derselben mit denen der Gräfin schmeicheln dann d« Betreffenden umsomehr, als gewöhnlich keinerlei Beschwerden da mit verbunden sind. Ihre Lieblingssteckenpferde aber, die sie mit Vorliebe reitet, sind Chiromantie und Graphologie. ES ist gefährlich, ihr einen Brief zu schreiben, denn sie entdeckt a«S den Schriftzügen ihrer Korrespondenten Eigenschaft«, den« zu Folge sie ihre Schlüsse auf deren Charaktere zieht, und es kann Vor kommen, daß sie einen langjährigen Bekannt«, der sich ihr im vollen Gefühl seiner Unschuld und Harmlosigkeit nähech plötzlich traurig und vorwurfsvoll ansieht, so daß derselbe ganz verdutzt unwillkürlich in allen Winkeln seines Gewissens Einkehr hält. Oder sie liest in den Linien einer Hand so entschliche Dinge, daß sie es nicht über die Lippen bringt und nur tiefernst zu Boden blickt, was dann abergläubischen Gemüthern stets ein« kalt« i Todesschrecken einjagt. (Forschung folgt.) II »AZ. —
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