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Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880926
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-26
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.09.1888
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Beilage zu Nr. 2LK. Mittwoch, 26. September 1888. 8. Jahrgang. Sächsischer Lan-es-Anzeiger Unparteiische tägliche Zeitung für Sachseil und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstratze 5. Sächsisches. — Der Braun kohle »-Verkehr von Böhmen nach Sachse» hat schon seit Wochen so große Ausdehnung erlangt- daß die böhmi schen Eisenbahnen, die bekanntlich einen großen Wagenpark besitze», ohne fremde Hilfe gar nicht mehr anskommen können. Außer den erst jüngst wieder von Sachsen dahin geliehenen 600 Stück Lowrics laufen s»'t einigen Wochen auch viele französische Leihwagen in den böhmrschc», Kohlenzügen. Diese Leihwagen gehören zur Paris- Lyon-Mittelmcerbahn und sind gezeichnet k. L. N. Von den Ma- schinensührer^. sind sie nicht gern gesehen; infolge fremder Cvnstruction haben diese Magen auf unseren Gleisen einen sehr schwierigen Lauf. — Dresden, 25. Sept. Der Besuch der Ausstellung gewerblicher Schulen war am Montage, als dem zweiten Ausstellungs tage, ein sehr reger. Besonders waren es Schüler der sächsischen gewerblichen Schule», welche die Ausstellung besichtigten, und das entspricht ja vortrefflich dem Zwecke des Unternehmens. Es be suchten am Montage die Ausstellung: Von den Chemnitzer Staats lehranstalten die Werkmeister- und Müllerschnle, die Weberschulen Ysn Zschopau, Lengefeld und Großschönau, die Chemnitzer städtische höhexe Webschule, die Ührmachcrschnle ans Glashütte, die Dresdner Handelsacadeniie des Herrn Director Klemich. Außerdem waren unter den Besuchern die Herren Geh. Regierungsrath Charpentier, Bürgermeister Bönisch, Banrath Friedrich, Director Jessen-Berlin und Director Mciscl-Halle. Ganz eigenartig gestaltet sich das Lebe» um die Mittagszeit durch eine Veranstaltung, welche Herr Görner, der Wirth des Gewerbehanses, für die Speisung der Schüler getroffen hat. Im Souterrain des Gewerbehanses befinden sich lange und breite Gänge, welche sonst nur zur Verbindung der Wirthschafts- räume oder als Lagerplätze dienen. In diesen Räumen nun sind der ganzen Länge nach wohl zehn gedeckte Tafeln aufgestellt, an denen 250 Schüler gleichzeitig gespeist werden können. — Ans der Dresdner Stadtmission wird Folgendes be richtet: Die Knabenbeschäftigungsanstalt in Friedrichstadt kann bereits auf die ersten 10 Jahre ihres Bestehens zurückschauen. Es sind seit dem 15. Mai 1878 im ganzen 1796 Knaben im Alter von 8—14 Jahren in die Anstalt anfgenommen, von denen die älteren mit Sägen und Spalten von Brennholz, die jüngeren mit Abfahren und Aufsetzen desselben, sowie mit Tauzupfen, Erbsenlesen u. s. w. sich be schäftigen. — Die junge Arbeiterschaar, durchschnittlich 300 an der Zahl, hat in den 10 Jahren folgende stattliche Arbeitsmenge be wältigt: 22880 Raummeter Holz zersägt, zerkleinert und abgefahren, 12299 Kilo Schiffstau, Dichtwerg und und Putzwolle gezupft, 7544 Kilo Kryolith gelesen und ausgekniffen und 6261 Kilo Erbsen ge lesen. Hierfür erhielten die Knaben 51,563 M. Arbeitslöhne, die gesammte Reineinnahme. Im letzten Jahre betrug der Arbeitsverdienst 5636 M. Die Arbeiten dienen den Knaben nach mehrstündiger geistiger Anstrengung in der Schule als wohlthätige Erholung. Ge treu dem Spruche „Bete und arbeite" schließen täglich die Knaben ihre Arbeit, bei der fröhliches Leben herrscht, mit Gesang und Gebet. Zur Anfenerung und Belohnung des Arbeitseifers werden alljährlich Sommerfeste und Weihnachtsbescheerungen veranstaltet. — Die Nach fragen nach Lehrlingen aus der jungen Schaar seitens tüchtiger Hand werksmeister aus Stadt und Land mehren sich. — Am Sonntag Abend wurde in Riesa ein ziemlich frecher Rau bans all verübt. In die Wohnung einer von ihrem Manne getrennt lebenden Frau drang Abends gegen 8 Uhr ein unbekannter Kerl und forderte Geld. Da ihm dies nicht verabfolgt wurde, band er die Ueberfallene mit einer Waschleine, füllte ihr Petroleum in den Mund und in die Kleider und drohte sic anzuzündcn, wenn sie fich rührte. Er durchsuchte nun die Wohnung, entfernte sich aber alsbald. Die nebenan schlafenden Kinder haben von dem Vorgang nichts wahrgcnommcn. Erst Nachts gegen 2 Uhr hatte die fcstgc- bundcne Frau sich mühsam bis zur Thüre gewälzt und mit dem Kopse gegen dieselbe geschlagen, sodaß die Mitbewohner des Hauses aufmerksam wurden und sie befreien konnten. Natürlich liegt die Bedauernswerthe krank darnieder. — Dem Weinhändler S. in Niederau soll nach dessen Angabe auf dem Wege zwischen Pieschen und Radebeul bei Dresden die Summe Voll 8000 M. abgenommen worden sein. Diese Angabe gewinnt dadurch nicht gerade an Glaubenswürdigkeit, als über das Vermögen des Betreffenden seit vorgestern das Konkursverfahren cingcleitet worden ist. In Niederau selbst glaubt man nicht an die Geschichte. — In Leipzig sind seitens des Nathes für die Zukunft alle Veranstaltungen von Ring kämpfen auf öffentlichen Schaubühnen, Der Geistersee. Original-Novelle von Gustav Höcker. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ist dein Bruch mit Heinrich Zelter ein vollständiger, Levpoldine?" „Er ist unheilbar", war die Antwort. „Behagt dir Orlando etwa als Schwiegersohn nicht?" fügte sie lächelnd Hinz». „Seinem inncrn Werth nach gewogen dürfte er neben Zelter allerdings zu leicht befunden werden. Aber seine halbe Million ist noch unberührt." „Und was ist aus Heinrichs Vermögen geworden?" fragte Rothenhaag mit einem Manen Lächeln darüber, seine sonst so kluge Tochter ans einer völlig falschen Fährte zu sehen, die ihn jeder fer neren Erörterung über den Grund seiner Frage enthob. „Es ist verschwunden. Heinrichs Vater nämlich beschäftigte sich neben seinem journalistischen Berufe mit allerlei kaufmännischen Unter nehmungen, ohne je Glück damit zu haben, und starb in so zerrütteten Verhältnissen, daß Heinrichs Vermögen gerade ausreichte, um die vorhandenen Schulden zu bezahlen und die Ehre seines Vaters z» retten." Hier wurde Leopoldine abgerufen, da eine Freundin gekommen war, sie zu besuchen. „Hml" machte der Nechtsgelehrte hinter seiner Tochter, indem er sich erhob, „hm, hm! daß mir der Name Zelter nicht schon früher ausfiel. Erst die frappante Aehnlichkeit hat mich auf diese Kom bination gebracht. Daß diese Aehnlichkeit auf keinem bloßen Zufall beruhen könne, war gleich mein erster Gedanke, als mir vorhin die Verwechselung passirte, die Levpoldine so geschickt zu pa.'.ren wußte. Vielleicht läßt sich einmal aus diesem Stands der Dinge Kapital schlagen. Vorläufig ist cs das klügste, zu schweigen. Ich muß nun sehen, ob das Protokoll noch in meinem Besitze ist." Nach diesem Selbstgespräche verfügte sich der Advokat in sein Bureau, wo er mit großem Eifer alte verstaubte Aktcnbündel auf band, durchblätterte und wieder zuschnürte. Bereits waren Hände und Manschetten ganz beschmutzt, als er auf ein Schriftstück stieß, bei dessen Anblick sein Auge hell aufblitztc. Er durchlas cs wiederholt mit gierigen Blicken, hielt es dann mit beide» Händen weit von sich ab, um eS noch eine Weile anzustarre», und wies ihm endlich eine» Platz unter den wichtigsten Papieren an, die sein feuerfester Geld- u»d Dokumentenschrank bewahrte . . , wie sie in letzter Zeit dort mehrfach anfgeführt wurden, verboten worden. — Das Hotel Hausse in Leipzig geht, wie das „Leipz. Tgbl." erfährt, am 1. Oktober d. I. in die Hände der Herren Ge brüder Fretz in Schwalbach über. Der Preis wird auf 14/z Millionen Mark angegeben. — Ein eigenthümlicher Jagdvorfall ist Herrn Gutsbesitzer Rösch in Zuckclhauseu passirt. Derselbe war vor Kurzem auf der Rebhühnerjagd und wurde von seinem Treiber auf einen über ihn wegfliegendcn Raubvogel aufmerksam gemacht. Nach einem auf letzteren von Herrn Rösch abgegebenen Schüsse ließ der Vogel einen von ihm geraubten etwa dreiviertel Pfund schweren Karpfen fallen. — Die als des Mordes an dem vr. nreck. Schieck aus Döbel» verdächtig verhafteten Schäfer Kuhn ans Tartsch und Schöpf haben im Verhör bisher angegeben, der Fremde sei in der That einige Stunden bei ihnen auf der Alp gewesen, habe sich bei ihnen ein Gewehr ausgeliehen, um am dortigen See auf Enten zu jagen, und habe später, nachdem er das Gewehr wieder zurückgebracht hatte, seine Reise fortgesetzt. Nach einigen Tagen hätten sie ihn todt gefunden; die Leiche habe mit beiden Händen den Bädeckcr vor den Mund gehalten, aus dem bereits die Würmer hervorge krochen seien. — Plauen i. B., 25. Sept. Am vergangenen Sonnabend trafen der Vorsitzende des Vorstandes des Vereins für Errichtung von Arbeitercolonien im Königreich Sachsen Graf Otto Vitzthum von Eckstädt und Geh. Reg.-Rath vr. Apelt vom kgl. Ministerium des Innern aus Dresden hier ein, hielten in Deils Hotel Einkehr und fuhren dann nach Schneckengrün zur Besichtigung der dortigen Arbeitercolonic. — Gestern früh 6 Uhr ist ein in Zwickau stationirter Schaffner kurz vor Station Mehltheuer von einem von Zwickau nach Hof gehenden Kohlenzuge hcrabgefallen, überfahren und dabei ge- tödtet worden. — Zur Warnung für Solche, die sich vom letzten Manöver her vielleicht im Besitze einer blinden Patron e für das Magazingewehr befinden sollten, kann Folgendes mitgethcilt werden: Ein zwölfjähriger Knabe von Theuma stellte eine derartige, von ihm auf einem Felde gefundene Patrone auf den Erdboden und schlug mit dem Hammer auf dieselbe. Es hatte dies zur Folge, daß die die Pulverladung umgebende Hülse cxplodirte und den Knaben an beiden Hände» mehr oder weniger schwer verletzte. Es wurde ihm vom Zeigefinger der linken Hand das Fleisch bis über das erste Glied hinauf mitsammt dem Nagel glatt abgeschält, sodaß der Finger um 14/2 Glied hat verkürzt werden müssen; der Daumen dieser Hand wurde arg zerrissen, desgleichen wurden auch die beiden letzten Finger der rechten Hand nicht unerheblich beschädigt. — In Königswalde bei Annabcrg fiel am 24. September das 3jährige einzige Söhnchen des Tischlers Cölestin Schulze in den nahe beim Hause vorbeifließcnden Mühlgraben und ertrank. — Zwickau. Bei dem am Sonntag hier stattgehabten Velociped Wcttfahren des hiesigen Rcnnvereins holte sich der Meisterfahrer von Deutschland, Louis Stein aus Frankfurt a. M., welcher die 400 Meter lange Rennbahn 12^ Mal in 10 Minuten 44/z Sekunden durchlief, den ersten Preis, bestehend in einem silbervergoldeten Thee- service, einem Tafelaufsatz und 2 Vasen, während Vogt-Leipzig nur 2/5 Sekunde später dnrch's Ziel schoß. Die dritte Nummer im Hanptfahrcn für Dreiräder hatteSild-Wie», welcher auch den Führungs- Preis erhielt. Beim Hanptfahrcn für Zweiräder war auch Willy Pögc-Chemnitz einer der Ersten, ebenso beim Zwcirad-Fahrcn mit Vorgabe. — Am 23. d. M. Vormittags 11 Uhr ist der 37 Jahre alte Anschläger Wilhelm Friedrich Hofmann aus Eckers bach in einem Schachte zu Oberhohndorf dadurch tödtlich verunglückt, daß er vom Füllorte einer Zwischensohle aus in das Schachttiefste gestürzt ist. Die Höhe des Sturzes.betrug 31 Meter. Da Augen zeugen nicht zugegen waren, so ist es fraglich, ob die Ursache der Verunglückung zweifellos festgestellt werden kan». — In Callnberg brannten in der Nacht zum 23. Septbr. die mit Erntefrüchten fast ganz ungefüllten Scheunen des Wirth- schaftsbesitzers und Spediteurs Hölzel hicrsclbst vollständig nieder. Die Entstehungsursache ist bis jetzt nicht ermittelt. — Freiberg, 24. Sept. Von der in Pirna garnisonirenden Artillerie trafen gestern 20 Unteroffiziere und Gefreite hier in Freiberg ein, um mit Unteroffizieren und Gefreiten der hiesigen Artillerie bei dem hiesigen Jägerbataillon eine 14tägige Hebung im Gebrauch der Jägerbüchse durchzumachen. — Einen Schurken streich hat ein am Sonnabend von hier zur Reserve entlassener Jäger, mit Namen Groschwitz, seiner in Zug wohnenden Geliebten, der er die Heirath versprochen, gespielt. Das arme bethörtc Mädchen Es schien, als wäre Leopoldine mit dem Briefe und der Photo graphie des schönen Husaren-Offiziers, die sie ebenfalls Dokumente genannt hatte, weniger gewissenhaft umgcgangen. Sie behauptete, beides verlegt zu haben, als sich Fanny im Laufe des Tages wenigstens die Photographie zurückerbat, um sie ihrer Freundin wiedcrznbringen. So gründlich sie auch nach dem Bilde suchte, so war und blieb dasselbe doch vcr- chwunden, und Fanny mußte mit leeren Händen zu Bertha zurückkehrcn, welche über die nnausfüllbare Lücke in Fräulein Werwicks Albnm nicht wenig bestürzt war. Nie hatte ein Mann Leopoldinens Neigung in solchem Maße besessen, als Heinrich Zelter. Aber wie Stolz, Hochmuth und Selbst- ncht die Hauptzüge ihres Charakters bildeten, jo übten sie auch in ihrem Herzen die Oberherrschaft. Daß sie sich zuerst an ihrer Liebe zu dem Maler versündigt hatte, indem sie ihn zu Gunsten eines reichen Erben fallen ließ, der ihren Vater vor Schimpf und Schande bewahren sollte, — diesen Vorwurf ließ sie keinen Augenblick in sich anskonimen. Vielmehr hielt sie sich selbst für die Hintergangene und Betrogene. Daß Heinrich über das Urbild zu seiner Ophelia ge- chwicgen hatte, nahm sie für ein Zeichen seines bösen Gewissens, und ihre ganze Wuth über die auf dem Maskenballe erlittene Dcinüthigung wälzte sich gegen den Maler, als habe dieser selbst ihr alle jene höhnenden Reden ins Gesicht geschleudert, die sie von der Griechin anhören mußte. Nie hatte sie ihn mit der Tiefe geliebt, mit welcher sie ihn jetzt haßte. Das machte sie aber nicht blind gegen die bestechenden Vorzüge, die ihm einst ihre Neignng gewonnen hatten. Man sollte meinen, daß ihr die sprechende Aehnlichkeit ihres neuen Anbeters mit seinem Vorgänger zur Gcnngthuung gereicht, sie gewissermaßen für ihren Verlust schadlos gehalten hätte. Dem war aber durchaus nicht so. Orlando trug in ihren Augen nur des Löwen Fell, im Innern war er hohl, das hatte sie au seiner ruhnr, redigen Eitelkeit sofort erkannt, und je mehr er durch sein Aeußercs zu Vergleichen hcrausfordertc, um so tiefer sank er in seinem innere» Werthe. Heinrich Zelter wurde von Lcopoldincn gehaßt, für Orlando fühlte sie nur Verachtung. Er war ein Spielball in ihrer Hand und danach richtete sie ihre nächsten Schritte ein, um sich des reichen Erben zu versichern. Vor allem hielt sie es für nöthig, die nächsten Scenen ihrer Licbesintrignen nach einem möglichst fernen Schauplätze zu verlegen, ahnte nichts Böses, als sie ihm in der letzten Nacht seines Hiersein- Freiquartier in ihrer Wohnung gewährte. Am andern Morgen war der Geliebte verschwunden, gleichzeitig aber auch ihr Sparkassenbuch über 1000 M, sowie ein guter Anzug und ferner 10 M. baar Geld. Inzwischen ist es gelungen, den sauberen Galan in Falkenstein i. B., in seinem Hei»iathsvrl,sestznneh»icn. Das Sparkassenbuch soll beide,» Spitz buben jedoch nicht mehr gefunden worden sein. — Ein bedauerlicher Un glücksfall hat sich am Sonnabend Nachmittag inFreibergsdorf zu- gctragc». Der 6 Jahre alte Sohn des Schmicdemeistcrs Fischer daselbst ging zum ersten Male nach dem Hofe des dortige» Rittergutes, um dort mit einigen Kameraden „Vcrsteckens" zu spielen. Hierzu hatten die Kinder sich als passendste» Ort eine Strohfeime auscrsehen, in deren nächster Nähe sich ein sehr tiefes Janchcnlvch befindet. Der kleine Fischer rutschte von der Feime, die er erklettert hatte, herab, fiel in das Jauchenloch und fand darinnen seinen Tod. — Mulda. Ein grausiger Fund wurde in Clausnitz von Erntearbeitcru gemacht. Man entdeckte in einem kleinen Teiche im Nicderdorf einen weiblichen Leichnam, der allem Anschein nach nicht lange im Wasser gelegen haben konnte. Die hierorts ganz unbekannte Person war von langer Statur und stand dem Anschein nach in Mitte der 30er Jahre; die Kleidung war eine ziemlich gute. In der Nähe liegend vorgcfunden wurde eine Ledertaschc mit mehrere» Schlüsseln und einigen Mark Geld. — Schell enberg, 24. Sept. Heute kamen, vom Manöver im Vvigtland nach Dresden zurückkchrend, mehrere Stabsoffiziere mit Bedienungsmannschaften und Pferden nach Schellenberg, während in Dorfschcllenberg und Marbach einige Batterien Artillerie (Mann schaften mit Pferden und Geschütze») einrückten. Der Weitcrmarsch erfolgt am Dienstag früh. — Waldenburg, 24. September. Gestern nach beendetem Vormittags-Gottesdienste wurde Herrn Kttrschncrmcistcr Limbach hier, welcher seit dem 23. August 1828 dem hiesigen Kirchensängerchor angehört hat, durch eine Deputation des Kirchenvorstandcs die An erkennungs-Urkunde, welche das evangelisch-lutherische Landes- consistvrium ihm aus Aulaß seiner treuen Wirksamkeit ertheilt hat, überreicht. IL—. Meinersdorf. Auch bei hiesiger Verkehrsstelle sind vom 1. Oktober d. I. ab einige Aendcrungen zu verzeichnen. An der Fahrkarten ausgabe erhält man Fahrkarten (Tour- und Tages- billets) für weitere Strecken und zwar »ach Adorf, Dresden resp. Freibcrg, Leipzig, Limbach und Schwarzenberg und ist man dadurch einem längst ersehnten Wunsche des Publikums entgegengekommen. Außerdem treten von dem genannten Tage an auch Fahrpreis ermäßigungen ein für einfache und Rückfahrkarten nach Dittersdorf, Einsiedel, Erfenschlag, Altchemnitz und Chemnitz, sowie Dorfchemnitz, Zwönitz, Aue und Zwickau. Noch sei erwähnt, daß vom Beginn des Winterfahrplans der bisher 12 Uhr 51 Min. Mittags verkehrende Personenzug hiesige Station 12 Uh^ 29 Min. verläßt. H—. Bnrkhardsdorf, 24. September. Auf ihrer Rückkehr ans dem Manöver durchzogen heute Vormittag 5 Batterien deS 1. Feldartillerie-Regiments Nr. 12 nebst dem dazugehörenden Stabs offizier unfern Ort. Es find dies jedenfalls die letzten Truppen, welche das Manöverleben in Freud' und Leid genießen» und viele» Soldaten bleibt dies, ähnlich einem Feldzüge, eine Erinnerung für ihr ganzes Lebe». — Aus Burgstädt wird gemeldet, daß der Jagdpachter dek, Flur Köthensdorf das Glück halte, am vorigen Freitag ettien Hirsch zur Strecke zu bringen. — Wie mag dies für die Gegend von Burgstädt so seltene Wild dahin gekommen sein? — Fraukenberg. Mit dem 1. April nächsten Jahres wird sowohl das gegenwärtig hier stationirte kgl. Bezirkskommando als auch die Dienstmcldestclle des hiesigen Bezirksfcldwcbels von Franken berg weg nach Chemnitz verlegt werden. — Am vorigen Sonnabend Mittags hatte sich auf Garnsdorfer Flur in einer Waldlichtung in der Nähe der Chemnitzthal-Slraße eine 15 Köpfe zählende Zigeunerbande niedergelassen, welche eben dabei war, sich häuslich cinzurichten und Wasser und Holz zum Abkochen herbeizuholen, als sie von der Gendarmerie gestört wurde. Durch letztere wurde die romantische Gesellschaft angchalten, unverweilt wieder anszubrechen und die Wanderung nach ihrem Ziele in der Richtung nach Mitt- wcida fvrtzusctzen. Bemerkt sei, daß die gut gekleideten Männer Lacksticsel trugen, während die Frauen und Kinder zerlumpt einher- gingen. —ck. Wittgcnsdorf, 23. Septbr. Heute wurde hier, vom herrlichsten Wetter begünstigt, das Erntefest gefeiert. Zu diesem damit Orlando nicht etwa vor der Zeit von ihre», Verhältniß zn Zelter Kunde erhielte oder der seltsamen Doppelgängcrschaft auf die Spur käme, welcher er seiner vermeintliche Eroberung verdankte. Mit ihrer Entfernung aus der Stadt verband sie noch einen anderen Zweck. Sie wollte Orlando den Sieg, den er so leicht über sie errungen zu haben glaubte, doch noch ein wenig erschweren und ihre weibliche Würde wicdcrherzustcllen suchen. Sie lief einige Gefahr dabei, zu viel zu wagen; aber sie wußte auch, daß das fliehende Wild den Eifer des Jägers nur verdoppelt. Es traf sich gerade günstig, daß eine ihr befreundete Familie nach Nizza reiste, um den Rest des Winters dort zu verbringen. Leopoldine schloß sich an und ohne weiter »ach Orlando zu fragen, dampfte sie in Begleitung ihrer Freunde nach dem milden Süden ab. Sie hatte sich auch wirklich nicht verrechnet. Orlando brannte der Boden unter den Füßen, als Nothenhaag ihm auf seine Frage nach dem Befinden seiner Tochter mit der gleichgültigsten Miene von der Welt zur Antwort gab, sie fei auf einige Monate »ach Nizza gegangen. Orlando wußte, daß sie vor ihm geflohen war, — aber sie 'ollte ihm nicht entkommen. Nur mit knapper Noth vermochte ihn Rothenhaag zu halten, bis die Erbschaftsangclcgcnheit geordnet war, woraus er sofort der schönen Flüchtigen nachreiste, um in der Stadt des ewigen Frühlings am Mittclniccre ihr auf's Neue seine Huldig ungen zn Füßen zn legen, bis er zum zweiten Male das Wort von ihren Lippen hörte, womit sie ihn auf jenem Maskenballe be glückt hatte. Kaum Ivar Orlando im Besitze seiner halben Million, als er auch die Anstalten zur Hochzeit betrieb, die in Nizza gefeiert wurde, und nach einem halben Jahre kehrte Leopoldine als feine Gattin in ihre Heimath zurück. Am klügsten hätte sie freilich gethan, in eine rcmde Stadt zn ziehen. Aber sie stellte die Vorzüge der heimischen Metropole, welcher Orlando ebenfalls eine große Anhänglichkeit be wahrte, noch über die Gefahren, die hier ihrem Ehefrieden drohen konnten. Auch vermochte sie sich mit dem Gedanken einer Trennung von ihrem Vater nicht zn befreunden und dieser selbst wollte davon noch viel weniger wissen, denn er fürchtete, daß sein Einfluß über die Tochter, in deren Hand sein ganzes Wohl und Wehe lag, in der Ferne seine Kraft verliere» könne. Lcopoldinc hatte nach ihrer Rückkehr aus Italien die früheren Bekanntschaften fallen lassen und allmälig neue angcknüpft, so daß
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