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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881021
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-21
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.10.1888
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8. Jahrgang. Sächsischer Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgent - gelangende, mit 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler 3. Sächsische Gerichtüzcitung 4. SSchstscheS Allerlei b. IllustrirteS UnterhalMngsblatt 6. Sonntagöblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., lei den Post-Anstalten 75 Pfg. (Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 5035.) AnzcigcnprciS: Naum einer schmalen Corpuszeile 15 Pfg. — Vevonugte Stelle (Isvallige Petitzeile) 80 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Einrücknngöbctrag (in Briefmarken) beifüge» «je 8 Silben Corpnsschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Bormittag angenommen werden, da Druck n»d Berbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. —- Die Anzeigen finden ohne Preisaufschlag gleichzeitig Berbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes - Anzeigers" ohne ^essm ^tägliche Extra-Beiblätter.) Verlags - Expedition: Alexander Wiede. Bnchdruckerei, Chemnitz, Theaterstrahe Nr. 6. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Sonntag, 21. Oktober 1888. Von den HauptblSttern der „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sondcr-Ansgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur 50 Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz nionatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 3. Nachtr. Nr. 1250a.) FürAbonucntenc Sommer-l Winter-E Zlliistr. Kalender des Sächsischen Sandbö en- IllustrirteS Iahresbuch des Landes-Auzeigers. lbonucnten erscheintje einmal imJahr: ner-Liscnbahnfahrulnnhcft fiirEachscn- r-Eisendahnfahrplanlieft für Sachsen- Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Foliiun 2727 verlantbnrt, daß der Kansnnnn Herr Emiard Gustav Emil Stempel in Chemnitz in die Firma H. Stempel daselbst als Theilhabcr eingetreten ist- Chemnitz, am l6. Oktober 1688. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des nnterzcichnctcn Amtsgerichts wnrde heute auf Folinm 3174 die Firma Ernst Thnrccht in Chemnitz (Ane Nr. 21) und als deren Inhaber Herr Carl Ernst Thnrccht Lasrlbst, Besitzer eines Papierhülsen-Fabrikationogeschüfts, eingetragen. Chemnitz, den 16. October 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wnrde heute auf Folinm 2720 vrrlanlbart, daß Herr Bernhard Oscar Dürr aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Lindncr sr Dürr i» Chemnitz als Theilhalber ausgeschicdc» ist, sowie, daß der andere Mitinhaber, der Kaufmann Herr Friedrich Otto Lindner daselbst, das Handclsgeschäst der aus- gelösten Gesellschaft nnter der bisherigen Firma sortsührt. Chemnitz, am 16. Oktober 1888. Königliches Ainisgericht. Das Concursvcrfahrcn über das Vermögen des Handelsmanns Christoph Berthold Emil Reinhold Kroll in Allchemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch ansgehoben. Chemnitz, den 18. October 1388. Königliches Amtsgericht. rv- . >> »— ». > > >. Neueste Nachrichten. Wien, 19. October. Osficiös wird der „P. C." aus Paris versichert: Der deutsche Botschafter, Graf Münster, verlangte nicht von der französischen Regierung die gerichtliche Verfolgung der französischen Verleger des Tagebuches des Kaisers Friedrich. London, 19. October. Wie der „Times" ans Konstantinvpel unter dem 18. d. gemeldet wird, erhielt die Pforte aus Kairo die Nachricht, daß die Lage der Dinge am Nil sehr ungünstig für die vkknpirendcu Engländer werde, »nd man erwarte, die englische Negier nng werde bald Verhandlungen mit der Pforte über die Okkupations- fragc aufnehmcn. Der Sekretär Mnkhtar Paschas ivcile in geheimer Mission in Konstantinopcl. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 20. October. Deutsches Reich. Von der Kaiscrreisc. Am Donnerstag Abend fand die am Sonntag durch Regen verhinderte Beleuchtung des Forum Romauum mit feinen großartigen Ruine» und Säulen statt. Während derselben führten 0 Musilkorps gegenüber der Königsloge auf dem palatiuischeu Hügel Coucerimusik auf, an welche sich eine große Huldiguugskautatc für Kaiser Wilhelm anschlvß. Die bengalische Beleuchtung des Form» und ein auf demselben ab gebranntes Feuerwerk gewährten ein feenhaftes Schauspiel. Um »/ill Uhr kehrten die hohen Herrschaften in den Quirinalpalast zurück. Am Freitag Vormittag begab sich Kaiser Wilhelm nach der Macao-Esplanade, um den dort auf seinen Wunsch stattsindenden Exercitien cines Bcrsaglicri-Bataillons bcizmvohnen. Der König, der Kriegsminister, mehrere hohe Generale und der Oberst des be treffenden Regimentes begleiteten den Kaiser. Auf seinen Wunsch wurden dem Kaiser auch mehrere italienische Armcemärsche, besonvcrs solche, welche von den Bersaglicri Kapellen gcspic t werden, überreicht. Der Monarch folgte allen Hebungen auf das Genaueste »nd sprach zum Schluß den italienischen Offizieren seine Anerkennung ans. Die Haltung des Bataillons war, auch bei andauerndem Laufschritt, eine mnstcrhastc. Die Bersaglieri-Trnppen sind allerdings die besten italienischen Regimenter. Von dem Excrzierselde kehrten die Monar chen nach dem Qnirinalpalastc zurück, wo um 1 Uhr der Kaiser das Frühstück im Kreise der ganzen italienischen KönigSfumilie eiunahm. Bevor die Tafel aufgehoben wnrde, stießen Wirth und Gast noch einmal kräftig mit ihren Gläser» an und drückten einander fest die Hände. Ter Kaiser und der König hatten dann »och eine kurze Unterredung, worauf sich der Kaiser von der Königin Marghcrita und den übrige» fürstlichen Dame» verabschiedete. Sichtlich bewegt schied der deutsche Herrscher aus den Mauern des Quirinalpalastes. Die Straße »ach dem Bahnhof war von Menschcnuiassen derartig besetzt, daß sich kaum Jemand zu rühren vermvchle. Unlcr Kanonen donner, den Klängen der Militärkapellen und orkanartigen Hochrufen wurde die Strecke zurückgclegt. Von allen Fenstern wnrde mit den Taschentüchern geweht, herzliche Grüße dem scheidenden Gaste zuge rufen. Unaufhörlich dankte der Kaiser, tiefe Rührung sprach sich in seinem Gesichte bei diesem brausenden Enthusiasmus aus. Auch Prinz Heinrich und Gras Bismarck wurden lebhaft begrüßt. Auf dem Bahnhofs, dessen Perron wieder eine Ehrenwache besetzt hielt, nahm der Kaiser von den Spitzen der Behörden Abschied, Allen dankend die Hände drückend. Besonders wurde Crispi vom Kaiser ansge zeichnet. Dann »ahm der Kaiser von de» Prinzen Abschied, und endlich von dem Könige. Wiederholt umarmte» sich beide Herrscher und küßten sich, dann trat der Kaiser rasch zurück und bestieg seinen Galawa,c». Um 3 Uhr 12 Minuten setzte sich der Zug unter lauten Hochrufen in Bewegung. Noch ein fester Händedruck der fürstlichen Freunde, lebhaftes Zuminken und dahin brauste der Zng. Empfang- durch die italienischen Behörden erfolgt unterwegs nicht. Um 8 Uhr dinirte der Kaiser in Orczzo, Prinz Heinrich reiste von Florenz, wo er die Nacht blieb, nach Wien, der deutsche Kaiser über Bologna, Verona, Ala, München direct nach Berlin. — Ucber das Resultat der Unterredung zwischen Kaiser und Papst liegt eine neue Meldung vir, welche die Annahme bestätigt, der Kaiser habe jede Einmischung in die römische Frage abgelehnt. Dem ..Schwab. Merkur" zufolge hat der Papst, vom Cardinal Nampolla beeinflußt, dr.imal versucht, den Kaiser in eine Erörterung der Romfrage hincinznjichcn. „Ich habe ihm jede Illusion ge nommen," soll der Kaiser hinterher zu König Hnmvert geäußert haben. — Kaiser Wilhelm und König Hnmbert. Wie aus Rom be richtet wird, hat sich das Vcrhältniß zwischen Kaiser und König sehr herzlich gestaltet, trotzdem der König bedeutend älter ist, als sein kaiserlicher Gift. Viel zu diesen gegenseitigen Sympathien mag bcigetragcn haben, daß die beiden Monarchen einer ernsten Lebens anschauung huldigen. Der italienische König ist der liebens würdigste Wirth, den man sich denken kann, er kam dem Kaiser, dem Sohne seines besten Freundes, von vornherein mit offenen Armen entgegen. Die beiden Fürsten habe» häufig von Kaiser Friedrich gesprochen, auch die allgemeine politische Lage sehr eingehend erörtert. Der König war von jeher ein ausgesprochener Freund Deutschlands und der Abschluß des engen Bündnisses war ihm ein ganz besonderer Herzenswunsch. Die Mitglieder der savoyischen Königssamilie leiden bekanntlich unter einer charakteristischen „Häßlichkeit", wenn man sich so nusdrückcn will. König Victor Emanuel sagte einst im Scherz: „Ich kann mich tröste», ich bin noch nicht der häßlichste Mensch in Italien. Mein Sohn Hnmbert ist noch häßlicher als ich. Dafür besitze ich aber auch die schönste Schwiegertochter i» I alicn." König Hnmbert ist nun allerdings nicht schön, aber sein ausdrucksvolles Gesicht und die scharfen, klugen Augen sind nicht eben Zeichen der höchsten Häßlichkeit. Amüsirt hat cs den König aber doch, daß die Neapolitaner seinen kaiserliche» Gast den „hübschen Kaiser" lausten. Lachend theiltc er dem Kaiser den Beinamen mit, welchen die Bewohner der Vesuvstadt ihm ge geben. Auch der Kaiser lächelte. Dieser Beweis des regsten Interesses der Bevölkerung hat ihm aber doch große Freude gemacht. — Die „Times"-Erzählnnzen von angeblich in er Villa Zirio zurückgebliebenen Aufzeichnungen Kaiser Friedrichs werden jetzt von zuständiger Seite widerlegt. Die Gräfin Zirio veröffentlicht eine Erklärung, wonach ihr nichts davon bekannt ist, daß in ihrer Villa wichtige Papiere Kaiser Friedrichs im März 1888 aufgefmidcn worden sind. — Zum Prozeß Gcffcken behauptet das „Franks. Journal", daß die Voruntersuchung abgeschlossen und die Erhebung der Anklage demnächst zu erwarten sei. Obecreich-anwalt Tesscndvrf war in diesen Tagen wieder i» Berlin und hatte eine Konferenz mit den» Untersuchungsrichter. Die Lage Gesfckcn's wird in eingeweihten Kreisen für „sehr ernst" gehalten. Geffcken ist seit einigen Tage» leidend und wird durch den Anstaltsarzt Sanitätrath Levin behandelt. — Die Reichsregiernng hat die Errichtung einer Kapuzincr- anstalt zu Sigolsheim bei Straßburg, nachdem dieselbe von: römi schen Stuhle approtzirt ist, genehmigt. — Die Regierung der Reichslande geht scharf gegen die deutsch feindliche Presse vor. Nachdem mehrere Redakteure deutschfeindlicher Blätter ansgewiescn sind, theilt die Landeszeitung für Elsaß-Loth ringen mit, daß die Regierung sich veranlaßt gesehen hat, die Ein führung und Verbreitung einer Anzahl von Pariser Blättern im Neichslandc zu untersage», deren gegen Deutschland gerichteten An griffe in letzter Zeit zu gewohnheitsmäßiger Majestätsbelcidigung ansgeartet waren. Verschiedenen anderen französsichen Blättern, deren Verbreitung seit mehreren Jahren ohne vorgängige Genehmigung ge stattet war, ist die unbedingte Freiheit des Umlaufes entzogen worden, da ihre neuerliche Haltung eine derartige Duldung nicht rechtfertigte. Zur Begründung dieser Maßregel bemerkt das ministerielle Blatt: „Nachvem die Landecregicrnng durch die Umstände zu einer Ver schärfung der Frcmdenpvlizci genöthigt worden ist, wird cs begreif lich erscheinen, wenn sie jetzt auch Vorkehrungen trifft, um die Ver breitung fremder Preßcrzcugnisse zu verhindern, deren gehässigen und verlänmdcrischen Angriffe gegen Deutschland den Zweck verfolge», die reich-ländische Bevölkerung zu täuschen und die Stimmung derselben zu beeinflussen." Die Pariser Blätter, deren Verbreitung in Elaß- Lothringen verboten wird, sind „Estafette", „Jntransigcant", „Pays", „Patrie", „Tölögraphe" und „Voltaire". Oesterreich-Ungar». Es wird Stellung genommen in Oesterreich. Graf Schönborn, der neue Jnstizmiuistcr, trat in sein Amt ein und hielt hierbei eine längere Ansprache, welche einem Programme glcichkommt. Als eine Hauptaufgabe der Justizver waltung in Oesterreich bezeichnet«: er die Führung einer trotz aller Gründlichkeit raschen, billigen, unparteiische» Rechtspflege und die Wahrung der Unabhängigkeit des Richterstandes. Schwieriger sei die zweite Hauptaufgabe! sie bestehe in dem Einflüsse, welchen die österreichische Justizverwaltung auf die Gesetzgebung zu nehme» hat. Die Bedürfnisse der neuen Zeit seien durch neu zu schaffende Formen zu befriedigen und hierbei den Eigcnthümlichkeitcn Oesterreichs Rechnung zu tragen. Doch nicht das Bcrlangen des Tages sei zu erwägen, man müsse hierbei in die ferne Zukunft schauen. — Das ist ein großartiges, resormatvrischcs Programm, dessen Grundtendenz bei dem pronvnzirt klerikal-feudalen Tscheschen Schönborn nicht er läutert zu werden braucht. Doch auch diejenigen, welche an die Wand und dort platt gedrückt werden sollen, die Deutschen Oesterreich-, be ginnen sich ans die Abwehr zu besinne». Professor Sneß sprach cs beim Landtagsschlnß in Wien unumwunden aus, daß die Vorgänge der letzten Tage einen ernsten Anlaß für die Deutschen bilden, sich znsammciizuschließcn und dem Treiben der Gegner ein „Halt" zuzn- rnfen. Acußerst charakteristisch aber ist, daß sich das Gerücht, Graf Taafse werde bald dennoch zurücktretcn, nicht nur erhält, sondern immer bestimmter auftritt. Eine so offene Reaktion, wie sie jetzt be vorstehe, habe ec nicht gewollt, und da er die hcreiubrcchendcu Fluche» nicht mehr bannen könne, so werde er irgend einen Anlaß znm Vor wand nehmen, um sein Portefeuille »icderznlcgen. Italien. Der Cardinalstaatssecretär Rampolla wird doch ein Rundschreiben an die päpstlichen Nuntien versenden. Es soll darin mit großer Wärme von den erfreulich n Ergebnissen des kaiserlichen Besuches im Vatican gesprochen und betont werden, daß dies Nejul. tat ein neues Zeug aß für die Achtung ist, welcher sich die Kirche Seitens des mächtigsten Fürsten der Welt erfreut, die Kirche, an deren Rechten nichts geändert wird» noch geändert werden kann. Frankreich. Der Präsident der konservativen Union in Paris, Baron von Mackau, hat dieser Tage eine Fractionssitznng der Orleanisien, wie der „Frkft. Ztg." berichtet wird, mit einer Rede eröffnet, in welcher er folgendes trübe, aber nicht ganz unwahre Bild der Zustände in Frankreich entwirft: „Ueberall herrscht Verwirrung. In der Regierung, >00 der Zwiespalt zwischen dem Präsidenten der Republik und seinen Ministern offen zum Ausbruch gekommen ist, im Parlamente, wo die Pottaschen Parteien, welche die Mehrheit bilden, sich spalten und sich gegenseitig die blutigsten Beleidigungen zuschlcudern, im Lande, wo Viele, welche dazu bcigetragcn haben, die jetzige Mehrheit cinzusetzcn, mit Schmerz fragen, ob sie sich nicht getäuscht haben, ob diese Mehrheit ohne Programm, ohne gemeinsame Grundsätze, die kein anderes Band zusammcnhält, als ein Name und ein Vertrag, der von ihren eigenen Organen als eine „nothwendige Dummheit" bezeichnet wird, dem Lande nicht verderblich werden kann." Diesem traurigen Bilde hält der Führer der Monarchisten nun die Einheit der Rechten entgegen, welche sich darauf gründe, daß alle ihre Mitglieder nur ein Ziel, nur einen Gedanken hätten, das Wohl Frankreichs. Er verschweigt aber, daß ein Thcil dieser Parteien ihr Ziel zu erreiche» hofft, indem er den Grasen von Pari- ans den Thron der Bourbonen hebt, während ein anderer Theil in Viclor, ein dritter in Jerome Napoleon den Retter Frankreichs er blickt und ein vierter endlich den General Bonlangcr als den Messias dieses unglücklichen Landes betrachtet. Er vergißt auch, daß diese Parteien ihren Zweck, das Wohl Frankreichs, sehr oft über die Mittel vergessen, durch die sie es zu erreichen hoffen, daß sie daS Land an den Abgrund des Verderbens zu führen bereit sind n»i der Befriedigung persönlicher Interessen willen. Im weiteren Verlaufe seiner Rede wies Mackau dann geschickt darauf hin, daß Minister Goblct selbst in einer jüngst gehaltene» Rede schon nicht mehr für nöthig gehalten habe, seine Muthlosigkeit zu verheimlichen, er be- zcichncle ferner die Revisionsvorlage Floquet's als einen Act der Verzweiflung und schloß seine Rede mit einem Siegeshymnus. — Die polizeiliche Untersuchung ergab, daß es in Marseille einen Franzosen Triquet nicht gicbt. Die unter diesem Namen von dort nach Italien geschickten Zettel mit deutschfeindlichem Inhalt, die in Rom vcrtheilt wurden, hat thatsächlich ein Italiener Namens Senator! unter dem falschen Namen Triquet aufgcgeben und ist dann nach Spanien entflohen. Sie wurden auf Kosten des Marseiller italienischen Mazzini-Klubs hergestcllt. — Pariser Blätter melden, ein französischer Jägcrlcutnant sei aus Stuttgart, wohin er zur Er lernung der deutschen Sprache gekommen war, ausgewiesen worden. Holland bereitet sich zur festlichen Begehung eines nationalen Gedenktages vor, nämlich der 75. Wiederkehr des Tages, an welchem cs, den 17. November 1813, das Joch der französischen Gewalt herrschaft abschüttelte und seine politische Selbstständigkeit zurück- erobcrte. In allen größeren Städten sind die bezüglichen Vor bereitungen schon in vollem Gange. Cttttland. Die englischen Blätter hatten sich bekanntlich weid lich über die Unruhen gefreut, welche in Deutsch-Oslafrika ausge- brochen waren. Nun müssen die Engländer auch daran glauben. Ein Telegramm aus Zanzibar meldet den Ausbruch eines Ausstande- bei der Uebernahme der Zollverwaltung Seitens der englisch-ostafri kanische» Gesellschaft zu Mombas. Zwei Beamte wurden getödtet, viele andere verwundet. Englische Kriegsschiffe mußten schleunigst nach Mombas gesandt werden, um Leben und Eigenthum von Euro päern und Indiern zu schützen. Mombas ist der Haupthafen der englischen Interessensphäre und zugleich ein lebhafter Handelsplatz» welcher schon seit vielen Jahren von der englisch-indischen Dampser- linie angeiausen wird. Russland. Der Zar hat den commandircndcn General Grafen Radetzky in Charkow, den Sieger vom Schipkapaß, znm comman- direndcn General der Truppen des Miliiärbezirks von Kiew ernannt. — Gegen Gicrs iverden von der panslavistlscheii Partei neue An griffe vorbereitet. Als „Brief eines Russen ans Montreux" ver öffentlicht die „Nvwoje Wrcmja" unter dem Titel: „Die Achillesferse der russischen Politik" eine» Artikel, dessen Spitze gegen Herrn von Giers gerichtet ist. „Die russische Diplomatie, welcher genügende leitende Ideen abgingen, sei keinesfalls der jetzigen Situation ge wachsen, denn Fürst Bismarck regiere ganz Europa. Rußland werde deshalb auch bald genug vor der Wahl stehe», entweder mit ders Dreibund-Liga in den Kampf einzntieten oder znrückznweichen und den Orient den Gegnern zur Uinforiuung »ach deren Ermessen zu überlassen." Orient. König Milan von Serbien ist mit dem Kronprinzen Alexander wieder in Belgrad eingctroffcn und von den Ministern und einer großen Menschenmenge begrüßt worden. Zur Vorsicht war aber auch eine starke Polizei- und Militärmacht am Platze. — Der russische Passagierdampfer, auf welchem die Königin von Griechenland die Heimreise nach Athen von Odessa angctrctcn hatte, war durch einen heftigen Sturm genöthigt, im Hasen von Kavarna Schutz zu suchen. Afrika. Nach dem nunmehr aus Stanley Falls eingctroffciien amtlichen Bericht hat Major Barttelot in folgender Weise seine» T d gefunden: Die Manyeme-Eingcborenen haben die Gewohnheit, spät Abends und zeitig am Morgen den Tamtam zu schlage» und zu singen, und es gab kein Mittel, um sic von dieser Gewohnheit abzubrinqcn. Major Barttelot, der mit seiner Karawane von 400 Mann mehrere Tagereisen ins Innere gemacht hatte, prvtestirte sehr nachdrücklich gegen diesen Lärm und ließ sogar Drohungen fallen, in der Hoffnung, demselben ein Ende zu setzen. Gleichwohl begann am 19. Juti um 4 Uhr Morgens das Trommeln aufs Nene, worauf Major Barttelot sehr zornig wurde und ans der Hütte, die er mit Mr. Bvmiy gemeinschaftlich bewohnte, heranstrat. Ungeachtet des Rathcs des Letztgenannten erklärte Major Barttelot, er würde dem Trommeln ein Ende machen, und er begab sich nach der Hütte des Mannes, der den Tamtam schlug. Ec halte dieselbe kaum erreicht, als Plötzlich ei» Schuß fiel. Mr. Bonny verließ eiligst seine Hütte und sah alle Leute im Lager nmherlausen, wobei dieselben riefen: „M'Zonngvu Kusna" (der weiße Mann ist todt). Mr. Bonny entdeckte nach langem Suchen die Leiche Major Barttclot's vor der Hütte des Trommlers liegen, die Brust von einer Kugel durchbohrt. Tags darauf wurde Mr. Jaine- son, der sich bei der Vorhut bejand, von dem Vorfall unter richtet und er kehrte nach dem Lager zurück und stellte wieder ein wenig Ordnung her. Sämmtliche die Karawane bildenden Mannschaften hatten sich indeß zerstreut und alle Be stände an Perlen »nd Stoffen waren gestohlen worden. Mr. Jameson (der seitdem in Bangalas am Fieber gestorben ist) kehrte mit den Trümmern der Karawane »ach dem Lager am Arnwhimi zurück und kam dann nach Stanley Falls, um Abmachungen mit Tipp» Tip zu treffen. Er ließ Mr. Bonny mit einigen Mannschaften und den Mnndvorrälhen» welche gerettet werden konnten, im Lager am Arnwhimi zurück. Tippu Tip soll Major Barttelot wiederholt ermahnt habe», die Karawanen mannschaften nachsichtig zn behandeln und sie nicht zu peitschen. Mr. Jameson erklärte den Beamten in Slanley-Falls-Station, Major Barttelot hätte zur Zeit seines Todes Stanley für todt gehalten, weil seit den von Deserteure» überbrachten Ge rüchten alle Nachrichten über ihn fehlten. Tipp» Tip und der belgische Lieutenant Baert traten Anfangs August eine vicrmonatliche Reise in das Land südlich von Kassvngo in der Richtung des Ka tanga und westlich bis zum Lomani a», »m diese unbekannten Regionen zu erforschen und Stationen zu gründen. Es wird als numöglich betrachtet, eine neue Expedition zum Entsätze von Emin Pascha via den Kongo zn bilde». Tippu Tip hat die Meinung
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