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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189604127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960412
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-12
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1896
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^84. . ' zeichnen »st. Evi Dieselben betrug ^uioe, eccano Karausche, Roi Batte» und daS Tauwetthangeln statt. Der Führer der Deutschen, AtHarbh wurde heute zur Königlichen Tafel zugezogen. Hier erscheinen, wenn man nicht u. A. für das letzte Jahr geringere Abschreibungen (für Schriften und Maschinen nur 5 Pro», gegen 12,5 Proz. im Vorjahre) eingestellt und eine nicht unwesentliche Herabsetzung der Kontos, Gehälter und Löhne herbeigeführt hätte, ^ervorznheben ist ferner, daß die erzielten Einnahmen auS Abonnements im ersten Jahresbericht, der sich allerdings auf "/.Jahre (1. Oktober 1893 bis 31. Dezember 1894) erstreckte, mit 85 774 Mark^ eingestellt waren, so daß auf ein Jahr durchschnittlich 78619,20 Mk. entfallen würden, während im letzten Geschäfts jahre nur 65 569,30 Mk. an Abonnements vereinnahmt wurden, so daß also auch ein Rückgang in der Abonnentenzahl zu ver zeichnen ist. Ebenso sind die Jnseraten-Einnahmen zuruckgegangen. Dieselben betrugen während der ersten Jahre des Bestehens der „Deutschen Wacht" 110387,30 Mk., also im Durchschnitt pro Jahr 88 309,80 Mr., während im neuesten Jahresbericht nur 80291,28 Mk. an Jnseraten-Einnahmen aufgeführt find. Man ersieht hieraus zur Genüge, warum man es in der letzten General- Versammlung der „Deutschen Wacht" ausdrücklich für nöthig be funden hat, über die Fortführung des Unternehmens Beschluß zu fassen. An Stelle des in den Rnhestand getretenen Bürgermeisters Urban zu Zwickau ist jetzt Stadtrath Arno Wilke mit der ständigen Leitung der Abtheilung des Rathes für die SicherheitS- und Wohlsahrtspolizei betraut worden. Weiter wurden in der gestrigen Rathssitzung Stadtrath vr. jur. Huhn als Bürgermeister nnd die Stadträthe Erler und Wilke in Pflicht genommen und in ihre Aemter eingewiesen. Vier Pfennnige für hundert Mark — das ist so ungefähr das Ergebniß des nunmehr beendeten Konkursverfahrens über den Nachlaß des ehemaligen Bankdirektors Gustav Franz Weiß in Pirna, gegen welchen einschließlich der Ansprüche der Konkurs- Verwaltung der verflossenen Pirnaer Vereinsbank Forderungen in der Gesammthöhe von etwa 1 Million Mark erhoben worden waren, welcher gewaltigen Summe aber nur eine ganz ver schwindend geringe Vertheilungsmasse gegenüberstand. Nachdem hiervon zunächst die als bevorrechtigt gegoltenen Forderungen im Betrage von 2026 Mk. 2 Pf. Deckung gefunden hatten, verblieben nach Abzug der Konkurskosten für die sämmtlichen übrigen An sprüche nur noch — 417 Mark 42 Pf., ein Resultat, durch das die im vollsten Sinne des Wortes als heillos zu be zeichnende Wirthschaft der Bankleitung verblüffend durch Zahlen demonstrirt wird. So hat ein Pirnaer Fleischermeister, um im Anschlusse hieran ein besonders instruktives Beispiel den Lesern vorzuführen, für seine 214 Mark 34 Pfennig betragende Fordernng volle und ganze — 9 Pfennige erhalten, während im klebrigen noch mehrfach Theilbeträge von nur 1 und 2 Pfennigen seitens des Konkurs - Verwalters zur Auszahlung ge langten. Der ganze - leidige Bankkrach mit allen seinen Emzel- , heiten tritt unter solchen Eindrücken wieder aufS Lebhafteste m , die Erinnerung und unwillkürlich denkt man auch der einst statt- . gefundenen glänzenden FSten, bei denen daS Geld fremder Leute — Fester Schlaf. Gestern Nacht mit dem letzten von Dresden in Freiberg einlaufenden Zuge langte ein Reisender aus Dresden hier an, der eigentlich nach Edle Krone wollte, der aber auf der genannten Station ans fernem tiefen Schlafe nicht zu erwecken gewesen war. Man mußte, nm in Edle Krone keine Zugsverspätigung herbeizuführen, den glücklichen Schläfer einfach bis Freiberg mitnehmen. Aber auch hier war der Mann — ein Zimmerer aus Dresden — nicht zu erwecken, so daß man ihn aus dem Coups herausheben mußte. Auf dem kalten Boden und Dank der Bemühungen einer Anzahl Personen gelang es endlich den Schläfer zu ermuntern. Er soll ein nicht wenig verdutztes Gesicht gemacht haben, als er erfuhr, daß er anstatt in Edle Krone in Freiberg sich befinde. Nachdem er bestimmungs gemäß für die Weiterfahrt „nachgezahlt" hatte, suchte er in einem hiesigen Gasthaus Nachtquartier. — Bekannt ist, daß im Frühjahr die im Keller lagernden Kartoffeln gern keimen. Da die frischen Kartoffelkeime ein sehr starkes Gist enthalten, sei Allen, welche sich mit dem Ab keimen beschäftigen und kleine Wunden an der Hand haben, die größte Vorsicht anempfohlen. — Die Schonzeit für Stör, Zander (Stambert), Rapfen (Raapfcn, Rapf, Schied), Blei (Brachsen, Brasse), Maifisch (Alse), Finde, Aland (Nerfling), Barbe, Döbel, Schleie, Asch (Acsche), Karausche, Rothfeder, Barsch, Rothaugq(Plötze), Schmerle, Weiß ¬ fisch und Zehrte (Zöhrte, Silberzehrte, Abrami« viwdn), in nicht geschloffenen Gewässern, sowie für Lachse in der Elbe dauert vom 10. April bis zum 9. Juni. — Zn besetzen: Die zweite Lehrerstelle in Krummen hennersdorf. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 Mark und freie Wohnung. Gesuche sind biS zum 3. Mai an den Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrath Vr. Winkler in Frei berg einzureichen. „ , S. Lichtenberg, 11. April. Heute früh in der 8. Stunde trieb die angeschwollene Gimmlitz ein ertrunkenes Kind am Fluter des Hornmnhlenwehres an, welches als daS fest gestern Abend vergeblich gesuchte fünfjährige Söhnlein des Bretschneiders Dienel in DitterSbach erkannt wurde. Gestern Mittag brach in KleinWalterSdorf in dem Hause des Herrn Kansmann Haferland Feuer auS. Der Dachstuhl und die Mansarden sind niedergebrannt. ... In der Nacht zum Freitag, nach 1 Uhr, ist in emem Hotel in Rossen einaebrochen worden. Der Dieb, welcher mit de» örtlichen Verhältnissen sehr bekannt zu sein scheint, ist durch ei» Küchenfenster eingcstiegen, hat in der Gaststube ein Pult er brochen und aus demselben 60—70 Mark baar und 10 Mark m Zehnpsennigmarken, ein Portemonnaie, sowie einen Revolver ge nommen ; außerdem sind noch aus einem Regal mehrer« Tausvld Cigarren entwendet. An der diesjährigen Königsparade auf dem Alaunpl Dresden werden die Hauptleute der Infanterie erstmo Pferde theilnehmen. — Wie verlautet, erfolgt die Cntk des vor dem Taschenbergpalais zu DreSden errichteten WttlNt- Obelisken, die bekanntlich für Königs Geburtstag in Aussicht ge nommen war, erst zu einem späteren Zeitpunkt«. — Die Dresdner Maurer waren vorgestern Abend in einer Anzahl von etwa 1800 Mann im Trianonsaale versammelt, um zur diesjährigen Lohnbewegung Stellung zu nehmen. Der Maurer Rolle sprach als Referent und theilte mit, daß dank dem einmüthtgen Bor zehen der Maurer die aufgestellte Forderung — zehnstündige Arbeitszeit und 40 Pf. Stundenlohn — von dem größten Theile der Arbeitgeber bewilligt worden sei. Man kann sich der Hoff- Nling hingeben, daß die Forderung ohne Einstellung der Arbeit überall werde durchgeführt werden. Redner theilte weiter mit, daß in Dresden und in der nächsten Umgegend zur Zeit 284 Bauten mit 3094 Arbeitern im Betriebe seien. Auf 194 Bauten sei die ausgestellte Forderung bereit- bewilligt, sodaß 2152 Maurer bereits 10 Stunden arbeiteten und 40 Pf. Minimallohn bezöge». Auf 9 Bauten werde 10*/, Stunde und auf 81 Bauten 11 Stunden und darüber gearbeitet. Auf StaatSbautett, wie dem Polizeihaus-Neubau und dem Friedrichstädter Haltestellenbau arbeite man noch 11 Stunden. Sollte hier allenthalben nicht nachgegeben werden, so müsse man in einen Streik etntreten, doch solle man nicht sofort die Arbeit niederlegen, sondern zu nächst noch einmal mit dem Arbeitgeber verhandeln und auch, wenn derselbe ablehne, weiter arbeiten, bis nächsten DienStag «ine anderweite Versammlung den Streik beschließen werde. In diesem Sinne beschloß auch die Versammlung. — Zur gleichen Zeit fand in der Güldnen Aue eine sehr aut besuchte Zimmerer-Versamm lung statt, in der bekannt gegeben wurde, daß 785 Zimmerer ihre Forderungen — 10 Stunden Arbeitszeit, 40 Pf. Stundenlohn — bereits vollständig bewilligt bekommen hätten und 619 nur thäl- weise, während 241 noch unter den alten Bedingungen arbeitete«. Es wurde beschlossen, überall da, wo die Forderungen gestern nicht bewilligt sein würden, die Arbeit sofort niederzulegen. Ma« sprach jedoch dabei die bestimmte Erwartung auS, oaß die Arbeit geber, welche auf die Forderungen der Gehülfen noch nicht ein gegangen sind, es zu einem Streik nicht kommen lassen würden. — Der Rechnungsabschluß der Aktiengesellschaft „Deutsche Wacht" für das 2. Geschäftsjahr (1895) liegt nunmehr vor und eraiebt, daß das mit einem Aktien-Kapital von nahezu 200 000 Mark ins Leben gerufene Antisemitenblatt bis zum Abschluß deS Jahres 1895 einen Zuschuß von nicht weniger alS 129 619,80 Mark erfordert hat. Die „Zitt. Morgenztg." bemerkt hierzu: Dieser Verlust würde aber noch um einige Tausend Mark höher Häupter«, auch Monarchen, gezogen sei. Ob Faure so unthätig 8/ wie «um behaupte, da- werde man demnächst sehen. Der V«at tvete am 21. zusammen. Bewillige er die MadagaSkar- Eeldforderungen, so biete die Lage augenblicklich keine Schwierig keiten «whr, verweigere der Senat das Geld, so müsse das -Muett den Bedarf mittels MtnisterratbSbescklufseS einstweilen decke«. Die Anweisung sei nur mit der Unterschrift deS Präsi- deutm giltig, diese Unterschrift aber werde der Präsident ver weigern, weil sie die persönliche Stellungnahme gegen den Senat riesig viel Geld" — vermuthlich auf „Untersuchungen". der „Freisinnigen Zeitung" fußend — in ganz Württemberg in 140000 Exemplaren vertheilt. Zu solchen Aktionen ist allerdings ^riesig viel Geld nöthig"; darum kann sich solches neben der Sozialdemokratie nur das internationale Juden- und Börsen thum leisten. WaS aber auch andere Parteien den Sozialdemokraten nach machen können, daS ist das beständige Agitiren durch Ver sammlungen und namentlich durch Einwirken von Person zu Person. In dieser Arbeit sollten die Ordnungsparteien nicht er lahmen, und um dazu anzuspornen — nicht etwa zum Ruhme der sozialdemokratischen Agitatoren — haben wir die vorstehen den Hinweise zum Abdruck gebracht. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 11. April. — Die diesjährigen FrühfahrSkontrollversammlungen finden im Landwehr-Bezirk Freiberg in der Zeit vom 13. bis mit 21. April in nachgenannter Weise statt: 1. -Für die Ort schaften des AmtSgerichtS-BezirkeS Freiberg am 13. April im KornhanS, Reitbahnstraße, am 14. April im Bairischen Garten und am 15. und 16. April im Brauhof-Salon. 2. Für die Ortschaften deS Amtsgerichts-Bezirkes Brand am 17. April in Brand und am 18. April in Großhartmannsdorf. 3. Für die Ortschaften der amtshauptmannschaftlichen Delegation Sayda am 20. April in Sayda und am 21. April in Seiffen. Innerhalb deS Amtsgerichts-Bezirkes Freiberg werden die Kontrollvcrsamm- lungen nach Waffengattungen abgehalten. Es wird hierbei ganz besonders darauf hingewiesen, daß die Mannschaften des Be urlaubtenstandes ein und derselben Ortschaft nicht zu gleicher Zeit, ändert» zu einer der unter 1 näher bezeichneten Kontrollver- ammlung herangezogen werden. — S. Gestellungsbefehl. — Zur Theilnahme an den Frühjahrskontrollversammlungen sind verpflichtet: Sämmtliche Reservisten und Landwehrleute 1. Auf- >ebots (einschl. Halbinvalide), die Ersatz-Reservisten der JahreS- lassen 1883—1895 und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen. — Ueber die Frage, ob SchulverfSnmniffe gewerblicher Fortbildung!»- und Fachschüler strafbar sind, hat sich neuerdings daS Kgl. Ministerium deS Innern in einer sehr br- achtenswerthen Verordnung geänßert. Danach vermag daS Ministerium bei uns kein öffentlich rechtliches Interesse anzuer- ennen, welches rS geboten oder auch nur zweckmäßig erscheinen icßc, lässige Schüler durch Anwendung polizeilicher ZwangS- und Strafmittel zum Besuche gewerblicher Schulen zu nöthigen. Es muß im Gegentheil als wünschenSwerth bezeichnet werden, daß olche Personen den gewerblichen Schulen thunlichst fern bleiben. Ein solche Maßregel kann für die Schulen jedenfalls nur vor- theilhaft sein, da sie diese von zweifelhaften Elementen befreit, die durch Unlust und mangelndes Verständniß auf den Unter- richtSgang nur störend und hemmend einwirken; daß aber dem betreffenden Schüler kein Unrecht hierbei geschieht, dürfte ohne Weiteres zugegeben werden. Hiermit stimmen auch die in anderen Ländern mit hochentwickeltem gewerblichen Bildungswesen ge machten Erfahrungen überein. Anders sind aber diejenigen Ver säumnisse zu beurtheilen, die ihren Grund in einem schuldhaften Verhalten oes Arbeitgebers oder Lehrherrn haben. Daß hier die Ausweisung des Schülers diesem gegenüber eine Härte und Un billigkeit sein würde, liegt auf der Hand. Es wird vielmehr der schuldige Theil unmittelbar, und zwar in nachdrücklicherer Weise zur Verantwortung gezogen werden müssen, als dies bei bloßen Vertragsstrafen möglich ist. Die Füglichkeit hierz» bietet zwar nicht das Bolksschulgesetz, wohl aber nach Ansicht des Ministeriums die Vorschrift in Z 120 Absatz 1 in Verbindung mit 8 150 Ziffer 4 der Gewerbeordnung in der Fassung des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1891. — Zur Erinnerung an die vor 47 Jahren statt- gesundene Erstürmung der Düppler Schanzen werden sich die meisten der überlebenden Mitkämpfer am Jahrestage, den 13. April, an der von der „Königl. Sächs. Vereinigung Schleswig-Holsteiner Veteranen von 1849" in Dresden veran stalteten Feier (Weißer Saal der „Drei Raben") betheiligen. Das kleine Häuflein der Düppelstümer ist in den letzten Jahr zehnten gewaltig zusammengeschmolzen. Es dürfte nur noch wenigen vergönnt sein, am Tage des fünfzigjährigen Düppel- JubiläumS — 13. April 1899 — in körperlicher und geistiger Frische der schon vor Jahren von Sr. Maj. dem König, welcher bekanntlich bei Düppel als 21 Jahre alter Artilleriehauptmann die Feuertaufe erhielt, zugesicherten Einladung zur Hoftafel Folge leisten zu können. — Im Monat März meldeten sich zum Gewerbsbetriebe an je 1 Bäckerei-Inhaberin, Lohnfuhrwerksbesitzerin, Kleider macher, Kleiderstoff - Rester - Händlerin, Zuckerwaarenfabrikant, Holz- und Kohlenhändler, Hut- nnd Filzwaarengcschäfts-Jnhaber, Exportbierhandlungs - Inhaber, Bleiindustrie - Aktiengesellschaft, Kinderwaaenhändler, Seifenhändlerin, Tapezirer, Vertreter der Firma Schreiber L Co. in Dresden (Verkauf" der patentirten Thür schließer „Meteor"), Tischler und je 2 Kolonialwaarenhändler, Maler nnd Lackirer, Näherinnen, Damenschneidcrinnen, Mehlge schäfts-Vertreter. — Beim Rangiren verunglückte heute Vormittag in der 10. Stunde auf hiesigem Bahnhof der Streckenarbeiter Engelmann. Er erlitt erhebliche Verletzungen am Kopfe. Herr Bahn- und Polizeiarzt vr. meä. Nippold wurde sofort zur Un- alücksstelle gerufen, der die sofortige Ueberführung ins hiesige Krankenhaus anordnete. Die AgitatiovsthStigkeit der Sozialdemokratie. Er ist schon wiederholt darauf hingewiesen worden, daß keine Politische Partei so intensiv und so beharrlich agitirt wie die Sozial demokratie. Da aber den sozialdemokratischen Agitationen eine außergewöhnliche Skrupellosigkeit in der Wahl der Mittel und «x bedeutender Terrorismus bei der Beschaffung oer Agitations- gelder zu Grunde liegt, ist ein nur einigermaßen entsprechender Wettbewerb seitens der Ordnungsparteien ausgeschlossen. Allein in dem auch bei deren zulässigen Rahmen sollte doch Alles geschehen, um den gewerbsmäßigen sozialdemokratischen Agitatoren schärfer al- bisher entgegen zu treten, denn unter der Herrschaft des all gemeinen Wahlrechts spielt die Gewinnung der Massen durch eine zweckmäßige Agitation die Hauptrolle. Gehen wir uns beispielsweise die Kassenverhältnisse der Sozial demokratie, der angeblichen Partei der besitzlosen Klassen, an, so müssen wir erkennen, daß keine politische Partei damit konknrrircn bum. Freilich haben andere Parteien — mit Ausnahme der direkt die Interessen der Börse pflegenden — keine Spender so reicher Mittel wie sie aus „ungenannten" Quellen in die Kassen d«r Sozialdemokratie fließen: freilich ist der Partei-Steuerzwang, wie er bei der Sozialdemokratie ausgeübt wird, in keiner Partei gebräuchlich; allein um so opferwilliger sollten bei den Gegnern der Sozialdemokratie die freiwilligen Gaben fließen. Wir haben erst aus dem Berichte des Breslauer Sozialisten tages entnehmen können, daß die Einnahmen der sozialdemokrati schen Hauptkasse im letzten Jahre sich fast auf eine Viertel Million büaufen haben. Trotz dieser enormen Summe sind die Ein nahme» der Lokal-, Provinzial- und Landeskassen der Sozialdemo kratie sowie die der Gewerkschaften ebenso bedeutend. Nach dem Parteiberichte der württembcrgischen Sozialdemokratie bat diese im vergangenen Jahre fast 11000 Mark eingenommen; die Ein nahme der badischen „Genossen" betrug über 1600, die der sächsi schen „Genossen" rund 3000 Mark. Die Württemberger ge meßen zudem bedeutende Geschäftsgewinne aus dem Stuttgarter Parteiorgan, das im letzten Jahre einen Umsatz von 121000 Mark machte; allein auch in anderen Ländern verstehen sich die leiwnde» Genossen auf das „Geschäft" und benutzen die „ver werfliche kapitalistische Methode", um ihre Parteikasse zu füllen. WaS nun die Agitation selbst betrifft, so haben in Sachsen wie in Baden zahlreiche Protestversammlungen stattgefunden. Hier knüpften sie an die „reamonäre Handhabung des Vereinsgesetzes", dort an die „reaktionäre Wahlentrechtung" an; in beiden Fällen leisteten doktrinäre „Bourgeois" bewußt oder unbewußt den Sozialrevolutionären mannigfache Hilfe. Außerdem haben die badischen Genossen Flugblätter in großen Mengen verbreitet; der Rechenschaftsbericht des Heidelberger Parteitages berichtet allein von einem Flugblatte, das in 55 000, und von einem anderen, daS sogar in 113 000 Exemplaren vertheilt worden ist. In Sachsen sind „zweimal an einem Tage alle Mann an Äord ge rufen worden", um jedesmal 700 000, zusammen also 1400 000 Flugblätter zu vertheilen; außerdem hat dort ein Petitionssturm stattgefunden, der 160 000 Unterschriften — darunter auch viele antisemitische — eingebracht hat. Aus der württembergischen Sozialdemokratie erzählt der Rechenschaftsbericht, daß dort die Agitation bei den vier Neichstagsnachwahlen, die im Berichtsjahre stattfanden, eine „rege" gewesen sei. Es wurden nicht weniger als 400 Versammlungen veranstaltet nnd neben 30 000 Wahl- flugblättern 7000 Parteiprogramme verbreitet. Außerdem ist «m besonderes Flugblatt mit dem spannenden Titel „Wir haben In Belfort hat in diesen Tagen die 25 jährige Gedenkfeier des Widerstandes der Festung im deutsch-französischen Kriege stattgefunden. Biel bemerkt wurde die Abwesenheit des fran zösischen KriegSministerS Cavaignac, die offiziell durch Gesund- heltSrückfichten begründet worden ist. Die Berichterstatter der Zeitungen bezeugen auch, daß Cavaignac beim jüngsten Min ister- mth in dicke Mäntel nnd Tücher eingehüllt erschienen sei und «>ch bleicher als gewöhnlich auSgesehen habe. Dennoch glaubt die anti-ministerielle Presse an eine Diplomatenkrankheit, weil sich Cavaignac in Belfort weder durch einen seiner Kollegen des Ministeriums, noch durch einen hoben Militär seiner Umgebung vtttreten ließ, und weil auch die Garnison von Belfort bei den, Fest« nur durch die Militärmusik vertreten war. Der „Figaro" deutet t» verhüllter Weise an, daß dieser Rückzug auf der ganzen Linie eine Konzession der Regierung an Deutschland sei. Dem „Journal" wird aus Belfort hierüber geschrieben: „Wie groß war die Enttäuschung der Tausende von Elsässern, welche am Oskrmontaa noch zahlreicher als am Tage vorher erschienen wann, Weil sie wußten, daß eine Revue der Truppen einen Theil iwt Programms auSmache, und sie hofften, rothe Hosen zu sehen. Dieser Theil des Programms fiel einfach weg." Der gleiche -vttespondent erzählt, daß am Abend am Bahnhof durch Zufall «m herzliche Demonstration zwischen Franzosen von gestern (I) und Franzosen von heute zu Stande kam, da die Eisenbahnzüge, wüche die Elsässer nach der einen und die Gäste von Lyon und Toulouse nach der anderen Richtung führen sollten, gleichzeitig «fuhren. Man habe sich die Hände gedrückt, geküßt und geweint uuv ohne Ende: Vivat! und Auf Wiedersehen! gerufen. Der Krieasminister hat nicht nur, wie schon gemeldet, die Initiative zur Verleihung der Ehrenlegion an die Stadt Belfort ergriffen, sondern die gleiche Maßregel auch für die Stadt NambervillierS (Vogesen) für ihren hcldenmüthigen Widerstand am 9. Okt. 1870 u» Vorschlag gebracht. ES scheint dies geschehen zu sein, um nicht den Glauben zu erwecken, die Regierung habe besondere Rücksichten für Belfort, weil seine Gemeindeverwaltung sozia listisch ist. Griechenland. Aus Athen, 9. April, wird gemeldet: Bei de» heutigen turnerischen Wettkämpfen erhielten die deutschen Turner Weingärtner, Alfred Flatow, Schuhmann, Neukirch, Rostel, Delir Flatow, Manteufei, Schuft, Böcker, Hilmar und Hofmann 'iw Riegenturnen, am Barren und am Reck den ersten Preis. Donnernder Applaus begleitete diese Leistungen. Die Riege inpontrte durch ihren strammen Aufmarsch und durch die exakte Ausführung im Einzelturnen. An den Schaukelringen war Weingärtner Erster, am Reck Erster Weingärtner, Zweiter Alfred Flatow, am Pferd (Langsprung) Schuhmann Erster, (Quersprung) Weingärtner Zweiter. Morgen findet das Wettturnen am
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