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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189609043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960904
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-04
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.09.1896
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<7« 206. Freibergev Anzeiger «nd Tageblatt. Seite S. 189« (Nachdruck verboten.) l52. Fortsetzung.) Er athmet tief auf und klopft dann dem andern beruhigend Gebäude marine struktioi bei der und der angehör nach Ar höriger Widerle Antwvr berei früh gehe brin Nack Wir Rest macl Ma auf hab« L< oestehc des V die E^ treter gegen zieren vorha durch zu de, Stäm daß e lich sc und v n Band Orter gefäh Leihe; lebe! Der Gefül gegen Gegn nach daß - auch erlitt Außc nur Staa frem Mon Nen« die i seines Bleibens nicht lange sein wird. Ja wahrhaftig, der Juni ist da, ehe man sich dessen versieht, ist es möglich, daß zwei Jahre seit dem Tage vergangen sind, an welchem Wellkamp zum ersten Mal Zeuge der Degenhardtschen Familienfreudcn wurde? Wie lebhaft dieser Tag der jungen Frau gegenwärtig ist. „Heute ist Dein Verlobungstag!" sagt Herr v. Degenhardt kurz darauf mit wehleidiger Miene und weil er kein Freund von wehmüthigen Erinnerungen ist, fährt er gleich nachher zum Städtchen, was er übrigens fast täglich zu thnn pflegt, um die Erinnerung mit einem Frühstück zu feiern. Die überreiche Pension, welche seine Tochter für sich und ihr Kind zahlt, setzt ihn in den Stand, seinen Neigungen hierin nach Belieben die Zügel schießen zu lassen, was sich übrigens auch an seiner Gesichtsfarbe und den verschwimmendeu Augen bemerkbar macht. (Fortsetzung folgt.) Moderne Menschen. Roman von A. von Kliukowström. Feuernn war, Vic in Folg hatten i um Illi Begrün Verpflic letzten t üblichen Dragon ans. 6 Lie an »ach tü den Ka Kon zösische Etabliss Botscha geflüchtc von M und ru in Top jedoch i stören, theilt d ließen <' mit 11^ Bank h den Ar wurde. Phi Salonn großer Provia ür In 10000 Dei bisher ist übei nesisch wollen von ei daher i bulgar die „I Abthei Theil! nicht g jedoch Regier Vcrhä' des A Corps größer festge. Himmel ab. Zu derselben Stunde wie seit Jahren klappern die Knechte auf auf Holzschuhen, im schmutzigen Schafpelz faul am Fenster der Wohnstube vorüber, um auf dem vernachlässigten Hof das ruppige verkümmerte Vieh zu tränken; ja selbst dieser Anstrich von Ver wahrlosung und Verkommenheit, der hier Allem anhastet, berührt die junge Frau wohlthuend als das spezifisch Heimathliche, Lieb vertraute. Es ist ihr oft, als sei sie gar nicht fort gewesen, als habe sie Alles, was ihr in den letzten anderthalb Jahren begegnet ist, nnr geträunit. Nur daß das heiße, unruhige Sehnen nach dem Leben und nach Veränderung in ihr erloschen ist und daß sie wie ein kranker Vogel, der vor der Winterkälte im alten Nest Schutz sucht, sich am liebsten hrer für immer unterducken und nichts mehr von der Welt sehen möchte; nur daß im Augenblick der herrische etwas kreischende Ton sich nicht hören läßt, mit dem der Vater sonst Alles zur Beschaffung seiner Bequemlichkeit in Athen: zu erhalten pflegte, und die sanfte etwas blecherne Stimme der ewig gehetzten, sorgeubcladenen und doch so unendlich guten Mutter verstummt ist. Aber ein anderes Stimmchcn tönt durch die Stille, ein lustig krähendes, energisch mahnendes L-timmchen und bringt es ihr zum Bewußtsein, daß der Traum Wirklickkeit gewesen ist und ihr trotz Damit schiebt sich die dürftige Gestalt des Graukopfs zur Thür hinaus. „Närrischer Kerl!" denkt der Znrückbleibende und bereut es bereits, ihn so hart angesahren zu haben. „Auf der einen Seite ist der Alte so ehrenhaft und auf der andern, — na ich habe doch wahrhaftig gar kein Recht, ihm einen Vorwnrf zu machen." Er sieht nach der Uhr nnd überlegt, daß es wohl schicklich sei, sich vor seiner Abreise von Dea zu verabschieden; wie er aber in die Nähe ihres Hauses kommt, sieht er den mit Gepäckstücken aller Art beladenen Wellkamp'schen Wagen noch vor der Thür stehen und gleich darauf an sich vorüber in der Richtung des Centralbahnhofs davonfahren. Dea sitzt allein mit ihrem Kinde und der Wärterin in der Droschke. Sie hat ihre Sehnsucht nach der Einsamkeit und Stille von Lippowo nicht länger bemeistern können, und eilt daher ihrem Vater voran, der seinerseits gar keine Eile hat, heimzukchren und mit Vergnügen den Vorwand der Vcrheirathung seiner älteren Tochter benutzt, um noch etwas „in der Welt", w:e er meint, zu bleiben. Wie die junge Wittwa zum ersten Mal wieder das Dach des zerfallenen, winterlich verschneiten alten Herrenhauses über sich hat, stößt sie einen Seufzer der Erleichterung aus, und es kommt ein Gefühl des Beschütztseins über sie. Die riesigen, altmodischen Kachelöfen fast zum Zerspringen überheizt, strömen behagliche Wärme aus, und die verlotterte Dienerschaft, froh, wieder eine Herrschaft im Hause zu haben, beeifert sich, der jungen heimge kehrten Herrin die einfachen Lieblingsspeisen und Leckereien zu bereiten, die sie sich in früheren Zeiten so oft heimlich verschafft hat. Es ist Alles so wie sonst. Die verschossenen Teppiche weisen noch genau die nämlichen Flecken und Löcher auf wie da mals, als die ungeduldigen Füße des leichtherzigen Mädchens darüber hinliefen; die englische Uhr im Eßzimmer hat den schnar renden heiseren Ton nicht verlernt, mit dem sie auszuholen Pflegte, um die Stunden anzuzeigen, die dem unruhigen, jungen Menschen kinds so lang wurden, nnd im Garten heben sich die krüppeligen Zweige der bemoosten Obstbäume just wie immer, schwarz und knorrig, wie ein drohender Protest vom blassen nordischen Winter- Der neueste Vorschlag zur Feier des Zarenbesuchs in Frank reich geht dahin, die Place des Ternes umzutaufen in Place des Tsars und darauf ein Standbild des russisch-französischen Bündnisses zu errichten. Zugleich Plaudert der Sozialistenhäupt ling Jaures aus, wer denn eigentlich der Kern dieses geheimniß vollen Bündnisses sei, indem er erzählt, Zar Alexander II l. habe ., „ , , „ . , während der Kronstädter Feste einem französischen Deputirten, Ausnahmen, dazu verurtheilt sind, als Kapläne zu sterben. Da nun Gefängniß geworfen worden, weil er im Namen der Franzosen regiere und weil seine Offiziere nur die Herrschaft der Königin anerkennen wollen. Inzwischen schieben die Hovas die Schuld der Unsicherheit auf der ganzen Insel dem Umstande zu, daß ihnen die Waffen abgenommen worden sind, während man den in ihren Augen als Wegelagerer geltenden andern Stämmen ihre Waffen gelassen hat. Es wird jedoch trotzdem der ursprüngliche Plan der französischen Regierung, eine einheimische Miliz zu gründen, weiter ausgeführt. Unter den Betsimiraraka sind bereits sechs Compagnien aus Werbungen hervorgegangener Truppen ge bildet, und sie sollen nach der nöthigsten Ausbildung sofort zum Schutze der Militärstraße abgehen. An französischen Truppen sind aber in der Provinz Jmerina immer noch etwa 10000 Mann vorhanden, sie bestehen aus weißen Mannschaften und aus algerischen, senegalischen und Haussa-Schützen. Trotz aller Beschwichtigungsreden des Herrn CanovaS Hel Castillo nimmt die Lage auf den Philippinen ein immer bedroh licheres Gepräge an, der Aufstand breitet sich aus, die Spanier sind offenbar aus der Rolle der Angrcifenden in die der An gegriffenen, sich nur mühsam Verthcidigenden gedrängt. Einer amtlichen Meldung aus Manila zu Folge wurden in der Nacht auf Dienstag in einigen Städten der Provinz Cavite durch einen Angriff auf die Gendarmerie Unruhen hervorgerufen, der Kapitän der Gendarmerie getödtet und mehrere Mann verwundet. Was aber «och schlimmer ist, die Bedrohung der Hauptstadt Manila durch die Aufständischen dauert fort. Wie Marschall Blanco gestern Nacht nach Madrid gedrahtet hat, ist ihm die vertrauliche Nachricht zugegangen, daß die Aufständischen, nach seiner Angabe durchwegs Eingeborene, einen neuerlichen Angriff aus Manila beabsichtigen. In der augenblicklich in Folge des Feldzuges auf Mindanao nur von wenigen Truppen vertheidigten Stadt hat sich in aller Eile ein Bataillon spanischer Freiwilligen gebildet, da aber auch diese Truppenmacht nicht ausreicht, hat der Gcneralgouverneur vier Schiffe nach Mindanao gesandt, um von dort 4000 Mann nach Manila zu holen. Wie gefährdet die Hauptstadt, in der Hunderte von Verhaftungen vorgenommen worden sind, augenblicklich ist, verräth die aus Hongkong ge meldete Thatsache, daß der britische Konsul in Manila drahtlich von Hongkong Unterstützung erbeten hat, worauf das Kanonen boot „Redpole" nach Manila abgesandt wurde. Der eigentliche Zweck des Aufstandes ist, dank der Wortkargheit der spanischen Berichterstattung, noch immer nicht klar zu erkennen und es muß vorerst noch abgewartet werden, ob es sich diesmal »meine förm liche Loßreißungsbewegung oder wieder nur um einen der her kömmlichen Kämpfe zwischen der Partei der Weltgeistlichen und der von der spanischen Regierung begönnerten der Mönche handelt. Professor Blumentritt inLeitmeritz, einer der genauesten Kenner der Philippinen, neigt der zweiten Auffassung zu. Wie er in der „Boh." darlegt, gewinnt die den Mönchen feindliche Partei immer größern Anhang. Der größte Theil der philippinischen Pfarreien ist nämlich indenHänden der Dominikaner, Augustiner und Franziskaner, während die Weltgeistlichen, mit verschwindend geringen Mäßigkeit zu kommen und auf seinen Wink hin und her fliegen zu müssen wie in früheren Zeiten. Aber zu ihren: Erstauuen bemerkt sie, daß sie ein Gegenstand )er höchsten Achtung für ihn geworden ist und er die größte Rück ächt ihr gegenüber beobachtet. Ja sie erlebt es, daß er des Enkcl- töchterchens wegen das sonnigste und beste Zimmer des Hauses, welches er bisher bewohnte, aufgiebt und auch den kleinen Spiel platz hinter dem Hause, auf welchem Dea und Rudolf als Kinder chre Sand- und Holzbauten aufzuführen pflegten, die dann von Käthe stets mit so großer Geringschätzung kritisirt wurden, neu Herrichten läßt. Wie der Frühling, der späte nordische ärmliche Frühling dann anbricht, schickt sie den Kinderwagen mit der Kleinen oft hierher an dieses geschützte warme Plätzchen und starrt mit verschränkten Händen gedankenverloren in den verwahrlosten Garten, der sich alle Mühe giebt, mit spärlichem Grün die Verwilderung zu über tünchen, in der er sich befindet. Zwischen den ausgefrorenen Rasenstücken unter den Obstbäumen schießen mattfarbene Leber blümchen und verkümmerte Anemonen hervor, dann welken auch diese wieder, rasch wie sie gekommen, um dem Drängen des Sommers nachzngeben, der mit gelben Butterblumen und leuchtender Kresse so schnell er kann den Garten bedeckt, als wisse er, daß entwickeln. Die „N. Fr. Pr." bringt über die Politik des verstorbenen russischen Kanzlers Lobanow aus der Feder eines seiner Be kannten, der ihn als Epikuräer und Skeptiker bezeichnet, folgendes Urtheil: Lobanows Gemüth zog es keineswegs zu den Deutschen und auch uicht zu ihrem großen Staatsmanne. Aus dem Arsenal des Geist- und Kunstlebens an der Seine vielmehr holte er sich seine Klingen. Der französisch-russischen Allianz aber, wie sie tn Paris vou verzückten Schwätzern in allem Ucberschwang gepredigt wird, stand Fürst Lobanow als Skeptiker gegenüber. Doch meinte er, die Chance, einen Allürten zu haben, dem man sich durch keine allzu inhaltsreichen Verträge zn verpflichten brauche und den man doch auf den ersten Ruf zur Verfügung habe, sei zu glänzend, als daß man sie von sich weisen solle. Das große Problem „Illirt on aUianoo?" hat die Geschicklichkeit des Fürsten Lobanow in der Weise zn lösen verstanden, daß Rußland mit Frankreich flirtet und allianztümelt, während Frankreich sich an den Wagen Rußlands kettet. Rußland steht heute in einem klaffen den Gegensätze nur zu einem einzigen Staate in Europa. Das ist England. Fürst Lobanow hegte die Ueberzeugung, dieser An- tagonismus sei ein natürlicher, und es könnte ungesund sein, solch eine die Kräfte Rußlands in Asien anspornende Widersacherschaft aus der Welt zu schaffen. Politische Phasen, die er, wenn auch nicht creirt, so doch gefördert hat, sind: die übermächtige Stellung Rußlands am Bosporus, der präpondcrirende russische Einfluß in Sofia und Belgrad, die Gönnerschaft gegenüber China, das sehnliche Verlangen jeder einzelnen der Dreibundmächte, zu Ruß land gut zu stehen. Fürst Lol< hat das Erbe, das ihm sein Vorgänger nicht ganz schulden- und einwandsfre: hinterlassen, vortrefflich verwaltet. Ueber die Wirren in der Türkei liegen heute nachstehende Drahtmeldungen vor: Konstantinopel, 1. September. (Verspätet eingetroffen.) Nach Angabe des Polizeiministeriums befinden sich noch ungefähr 200 revolutionäre Armencer in Konstantinopel. Sowohl gestern als vorgestern sind außerordentliche militärische Maßnahmen ge troffen worden, da der Polizei weitere Angriffe auf öffentliche Vereinfachung durch Zusammenlegen aller oder mehrerer Zweig der Versicherung kann zur Zeit noch nicht befriedigend gelö werden. So wünschenswerth die Zusammenlegung im Grund satz auch sein mag, so sind doch die Schwierigkeiten und Weiterungen, die einer solchen Maßnahme noch entgcgcnstehen, schon deshalb sehr erheblich, weil die Meinungen über den hier bei einzuschlagenden Weg noch völlig auseinandergehen. Die ganze Angelegenheit erscheint im gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht spruchreif. Bis zu ihrer endgiltigen Erledigung können die Aenderungen des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes, die sich in der Praxis als dringlich erwiesen haben, nicht hinaus geschoben werden; um aber das Jnemandergreifen der ver schiedenen Zweige der Arbeiterversicherung schon im jetzigen Stadium möglichst zu fördern, sieht der Entwurf in mehreren Punkten eine noch nähere Verbindung der Jnvaliditäts- und Altersversicherung mit der Unfallversicherung und der Kranken versicherung, wie sie schon gegenwärtig besteht, vor und er weitert damit die Grundlage, auf der im Fall einer umfassenden Revision der Arbeiterversicherung möglicherweise wird weiter ge baut werden können. allem Furchtbaren einen unversieglichen Quell des Glücks zurück gelassen hat. Um die Weihnachtszeit kehrt auch Herr v. Degenhardt heim und Dea macht sich darauf gefaßt, aufs Neue unter seine Bot- auf die Schulter. „Na, na! Ich will Sie ja nicht unglücklich machen. Aber was zum Henker fällt Ihnen denn ein, mit diesen Eröffnungen gerade zu mir zu kommen. Jeder andere hätte es doch auch gethan. Sie machen mich doch geradezu zu Ihrem Mitschuldigen. Wissen Sie nicht, daß mir das kolossal unangenehm ist? Ganz kolossal! Ich bin geradezu wüthend auf Sie." „Ja!" sagt Diller, den Kopf schuldbewußt senkend. „Das sehe ich wohl ein. Aber Sie haben doch solch ein gutes Herz und deshalb kam ich auch gerade zu Ihnen." „Ach was! Gutes Herz! Pfeif ich d'rauf. Ich habe Sie furchtbar überschätzt. — Mich auch." — Dies letzte kommt knar rend und widerwillig heraus. — „Machen Sie jetzt nur, daß Sie fortkommen, sonst reut mich mein Versvrechen noch." Diller steht gehorsam auf und geht demüthig nach der Thür. „Brauchen Sie Geld?" ruft ihm Bärenburg noch nach. „Warten Sie doch!" Und er greift nach seiner Börse. „Nein, ich danke herzlichst. Ich brauche nichts. Ich ver diene schon so viel, um existiren zu können, und mehr ist nicht nöthig." einem der eifrigsten Nationalisten (Flourens?) erklärt: „Sagen Sie Ihren Freunden, mein Herr, daß jede Verständigung zwischen Frankreich und Rußland zur Grundlage haben muß den Statusquo — den Statusquo!" (den jetzigen Stand der Dinge). Der Statusquo aber gründet sich selbstverständlich auf den Frankfurter Frieden, man könnte also dem obigen Vorschlag folgerichtig den weitern hinzufügen, als Krönung des geplanten Denkmals einen Friedensengel zu wählen und am Sockel in leuchtenden Buchstaben die Inschrift anzubringen: „Friede von Frankfurt, 10. Mai 1871." Der französische Pvstdampfer „Amazone" hat wieder Nach richten aus Madagaskar gebracht, aus denen hervorgeht, daß die Lage dort recht heikel, wenn auch nicht gefährlich ist, und daß andererseits die Opposition der französischen Ansiedler und Beamtei: gegen den Generalgonverneur Laroche an Heftigkeit zunimmt. Die Sicherheit in Madagaskar hat seit einigen Monaten weiter abgenommen, denn unter den Wegelagerern finden sich jetzt auch zahlreiche Hovas, während früher alle Räubergeschichten den Fahavalos in die Schuhe geschoben wurden. Das hat sich bei den wiederholten Angriffen herausgestellt, denen der Oberst Conard mit 150 Mann Truppen auf seinem Marsche von Majunga nach Tananarivo ausgesetzt war und die einigen Soldaten das Leben , kosteten. Aber noch deutlicher trat die Stimmung der Hovas ' auf den: Landstriche zu Tage, der Nossibee gegenüber liegt. Ein < Hova-Gouverneur ist dort von seinen eigenen Offizieren ins i : jene Mönchsorden ihre Novizen nur aus Spanien nehmen, ! während die Weltgeistlichen Eingeborene sind, so hat der Haß dSr Weltgeistlichkeit den Anstrich auch einer nationalen Abneigung gewonnen, der durch das herausfordernde Benehmen der euro päischen Beamten gesteigert wurde. Bereits im Jahre 1878 wurden der Domherr Burgos und zwei eingeborene Priester hingerichtet, weil man sie als die Urheber des Aufstandes eines eingeborenen Regiments betrachtete. Die Verwaltungsmißbräuche die in Cuba so viel böses Blut erregten, sind auch auf den Philippinen zu finden, statt aber sie durch eine Revolution zu beseitigen, schlugen die Philippiner den gesetzlichen Weg ein und verlangten die Vertretung des Archipels im spanischen Parlament. Ihre Bestrebungen fanden im Mutterlande zwar Widerhall, Liberale, Republikaner und Freimaurer sprachen im Parlamente für sie und versprachen, wenn sie ans Ruder kämen, ihre Wünsche zu erfüllen. Wenn aber die liberale Partei ans Ruder kam, dann wurden die Assimilisten (so heißen die Philippiner, welche die Vertretung der Kolonie in den Kortes fordern) schmählich enttäuscht; die Minister versprachen, die „Frage" zu „studiren",. ehe ihr „Studium" aber zu Ende war, waren sie gestürzt, und die Philippiner hatten das Nachsehen. Ihr Organ „La Solidaridad" ging schließlich ein, da Niemand in Spanien es las und die Philippiner selbst der nutzlosen Schreiberei müde wurden. Das einzige Ergebniß war, daß die europäischen Spanier nicht mehr von den Eingeborenen als „Affen", „Anthropoiden" sprachen. Desto mehr wurde aber von den Anhängern des gegenwärtigen Zustandes gegen die Assimilisten gehetzt und insbesondere der Verdacht gegen sie rege gemacht, sie wollten die Philippinen den Japanern in die Hände spielen (früher sagte man, die Weltgeist- lichkcit und die Freimaurer wollten den Archipel an Bismarck verrathen). Diese Hetzereien hatten viele administrative Ver schickungen zur Folge, was wiederum eine Massenflucht von her vorragenden Eingeborenen nach Hongkong und Japan nach sich zog. Mancherlei Anzeichen deuten jedoch darauf hin, daß die gegenwärtige Bewegung ihre Ziele weiter gesteckt hat nnd die völlige Abschüttelung der spanischen Herrschaft, die in Wahrheit ein Joch ist, bezweckt. Vielleicht würden heute noch Zugeständnisse an die Assimilisten genügen, die Gefahr zu bannen, allein von dein Kabinett Canovas, das sich nicht zu Reformen für Cuba entschließen kann, ist auch für die Philippinen nichts zu erwarten, und so dürfte sich denn in raschem Gange das „ostasiatische Cuba" Der Landrath des Kreises Stuhm in Westpreußen, von Schmeling, hat den Zorn der polnischen Presse gegen sich wach gerufen, weil er in einer sehr energischen Verfügung den Ver suchen der Polen entgegentritt, bei behördlichen Verhandlungen ihre Kenntniß der deutschen Sprache zu verleugnen, obwohl sie das Deutsche genügend beherrschen, um der Verhandlung zu folgen und sich auch verständlich ausdrücken zu können. Der Landrath macht es den angestellten Beamten und Behörden zur Pflicht, bei allen amtlichen Verhandlungen die Anwendung der polnischen Sprache grundsätzlich auszuschließen, und höchstens ausnahmsweise in einzelnen Fällen, wo nach gewissenhafter Fest stellung der Verhältnisse eine ausreichende Verständigung in deutscher Sprache nicht möglich ist, die Anwendung der polnischen Sprache zuzulassen. Zum Schluß heißt es: „Daß bei den Ge meindeversammlungen und Sitzungen der Gemeindevertreter aus schließlich deutsch gesprochen wird, betrachte ich für so selbstver ständlich, daß es überflüssig ist, noch besonders darauf zurückzu kommen." Hoffentlich finden diese Grundsätze überall gleichmäßige und beharrliche Anwendung. Bis jetzt ist das leider nicht bei allen Behörden geschehen. In Holland und Belgien bestehen seit längerer Zeit sozial demokratische Lehrervereine; der belgische ist ziemlich bedeutend und wird von den sozialdemokratischen Führern ganz besonders gepflegt und beschirmt. Diese Vereine haben jetzt Auf rufe erlassen, um auch in den anderen Kulturstaaten zur Bildung sozialistischer Lehrervereine anznregen. In Deutschland werden sie damit kein Glück haben; abgesehen davon, daß de: Staat derartige Bildungen nicht dulden würde, ist auch in der deutschen Lehrerschaft nicht der geringste Boden für derartiges Unkraut vorhanden. Unser Lehrerstand, der sich den praktischen Blick offen gehalten, ist für das Liebesgirren der Sozialdemokratie nicht zu haben, wenn sie sich auch noch so sehr für die Lehrer ins Zeug legt. Er kennt zu genau seine Pappenheimer, und so wird aus dem Traum der holländischen und belgischen Lehrer, 1900 in Paris einen internationalen sozialdemokratischen Lehrcr- bund zu stiften, sicherlich nichts werden. Auf deutsche Lehrer wenigstens können die belgischen und holländischen Jngend-Ver- sührer unter keinen Umständen rechnen; es sei denn, daß Herr Kunert, der Besieger Alexander Meyers bei der Reichstaqswahl in Halle, und noch zwei andere Lehrer a. D., die jetzt in Sozial mus machen, nach Paris eilen. Es erregt in Wien Aufsehen, daß der erkrankte Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich, an dessen Stelle als Thronfolger sein Bruder Erzherzog Otto bereits eingerückt war, von seiner Kärnthner Besitzung Lölling während des Besuches des Zaren paares nach Wien gekommen ist. Es scheint nun beabsichtigt, dem Erzherzog Franz Ferdinand aufs Neue eine Stellung in der Armee und bei Hofe zu geben, da das klerikale „Vaterland" heute schreibt, der Kaiser werde ihm wieder eine Stellung anweisen, und die Vorsehung möge ihn beschirmen, damit er diese Stellung mit voller Gesundheit einzunehmen im Stande sei.
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