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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189603037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960303
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-03
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.03.1896
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180«. S. »L*». Freiberger Anzeiger ««d Tageblatt. Sette S. öS. 12 das eber- Ver- ökau- „be- iilitär- Ärmee m nach brrn. Hit ein ml die- werden, ngl. eb n batten Ulen, s Nor- lätter Jede jede» > Be- agen, nelen olks- igen liner gliche aber r im nne- >hen. >nten Zoche alter veun i der vr. M Ul ,ehen s-Z. hau* mtea ildpcht sördm ch an- atschen ievolte Ärmer Srder- einen m der i vor- end der oer- JLÜM u:. Lebt MN«- 3 Prozent, sodaß die Zahl der Anwälte ungefähr drei Mal so stark als die der Bevölkerung gewachsen ist. Von den 1926 Amtsgerichten in Deutschland haben 833 in ihrem Bezirk keinen Anwalt, es sind dies 43 Prozent der Gesammtzahl. — Die 19. Jahresversammlung des sächsischen Landesvereins des Allgemeinen deutschen Jagdschutzvereins findet am 28. März d. I. im königlichen Belvedere der Brühlschen Terrasse statt. — Der Bericht der Gesetzgebungsdeputatton der Zweiten Kammer über den Wahlgesetzentwurs ist am Sonnabend erschienen. In der allgemeinen Berathung innerhalb der Deputation über diesen Entwurf erklärten die Abgeordneten Preibisch und vr. Minckwitz, daß sie gegen das ganze Gesetz stimmen würden. Die übrigen acht Mitglieder der Deputation erklärten, daß sie allerseits noch denselben Standpunkt einnähmen, der seitens der Redner der Kammermehrheit in den Kammer sitzungen vom 10. Dezember 1895, vom 13. und 14. Februar 1896 vertreten worden sei, erkannten auch an, daß die Vorlage allenthalben den Anregungen nnd Wünschen der Kammermehrheit Rechnung trage und sprachen sich endlich noch dahin aus, daß sie im Interesse der Erhaltung des Staates und der bestehenden Gesellschaftsordnung gegenüber dem andauernden Anwachsen der Sozialdemokratie von der Nothwendigkeit der Aenderung des bis herigen Wahlgesetzes überzeugt seien. Insonderheit erschien auch der Deputationsmehrheit oas im Entwürfe vorgeschlagene System indirekter Wahlen ein wirksames Mittel dagegen zu bieten) daß eine planmäßige Aufreizung weiter Volksschichten fernerhin mit Erfolg versucht werde. Die Mehrheit der Deputation beantragt daher, dem Gesetzentwürfe mit einigen von ihr vorgeschlagenen Abänderungen die Zustimmung zu ertheilen. Die wichtigsten dieser Abänderungen sind folgende: Nach der Regierungsvorlage sollte die Zahl der Urwähler durch die nächst niedriger besteuerten Urwähler aus der zweiten oder dritten Abtheilung bis auf drei ergänzt werden, wenn auf eine Abtheilung nur ein oder zwei Urwähler entfallen. Die Deputation hat unter Zustimmung der Regierung diese Bestimmung dahin abgeändert, daß in jedem Falle auf einen Wahlmann mindestens fünf Urwähler fallen müssen. Durch diesen Beschluß wird der übermäßige Einfluß einzelner höchstbesteuerter Urwähler abgeschwächt. Ferner schlägt die Deputation für den Fall, daß sich bei gleichen Steuerbeträgen nicht bestimmen läßt, welcher von mehreren Urwählern zur ersten oder zweiten Abtheilung gehört, vor, daß stets das Loos darüber entscheidet und nicht die alphabetische Ordnung der Familiennamen, wie es die Regierungsvorlage vorschrieb. Der Bestimmung der Regierungsvorlage, daß das Recht der Einsichtnahme der Wähler listen für jeden Betheiligten auf die Befugniß beschränkt sein soll, von der eigenen Veranlagung und der Veranlagung derjenigen Personen Kenntniß zu nehmen, die dazu schriftliche Vollmacht er- theilt haben, soll unter Zustimmung der Regierung folgender Zusatz beigefügt werden: Es bat aber die Gemeindebehörde jedem Urwähler auf Verlangen mündliche Auskunft über den weiteren Inhalt der Liste mit Ausnahme der Angaben über Steuerverhält- msse zu ertheilen. Der Bestimmung, daß bei der Wahl der Wahl männer die absolute Mehrheit der abgegebenen giltigenStimmen ent- gefüllt war. Mit der vom Kirchensängerchor unter L«t«ng deS Herrn Kantor Hartmann gesungenen Motette „Jauchzet > dem Herrn" wurde der Abend eingeleitet. Hierauf begrüßte Herr Pastor Görner die Versammelten mit herzlichen Worten, Als dann referirte er über die Thätigkeit des Vereins im letzten Jahre. Im letzten Jahre sind in der Konfirmanden-Schulspar- kasse in Brand 3924 Mk. 75 Pf., in Erbisdorf 3471 Mt.S8 Pf. und St. Michaelis 1492 Mk. 45 Pf., mithin insgesammt 8888 Mk. 88 Pf. eingezahlt worden. Während des siebenjährigen Bestehens sind gespart worden 49534 Mk. 90 Pf.; durch Ziroeu ist diese Summe auf 53424 Mk. 45 Pf. gewachsen. Äu die diesjährigen Konfirmanden sind über 6000 Mk. zur Auszahlung gekommen. Gewiß ein bemerkenswerther Erfolg für die Spareri Der Herr Pastor dankte hierbei den Herren Lehrern für die opfer freudige Thätigkeit, welche dieselben bei diesem Sparsystem entfaltetem Der Herr Redner theilte weiter mit, daß der Verein jetzt 307 Mit glieder zählt. Im Jahre 1895 find 12 durch Wegzug und 7 durch Tod ausgeschieden. Letzteren wurde ein ehrender Nachruf zu Theil. Nunmehr erstattete Herr Untersteiger Schödel Bericht über die Vereinskasse. Vereinnahmt wurden 220 Mk. 57 Pf. und 189 Mk. 75 Pf. ausgegeben, mithin verbleibt ein Ueberfchuß von 80 Mk. 82 Pf. Das Gesammtvermögen besteht nunmehr aus 316 Mk. 30 Pf. Nach dem Chorgesang „Es ist so still ge worden" hielt Herr Diakonus Schmidt-Freiberg einen fesselnden Vortrag über „Tod und Ewigkeit in den Liedern der Kirche", für den ihm der Dank der Versammelten durch Herrn Pastor Görner zum Ausdruck gebracht wurde. Auch dem Kircheusänger- chor wurde für seine erhebenden Gesänge herzlich gedankt. Hierauf wurde das Lied „Herr, zu dir will" von Mendelssohn-Bartholdy gesungen; der allgemeine Gesang des Liedes 154 aus der Kinder- Harfe „Wo findet die Seele" beschloß den Abend. h Großhartmannsdorf, 1- März 1896. Ein feierklcher Akt vollzog sich am Sonnabend Nachmittag im hiesigen Gemeiude- amte. Daselbst erschien Herr Regierungsrach Ämtshauptmarr» vr. Steinert auS Freiberg, um in Gegenwart der Herren Pastor Hahn, Gemeindevorstand Lichtenberger, Gemeindeältesten Berthold und Kunze, Postverwalters Böhme und Fabrikanten E. Graupner zwei langjährigen Arbeitern des letzteren die von Sr. MajeMt dem König gestiftete silberne Medaille für Treue in der Arbeit mit der Befugniß zum Tragen derselben am grünen Bande, m überreichen. Die beiden Ausgezeichneten sind Geschäftsgehitfe August Neubert und Arbeiter Gustav Rudolf, welche Beide schon seit länger als 30 Jahren bei der Firma Richard Träger, Härtig'S Nachfolger (jetziger Inhaber Herr Ernst Graupner) in Dienste« stehen und sich während dieser Zeit durch stete Treue und Geschäfts eifer ausgezeichnet haben. Herr Amtshauptmann vr. Steinert überreichte oen Genannten die Dekoration unter einer längeren An sprache, in derier besonders auf die hohe Bedeutung der Aus zeichnung hinwes, die rühmlichen Eigenschaften der beiden Deko rierten als gute Staatsbürger und treue Gemeindeglieder hervorhob, sowie die immer seltener werdende Treue in der Arbeit lobend anerkannte. Auch Herr Pfarrer Hahn richtete anerkennende Worte an beide Herren und betonte in seiner Eigenschaft als Seelsorger besonders, wie er auch in kirchlicher Beziehung Beide als gute Christen und treue Anhänger der Kirche looen könne. Die Feier machte auf die Betheiligten einen ungemein erhebenden Eindruck. th Lichtenberg, 2. März. Gestern wurde in hiesiger Kivche dem Herrn Gutsauszügler Karl Gottlob Fleischer unter Beglück wünschung seitens der Königl. Kircheninspektion und deS Kivhen- vorstandes zu Weigmannsdorf für seine treuen Dienste um die Kirche ein von der hohen Königl. Landeskirchenbehörde gewidmetes Ehrendiplom durch Herrn Pastor Seltmann feierlich überreicht. Herr Fleischer ist seit 40 Jahren Kirchvater, seit 28 Jahren Kirchenvorstandsmitglied und seit 15 Jahren Kirchrechnunasführer. In Anerkennung der außergewöhnlich langen Dienstleistung wurde dem Jubilar nach beendetem Gottesdienste auf der Pfarre auch noch ein Dankeszeichen von der Kirchgemeinde in Form eines werthvollen Ruhestuhles überreicht. Die Feierlichkeit wurde durch passende Gesänge des Kirchenchores begleitet. — Morgen) den 3. März, werden sich Nachmittags 4 Uhr hier im Lehnstück der hiesige und mehrere Nachbarökonomievereme versammeln, um einen Jnformationsvortrag über Mollereieinrichtung und deren Ertragsfähigkeit anzuhören. tz Döbeln, 1. März. Gestern Abend feierte der hiesige Tabakinteressenten-Verein oie Feier des 50jährigen Bestehens der Cigarrenindustrie in Döbeln durch einen Kommers im Schützen haussaale, zu dem alle Angehörigen der Tabakindustrie mit ihren Familienangehörigen eingeladen waren, Reden und Tafellieder lösten einander ab; Herr Etikettenfabrikant Nürth aus Dresden erfreute die Versammlung ganz besonders durch mehrere Lieder. Der Verlauf der ganzen Feier war ein harmonischer. Auf kurze Zeit trat eine kleine Störung dadurch ein, daß Feuersignale ertönten. Es war ein Feuer in der Klostergasse ausgebrochen, doch konnte das Fest nach kurzer Unterbrechung seinen weiteren Verlauf nehmen. Die Arbeiterschaft betheiligte sich sehr zahlreich am Kommers. — Vormittags in der 7. Stunde brach im Seiten gebäude des Gasthofs zu Zschackwitz Feuer aus. Durch den herrschenden Wind wurde dasselbe auch auf den Gasthof selbst übertragen, sodaß auch dieser ein Raub der Flammen wurde. —s- Tharandt, 1. März. Ueber eine ganz besondere Selbst mordaffaire mit gefährlicher Verletzung eines Andern in der Stube der hiesigen Fremdenherberge, in der „Garküche zu Tharandt", schreibt uns ein Augenzeuge etwa Folgendes: Vor den Augen von drei Handwerksburschen erschoß sich am Sonnabend Mittag halb 1 Uhr der am Freitag Abend zugereiste Ziegelei arbeiter Schädlich aus Cubusch bei Zwickau. Des stürmischen Schneewetters wegen hatten die Leute nicht Weiterreisen könne« und sich während des Vormittags harmlos unterhalten. Nm obige Zeit brachte genannter Schädlich die Unterhaltung auf das Schießen, wobei er einen Revolver aus seiner Tasche zog, nach der Thür auf einen Punkt zielte, losdrückte und dabei unglück licher Weise den kaum 20 Minuten vorher zugereisten Schuhmacher- gescllen Scholz aus Lissa in Posen iu den Hinterkopf troff. Unmittelbar nach diesem ersten Schuß hielt Schädlich die Waffe an seine rechte Schläfe, drückte los und die Kugel endete sofort das Leben des kaum 20 jährigen Mannes. Daß sich Letzterer das Leben hat nehmen wollen, bewies der neuerworbene Revolver, sowie ein in seinen Taschen vorgefundener Abschiedsbrief an seine Mutter. Der Selbstmörder wnrde sofort nach der Todtenhalle geschafft, während der schwerverletzte Scholz, da die hiesigen Aerzte die wahrscheinlich im Schädelknochen festsitzende Kugel nicht zu entfernen vermochten, nach dem Karolahaus in Dresden trans- portirt wurde. Ein frecher Einbruch wurde in der Nacht zum Sonnaberch im Kunze'schen Gut in Langenstriegis verübt, in welches sich die Diebe durch das Küchensenster, welches von ihnen erbrochen worden ist, Eingang verschafften. Den Spitzbuben, deren es nach den im Gute hinterlassenen Spuren zwei gewesen sind, fielen verschie denartige Kleidungsstücke, sowie diverse Naturalien, u. a. tue für den Wochenmarkt bestimmte Butter, in die Hände. Das lene Gut wurde von den Dieben, nachdem sie noch in der scheidet, wird mit Rücksicht auf ein neuerdings bei einer Stadtraths- wahl geschehenes Vorkommniß auf Anregung der K. Staatsregierung folgender Zusatz gegeben: Erhalten mehr Personen die absolute Mehrheit, als Wahlmänner gemeinsam zu wählen sind, so gelten Diejenigen als gewählt, welche die meisten Stimmen erhalten haben; bei Stimmengleichheit entscheidet das Loos. Ferner wird, wiederum unter Zustimmung der Regierung, folgende Bestimmung eingeschaltet: Die Wahlmänner erhalten die Reisekosten nachdem Orte, an dem die Abgeordnetenwahl stattfindet, aus der Staats kasse vergütet. Das Nähere wird im Verordnungswege festgesetzt. Im Einverständniß mit der Negierung erhält der Paragraph über die Theilnahme der Wahlberechtigten an den Wahlhandlungen folgende Fassung: Den Wahlmännerwahlen können alle Stimm berechtigten der betr. Abtheilung beiwohnen, es dürfen aber unter denselben weder Verhandlungen, noch Ansprachen stattfindcn. — Die Deputation hat sich weiter mit den zahlreichen Petitionen, Erklärungen, Resolutionen und Protesten beschäftigt, die in Bezug auf den Wahlgesetzentwurf eingegangen sind. Die Deputation beantragt die auf den Wahlgesetzentwurf eingegangenen Er klärungen, Resolutionen und Proteste auf sich beruhen zu lasten, die eingegangenen Petitionen, die den in der Kammersitzung vom 10. Dezeniber 1895 abgelehnten Antrag der Abgeordneten Fräß- dorf und Genosten (Einführung des Reichstagswahlrechtes rc.) wieder ausgenommen haben wollen, für unzulässig zu erachten, und die anderen auf den Gesetzentwurf bezüglichen Petitionen als durch die gefaßten Beschlüsse erledigt zu erklären. — Die Minder heit der Gesetzgebungsdeputation (vr. Minckwitz und Preibisch) hat gleichfalls einen Bericht erstattet, nach dem sie der Kammer die Ablehnung der Regierungsvorlage empfiehlt. — Die ehemaligen Angehörigen des 3. Bataillons des Leibgrenadier-Regiments Nr. 100 begehen am 7. und 8. März d. I. in Dresden eine Erinnerungsfeier. Den Veteranen aus den Jahren 1870/71 werden aus diesem Anlaß zur Fahrt nach und von Dresden während der Tage vom 6. bis mit 9. März d. I. die üblichen Fahrpreis-Vergünstigungen gewährt. — Erledigt: eine ständige Lehrerstelle in Paunsdorf. Kol- lator: die oberste Schulbehörde. Anfangsgehalt jährlich 1200 Mk. einschließlich 200 Mk. Wohnungsgeld. Der Gehalt steigt von 3 zu 3 Jahren um je 120 Mk. bis zum Höchstgehalte von 2400 Mark inkl. Logisgeld. Diese Gehaltsstaffel soll demnächst eine Verbesserung erfahren. Gesuche sind bis zum 10. März bei dem Kgl. Äezirksschulinspektor Schulrath vr. Kühn in Leipzig einzu reichen. — Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle in Mockau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Änfangsgehalt jährlich 1050 Mk. und 200 Mk. Wohnungsgeld. Gesuche sind bis zum 10. März bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrath vr. Kühn in Leipzig einzureichen. — Königliches Landgericht Freiberg. Vor der ersten Strafkammer wurden verurtheilt: 1) der Müller und Schlosser Richard Eugen Franz Kreibich in Dippoldiswalde wegen Dieb stahls zu 8 Monaten Gefängniß, wovon 2 Monate für verbüßt zu erachten; 2) die Fabrikarbeiterin Emilie Rosalie Hoyer in Freiberg wegen Rückfallsdiebstahls zu 11 Monaten Gefängniß, wovon 2 Wochen für verbüßt zu erachten; 3) der Stuhlbauer Friedrich Eduard Lehmann, geboren am 1. Juli 1836 in Soms dorf, ohne feste Wohnung, wegen Rückfallsbetrugs zu 6 Monaten Gefängniß, wovon 2 Wochen für verbüßt zu erachten, und zu 3 Jahren Ehrverlust; 4) der Dienstknecht und Steinbruchsarbeiter Ernst Louis Findeisen aus Olbernhau, z. Z. in der Landesstraf anstalt zu Zwickau in Haft, wegen Diebstahls zusätzlich zu der vom Kgl. Gericht der II. Division wider ihn wegen Selbstver stümmelung erkannten Strafe von 1 Jahr 3 Mon. zu weiteren 3 Monaten Gefängniß. X Brand, 2. März. Gestern Abend fand im Gasthof zum Kronprinzen der erste diesjährige Familienabend des hiesigen Parochialvereins statt. Die Mitglieder hatten sich hierzu so zahl reich eingefunden, daß der Saal bis auf den letzten Platz dicht dovak, Sir W. Call und Andere, weil sie eine Schiffsexpedition gegen den befreundeten Staat Venezuela ausgerüstet hatten, in Anklagezustaud versetzt wurden. Sir W. Call war ein Aktionär der Panama- und Venezuela-Minen-Gesellschaft. Ein Beauftragter desselben kaufte ein Schiff, „Justitia", für einige tausend Pfund, welches mit Munition beladen wurde, aber mit einer vorgeblichen „Fracht von Stärke" nach Antwerpen kam. Dasselbe segelte dann nach Westen und ließ sich in ein Gefecht mit einem venezolanischen Schiffe ein. Sir W. Call wurde freigesprochen, weil sich die Jury nicht einigen konnte. General Sandoval dagegen, welcher die Munition in Liverpool gekauft und das Gefecht mit dem venezo lanischen Schiffe geliefert hatte, wurde, als zum ersten Mal an geklagt, zu emem Monat Gefängniß, 500 Pfo. Sterl. (10,000 M.) und m oie Kosten des Verfahrens verurtheilt. Gleichzeitig wurde in dem Nrtheil bemerkt, daß der Nächste, welcher gegen die Akte Verstvßen würde, nicht so glimpflich davonkommen solle. Die eng lische Krone hat die Akten dieses Prozesses vorsuchen lassen, um daS damalige Verfahren dem Prozeß gegen Jameson zu Grund zu legen. Während auf Cuba eine leichte Besserung der militärischen Lage zum Vortyeile der Spanier eingetreten ist, hat sich in Washington ein Ereigniß vollzogen, das kür Spanien schmerz licher und gefahrvoller ist, als eine Niederlage des Generals Weyler wäre. Der Senat der Vereinigten Staaten hat, wie bereits kurz gemeldet, mit der überwältigenden Mehrheit von 64 gegen 6 Stimmen den Antrag Call auf Anerkennung der cubanischen Aufständischen als kriegführende Mackt mit einem Zusatzantrag Camerons angenommen, worin Präsident Cleveland ersucht wird, sich bei der spanischen Regierung zu Gunsten der Anerkennung der Unabhängigkeit Cubas zu ver- weuden. Im Verlaufe der Verhandlung erklärte, wie aus Washington drahtlich gemeldet wird, Lindsay, die Lage auf Cuba rechtfertige ein thätiges Einschreiten der Vereinigten Staaten, um im Namen der Menschlichkeit die Ordnung auf Cuba wiederher- zustellen. Shermann sprach den Wunsch anS, daß Cuba in Mexiko einverkeibt werde, und erklärte, der Augenblick sei ge kommen, den unbeschreiblichen Verbrechen der Spanier ein Ende m machen, die den menschlichen Campos abberufen und ihn durch den Schlächter Weyler ersetzt hätten. Wenn Weyler auf Cuba bleibe, werde nichts die Vereinigten Staaten hindern, die Barbaren zu vertreiben. (Beifall). Lodge bemerkte, der von den Vereinigten Staaten beabsichtigte Schritt werde von der gesitteten Welt ge billigt werden. Andere Senatoren erklärten, Spanien verdiene nicht die Achtung anderer Länder. Nur Caffery bekämpfte den Mittag. Dessen Annahme ist ein Ereigniß von vorerst unabseh barer Tragweite. Die Aufständischen haben da nach einjährigem Kampfe einen Erfolg zu verzeichnen, der ihnen während der ganzen zehn Jahre der vorigen großen Erhebung von 1868 versagt ge blieben ist. Sie haben ihn, wie aus der Senatsverhandlung er hellt, hauptsächlich der Ersetzung des Marschalls Martinez Campos durch den General Weyler zu danken, die der spanienfeindlichen i Partei in den Vereinigten Staaten die willkommene Handhabe bot, den noch zögernden Theil der öffentlichen Meinung mit fort zureißen und selbst den Präsidenten Cleveland zur Aufgabe seiner bisherigen Zurückhaltung zu bestimmen. Bereits am Freitag soll Cleveland sich im Ministerrath sür ein Einschreiten der Vereinigten Staaten in Madrid zu Gunsten der cubanischen Bestrebungen aus gesprochen und lediglich den Vorbehalt gemacht haben, dieses Ein- ) schreiten bis zur Zeit der durch die nahende Regenzeit bedingten ' Waffenruhe auf der großen Antille zn verschieben. Die spanische i Regierung steht jetzt vor einer nahezu verzweifelten Lage. Mit i einer bloßen Verwahrung gegen das Vorgehen der Vereinigten ) Staaten ist nichts gethan, ihr durch Entsendung einer Flotte und > eines Heeres nach Nordamerika Nachdruck zu verleihen ist Spanien ) finanziell und militärisch unfähig, die einzige Rettung könnte ein i zermalmender Erfolg der spanischen Waffen auf Cuba bringen, aber auch daran ist nicht wohl zu denken. Vielleicht dämmert jetzt endlich Herrn Canovas del Castillo die Erkcnntniß auf, wie fehlerhaft er handelte, als er den Mahnungen des Marschalls Campos, den Cubanern weitgehende Reformen zu gewähren, be vor es dazu zu spät sei, sein Ohr verschloß und die Lösung der verwickelten Antillenfrage lediglich vom Schwerte verlangte. Man darf gespannt darauf sein, welches Echo die Washingtoner Schreckens meldung in Spanien Hervorrufen wird. Es ist zu befürchten, das unglückliche Land geht schweren Erschütterungen entgegen. Colonialpolitisches. Der Gouverneur von Ostafrika Wißmann hat sich veranlaßt gesehen, wie er unter dem 11. Januar d. I. berichtet, die Stationen Masinde und Kisaki aufzuheben, die Stärke verschiedener Stations besatzungen im Innern bedeutend zu verringern und Hand in Hand hiermit eine Aenderung in der Dislokation der Schutztruppe herbeizuführen. Die jetzt eingetretene Ruhe und Sicherheit der Kolonie machten die Besetzung Kisakis und Masindes völlig ent behrlich; der gleiche Gesichtspunkt trifft auch für die Herab minderung der Statwnsbesatzungen zu. Durch diese Maßnahmen werden beträchtliche Ersparnisse herbeigeführt. Die Ersparnis an Trägerlöhnen und Unterhaltungskosten ist für jede Station mit 50000 Rupien jährlich nicht zu gering bemessen. Der „Köln. Ztg." geht aus Dar-es-Salaam die Mittheilung, zu, daß der kaiserliche Regierungsrath vr. Bumüller, der am Malariafieber leidend nach Kairo gereist ist, von wo er nach seiner Genesung nach Deutschland zurückzukehren gedenkt, wahrscheinlich eine Verantwortliche Stellung im Auswärtigen Amt erhalte. Der deutsche Afrikaforscher Oskar Baumann wurde zum österreichischen Honorarkonsul in Sansibar ernannt. — In Deutschland hatte man ihm ein unbedeutendes Pöstchen angeboten, das er natürlich ausgeschlagen hatte. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 2. März. — Das Ministerium des Innern hat beschlossen, die Neuwahlen zum Landeskulturrath sowie gleichzeitig die Wahlen zur Genossenschaftsversammlung der land- und forstwirthschaft- kichen Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni laufenden Jahres vornehmen zu lassen. Mit der Leitung dieser Wahlen ist im 5. Wahlbezirk Herr Erbgerichtsbesitzer Bennewitz in Langhennersdorf b. Freiberg als Wahlkommissar beauftragt worden. — Bei der städtischen Sparkasse in Freiberg wurden im Monat Februar 1896 3202 Einzahlungen im Betrage von 292 526 Mark 17 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 1521 Rück zahlungen im Betrage von 138 641 Mark 98 Pfg. — An Stelle des mit dem 1. April d. I. in den Ruhestand tretenden Herrn Bahnhofsinspektor Sattler ist Herr Bahn hofsinspektor Berthold, jetzt in Reichenberg in Böhmen, zum Bahnhofsinspektor in Freiberg ernannt worden. — Die Zahl der Rechtsanwälte in Deutschland betrug im September 1895 5918 gegen 5743 im September 1894, . 4599 im September 1885 und 4143 im März 1880. Gegen das Vorjahr ergiebt sich hieraus eine Zunahme von 175 oder r r» ;mteu iner" uder- akter- kaske diugs hm- m in einem unter Ver- zialen luügtr dem >d dm herem seinen MW ellunz Fen« dem :Ans- v der n Be- «keu. inwd rotts. ! ver- rers w. T«
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