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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189603245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960324
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-24
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.03.1896
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Meitage zum Ireiöerger Anzeiger und Hageölalt. Dienstag, den 24. März. W «9 1«S6. Verschiedenes. * Aus Schopfheim, Kreis Lörrach (Baden), wird der „Fr. Ztg." geschrieben: Wahrscheinlich im Zusammenhänge mit dem andauern den Föynregen und dem Hochwasser steht" eine wundersame Naturerscheinung, die vor einigen Tagen wieder ausgetreten ist. Der Eichener See ist erschienen. Wer unbekannt mit der Gegend, an dem prächtigen dunkelgrünen Bergsee, in welchem sich die Schwarz waldtannen wiederspiegeln, vorübergeht, der ahnt nicht, daß am Tage vorher noch der Ackerpflug den Seegrund durchfurcht hat. Der See ist nämlich über Nacht gekommen und wird wohl wieder eines Tages ebenso räthselhaft schnell verschwanden sein. Der See läßt sich oft Jahre lang nicht sehen. Manchmal aber erscheint er auch in einem Jahre mehrmals. 1788 und 1800 sah man ihn fünf Mal. 1867 bedeckte er acht Morgen Land. Damals wurde eineWirth- schaft an ihm errichtet. Da der See dies Mal zu steigen scheint, beabsichtigt man einen Rheinnachen vam nahen Säckingen herbei zu schaffen. Man hat die Erscheinung so zu erklären versucht, iaß der See seine Zuflüsse unterirdisch von dein nahen Gebirgs- tock der Hohen Möhr und des Glnshüttenkopfs erhalte. In nassen Jahren, bei großen Niederschlägen, vermag das unterirdische Bett die Wassermenge nicht zu fassen. Der Ueberschuß tritt heraus und bildet den See. Als Ausfluß dieses noch nicht nachgewiesenen Baches wird die Mühlenquelle bei Dossenbach betrachtet. * Pflanzenzucht unter farbigen Gläsern. Um den Einfluß verschiedenfarbigen Lichtes auf die Pflanzen zu studiren, ist Pflanzenzucht unter farbigen Gläsern verschiedentlich versucht worden. Man hatte versichert, daß gewisse Gläser schädliches Licht abhielten und andere nur ungünstiges Licht einließen. Uin diesen Zweifeln ein Ende zu machen, hat nach einer Mittheilung des „Kosmos" Herr Zachürewicz, Professor der Landwirthschaftsschule in Vaucluse, eine neue Versuchsreihe mit Erdbeerpflanzen angestellt und dabei folgende Ergebnisse erhalten: 1. Die schönsten und rühesten Früchte wurden unter gewöhnlichen weißen Gläsern er zielt. 2. Das sonst als besonders günstig gepriesene Orange-Glas erzeugte eine sehr üppige Vegetation (Blattbildung), aber auf Kosten der Menge, Größe und Frühreife der Früchte. 3. Das violette Glas hat eine ziemlich große Anzahl von Früchten gezeitigt, aber sie blieben klein, von geringerer Güte und wurden später reif, als die unbedeckten. 4. Die rothen, blauen, grünen Gläser erwiesen sich auf die dem Versuche unterworfenen Pflanzen und ihr Wachsthum als durchweg schädlich. * Ein thenrer Tropfen. Bei der letzten in Trier ab- aehaltenen großen Weinversteigernng kaufte der Bremer Raths- keller ein Fuder „Scharzhvfberger" für 10 500 Mk. Es ist dies der h öchste Preis, der in diesem Jahrhundert für Moselweine bezahlt worden ist. An der Mosel versteht man unter einem Fuder 824 Liter, es kostet also jedes Liter ca. 12 Mk. 75 Pfg., im Gebinde allerdings ein horrender Preis. Das Alter kann auf die Höhe des Preises nicht maßgebend eingewirkt haben, denn Saar- und Moselweine halten sich überhaupt selten länger als zwölf Jahre. Mitunter treffen aber die Reifeverhältnisse eines Jahrgangs derart zusammen, daß auch ein junger Scharzhofberger es mit den besten und ältesten Jahrgängen des Rheinganes auf nehmen kann. Dies scheint bei diesem prächtigen Tropfen der Fall gewesen zu sein. immer ihn beschützen? — Hauptmann Faviole erzählen Sie, was sich in der letzten halben Stunde in Ihrem Hause zu getragen hat." Der Hauptmann erzählte, aber nur das, was sich wirklich in seinem Hause zugetragen, was Claire ihm mitgetheilt hatte, seine Erzählung machte einen tiefen Eindruck auf die Orzelska, sie stützte den Kopf in die Hand und blickte finster sinnend vor sich nieder. Monsieur Poussin nahm Faviole's Mittheilung weniger ernst. „Ich bin noch nicht überzeugt," meinte er. — „Der Baron von Meerheimb war stark betrunken, er hat sich sicherlich getäuscht. Ich erinnere mich, gehört zu haben, daß der Pfalzgraf in einem intimen Freundschaftsverhältniß zu dem Herrn von Ottenthal stehe und daß Beide sich fast so ähnlich sehen, wie zwei Zwillings brüder. Faviole schüttelte den Kopf. Der Herr Baron von Meer heimb war zwar angetrunken, aber vollständig seiner Sinne mächtig. Er erinnerte sich genan, daß der Herr von Ottenthal durch eine Narbe, die er auf der Stirn hatte, leicht vom Pfalz grafen zu unterscheiden war. Diese Narbe fehlte dem hiesigen Herrn von Ottenthal. Er ist der Pfalzgraf, der incognito unter dem Namen eines Herrn von Ottenthal nach Berlin ge kommen ist." Die Orzelska blickte mit verstörtem Gesicht auf. — „Es ist so," sagte sie mit tonloser Stimme. — „Es ist kein Zweifel möglich. — Jetzt begreife ich den tiefen Respekt, mit welchem Graf Sternberg und die Gräfin den einfachen Tyroler Landcöel- mann behandelten. Jetzt werden mir auch seine Worte ver ständlich. „Ich sehe mit des Pfalzgrafen Augen, unser Denken und Fühlen ist eins!" hat er wahrheitsgetreu der Markgräfin gesagt. O, ich bin blind gewesen, ich begreife jetzt nicht, wie es möglich war, daß ich mich habe täuschen lassen! So wie er kann nur ein Fürst sich benehmen, sprechen. Kein Edelmann, auch der Höchstgestellte nicht, würde es gewagt haben, so sreimüthig und offen der Markgräfin gegenüber zu treten. Es ist der Pfalzgraf und die Markgräfin liebt ihn. Alles, Alles ist ver loren !" „Noch ist nichts verloren!" erwiderte der Starost, mit finsterem Blick die verzweifelte Orzelska betrachtend. — „In Ihrer Macht liegt es, Fräulein von Orzelska, Ihr Vaterland vor den fürchter lichen Stürmen zu bewahren, die es dnrchtoben müssen, wenn einst König Johann Sobieski die Augen schließt, wenn ein Deut scher, gestützt auf den Reichthum seiner Gemahlin und den Ein fluß der Familie Radziwil, bei der Königswahl Anspruch ans die polnische Krone macht, wenn dann die treuen Polen sich zusammen schaaren um Jakob Sobieski, um ihren Königsthron nicht einem Ausländer, einem Deutschen, zum Raube fallen zu lassen. Wilde Kämpfe werden dann unser theures Vaterland zerreißen! Wollen Sie die Schuld daran tragen, Sie, die Sie sich selbst eine be geisterte Patriotin, eine treue Tochter Polens nennen? Der Pfalz graf muß sterben, sein Leben muß der Zukunft Polens geopfert werden! —" „Nein, nein! Ich dulde cs nicht!" rief die Orzelska ver zweifelt. „Alles, Alles will ich meinem Vaterlande opfern, aber nicht meine Ehre, mein Gewissen. Ich kann nicht die Mitschuldige eines Mordes werden!" (Fortsetzung folgt.) * Lenkbares Luftschiff. Der Generallieutenant GrafZePpelin hatte der Armeeverwaltung Entwürfe für ein lenkbares Luftschiff eingereicht, welche, wie berichtet wird, auf das Eingehendste ge prüft worden sind. Auch der Kaiser soll sich persönlich sehr dafür interessirt haben. Eine aus Autoritäten der Wissenschaft und Sachverständigen gebildete Kommission ist mehrfach zusammen getreten und hat auch die Einwürfe und Entgegnungen deS Er finders gewissenhaft geprüft. Die dem Projekt des Grafen Zeppelin anhaftenden Mängel wurden dabei für so wesentlich be funden, daß die Konimission im Hinblick auf die hohen Kosten, welche die Herstellung eines Luftschiffes nach den Vorschlägen des Erfinders erfordern würde, und weil die Möglichkeit der Verwerthung für militärische Zwecke durchaus zweifelhaft er schien, von dem Eintritt in praktische Versuche abzurathen sich veranlaßt sah. * Schmerzloses Zahnreitzen. „Hier werden schmerzlos Zähne herausgenommen", las Herr Huber, als er die Stadt be suchte, auf einen« ganz neuen Schilde. Da er schon längere Zeit einen „bösen Zahn" hatte, trat er ein und fragte den entgegen kommenden Zahnkünstler mißtrauisch: „Thut's aber auch wirklich nicht weh?" „Meine Methode, die Zähne herauszu nehmen, schmerzt nicht, nehmen Sie nur Platz, ich werde sie Ihnen sogleich erklären." Damit nahm er eine Zange und that an dem Zahne einen mächtigen Ruck, so daß Herrn Huber Hören und Sehen verging. „Sehen Sie", sagte er, „so nahm man die Zähne früher heraus." Nun riß er nochmal an dem Zahne, so daß Herr Huber anfschrie. „Nicht wahr, das schmerzt auch, ja, das ist die Methode von meinem Konkurrenten da drüben, und jetzt passen Sie auf," sagte er, den nun ganz losen Zahn mit den Fingern herausnehmend, „sehen Sie, so mache ich es — das thut doch gewiß nicht weh?" * Wie die Bodenpreise in Berlin gestiegen sind. Vor dem Halleschen Thore zu Berlin befindet sich das sogenannte Rotherstift, ein Haus, oas, als es am 5. Januar 1842 Lingeweiht wurde, draußen noch ganz einsam zwischen großen Holzplätzen lag. Das Grundstück nebst Gebäude kostete damals 50000 Thlr. Im Laufe der Zeit ist der Verkehr in dieser Gegend so stark und die Bebauung des Geländes so dicht geworden, daß das Kurato rium des Stiftes beschlossen hat, in Anbetracht des Ruhebedürf nisses der Insassen, alter Beamtentöchter, das Grundstück zu ver kaufen und in einem der westlichen Vororte ein neues Stiftshaus zu bauen. — Als Verkaufspreis des Grundstückes, das vor 54 Jahren 50 000 Thaler gekostet hatte, wurden erzielt 1 975 000 Mark. So steigen die Bodenpreise in der ReichS- hauptstadt. * Der glückliche Freier. Freier (der von seiner Angebeteten eigenhändig zur Thüre hinausexpedirt worden ist): „Js das e' Glück! Wenn die meinen Antrag angenommen hätt!! " * Der pflichteifrige Reichsbote. Der Volksvertreter spricht: „Ich muß Jetzt nach Berlin. Fest steht mein Entschluß! . Die ganze Session hab ich geschwänzt, : Schon geht zu Ende der Winter, es lenzt. Die dritten Lesungen kommen heran, Da zählt die Partei auf jeden Mann." Mit weichen Armen umschlingt ibn sein Weib: „Bei mir und unseren Kleinen bleib!" Was scheert mich Weib, was scheert mich Kind? Ich muß dahin wo die Andern sind!" Ans Packen der Koffer geht er sogleich, Die Gattin hist ihm, wie ist sie so bleich! Beim Packen der Koffer müd und matt Blickt schläfrig er in das Abendblatt. Jäh fährt er empor! Ganz klar steht da: „Schon sind die Osterferien nah. Gleich eilen der lieben Heimath zu Die Boten des Reichs zu willkommner Ruh." Er stützt sein Haupt in bitterer Pein: So hat es wieder nicht sollen sein! Schon wieder sollen wir feiern? Mir däucht, Man nünmt in Berlin die Sache zu leicht. Wie gerne thät ich meine Pflicht, Allein der Himmel will es nicht!" (Kladderadatsch.) Fremdenlifte vom SO. März. Bibroch, Dresden, Hotel Goldn. Stern. Berthold, Kaufmann. Gera, Hotel R. Hirsch. Frau Zollrath Brause, Dresden, Hotel dc Saxe Eijob, Kaufmann, Meißen, Hotel Kronprinz. Deano, Maurer meister, Italien, Hotel Goldn. Stern. Falkenstein, Fabrikant, mit Frau/ Berlin, Goldn. Löwe. Frau Bergdirektor Förster, Dresden, Hotel de Saxe. Frau Direktor Foerster, Hotel de Saxe. Günther. Kaufmann, Lauenburg, Hotel schwarzes Roß. Gräf, Student, Leipzig, Hotel R. Hirsch. Grosse, Kaufmann, Pirna, Hotel Stadt Altenburg Jubusch, Friseur, Magdeburg, Stadt Brüx. Jakoby, Kaufm., Berlin, Hotel schwarzes Roß. Krumbholz, Fabrikant, Mylau, Hotel Kronprinz. Köhler, Kaufmann, Leipzig, Hotel Kronprinz. Krüger, Tischler meiüer, Dresden, Stadt Brüx. Loewe, Kaufmann, Berlin, Hotel R. Hirfch. Lohmann, Kaufmann, Westhofen i. Wests., Hotel de Saxe. Merbach, Kaufmann. Merseburg, Stadt Brüx. Merbach, Wirthschafterin, Mers«. bürg, Stadt Brux. Menzner, Kaufmann, Köln a. Rh., Hotel schwarze» Roß. Müller, Kaufmann, Leipzig, Hotel de Saxe. Mensing, Kau'm. Berlin, Hotel de Saxe. Noll, Händler, Hertlinghausen, Stadt Brüx. Noy, Kaufmann, Neuchaiel, Hotel de Saxe. Panning, Kaufmann. Bremen, Hotel R. Hirsch. Frau von Polenz, mit Tochter, Plauen i. B.. Hotel de Saxe. Pienkert, Kaufmann, Leipzig, Hotel Stadt Altenburg. Rothamel, Kaufmann, Darmstadt, Hotel de Saxe. Schanz, mit Frau, Bremen, Hotel Goldn. Stern. Schumann, Kaufmann, BreSlau, Hotel Goldn. Stern. Scheffler, Kaufmann, Chemnitz, Hotel Kronprinz. Schwenk, Kaufmann, Leipzig, Hotel Kronprinz. Schulze, Kaufmann, Zwickau, Hotel Kronprinz. Sonnenberg, Regierungs-Baumeister, Oberwiesenthal, Hotel R. Hirsch. Seeliger, Kaufmann, Amsterdam, Hotel R. Hirsch. Schindler, Kaufmann, Dresden, Hotel schwarze» Roß. Lhienemann, Kaufmann, Leipzig, Hotel Kronprinz. Teubert, KSnigl. sächs. Regierungsrath, Sayda, Hotel R. Hirsch. Voigt, Fabrikant, Aachen, Hotel R. Hirsch. Wirkens, Kaufm., Leipzig, Hotel R. Hirsch. Winnig, Kaufmann, Magdeburg, Hotel de Saxe. Weber, Kaufmann Leipzig, Hotel Stadt Altenburg. Wehrmann, Kaufmann, Hamburg Hotel R. Hirsch. Viel umworben. Historischer Roman von Adolf Streckfuß. (36. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten) „Es wird schwer sein; aber ich werde es versuchen!" erwiderte die Orzelska nachdenklich. — „Jedenfalls muß) Prinz Jakob so schnell, wie es nur irgend angeht, nach Berlin kommen. Jetzt gelingt es uns sicher, die Markgräfin zum Jawort für ihn zu bewegen, ob es uns aber gelingen würde, wenn sie wirklich nicht nur eine flüchtige Neigung, sondern eine tiefe Liebe zu dem Herrn von Ottenthal ergriffen hätte, weiß ich nicht. Sie ist so leidenschaftlich und rücksichtslos." „Dieser Herr von Ottenthal muß aus dem Wege geräumt werden", sagte der Starost finster, mit der Faust auf den Tisch schlagend. — „Ein solches Hinderniß darf unsere Pläne nicht ge fährden. Ihn in einen Hinterhalt zu locken und nieder zu stoßen, wird leicht sein; ich werde Faviole damit beauftragen." Die Orzelska sprang entrüstet auf. „Sprechen Sie noch ein solches Wort, Herr Starost", — rief sie mit bebender Stimme, „dann verlasse ich Sie und ich schwöre Ihnen, wie eifrig ich auch bisher für den Prinzen gearbeitet habe, fortan werde ich seine ebenso eifrige Feindin." — „Aber meine Gnädigste " „Ich schwöre es Ihnen, ich halte Wort!" — rief die Orzelska mit blitzenden Augen. „Niemals werde ich mich herabwürdigen zur Mitschuldigen oder auch zur Mitwisserin eines Mordes. Ich liebe die Markgräfin, ich bin eine glühende begeisterte Polin. Jedes Opfer will ich bringen, um kneine geliebte Markgräfin auch gegen ihre Wünsche auf den polnischen Königsthron zu erheben, sie zur Gemahlin eines polnischen Prinzen zu machen, uin sie selbst und ihre reichen Besitzungeu Polen zu erhalten. Ich lüge und heuchle zu diesem hohen Zwecke, ich bin Ihre treue Ver bündete; aber niemals gebe ich meine Einwilligung zu einem Morde." „Es war nur ein augenblicklicher Einfall", erwiderte der Starost begütigend; „wir müssen versuchen, den Lästigen zu be seitigen, ohne gerade zum Aeußersten zu greifen. —" „Jedenfalls muß Prinz Iakob schleunigst nach Berlin kommen", sagte Monsieur Poussin bedächtig. — „Wie lange kann es dauern, bis er hier ist?" „Acht Tage mindestens! Auch wenn ein Eilbote mit stets wechselnden Pferden fast Tag und Nacht reitet, ist der Prinz doch vor drei bis vier Tagen nicht zu erreichen und acht bis zehn Tage dauert es, bis er hier sein kann." „Schreiben Sie ihm, senden Sie noch heut Nacht den zuver lässigsten und schnellsten Boten ab. Der Prinz muß incognito kommen, kein Mensch darf ahnen, wer er ist. Am besten ist es, Sie'jverkleiden ihn als Ihren Bedienten, fahren ihn« etwa bis Bernau entgegen und kommen dann mit ihm nach Berlin zurück, da wird an der Thorwache Niemand nach seinem Namen fragen. Seine Wohnung mag er bei uns in der französischen Gesandtschaft nehmen, bei uns ist er sicher vor Nachforschungen. Wir bringen ihn dann in der Nacht heimlich ins Schloß, — das kann nicht schwer sein; der Hauptmann Faviole ist zuverlässig, wenn er gut 'ezahlt wird. Er kennt fast alle Offiziere genau, er wird es be- oirken, daß wir mit dem Prinzen in das Schloß gelangen, ohne wn den Wachen aufgehalten zu werden. Fräulein von Orzelska vird die Markgräfin bewegen, in ihrem Zimmer den Prinzen zu mpfangen, er wird ihr als ein feuriger Pole seine Liebe erklären, jat er erst ihr Jawort, womöglich ein festes Eheversprechen, dann jaben wir gesiegt, — denn die Markgräfin darf frei über ihre pand verfügen, der Kurfürst hat kein Recht, eine von ihr frei- villia geschlossene Verlobung zu lösen. Ist die Verlobung erst geschlossen, dann wirft der Prinz sein Incognito ab, dann kann w kühn vor den Kurfürsten treten und ^ Viesen um seine Ein- villigung bitten, die der Kurfürst gar nicht versagen kann. — Zräulein von Orzelska bereitet inzwischen die Markgräfin auf den Besuch des Prinzen vor, ihrer Geschicklichkeit muß es überlassen fleiben, die Markgräfin zum Empfang des Prinzen zu bewegen. — Auf diese Weise gelangen wir ohne jede Gewaltmaßregel zu rnserm Ziel. Mein Plan muß gelingen, wenn wir alle auf sein Zelingen hinarbeiten, keine Vorsicht vernachlässigen, unsere ganze ikrast, unser ganzes Wollen für ihn einsetzen, wenn insbesondere mch Monsieur Gramniaschke für uns eintritt und dafür sorgt, saß wir bei unserm nächtlichen Besuch im Schloß nicht überrascht and nicht gestört werden. —" . „Der Plan ist gut," sagte Grammaschke, „er wird gelingen! An mir soll es nicht fehlen, ich weiß ja, daß der Herr Starost eine offene Hand hat und jeden Verdienst ge bührend belohnt. —" Der Starost blickte ihn verächtlich an. „Sie sollen gebührend belohnt werden," erklärte er hochmüthig. „Was ich versprochen habe, halte ich. — Ich hoffe, daß nun auch Fräulein Orzelska beruhigt und nach wie vor unsere treue Verbündete ist." „Ich bin es von ganzem Herzen, aber, das schwöre ich Ihnen, nur so lange, als ich es mit gutem Gewissen sein kann. Ich werde Ihre erbittertste Feindin, ich kämpfe gegen Sie, verrathe Sie der Markgräfin und selbst den« Kurfürsten, sobald sich eine mörderische Hand gegen den Herrn von Ottenthal erhebt." Ein leises Klopfen an der Thür. Der Starost sprang auf und öffnete. Ein Diener machte ihm flüsternd eine Meldung, die ihn bewegte, schleunigst dem Diener zu folgen, nach wenigen Minuten kehrte er mit einem tiefernsten Gesicht zurück, auf dem Fuße folgte ihm der Hauptmann Faviole. Der Starost legte seine Hand schwer auf die Schulter der Orzelska. „Der Hauptmann Faviole bringt mir soeben eine er schreckende Nachricht, die wohl geeignet ist, den Erfolg unseres wohlausgesonnenen Planes zu vernichten. Hören Sie, Fräulein von Orzelska, hören und erschrecken Sie. Während wir hier be- rathen, wie wir den Prinzen Jakob am schnellsten nach Berlin führen, ist der Pfalzgraf Karl Philipp von Neuburg bereits hier. Wir wollen den Prinzen heimlich zur Markgräfin führen, er soll persönlich um sie werben, — den Pfalzgrafen hat sie schon gesehen, ste findet, nach Ihren eigenen Beobachtungen, Fräulein von Orzelska, großes Wohlgefallen an ihm, vielleicht sogar liebt sie ihn schon und es bedarf wohl nur seiner Erklärung, um ihr Jawort zu erhalten. Der Pfalzgraf und der Herr von Ottenthal sind eine Person! — Jede Hoffnung, den Prinze«« Jakob als den Nachfolger seines erhabenen Vaters, des Königs Johann, auf dem polnischen Königsthron zu sehen, die Wahl zum König einst auf ihn »u lenken, ist verloren, wenn Luise Char lotte von Radziwil die Gemahlin des Pfalzgrafen wird. Be greifen Sie nun, daß wir diesen Herrn von Ottenthal beseitigen müssen, schnellstens und um jeden Preis? Wollen Sie noch
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