Volltext Seite (XML)
3 Weikage zum Areiöerger Anzeiger und Tageblatt. M7S. Sonntag, den 5. April. 18S6. Bekanntmachung. Das Kriegs-Ministerium beabsichtigt, auch in diesem Jahre Pferde sächsischer Züchtung als Remonten ankaufen zu lassen. Nemontemarkt findet statt: in Freiberg auf dem Wernerplatz am 8. April d. I. Vorm. 10 Uhr. Ankaufs - Bedingungen: 1. Die Verkäufer haben durch eine Bescheinigung der Polizeibehörde ihre- Wohnortes nachzuweisen a) daß die von ihnen vorgeführten Pferde in Sachsen geboren find — Deck- resp. Füllenscheine find, soweit vorhanden, mitzubringen —; d) daß der Vorsteller seit mindestens zwei Jahren Besitzer des betreffenden Pferdes ist. 2. Die Pferde sollen 3—6 Jahre alt sein. Das Mindestmaß der anzukaufenden Pferde muß — mit Stockmaß gemessen — für 3 jährige 1 Meter 46 Centimeter, für volljährige 1 Meter 52 Centimeter betragen; das Höchstmaß soll für 8 jährige 1,57 und für voll jährige 1,68 nicht übersteigen. 8. Schimmel, sowie Hengste und tragende Stuten werden nicht angekauft. 4. Die Verkäufer sind verpflichtet, für alle Gewährsfehler nach Maßgabe der §8 899—929 des Bürger!. Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen (Gesetz- und Verordnungsblatt v. I. 1863, Seite 109 flgd.), sowie gegen die Untugend des Köppens oder Kökens auf die Dauer von 14 Tagen Garantie zu leisten. 5. Die als geeignet befundenen Pferde werden dem Verkäufer sofort abgenommen und zur Stelle bezahlt. 6. Zu jedem Pferde sind Seiten des Verkäufers ohne Vergütung mit zu liefern: 1 neue rindslederne haltbare Trense, 1 neue Gurt- oder Strickhalfter, und 2 hänfene Stränge. Dresden, den 16. März 1896. I U 6532 Bekanntmachung, " die Einhebung der Beiträge zur land und sorstwirthschaftlichen Berufsgenofien- schaft für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1895 betr. Vom Vorstande der land- und sorstwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen ist die für die Stadt Freiberg aus das Jahr 1895 aufgestellte Heberolle, aus welcher die Namen der beitragspflichtigen Betriebsunternehmer und die Anzahl der beitragspflichtigen Steuer einheiten zu ersehen sind, bei uns eingegangen. Dieselbe liegt vom 7. April l. I. ab zwei Wochen lang in unserer Stadtkassen-Einnahme zur Einsichtnahme für die Betheiligten aus. Die ausgeworfenen Beiträge werden durch unseren Kassenboten Lempe abgeholt; bei Nicht zahlung derselben erfolgt die Einziehung durch den Rathsvollzieher. Einsprüche der Unternehmer gegen die Höhe der Beiträge sowie gegen die Veranlagung der Betriebe im Unternehmer-Verzeichnisse sind innerhalb der gesetzlichen Einspruchsfrist un mittelbar an die Geschäftsstelle der Genosfenschast (Dressen, Wienerstraße 13) zu richten, wogegen der ausgeworfene Betrag vom Unternehmer ungeachtet des Einspruchs in voller Summe zu zahlen ist. Freiberg, am 1. April 1896. Der Stadtrath. vr »««L, Bürgermeister. Paul. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Kcnntniß, daß der bisherige Jnnungs-Schlacht- meister am Schlacht- und Vieyhofe hierselbst Herr Ernst Gustav Feldmann als städtischer Hallenmeister daselbst am heutigen Tage von uns verpflichtet worden ist. Freiberg, am 4. April 1896. Der Stadtrath. Bekanntmachung, polizeiliche Meldungen betreffend. ES ist wiederholt wahrzunehmen gewesen, daß den Bestimmungen des Regulativs, daS Einwohner- und Fremdenwesen in hiesiger Stadt betr., zuwidergehandelt wird, die polizeilichen Meldungen neu anziehender wie die Meldungen wegziehender Personen unterbleiben oder nur nachlässig besorgt werden. Insbesondere ist diese Wahrnehmung bei deu während der Bauzeit hier aufhätt- lichen Handwerksleuten, Maurern und Zimmerleuten, gemacht worden. Unter Hinweis auf die früher wiederholt erlassenen Bekanntmachungen machen wir wieder darauf aufmerksam, daß jede Person, welche nach Freiberg kommt, entweder um hier bleibend ihren Wohnsitz zu nehmen, oder um hier nur vorübergehend, sei es längere oder kürzere Zeit, sich aufzuhalten, im Meldeamt, Zwischenstock des Rathhauses, zu melden ist. Ebenso ist jede durch Wegzug aus der Stadt oder durch Wohnungswechsel in der Stadt emtretende Aufenthaltsveränderung im gedachten Meldeamt anzuzeigen. Diese Meldungen können ebensowohl durch den An- oder Abziehenden selbst, als durch den Haus- oder Quarticrwirth erfolgen, es sind jedoch die letzteren dafür, daß die Meldungen in der vorgeschriebenen Weise erfolgen, sowie für die Richtigkeit der letzteren der Polizeibehörde gegenüber allein verantwortlich. Endlich wollen wir noch darauf Hinweisen, daß die Meldungen zur Invalidität-« und Altersversicherung, sowie zur Krankenkasse von der polizeilichen Meldung nicht entbinden. Zuwiderhandlungen gegen die Meldevorschriften werden mit Geldstrafen bis zu 15 Mk. oder verhältnißmäßiger Haftstrafe belegt werden. Freiberg, am 26. März 1896. Die Stavtpolizei-Behörde. »SsaLvr. Kdn. Die BrandUerfichernngs-BeitrSge für VaS 1. Halbjahr 1896 find am 1. April d. I. fällig und bei der Gebäude- Versicherung mit 1 Pfennig, bei der freiwilligen Versicherung mit 1*/, Pfennig von jeder Beitragseinheit binnen 8 Tagen an die Stadtsteuereinnahme hier zu entrichten. Freiberg, am 26. März 1896. Der Stadtrath. Bgm. Holzauktion. Freitag, den 10. April e. Vormittag von r/.9 Uhr an sollen nachverzeichnete im »Untern Freiwald" in den Abtheilungen 5, 6, 7 und 12 aufbereiteten Hölzer im Gasthof zum »Tchützenhaus" in Brand meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden und zwar: 1000 Stück Stangen von 4—13 ew Unterstärke, 24 weiche Klötzer „ 16—23 „ Oberstärke, 207 rm „ Scherte und Rollen, 70 „ „ Zacken, 242 „ „ Stöcke, 19,5 Wellenhunderte und 433 rw weiches Abraumreisig. Freiberg, am 31. März 1896. Der Stadtrath. Abtheilung für Forstsachen. Auktion. Mittwoch, den 8. April 1896 sollen I. Nachmittags ^3 Uhr im „Nürnberger Hof" hier — als dem erwählten Ver steigerungsorte — 1 Spazierschlitten, 1 Roll- und 1 Viehwagen, n. Nachmittags 3 Uhr im amtsgerichtlichen Auctionslocale 1 Fahrrad, 1 Taschen uhr, verschieo. Möbel, 11 Säcke Roggenmehl, Kartoffel- und Streumehl, 2 Kubel Margarine, Zucker- und Chocoladenwaaren, 1 Ballen Packpapier, 1 neuer Waaren- schrank, 1 Wasch- und 1 Wringmaschine u. s. w. versteigert werden. Freiberg, den 4. April 1896. Sekr. Mauersberger, G.-B. Versteigerung von Gebäuden auf den Abbruch. Donnerstag, den 16. April d. Js. Borm. 10 Uhr sollen die an der Brander straße stehenden, bisher der Frau verw. Ulbrich und Frau verw. Schmidt gehörigen Wohn gebäude Nr. 2 und 4 nebst allen Anbauten auf den Abbruch meistbietend und öffentlich an Ort und Stelle unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Wegen vorheriger Einsichtnahme der Bedingungen oder Besichtigung der zu versteigernden Gebäude wolle man sich an die unterzeichnete Bauinspektion wenden. Freiberg, am 31. März 1896. Königliche Eisenbahn-Bauinspektion I. Lichtstärke des Leuchtgases der städtischen Gasanstalt im Monat März, gemessen an einem Normalargandbrenner bei einem Gasverbrauch von 150 Liter pro Stunde und einem Drucke von 2,8 mm Wassersäule: 17,8 Normalkerzen, Mittel auS 10 Messungen. Freiberg, den 1. April 1896. gez. Dr H». LrLsrE, Professor. Bekanntmachung. Beim fiskalischen Kaliwerk zu Hermsdorf ist wieder frischgebrannter Bau- und Düngekalk vorräthig. Königliches Forstrentamt Frauenstein, am 27. März 1896. Oertliches und Sächsisches. — Statistisches vom Königl. Ttandesamte Frei berg auf Monat März 1896. Im Monat März gelangten beim hiesigen Standesamte 19 Eheaufgebote zur Verhandlung; hiervon waren 13 in auswärtigen Gemeinden bekannt zu geben. Zum Aushangkamenhieramts überhaupt42Aufgebote; darunter23von auswärtigen Standesämtern. — Eheschließungen fanden 15 statt. Außerdem waren für 2 hier aufgebotene Paare zur Eheschließung vor auswärtigen Standesämtern diesbezügliche Ermächtigungen, beziehentlich Bescheinigungen zu ertheilen. — Geburten gelangten 80 zur Anmeldung und beziehentlich zum Eintrag und zwar 75 Lebend- und 5 Todtgeburten; unter ersteren ein gemischtes Zwillingspaar. Auf die Geschlechter vertheilt, so wurden ge boren 33 Knaben und 47 Mädchen; hiervon waren 31 Knaben, darunter 3 todt geborene, ehelich und 2 unehelich; ferner 44 Mädchen ehelich, hierunter 2 todt geborene, und 3 unehelich. — Sterbefälle kamen 62 zur Anzeige, darunter 2 Unglücksfälle. Es starben 33 Personen männlichen und 29 weiblichen Ge schlechts, und zwar 36 Erwachsene und 26 Kinder; unter letz teren 18 im ersten Lebensjahre. — Was die Todesursachen an langt, so starben je 1 Kind in Folge Ertrinkens und beziehent lich durch Ueberfahren; 2 Kinder an Diphtherie und Kroup; ferner 1 Person am Kindbettfieber; 2 an akuten Darmkrank briten; 12 an Lungen - Schwindsucht und 11 an akuten Er krankungen der Athmungs - Organe, sowie 32 an allen übrigen allgemeinen Krankheiten. — Beim Vergleich mit dem Monat März des Vorjahres sind in dem jüngst verflossenen 8 Auf gebote und 4 Eheschließungen mehr; ferner 1 Geburt weniger und dem gegenüber 2 Sterbefälle mehr zu verzeichnen gewesen. — Die Zusammenstellung auf das erste Vierteljahr laufenden Jahres ergiebt: 99 Aufgebote, darunter 43 von auswärtigen Standesämtern; ferner 36 Eheschließungen; 228 Geburten (und zwar 110 Knaben und 118 Mädchen), sowie 172 Sterbefälle, nämlich 83 Personen männlichen und 89 weiblichen Geschlechts, und »war 101 Erwachsene und 71 Kinder. — Beim Vergleich mit demselben Zeitraum des Vorjahres sind im heurigen 14 Aufgebote, 3 Eheschließungen und 16 Sterbefälle mehr; dagegen 7 Geburten weniger zur Anmeldung gekommen. — Aus dem Eisenbahnverkehr. Vom 1. April d I an tritt für Reisende, die Rückfahrkarten von Flöha sowie östlich und westlich davon gelegenen Stationen nach Wolkenstein besitzen und die Rückreise anstatt von dieser Station aus von Marienberg aus bewirken wollen, die Erleichterung ein, daß sie in Marien berg eine Zuschlagkarte nachlösen können, die die Rückreise von Marienberg bis Flöha ermöglicht, eine solche Zuschlagkarte kostet für die II. Klasse 80 Pf. und für die III. Klasse 50 Pf. — Erledigt: die Stelle eines ersten, dirigircudcn Lehrers an der mehrklassiaen Schule zu Vogtsberg bei Oelsnitz i. V. Kollator: Oberste Schulbehörde. Gehalt: bei freier Wohnung mit Gartengenuß 1200 Mk. Fixum, daneben die gesetzlichen Alters zulagen, 144 Mk. für Fortbildungsschulunterricht in zwei Klassen, 240 Mk. zur Heizung (und Beleuchtung) von drei Klassenzimmern, event. 120 Mk. an die Frau des Lehrers, wenn sie später den Nadelarbeitsunterricht übernehmen würde. Erwünscht ist musikalische Befähigung. Gesuche sind mit sämmtlichen Zeugnissen bis zum 25. April einzureichen bei dem Kgl. Bezirksschnlinspektor Schnl- rath Baunack in Oelsnitz i. V.; — die 4. ständige Lehrerstelle in St. Egidien. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Ein kommen: 1000 Mk. Gehalt, 120 bez. 180 Mk. Wohnungsgeld und 72 Mk. für Ueberstunden. Bewerbungs-Gesuche mit sämmt lichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 16. April bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrath Lötzsch in Glauchau eiuznreichen. 8 Haiwichen, 2. April. Der hiesige Kirchenvorstand beschloß in seiner letzten Sitzung, die zu Kirchenbauzwecken nöthige Anleihe in Höhe von 300000 Mk. in der Gemeinde selbst aufzunehmen. Ebenso hat. der nun auf 16000 Mk. reduzirte Haushaltplan der Kirchengemeinde die Genehmigung der Königl. Kircheninspektion erhalten. — Dem Geschäfts- und Jahresberichte der hiesigen Ortskrankenkasfe auf das zweite Halbjahr 1895 zufolge betrug die Gesammteinnahme 8492 Mk. 73 Pf., darunter 6891 Mk. 3 Pf. Mitgliederbeiträge; die Gesammtausgabe betrug 7334 Mk. 91 Pf., darunter 1284 Mk. an Krankengeldern, 2192 Mk. 85 Pf. Ver waltungskosten und 2900 Mk. Einlage in die städtische Sparkasse. Die Kasse zählt z. Z. 1042 — 642 männliche und 396 weibliche — Mitglieder. Krankheitsfälle waren 102 mit 1444 Krankheits tagen zu verzeichnen, verstorben sind 5 Mitglieder. Bon den Stadtverordneten in Leipzig war in einer früheren Sitzung beschlossen worden, die Progression bei Erhebung der städtischen Einkommensteuer für die Einkommen von über 40000 Mark auf 4>/z Proz. zu steigern, welcher Satz bei 100000 Mk. Einkommen erreicht werden und dann bestehen bleiben sollte. Der Rath hatte hiergegen Einspruch erhoben, da er es für zweck mäßig hielt, die Progression nur bis auf 4 Pro», steigen zu taffen. In ihrer letzten Sitzung traten nun die Stadtverordneten dem Anträge des Rathes mit 38 gegen 22 Stimmen bei. Es ist damit eine völlige Einigung zwischen beiden städischen Kollegien über das neue Gemeindeanlagenregulativ erzielt worden. — Am 21. Oktober des Vorjahres beschloß die Perrückenmacher- und Friseurinnung, eine Fachschule für sachgemäßen Unterricht im Charakterfrisiren zu begründen. Es wurden zwei tüchtige Fachlehrer angestellt; an den Kursen nahmen sechs Lehrlinge theil. Kürzlich fand die praktische Prüfung statt, wobei ganz ausgezeichnete Charakter frisuren, insbesondere eine solche vom Fürsten Bismarck, von den Schülern,die sämmtlichguteZeugnisseerhielten, hergestelltwurden.— Recht übel ist es dem Reisenden eines Leipziger Hauses, Herrn Sch., in Greiz ergangen. Am Tage nach dem Morde in Zeitz kam er nach dort, und da er an einen Flurnachbar des ermor deten Bankiers Chokoladen und Liqueure verkaufte, so erfuhr er von diesem alle Einzelheiten der grausigen That, die er nach seiner Ankunft in Greiz wieder erzählte, als er mit zwei Herren und dem Wirthe in einem Restaurant saß. Unglücklicher Weise waren auf der Oberhand Schs. einige röthliche Flecken, ver- muthlich von der Liqueurprobe herrührend, sichtbar, und dieser Umstand in Verbindung mit der genauen Kenntniß aller De tails des Mordes befestigte die Anwesenden in dem Glauben, den Mörder vor sich zu haben. Als Sch. gegen 12 Uhr Nachts nach seinem Hotel kam und dort noch ein Glas Bier trank, wurde er verhaftet und am nächsten Morgen gefesselt dem Staatsanwalt vorgeführt. Sch. vermochte nachzuweisen, daß er am Vormittage des Mordtages in Sandersleben, Nachmittags in Halle und Abends 6 Uhr bereits bei seiner Familie in Leipzig gewesen war, während der Mord in Zeitz zwischen 5^/, und 6 Uhr ausgeführt wurde, allein die erforderlichen Recherchen nahmen fünf Tage in Anspruch. Die Briefe Schs.. an seine Gattin und Chef wurden ihm bei der Entlassung zurückgegeben, die erbetene Selbstbeköstigung wurde ihm verweigert, und sein Baargeld, sowie Effekten erhielt er erst auf dem Leipziger Poli zeiamte zurück. Der Aermste wird dauernd an seinen Greizer Aufenthalt denken! Die Technischen Staatslehranstalten zu Chemnitz Wurden im verflossenen Schuljahre von 1073 Studirenden besucht.