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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189611149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961114
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-14
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.11.1896
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Freiberger Anzeiger imd Lageblatt. Seite 8. — 14. November 189» 268 «Srner. vegefarch: Früh V.V Uhr Frühgott«»die«st ohne Somimusta«. vertt«, 1». November. Dem Reichstag ging der Gesetz entwurf zu, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für die Zwecke der Verwaltung deS Reichsheeres, der Marine und der Reichs- eisenbahn im Betrage von 56 763 747 Mark zur Bestreitung der einmaligen Ausgabe für den Etat 1897/98. Berlin, 1S. November. Reichstag. Das HauS setzt bei schwacher Besetzung die gestrige Berathung bei den noch restiren- den Punkten des 8 73, betreffend die Zuständigkeit der Straf kammern, fort. Dieselben werden schließlich in der Fassung der Kommission angenommen und ein dazu gestellter Antrag Munckel abgclehnt. Berlin, IS. November. Ein mit dem Hamburger Zug eingetroffener Holzhündler auS Altona wnrde bei seiner Ankunft hier verhaftet, weil er unterwegs auf einen Mitreisenden einen Revolverschuß abgegeben und später auf der Strecke einen Arbeiter durch einen Schuß schwer verletzt hat. Der Mitreisende blieb unverletzt. Mülhausen, 13. November. Die 4 Individuen, welche wegen deS an einem jungen Manne NamenS Ulmann in d« Nähe der deutsch-französischen Grenze bei Belfort verübte« Mordes verhaftet worden waren, sind wieder in Freiheit gesetzt worden Altona, IS. November. Die Hamburger Polizei entdeckte umfangreiche Schmuggeleien von Kaufmannsgütern zwischen dem Hamburger Freihafen, Berlin und anderen Orten Deutschlands. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Kriminalbeamte sind zu weiteren Nachforschungen nach Berlin gesandt worden. Brüssel, 1S. November. Bei dem Credit LyonaiS ist der Kassirer Menuet nach Unterschlagung von 990000 Fr. flüchtig geworden. London, 13. November. Im Gegensätze zu der Meldung der „Digger News" in Johannesburg, daß die Regierung deS Transvaal von der Chartered-Company eine Million Lstr. für den Einfall Jamesons zu verlangen beabsichtigt, erklären daS Kolonialamt und die Charlered-Company, keine Nachricht vo« der Erhebung eines derartigen Anspruches erhalten zu haben. Paris, 13. November. Bei der Berathung der Inter pellation Mirman betreffend die Bischofskonferenz in ReimS nahm die Kammer nach den Erklärungen MölineS mit 324 gegen 225 Simmen die von der Regierung genehmigte Tagesordnung Poincarü an, worin die Regierungs-Erklärungen gebilligt werden. Paris, 13. November. Die Organe der gemäßigten * Auch eine Ausstandsbewegung. In den letzten Wochen hat sich unter den Gymnasiasten und Realschülern Brüssels eine Ansstandsbewegnng gezeigt, weil die neuernannten Direktoren vreketa äes Lwäss genannt — den vor Jahren ab- «talhWAA? g uhr, P«digt und heilig« Messe. - Nachmittag Uhr SegenSaodacht. führer bei der RevierwafferlaufS-Anstalt Herr Jul. Thiele mann zum Assistenten in der Revier-RechnungS-Expedition und 4. der zeitherige Hilfsexpedient Herr R. Grauert »um Ex pedienten in der Revierwasserlaufs-Anstalt ernannt worden. Schmalkalden nach Brotterode. Die Kosten sind auf 700000 Mk. veranschlagt. Innsbruck, 12. November. Die Städte Südtirols wählten sämmtliche früheren Landtagsabgeordneten wieder. London, 12. November. Das Abendblatt „Evening News" will wissen, daß die Regierung beschlossen habe, gegen den englischen Sekretär der chinesischen Gesandschaft in London, Sir Halliday Macartney, ein gerichtliches Verfahren wegen der An gelegenheit der Freiheitsberaubung Sun-Dat-SenS einzuleiten. Nrw-Aork, 12. November. Ein Telegramm aus Sucre (Bolivia) meldet, daß der argentinische Gesandte Anweisung er halten hat, die Räumung des Distriktes von San Antonio zu verlangen, welches vor Kurzem von Bolivia besetzt worden ist. Eigene Drahtberichte. * Hungerstreik« in Buluwayo. Wer nach Buluwayo will, muß Jagos Rath befolgen und Geld in feinen Deutel thun. Hier sind einige der letzten PreiSnvtirungen: Sack Kartoffeln 105 Mk. 45 Pfg.; Pfund Butter in Büchsen 5 Mk.; Sack Mehl 145 Mk. 50 Pfg., d.h. ein Pfund Mehl kostet über 1 Mk. 50 Pfg.; Sack Mais 236 Mk.! Während der Regenzeit werden die Preise wahrscheinlich noch höher hinaufgehen und in Buluwayo werden schließlich nur noch Millionäre leben können. * Tragödie eines MndeS. Dieser Tage stürzte sich in Wien der elfjährige (!) Mayer Reiwe aus einem Fenster deS Hauses Nr. 11 der Bleichergaste im IX. Bezirke und blieb mit erschmetterten Gliedern im Hofraume liegen. Reiwe ist in Philadelphia geboren. Im April wurde er, nachdem er aus dem Wiedener Spital entwichen war, als subsistenz- und obdachlos, von der Polizei aufgegriffen. Dort gab er an, daß seine Eltern aus Rußland ausgewandert seien und sich in Philadelphia ange- äedelt hätten. Die Eltern starben und er verblieb in Pflme eines Onkels. Dieser konnte ihn nicht erhalten und schickte ihn «ach Europa zurück. In Hamburg kam der arme Junge ohne einen Kreuzer Geld an und von dort nahm ihn ein Kondukteur nach Wien mit. Hier wurde er krank und begab sich in das Wiedener Krankenhaus, aus besten Pflege er bald entwich. Der Knabe wurde aufgegrisfen, der Magistrat gab ihn zu einer Kost frau in Pflege. Seit Mai befand sich Reiwe dort. Wegen eines kleinen Fehlers, den er begangen hatte, wurde er seitens der Kostsrau zur Rede gestellt und wenige Minuten später stürzte er sich aus dem dritten Stockwerk in den Hofraum. Neueste Nachrichten. Hamburg, 12. November. Nach dreitägiger Verhandlung verurtheilte das Landgericht den Erbauer des am 6. März ein gestürzten Hauses auf der Uhlenhorst, Architekten Foßhag, zu 2'/, Jahren Gefängniß. Hamburg, 12. November. Heute überreichten die Schauer leute im hiesigen Hafen den Stauern eine Forderung nach höheren Löhnen; sie erwarten bis übermorgen Antwort und wollen, wenn eine solche nicht erfolgt, Sonnabend in den Ausstand treten. Die Rheder und die Stauer beschlosten, den Mindesttagelohn von 4.20 Mk. auf 4.50 Mk. zu erhöhen; wenn dieses Angebot abge lehntwerden und der Ausstand beginnen sollte, will der Rhederei- Verein zu den Stauern stehen. Schmalkalden, 12. November. Der Kreistag von Schmal kalden genehmigte den Bau einer Normal-Kleinbahn von Klein- lRach Schluß der Redaktion «ing-gange«.) ^h'» M DiakonuS Scheumann. Berlin, 13. November. Der Reichskanzler ist heute früh »Et, VNchaeltS: Früh ö Uhr, Pastor «örner. — Wochenamt: Pastor 6 Uhr 15 Min. hier eingetroffen und reist Mittag 11 Uhr nach! Letzlingen, ab. i Kirchliche Nachrichte«. vom. 24. p. Lrinltaü». Predigt-Text : «. Pf. 128, d. Joh. 10, 23—3Y, v. Phil. 1, 20, 21. Dom: Früh » Uhr, HilsSgeistlicher MSbiuS in Zag- — Früh '/,» Uhr, Beichte und Abendmahlsseier, Superintendent Hästelbarth. «t. Petri: Früh »Uhr, DiakonuS Schmidt. — Früh'/,» Uhr, Beichte und AbendmahlSseier, Pastor Walter. — 8 Uhr, Sbendgottesdienst mit Predigt, Pastor Waller. — Wochenamt: DiakonuS) Schmidt. St. Nicolai: Früh »Uhr, Pastor vr.Friedrich. - (Musik: .Du bis», dem Ruhm und Ehre gebühret- von I. Haydn.) — Früh /,8 Uhr Beichte und Abendmahlsfeier, DiakonuS Schmidt. St. Jacobi: Früh v Uhr, Pastor vr. Süß. — Früh '/,» Uhr, Beichte und Abendmahlsfeier, DiakonuS Hanitzsch. «HabanniS- Krüb 9 Uhr, Pastor Gottlöber. — Früh /»« Uhr, Beichte und Abendmahlsfeier, Pastor vr. Friedrich. — Bormittag ".1» Uhr, »indergotl-SLtenstlTert: Matthäus 13,47-50), Pastor Revision bei dem Angeklagten beauftragt war, diesem geneigt zu machen. Die Angeklagten Koennecke und Wingerath haben zweifel los gewußt, daß diese Art des Heilverfahrens nicht Erfolg haben könne, sondern daß es lediglich auf die Leichtgläubigkeit des Publikums abgesehen war. Sie haben sich somit der Beihilfe zum Betrüge schuldig gemacht. Bei der Strafzumessung hat der Ge richtshof erwogen, daß Volbeding lediglich auf seinen pekuniären Bortheil bedacht war. Seine jährlichen Einnahmen sind aus mindestens 360000 Mk. zu schätzen. Er hat in der Hauptsache auf daS ungebildete Publikum spekulirt, er ließ daher zumeist in Zeitungen inseriren, die vorwiegend von sogenannten kleinen Leuten gelesen werden. Er wußte, daß gebildete Leute an seine Heilmethode nicht glauben werden. Er hat daher auf die Noth ' und die Armuth spekulirt. Den Angeklagten Wingerath hat der Gerichtshof am mildesten beurtheilt, weil dieser gewissermaßen ein Opfer der Verhältnisse war. Anders liegt die Sache bei dem Angeklagten Koennecke. Dieser war viele Jahre die Seele des Ganzen und hat einen geradezu unheimlichen Einfluß ausgeübt. Dadurch, daß Volbeding auf die Armuth und die Noth des Publikums spekulirt hat, hat er ehrlos gehandelt, es waren ihn, mithin die bürgerlichen Ehrenrechte abzuerkennen. Der Gerichts hof hat auf Grund dieser Erwägung dahin erkannt, daß der An geklagte vr. Volbeding des Betruges, der fahrlässigen Tödtnng und der Bestechung schuldig und deshalb zu bestrafen ist, mit 4 Jahren 1 Monat Gefängniß, 3000 Mk. Geldstrafe, eventuell für je 15 Mk. noch 1 Tag Gefängniß und Verlust der bürger lichen Ehrenrechte auf 5 Jahre. Die Angeklagten Koennecke und Wingerath sind der Beihilfe zum Betrüge für schuldig erachtet und deshalb Koennecke zu 6 Monaten, Wingerath zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Die 100 Mk. werden eingczogen. Den Angeklagten sind die Kosten des Verfahrens aufznerlegen. Auf Antrag des Staatsanwalt wurde vr. Volbeding sofort "verhaftet. Parteien erklären die gestrige Abstimmung in der Deputirten- kammer für einen Beweis, daß daS Kabinet eine hinlänglich re publikanische Majorität besitze, welche ihm voraussichtlich eine lange Dauer sichere. Die Blätter der radikalen Partei erhalten gegen die Regierung den ihr bereits wiederholt gemachte« Bor wurf, daß ihr Erfolg nur dem Bündniß mit den Monarchisten zu verdanken sei. Peking, 13. November. Da- Tsung-li Yamen hat einen Grheimerlaß erhalten, durch den Sheng-Tootai zum General» i direktor der Eisenbahn ernannt und der Bau der Bahnlinie« l Hankau-Kanton und Hankau-Suchau gestattet wird. ES wird ferner die Genehmigung zur Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 20 Millionen Tasls ertheilt. Jnsgesammt werden 40 MiL TaölS gebraucht werden. Fahrpla« der Slsenbahnzüge. V nach DreSdea r 851 (beschleunigt, hält bis Dresden nicht) 6.00t (I—lVLL>, 88t (I-IV LI.), 8.59* 10.11t, 12.58t, 3E, 5.41t, TOS*, , » OS-, » 48t- «hem»itzr 5.36tt (I-IV LI. bis Chemnitz), 6.19*, 7.40tt, »«>*. 10.3Stt, 1L7tt, 4.35, 6.00 (l-IV LI. bi» Zwickau), »so*, »21tt, 11L3. Nossen r 6.26, 8.12, 12 81, 5.45, »25 Bienenmühlc-Molda» r 7.41, 10.37, 141, «.05, V.48 (mir bi» Bienenmühles. HainSderg-Dippoldiswalde. «IPSdorfr 6.00t, 8 08t.10.11t, 12.58t, 3.00t, b.41t, (Tharandt umsteigen, ab Tharandt 11.18,12.08, 1.55, 8.05, 4.00, 5.34, «.50, 7.53, » 35). HalSdrücke r (II-IV LI.) 764, 1.46, «08, V.4S. vrattb-Langenatt-GrotzhartmannSborf, (II-IV LI.) 7HI« 1.51, -.12, ».48 (umsteigen in Berthelsdorf) Ankunft von DreSde» r 6.18* 7.36t, » 49* 10.32t, 138t, 4.30t, 5.55t (I-1V Ll. bi« Zwickau), 6.49* ».15t, 11.49, 1.00t- Chemnitz r 5.46tt, 804 (I-IV LI.), 8.58», 10.07tt, 12 54tt, 2.56tt, <IV LI. bi« Freiberg), 5.36,7.07«, ».05* S,42.tt, 1L2?tt. «offene 7.35, 9.22, 11.31, 4.56, »14. »ienenmühl«, 8 24, 7.32, 1212, 3.52, »53. KiPSdorf-DippoldtSWalde: 10.32t, 1.33t, 4.30, 5.55t, S.1bt,U1.49 1.00t (ab HainSberg 7.37,8.35,9.2», 12.23, 1.58, 3.17, 4.46, 5.48, 7.02, 7 56, 8,36, ».57, 10.49, 12.05, in Tharandt umsteigree, ab Tharandt 9.41, 12.40, 3.38, 5.04, 8.19, 11.04, 12.13.) Halsbrücke r (II-IV LI.) 7.25, 10.03, 4.15, 8.44. Brand-Langenau-SroßhartmannSdorfe (II-IV LI) 8.31, 7.32 (nur von Langenau-Brand) 12.25, 5.14, »L3 (umsteigen Ul Berthelsdorf). Die Fahrten von Abend» 6 Uhr bi» 5 Uhr 59 Minuten früh find mrch fettgedruckte Ziffern angegeben. * bedeutet Schnellzug, t bedeute Hassen ig Wulhenhutten, Hf bedeutet Halten ix Kleinfchintzg. deutsche und belgische 9, der italienische 11, der englische 12 und der russische 16 pro Ration. In der Armee der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika ist die Ration nach einer Mittheilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard Lüders in Gör litz am höchsten, nämlich 20 Unzen. Die Brotration ist in der österreichischen Armee mit 32 Unzen am größten, in der englischen mit 16 Unzen am niedrigsten. In der deutschen Armee beträgt dieselbe 28, in der französischen, italienischen und der der Ver einigten Staaten 22 und in der russischen 17 Unzen. Dir Unze entspricht reichlich 28 Gramm unseres Gewichte». * Ein umfangreicher Naubmordprozetz begann gestern vor dem Schwurgericht zu Insterburg gegen den Faktor Schade aus Eydtkuhnen und den Maler Jacubeit auS Nickelnischken, welche beschuldigt sind, in der Nacht zum 12. Mai bei Eydtkuhnen ein jüdisches Mädchen, Rebecka Glasberg aus Wilna, ermordet und beraubt zu haben. Diese Blutthat erregte damals großes Aussehen. Die Leiche fand man in einem Acker verscharrt. Das Mädchen war auS England zurückgekehrt und wollte zu den Eltern nach Rußland reisen, besaß aber keinen Paß und wollte sich deshalb durch die Angeklagten über die Grenze schmuggeln lassen, wobei sie daS Opfer des Verbrechens geworden ist. Zur Verhandlung sind gegen 100 Zeugen geladen. Die Angeklagten leugnen, doch ist der Jndicienbeweis sehr gravirend. * Ei« gestohlener Priester. Aus London, 9. November, schreibt man: DerBischofvonMarlborough hat am Sonnabend m der Jahresversammlung eineS Zweiges der „Lritisd nnä ^orsix« Vidis 8oeiet^" eine erstaunliche Geschichte erzählt. Vor einiger Zeit sei ein römisch-katholischer Priester von so angesehener Stellung, daß ihm der Papst verschiedene Mal wichtige Missionen anvertraut habe, nach London gekommen, um in die anglikanische Kirche überzutreten. Die „Vorbereitung* dieses Priesters sei ihm (dem Bischof) persönlich übertragen worden; als er aber so weit gewesen, daß er dem Bischof von London mittheilen konnte, der Priester sei völlig „vorbereitet*, sei der Mann Plötzlich ver schwunden. Er sei ohne Zweifel während der ganzen Zeit, die er in London gewesen, beobachtet worden und später habe sich her ausgestellt, daß er eines Nachts in Kensaltown weggekapert und nach Frankreich znrückgebracht worden sei. Seitdem seien Briefe von ihm eingelaufen, die zeigten, daß er immer noch unter Zwang schreibe. Der Bischof von Marlborough wirft damit der römischen Kirche nicht nur Anwendung brutalen Zwanges, sondern eine grobe Verletzung britischen Gesetzes vor. * Gefährliches Cigarettenpapicr. PassioniAeCigaretten- raucher werden öfter vo» mitunter starkem Unwohlsein befallen und messen die Schuld meist einer Nikotinvergiftung bei. Nun tritt ein Chemiker — nach der „N. Fr. Presse* vr. Wilhelm Ma urell — mit einer interessanten Studie hervor. Demnach habe er an unterschiedlichen Cigaretten-Papieren Analysen vorgenommen und sechs Mal in den Enveloppedeckeln das Vorhandensein von Arsenik festgestellt. Es bestehe daher, führt er aus, für die Raucher eine ernste Gefahr, weil die Finger, besonders wenn diese befeuchtet seien, sich sehr leicht mit dem arfenikhaltigen Farbstoffe und beim Drehen der Cigaretten auch letztere mit Arsenik im- prägniren können. Ebenso seien die Arbeiter, die diese Packete verfertigen, in Gefahr, eine gewisse Menge deS Arseniks zu ab- sorbiren. Verschiedenes. * DaS Urtheil in dem Prozess Bolbedittg in Düssel dorf haben wir bereits mitgetheilt: Der Präsident Landgerichts direktor Wolff begründete es wie folgt: Der Gerichtshof ist der Meinung, daß der Streit zwischen Homöopathie und Allopathie in der vorliegenden Sache unerheblich ist. Zweifellos giebt es eine sehr große Anzahl Menschen, die sich nur durch Homöopathie behandeln lassen, und ebenso ist eS zweifellos, daß es eine An zahl hochachtbarer homöopathischer Aerzte giebt. Allein der An- aeNagte handelte nicht nach den Regeln der homöopathischen Wissen schaft. Er hatte angeblich ein eigenes System erfunden. Er gab vor, durch Zusammensetzung verschiedener homöopathischer Mittel zu einem oder einigen wenigen Generalmitteln alle Krankheiten heilen zu können. Wer den Menschen vorredet, daß er durch die Art, wie der Angeklagte die Heilkunst auSübte, Heilerfolge erzielen könne, muß entweder ein Thor oder ein Betrüger sein. Wäre der Angeklagte ein ungebildeter Mann, dann könnte man zu der Ansicht koinmen, er habe an sein Verfahren geglaubt. Allein der Gerichtshof mußte zu der Ueberzeugung kommen, daß der Angeklagte, ein geprüfter Arzt, gewußt hat, daß sein Ver fahren auf Betrug beruhte. Der Angeklagte konnte nicht glauben, daß durch die mechanische, fabrikmäßige Behandlung ein Heil erfolg zu erzielen sei. Es bestand in der Behandlung der Kranken kein Unterschied, ob der Angeklagte Volbeding hier oder auf Reisen war. Charakteristisch für die Behandlung der Patienten war, daß bei Erneuerung der Medikamente dieselben einmal ein fach zwischen Vater und Sohn vertauscht wurden. Ja der An geklagte hatte einen eigenen Korrespondenten, der lediglich die ungeduldigen Patienten, die sich über die Mißerfolge beschwerten, beruhigen mußte. Dieser Korrespondent mit kaufmännischer Vor- , bildung hatte den ungeduldigen Patienten nach einer bestimmten Schablone zu schreiben, daß eine anfängliche Verschlimmerung des Leidens nur ein gutes Zeichen sei, sie möchten sich aber nur gedulden, cs werde sehr bald Besserung eintreten. Charakteristisch war es auch, daß, sobald der Angeklagte die Behandlung selbst vornahm, er doch andere Mittel anwandte. Der Angeklagte war daher von der Nutzlosigkeit des von ihm befolgten Verfahrens über zeugt; daß unter den vielen Tausenden von Menschen, die sich an ihn wandten, einige geheilt worden sind, kann nicht in Be tracht kommen. Die große Mehrheit seiner Patienten ist zweifel los an ihrem Vermögen geschädigt worden. Der Gerichtshof hat die Ueberzeugung erlangt, daß eS dem Angeklagten lediglich dar auf ankam, den Leuten daS Geld abzunehmen. Der Angeklagte hat sich daher des Betruges im Sinne des Gesetzes schuldig ge macht. Der Gerichtshof erachtet ihn aber auch der fahrlässigen Tödtung für schuldig. Volbeding hat dadurch, daß er, obwohl ihm der Zustand des jungen Bartholomäus bekannt war, dem selben äußerliche und innerliche Medikamente sandte, die Amputation verhindert und in Folge dessen die Verjauchung herbeigcführt. Die Verjauchung hat ober den Tod des Patienten verursacht. Der Gerichtshof hält ferner eine Bestechung für vorliegend. Die Uebersendung der 100 Mark an den Polizeikommissar Blase konnte keinen anderen Zweck haben, als denselben, der mit der geschafften Schulunterricht am Dienstag Nachmittag wieder ein führen wollten. Die Schüler des Athenäums in Brüssel und in der Vorstadt Jxelles drohten mit dem Ausstande, den die in Jxelles auch in Scene setzten und — diese Maßnahme unterblieb. Das Antwerpener Schülerblatt „Ve vrapean national" — die Herren Gymnasiasten geben in Brüssel, Antwerpen und anderen Städten von ihnen redigirte kleine Zeitungen heraus — feiert diesen Sieg der Schüler mit folgendem köstlichen Ergüsse: „Die muthigen Anführer sind also für ihre Anstrengungen belohnt worden. Nachdem sie mehrere Tage hindurch die Bewunderung der ganzen Schuljugend Belgiens (soll heißen: der dummen Jungen Belgiens) hervorgerusen hatten, sind sie in ihr Gymnasium als Sieger wieder eingezogen, die Stirn hoch und voll Kühnheit. Der Ausstand, den sie jetzt unternommen haben, zeigt, wessen sie fähig sind. Ihr Direktor wird daher fortab zwei Mal sich über legen, bevor er eine Maßnahme, die den Schülern nicht paßt, treffen wird, und dank diesem Vorgehen werden unsere Brüsseler Kollegen in der Schule keinen anderen Willen mehr haben als den ihrigen." — Das sind ja nette Zustände! Es scheint den Herreu Jungens in Belgien an der „gehörigen" Behandlung zu fehlen. * lieber die Ernährung der Soldaten in den ver schiedenen Ländern giebt ein amerikanisches Fachblatt interessante Aufschlüsse. So erhält der japanische Soldat täglich 7 Unzen Fleisch, der österreichische und spanische 8, der französische, türkische,
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