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Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188801269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880126
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-26
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.01.1888
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— Nr. 21. — 8. Jahrgang. — Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter- haltunaSblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustige- Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 6035.) Für Abonnenten erscheintje einmal imJahr: Souinier-Eiseubahnsahrulanheft für Sachsen. Winter-Eisenbahnfahrplaiibeft für Sachsen. Jllustr. Kalender des Sächsischen Landbotcn. IllustrirtcSJahresbuchdcsLander-SnzeigerS. Käch/ischer Donnerstag, 26. Januar 1888. ! - mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. «nzeigenureiSdez „Sächs. Lander>«»zeiger«"r Raum einer schmalen CorpuSzelle loPfg. Bevorzugte Stelle (lspalt. PetitzeilelSO Pf. BeiWiederhvlung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von AnSwärt» wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen Oe 6 Silben LorpuSschrift bilden ca. IZeue.) «nnoncenannahnie nur bis Bormittag. Buchdnickerei, Llieinnitz. Tbeaterstraße S (Fernsprechstclle Nr. 186). Telegr-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5 Jllnstrirtes Unterhaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Abonnement für Februar und März. Der „Sächsische Landes-Anzeiger" bringt im Februar in seinem täglichen Feuilleton die historische Novelle: „Schelm von Bergen" von A. von Limburg zum Abdruck, welcher dann im weiteren Verlaus des. Quartals folgen werden: „Wandlungen", Novelle von F. L. Reimar, sowie „Fahr Wohl!" Erzählung von A. Godin. Jeder neubeitretende Abonnent, welcher die Abonnements- Quittung direct an die Verlags-Expedition einsendet (auswärtige Abonnenten wollen zur Frankirung eine 10-Pfg-Marke beifügen), erhält gratis die Extrabeigaben geliefert: 1 Weihnachtsbuch (Jllnstrirtes Jahresbnch für 18SS), 64 Seiten groß 8°, mit Almanach, hübschen Weihnachts-Erzählungen und Bildern rc. (Preis dieses Buches für Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) 2. Jllustrirter Kalender für 1888, 84 Sditen 4° mit Oeldrnck- bild, fesselnden Erzählungen, vielen Bildern rc. (Preis dieses Kalenders für Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) Z. Eisenbahn ° Fahrplanheft für Sachsen, 40 Seiten stark, (Preis dieses Fahrplanheftes für Richt-Abonnente» 20 Pfg.) Für die Monate Februar und März nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 140 Pfg., die Post anstalten zu 150 Pfg. Abonnements-Bestellungen auf den „Sächsischen Landes-Anzeiger" mit sämmtlichen 7 Beiblättern und de» Extrabeigaben entgegen. Der „Sächsische Landes-Anzeiger" ist in der deutschen Post- Zeitungs-Preisliste für das Jahr 1888 unter Nr. 5035, in der öster reichischen unter Nr. 2307 eingetragen. Abermaligen zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächs.Landes-Anzeigers. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Post- Abonnenten ersucht, bei Bestellung srenndlichst genau zu verlangen: den in Chemnitz erscheinenden „Sächsischen Landes -„Anzkigkx" (Nr. 5083 der neuen 1888er Post Zeitnngs-Preisliste). Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3089 die Firma Germania-Apotheke Alexander Drechsel in Chemnitz und als deren Inhaber der Apotheker Herr Carl Alexander Drechsel daselbst eingetragen. Chemnitz, am 21. Januar 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3090 die Firma Beerdigungs-Anstalt „Pietät" Anton Bock in Chemnitz (Zschopauerstraße Nr. 1) und als deren Inhaber Herr Anton Ludwig Bock daselbst eingetragen. Chemnitz, am 23. Januar 1888. Königliches Amtsgericht. Das im Grundbuche auf de» Name» Carl Gottlob Edmund Heuschkel eingetragene Grundstück Nr. 15, 31, 32, 292 bis 297 des Flurbuchs, Nr. 41 des Brandcatasters, Folium 40 des Grundbuchs für Altenhain, bestehend aus Wohn-, Brauerei- und Oekonomic Gebäuden, Hofraum, Garten, Feld und Wiese, nach dem Bcsitzstandsvcrzcichnisse 12 Hect. 31,2 Ar groß und mit 1381,„ Steuer-Einheiten belegt, geschätzt aus 139,615 Mk., wovon 18,315 Mk. aus Grundstückszubehörmigeii an Brauercibctriebs Maschinen und maschinelle» Anlagen, sowie auf die vorhandene Wasserkraft entfalle», soll im hiesige» Amtsgericht zwangsweise versteigert werden »nd ist der 2. Februar 1888 Vor mittags 10 Uhr als Vcrsteigeruugstermin, sowie der 9. Februar 1888 Vor mittags 10 Uhr als Termin zur Verkündung des Vertheilungsplancs anbe- ranmt worden. Eine Ucbcrsicht der auf dem Griiudstückc lastenden Ansprüche nnd ihres Raugverhältnisscs kan» in der Gerichtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, am 28. December 1887. Königl. Amtsgericht. Ein wenig Liebesmüh. Erzählung von L. Glaß. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Schnell, schnell," drängte Helene als jene sie anzuneh -e» zögerte, „und eilt Euch ein wenig — ich will Annen noch besuch,,, da wir einmal so weit herausgekommen sind." Sie hatten den Park schon vor einiger Zeit verlassen, waren erst auf schmalen Waldwegen fortgegangen und schritten nun neben einander über eine duftige Wiese dem Dorfe Steinau zu, das am Ufer eines plätschernden Flüßchens sich ausbreitete. „Kennst Du Flora Angelstein?" fragte Helene, als sie weiter gingen. Margareth steckte ihre Rose auf den Hut und schien nichts gehört zu haben. „Es ist eine junge Dame aus Fraustädt, eine Bekannte Amelie's, die mich gestern besuchte, sie wohnt in Steinau und wird morgen bei uns essen. Du kommst natürlich herauf, nicht wahr?" Margareth nickte stumm mit dem Kopfe und schrillt sinnend weiter, während Gilbert Pläne machte zur Unterhaltung der ver wöhnten Franstädterin. „Da sind wir!" ries munter Helene, „Du begrüßest die Alte doch auch?" Margareth wollte ihr eben in das kleine Bauernhaus folge», als sic drüben ihren Vater von dem Gute kommen sah. Sie flog auf ihn zu und erzählte hastig, wie sie hierher gekommen. „Und was willst Dn hier, lieber Vater?" „Nun, Du weißt ja — Richard's wegen — ich Hab den alten Steinau einmal besucht; hübsches Mädel!" Margareth zuckte zusammen: „Ja, ja, richtig!" sagte sie und eilte, dem Vater die Hand drückend, fort. „Komi» nicht zu spät heim, Liebling," rief er ihr noch nach, „da Richard kommt." Richard kommt — kommt wirklich so schnell! Margareth Preßte die Hand auf die Brust, ein heißes Gefühl von Groll und Haß strömte durch ihr Herz, bis in die Kehle hinauf nnd erstickie Frage, wie Antwort. Langsam, ganz langsam ging sie zu dem Häuschen zurück, ohne ei» Wort an den Herren vorbei, hin ein zn der Alten, die krank in einem niedrigen, dumpfen Zimmer lag. DaS mach..- einen trüben Eindruck auf Helenen, und sie schilderte cs so kläglich, daß sich Niemand über Margareth's stilles, ei» wenig blasses G'stcht wunderlc. Als sic heim kamen, hatte die linde Abcndlust den Gedanke» an Kummer »nd Elend aus de» jungen, frohen Seelen gespült. Frau Telegraphische Nachrichten. Vom 24. Januar. Hamburg. Die vielfach besprochene, vom „Hamburger Korre spondent" erwähnte, aber vielfach entstellt wiedergegebene Aeußerung Bismarck's kann der „Hamburger Korrespondent" jetzt ihrem ganzen Inhalte nach wiedergcben. Ein Tischgast fragte den Fürsten, wie es zu erklären sei, daß trotz der anscheinend günstigen Aussichten für die Erhaltung des Friedens die Börse noch ängstlich sei. Die Antwort des Fürsten zerfiel in drei schnell folgende Sätze. Der erste ging dahin, daß wir, wie die neuesten Vorgänge hoffen ließen, für zwei bis drei Jahre kaum einen Krieg zu befürchten hätten. Dieses schränkte der Fürst sodann durch den Satz ein: „Für dieses Jahr wenigstens möchte ich dies mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen." Fast ohne Unterbrechung fügte der Fürst hinzu: „Allerdings habeich dieses auch im Jahre 1870 geglaubt und es kam doch anders." Wien. Der „Politischen Corr." wird aus Brody gemeldet, daß die Verwaltung der Russischen Südwest-Bahncn gestern den durch einige Tage unterbrochenen Frachtenverkehr in normalem Umfange wieder ausgenommen hat, wodurch die an die Unterbrechung ge knüpften Muthmaßungen entfallen. Konstantinopeler Berichte be sagen, daß neulich Versuche bulgarischer Banden, in Ostrumelien ein- zudringcn, gescheitert seien. Wien. Die „Deutsche Zeitung" meldet aus Bukarest: Die Kricgslcitung hat mit dem Hause Rubini einen Vertrag auf Lieferung von hunderttausend Rcpelirgewehren abgeschlossen. Für die Lieferungen wurden kurze Termine festgesetzt. Die neue Wehrvorlage. Chemnitz, den 25. Januar. Die neue Wehrvorlage ist in der Militärkommission des Reichs tages bereits in erster Lesung durchberathen und wird im Ganzen unverändert vom Reichstage angenommen werden. Bekanntlich sind nur die Sozialdemokraten Gegner des Gesetzes, dessen schwerwiegende Bedeutung jetzt erst recht ins Tageslicht getreten ist. Die deutsche Armee wird dadurch um fast siebenmalhundertiausend Mann verstärkt, und die Militärverwaltung ist keineswegs gewillt, diese enorme Ver stärkung nur auf dem Papier bestehen zu lassen oder als Schreck mittel für kriegslustige Nachbarn zu verwenden. Die 700,000 Mann sollen auch keineswegs nur mit alten Flinten versehen werden, welche für Wach- und Besatzungsdienst immer noch gut genug sind, sie sollen nach und nach ebenfalls das neue Repetirgewehr erhalten, so daß im Nothfalle auch sie dem Feinde entgegeutretcn können. Diese Vorsicht ist, wie man zugebcu wird, eine sehr weitgehende, aber sie kann sich in einem großen Kriege, in welchem zu Wasser und zu Lande ge kämpft wird, bezahlt machen. 1870/71 war von Küstcnangriffeu so gut wie gar nicht die Rede; ob das in einem nächsten Kriege nicht schlimmer sein wird, ist, nach dem heutigen Flottenstande, sehr die Frage. Immerhin muß jede kriegslustige Macht bei einem geplanten Kriege mit den neuen 700,000 Mann in Deutschland sehr ernstlich rechnen; auch die stehen vollauf ihren Mann, wenn es sein muß. Frankreich hat ähnliche Einrichtungen wie wir, aber von dem dortigen zweiten Aufgebot sind am wenigsten die französischen Officiere selbst erfreut. Die Aus rüstung ist mangelhaft, das Exercitium miserabel. Und was nützen hunderttausend Mann, wenn sie nicht kriegs tüchtig sind, ihnen das fehlt, was überhaupt den Soldaten ausmacht? Die Zahl allein giebt nicht den Ausschlag, sondern der Kern, welcher in der Armee steckt. Die deutsche militärische Ausbildung war, das kann doch ruhig und mit gutem Gewissen gesagt werden, der fran zösischen von jeher überlegen, und auch seit dem letzten Kriege ist es in Frankreich bei Weitem nicht so geworden, wie es sein soll. Die Disziplin läßt viel zn wünschen übrig, und ohne Disziplin auch keine von Schollau hatte das Abendbrot unter blühenden Linden bereiten lassen und sie saßen lange beisammen. Lange konnte auch Margareth nicht still bleiben; man ließ ihr keine Ruhe, man neckte, reizte — schmeichelte, und was keine Uebcrredung von außen fertig gebracht, das setzte das gekränkte Herz selbst durch. Der Stolz machte sich auf und schalt: „Ob Jemand solch trübes Gesicht Werth sei — ob das klug wäre, sich Jugend und frohe Tage zu- verderben — und ob cs wohl gar die Fremden merken sollten, daß ihm nicht Alles nach Wunsch gegangen." So zwang sich Margareth Heller zu scheinen, die Andern folgten ihr — man überbot sich in Einfällen und die tollste, die wildeste war Margareth, ob ihr gleich die Thränen ganz dicht unter den Wimpern saßen und sie immer heimlich fürchtete, daß sie Hervor brechen möchten. * » * , Amtmann Salden hatte nach Tisch seinen Spaziergang hinaus nach Steinau gerichtet. Adelcn's Nachrichten, ob er sie gleich Alt weiberklatsch schalt, beunruhigten ihn doch. Es war stets sein tief im Herzen verborgener Lieblingswunsch gewesen, daß sein Mündel, Richard Helm, und sein einziges Kind, seine rosige Margareth, sich lieben möchten, jetzt, wo sich Alles gegen diesen Wunsch verbündete, kam er ganz aus den Fugen. Trvtzdem sagte er sich, daß gegen Liebesgeschichten nichts zu thun sei und daß die alten Leute den jungen da freie Hand lassen müssen. Er wollte nur möglichst klar sehen, ging hinaus zum alten Steinau und sah nach einer halben Stunde Wartens Flora über die Terrasse kommen. Sie war schön und der freundliche Gruß, mit dem sie an einer Magd vorbei ging, gefiel ihm. Dann traf er sein Kind, traf es mit Gilbert, dessen Augen ihm allerdings in unver kennbarer Zärtlichkeit folgten, und wie er nun heim ging, an dem Schollau'schcn Park vorbei, kam ihr der Gedanke, das Kind hier zu haben, ganz heimlich vor. Denn das war ganz fest beschlossen bei dem Alten — wollte sie der Gilbert haben — der Leichtfuß, wie er ihn vorher genannt, so mußte er hierher ziehen — er hatte sie am Ort und Adele hatte Recht, das war allerdings besser als sie fortgeben — selbst an Richard. Freilich bei dem Gedanken an Richard verloren diese Bilder an Glanz — er hatte sich den nun einmal als Schwiegersohn gedacht und konnte keinem andern Plan von. Herze» gutwerde». Er sah ihn wieder, wie er als stolzer Gymnasiast in das kleine Gärtchen vor'm Thor trat voll Würde und Gelehrsamkeit — und nun flogen drinnen die Bücher in die Ecke, und klein Gleichen jauchzte ihrem Spiel ordnungsmäßige Ausbildung. Was die deutsche Armeeverwaltung ins Feld schickt, das kann sich schlagen und wird sich schlagen, da rüber besteht auch bei unseren Gegnern kein Zweifel. Wenn so die neue Wehrvorlage unsere Sicherheit gewaltig er höht und sie deshalb auch fast einmüthige Zustimmung findet, be dauern wir nur, daß die unsichere Lage nicht weichen will, Welche uns solche Opfer auferlegt. Und die Kosten der Wehrvorlage sind sehr bedeutend, über 200 Millionen Mark. Der Reichstag wird da mit, und zwar fast einstimmig, ini letzten Jahre an 600 Millionen Mark für Militärzwecke bewilligt haben. Es waren das zuerst die Mehrkosten aus der durch die Septennatsvorlage ausgesprochenen Armeeverstärkung, sodann im vorigen Sommer die große Militäran leihe von 320 Millionen und nunmehr die Kosten der Wehrvorlage Deutschland trägt diese Kosten willig, kann sie auch noch tragen, aber es hofft auch, mit Recht, für seine Opferwilligkeit belohnt zu werden durch dauernde Erhaltung des Friedens und allgemeine wirth- sch östliche Aufbesserung. Andauernder Kriegslärm, immerfort steigende Laste» können nicht nur, sondern müssen zu dem entscheidenden Punkt führen, an welchem es entweder — oder heißt! Dem verschließt sich Niemand, diese Auffassung ist angesichts der Kostensumme der Wehr vorlage eine allgemeine geworden. Sie beruhigt, wie oben ausge führt, uns durch Verstärkung unserer Wehrkraft, aber viel weiter kann es nicht mehr so gehen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 25. Januar. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz und seine Ge mahlin begehen heute Mittwoch in San Remo den Tag, an welchem vor dreißig Jahren ihre glückliche Ehe geschlossen wurde. Zu diesem Festtage gehen von weit und breit die herzlichsten Glückwünsche nach den Ufern des Mittelmeeres und auch wir wünschen von Herzen, daß die jetzige Prüfung, welche einen Schatten auf das so reine Glück des hohen Paares warf, recht, recht bald verschwinden möge, für jetzt und alle Zeiten! Der Tag wird von den Deutschen in San Remo Mittags durch ein Festmahl, Abends durch Feuerwerk gegenüber Villa Zirio auf dem Meere gefeiert. Den Mittelpunkt des Feuerwerkes ist der italienische Aviso in elektrischer Beleuchtung. Am Dienstag promenirte der Kronprinz bei sonnigem Wetter. Sein Aussehen ist vorzüglich. Eine größere Aerzteconsultation steht, wie wir wiederholen, nicht in Aussicht. — Dem Fürstbischof vr. Kopp von Breslau hat der Kronprinz aufgetragen, überall sein gutes Aus sehen und seine kräftige Stimme zu bezeugen. — Auch der Erzbischof Or. Krcmcntz von Köln ist vom Kronprinzen empfangen. — Der Reichskanzler hat, wie schon so oft, wieder einmal alle Berliner Nachrichten über seine Rückkehr nach der Hauptstadt unbe stätigt gelassen. Er ist immer noch in Friedrichsruhe, wo ihm der von San Remo in Berlin eingetroffcne Fürstbischof vr. Kopp am Dienstag einen Besuch abstattete. Der am Sonntag stattgehabte Be such des rumänischen Ministers Sturdza in Friedrichsruhe wird mit Recht als erneuter Beweis der vortrefflichen Beziehungen zwischen dem deutschen Reiche und Rumänien betrachtet. ' — Die erste Lesung des Soci'alisteugesetzes im Reichstage wird kommenden Freitag beginnen. Die Ansichten über die Gegenwart des Reichskanzlers bei der Berathung lauten augenblicklich wider spruchsvoll. — Die Witterung wechselt, aber die auswärtige Politik nicht. Ein wahres Todtenschweigen wird in Petersburg beobachtet. Die Warschauer Meldungen über den letzten dortigen Kriegsrath und seine Beschlüsse haben nur bestätigt, was schon lange gerüchlwcise gemeldet wurde, daß in Polen die militärische Lage so ist, wie sie für einen flotten, glücklichen Krieg nicht sein soll. Viel Geld ist verausgabt für Rüstungszwecke und Festungsbauten, aber die Leistungen sind nur kameraden entgegen. Dann kam die Universität, und welche offenen Arme empfingen den Studenten, der, die kleine Mütze schief auf dem Ohr, allen Uebermuth der Jugendfrische in das kleine Haus brachte — nun tollten sie freilich nicht mehr, aber er half ihr bei den „fürchterlichen Aufsätzen", die ihre letzten Schuljahre verbitterten, und nahm sogar freundlich Theil, wenn sie ihm Leid nnd Freud ihrer kleinen Schulzwistigkeiten erzählte; wie sie staunend aushorchte, wenn er von Fechtboden und Commersen berichtete. Ja, so war es und nun hatten sie einander vergessen — freilich die Jugend lebte weiter, jeder neue Tag brachte neue Anknüpfungen, die Herzen waren will fährig und offen für's Leben — sie überließen es dem alten Vater, das Vergangene zu bewahren, und der hütete es so sorglich, daß er die Gegenwart über der Vergangenheit vergaß; das fiel ihm gerade noch knapp zur Zeit ein, hätte er doch beinahe den Erwarteten über vielem Denken an ihn zu empfangen vergessen. Er eilte nach dem Bahnhofe und kam gerade recht, den Zug einlaufen, den Ankömmling hcrausspringen zu sehen und ihn in die Arme zu schließen. „Na, Hab ich Dich endlich einmal wieder, Junge! Von Rechts wegen sollte ich schmollen, daß Du mich so lange ohne Nachricht gelassen!" „Ja, Papa, ich hatte es satt, nur immer über Klagen, Ver tröstungen und getäuschte Erwartungen zu berichten, und die frohen Nachrichten wollte ich selbst bringen. Sv ließ ich denn eine Anzahl zusammen kommen, und da bin ich. — Ihr seid doch Alle wohl?" „Natürlich, natürlich! Und Du bist ganz stattlich geworden, ich möchte behaupten, Du wärest noch gewachsen," sagte der Amtmann. Richard vom Kopf bis zu den Füßen musternd. „Nein," lachte Jener, „ich habe nichts bemerkt, ich müßte denn daran gewachsen sein, daß ich mich nach der Decke streckte." „Ja so," blieb Salden plötzlich stehen, „wie ist's denn mit der Anstellung?" „Nun, das ist ja eben die gute Nachricht, die ich bringe," rief Richard, „ich wunderte mich schon, daß Du gar nicht neugierig warst. Assessor bin ich geworden!" Wirklich, der Amtmann war gar nicht neugierig gewesen, denn er hatte die guten Nachrichten von einer anderen Seite her erwartet. Nun, so waren sie ja wenigstens noch nicht verlobt. Heller, von Richards neuer Stellung plaudernd, kamen sie da heim an. Tante Adele wurde herzlich bewillkommnet und das Haus einer genauen Musterung unterworfen. Es fand sich trefflich konscr- virt, der Garten war erfreulich gediehen. Richard muthete Alles heimisch an.
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