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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189611149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961114
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-14
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.11.1896
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Freiberger ««zeige» ««d Tageblatt. Seite 3. — 14. November. ^srsa. die um Sie nur mit plaße Genehmigung nicht mehr zu ertheilen. 10. Vom 1. Januar 1897 ab soll das außerhalb Freibergs, insbesondere in Freibersdorf für ausschließlich technische Zwecke verwendete Gas mit 0,15 Mk. für 1 cbm berechnet werden; die lediglich zur Forderung der Freiberger Gewerbthätigkeit be schlossene Ermäßigung auf 0,12 Mk. soll außerhalb Freibergs keine Anwendung finden. — Nach einer Verordnung des evangelisch-luthe- ' rischen Landeskonsistorinms haben alle evangelischen Geist- I lichen des Landes Sonntag, den 15. November, 24. p. Dr., im 1 Anschluß an die Fürbitte für Kaiser und Reich hinter den Worten: ! „Segne Kaiser und Reich" noch die Worte: „insbesondere auch > die Arbeiten des im Laufe dieser Woche wieder zusammengetre tenen Reichstags" in das allgemeine Kirchengebet einzuschalten. — Mittheilungen aus der Rathssitzung vom 3. No vember 1896. Anwesend: 11 Mitglieder, den Vorsitz führt Herr Stadtrath Rößler. 1. Man beschließt die Wahl eines PolizeithierarzteS in einer der nächsten Sitzungen vorzunehmen. Bis zur Besetzung der Stelle soll Thierarzt Wobersin aus Sangerhausen fungiren. 2. Auf dem Friedhöfe sollen die in Abtheilung 5 wildwachsen den Bäume beseitigt werden. Dagegen will man die Mauer des Funke'schen Grundstücks an den Ecken mit Strauchwerk, die Wandflächen selbst mit Epheu und wildem Wein bepflanzen, auch den vorübcrfübrcnden Weg durch Verlegen des Schnittgerinnes verbreitern lassen. 3. Man nimmt davon Keuntniß, daß Oberstlieutenant v. Sandersleben zum Kommandeur des Landwchrbezirkö Freiberg ernannt worden ist. 4. An Stelle des infolge Uebcrnahme eines anderen Amtes ausscheidendcn Hilssschutzmanns Liebe wird Rcservehilssschutzmann Petrick zum Hilfsschutzmann 2. Kl. gewählt. 5. Das Projekt des aus Anlaß des ThcatcrerweiterungsbaucS erforderlichen Neubaus des von Scharwerksmaurer Zeun er worbenen Grundstücks gelangt zum Vortrag. — Gemäß de» Vorschlägen des Hochbauausschusses soll von der Ausführung von Neubauten an Stelle der vormalig Augustin'schen und Stölzner'- schen Grundstücke abgesehen und nur Umbauten dieser Häuser vorgenommen werden, da schon dadurch im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau des Zeun'schen Hauses die Feuergefährlich keit im Theater bedeutend vermindert, die Zugänglichkeit dazu erhöht und die Garderobenverhältnisse darin erheblich verbessert sein werden. Zur Verminderung des Gedränges an der Theater kasse soll in das im Uebrigen genehmigte Projekt noch die Her stellung von Schalterschranken ausgenommen werden. Zur Deckung der Kosten des Neubaues werden 7500 M., die in den HauS- haltplan auf das Jahr 1897 eingestellt werden sollen, verwilligt. 6. Die Gedingefuhrcn auf das Jahr 1897 sollen aus geschrieben werden. 7. Ein neuer Tarif für das Krankenhaus wird nach den Vor schlägen des Krankenhausausschusses genehmigt. Derselbe soll vom 1. Januar 1897 ab in Kraft treten. 8. Der Aktienbade-Gesellschaft soll der Schwimmtcich mit den umliegenden Fluren vom 1. Januar 1898 ab aus weitere 6 Jahre unter den bisherigen Bedingungen verpachtet werden. > 9. Auf ein Gesuch mehrerer Jnnungsobermeister wegen deS — Zum Eiseubahnunfall in Halsbrücke. Die vorigen Sonnabend Abend über den Prellbock hinausgefahrene und ab- aestürzte Lokomotive „Haydn" ist gestern Nachmittag in der dritten Stunde endlich wieder auf das Bahnhofsterrain gebracht worden. Man hatte viele Mühe gehabt, die über 500 Centner schwere eine interessante Gerichtsverhandlung nicht berichtet. Oder sollte der Roßweiner Rechtsvertreter die kurze Unterredung vergessen haben, die er während der letzten Schwurgerichtsperiode gelegent lich der Verhandlung gegen den Buchdruckereibesitzer Schmidt mit unserem Berichterstatter gehabt? Damals fnig Herr Hennicke unseren Referenten: „Werden Sie über die Verhandlung be richten?" und als ihm dies als selbstverständlich bejaht Wurde, bemerkte er: „Ganz recht, eS würde Ihnen auch sonst sehr ver dacht werden!" Allerdings war damals Herr Rechtsanwalt Hennicke nicht als Verthcidiger thätig, sondern, wie im Prozeß zur Sprache kam, mit der in Roßwein wohnenden Familie d«S An geklagten verfeindet. In dem vorgestrigen Spielerprozeß aber fungirte Herr Hennicke als Anwalt, und nach seiner bis herigen Gepflogenheit begab er sich nach Schluß der Verhandlung sofort zu dem ihm bekannten Beamten, verlangte von ihm, daß über daS Urtheil der Redaktion nichts mitgetheilt werde, und als dieser ihn ans die ihm ertheilte ministerielle Erlaubniß ver wies, drohte der Herr Rechtsanwalt, mit seiner Beschwerde selbst bis zum Landtag zu gehen. Wir meinen, Ministerium wie Landtag würde den Herrn Rechtsanwalt mit seiner Beschwerde glänzend : abfallen lassen. Trotzdem aber hat man Bedenken getragen, unS : den Bericht zu übermitteln, sodaß wir über die Verhandlung nur die obigen allgemeinen Daten geben können. Das Urtheil über daS Verhalten des Herrn Rechtsanwalts Hennicke können wir wohl unsern Lesern überlassen. — In der gestrigen Generalversammlung der Orts krankenkasse I bildete naturgemäß die Erörterung über den Acrztestreit den Mittelpunkt des Interesses. Erfreulicher Weise hat sich ein Weg gefunden, der eine befriedigende Losung der Frage erhoffen läßt. Die Stimmung der Vertreterschaft war ausnahmslos gegen die Anstellung fremder Aerzte gerichtet und der Vorstand mußte vielfach heftige Vorwürfe wegen seines Ver fahrens über sich ergehen lassen. Ueber den Verlauf der Ver sammlung ist Folgendes zu berichten: Der Vorsitzende, Herr Klempncrmeister Witt eröffnete die Versammlung, hieß die Er schienenen willkommen und wünschte, daß die Verhandlungen zu einem ersprießlichen Resultate führen möchten. Bevor zur Bildung deS Bureaus geschritten werden konnte, wurde mehrfach zur Geschäftsordnung gesprochen. Einige zum 8 50 Absatz II oeS Kassenstatuts gestellte Anträge wurden nach längerer Debatte wieder zurückgezogen, unter der Bedingung, daß die jetzt so viel Staub auswirbelnde Aerztesrage vor Eintritt in die Tagesordnung zur Sprache gebracht würde. (Der in Frage kommende Absatz Ü des genannten 8 lautet: „Befinden sich unter den Gegenständen derselben Beschwerden oder Anträge, welche die Geschäftsführung deS Vorstandes betreffen, so hat er sofort nach der Eröffnung die Wahl eines anderen Leiters der Versammlung herbeizuführen. Dieselbe erfolgt durch Abstimmung über die aus der Mitte der Versammlung Vorgeschlagenen nach der Reihenfolge der Vor schläge mit Stimmenmehrheit der Anwesenden.") Der Vorsitzende erwiderte, daß dies in der vorausgegangenen Sitzung des engeren Vorstandes bereits beschlossen worden sei, doch könne ein be stimmter Beschluß in dieser Angelegenheit noch nicht gefaßt werden. Im Anschluß hieran wurde von Seiten des Vorstandes erklärt, daß sämmtliche auf diese Frage bezüglichen Aktenstücke der Ober- bebörde vorgelegt werden sollen, damit dieselbe untersuche, von welcher Seite ein Fehler gemacht worden sei. Gleichzeitig wurde die Hoffnung ausgesprochen, daß bei einigem Entgegenkommen seitens der Aerzte auch diese Sache eine für alle Theile befriedigende > Lösung finden werde. Von mehreren Vertretern der Arbeit» Submissionswesens und des Jahrmarktsverkehrs wird beschlossen: a) auch in Zukunft, wie dies schon früher geschehen, dem Mindest fordernden die zur Ausschreibung gelangte Lieferung oder Arbeit dann nicht zu übertragen, wenn mit Rücksicht auf die Persönlich keit des Bewerbers und den von ihm geforderten niedrigen Preis eine gute Lieferung oder Arbeit nicht erwartet werden kann; b) den Verkauf während des Jahrmarktes auch, soweit er Fisch- waaren, Würstchen und dergl. betrifft, nicht zu beschränken, jedoch zum Ausschank von Bier, Wein und Spirituosen auf dem Werner ¬ graben, dessen Befestigungen sie noch durch Wolfsgruben, Dyna mitminen, Fußangeln und Schützengräben verstärkt hätten. So bald die von Manila und Mindanao Herbeigeholte Artillerie zur Stelle sei, solle der Angriff gegen diese Festung beginnen, die einem ausgiebigen Geschützfeuer kaum ein paar Stunden wider stehen könne. Dieser Angriff werde schon dieser Tage beginnen können. Sei dieser Schlag geglückt, dann sei es mit dem Auf stande in der Hauptsache zu Ende und es erübrige nur noch, einzelne Bauden, die sich in mehreren anderen, von den Mönchen festungsartig angelegten Klöstern verschanzt haben, zu vertreiben. Andere Darstellungen freilich schildern die Lage weniger hoff nungsvoll. Auch wenn man davon abrechnet, waS die Mönche in der Absicht, Blanco in Mißcredit zu bringen, an Alarm meldungen in Umlauf setzen, bleibt doch genug übrig, waS eme sehr ernste Auffassung der Lage aus den Philippinen zu recht fertigen scheint. So, um nur Eines hervorzuheben, eine Meldung des Madrider „Tiempo", wonach wegen Geheimbündeleien aus den Philippinen verhaftet wurden 2 Regieruugsräthe, 56 Guts besitzer, 12 Anwälte, 7 Aerzte, 5 Apotheker, 7 Friedensrichter, 9 Schullehrer, 14 Studenten, 11 Alkalden, 13 Militärpersonen, 27 Gerichtsvollzieher, 7 Staatsbeamte, 27 Polizisteu, 13 städtische Verwaltungsbcamte, 2 Gefängnißwärter und 3501 Personen ohne bestimmte Bcrufsthätigkeit. Von diesen wurden von Blanco als nicht genügend belastet begnadigt 2580, wegen Mangels an Schuldbcweisen freigelaffen 5, verschickt 315, erschaffen 22, im Gefängniß starben 64, es bleiben in Haft 733. Nach dieser Liste sind an der Ausstandsbewegung alle Bevülkerungskrcise be- theiligt. Zu ihrer Niederwerfung wären nach der allerdings mit Vorsicht aufzunehmenden Angabe des Kapuzinerpriors Llevaneras mindestens 50 000 Mann Verstärkungen erforderlich. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 19 November. — Das sächsische KönigSpaar wird nach neueren Meldungen auS Sybillenort das schlesische Besitzthum nicht, wie ursprünglich geplant war, am Sonnabend, sondern erst am Sonntag Vor mittag verlaffen. Auch der letzte Aufenthalt des Königlichen PaarcS daselbst zeichnete sich, wie die früheren, dadurch aus, daß man von allen festlichen Veranstaltungen absah und die Stille des Fürstcnsitzes durch keinerlei Repräsentationspflichten gestört wurde. Der König und der Prinz Georg liegen seit Woche» dem edlen Waidwerk ob und waren bei den letzten schönen Tagen von seltenem Jagdglück begünstigt. Mehrfach wurde der Besuch des Erbprinzen von Meiningen und dessen Gemahlin empfangen. 10. Dezember dürfte es im Hafen von Manila vor Anker gehen. Bis zu diesem Zeitpunkt muß Marschall Blanco einen entscheiden den Erfolg über die Aufständischen erlangen, soll nicht die Ab sicht seiner erbitterten Gegner, der Mönche, gelingen, ihn durch ftpolavieja zu verdrängen, der vorerst nur unter dem Titel Gencralstabschef nach der Kolonie reist. Wenn man die Urtheile der Freunde Blancos liest, empfängt man den Eindruck, daß es dem Marschall thatsächlich schon in den nächsten Tagen gelingen werde, des Aufstandes Herr zu werden. Blancos Zaudertaktik wird von seinen Freunden so erklärt: der Marschall könne sich nicht darauf einlassen, mit seinen geringen Streitkräften die einzelnen Aufstandsbanden in ihren Schlupfwinkeln aufzusuchen, er müsse vielmehr trachten, sie durch unthätiges Verhalten dazu n n l. zu verleiten, sich in der Provinz Cavite anzusammeln, wo er sie Maschine aufznglcisen und mußte von dem Damme, an dessen dann mit einem einzigen Schlage vernichten könne. Wirklich be- Fuße die Maschine im Erdreiche festsaß, ein Stück abgraben und reite sich auch schon eine Art Sedan vor. Die Hauptmacht derbem schiefe Ebene Herstellen, auf welcher dann ein Stück in- Ausständischcn sei gegenwärtig in dem Kloster Jmus versammelt, terimistisches Gleis im Anschlusse an das BahnhofSgleiS einem festungsähnlichen Gebäude mit starken Mauern und Wall-.wurde. So wurde es erst möglich, der abgestürzten L-.. haben, weil sie das kleinere Uebel dem größeren vorzogen, den Kamps gegen ihn rücksichtslos aufnehmen werden, falls er die Schutzzollpolitik auf die Spitze treiben wird. An welche Elemente währungsgesunde Demokratie sich alsdann anlehnen wird, wieder zu Ansehen zu gelangen, ist schwer vorauszusagen, bildet vor der Hand seit dem Abfalle der Bryan-Demokraten einen gesunden Kern, einen Krystallisationspunkt, an welchen der Zeit diejenigen Nichtrepublikauer sich anschließen können, welche die Nothwendiakeit der Erhaltung einer starken Partei zur Abwehr republikanischer Ueberhebungen anerkennen und gleich zeitig die Irrlehren, welche auf dem Chicagoer Konvent zumAus- 4>rua gelangten, ernstlich verdammen. DaS spanische Kriegsschiff, das den General Polavieja und sein Glück nach den Philippinen trägt, durchfurcht bereits die blauen Fluthen des Mittelländischen Meeres, zwischen dem 5. und anderer Reformen, welche für daS türkische Verwaltungs- und Finanzsystem unerläßlich erscheinen, jetzt mit größerem Nachdruck fortgesetzt würden. Türkei. Die letzten Reden deS französischen Ministers des Auswärtigen, Hanotaux, und des englischen Premierministers, Lord Salisbury, haben den Eindruck bestärkt, daß bei den Groß mächten allseitig der ernste Wille herrscht, gemeinsam in Konstan tinopel auf die Einführung der nöthigen Reformen hinzuwirken. Die Rede Salisburys enthielt nichts mehr von den vorjährigen Drohungen desselben Ministers gegen den Sultan und gegen den Bestand der Türkei, sondern bekundete offen die Ohnmacht Eng lands, allein und gewaltsam gegen die Türkei vorzugehcn, und demgemäß den Anschluß Englands an die friedlichen Bemühungen der übrigen Mächte. Hat auch der Sultan neue Versprechungen gemacht, so wird doch Europa noch viel Geduld mit der türkischen Mißwirthschaft haben müssen. Reformen gehen im Orient den Schneckengang, und immer wieder kommen Nachrichten von neuen blutigen Unruhen in Kleinasien. Dennoch ist die Lage im Allge- ! meinen ruhiger geworden. Die Botschafter in Konstantinopel! haben ihre gemeinsamen Berathungen unterbrochen, der russische, i v. Nelidow, ist zur Berichterstattung nach Petersburg gereist, der ' österreichisch-ungarische auf Urlaub gegangen. Die Reise des! Herrn v. Nelidow nach Petersburg wird auf den Wunsch der l russischen Regierung zurückgeführt, neue Mittel und Wege zu < berathen, um den Druck aus den Sultan zu verstärken und die l Einführung von Reformen zu beschleunigen. Anderseits aber l wird auch behauptet, Herr v. Nelidow komme neben dem gegen- ! wärtigen Verweser deS auswärtigen Ministeriums, Schischkin, i als Nachfolger deS Fürsten Lobanow in der Leitung der aus- ! wärtigen Angelegenheiten in Betracht. Thatsächlich ist die Er- i nennung des Nachfolgers, die für die Zeit der inzwischen er folgten Rückkehr des Zaren nach Rußland in Aussicht zu stehen schien, bis jetzt noch nicht vollzogen. Im Zusammenhänge hiermit verdient erwähnt zu werden, daß der französische Botschafter in Petersburg, Graf Montebello, seinen Urlaub unterbrochen hat und von Paris auf seinen Posten zurückgereist ist. Angeblich l wäre es seine Aufgabe, auf die Besetzung des russischen > Ministeriums des Auswärtigen mit einer Persönlichkeit hinzu- wirlen, die den Franzosen genehmer wäre als der friedliche und ruhig urtheilende Schischkin oder der ausgezeichnete Kenner der orientalischen Frage v. Nelidow. Bulgarien. Tas Gericht iu Sofia hat dem Gesuch der Frau Stambulow um Aufhebung des Sequesters auf den Grund besitz ihres ermordeten Gatten stattgcgeben. An alle Bürgermeister ist der Befehl ergangen, auf Verlangen der Erben die nöthigen Papiere auszufolgen. Die Innungen Japans scheinen einen Zusammenhalt auS- zuüben und eine Macht zu besitzen, von der man sich in Europa kaum etwas träumen läßt. Ein japanischer Kaufmann ertheilte kürzlich einer englischen Firma eine Bestellung. Als die Waaren ankamen, weigerte sich die Firma einfach, sie anzunehmen oder dafür zu zahlen. Die englische Firma strengte darauf einen Prozeß vor den japanischen Gerichten an. Der japanische Kauf mann wurde natürlich zur Zahlung verurtheilt. Der Japaner wandte sich einfach an die Innung, der er angehörte, und legte dieser die Sache vor. Die Gilde stattete dem Vertreter der englischen Firma einen Besuch ab und erklärte ihm, daß seine Firma von ganz Japan geboykottet würde, wenn er auf der Vollstreckung des Urtheils beharre. Der englische Vertreter sah die Sache ein und zog lieber einen Vergleich vor, trotzdem sein Haus dadurch einen großen Schaden hatte. Ueber die nach der Präsidentschaftswahl im Verhältnisse der verschiedenen Parteien der Bereinigten Staaten von Nord amerika zu einander voraussichtlich eintretenden Aenderungen äußert sich die „New-Aorker Handelsztg." wie folgt: Es ist klar, daß nach der Erwählung Mc Kinleys und angesichts einer konservativen Kongreßmajorität nach vollzogener Entfernung der Demagogen- elemente aus der Regierung und aus dem Kongreß und nach Sicherung des Fortbestandes unserer Goldwährung die Gold- währungsdemokraten die Allianz mit den Republikanern aufgeben und ihre angestammten politischen Theorien gegen die Letzteren mit Entschiedenheit Vertheidigen werden. Vor Allem wird die demokratische Partei gegen McKinley auf dem Boden der Zollgesetz gebung seste Front machen, umsomehr, als der Kandidat Mc Kinley während der ganzen Wahlcampagne unentwegt die Nothwendigkeit der Schutzzölle parallel mit seinen Ausführungen über die Währungssrage zum stetigen Thema seiner Ansprachen gemacht hat. Darin tag unzweifelhaft cin hoher Grad von Ehrlichkeit und Muth. McKinley hat dadurch bewiesen, daß er selbst aus die Gefahr hin, daS Votum der Goldwährungsdemokraten von sich abzustoßen und dadurch die Chancen seiner Erwählung zu ver ringern, der unerschütterliche Anwalt republikanischer Theorien sein wollte, und man kann ihm, wenn er Präsident geworden sein wird und wenn ihm ein willfähriger Kongreß zur Verfügung steht, jedenfalls den Vorwurf nicht machen, daß er durch Wieder aufrichtung der alten Zollgesetze sein Wort gegen die Demokraten gebrochen habe. Trotzdem aber liegt es in der Natur der Sache, daß die fremden Elemente, welche ihn gegen Bryan unterstützt den Halt zu geben, dessen sie bedurfte, ehe an ein Heraufschaffen derselben zu denken war. Erst gestern war man mit diese» Vor arbeiten so weit, um die Aufgleisung zu bewirken. Eine von Freiberg nach Halsbrücke gesandte Lokomotive erwieS sich alS zu chwach, die gestürzte Kollegin aus dem Graben zu ziehen und ö mußte eine zweite Maschine mit in Aktion treten. Den ver einten Anstrengungen beider Lokomotiven glückte eS denn auch, die „Haydn" an armstarken Tauen und Ketten auS ihrer un angenehmen Lage zu befreien und nach beinahe fünftägiger Ab wesenheit tvicder ihrem Berufe zurückzugeben. Höhere Beamte der Staatsbnhnwerkstätten auS Chemnitz leiteten die Arbeiten, und heute Vormittag wurde die beschädigte Lokomotive zur Reparatur nach Chemnitz befördert. — Vor der 1. Strafkammer des hiesigen Landgerichts kam vorgestern eine Anklage wegen Glückspiels zur Verhandlung. Es wurden hierbei mehrere Roßweiner Einwohner, darunter der Restaurateur Eulitz, der Bäckermeister Nitzsche und der Ziegelei- besitzer Ullrich, zu Geldstrafen bis zu 400 M. bez. zu Gefängniß btk zu 4 Monaten verurtheilt. Einen authentischen Bericht über die Verhandlung zu geben, sind wir leider nicht in der Lage, doch wir glauben, unseren Lesern über diesen Fall die Aufklärung nickt vorenthalten zu sollen. Mit Ausnahme der Berichte über die Verhandlungen des Schwurgerichts erhielten wir bisher die kurze» Mittheilungen über die gefällten Urtheile von einem Bureau beamten der Staatsanwaltschaft, dem hierzu die Erlaubniß feiten» des Justizministeriums ertheilt worden war. Nun kommt eS zuweilen vor, daß ein Verurtheilter oder dessen Vertheidiaer unter Darlegung der besonderen Umstände an die Redaktion die Bitte richtet, über die Verurtheilung nicht öffentlich zu berichten, und wenn es irgend die Verhältnisse gestatten, d. y., wenn nickt gerade ein öffentliches Interesse in Frage kommt, wird die Bitte meist auch gewährt. Eine besondere Art, denselben Zweck z» er reichen, hat Herr Rechtsanwalt Hennicke in Roß wein. Er suchte, sobald er eine Vertheidigung hatte, einfach den Beamten, der unserer Redaktion die Urtheile über mittelte, auf, und — verbot ihm, über den ihn interesfirenden Fall zu berichten, wobei er ihm drohte, ihm durch Beschwerden, „und sollte er bis zum Landtag gehen", Unannehmlichkeiten zu bereiten. Und trotzdem weiß Herr Rechtsanwalt Hennicke recht gut, wie sebr cS oft einer Zeitung verargt wird, wenn sie über nehmer wurde dem Gesammtvorstande der Vorwurf der Eigen mächtigkeit gemacht, da erst mit den Aerzten und Vertretern zu verhandeln gewesen wäre, ehe weitere Schritte unternommen wurden. Nachdem jedoch nochmals darauf hingewiesen war, daß der Oberbehörde das ganze Material zur Untersuchung vorgelegt sei und eine möglichst noch in diesem Jahre einzuberufende außerordentliche Generalversammlung dann das letzte Wort sprechen solle, ließ es die Versammlung auf Vorschlag deS Herrn vr. Dreschke und des Herrn Stadtrath Eberhard hierbei bewenden. Für die einzuberufende außerordentliche Generalversammlung wurde der Antrag eingebracht, daß in die Tagesordnung derselben der Punkt „Statutenänderung" mit ausgenommen würde. — Nunmehr wurde in die Tagesordnung eingetreten. Der erste Punkt derselben betraf Vornahme von Neuwahlen für den Vor stand Die Arbeitgeber wählten die Herren Klempnermeister Witt und Maler Hahn, während von den Arbeitnehmern die Herren Pfeifer, Beck, Glomba und Schubert gewählt wurden. Zum graoe» zweiten Punkte, betreffend die Beschlußfassung über Verbesserung Stück in- der Krankenkontrolle, gelangte folgender Antrag zur einstimmigen >iS angelegt Annahme: Die Krankenkontrolle soll eine freiwillige sein. Den 'Lokomotive! sich hierzu meldenden Mitgliedern werden möglichst nur solche
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