Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189604216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960421
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960421
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-21
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.04.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
H 91. zu stet «ich, Heinrich Schwarzmann, Moritz Seiler, Adolf Stein, Juchil Stmnucnm und Wolf Wilemson. Die Behörden sind angewiesen, auf die Kupplerbande ein wachsames Auge zu haben nnd etwa angeworbene Mädchen und deren Angehörige zu warnen. Sozialdemokratische Redakteure müssen schon manchmal die Probe auf den Zukunftsstaat machen, indem sie sich Volksabstimmungen auch in Privatangelegenheiten zu beugen haben. In Kier wurde am 17. April dem Redakteur des schles wig-holsteinischen Sozialistenorgans Kluß in öffentlicher Partei versammlung die Rcdakteurstelle genommen, weil er diese miß braucht habe, um Schulden zu machen, die er nicht tilgen könne. Die Uebergriffe russischer Grenzbeamten bauern fort. So wird ans Ottlotschin, Kr. Thorn, 15. April, gemeldet: Dem Gendarmen Klinkusch aus Podgorz gelang es vor gestern hier, zwei Männer ynd eine Frau, die aus Polen heimlich über die Grenze gekommen waren, angeblich um hier Arbeit zu suchen, anzuhalten. Da es den Leuten an Legitimationspapieren fehlte, so wurden sie verhaftet und wieder an die Grenze zurück geführt. Kaum erblickte ein russischer Grenzsoldat die Leute von ftrne, so kam er sofort über die Grenze etwa 60 Schritt nach Preußen hinein. Hier schoß er sein Gewehr drGmal ab, um seine Kameraden herbcizurufen. Ein Schuß traf in das Stroh dach eines preußischen Einwohnerhauses. Klinkusch wollte den Runen festnehmen, dies gelang jedoch nicht, obgleich ein in der Nähe arbeitender Müllergeselle auf des Gendarmen Ruf herbei eilte und zugriff. Der Russe entwand sich vielmehr den Händen der Angreifer und entfloh und ließ nur eine abgerissene Achsel klappe in der Hand des Gend armen zurück. Die beiden verhafteten Männer entflohen über die Grenze, wurden jedoch von den übrigen herzueilenden Russen ergriffen und mit Gewehrkolben geschlagen. Die Frau entkam nach Preußen hinein. Oesterreich. In Wien hat die Bürgermeisterwahl stattge funden, abermals hat die antisemitische Gemeinderathsmehrheit, «bekümmert darum, daß sie dadurch die Selbstverwaltung der Reichshauptstadt auch weiterhin in Frage stellt, an der Person deS vr. Karl Lueger fefkaehalten und ihn mit 96 gegen 42 liberale Stimmen gewählt. Vonsden Gründen, welche die Regierung früher bestimmt haben, die Wahl Luegers zum Bürgermeister nicht zu bestätigen, ist seither kein einziger in Wegfall gekommen, im Gegentheil, der antisemitische Volkstribun hat seine Feindselig keiten gegen Ungarn noch verschärft, sie auch heute wieder nach drücklich betont uud sein ganzes öffentliches Gehaben immer heraus fordernder gestaltet. Gälten in Oesterreich unter allen Umständen die Gesetze der strengen Folgerichtigkeit, dann müßte auch jetzt wieder Luegers Wahl ungiltig erklärt und der Gemeindcrath auf gelöst werden. Aber Oesterreich ist das Land der geheimen Ein flüße und der verblüffendsten Ueberraschungen, darum ist es an gezeigt, sich insbesondere in diesem Falle aller Vorhersagungen zu enthalten. Die plötzlich beschlossene und mit erstaunlicher Eilfertigkeit ins Werk gesetzte Reise des Präsidenten Faure an die Ostgrenzc Frankreichs diente allem Anschein nach einem dreifachen Zweck: das durch die Tage von Venedig und Wien niedergedrückte Selbst gefühl der Nation wieder aufzurichten, den ob Cavaignacs Fern haltung von den Belforter Gedenkfesten hochentrüsteten Chauvi nisten eine kleine Genugthuuna zu bieten, und die in der letzten Zeit stark abgewcllte Volksthumlichkeit des Präsidenten wieder aukufrischen. Daß es sich um eine wohlüberlegte, wenn auch in vorsichtiger Form gehaltene Kitzelei des nationalen Chauvinismus handelte, bestätigen die Reden, die in Toul gehalten wurden und von denen das Wort gilt, daß es der Ton ist, der die Musik macht Im Laufe des Tages hatte Herr Faure die Forts von Urouville, Lucey, Frouard und Saint Michel bei Toul besichtigt, worauf er den Generalen ein Festmahl gab. Nach diesem begab er sich, begleitet vom Kriegsminister Cavaignac, in das Offiziers kasino zu Toul, wo ihm nach Vorstellung der Offiziere ein Punsch angeboten wurde. Bei dieser Gelegenheit gab Herr Faure der „Bewegung" Ausdruck, die ihn beim Besuch der Maasfront be herrschte. Er lobte die Bemühungen der Offiziere bei der Aus bildung der Truppen, „die in dem Gefühle, auf Vorposten zu stehen, die Wichtigkeit ihrer Aufgabe begriffen." „Das Land kann mit voller Berechtigung auf Sie zählen und Sie können be haupten, daß Sie die Hoffnungen des Vaterlandes sind." Faure trank dann auf die Armee und das V1. Armeecorps im Besonderen. Kriegsminister Cavaignac dankte dem Präsidenten im Namen der Armee für die Gunst, Fürsorge und Zuneigung, die er durch seinen Besuch zu erkennen gebe. Hervo, der Kommandeur des VI. Armeecorps, dankte für die ermuthigendeu Worte und pries die patriotische Eintracht, die die Offiziere und Soldaten verbinde. Beim Verlassen des Kasinos wurden Faure und Cavaignac leb haft begrüßt. Faure fuhr Abends nach Paris zurück. Es wird über die Präsidentenreise noch gemeldet: Paris, 18. April. Die Reise des Präsidenten war ausschließlich militärisch und Faure vermied es, mit den Verwaltungsbehörden und der bürgerlichen Bevölkerung in Berührung zu kommen. Am Meisten sollen die unterirdischen Bertheidigungstverke von Verdun auf ihn Eindruck gemacht haben. Die Befestigungen, die über 100 Millionen ge kostet haben, werden in französischen Heereskreisen als Wunder werk an Ausdehnung, Kugelsicherheit und vollendeter Einrichtung betrachtet. Der Fürst von Bulgarien kam Sonnabend Mittag in Petersburg an, empfangen von dem Großfürsten Wladimir, den Generalen Richter, Frederichs und Toll, einer Deputation der bulgarischen Kolonie zu Petersburg, einer Ehrencompagnie mit Fahne und Musik und dem' türkischen Botschafter. Auf die An sprache der Mitglieder der bulgarischen Deputation antwortete der Fürst, er sei glücklich über den herzlichen Empfang seitens Rußlands und über den freudigen Augenblick, wo er sich als slavischer Fürst dem Kaiser vorstellen werde. Nachher begaben sich der Großfürst Wladimir und Fürst Ferdinand nach dem Winterpalais. Zur Berliner Reise Li-Hung-Tschangs bringt der „Pessin Nippo" eine bemerkenswerthe Meldung. Danach hat die Reichs- Hauptstadt den Besuch des chinesischen Staatsmannes, allen bis herigen Mittheilungen entgegen, vor seiner Reise nach Moskau zu erwarten. In dem genannten Blatt ist zu lesen, daß der russische Gesandte in Peking auf Anordnung seiner Negierung Li-Hung- Tschang den Wunsch ausgedrückt hatte, mit ihm gemeinsam auf dem französischen Dampfer die Tour zu machen, die über Suez nach Odessa gehen sollte. Hierauf nun hat Li-Hung-Tschang wie folgt erwidert: „Meine Absicht ist, direkt nach Marseille zu gehen, und dann über Paris nach Berlin zu reisen. Es erscheint mir das am besten, da ich in Rußland drei Monate zu bleiben gedenke und ich befürchte, daß ich dann nicht mehr die Zeit finden werde, Paris oder Berlin kennen zu lernen und den Regierungen dort meinen Dank für ihre uns bewiesene Freundschaft zu sagen." — Auch nach Rußland soll er den Dank des Bugdychan für die weitgehende Vermittelung der russischen Regierung bei dem Frievensabschlusse mit Japan bringen. Und dieser Dank wäre, wenn man den Enthüllungen eines Shanghaier Blattes Glauben schenken darf, geradezu grenzenlos. Der chinesische Würdenträger Schubert die vorbezeichneten KriegSveleranen, ebenso wie alledu- jenigen Offiziere, Sanitätsoffiziere, Beamten, Unteroffiziere Mb Mannschaften, welche dem I. Bataillon im aktiven oder beurlaubt«» Dienststande angehört haben, zur Theilnahmc an der Feier auf und bittet, diese Bekanntmachung als förmliche Einladung betrachten zu wollen, da die Namen und gegenwärtigen Wohnungen sämmt- licher Betheiligten nicht mit Sicherheit zu ermitteln waren. Zu sagen werden bis zum 20. April an das Geschäftszimmer des Eisenbahnregiments Nr. I erbeten, worauf die Uebersendung des Festprogramms erfolgen wird. — Das Finanzministerium veröffentlicht folgende Verordnung, die Gebühre« für Erhebung der Einkommenfteurr und Besorgung der übrigen den Gemeindebehörden bei der Ein kommensteuer obliegenden Geschäften in den Jahren 1896 und 1897 betreffend, vom 16. April 1896: „Auf Grund von 8 78 Absatz 2 des Einkommensteuergetzes vom 2. Juli 1878 wird für die Jahre 1896 und 1897 die Gebühr für Erhebung der Em- kommensteuer bei einer Ist-Einnahme bis zu 2000 Mark auf 2 Prozent dieser Einnahme, bei einer Ist-Einnahme von über 2000 Mark auf 1,8 Prozent dieser Einnahme, mindesten- aber ans 40 Mark, sowie die Gebühr für die Besorgung der übrigen den Gemeindebehörden nach Maßgabe des Einkommensteuer gesetzes und der dazu gehörigen AusführungSbestimmuugen ob liegenden Geschäfte für die Gemeinden, denen die Anlegung der Kataster übertragen ist, auf 0,75 Prozent der Ist-Einnahme uud für die übrigen Gemeinden auf 0,5 Prozent dieser Einnahme hiermit festgesetzt." — Der diesjährige Gymnafialball findet nächsten Freitag den 24. April Abends 6 Uhr im Kaufhaussaale statt. — Ein Besuch der vom hiesigen „Handwerkerverein" veran stalteten Ausstellung von Lehrlingsarbeiten nnd Ge sellenstücken ist in hohem Maße lohnend und interessant; eL schien auch, als habe der gestrige Sonntag der Ausstellung eme erfreulich große Anzahl von Besuchern zugeführt. Am Emgaug des SaaleS grüßt aus geschmackvoll geordneten Blattpflanzen die Büste des Königs, gegenüber am Ende deS Saales erhebt sich ein hoher Baldachin, an seiner Innenseite das Rautenwappen in Gold, Grün und Schwarz tragend, — das Ganze eine Gehilfen arbeit, aus der Werkstätte des Herrn Dekorateur Schönster hervorgegangen. An der linken Saalthür den Rundgang be ginnend, sehen wir zunächst sauber und akkurat gearbeitete Er zeugnisse der Bekleioungskunst. Sowohl die Schneider- als auch die benachbarte Schuhmacherabtheilung haben besonderen Werth auf eine Ausstellung der von den Lehrlingen gefertigten, m ihr Berufsfach einschlagenden Zeichnungen gelegt und so sehen wir Schnitte von Bekleidungsgegenständen aller Art, dürfen auch einen Blick in die Geheimnisse der gefälligen Verhüllung von Körperfehlern und Mißbildungen werfen. Sehr erfreuliche Leistungen bieten die Vertreter der hier in Blüthe stehenden Dekorationsmalerei - mehrere kleine Thierstücke, ein von der Wand herabschauendes Phantasiestück und vieles Andere legen Zengniß von dem Geschick, der Phantasie und Gestaltungskraft der Lehr linge und Gehilfen dieser Branche ab. Besonders reichhaltig «ad instruktiv ist die Ausstellung der Zeichnungen von der Tischler sachschule und den Baugewerken; Projektionen, Durchschnitte, Vorder- und Seitenansichten einer Arbeiterwohnung, eines Schul hauses rc. fallen hier besonders auf, wie auch die sorgfältige Darstellung einzelner Details von Möbelstücken aller Art. A« meisten ins Auge fallend sind natürlich die Erzeugnisse der Tischler- und Tapezierergehilfen. Eine Reihe wirklich sol» uud zum Theil sehr kunstvoll gearbeiteter Schränke, Schreib- «ad Nähtische, Sophas muß mit hoher Achtung vor der so rasch angeeigneten Geschicklichkeit der jugendlichen Hersteller solcher Schönheiten erfüllen. Einem aus der Werkstätte des Herrn Möbelfabrikant Heinrich hervorgegangenen Bertikow, in Eiche und Nußbaum gearbeitet, mit vorzüglicher Politur und Holzschnitzerei, hat der Prämiirungs-Ausschuß den ersten Preis zuertheilt. Daneben erfreut ein schöner Toilettentisch aus Kiefern holz, ein geschmackvoller, kleiner Salonschrank aus der Werkstätte von Sahle u. Ficke u. A. mehr. Die Tapezierergehilfen haben chöne Sophas ausgestellt; das eine derselben ist zur Verloosung angekauft. Von den verwandten Gewerben haben sehr schön und reichhaltig die Schlosser ausgestellt; die überaus kunstvoll gearbeiteten Schlösser möchten fast Zweifel erwecken, ob wirklich nach zwei- und dreijähriger Lehrzeit solche Leistungen möglich seien; diese Zweifel aber bestehen natürlich zu Unrecht. Sehr gut haben auch die Klempner und die Sattler ihre Kunst erlernt, allerlei Blechgefäße aus den Werkstätten der Herren Cyrener, Bachmann rc., Kummete und Geschirre von Lehrlingen der Herren Claußnitzer und Kunze bestehen gewiß jede fachmännische Prüfung. Achtung vor ihrem Hersteller erweckt auch eine aus Stahl ge fertigte Kopirpresse, unter Herrn Maschinenbauer Max Reinhardt gearbeitet. Die Schmiede legen mehrere Hufeisen und einen eisernen Kinderschlitten vor; die jungen Elektrotechniker und Mechaniker aus den Fabriken von I. Zwarg, E. Leinhaas und Lingke haben zum Theil Vorzügliches geleistet; ganz besonders interessirt ein Präzisionsinstrument für elektrotechnische Zwecke. Eine hübsche, kleine Kollektion von Pinseln und Bürsten stellen Lehrlinge und Gehilfen der Streubelscken Fabrik aus. Minder reichhaltig, aber nicht minder gut sino Hut- und Korbmacher, Gelb- und Zinngießer vertreten; die Friseure stellen mehrere blonde und braune „Behauptungen" auf — Perrückenstöcke aus; einzelne Handwerke, wie Böttcherei, auffälliger Weise auch die in unserer Stadt gut vertretene Posamenteil- und Kürschnerindustrie haben nicht ausgestellt. Freundliche Eindrücke erweckt die Schau stellung lockender Back- und Fleischwaaren, von dem braunen Riesenbauerhasen bis zur blonden Semmel und von der Achtung gebietenden, hier erzeugten „Gothaischen Cervelatwurst" bis zum sog. „Dresdner Würstchen" herab. — An sehr vielen Aus stellungsgegenständen prangt das lockende: „Zur Verloosung an gekauft" nnd die großen und kleinen Loosverkäufer dürsten gewiß angesichts dieser hübschen Dinge nicht umsonst ihren Lockruf erheben! — Der Handwerker-Bereit» beabsichtigt nächsten Sonntag im Saale des Hotel schwarzen Roß zur Nachfeier des Geburts tages des Königs ein großes Instrumental- unv GesangS-Konzert, verbunden mit Festrede und Ball, abzuhalten. Das Konzert wird vom hiesigen Stadtmusikchor, die Gesänge vom einem hiesigen Gesangverein aufgeführt, während die Festrede von Herrn Rektor vr. Preuß übernommen worden ist. Der Saal wird zu diesem Abend in entsprechender Weise dekorirt werden. — Der siebente Delegirtentaa des Sächsischen Ver bandes der Heizer- und Mafchinistenveretne findet dieses Jahr zu Pfingsten in Limbach statt, und zwar erfolgt die Eröffnnng am ersten Feiertag Vorm. V»11 Uhr im Hotel zum „Deutschen Haus". Die Verbands-Borstandsmitglieder haben sich zu einer Vorbesprechung, an der auch Delegirte theilnehmen können, schon am Sonnabend einzufinden. — Wie theuer die Nichtbeachtung der 88 33 und 47 der Reichsgewerbeordnuna, betr. den Kleinhandel Wit Spiri kommen kann, mußten die beiden Inhaber soll nämlich der Ueberbringer eines in Petersburg zu ratifiziren- den Geheimvertrags zwischen den beiden Mächten sein, der China förmlich zu einer Provinz des Zarenreichs machen würde. Rußland soll Hann einen beliebigen Hafen sich auswählen, seinen Truppen am Naluflusse eine Operationsbasis schaffen, seine sibirische Bahn bis nach Talienwan fortführen und zu ihrem Schutze Inseln gegenüber diesem Hafenorte zu russischen Militär stationen machen dürfen, außerdem die gesammte chinesische Armee durch russische Instrukteure reorganisiren u. s. w. Die Aus führungen der chinesischen Zeitung sind jedenfalls seht skeptisch auszunehmen. — In Berlin ist an amtlicher Stelle nichts von einen: solchen Vertrage bekannt. Das Aktenstück macht ganz den Eindruck, als habe sich Jemand einen Aprilscherz erlaubt. Aus Südafrika: Eine Privatdrahtung aus Rhodesia besagt, 15 000 Matabelekrieger seien zusammengezogen für einen Angriff ans Buluwayo. Transvaal wurde um Hilfe angegangen, da die britischen Truppen aus der Kapkolonie zu spät eintreffen dürften. — Als Präsident Krüger sofort bei Beginn des Aufstandes die Hilfe des Burghers anbot, wurde sie dankend abgelehnt. Jetzt wird sie dringend nöthig und es ist anzunehmen, daß sie trotz der Hetzereien gewisser englischer Blätter gegen Transvaal ge währt wird. Der Zusammenbruch der Herrschaft der britischen Südafrikagesellschaft könnte den Buren freilich eine große Genug- thuung bereiten, aber sie können ein neues Matabelereich im Norden deS Limpopo nicht aufkommen lassen und sie müssen schon aus Humanität die vielen Weißen schützen, die in Buluwayo und an anderen Punkten gefährdet sind. Möge aber auch England wenigstens eine offene und ehrliche Politik gegen Transvaal ver folgen; auf Dank rechnet man in Prätoria ohnedies nicht. Daß aber die Lage um Buluwayo sehr gefährlich ist, geht auch aus einer Londoner Drahtung hervor, die meldet, daß die Chartered Company keine Nachrichten aus Buluwayo erhalten habe; jedoch nimmt man an, daß die Lage kritisch ist und daß etwa 1000 Matabele die Stadt umzingeln; gleichwohl erscheint die Hoffnung begründet, daß die Belagerten in: Stande sein werden, jeden An griff abzuschlagen. Auch von Altengland aus beginnen bereits die Truppensendungen nach den: Kap; so hat, wie aus London gemeldet wird, das erste Bataillon des Middlesex-Regiments Befehl erhalten, sofort nach dem Kap zu gehen. Man glaubt, daß weitere Truppensendungen folgen werden. OertNchesH»d^ächfisches. Freiberg, den 20. April. — Se. Kaiser!, und König!. Hoheit der Erzherzog Otto von Oesterreich wird Mittwoch, den 22. ds. Mts., früh in Begleitung des Oberstlieutenants Baron v. Berg in Dresden eintreffcn und im Palais Zinzendorfstraße Wohnung nehmen. Der Erzherzog wird in seiner Eigenschaft als Oberst ä la suite des Gardereiter-Regiments an der am 23. ds. Mts. anläßlich des Geburtstages Sr. Majestät des Königs stattsindenden Truppen parade theilnehmen. — Bei Sr. Exzellenz dem Herrn Ttaatsminister von Metzsch findet aus Anlaß der Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs am 23. d. Mts. eine Soirs statt. Dem Vernehmen nach wird dieselbe durch den Besuch Sr. Majestät des Kaisers ausgezeichnet werden. — In der sächsischen Armee sind vier Generale verabschiedet, ein Divisionskommandeur und ein Brigade kommandeur in Dresden, ein Brigadekommandeur in Leipzig und der Direktor des topographischen Bureaus. Der verabschiedete Divisionskommandeur ist der Gen.-Lt. v. Kirbach von der 3. Division No. 32, der unter Beförderung zum General der Kavallerie zur Disposition gestellt ist. Er ist 1835 geboren, also 60 Jahre alt. 1851 eingetreten, stand er lange Zeit im Garde- Reiter-Regt., in dem er 1867 Rittmeister und 1872 Major wurde. 1874 wurde er mit der Führung des 1. Reiter-Regts. (später 18. Hns.-Rcgts.) beauftragt und in: Juni 1875 zum Komd. dieses Regts. ernannt. Er blieb, seit 1876 als Oberst-Lieut. und seit 1880 als Oberst, bis Juli 1883 an der Spitze dieses Regts. in Großenhain, dann wurde er mit der Führung der 23. Kav.- Brigade in Dresden beaustragt und vertauschte diese nach einigen Monaten mit der 24. Kav.-Brigade in Leipzig. Im Januar 1887 wurde er Gen.-Major und im April desselben Jahres erhielt er das Komm, der neu errichteten 32. Kav.-Brigade, von der er nach zwei Jahren wiederum zur 23. versetzt wurde. Im September 1890 wurde er Gen.-Lt. und in: November desselben Jahres Komm, der 32. Division. Der mit dem Charakter als Gen.-Lt. zur Disposition gestellte bisherige Komm, der 5. Jnf.- Brigade Nr. 63 in Dresden, Gen.-Major Karl Hohlfeldt ist 55 Jahre alt. Er wurde 1859 Lieutenant und 1869 Hauptmann im 102. Jnf.-Regt. in Zittau, in dem er auch 1879 zum Major aufrückte. Später kam er in das 101. Gren.-Regmt. nach Dresden, wurde hier Bat.-Komm. und 1887 Oberstlieutenant und etatsm. Stabsoffizier. Am 22. Januar 1890 wurde er Oberst' und Komm, des 102. Jnf.-Regts. und am 24. März 1893 Gen.- Major und Komm, der 63. Brigade. Ferner ist mit dem Cha rakter als Gen.-Lt. zur Disposition gestellt der Gen.-Major Kurt v. Loeben, Komm, der 4. Jnf.-Brigade Nr. 48 in Leipzig, der im 55. Lebensjahre steht. Er wurde 1861 Offizier und machte den Krieg von 1870/71 als Rcgimentsadjutant im Leib-Jnf.-Rgt. Nr. 100 mit, in dem er 1871 zum Hauptmann und 1881 zum Major ausrückte. 1884 kam er als Bat.-Komm. in das 101. Rgt. und 1887 als Ob.-Lt. und etatsm. Stabsoffizier in das neu errichtete 139. Jnf.-Ngt. nach Döbeln. Im Mai 1890 wnrde er Komm, des 134. Jnf.-Rgts. in Leipzig und im Juni 1893 Gen.- Major und Komm, der 48. Jnf.-Brigade. Endlich ist noch der Gen.-Major Fiedler verabschiedet, der ebenfalls im 55. Lebens jahre steht. Er ist 1861 bei den Pionieren Offizier geworden und 1868 zum Hauptmann aufgerückt. Später stand er bei der Jng.-Abtheilung des Generalstabs und wurde nach dem Kriege gegen Frankreich zu den Festungsbauten in Metz kommandirt. In: April 1879 kam er wieder in die Jng.-Abtheilung des Gen.- Stabes und wurde 1881 als Major zur preußischen Landes aufnahme kommandirt. 1886 wurde er Direktor des topographischen Bureaus, rückte in dieser Stellung 18^7 zum Ob.-Lt. und 1890 zum Obersten auf. 1891 wurde er unter Belassung in seiner bisherigen Dienststellung auch zum Vorstand der Geniedirektion ernannt. Im April 1894 erhielt er den Charakter als General major. — Au: 19. Mai d. I. wird das I. Bat. des Eisenbahn- regiments Nr. I in Berlin die Feier seines sünfnnd- zwanzigjährigen Bestehens begehen. Es ist dies der Tag, an welchen: in: Jahre 1871 durch allerhöchste Kabinettsordre die Eisenbayntruppe überhaupt ins Leben gerufen wurde. Mit dem erwähnten Stiftungsfeste soll eine Erinnerungsfeier für alle Die jenigen verbunden werden, welche den in den Feldzügen 1866 und 1870/71 aufgestellt gewesenen Feldeisenbahnabtheilungen an gehört oder sonst in dienstlichen Beziehungen zu denselben ge standen haben. Im Namen des Offiziercorps des > Eisenbahn- rcgiments Nr. I fordert Oberstlieutenant und Regimentskommandeur
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)