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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189603151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960315
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- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-15
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.03.1896
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r ^S 62. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 3. — 15. MSrz. iten, die frühere Und wurde ihm von einer nicht angetrauten Frau, der npch übenden Houniet Guete, geboren; doch hat die Königin Taitü. nichts dagegen, daß dieser als Erbe anerkannt wird, da sie selbst, kinderlos ist. Landes zu beenden. / . . . Rede des Herr« KSrgemei-er vn. Keil bei der Berathung der Linie : Klingenberg—Frauenstein in -er Ersten Kammer; nach den stenographischen Niederschriften. - Meine hochgeehrten Herren! Wenn es bei der jedesmaligen Berathung des königl. Dekretes betreffs der Eisenbahnneubauten, sowie der Petitionen wegen Bewilligung von solchen üblich ist und vielleicht auch ebenso als ein Recht wie eine Pflicht jedes Mitgliedes der Ständeversammlung, das in gewissen Beziehungen - zu dem betroffenen Landestheile steht, erscheint, die Wünsche des letzteren zum Ausdrucke zu bringen, so gestatten Sie mir als Vertreter der Stadt Freiberg, zu dieser Eisenbahnlinie wenige Worte zu sprechen. Als uns die Absicht der Königlichen Staats-- regierung bekannt w rde, daß den langjährigen und gewiß be-.' rechtsten Wün;chcn der Stadt Frauenstein nach dem Anschluß an das Eisenbalnn tz im gegenwärtigen Landtage Rechnung- getragen werden soll le, wandte sich die Stadtvertretung von Frei berg an das Königliche Finanzministerium mit der Bitte, den Eisenbahnanschluß vm Frauenstein und dem in der Nähe liegen den Gebiete, das bis;er nach Freiberg verkehrte, nicht wie es jetzt geschehen ist, in Kl ngenberg zu suchen, sondern mittels der m der Luftlinie kürzesten Strecke Frauenstein—Lichtenberg an der Linie Freiberg—Benenmühle, oder wenn dies nicht angängig sein sollte, durch das Bobritzschthal in Niederbobritzsch. Wenn ich mich nun euch nach den in dem Dekrete angeführten Gründen zu bescheiden habe, daß vom technischen Standpunkte aus die Führung der Linie nach Lichtenberg großen Bedenken unterliegt, so glaube ich doch andererseits auch, daß die Stadtvertretung, von I Freibxrg nichts Unbilliges erbeten hat, wenn sie sich für die über dies noch uni etwa 3 Kilometer kürzere und eine stark bevölkerte Gegend durchschneidende Linie durch das Bobritzschthal ausge sprochen hat, denn das Dekret selbst sagt: „Die Gestaltung des Terrains weist zunächst auf die Wahl der Anschlußstation Nieder bobritzsch hin, iusofern dann die Bahn alsbald nach Verlassen der Haltestelle Niederbobritzsch fortgesetzt dem Laufe der Bobritzsch thalaufwärts folgen und zuletzt am linken Thalhange ansteigend bis an die halbe Höhe des Berges geführt werden könnte, auf welchem Frauenstein liegt." Ich glaube nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge an- nehmcn zu müssen, daß leider Klingenberg—Frauenstein zur Ausführung bestimmt werden wird; ich bedauere dies umsomehr, als das Gebiet der Stadt Frauenstein nunmehr dem Verkehre mit Freiberg ganz entzogen werden und damit ein Grundsatz verlassen wird, der sonst bei Planung von Eisenbahnlinien viel- > fach befolgt worden ist, nämlich das aufzuschüeßende Gebiet mit, dem Sitze der Bezirksbehörden der Verwaltung und Justiz. in Verbindung zu bringen. Ich bin fest überzeugt, daß, wenn oiese Eisenbahn hergestellt sein wird, bezüglich der Gestaltung der , Fahrpläne sofort Petitionen an die Königl. Generaldirektiön ein- lanfen werden, welche diesen Gesichtspunkt hervorkehren. > Nach Lage der Sache ist nun freilich, da die Negierung er klärt hat, daß sie unbedingt an der Linie Klingenberg—Frauen Nach der „Perseveranza" beabsichtigt Kriegsminister Ricotti, unter Beibehaltung des gegenwärtigen Effektlvstandes, die be stehenden 192 Batterien zu sechs Geschützen in 148 Batterien zu acht Geschützen umzuwandeln, ferner die 24 Kavallerie- Regimenter von vier auf drei Schablonen herabzusetzen und schließlich die vierten Kompagnien bei sämmtlichen 324 Infanterie- Bataillonen eingehen zu lassen. Die vierten Bataillone sollen nur im Kriegsfall gebildet werden. Die durch die verminderte Offizierzahl zu erzielenden Ersparnisse sollen danach 3 Millionen betragen. — Italien wird allem Anschein nach so lange fort fahren, an seinem Heerwesen zu sparen, bis es sich freiwillig zu einer Macht zweiten RangeS degradirt hat. ' Die Desertionen italienischer Soldaten nach Tirol nehmen zu. Täglich passiren an 100 Soldaten die Grenze. AuS dem Fort Ceraino in der Veroneser Klause desertirte der Corporal Zamberlan mit seiner Abtheilung nach der Grenzstation Ala, wo ihnen die Waffen und Uniformen abgenommen wurden; dann wurden sie in Freiheit gesetzt. Aus Frankreich: Der Restaurateur Losch und dessen Be diensteter, welche unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden waren, wurden gestern Vormittag freigelassen, weit sich ihre Unschuld herausgestellt hat. Ruhland. Zu den Krönungsfeierlichkeiten in Moskau werden nach einer halbamtlichen Petersburger Mittheilung fol gende Fürstlichkeiten eintreffen: Königin Olga von Griechenland, Großherzog Ernst Ludwig von Hessen nebst Gemahlin, Herzog Alfred von Sachsen-Koburg und Gotha mit seiner Gemahlin, dem Erbprinzen Alfred und der Prinzessin Alexandra, Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin und Gemahlin, Groß herzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach mit dem Erbgroßherzog Wilhelm Ernst, Fürst Tschernogorin, der künftige englische Thronerbe, Prinz Georg Herzog von Dort und Prinz Maximilian von Baden. — Als Vertreter gekrönter Häupter Mantel vowschwärzer Seide in dem Schnitt eines Araber-BurnuS. Früher hatte Menelik eine Schwärmerei für Uhren aller Art. Ihr Mechanismus interessirte ihn, aber jetzt macht er sich weniger daraus. Alle seine Wohnplätze liegen auf hohen Hügeln. Sein Nichtplatz befindet sich unter den weitausgespannten Zweigen eines Baumes auf dem Gipfel des Hügels zu Ankoboer. Die Lage deS Guebi auf einem kleinen Plateau gilt für uneinnehm bar. Dicht dalli steht eine Miriam geweihte Kirche. Ein europä ischer Architekt baute dort in der Nähe eine hübsche Villa für Menelik, doch die Mönche überredeten den König, nicht hinein zu ziehen, da ihn von dem Tage seines Einzugs schweres Unglück treffen und Donnerkeile auf dieselbe herabfallen würden. Die Königin Taitu weiß sich europäische Kleider zu verschaffen. Sie hat reiches, schweres Haar, welches sie wie die römischen Kaiserinnen in Zöpfe flicht, die nach hinten geschlungen und in einem dicke» Haarstrange zusammengeflochten über den Rücken fallen. Menelik ist ihr — sechster Gemahl! Wittwer dürfen in Schoa nicht wieder heirathen, aber Wittwen ist es gestattet. Der König ist von dieser Vorschrift ausgenommen, sofern er keine Erben bat. Es giebt drei Arten von Heirath, die informale, wobei Niemandes Consens erfordert wird, die semi-formale mit elterlichem Con- sens und die religiöse oder unlösbare. Menelik hält Schoa für reich an Gold und trägt sich mit dem Plan der Entwickelung der Kaffeekultur. Schoa, welches am Rothen Meer Mokka gegenüber liegt, erzeugt Kaffee von derselben Qualität wie diese-. Biel Sorge macht es dem König, daß er nicht rechtmäßiger Erbe ist. Sein Großvater verlieh das Erbrecht ungesetzmäßig dem jüngeren Sohn, Meneliks Vater, und die Sanktion der Kirche wurde Vor behalten. Johannes steht jedoch Menelik bei. Eine wichtige Persönlichkeit im Königlichen Guebi ist Gabriel Gobano, ei» Ein geborener, der jedoch als Sklave nach Kairo verkauft worden war, dort von einem Pascha adoptirt und in Kairo und Jerusalem erzogen wurde, wo er russisch, deutsch, italienisch, französisch, englisch und arabisch fließend sprechen lernte und mit einfluß reichen Mitgliedern des russischen Klerus in Verbindung trat, mit denen er jetzt eifrig in Korrespondenz steht. Er ist Meneliks Sekretair und Dolmetscher. Menelik ist ein treu ergebener Ehe- Der Emir von Afghanistan hat mit Zustimmung der Eng länder einen recht ansehnlichen Gebietszuwachs gewonnen, er hat den größten Theil von Kafiristan besetzt. Durch die Besetzung von Tichitral waren die Briten Nachbarn von Kafiristan geworden und hatten alle Ursache, das unabhängige stolze und tapfere Berg volk zu fürchten. Selbst konnten und wollten sie keine» neuen Eroberungskrieg führen, und so wurde das Land den Afghanen überlassen, welche die buddhistischen Kafire ebenso Haffen, wie sie die schönen Frauen des Gebirges für ihre Harems begehren. Nach einer Londoner Meldung nahmen die Truppen deS EmirS. fünfundzwanzig Befestigungen und zerstörten 160 ButchanäS (Tempel). Sie hatten einen Verlust von 1536 Mann. Für, März ist ein neuer Feldzug geplant, um die Unterwerfung deS endlich auch unsere Deputation dem hohen Hause vorschlägt, der Vorlage zuzustimmen, keinerlei Aussicht vorhanden, noch eine Aenderung herbeizusühren. , . , Wenn ich trotz dieser Aussichtslosigkeit das Wort be: dieser Gelegenheit ergriffen habe, so hat dies seinen Grund darin, daß ich gesehen habe, wie die heutige Beschlußfassung gewissermaßen das letzte Glied in der Reihe von Beschlüssen bilden wird, welche thatsächlich die unausbleibliche Folge haben mußten, die frühere Bedeutung von Freiberg als der Hauptstadt des niederen Erzge birges und des Mittelpunktes des Verkehrs für diese Geyende» dadurch wesentlich zu beeinträchtigen, daß der größte The» des werden erwartet: Prinz Heinrich van Preußen und Gemahlin, Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich nebst Gemahlin, der italienische Thronfolger Prinz Viktor Emannel, Arthur Herzog von Connaught mit Gemallin, Prinz Albert von Belgien, der Kronprinz von Griechenland, Konstantin Herzog von Sparta und aann. Er hat keinen voll legitimen Sohn, denn "sein einziges Gemahlin nebst dem Prir. en Georg, der Kronprinz Gustav von Schweden und Norwegen, Erbprinz Ludwig von Monaco» der Bruder des Schahs von Pc sien, Erbprinz Ferdinand von Rumänien, mit Gemahlin, Prinz L: dwig von Bayern, Prinz Gevrg von Sachsen, Prinz Sadanaru Fuschimi von Japan, Herzog Wilhelm von Württemberg, Kronprinz Friedrich von Dänemark, Erbgroß herzog Friedrich Wilhelm von Baden, Erbgroßherzog Wilhelm von Luxemburg, Erbgroßherzog Adolf Friedrich von Mecklenburg- Strelitz, Erbgroßherzog Friedrich August von Oldenburg und Prinz Albert vou Sachsen-Altenburg. Außerdem treffen ein der Prinz von Orleans, Herzog Anton von Montpcnsier und Ge mahn», sowie seine Mutter, die Infantin Luise von Spanien und die in russischen Diensten stehenden Prinzen Ludwig Bonaparte und Jaime von Bourbon. Anläßlich des Uebertritts des Prinzen Boris von Bulgarien zur orthodoxen Kirche beschloß bekanntlich die bulgarische Söbranje, dem fürstlichen Täufling ein Nationalgeschenk von 500000 Fr. zu stiften. Ferner wurden auch zur Erinnerung an den feier eierlichen Tag besondere Postmarken, sogenannte „Borismarken", ausgegeben. Daß aber zwischen jenem Nationalgeschent und dieser philatelistischen „Ehrung" ein innerer Zusammenhang, und zwar sehr praktischer Art, besteht, wußte man bis jetzt nicht. Jetzt werden über diese Angelegenheit, die dem Geschäftssinn der Bul garen alle Ehre macht, aus Sofia folgende Mittheilungen ge macht: Es wird hier em riesiger Schwindel mit den sogenannte» „Borismarken" getrieben. Postbeamte selbst kaufen die ihnen zur Ausgabe an das Publikum überwiesenen Marken an und verkaufen sie alsdann wieder mit hohem Aufschlag. Die Burschen der hiesigen vielen Marken-Kommissionäre treiben sich von Mor gens bis Abends auf der Post umher, um bei Ausgabe einer neuen Reihe sofort zur Hand zu sein. Die Veranlassung zur Anfertigung der Postwerthzeichen war folgende: Wie bemerkt, hatte man beschlossen, dem Prinzen Boris anläßlich seines Ueber tritts zur orthodoxen Kirche ein Nationalgeschenk zu übermitteln. Nun sind aber die Bulgaren nichts weniger als freigebig. Plan fühlte sich zu einem Geschenk verpflichtet, aber aus eigener Tasche — nein, das schmerzte zu sehr! Ein findiger Kopf schlug nun vor, Marken mit dem Bilde des Boris drucken zu lasscn und den Erlös dem Prinzen zu überweisen. Es war jedoch irgend einem taktvolleren Manne gelungen, die betreffenden Herren davon zu überzeugen, daß diese Art und Weise der Dotationsübcrreichung etwas „ruppig" sei. Man entschloß sich daher, dem Kronprinzen die 500000 Fr. sofort zu überreichen und diesen Betrag nach träglich durch den Gewinn aus den Borismarken zu decken. Bisher ist kaum die Hälfte dieser Summe vereinnahmt, es wird daher von allen Sorten der Borismarken noch eine große Anzahl gedruckt. Die hiesige Postverwaltung versteht es eben sehr gut, aus der Sammelwuth der Ausländer Nutzen zu ziehen. Der französische Forschungsreisende Morelli, welcher die abessinischen Länder Harrar, Schoa und Gallas gründlich durchforscht und den König Menelik genau kennen gelernt hat, entwarf dem Pariser Correspondenten der Daily News eine interessante Schilderung von dem jetzt so viel genannten König oder Negus von Schoa. Morelli hält denselben für fähig und energisch und glaubt, er werde sein Land zum „Preußen" von Ost-Afrika machen. Sein Palast, oder Guebi, zu Antolo, gleicht den anderen Häusern dort, nur ist er viel größer. Derselbe steht innerhalb eines dreifachen Palissadenringes und besitzt ein kegel förmiges Strohdach, welches im Innern auf einer kreisförmigen Reihe von Säulen ruht, an welchen europäische Schirme von rother, grüner und gelber Farbe, Seiden- und Atlastücher, Por zellan und andere in seinen Augen werthvolle Sachen mit male rischem Effekt aufgehängt sind. Das Guebi gleicht einem enormen Pilz. Es ist kreisrund, hat ungefähr 60 Fuß Durchmesser und zwei große Alkoven. In einem der Letzteren steht eine Art Thron-Diwan, auf welchen der König sitzt, wenn er Audienzen ertheilt. Die Kissen desselben sind mit Heller Seide überzogen. Der Alkoven der Königin liegt gegenüber und ist mit Schleifen, Spitzen, Umhängen, Bildern und nach europäischer Mode garnir- ten Strvhhüten geschmückt. Ein Zaun umgiebt das Zelt und wird als Gewehrstand benutzt. Bis zur Höhe von sechs Fuß ist kaum eine Latte zu sehen, so dicht stehen die Remington- und anderen Gewehre daran gelehnt. Menelik kauft fortwährend Gewehre, wie er es bereits seit Wölf Jahren gethan. Europäer, die er empfängt, läßt er ans Armstühlen Platz nehmen, die er extra für sie hält. Er schwört bei Goughis Guaitai und Mikael Guaitai, d. i. St. Georg und St. Michael, den Schutzpatronen von Schoa. Vor Geistern und dem „bösen Blick" fürchtet er sich und hat großen Respekt vor Mönchen und Eremiten. König Menelik trägt einen breitkrämpigen Panamahnt oder einen weißen Filzhut von derselben Form. Darum ist ein Schleier von leichtem Material gewunden, der hinter dem Kopf in einer Schleife zu sammen gefaßt wird. Sein Gewand besteht aus einem weiten maßgebend sein. Im Falle Wehlau habe sich die DiszipliE- kammer Unbegreiflichkeiten zu Schulden kommen lassen, weil sie Wehlans Schandthaten ungeahndet gelassen habe. Direktor Kayser weist die Auslassungen deS Abg. Bebel gegen daS Urtheil der Potsdamer DiSziplinarkammer mit aller Entschiedenheit zurück. ES habe sich herausgestellt, daß von den im Valentinschen Tage buch angeführten Thatsachen nur ein erheblich kleiner Theil wahr fei. DaS ReichSstraftzesetzbuch gelte für alle Europäer in den Kolonien. .Im Fälle Leist sei nicht eingeschritten worden, weil die Voraussetzungen für die Strafbarkeit seiner Handlungen in Afrika ebenso fehlten wie in Deutschland. Ueber den Fall Wehlau habe er sich bereits geäußert. Peters habe sein Buch schon vor fünf Jahren veröffentlicht, die jetzige Kritik scheine daher nicht un befangen zu sein, und was die vom Abg. Bebel erwähnten Vor gänge ack Kilimandscharo betreffe, so bevaure die Regierung diese Thatsachen auf das Tiefste, aber eine Schuld des vr. PeterS sei nicht erwiesen, da dieser bei der Untersuchung über den Fall dar gelegt habe, daß er die Hinrichtung habe ansführen lassen müssen, um die Autorität und das Leben der Deutschen zu schützen. Von den bekannteren Afrikanem gebe es fast keinen, der bei seiner Rückkehr in die Haimath nicht angegriffen worden wäre. Wir besäßen glücklicher Weise einen: Wißmann. Peters fei zur Dispo sition gestellt Wörden, weil ein gedeihliches Zusammenwirken von Peters und Wißmann nicht zu erwarten sei. Abg. Lieber (Ctr.) führt auS, Peters sei selbst schuld, daß sich die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt habe, weil er eine Politik, die der Reichskanzler und der Staatssekretär deS Auswärtigen Amts als die ihrige er klärten, in einer großartigen Agitation bekämpfe, obwohl er Reichs- beamter zur Disposition sei. Wenn der Fall am Kilimandscharo ko liege, wie ihn der Abg. Bebel vorgetragen, so sei Bebel vor der gesammten gesitteten Welt gerechtfertigt. Die Handlungen dürften nur nach den Grundsätzen des Rechtes und derSittlichkeit beurtheilt werden. Nicht deshalb habe man die deutsche Kolonial politik gefördert, um deutsche Pizzaros und Cortez zu unterstützen. Hoffentlich werde das Auswärtige Amt nun den Fall nochmals üntersuchen. Wenn wir soweit seien, daß man in Afrika nach afrikanischen Sitten leben dürfe, so werde sich schwerlich ein Deutscher finden, der auch nur einen Pfennig für die Kolonial politik bewilligte. Jetzt sei es an Peters, sich von der Schuld zu leidigen, denn, wenn die Beschuldigungen gegen ihn wahr seien, so habe er die schimpflichste Gemeinheit begangen, die überhaupt begangen werden könne. Die Parteifreunde des Redners könnten nicht mehr mit freier Stirn für unsere Kulturträger in Afrika eintreten, aber sie hofften, die Regierung werde künftig erklären linnen, daß unsere Beamten in Afrika ohne Ausnahme pflichttreu sfiüu — Fortsetzung Sonnabend. .In der nationalliberalen Partei hatte die Haltung der drei nationalliberalen Mitglieder der Börsengesetz Kommission Placke, Paasche und Graf Oriola, die bekanntlich in der Kommission fix die Aufhebung des Terminhandels gestimmt hatten, zu tief gehenden Meinungsverschiedenheiten geführt, die so weit gingen, daß man die genannten drei Herren durch andere Parteimitglieder eifetzen wollte. Nach achtstündiger lebhafter Berathung hat man aber, am Donnerstag beschlossen, ohne damit die Uebereinstimmung der Pattei mit ihnön zum Ausdruck bringen zu wollen, die agrarfreundlichen Parteigenossen in der Börsengesetz-Kommission zu lassen. Die Angelegenheit des Freiherrn von Hammerstein ist nunmehr so weit gediehen, daß die Ansetzung des Termins zM Hauptverhandlung unmittelbar bevorsteht. Dem Vernehmen nach lautet die Anklage auf Unterschlagung, Betrug und einfache Urkundenfälschung. Da daS Moment der schweren Urkunden fälschung hiernach weggefallen ist, so ist die Strafsache auch der Zuständigkeit des Schwurgerichts entzogen und wird vor der ersten Strafkammer des Berliner Landgerichts l zur Verhandlung kommen. Der Termin zur Hauptverhandlung wird voraussicht lich im ersten Drittel des Monats April, wahrscheinlich am 8.. April, anberaumt werden. Den Vorsitz in der Strafkammer wird Landgerichtsdirektor Rieck führen, die Anklage durch Ober staatsanwalt Drescher vertreten sein. Die Vertheidigung führt Rechtsanwalt Raetzel I. Von Ahlwardt kommt wieder em Lebenszeichen. In Hoboken wollte er einen Vortrag gegen Eintrittsgeld, für Christen 1 Cent, für Juden 50 Cent, halten, doch weigerte sich am Abend dxr Besitzer des Lokales, Basel mit Namen, die Thüre zu öffnen, so daß Ahlwardt unverrichteter Dinge abziehen mußte. Viele Menschen folgten ihm und warfen an der Ecke der Ersten Straße mit allerlei Wurfgeschossen nach ihm. In dem Gewühl wurde alsdann Ahlwardt gegen eine große Spiegelscheibe geworfen, welche in tausend Stücke ging. Eine Abtheilung Polizei machte schließlich dem wüsten Treiben ein Ende. Der Berichterstatter der Italienischen „Tribuna" hatte eine Unterredung mit dem General Baratieri, der in schwer er schüttertem Gesundheitszustände am 11. in Massauah anlangte. Der General war körperlich und seelisch niedergedrückt und machte einen höchst schmerzlichen Eindruck. Er erklärte, in Folge Nerven zerrüttung hätte er seit drei Wochen nicht geschlafen und könne kaum auf den Füßen stehen. Die letzten Ereignisse hätten ihm denRest gegeben; er sagte: „Ich bin einem Anfall von Schwäche oder Geistesgestörtheit erlegen; der Rückzug schien mir eine Schmach." Die schrecklichen Folgen seines Wagnisses würden ihn getrieben haben, sich ein Leid anzuthun, wenn nicht sein gläubiger Sinn, nnd der Gedanke an seine Familie ihn davon zurückgehalten hätten. Durch die Regierung habe er keinen Dank erfahren; ver hängnißvoll habe er sich zum Angriff gedrängt gefühlt. Von Balvisseras Ankunft hätte er nichts gewußt, dessen Ankunft er wie ein« Befreiung von einem schrecklichen Alp begrüßt haben würde. Nicht sowohl ein Angriff, als die Verführung des Feindes zum Angriff wäre beabsichtigt gewesen, um sicherere Stellungen zu ge winnen ; dazu wäre sie Verpflegung immer schwieriger geworden, die bald Mangel und eine gefährliche Rückzugsbewegung androhte, während die Kundschafterberichte leichten Sieg über die 15000 Schoaner bei Mariam Schawitu verhießen. Alle Generale seien für einen Angriff gewesen. Der Sieg konnte den Feind zum Rückzüge drängen. Die Verwechselung zwischen zwei gleichnamigen Orten Enda Kidane am Maret führte den falschen Marsch Mbertones und die Unmöglichkeit, ihn zu unterstützen, herbei. Baratieri ist untröstlich über die Katastrophe, glaubt aber alles Menschenmögliche gethan zu haben und will alle Ver antwortung tragen. Major Salsa meldet, daß sich als Gefangene bei dem Negus Menelik befinden: General Albertone, Oberst Nava, Major Ga- merra, sechs Hauptleute und sechzehn Lieutenants. Noch andere italienische Offiziere seien gefangen, deren Namen Salsa nicht er fahren konnte. Weitere 190 Offiziere, welche an der Schlacht bei Aoua Theil genommen, sind in Asmara eingetroffen. Der Ministerrath beschloß, im Parlament für die Expedition in Afrika 150 Millionen Lire zu fordern. Obgleich viele Freunde des jetzigen Kabinetts entschiedene Gegner dieser Expedition sind, Wird der Kredit bewilligt werden, weil die Freunde des früheren Kabinetts dafür stimmen werden.
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