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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189603245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960324
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-24
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.03.1896
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«o. ueueste ist die Bill, die jetzt der Legislatur des Staates New- vorliegt. Nach dieser soll eine Steuer aus die Mitgift der jenigen Damen gelegt werden, die europäische Adelige heirathen oder deren Mitgift aus den Einnahmen ihres amerikanischen Eigenthums fließt. Zwei v. H. sollen von der Mitgift erhoben werden. Das auf diese Weife in die Staatskasse fließende Geld soll zur Gründung von Handarbeitsschulen für Mädchen und zu Asylen für alte und gebrechliche Frauen verwandt werden. Der Antragsteller meint, daß dem Staat auf diese Weise zehn Millionen Dollars jährlich zufließen werden. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 23. März. — Die Finanzdeputation der Zweiten Kammer beantragt sowohl den Antrag der Abgg. Fraßdorf und Genossen, die Ab schaffung von Schulgeld, Schttlanlagen re. betreffend, sowie den Antrag des Abg. Mehnert und Genossen auf sich be ruhen zu lassen. Zu dem letzteren Antrag beantragen zwei Mit glieder der Deputationsmehrheit (Georgi und Kellner) weiter, die Staatsregierung nm Erwägung zu ersuchen, ob alsbald schon die Uebernahme der Altersznlagen der Lehrer auf die Staatskasse oder aus eine gemeinschaftliche Kasse der Gemeinden erfolgen kann. — In der Aula des Gymnasium Albertinum fand am Sonnabend Vormittags 10 Uhr die feierliche Entlassung der Abiturienten statt. Zu derselben hatten sich die Herren Stadt- rath Rößler und Rechtsanwalt Täschner als Mitglieder der Gymnasialkommission eingcfunden. Außerdem waren zahlreiche Angehörige der Abgehenden und sonstige Freunde der Anstalt er schienen. Nach dem allgemeinen Gesänge des Chorals: „Bis hierher hat mich Gott gebracht" sprach der Abiturient Felix Franke in deutscher Rede über die Frage: „warum gründeten sich unsere Studien auf das klassische Alterthnm?", der Abiturient Hans Preuß in lateinischer Rede über die Ansichten der griechischen und römischen Philosophen über die Unsterblichkeit der Seele, während der Abiturient Kurt Schmidt sich in gebundener Rede mit Worten des Abschiedes an Lehrer uno Schüler der Anstalt wandte. Ihm erwiderte in einem Abschiedsgedicht der Unter primaner Arldt. Nach dem Chomesange „der Herr ist mein Hirte" von Moritz Vogel betrat Herr Rektor Prof. Vr. Preuß das Katheder. Ju längerer Ansprache richtete er nach herzlichen Segenswünschen drei Mahnworte an die Abgehenden: sie sollten treu sein im Dienste der Menschheit, des Vaterlandes und Gottes, und Leitsterne und Vorbilder dabei sollten ihnen Luther und Bismarck sein, die beiden deutschesten Männer, von denen sie lernen können, weise zu sein im Gebrauche der Zeit, bei allem Frohsinn treu zu sein in der Arbeit, deutsch zu sein im Sinne der Losung: das Vaterland, nicht die Partei, sittlich rein zu bleiben und treu dem evangelischen Glauben. Hierauf empfingen die Abgehenden aus der Hand des Herrn Rektors das Zenguiß der Reife und nahmen von ihren Lehrern den Handschlag zurück, den sie ihnen beim Eintreten in die Anstalt einst gegeben. Mit dem Chorgesange „Comitat" von Mendelssohn schloß die Feier. — Abends sand im Gewerbehause ein Kommers der Abiturienten statt, an dem sich auch zahlreiche frühere Schüler des Gymnasium Albertinum betheiligten. — Eine neue zweckmäßige Einrichtung soll demnächst auf größere» Bahnhöfen Deutschlands getroffen werdeu. Da mit den Eisenbahnzeiten und der Aeugstlichkeit der Reisenden den in Aussicht genommenen Zug etwa zu versäumen, gerechnet werden muß, und diese den Abruf in den Wartesälen uno Restaurations räumen oft überhören, der Ausruf auch aus Versehen unterbleibt, so geht mau niit der Absicht um, verläßliche Eisenbahnsignal- uhren iu diesen Aufenthaltsränmen anzubringen. Diese sind so gerichtet, daß sie zu einer bestimmten Zeit vor dem Abgang eines jeden Zuges stark läuten und gleichzeitig mittels Tafeln, die sich herausschieben, die Richtung anzeigen, wohin der signalisirte Zug fährt. Es geschieht dies auf elektrischem Wege. Bei Zugsverspä- tungcn, bei Aenderunaen der Zugsabfahrten können die Signale dementsprechend nmgcstellt werden. — Der neunzehnte Jahresbericht der landwirthschaft- lichen Winterschule zu Freiberg i. S. über das Schul jahr 1895/96, erstattet vom Direktor, Herrn vr. Carl Kohl schmidt, ist zur Ausgabe gelangt, zugleich als Einladung zu der am Sonnabend, den 28. März 1896, stattfindenden öffentlichen Schlußprnfung. — Der Schule gehörten im ablaufendeu Unter richtskursus 53 Schüler an, und zwar 29 Schüler (incl. eines Hospitanten) der Oberklasse, 24 Schüler der Unterklasse. Die Eröffnung des nächsten Unterrichtskursus findet voraussichtlich Dienstag, den 20. Oktober d. I., Vormittags 10 Uhr statt. — Zum Besten des Albert-Zweig-Vereins findet Mittwoch Abend im „Bairischen Garten" ein Theater-Abend statt. Zur Aufführung gelangen „Die Ränder" von Schiller. Herrn Werkmeister Völmy, welcher schon mehrfach mit großem Erfolg Theateraufführnngen cinstudirt und anfqefnhrt hat, ist es ge lungen, ein gut gewähltes Dilettanten - Ensemble zu vereinigen. Nach vielen Mühen ist nunmehr die Sache so weit gediehen, daß man des Erfolges sicher sein darf. Wie uns mitgetheilt wird, ist sehr starke Nachfrage nach reservirten Plätzen vorhanden, man wolle also seine Bestellung beeilen. Auch wird darauf aufmerk sam gemacht, daß Plätze zu 40 Pf. keineswegs Galerieplätze sind, sondern Sitze im Saal. — In einer am 20. März stattgefundeneu Versammlung der Gesammtvorstände von den hiesigen drei Militärvereinen ist be schlossen worden, das Festspiel „Der deutsch-französische Krieg 1870/71" auch in Freiberg aufznführen. Die Vor stellungen, in welchen 120 Personen mitwirken, finden vom 23. April an im Saal zum „Bairischen Garten" statt. Die Dar steller sind Mitglieder der hiesigen Militärvereine. Die Spiel ordnung ist folgende: 1) Germanias Wacht am Rhein. 2) König Wilhelm und Benedetti in Ems. 3) Auf zum Krieg. 4) Reserve- Einberufung. 5) Truppen-Abschied. 6) Das Rothe Kreuz. 7) Das Eiserne Krenz. 8) Posten vor dem Feinde. 9) Hurrah! Fanzosen gefangen. 10) Feldwache. 11) Schlachtfeld. 12) Kron prinz Friedrich Wilhelm an der Leiche Abel Duay's. 13) Der gefangene Turko. 14) Im Lazarett). 15) Nach der Schlacht bei Rezonville. 16) Feldpost-Packete. 17—19) Neberrumpelung und Gefangennahme einer französischen Feldwache. 20) Beaumont. 21) General Reille überbringt König Wilhelm das Schreiben Napoleons nach der Schlacht bei Sedan. 22) Bismarck und Napoleon bei Donchery. 23) Napoleon gefangen. 24) Uebergabe Straßburgs. 25) Unerlaubte Requisition. 26) Auch ein Tisch gebet. 27) Kriegsrath. 28) Weihnachten daheim. 29) Kaiser proklamation. 30) Heimkehr. 31) Deutschland, Deutschland über Alles. Da das Festspiel anderwärts bedentenden Anklang ge funden hat, so ist zu hoffen, daß dasselbe auch in Freiberg seine Zugkraft ausüben wird. Insbesondere ist dem Unternehmen ein guter Erfolg zu wünschen, da der Reingewinn zur Förderung der guten Zwecke der Militärvereine bestimmt ist. — Der vormalige Braumeister der hiesigen Stadtbraucrei, Herr Josef Piller, hat bekanntlich die Freibergsdorfer Brauerei den März erstreckt haben, ist es eines der günstigsten Vorzeichen für die weitere Frühjahrs-, ja für die Sommerwitterung, Wenn um den 27. (bis 31.) März oft ganz Plötzlich hohe Temperatur oder gar Schwüle und ein warmes Gewitter eintritt. Diese Ziegel ist eine der ältesten und bekanntesten in der gesammten Wetterkunde, denn die bezeichneten Tage entsprechen dem Gertruden- tag des alten Kalenders (17. März), an welchem „die MauS am Spinnrocken hinanläuft und den Faden abbeißt", d. h. die Garten- und Feldarbeit vollständig beginnt. — Der spanische Schwindler, der anscheinend mit bestem Erfolge seit langer Zeit eine große Zahl Derer, die nicht werden, aus dem deutschen Publikum brandschatzte, indem er ihnen Geld entlockte, nm für sie Nachgrabungen nach verborgenen Schätzen und Kriegskassen anzustellen, ist, wie zuversichtlich anzunehmen ist, nun erwischt worden. Wie die Berliner Kriminalpolizei nämlich mittheilt, ist sie von dem deutschen Generalkonsul in Barcelona benachrichtigt worden, daß die Strafuntersuchung gegen einen gewissen Rafael Sunns eingeleitet worden ist. Da nun seit der Verhaftung dieser Persönlichkeit keine Anerbietungen zur Schatzgräberei mehr erfolgen, wird angenommen, daß der Schuldige gefaßt ist. *** Loßnitz, 22. März. Der gestern Abend im Saale deS „Schössergutes" veranstaltete Familienabend erfreute sich eines so zahlreichen Besuches, daß der Saal bis auf den letzten Platz ge füllt war. Hochverdient um das Gelingen des Abends machte sich Herr Pastor Hasche-Tuttendorf durch seinen Vortrag, in welchem er in packender, herzergreifender, oft in humorgewürzter Weise das Leben und Wirken Fritz Oberlins im Steinthal schilderte. Ein weiteres Verdienst um den Abend erwarb sich Herr Lehrer Richter, welcher mit dem hiesigen Gesangverein uno den Schulkindern der Oberklassen mehrere gutgewählte Lieder für gemischten Chor wirkungsvoll zu Gehör brachte. In uneigen nützigster Weise erfreuten 12 zur Zeit in Freiberg und Umgegend in den Ferien befindliche Schüler der Kötzschenbrodaer Musik schule die Anwesenden durch exakte Aufführung verschiedener Musikstücke, Fest-Parademarsch, Original-Ouverture u. s. w. Bei allen Anwesenden hat die Feier einen so angenehmen Eindruck hinterlassen, daß der unter Dankesworten ausgesprochene Wunsch des Herrn Gemeindevorstand von Andrian, es möge recht bald wieder ein solcher, in allen seinen Theilen wohlgelungener Abend veranstaltet werden, berechtigt war. Ueber die Anwesenheit des Prinzen Friedrich August in Marienberg, der zur diesjährigen Frühjahrsbesichtigung der Kgl. Unteroffizierschule und Vorschule als Inspekteur dort weilte, wird gemeldet: Am 17. früh wurden sämmtliche Kompagnien der Schule und Vorschule einer Prüfung im Turnen und Fechten unterzogen. Mittags versammelte Se. Königl. Hoheit die Offiziere und Civillehrer im Lehrerzimmer zur Kritik, wobei er sich in leutseligster Weise und mit warmer Anerkennung über die guten Resultate der Jnspizirung aussprach. Bor Beginn des auf halb 4 Uhr Nachmittags anberaumten gemeinschaftlichen Mahles im Offizicrkasino überraschte der Prinz die Schule noch durch eine ganz besondere Liebenswürdigkeit, indem derselbe in höchsteigener Person vor den Eingängen zur 2. Kaserne eine doppelte photo graphische Aufnahme des Offizierkorps und der Beamten, sowie auch eines großen Theils der Mannschaften vollzog. Der Prinz hatte hierzu seinen eigenen photographischen Apparat auS Dresden mitkommen lassen. Sofort nach Aushebung der Tafel begab sich Se. Kgl. Hoheit, nachdem ihm auf dem Kasernenhofe noch vom Achülersängerchor ein Abschiedsständchen gebracht worden war, in Begleitung des Kommanveurs und der Adjutanten auf den Bahnhof. As Döbel»» wird gemeldet, daß die Maul- und Klauenseuche sich immer weiter ausbreitet. Neuerdings ist die lästige Viey- krankheit ausgebrochen in einem Gehöft in Böhrigen und in einem solchen in Wallbach. Dem sächsischen Volkstrachtenfest, das kurz nach der Er öffnung der Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunst gewerbes in Dresden im Juni d. I. in der Abtheilung „Alte Stadt" veranstaltet wird, bringt man allenthalben lebhaftes In teresse entgegen. Selbst in den kleinsten Ortschaften rüsten sich die Bewohner zur Theilnahme an dem vaterländischen Feste. Be kanntlich sind ähnliche Feste anderwärts in Deutschland in letzter Zeit mehrfach mit gutem Erfolg veranstaltet worden und haben überall den Anlaß dazu gegeben, unseren guten alten einheimi schen Sitten und Gebräuchen erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden und besonders emsig für Erhaltung der Volkstrachten zu wirken. Namentlich haben sich bei den Wenden der Meißner und Ober lausitzer Pflege, bei den Altenburgern, den sächsischen Bergleuten, den Einwohnern von Großröhrsdorf, im Erzgebirge u. s. w. noch viele alte Ortstrachten erhalten; diese alle werden auf dem Feste vertreten sein. An alle diejenigen Sachsen, die sich an dem Feste betheiligen wollen, ergeht die Aufforderung, sich möglichst bald bei den Herren Königl. Landbauinspektor Schmidt (Dresden- Neust., Königsbrückerstr. 70), vr. Sponsel (Dresden, Königl. Kupferstichkabinct) und Maler O. Sevfferth (Königl. Kunst gewerbeschule iu Dresden) anzumelden, oa die Kommission mit den Vorarbeiten für das Fest nunmehr baldigst abschließen muß. Uebrigens soll im Anschluß an das Fest ein Werk über sächsische Volkstrachtenkunde erscheinen, welches Photographien der schönsten und originellsten Trachten enthalten soll und einige Monate nach Schluß der Ausstellung erscheinen wird. Man beabsichtigt auch, in der „Alten Stadt" ein Museum für Sächsische Volkskunde zu eröffnen, welches nach den vorliegenden Anmeldungen einen ganz bedeutenden Umfang annehmen dürfte. Das Museum soll in einer alten halbverfallenen Kirche, die in der „Alten Stadt" errichtet ist, untergebracht werden. Man hofft übrigens, daß sich dieses Museum dauernd für Dresden erhalten lassen wird. — Der Dresdner Rennverein veranstaltet am Oster-Montag, den 6. April, und Sonntag, den 12. April, auf Seidnitzer Flur daS erste Rennen. Der gelinde Winter hat es gestattet, ununter brochen an Verbesserungen des Rennbahngeläufes als auch der Zuschauerplätze zu arbeiten. So wird sich z. B. am Ostermontag den Besuchern der Rennen ein neuer 2. Platz (Vorverkauf Mk. 1.75) bieten. Der frühere 2. Platz ist nunmehr für den 1. Ring (1 Mk.), woselbst auch eine stabile Stehtribüne für Unterkunft sorgt, freigegeben worden. — Ungesehen hatte sich am Sonnabend Nachmittag ein etwa 4jähriger Junge in oer Leipziger Vorstadt Streichhölzchen zu verschaffen gewußt. In Begleitung seines 1 Jahr älteren Bruders ging er darauf an der Concor dienbrücke auf einen Sandhaufen, sie spielten mit den Zünd hölzchen, bis die Kleider des jüngeren Knaben lichterloh brannten. Schreiend lief er weg, eine Frau, die hinzukam, wollte ihn schnell nach Hause bringen, inzwischen aber erschien ein Mann, der dem Kinde die Kleider vom Leibe schnitt. Namentlich am Unterleibe und im Gesicht erlitt der Kleine schwere Brandwunden. Man schaffte ihn in. die Diakonissenanstalt. Mit Ni cksicht auf die Anstellung von Stadtbauräthen war zwischen dem Rathe und den Stadtverordneten in Leipzig eme Meinungsverschiedenheit entstanden, die sich auf die Anstellungs dauer bezog; während der Rath diese Anstellungsdauer aus käuflich übernommen, um sie unter dem Namen Böhmisch Brüuhaus FreibergsVors weiter zu führen. Das unter der Leitung des Herrn Piller gebraute Freiberger Böhmisch hat seit Jahren nicht nur in Freiberg und der Freiberger Umgegend selbst, sondern auch in weitergelegenen Orten, wie Döbeln, Roß wein, Oederan rc. sich eines vorzüglichen Rufes zu erfreuen ge habt. Man darf also annehmen, daß das in dem neuen Etablissement von Herrn Piller gebraute Böhmische Bier bald den gleichen guten Ruf und dieselbe Beliebtheit genießen wird. Am 1. April wird der erste Ausstoß des aus bester Hanna-Gerste, echt Saazer Hopfenblüthe und reinstem Brunnenwasser nach Pilsner Art eingebrauten Böhmischen Bieres erfolgen. — Morgen werden es 50 Jahre, seitdem das Erbische Thor abgebrochen worden ist. Die vornialigen „Freiberger ge meinnützigen Nachrichten für das Königlich Sächsische Erzgebirge" veröffentlichten zur Erinnerung an diesen Tag, den 24. März 1846 einige Tage darnach folgendes Gedicht: Der letzte Wandrer durch das alte Erbische Thor zum Friedhöfe. Dem Andenken des hochverehrten Herrn Berghauptmanns Freiesleben gewidmet. In Freibergs Mauerkrone stand, Mit weitem Blick hinaus in's Land, Bis gestern noch ganz unversehrt Ein Kleinod von besonderm Werth; Es war ein Thurm, gar stark und breit, Von außen schön, von innen weit, Ein Bollwerk für die ganze Stadt, Die manchen Feind gesehen ,hat. Als rings um ihn die Mauer schwand, Stand er noch fest auf eigne Hand Und that mit still-beredtem Mund Das Wort von alten Zeiten kund. Gar Mancher liebt' den alten Herrn Und sah ihn immer wieder gern, Und ging er durch sein spitzes Thor, Stieg manches Bild in ihm empor. An Freud und Leid gedacht er da Aus mancher Zeit, die nicht mehr nah; An seiner Jugend frohes Spiel, Wie an das heiße Schmerzgefühl, Als aus dem trauten Vaterhaus Er in die Fremde zog hinaus, Und an die unnennbare Lust, Als er, mit frohbewegter Brust — Ein Mann — gereift zu rüst'ger That, Die Vaterstadt auf's Neu betrat; Als er, die Kindlein an der Hand, Vor'm alten Thor die Freude fand, Die ihm, der brav sich abgemüht, Auf grünen Auen hold erblüht'. Doch auch von tiefem, bangem Schmerz Entbrannt sein frommes, trenes Herz, Dacht er an die Geliebten all, Die er, bei ernster Lieder Schall, Zu ihrer letzten Ruhestatt Durch dieses Thor geleitet hat. Drum war es ihm so werth und lieb; Und als die Gegenwart nun trieb, Auch dieses Bauwerk abzuthun, Da könnt vor Trauer er nicht ruhn. „Hat", sprach er, „die Vergangenheit Kein Recht mehr an die neue Zeit? Zerbrecht nicht jedes alte Mal, Ihr mindert Eurer Freuden Zahl; Euch, die Ihr die Entschlafnen ehrt, Sei dieses Thor vor allen werth!" Allein die kalte Gegenwart Blieb bei des Edlen Mahnung hart; Ihr Spruch blieb unbeweglich stehn: Sie will den Riesen nicht mehr sehn. Doch eh' er fällt, da kommt ein Zug, Der einen edlen Todten trug; Es war der Freund der alten Zeit Und ihres Sinns für Dankbarkeit; Zum Danke ließ — den Letzten — ihn Der Thurm durch seine Pforten ziehn, Und als er ihm gezahlt die Pflicht, Dann will er länger stehen nicht. Doch nicht an Stein hangt Dankbarkeit! Sinkt auch das Mal oer alten Zeit — Der Edle, der sie hoch geehrt, Bleibt tausend frommen Herzen werth: Da hat er sich ein Mal erbaut, Das nie zerfällt und nie ergraut; Sein Name, Freibergs Schmuck und Ruhm, Erglänzt in einem Heiligthum, Das nie der Zeiten Macht zerstört, Weil es der Ewigkeit gehört. Am 24. März 1846. — Ertrunken ist am Sonnabend Vormittag beim Wasser schöpfen die neunjährige Tochter des Kupferschmieoemeisters Gehl im Ortstheil Muldenthal im Wassergraben der Muldenthaler Papierfabrik. — Gestern Mittag erfolgte in der Pulverfabrik zu Hilbers dorf eine Explosion, die jedoch keinen wesentlichen Schaden an gerichtet hat. Aus unbekannter Ursache explodirte ein Behälter mit Säure, der in der Erde eingegraben war. Der hüttenartige Holzbau über dem Behälter wurde zerstört. Personen sind nicht verletzt worden. — Durch unvorsichtiges Umgehen mit einer brennende» Petroleumlampe wurde in der vergangenen Nacht in einer Wohnung des Hauses Pfarrgasse 8 ein Stnbenbrand ver ursacht. Durch das Geschrei der in der Wohnung anwesenden Kinder wurden die Hausgenossen auf die Gefahr aufmerksam ge macht. Als man herbeieilte sand man die Dielen, einen Wasch tisch und die Ausgangsthüre in Hellen Flammen stehen, die durch die Nachbarn alsbald gelöscht wnrden. — Nach den alten Wetterbüchern sind die Tage vom 18. bis 26. März ohne Ausnahme für die Witterung des nächsten Vierteljahres, genau bis zu dem ähnlichen entscheidenden Wende punkt, 6. bis 13. Juni, entscheidend. Sturm und Schnee lassen ein kaltes und nasses, Ostwind nnd Frost ein trockenes, rauhes, Nachtfröste, wenigstens sehr kalte Nächte bringendes und dem Gcwächsreich nachtheiliges Frühjahr erwarten. Zumal bleibt der Windstrich so, wie er sich in diesen Tagen stellt, fast ohne Aus nahme bis zu dem erwähnten Wendepunkt im Ganzen unverändert stehen. Milde und Feuchtigkeit mit Westwind, wenn auch mit etwas stürmischem, nnd mit Regen, verkündigen mit gleicher Sicherheit 3 Monate lang mildes, heiteres und gewächsiges Wetter. Nach strengen Wintern, weiche sich mit Schnee und Frost bis in
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