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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189611119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961111
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-11
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.11.1896
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2ss. Neueste Nachrichten. Breslau, 9. Nov, Cardinal Kopp erhöhte die Pensionen sSmmtlicher Wittwen der verstorbenen fürstbischöflichen Beamten nnd Diener um 25 Prozent. "" k, 9. November. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus . Die deutsche Regierung hat amtlich nach Rom mit- theilen lassen, daß das deutsche Mittelmeergeschwader mehrere italienische Häfen und zwar zunächst Tarent, Neapel und Spezzia anlaufen werde. Wasser schlagenden Boote nicht untergingen. Drei der Unglück lichen sind in Folge der ausgestandenen Schrecknisse irrsinnig ge worden. * Der Mae Kinley-Komet. Wenn wir noch in den Zeiten lebten, wo das Erscheinen eines Kometen alS unheildrohend angesehen wurde, dann wäre die Wahl Mac KinleyS zum Präsidenten der Vereinigten Staaten unter bösen Auspizien vor sich gegangen; denn in der dem Wahltage voraufgehenden Nacht wurde auf der größten und höchstgelegenen Sternwarte Nord amerikas, der Lick-Sternwarte auf dem Hamilton-Berge in Cali- fornien, ein neuer Komet entdeckt von Perrine, demselben, der auch den ersten Kometen dieses Jahres entdeckt hat. Ueberhaupt ist das gegenwärtige Jahr reich an Kometen. Der Komet Perrine ist schon der sechste Komet dieses Jahres. Der neue Himmels körper stand im Sternbilde des Fuchses in 805 Grad Rektascension suchen. Die also genannte feste, halb durchsichtige Masse bildet sich beim Potfisch in der Leber und den Eingeweiden. Sie ist eine durch Krankheit erzeugte Absonderung. Der Fischer fand eine große Menge dieses kostbaren Stoffes, mit dem er nun nach Paris gekommen ist, wo er für die eine Hälfte sofort 100 000 Fr. erhielt. Der graue Bernstein ist nämlich einer der vorzüglichsten, freilich auch seltensten und theuersten Riechstoffe, die es giebt, die Parfümeriefabrikanten zahlen dafür fozusagen jeden Preis und kaufen alle ihnen gebotene Waare. * Hochwasser in Italien. Fast alle Flüsse Mittel- und Ober-Italiens sind im Steigen. Der Tiber ist Während der Nacht zum Montag bei Citta di Castello (Umbrien) aus den Ufern getreten und hat die Stadt theilwelse überschwemmt, wodurch eine Panik hervorgerufen wurde. Wie ein Telegramm aus Citta di Castello vom Montag meldet, hatte das Hochwasser eine Höhe von 4 Meter über der Tiberbrücke erreicht. Der vierte Theil Dessau, 9. November. Ein Extrablatt deS „Anhaltischen Staatsanzeigers« meldet die Verlobung der Prinzessin Alexandra von Anhalt-Dessau mit dem Prinzen Sizzo von Leutenberg. Wien, 9. November. Bei der heutigen Landtagswahl des niederösterreichischen Großgrundbesitzes drang die Kompromiß liste durch, nach der 12 Mitglieder des verfassungstreuen Groß grundbesitzes und 4 Konservative gewählt wurden. London, 9. November. Der heutige Umzug des neuen Lordmayors Philipps nahm bei günstiger Witterung unter dem Zusammenfluß Hunderttausender von Menschen einen glänzenden Verlauf. Der Festzug trug vorwiegend militärisches Gepräge, das Dragonerregiment, dessen Chef der Zar ist, bildete das Ge leite. Der Lordmayor wurde auf seinem ungewöhnlich langen, durchweg festlich geschmückten Wege durch begeisterte Ehrungen ausgezeichnet. Die Ordnung wurde nirgends gestört, obwohl mehr Volk auf den Beinen war, als in früheren Jahren. Madrid, 9. November. Nach Meldungen aus Havanna hat sich General Weyler gestern Abend nach der Vuelta Abajo begeben. Sechs Führer der cubanischen Parteien haben sich als nationale Vertheidignngsjunta unter Vorsitz Weylcrs konstituirt. Petersburg, 9. November. Aus Brest-Litowsk kommt die Kunde, daß an dem jüdischen Feiertage, während das BethauS mit Andächtigen überfüllt nnd der obere Chor ausschließlich von Frauen besetzt war, plötzlich Feuerrufe im Tempel laut wurden. Während die erschreckten Frauen der Treppe zuströmten und diese dicht besetzt war, brach sie zusammen, und ein unbeschreibliches Chaos entstand. Drei Frauen wurden erstickt, sünf liegen hoffnungslos darnieder, viele sind leichter verletzt. Vom Feuer war keine Spur zu finden; eine Bande von Schurken hatte diesen Ruf nur auSgestoßen, um bei der allgemeinen Verwirrung stehlen zu können, und thatsächlich ist es ihnen gelungen, einige Frauen ihrer Kleider und Werthsachen zu berauben. Cherbourg, 9. November. Heute Nacht ging in der Nähe von Banfleur die englische Goclette „P. H.« mit der Besatzungs- Mannschaft unter. Eigene Drahtberichte. Mach Schluß der Redaktion eingegangen.) Leipzig, IC. November. In dem Prozeß gegen Bayer und Genossen (Vergehen gegen das Vereinsgesetz) fanden heute Vor dem Reichsgericht die Verhandlungen über die von den 15 verurtheilten Angeklagten eingelegte Revision statt, die von den Rechtsanwälten Wolfgang und Herzfeld in Berlin vertreten wurden. Der Oberreichsanwalt beantragte die Verwerfung der Revision. ,, „ Berlin, 1«. November. Der „Volksztg. zufolge hält die Oberpostdirektion bei den Telophonistinnen Umfrage ob mcht eine Anzahl derselben geneigt ist, auf 2 Jahre nach Yokohama zu gehen, um dort bei der Einführung des Telephonbetnebs thätig zu sein. Den sich Meldenden wird freie Fahrt und ein Jabresgehatt von 3600 M. zugefichert. * Hannoversche Banernhochzeit. Der Wohlstand der hannoverschen Bauern tritt besonders dann zu Tage, wenn der Eingeborene mit seiner Verheirathung den väterlichen Hof über nimmt. Bei solchen Hochzeiten merkt man nichts von einer ,Nothlage" im Hannoverlande. So wurde, wie der „Hamburger Korrespondent" berichtet, dieser Tage in der Ortschaft Nordholz eine Hochzeit gefeiert, zu der nicht weniger als 200 Familien durch berittene Hochzeitsbitter geladen waren. Vier Tage vor )er Hochzeit wurden 4 Schweine, 2 Ochsen, 140 Hühner ge- chlnchtet. Am dritten und zweiten Tage vor der Feier wurden 300 Kuchen und eine große Anzahl Semmeln gebacken. Auf einem langen, vierspännigen Wagen, der hoch mit Fässern bepackt war, wurde Bier angefahren, ebenso ein Oxhoft Branntwein. Schon am Tage vorher begann die Feier; mit Musik wurde die iräutliche Aussteuer auf vier Leiterwagen dem Bräutigam zuge- ührt. Am Vormittag des Hochzeitstages kamen die Gäste von Nah und Fern zusammen. Noch während die kirchliche Trauung vollzogen wurde, begann schon in den beiden Tanzzelten das Tanzen. Zwölf Musikanten spielten zum Reigen auf. Nach Ankunft deS Brautpaares wurde an sechs langen Tischen gespeist. Das Mahl wurde in mehrfachen Gängen verabreicht. Die ge- üllten Flaschen standen in Menge und großer Auswahl (fünf Sorten) vor den Gedecken. Die Tafelrunde betrug am ersten Tage reichlich 500 Personen, am zweiten speisten etwa 700 Per- onen. Nach Aufhebung der Tafel begannen die Ehrentänze und lauerten bis zum anderen Morgen. Eine Köchin als Höchst- kommandirende über ein Heer von Hilfsköchinnen, Aufwasch mädchen u. s. w. leitete die Bereitung der Tafelgenüsse, 3 HauS- chlachter und 35 Auswärter sorgten, daß Alles „klappte". Ge trunken wurden an beiden Tagen gegen 700 Flaschen Wein, 54 Faß Bier, 1 Oxhoft Branntwein, ein Meer von Kaffee. * Das Gnve des Märchens. Die s. Z. vielgenannte Schauspielerin Bertha Rother, das Modell zu dem bekannten Graesschen Bilde „Märchen", hat sich in Baden bei Wien durch einen Revolverschuß in die Brust schwer verletzt. Schiller gestifteten Preis nach dem Vorschläge der zur Prüfung von dramatischen Werken der letzten drei Jahre eingesetzten Kom mission dem Dichter Ernst v. Wildenbruch zu Berlin für die Tragödie „Heinrich und Heinrichs Geschlecht" verliehen. Der Preis besteht in dem doppelten Geldpreise zum Betrage von zu sammen Zweitausend Thalern Gold, gleich Sechstausend acht hundert Mark, und in einer goldenen Denkmünze im Werthe von einhundert Thalern Gold. angehängte Last mitziehen, stehen und verharren in Unthätigkeit, obald man das Gespann ans eine rauhe Unterlage, zum Beispiel aus ein Filztuch, hinsetzt. Der Gelehrte entnimmt aus diesen That- sachen, daß die Flöhe ihre Bewegungen nicht infolge eines intellektuellen Antriebes, sondern eines Reflexreizes ausführen, und zwar sobald sie aus ihrer ruhenden Lage im Käfig genommen werden oder mit dem Hauch des Mundes erwärmt werden. Die Bewegung Ser Thiere mit den Beinen säugt nun nicht etwa erst dann an, wenn man die Thiere nach der Herausnahme aus dem Lasten auf den Boden der Arena gesetzt hat, sondern die Thiere ühren häufig ihre Gehbewegungen bereits in derLuft ans. Auch diese, offenbar ganz zwecklosen Beinbewegungen in der Luft beweisen so recht deutlich, daß wir es hier beim Floh lediglich mit Reflexen zu thun haben. Auf diesem einfachen Experiment basiren nun alle Produktionen dieser Thiere im Cirkus; überall handelt es sich im Grunde genommen um die gleiche Erscheinung, um die gleiche Thätigkeit dieser Insekten. "-Nachdem die elektrische Eisenbahn auf die Spitze der Jung frau ihrer Verwirklichung entgegengeht, haben die ewig ruhelosen Ingenieure schyn wieder ein neues, noch viel schwierigeres Problem ausgestellt, nämlich das eines elektrischen Auszuges auf den Montblanc. Ein französischer Bergingenieur will einen wagerechten Tunnel in diesen Berg bohren und von seinem Endpunkt soll bis zum Gipfel des Alpenriesen ein elektrischer Aufzug in einem senkrechten Schacht von 2,4 Kilometer Länge — also fast ein Drittel einer deutschen Meile — hinaufführen. Die Zeit der Auffahrt soll 30 Minuten betragen. * Der Schatz im Fisch. Einen Schatz hat ein portugiesischer Fischer in einem Fisch gefunden. Der Fürst von Monaco, der m,t seinem Schiff „Princesse Alice« wissenschaftliche Seereisen unternimmt, tödtete kürzlich an der afrikanischen Küste einen Pot fisch. Er überließ ihn portugiesischen Fischern der Azoreninfeln, die das Thier erst vierzehn Tage später auf dem Strand über nehmen wollten, jedoch ganz in Fäulniß übergegangcn vorfanden. Wegen deS Übeln Geruches ließen sie ihn liege». Nur einer blieb au der Küste, um in den Resten nach grauem Bernstein zu der Wohnungen war überschwemmt; mehrere Brücken find ortgerissen, darunter die Eisenbahnbrücke. Mühlen und Bäume ind verschwunden. — Nach den bisherigen Feststellungen sind Personen ums Leben gekommen. Nachdem das Wasser jetzt ast ganz zurückgetreten ist, bieten die Felder einen trostlosen Anblick. Verschiedenes. * Die Frage der Beseitigung des sogenannten ambulanten Gerichtsstandes für Pretzdelikte dürfte nunmehr baldigst gelegentlich der Berathung der Justiznovelle ihre endgiltige Er ledigung finden. Die Klagen, welche im Publikum, in der Presse und auch in den Organen der Rechtswissenschaft seit Jahren dar über vorgebracht werden, daß bei den durch die Presse begangenen Vergehen der Gerichtsstand für den Redakteur überall da an genommen wird, wo die Druckschrift in irgend einer Weise zur Verbreitung gelangt, haben bisher nur taube Ohren gesunden. Die Weigerung, hier Abhilfe zu schaffen, erscheint um so unver ständlicher, als der gegenwärtige Rechtsznstand zweifellos dem Ansehen der Rechtssprechung abträglich ist und der Verantwort liche Redakteur thatsächlich vor ein Ausnahmerecht gestellt wird. Der Umstand, daß verschiedene Gerichte zur Beurtheilung der selben Preßänßerung herangezogen werden, hat vielfach schon sich widersprechende Urtheile in derselben Sache verursacht und zweifel- los dadurch die Autorität der Gerichte geschmälert und ein Gefühl ' nicht ausreichender Rechtssicherheit geweckt. Aus dem Umstande, . daß die eine strafbare Meinungsäußerung enthaltende Druckschrist gleichzeitig an mehreren Orten in die äußere Erscheinung tritt, kann man doch unmöglich für den Redakteur ein subjektives Ver schulden konstruiren, welches es innerlich gerechtfertigt erscheinen lassen könnte, ihn in seiner Verpflichtung, dem Strafrichter gegen über Rechenschaft zu geben, schlechter zu stellen, als jeden anderen Delinquenten. Ganz abgesehen davon, daß daS Erscheinen vor einem räumlich sehr entfernten Gerichte mit unverhältnißmäßigen Kosten und anderen wirthschastlichen Nachtheilen verbunden ist, darf der Redakteur auch sehr oft nicht hoffen, bei dem fremden Richter ein genügendes Verständniß für die am Ort der Heraus gabe der Druckschrift obwaltenden besonderen Verhältnisse zu finden, aus denen heraus vielfach die Preßänßerung gerechter Weise beurtheilt sein will. Der Widerstand der Regierung gegen die Anfügung einer Bestimmung an den Z 7 der Strafprozcß- ordnung, laut welcher Verfasser, Herausgeber, Redakteur, Ver leger und Drucker — sofern nicht ein besonderer Delikt gerade in der Verbreitung an einem anderen Orte zu finden ist — nur bei denc Gerichte der Herausgabe der Druckschrift Recht zu nehmen brauchen, kann nicht hinreichend aus der Erwägung gerechtfertigt werden, daß das Interesse des Beleidigten cS erfordere, die Ver handlung vor einem anderen Gerichte, dem seines Wohnortes, stattfinden zu lassen. Denn hier dient gerade die Presse selbst wieder dem Interesse des Verletzten, indem sie dafür forgt, daß die Bestrafung des Schuldigen auch in denjenigen Kreisen be kannt wird, zu deren Kenntniß der Verletzte sie gebracht zu sehen wünscht. Ueberdies wird ihm ohnedies die Publikationsbesugniß auf Kosten des Schuldigen zugesprochen. Die Reichstagskommission ist der Regierung nun sogar noch soweit entgegen gekommen, daß für diejenigen Fälle, in welchen die Verfolgung der straf baren Preßänßerung im Wege der Privatklage erfolgen kann, das jetzt geltende Gesetz erhalten bleiben soll. Wir erwarten vom Reichstage, daß er von dem durch seine Kommission vertretenen Standpunkt sich nicht verdrängen lassen wird. Die Regierung kann und wird sich den guten Gründen, die für die Beseitigung des ambulanten Gerichtsstandes für Preßdelikte sprechen, nicht verschließen dürfen. * Ein altes Kind. Auf dem Standesamt in Siegen ge langte vor einigen Tagen ein „Kind" zur Anmeldung, das sich schon im heiratsfähigen Alter befindet, nämlich 22 Jahre alt ist. Obgleich das „Kind" seinerzeit in der Kirche vorschriftsmäßig getauft worden war, hatte der betreffende Pfarrer versehentlich unterlassen, es in das kirchliche Geburtsregister einzutragen. Als das „Kind" jetzt einen Geburtsschein brauchte, stellte sich das Fehlen seines Namens im Kirchenbuche heraus. Da nach den jetzt bestehenden gesetzlichen Bestimmungen Geburten von vor dem 1. Oktober 1874 geborenen Kindern nicht mehr in die Kirchen bücher eingetragen werden dürfen, so mußte nach Ermittelung des Sachverhalts und Genehmigung der Aufsichtsbehörde die Ein tragung in das Geburtsregister des laufenden Jahres erfolgen. Die Anmeldung geschah durch die noch lebende Hebamme, da die Eltern des Kindes bereits verstorben sind. * Chinesische Musik hat mit ihren schrillen Tönen und gellenden Tamtams für europäische Ohren nichts Erbauliches. Trotzdem haben die Chinesen cs verstanden, sich mit Hilfe der Tauben eine Art Sphärenmusik zu schaffen. Solche musikalischen Tauben lernte der russische Reisende W. Obrutschew während seiner Anwesenheit in Peking kennen. „Als wir nach Besichtigung der Tempel,« — so erzählt er in seinem schon erwähnten Reise werk „Ans China« — „wieder der Residenz zuritten, ließ sich über uns in der Luft die lieblichste Sphärenmusik hören, die sich bald verstärkte, bald zu ersterben schien, je nachdem sich ein Schwarm Tauben näherte oder entfernte. Ich hatte schon früher von diesen originellen Musikantenchören im Reiche der Mitte gehört, aber der entsetzliche Straßenlärm dieser Stadt betäubte das Ohr so, daß ihm sanftere Töne verloren gehen mußten, und die Töne dieser Taubenmusik sind sanft und weich, wehmüthig stimmend, und wie ein Konzert von Äeolsharsen. Und kleine Aeolsharfen sind die Instrumente in der That. Es werden nämlich zahmen Tauben kleine Pfeifen aus dem denkbar leich testen Stoff, dem Bambus, und von verschiedener Größe unter ' die Schwanzfedern gebunden; sobald die Vögel alsdann in die Höhe steigen, entsteht durch den starken Luftzug bei schnellem Flug die anmuthige Musik. Die Chinesen scheinen diese wohl feilen Luftkonzerte sehr zu lieben, denn wo man auch hinkommen mag in der Umgegend der Kaiserstadt, überall sieht man die ge flügelten Musikanten mit ihren Härflein über sich schweben.« * Von den Irrfahrten einer Schiffsmannschaft ans hoher See wissen amerikanische Blätter Folgendes zu erzählen: Der spanische Dampfer „Evelyn" traf, auf hoher See treibend, zwei Boote, deren Insassen mit Tücherschwenken sich bemerkbar zu machen suchten. Trotz der hochgehenden Wogen unternahmen es mit eigener Lebensgefahr der Bootsmann und einige Matrosen des „Evelyn«, die Schiffbrüchigen an Bord zu bringen. Diese boten einen grauenhaften Anblick dar. Halb bekleidet, mit Salz wassergeschwüren bedeckt, hohläugig, konnten sie sich vor Erschöpfung nicht aufrecht erhalten. Nach und nach erfuhr der Kapitän, daß die Schiffbrüchigen die Besatzung der norwegischen Barke „Lovise" waren, die sie, da das Schiff, durch Sturm und hohe See be schädigt, sich nicht halten konnte, verlassen hatten. Neun Tage haben sie in den Booten ausgehalten, Kleidungsstücke, Wasser und selbst Proviant über Bord werdend, damit die unaufhörlich voll und 25 Grad nördlicher Deklination und war in einer Bewegung von 30 Minuten nach Westen und 45 nach Süden begriffen, so daß ihn sein Weg aus den hellsten Stern „Atair" des AdlerS zu führt. Er ist kleinen Fernrohren als schwacher Nebelfleck, dem unbewaffneten Auge aber noch nicht sichtbar. Ob er daS über haupt wird, können erst die nächsten Beobachtungen lehren, sobald sie seine Bahn am Himmel genau erkennen lassen. * Der Wloh-CirkuS. Die interessante Erscheinung der Flohdressur in den Flohtheatern, wie sie heute aus Messen und Jahrmärkten nicht mehr allzu selten sind, hat Herrn Adolf Bickel veranlaßt, der Frage nachzugehen, ob die Produktionen der Flöhe auf einer wirklichen Verstandcsthätigkeit beruhen. Der Forscher- Hat seine Resultate in einem längeren Aufsatz in der Beilage der „M. A. Z." niedergelegt, dem das Folgende entnommen ist: In erster Linie handelt es sich bei der Dressur der Flöhe darum, den Thieren das Springen abzugewöhnen. Anstatt sich in einzelnen Sätzen fortzubewegen, müssen sie kriechen, müssen sie laufen lernen. Zu diesem Ende bringt man die Thiere einige Zeit zwischen zwei Glasplatten, deren Zwischenraum jedoch so eng ist, daß er einen richtigen Sprung der Thiere verhindert. Nun giebt es ein altes Gesetz in der Naturwissenschaft, dessen Giltigkeit in tausend und aber tausend Fällen bewiesen ist; daS sagt uns, daß ein Glied, das während längerer Zeit in Unthätigkeit verharrt und nicht gebraucht wird, verkümmert. Die Muskulatur eines BeineS, daS in Folge irgend einer chirurgischen Krankheit längere Zeit unbenutzt in einem Verbände liegen muß, atrophirt. Genau so verhält es sich mit der Muskulatur der Sprungbeine des Flohes; denn zu solchen hat sich ein Extremitätenpaar bei diesen Insekten besonders entwickelt. Normaler Weise besitzen diese Thiere eine enorme Kraft in diesen Gliedmaßen; die Muskulatur muß darum hoch entwickelt, sie muß, wenn wir ihre kolossalen Leistungen, an die in der That keine Leistung der Muskulatur eines Säugethieres heranzureichen scheint, ins Auge fassen, eine ungemeine Ausbildung erfahren haben. Diese an andauernde, schwere Arbeit gewöhnten Muskelmassen werden nun plötzlich für längere Zeit in Unthätigkeit versetzt. Die Folge davon ist, daß ihre Kraft verloren geht, daß diese Muskulatur und mit ihr die ganze Extremität atrophisch wird. Nun hat man den Thieren allerdings das Springen abgewöhnt; d. h. in Wirklichkeit hat man sie in gewissem Sinne der Organe beraubt, die einen Sprung bei ihnen ermöglichten. Kriechen können unsere Insekten noch. Dazu ist die Muskelkraft nicht nöthig, die der Sprung erfordert. Ueberhaupt scheint durch die ganze Prozedur in erster Linie nur die Kraft dieser besonderen Extremitäten, nicht die deS ganzen Thieres, so sehr geschädigt zu Herden. Denn die Thiere können auch jetzt noch Arbeiten ausführen und Lasten bewältigen. Ist diese Schwächung der Sprungmuskulatur erreicht, so nimmt man . nunmehr die Thiere und schlingt ihnen einen sehr feinen Drahtl""" Diem um ihre Taille, das heißt um die Einschnürung zwischen Thoraxl und Abdomen. Der Floh ist auf diese Weise in einer starren -Ocauanv: Schlinge befestigt, die sich auf dem Rücken deS ThiereS in einen langen, dünnen Draht auszieht. Zu dieser Operation gehört eine besondere Geschicklichkeit, da begreiflicherweise die Thiere bei der Feinheit ihres Körperbaues leicht Schaden leiden. Jetzt ist es nun nicht mehr schwer, mehrere so präparirte Flöhe mit ihren Drähten auf dem Rücken zusammenzukoppeln, sie an kleine metallene Wägelcbeu zu befestigen, sie vor einen Schubkarren, einen Schlitten oder an ein kleines Karussell zu spannen oder an dem auf dem Rücken in die Höhe ragenden Draht ein Kleidchen aus Seidenpapier oder sonst irgend einen Gegenstand zu be festigen. Die metallenen Wägelchen und die anderen Spielzeuge, die die Thiere in Bewegung setzen, müssen im Vergleich zu der Größe der durch die voraufgehende Operation, doch immerhin ge schwächten Thiere noch als recht bedeutend, und ihr Gewicht als recht erheblich bezeichnet werden. Die Kraft der Thiere reicht auch nur dann hin, die von ihnen geforderte Arbeit aus zuführen, wenn die Reibung, die diese Gegenstände auf ihre Unterlage ausüben, so unbedeutend wie möglich ist. Infolge dessen bleiben die Thiere, die durch die Art ihrer Fesselung sich nur dann von der Stelle bewegen können, wenn sie die ihnen
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